Beastly, Deutsche Ausgabe
Kyle ist ein scheußliches Biest, das nachts durch New York streift. Aber Kyle war mal anders: gutaussehender und reicher. Aber er war auch arrogant und so wurde er zur Strafe verflucht und in ein Monstrum verwandelt. Es gibt nur eine...
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Produktinformationen zu „Beastly, Deutsche Ausgabe “
Kyle ist ein scheußliches Biest, das nachts durch New York streift. Aber Kyle war mal anders: gutaussehender und reicher. Aber er war auch arrogant und so wurde er zur Strafe verflucht und in ein Monstrum verwandelt. Es gibt nur eine Möglichkeit für ihn, befreit zu werden: Er muss die wahre Liebe finden.
Klappentext zu „Beastly, Deutsche Ausgabe “
Kyle Kingsbury ist eine Bestie, die nachts durch New York streift - ein hässliches Monstrum. Doch Kyle war nicht immer so. Er war mal ein Junge, mit dem jeder andere gerne getauscht hätte, ein gutaussehender, reicher und bei vielen Mädchen beliebter Kerl. Doch er war auch arrogant, eingebildet und überheblich. Zur Strafe wurde er dazu verflucht, dieses grässliche Biest zu sein - jetzt kann nur noch die Liebe diesen Fluch brechen. "Ich bin eine Bestie. Eine Bestie. Kein Wolf
oder Bär, kein Gorilla oder Hund, sondern eine entsetzliche Kreatur mit aufrechtem Gang - ein Wesen mit Reißzähnen und Klauen. Aus jeder Pore sprießen mir Haare. Ich bin ein Monster. Du glaubst wohl, ich erzähle Märchen? Falsch. Ich lebe in
New York. In der Gegenwart. Ich bin keine Missbildung, bin nicht krank. Aber ich werde für immer so bleiben - bin ruiniert - es sei denn ..."
Lese-Probe zu „Beastly, Deutsche Ausgabe “
Beastly von Alex FlinnTEIL 1 - Der Prinz und die Hexe
Ich merkte, dass mich alle anschauten, aber das war ich gewohnt. Mein Vater hatte es mir schon früh eingeschärft: immer so tun, als würde einen alles kaltlassen. Wenn man etwas Besonderes war, so wie wir, merkten das die Leute eben. Es war der letzte Monat vor dem Ende der 9. Klasse. Der Vertretungslehrer verteilte gerade die Stimmzettel für den Frühlingsball, was ich normalerweise für Schwachsinn gehalten hätte.
»Hey, Kyle, da steht dein Name.« Mein Freund Trey schnippte mir gegen den Arm.
»Was du nicht sagst.« Als ich mich zu Trey umwandte, schaute das Mädchen neben ihm - Anna, oder war es Hannah? - schnell weg. Haha. Sie hatte mich angestarrt. Ich schaute mir den Stimmzettel genauer an. Darauf stand mein Name. Ich, Kyle Kingsbury, war nicht nur als Ballprinz der 9. Klasse nominiert - ich würde auch ganz sicher gewinnen.
Mit meinem Aussehen und der Kohle meines Dads konnte sowieso keiner mithalten.
Der Vertretungslehrer war neu. Und Tuttle war die Art von Schule, die Kurse in Mandarin-Chinesisch anbot und wo es in der Cafeteria eine Salatbar gab, d. h. eine Schule, die nur Kids stinkreicher New Yorker besuchten.
Vielleicht nahm er deshalb irrtümlicherweise an, dass wir ihn nicht fertigmachen würden wie der Abschaum in den staatlichen Schulen. Da hatte er sich aber gewaltig getäuscht. Da der Lehrer gerade nichts erzählte, was in irgendeiner Prüfung auftauchen könnte, suchten wir nach einer Möglichkeit, wie wir das Lesen und Ausfüllen des Stimmzettels auf die ganze Stunde ausdehnen konnten. Zumindest die meisten von uns beschäftigten sich damit. Die übrigen schrieben sich gegenseitig SMS. Ich beobachtete die, die ihren Stimmzettel ausfüllten und dabei zu mir herüberschielten. Ich lächelte. Jemand anders hätte vielleicht zu Boden geschaut und
... mehr
schüchtern und bescheiden getan, so als würde er sich schämen, dass sein Name dort stand - aber es war sinnlos, das Offensichtliche zu leugnen.
»Mein Name steht auch darauf.« Trey schnippte mir wieder gegen den Arm.
»Hey, Mann, pass bloß auf!« Ich rieb meinen Arm.
»Pass doch selber auf. Du hast dieses dämliche Grinsen
im Gesicht, als hättest du schon gewonnen, und jetzt gibst du auch noch den Paparazzi die Gelegenheit, dich zu knipsen.«
»Na und?« Ich grinste noch breiter, um ihn zu ärgern, und winkte hoheitsvoll, als wäre ich auf einer Parade. Genau in dem Moment klickte eine Handy-Kamera, wie um das noch zu unterstreichen.
»Jemandem wie dir sollte man das Existenzrecht entziehen «, sagte Trey.
»Na, vielen Dank.« Ich spielte mit dem Gedanken,
Trey zu wählen, nur um nett zu sein. Trey war witzig, aber vom Aussehen her nicht gerade der Renner. Seine Familie war auch nichts Besonderes - sein Vater war Arzt oder so. Vielleicht würden sie das Endergebnis in der Schülerzeitung bringen, und dann wäre es ziemlich peinlich für Trey, wenn er Letzter wäre oder überhaupt keine Stimmen bekommen hätte. Andererseits wäre es cool, wenn ich zwei- oder dreimal so viele Stimmen bekäme wie die Person auf dem zweiten Platz. Und außerdem betete mich Trey an. Ein wahrer Freund würde wollen, dass ich haushoch gewinne. Da ist noch etwas, was Dad immer sagt: »Sei kein Trottel, Kyle. Tu nichts aus Freundschaft oder Liebe. Denn hinterher wirst du jedes Mal feststellen, dass der einzige Mensch, der dich wirklich liebt, du selbst bist.« Ich war sieben oder acht, als er das zum ersten Mal zu mir sagte, und ich fragte: »Und du, Dad?«
»Was?«
»Du liebst ...« Mich. »Uns. Unsere Familie.« Er sah mich lange an, bevor er antwortete: »Das ist
etwas anderes, Kyle.« Ich fragte ihn nie wieder, ob er mich liebt. Ich wusste, dass das, was er zuerst gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Ich faltete meinen Stimmzettel zusammen, damit Trey nicht sehen konnte, dass ich für mich selbst gestimmt hatte. Natürlich wusste ich, dass auch er sich selbst gewählt hatte, aber das war etwas anderes. Dann erklang hinten im Raum eine Stimme.
»Das ist ja widerlich.« Alle drehten sich um.
»Vielleicht hat jemand einen Popel unter den Tisch geklebt«, flüsterte Trey.
»Du vielleicht?«, sagte ich.
»Ich hab damit aufgehört.«
»Widerlich«, wiederholte die Stimme. Ich hörte auf, mit Trey zu quatschen, und schaute in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Es war dieser Gothic-Freak in der letzten Reihe, ein dickes Mädchen, das diese typisch weiten und schwarzen Klamotten anhatte, die man normalerweise nur von Hexen oder Terroristen kannte (wir haben in Tuttle keine Schuluniformen, die Eltern wären sauer, wenn sie keine Dolce & Gabbana- Klamotten kaufen könnten). Sie hatte grüne Haare - offensichtlich ein Hilfeschrei. Das Seltsame daran war, dass sie mir nie zuvor aufgefallen war. Die meisten Leute hier kannte ich schon mein ganzes Leben lang. Der neue Lehrer war dämlich genug, sie nicht zu ignorieren. »Was ist widerlich, Miss ... Miss ...«
»Hilferty«, sagte sie. »Kendra Hilferty.«
»Kendra, stimmt etwas nicht mit deinem Pult?«
»Etwas stimmt nicht mit der Welt.« Sie hielt inne, als wollte sie eine Rede halten. »Irgendetwas stimmt ganz und gar nicht, wenn man im 21. Jahrhundert angelangt ist und diese Art von elitärer Travestie noch immer fortgesetzt wird.« Sie hielt ihren Stimmzettel in die Höhe. Einige kicherten.
»Das ist der Stimmzettel für den Neuntklässler-Ball«, erklärte Trey. »Der Ballprinz wird gewählt.«
»Eben«, sagte das Mädchen. »Wer sind diese Leute? Warum sollte man sie wie Prinzen behandeln? Wegen ... was? Die Leute auf diesem Stimmzettel wurden aus einem einzigen Grund ausgewählt - wegen ihrer äußerlichen Schönheit.« »Hört sich für mich nach einem guten Grund an«, sagte ich nicht gerade leise zu Trey. Ich stand auf. »Das ist doch totaler Quatsch. Alle haben abgestimmt, und das ist das Ergebnis. Ein vollkommen demokratischer Prozess.« Um mich herum schossen einige Daumen in die Höhe, einige sagten: Genau, Mann - allen voran Anna oder Hannah. Aber mir fiel auf, dass viele, vor allem die Hässlichen, still waren. Das Mädchen machte ein paar Schritte auf mich zu.
»Es sind Schafe, die der Herde folgen. Sie wählen die sogenannten beliebten Leute, weil es einfach ist. Oberflächliche Schönheit: Blonde Haare, blaue Augen« - sie schaute mich an - »das sieht man schon von Weitem. Aber wenn jemand tapferer, stärker, klüger ist, dann ist das nicht so einfach zu erkennen.« Sie nervte mich, also fiel ich über sie her. »Wenn man so klug ist, warum überlegt man sich dann nicht, wie man besser aussehen könnte? Du kannst abnehmen, eine Schönheitsoperation durchführen lassen, du kannst dir sogar das Gesicht runderneuern oder die Zähne bleichen lassen.« Ich betonte das du in dem Satz, damit sie wusste, dass ich es wirklich persönlich meinte und nicht nur so allgemein. »Mein Vater ist der Typ, der im Fernsehen die Nachrichten vorliest. Er ist der Meinung, dass einem der Anblick von hässlichen Menschen erspart bleiben sollte.« »Findest du das auch?« Sie zog eine ihrer dunklen Augenbrauen hoch. »Glaubst du, dass wir uns alle ändern sollten, um so zu sein, wie du uns haben willst, Kyle Kingsbury?«
Als sie meinen Namen sagte, erschrak ich. Ich war
mir sicher, dass ich sie nie zuvor gesehen hatte. Aber natürlich kannte sie mich. Jeder kannte mich. Wahrscheinlich war sie einfach nur jämmerlich in mich verknallt.
»Ja«, sagte ich. »Ja, das glaube ich. Das weiß ich.«
Sie kam auf mich zu. Ihre Augen waren hellgrün, und ihre Nase war lang und wie ein Haken nach unten gekrümmt. »Dann hoffst du mal besser, dass du niemals hässlich wirst, Kyle. Dein Inneres, das, worauf es am meisten ankommt, ist hässlich. Ich gehe jede Wette ein, dass du, wenn du je dein gutes Aussehen verlierst, nicht klug oder stark genug sein wirst, es zurückzuerlangen. Du bist eine Bestie, Kyle Kingsbury.« Bestie. Das Wort stammte aus einer anderen Zeit, aus einer anderen Welt. Es erinnerte mich an Märchen, und ich spürte ein seltsames Kribbeln in mir, als hätten ihre Augen die Haare auf meinem Arm in Brand gesetzt. Ich ignorierte das Gefühl, wischte es fort.
2
Bestie.
»Diese Goth-Tussi ist echt abgefahren«, sagte ich zu Trey, als wir uns für den Sportunterricht umzogen.
»Ja, die hat dich echt zum Ausflippen gebracht.« »Ich sehe schon seit zehn Jahren dein hässliches Gesicht - so schnell bringt mich nichts zum Ausflippen.«
»Oh, okay, also bist du nicht deshalb so biestig, seit wir aus Englisch raus sind?«
»Nein.« Aber es stimmte. Als dieses Mädchen gesagt hatte, dass ich besser niemals hässlich werden würde, als sie mich dieses letzte Mal angeschaut hatte, da war es mir vorgekommen, als wüsste sie alles über mich. Selbst so Sachen, dass ich damals geheult hatte, als Mom uns verließ, weil ich dachte, ich würde sie nie wiedersehen (was mehr oder weniger zutraf ). Aber das war Blödsinn. Sie wusste überhaupt nichts.
»Wie auch immer«, sagte Trey.
»Okay, es war erschreckend«, stimmte ich zu. »Erschreckend, dass solche Leute überhaupt existieren.«
»Und auf diese angeblich noble Schule gehen und sie für uns übrige verderben.«
»Ja, jemand sollte etwas dagegen unternehmen.«
Das glaubte ich wirklich. Ich hatte versucht, so zu tun, als wäre es nichts Besonderes, zum Prinzen gewählt zu werden usw., aber irgendwie war es das doch. Eigentlich sollte das ein guter Tag werden, aber diese Hexe musste ihn ja ruinieren. So bezeichnete ich sie insgeheim: als Hexe. Normalerweise hätte ich sie mit einem anderen Wort bedacht, einem härteren Schimpfwort als Hexe. Aber irgendetwas an diesem Mädchen, die Art wie sie mich angeschaut hatte mit ihren verrückten grünen Augen, wie ich sie nie zuvor gesehen hatte, brachte mich dazu, Hexe zu denken. Ja, Hexe war die perfekte Beschreibung. Später in der Turnhalle sah ich die Hexe wieder. Wir liefen Runden in der Halle, aber sie nicht. Sie hatte sich nicht umgezogen, sondern trug nach wie vor die schwarzen, wallenden Kleider. Sie saß unter dem Oberlicht. Der Himmel über ihr war dunkel. Es würde regnen.
»Jemand sollte ihr eine Lektion erteilen.« Ich erinnerte mich an ihre Worte: Dein Inneres, das, worauf es am meisten ankommt, ist hässlich ... du bist eine Bestie. Was für ein absoluter Schwachsinn. »Sie ist auch nicht anders als alle anderen. Wenn sie mit uns herumhängen könnte, dann würde sie das tun. Jeder würde das.« Und einen Augenblick später wusste ich, was ich tun würde. Ich rannte etwas schneller. Wir mussten fünf Runden in der Halle laufen, und normalerweise legte ich ein gemütliches Tempo vor, denn wenn man fertig war, gab einem der Coach eine neue Aufgabe. Dass ich Sport überhaupt belegen musste, obwohl ich in zwei Schulmannschaften spielte, war absoluter Quatsch. Aber ich wusste, dass der Coach das Gleiche dachte, deshalb konnte ich mich normalerweise drücken. Wenn man dem Coach den richtigen respektvollen Blick zuwarf, kam man damit durch - die Art Blick, die ihn an die Höhe der Schecks erinnerte, die Dad für die Spendensammlung des Leichtathletikvereins als Wiedergutmachung für meine Schwänzerei ausgestellt hatte. Obwohl ich langsam lief, war ich eine halbe Runde vor der nächstschnelleren Person fertig und ging dann quer durch die Halle zu der Bank, auf der die Hexe saß und auf etwas hinunterschaute, das in ihrem Schoß lag.
»Kingsbury!«, brüllte der Coach. »Wenn du fertig bist, kannst du die Basketbälle herausholen.« Ich sagte: »Alles klar, Coach.« Ich machte mich auf den Weg, als hätte ich das tatsächlich vor, dann zuckte ich zusammen. »Oh, ich habe einen Krampf, ich muss mich dehnen. Kann ich ein paar Stretch-Übungen machen? Ich will mich nicht verletzen.«
© 2010 für die deutsche Ausgabe Baumhaus Verlag GmbH, Köln
Die englischsprachige Originalausgabe erschien 2007 mit dem Titel »Beastly« bei HarperTeen, einem Imprint von HarperCollins Publishers, New York
www.harperteen.com
© 2007 by Alex Flinn
All rights reserved under the Pan-American and International Copyright Conventions
ISBN 978-3-8339-3844-3
»Mein Name steht auch darauf.« Trey schnippte mir wieder gegen den Arm.
»Hey, Mann, pass bloß auf!« Ich rieb meinen Arm.
»Pass doch selber auf. Du hast dieses dämliche Grinsen
im Gesicht, als hättest du schon gewonnen, und jetzt gibst du auch noch den Paparazzi die Gelegenheit, dich zu knipsen.«
»Na und?« Ich grinste noch breiter, um ihn zu ärgern, und winkte hoheitsvoll, als wäre ich auf einer Parade. Genau in dem Moment klickte eine Handy-Kamera, wie um das noch zu unterstreichen.
»Jemandem wie dir sollte man das Existenzrecht entziehen «, sagte Trey.
»Na, vielen Dank.« Ich spielte mit dem Gedanken,
Trey zu wählen, nur um nett zu sein. Trey war witzig, aber vom Aussehen her nicht gerade der Renner. Seine Familie war auch nichts Besonderes - sein Vater war Arzt oder so. Vielleicht würden sie das Endergebnis in der Schülerzeitung bringen, und dann wäre es ziemlich peinlich für Trey, wenn er Letzter wäre oder überhaupt keine Stimmen bekommen hätte. Andererseits wäre es cool, wenn ich zwei- oder dreimal so viele Stimmen bekäme wie die Person auf dem zweiten Platz. Und außerdem betete mich Trey an. Ein wahrer Freund würde wollen, dass ich haushoch gewinne. Da ist noch etwas, was Dad immer sagt: »Sei kein Trottel, Kyle. Tu nichts aus Freundschaft oder Liebe. Denn hinterher wirst du jedes Mal feststellen, dass der einzige Mensch, der dich wirklich liebt, du selbst bist.« Ich war sieben oder acht, als er das zum ersten Mal zu mir sagte, und ich fragte: »Und du, Dad?«
»Was?«
»Du liebst ...« Mich. »Uns. Unsere Familie.« Er sah mich lange an, bevor er antwortete: »Das ist
etwas anderes, Kyle.« Ich fragte ihn nie wieder, ob er mich liebt. Ich wusste, dass das, was er zuerst gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Ich faltete meinen Stimmzettel zusammen, damit Trey nicht sehen konnte, dass ich für mich selbst gestimmt hatte. Natürlich wusste ich, dass auch er sich selbst gewählt hatte, aber das war etwas anderes. Dann erklang hinten im Raum eine Stimme.
»Das ist ja widerlich.« Alle drehten sich um.
»Vielleicht hat jemand einen Popel unter den Tisch geklebt«, flüsterte Trey.
»Du vielleicht?«, sagte ich.
»Ich hab damit aufgehört.«
»Widerlich«, wiederholte die Stimme. Ich hörte auf, mit Trey zu quatschen, und schaute in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Es war dieser Gothic-Freak in der letzten Reihe, ein dickes Mädchen, das diese typisch weiten und schwarzen Klamotten anhatte, die man normalerweise nur von Hexen oder Terroristen kannte (wir haben in Tuttle keine Schuluniformen, die Eltern wären sauer, wenn sie keine Dolce & Gabbana- Klamotten kaufen könnten). Sie hatte grüne Haare - offensichtlich ein Hilfeschrei. Das Seltsame daran war, dass sie mir nie zuvor aufgefallen war. Die meisten Leute hier kannte ich schon mein ganzes Leben lang. Der neue Lehrer war dämlich genug, sie nicht zu ignorieren. »Was ist widerlich, Miss ... Miss ...«
»Hilferty«, sagte sie. »Kendra Hilferty.«
»Kendra, stimmt etwas nicht mit deinem Pult?«
»Etwas stimmt nicht mit der Welt.« Sie hielt inne, als wollte sie eine Rede halten. »Irgendetwas stimmt ganz und gar nicht, wenn man im 21. Jahrhundert angelangt ist und diese Art von elitärer Travestie noch immer fortgesetzt wird.« Sie hielt ihren Stimmzettel in die Höhe. Einige kicherten.
»Das ist der Stimmzettel für den Neuntklässler-Ball«, erklärte Trey. »Der Ballprinz wird gewählt.«
»Eben«, sagte das Mädchen. »Wer sind diese Leute? Warum sollte man sie wie Prinzen behandeln? Wegen ... was? Die Leute auf diesem Stimmzettel wurden aus einem einzigen Grund ausgewählt - wegen ihrer äußerlichen Schönheit.« »Hört sich für mich nach einem guten Grund an«, sagte ich nicht gerade leise zu Trey. Ich stand auf. »Das ist doch totaler Quatsch. Alle haben abgestimmt, und das ist das Ergebnis. Ein vollkommen demokratischer Prozess.« Um mich herum schossen einige Daumen in die Höhe, einige sagten: Genau, Mann - allen voran Anna oder Hannah. Aber mir fiel auf, dass viele, vor allem die Hässlichen, still waren. Das Mädchen machte ein paar Schritte auf mich zu.
»Es sind Schafe, die der Herde folgen. Sie wählen die sogenannten beliebten Leute, weil es einfach ist. Oberflächliche Schönheit: Blonde Haare, blaue Augen« - sie schaute mich an - »das sieht man schon von Weitem. Aber wenn jemand tapferer, stärker, klüger ist, dann ist das nicht so einfach zu erkennen.« Sie nervte mich, also fiel ich über sie her. »Wenn man so klug ist, warum überlegt man sich dann nicht, wie man besser aussehen könnte? Du kannst abnehmen, eine Schönheitsoperation durchführen lassen, du kannst dir sogar das Gesicht runderneuern oder die Zähne bleichen lassen.« Ich betonte das du in dem Satz, damit sie wusste, dass ich es wirklich persönlich meinte und nicht nur so allgemein. »Mein Vater ist der Typ, der im Fernsehen die Nachrichten vorliest. Er ist der Meinung, dass einem der Anblick von hässlichen Menschen erspart bleiben sollte.« »Findest du das auch?« Sie zog eine ihrer dunklen Augenbrauen hoch. »Glaubst du, dass wir uns alle ändern sollten, um so zu sein, wie du uns haben willst, Kyle Kingsbury?«
Als sie meinen Namen sagte, erschrak ich. Ich war
mir sicher, dass ich sie nie zuvor gesehen hatte. Aber natürlich kannte sie mich. Jeder kannte mich. Wahrscheinlich war sie einfach nur jämmerlich in mich verknallt.
»Ja«, sagte ich. »Ja, das glaube ich. Das weiß ich.«
Sie kam auf mich zu. Ihre Augen waren hellgrün, und ihre Nase war lang und wie ein Haken nach unten gekrümmt. »Dann hoffst du mal besser, dass du niemals hässlich wirst, Kyle. Dein Inneres, das, worauf es am meisten ankommt, ist hässlich. Ich gehe jede Wette ein, dass du, wenn du je dein gutes Aussehen verlierst, nicht klug oder stark genug sein wirst, es zurückzuerlangen. Du bist eine Bestie, Kyle Kingsbury.« Bestie. Das Wort stammte aus einer anderen Zeit, aus einer anderen Welt. Es erinnerte mich an Märchen, und ich spürte ein seltsames Kribbeln in mir, als hätten ihre Augen die Haare auf meinem Arm in Brand gesetzt. Ich ignorierte das Gefühl, wischte es fort.
2
Bestie.
»Diese Goth-Tussi ist echt abgefahren«, sagte ich zu Trey, als wir uns für den Sportunterricht umzogen.
»Ja, die hat dich echt zum Ausflippen gebracht.« »Ich sehe schon seit zehn Jahren dein hässliches Gesicht - so schnell bringt mich nichts zum Ausflippen.«
»Oh, okay, also bist du nicht deshalb so biestig, seit wir aus Englisch raus sind?«
»Nein.« Aber es stimmte. Als dieses Mädchen gesagt hatte, dass ich besser niemals hässlich werden würde, als sie mich dieses letzte Mal angeschaut hatte, da war es mir vorgekommen, als wüsste sie alles über mich. Selbst so Sachen, dass ich damals geheult hatte, als Mom uns verließ, weil ich dachte, ich würde sie nie wiedersehen (was mehr oder weniger zutraf ). Aber das war Blödsinn. Sie wusste überhaupt nichts.
»Wie auch immer«, sagte Trey.
»Okay, es war erschreckend«, stimmte ich zu. »Erschreckend, dass solche Leute überhaupt existieren.«
»Und auf diese angeblich noble Schule gehen und sie für uns übrige verderben.«
»Ja, jemand sollte etwas dagegen unternehmen.«
Das glaubte ich wirklich. Ich hatte versucht, so zu tun, als wäre es nichts Besonderes, zum Prinzen gewählt zu werden usw., aber irgendwie war es das doch. Eigentlich sollte das ein guter Tag werden, aber diese Hexe musste ihn ja ruinieren. So bezeichnete ich sie insgeheim: als Hexe. Normalerweise hätte ich sie mit einem anderen Wort bedacht, einem härteren Schimpfwort als Hexe. Aber irgendetwas an diesem Mädchen, die Art wie sie mich angeschaut hatte mit ihren verrückten grünen Augen, wie ich sie nie zuvor gesehen hatte, brachte mich dazu, Hexe zu denken. Ja, Hexe war die perfekte Beschreibung. Später in der Turnhalle sah ich die Hexe wieder. Wir liefen Runden in der Halle, aber sie nicht. Sie hatte sich nicht umgezogen, sondern trug nach wie vor die schwarzen, wallenden Kleider. Sie saß unter dem Oberlicht. Der Himmel über ihr war dunkel. Es würde regnen.
»Jemand sollte ihr eine Lektion erteilen.« Ich erinnerte mich an ihre Worte: Dein Inneres, das, worauf es am meisten ankommt, ist hässlich ... du bist eine Bestie. Was für ein absoluter Schwachsinn. »Sie ist auch nicht anders als alle anderen. Wenn sie mit uns herumhängen könnte, dann würde sie das tun. Jeder würde das.« Und einen Augenblick später wusste ich, was ich tun würde. Ich rannte etwas schneller. Wir mussten fünf Runden in der Halle laufen, und normalerweise legte ich ein gemütliches Tempo vor, denn wenn man fertig war, gab einem der Coach eine neue Aufgabe. Dass ich Sport überhaupt belegen musste, obwohl ich in zwei Schulmannschaften spielte, war absoluter Quatsch. Aber ich wusste, dass der Coach das Gleiche dachte, deshalb konnte ich mich normalerweise drücken. Wenn man dem Coach den richtigen respektvollen Blick zuwarf, kam man damit durch - die Art Blick, die ihn an die Höhe der Schecks erinnerte, die Dad für die Spendensammlung des Leichtathletikvereins als Wiedergutmachung für meine Schwänzerei ausgestellt hatte. Obwohl ich langsam lief, war ich eine halbe Runde vor der nächstschnelleren Person fertig und ging dann quer durch die Halle zu der Bank, auf der die Hexe saß und auf etwas hinunterschaute, das in ihrem Schoß lag.
»Kingsbury!«, brüllte der Coach. »Wenn du fertig bist, kannst du die Basketbälle herausholen.« Ich sagte: »Alles klar, Coach.« Ich machte mich auf den Weg, als hätte ich das tatsächlich vor, dann zuckte ich zusammen. »Oh, ich habe einen Krampf, ich muss mich dehnen. Kann ich ein paar Stretch-Übungen machen? Ich will mich nicht verletzen.«
© 2010 für die deutsche Ausgabe Baumhaus Verlag GmbH, Köln
Die englischsprachige Originalausgabe erschien 2007 mit dem Titel »Beastly« bei HarperTeen, einem Imprint von HarperCollins Publishers, New York
www.harperteen.com
© 2007 by Alex Flinn
All rights reserved under the Pan-American and International Copyright Conventions
ISBN 978-3-8339-3844-3
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Autoren-Porträt von Alex Flinn
Sonja Häußler, geb. 1971 in Marbach am Neckar, arbeitete nach dem Studium der Angewandten Sprachwissenschaft (Englisch und Italienisch) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim zunächst im Bereich Journalismus, bevor sie sich ihrer Leidenschaft, den Büchern, zuwandte. Heute übersetzt sie Kinder- und Jugendliteratur sowie Bildbände und Reiseführer.
Bibliographische Angaben
- Autor: Alex Flinn
- Altersempfehlung: 12 - 15 Jahre
- 2010, 333 Seiten, Maße: 13 x 20,4 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Häußler, Sonja
- Übersetzer: Sonja Häußler
- Verlag: Baumhaus Medien
- ISBN-10: 3833938447
- ISBN-13: 9783833938443
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