"Besessen" und "In Liebe gefangen"
Ein gefährlicher Stalker und ein geheimnisvoller Fremder. Lisa Jackson zieht wieder alle Register, um Sie mit spannendem Lesestoff zu versorgen.
Besessen: Jeder Schritt, den Kaylie alleine macht, wird zum...
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Ein gefährlicher Stalker und ein geheimnisvoller Fremder. Lisa Jackson zieht wieder alle Register, um Sie mit spannendem Lesestoff zu versorgen.
Besessen: Jeder Schritt, den Kaylie alleine macht, wird zum Horror. Denn sie wird von einem wahnsinnigen Stalker verfolgt. Sie flüchtet sich in die Arme des attraktiven Don, bei dem sie sich beschützt fühlt und der sie nicht mehr aus den Augen lässt. Kaylie und Don heiraten, doch schon bald zerbricht ihre Liebe an Dons obsessivem Verhalten. Sieben Jahre später wird Kaylie wieder bedroht. Doch sie weiß nicht, was gefährlicher ist: der Stalker oder ihr Ex-Mann Don, der ganz in ihrer Nähe ist.
In Liebe gefangen: Ist der Mann, den Chelsea auf einer Karibikinsel aufspürt, wirklich Devlin McVey? Zwar nennt er sich jetzt Mitch Russell, hat einen Bart, trägt andere Kleidung. Aber in seiner Nähe fühlt Chelsea dasselbe Verlangen wie damals, dieselbe Wut, dieselbe Unsicherheit. Sie will endlich herausfinden, welches Spiel er spielt! Und es gibt für sie nur einen Weg - die Nacht der Wahrheit.
"Nichts ist wie es scheint und mit jeder Seite steigt die Spannung."
Romantic Times Book Review
Besessen von Lisa Jackson
PROLOG
In der Krankenanstalt Whispering Hills schaukelte der Patient auf seinem Stuhl langsam vor und zurück. Seine tief liegenden, fahlblauen Augen starrten blicklos auf den Fernseher, und obwohl er nicht sprach, bewegten sich seine Lippen unentwegt, als wolle er der Frau auf dem Bildschirm etwas sagen. Die Frau war eine der beiden Talkmaster der Vormittagsshow „West Coast Morning".
Sie hieß Kaylie, und der Patient hatte sogar ein Bild von ihr. Nur noch das eine, das sie nicht entdeckt hatten, war ihm geblieben. Mittlerweile war es alt und ziemlich zerknickt, dennoch betrachtete er es jeden Abend und stellte sich vor, die Frau sei bei ihm in seinem Bett, hier in der Anstalt.
Sie war wunderschön. Ihr langes blondes Haar umrahmte in schimmernden Locken ihr Gesicht, und ihre Augen waren blaugrün wie das Meer. Ein einziges Mal hatte er die Frau gesehen, sie berührt und ihren zitternden Körper gespürt.
Bei dieser Erinnerung sog er tief die Luft ein und konnte fast ihr Parfüm riechen.
„Nein! Nein, nein!", schrie der Patient auf und hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu. „Nein!"
„Ganz ruhig, schon verstanden. Reg dich doch nicht so auf." Rick drehte den Ton rasch wieder aus. „Lee, du solltest dich ein bisschen beherrschen. Entspann dich!"
„Kein Lärm!", brachte der Mann mühsam hervor, und Rick seufzte auf, während er die schmutzige Bettwäsche abzog.
„Ja, ja, ich weiß, kein Lärm. Wie Jeden Tag zu dieser Zeit. Das verstehe ich einfach nicht. Den ganzen Tag über geht es dir bestens, nur vormittags während dieser Show regst du dich so schnell auf. Vielleicht solltest du dir mal ein anderes Programm ansehen."
Doch der Mann hörte ihm nicht zu. Er sah wieder auf den Bildschirm, auf dem Kaylie gerade in die Kamera lächelte. Seine Kaylie.
Sie tat es nur für ihn.
Plötzlich standen ihm Tränen in den Augen, als er sie betrachtete. Für ihn waren ihre stummen Lippenbewegungen eine Liebeserklärung. Es dauert nicht mehr lange, sagte er sich und rieb wieder mit dem Daumen über das Foto in seiner Tasche.
Warte auf mich. Bald werde ich zu dir kommen. Bald.
1. KAPITEL
„Wer ist dort?", fragte Don Flannery barsch und umklammerte den Telefonhörer.
„Ted." Die Stimme war kaum zu hören und heiser. Don konnte nicht einmal erkennen, ob sie einem Mann oder einer Frau gehörte.
„Okay, Ted. Was gibt's?" Dons Lippen waren mit einem Mal wie taub. Seit Teds erstem Anruf gestern kämpfte er ständig gegen eine beinahe übermächtige Angst an.
„Es geht um Kaylie. Sie ist in Gefahr", sagte die Stimme.
O nein, bloß nicht Kaylie! Schreckliche Erinnerungen überfluteten Don. „Wieso?"
„Das sagte ich bereits. Lee Johnston wird bald entlassen werden."
Don konnte nur mit Mühe ruhig weitersprechen. „Ich war in der Anstalt. Dort spricht niemand davon, dass er entlassen werden soll." Dr. Anthony Henshaw, der behandelnde Arzt von Johnston, hatte sich nur wenig über seinen Patienten geäußert. Er hatte lediglich auf seine Schweigepflicht hingewiesen und dass er die Ausgeglichenheit seines Patienten nicht gefährden wolle. Obendrein hatte er Don noch darauf hingewiesen, dass er nicht mehr Kaylies Ehemann sei und deshalb kein Recht habe, sich einzumischen. Nur weil Don die größte Sicherheitsfirma der gesamten Westküste gehöre, hätte er nicht das Recht, Unruhe in die Anstalt zu bringen oder hinter einem der Patienten herzuschnüffeln. Anscheinend hatte dieser Arzt vergessen, was Johnston Kaylie hatte antun wollen.
Der Mann hatte Kaylie fast umgebracht, und nun musste Don sich anhören, er schnüffele hinter diesem Wahnsinnigen her. Es war eine Frechheit.
Mit ruhiger kühler Stimme hatte Dr. Henshaw ihm mitgeteilt, dass Johnston ständig bewacht werde und Don sich keine Sorgen zu machen brauche. Obwohl Lee ein Musterpatient sei, rechne Henshaw nicht damit, dass er in nächster Zeit entlassen werde. Dann sagte er noch, er schätze, Johnston würde für absehbare Zeit dort bleiben.
In Dons Ohren klang das alles etwas zu vage und keineswegs beruhigend.
Jetzt ging Don zwischen dem Fenster und dem Schreibtisch auf und ab, wobei er das Telefonkabel bis zum Äußersten dehnte. Er fühlte sich genauso hilflos wie damals vor sieben Jahren, als Johnston versucht hatte, Kaylie zu ermorden.
„Weshalb sollte ich Ihnen glauben?", fragte er den Anrufer, und Ted ließ sich Zeit mit einer Antwort.
Schweigend wartete Don.
„Weil ich mir Sorgen mache", sagte die heisere Stimme schließlich. Dann war die Leitung tot.
„Mistkerl!" Don knallte den Hörer auf die Gabel und spulte das Tonband, auf dem er den Anruf aufgezeichnet hatte, zurück.
Verblüfft fing der Schäferhund, der unter Dons Tisch lag, an zu bellen. Er fletschte leicht die Zähne und stellte die Nackenhaare auf.
„Reg dich ab, Franklin", befahl Don ihm, obwohl ihm selbst auf der Stirn der kalte Schweiß ausbrach.
Plötzlich wurde die Bürotür aufgerissen, und Brad Hastings, Dons Stellvertreter, kam herein. Unter dem Arm hielt er eine Zeitung. „Ich habe die Polizei angerufen", sagte er gereizt. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt, und seine Nasenflügel bebten. Brad war nur wenig größer als eins siebzig, doch sehr muskulös. Früher war er Boxer gewesen, und vom ersten Tag der Firma an war er bei Dons Sicherheitsdienst. Auf Hastings war stets Verlass. „Über Johnston gibt es nichts Neues. Er ist in der Anstalt in Verwahrung, genau wie Henshaw dir gesagt hat. Und der Doktor scheint sich auszukennen, Johnston ist seit fünf Jahren sein Patient", berichtete er.
Und in diesen fünf Jahren hatte Henshaw Don kein einziges Wort über seinen Patienten gesagt. Ungefähr jedes halbe Jahr hatte Don sich erkundigt, und jedes Mal war ihm nur mitgeteilt worden, Johnston sei immer noch Patient von Henshaw.
Als Dr. Loyola noch in Whispering Hills arbeitete, waren die Dinge anders gewesen. Loyola hatte Verständnis für das Grauen, das sein Patient verbreitet hatte, und er hatte Don darüber informiert, ob Johnston Anzeichen der Besserung zeigte oder nicht. Doch Dr. Loyola arbeitete schon lange nicht mehr in Whispering Hills, und von den Leuten, die jetzt dort tätig waren, sah niemand Lee Johnston als eine Gefahr an.
Das Tonband war zu Ende. Don spulte es erneut zurück und machte eine Kopie von der Aufnahme.
Hastings kratzte sich den Hinterkopf. „In Whispering Hills gibt es keinen Ted. Auch nicht als Freund oder als Familienangehöriger eines Patienten."
„Hast du alle Angestellten der Anstalt überprüft? Die Köche, die Kellner in der Cafeteria, die Krankenschwestern, Gärtner?"
„Keiner von ihnen heißt Theodore oder Ted. Der letzte Ted, der dort angestellt war, ist vor zweieinhalb Jahren von dort weggegangen. Jetzt lebt er in Mississippi und hat keine Ahnung mehr, was in Whispering Hills vor sich geht. Ich habe selbst mit ihm gesprochen."
Don fühlte sich hilflos wie ein Mann, der sich verzweifelt an ein Seil klammert, das langsam reißt.
„Und was ist mit einer Frau? Vielleicht heißt eine der Frauen Teddie?", sagte Don nachdenklich, „oder Theresa, Thea oder sonst wie?"
„Du denkst, dass ...", Hastings deutete ungläubig auf das Tonband, ,,... das eine Frau ist?"
„Ich kann es nicht genau sagen, aber der Anrufer wollte auf jeden Fall die Stimme verstellen." Wieder fühlte er diese kalte Angst. Und wenn der Anrufer Johnston selbst war? Hatte er womöglich Zugang zu einem Telefon und einem Telefonbuch? Vielleicht kam er sogar auf die Idee, Kaylie direkt beim Sender anzurufen.
Don nahm den Hörer wieder ab und wählte die Nummer des Fernsehsenders, bei dem Kaylie arbeitete. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf dem Tisch, bis die Empfangsdame abhob und ihm mitteilte, dass Kaylie schon gegangen sei. Er unterdrückte einen Fluch, legte auf und rief in Ka,ylies Apartment an. Der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Don wartete nicht, um Kaylie eine Nachricht aufs Band zu sprechen, sondern knallte ratlos den Hörer auf. Reiß dich zusammen, sagte er sich innerlich, doch die Furcht konnte er nicht unterdrücken.
Wieso hat sie sich auf meine Nachrichten hin nicht gemeldet?, fragte er sich verzweifelt. Vielleicht war alles schon zu spät.
„Sieh mal, sicher ist alles vollkommen in Ordnung", beruhigte Hastings ihn, als könne er die Gedanken seines Chefs lesen. „Wenn nicht, dann hättest du es bereits erfahren. Außerdem war sie heute
Vormittag in der Sendung, und du weißt selbst, dass Johnston noch in der Anstalt ist."
„Bisher noch."
In Liebe gefangen von Lisa Jackson
1. KAPITEL
Ich glaube, ich habe den Mann gefunden."
Chelsea Reed hielt mitten in der Bewegung inne und blickte hoch. Auf dem Verkaufstisch lag Schmuck zur Inventur ausgebreitet. „Devlin?", fragte sie und blickte den kleinen Mann mit dem gewöhnlichen Gesicht und den schmalen Augen an. „Er lebt?"
Ned Jenkins trommelte mit seinen Wurstfingern auf dem Ladentisch und lächelte zufrieden. Er war einer der besten Privatdetektive in der Gegend von San Francisco Bay. Chelsea hatte ihn vor drei Monaten beauftragt, Devlin McVey ausfindig zu machen. Doch hier, umgeben von Seidenkleidern, Glitzerschals und Designer-Handtaschen in der Boutique, wirkte Jenkins völlig fehl am Platz.
„Darauf möchte ich wetten", sagte er selbstbewusst.
„Wo steckt er?"
Jenkins schnaubte. „In der Karibik. Sieht so aus, als wollte er untertauchen, und zwar gründlich."
„In der Karibik ..." Chelseas Kehle war plötzlich trocken, sie schluckte und hielt sich am Ladentisch fest. Devlin hatte sich also einfach aus dem Staub gemacht und sie mit ihrem Kummer alleingelassen.
Erinnerungen, schöne wie auch schmerzhafte, verschwammen vor ihren Augen. Ihr Herz begann mit einem Mal heftiger zu pochen. Flüchtig sah sie sich in den drei Durchgangszimmern des alten, umgebauten Reihenhauses um. Ein paar Kundinnen stöberten träge in den Auslagen, und Melissa, die Verkäuferin, stand im Schaufenster und befestigte einen leuchtend pinkfarbenen Gürtel an der schmalen Taille einer Schaufensterpuppe.
„Melissa, kannst du für ein paar Minuten die Stellung halten?", fragte Chelsea. Sie konnte an nichts anderes mehr denken als daran, dass Devlin McVey lebte. Er würde ihr eine Menge Fragen beantworten müssen.
„Mach ich", sagte Melissa mit Stecknadeln zwischen den Lippen.
„Sally kommt gleich zurück, und um vier Uhr erwarte ich Carrie. Wenn du mich brauchst, ich bin in der Küche." Ihre Knie wurden weich, schließlich hatte sie über ein Jahr auf diesen Tag gewartet.
„Alles klar", sagte Melissa und winkte ihr beruhigend zu. Chelsea drehte sich zu dem kleinen Detektiv um. „Kommen Sie, im Hinterzimmer sind wir ungestört."
Er zuckte mit den Schultern. „Wie Sie wollen."
Er folgte ihr durch eine Tür hinter dem Tresen einen kleinen Flur entlang bis zur Küche des alten Hauses. Chelsea schenkte ihm und sich eine Tasse lauwarmen Kaffee ein und forderte ihn auf, sich an den zerkratzten Küchentisch zu setzen.
„Gut", sagte sie, als sie endlich ihre Stimme wiedergefunden hatte. „Fangen wir von vorn an. Wo genau steckt er?"
„Auf einer wenig bekannten Insel namens Paradis. Glauben Sie mir, kein Mensch kennt sie."
Chelsea umklammerte ihre Kaffeetasse. „Und Sie haben ihn gesehen - Sie sind sicher, dass er Devlin ist?"
Statt einer Antwort öffnete er seinen abgeschabten Aktenkoffer, nahm einen braunen Umschlag heraus und warf den Inhalt auf den Tisch. Es waren mehrere Schnappschüsse und ein großes Farbfoto. „Wenn mich nicht alles täuscht, handelt es sich bei diesem Mann um McVey."
Chelsea griff nach dem Foto. Mit klopfendem Herzen betrachtete sie den auf verwegene Weise gut aussehenden Mann mit sonnengebräunter Haut, ausgeprägten Wangenknochen und widerspenstigem schwarzen Haar, das auf den Kragen seiner Jeansjacke stieß. Seine Augen waren hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen, ein dunkler Bart bedeckte die untere Gesichtshälfte. Er zog eine Grimasse und wirkte hart und abgebrüht. „Ich weiß nicht", sagte Chelsea leise und stellte sich Devlin vor, wie er damals auf sie gewirkt hatte - dunkel und sinnlich, mit einer Spur von Härte und Gefährlichkeit. Möglicherweise war er der Mann auf dem Foto, andererseits ...
„Natürlich hat er sein Äußeres verändert. Das tut man für gewöhnlich, wenn man untertauchen will", bemerkte Jenkins, lehnte sich vor und warf ihr ein weiteres Foto zu, das Devlin ein halbes Jahr vor dem Unfall zeigte. „Betrachten Sie seine Wangenknochen - nun? Und wie sein Haar sich nicht ganz in der Mitte scheitelt? Und seine Nase ..." Er deutete auf das große Foto, dann auf den kleineren Schnappschuss. „Vergleichen Sie die Nase. Sie sind identisch. Sieht so aus, als hätte er sich irgendwann mal das Nasenbein gebrochen, vielleicht sogar öfter."
„Ja, mehrmals", bestätigte Chelsea. Auch sie erkannte die Ähnlichkeit der Person auf den beiden Bildern. Nur mit Mühe konnte sie die Ruhe bewahren. Auch wenn dieser Mann wirklich Devlin war, blieben noch viele Fragen offen. Eine ganze Weile betrachtete sie die Fotos. Ja, es konnte sich um Devlin handeln, doch sicher war sie nicht. „Wenn ich doch seine Augen sehen könnte ..."
„Ja." Jenkins schnaubte verächtlich, als wäre es noch keinem seiner Opfer gelungen, ihn zu überlisten. „Die Brille hat er nur einmal in einem Cafe abgesetzt, und da war es zu dunkel zum Fotografieren."
„Welche Farbe?"
„Wie bitte?" Jenkins zog die rotbraunen Brauen hoch.
„Seine Augen - welche Farbe hatten sie?"
„Ach so. Blau - sehr blau, stechend geradezu", antwortete der Detektiv abschätzig. „Irgendwie unheimlich, wie er einen anschaut. Das Erste, was an ihm auffällt, sind seine Augen."
„Ja", bestätigte sie in Gedanken an Devlins durchdringenden Blick. „Haben Sie mit ihm gesprochen?"
Jenkins schüttelte den Kopf. „Nein. Ich wollte nicht auffallen." Als müsste er sich verteidigen, sah er Chelsea an. „Sie sagten doch, ich sollte ihn nur finden, aber nicht konfrontieren."
„Stimmt", beruhigte sie ihn. „Aber ich will alles über diesen Mann wissen."
„Mitch Russell. So nennt er sich." Mit nachdenklichem Gesicht nahm Jenkins einen Schluck aus seiner Tasse. „Ich habe mich ein wenig umgehört und konnte erfahren, dass er angeblich aus Chicago stammt. Auch so einer von diesen frustrierten Amerikanern, die ein schönes Leben in einem Tropenparadies suchen. Das ist wirklich verrückt, wenn Sie mich fragen. Wie kommt ein Mensch auf den Gedanken, den Vereinigten Staaten den Rücken kehren zu wollen?"
Gute Frage, dachte Chelsea, sagte jedoch nichts. Ein solcher Mensch hatte sicherlich etwas zu verbergen. Ihr Herz krampfte sich zusammen. „Erzählen Sie von ... Wie heißt diese Insel? Paradise?"
„Paradis. Das ist französisch. Die Insel liegt etwa dreißig Meilen südwestlich von St. Jean in der Karibik. Man erreicht sie nur per Boot oder Wasserflugzeug." Er winkte ungeduldig ab. „Früher gab es dort einen kleinen Flugplatz, doch der ist total zugewachsen und unbrauchbar geworden."
Mit schmalen Augen betrachtete sie das Foto noch einmal, und je länger sie es ansah, desto sicherer war sie, dass Jenkins recht hatte. Der Mann auf dem Bild war Devlin. Sie hatte ihn endlich gefunden. Bei der Vorstellung, ihm gegenüberzustehen, musste sie lächeln. Was würde er sagen?
„Haben Sie sonst noch etwas in Erfahrung gebracht?", fragte sie.
Ned Jenkins grinste sie breit an. „Hier ist der Bericht." Er griff in seine schäbige Aktentasche und warf einen Ordner auf den Tisch. „Da steht nicht allzu viel drin. Ich habe nicht übermäßig viele Fragen gestellt, weil Russell nicht wissen sollte, dass ich ihm auf der Spur war." Er zwinkerte Chelsea zu. „Sie wollten doch, dass mein Auftrag geheim bleibt, und ich gebe mir immer Mühe, es allen recht zu machen."
„Schön." Sie überflog den Bericht und rieb ihre Nasenspitze. Die getippten Seiten enthielten nicht viel mehr an Informationen als das, was Jenkins ihr schon berichtet hatte. Als sie die an die letzte Seite angeheftete Rechnung fand, griff sie nach ihrer Handtasche und schrieb einen Scheck für Jenkins aus. „Sagen Sie mir nur noch eins", bat sie, als sie ihm den Scheck reichte.
„Ich höre." Jenkins überprüfte den angegebenen Betrag, nickte zufrieden und schob rasch den Scheck in die Innentasche seines Jacketts.
„Wie haben Sie Devlin gefunden?"
Die blauen Augen des Detektivs blitzten. „Ich gebe es nur ungern zu, aber ich hatte viel Glück dabei. Das kommt manchmal vor. Hier in der Gegend wusste keiner was, und selbst meine Freunde bei der Polizei von San Francisco konnten mir nicht helfen. Alle gingen davon aus, dass er wirklich bei diesem Bootsunfall den Löffel abgegeben hätte. Dann habe ich alle möglichen Fluglinien überprüft und das Foto herumgezeigt. Die Stewardess auf einem Inlandflug erkannte ihn schließlich - oder glaubte es jedenfalls. Schon zu dem Zeitpunkt sah er ein bisschen anders aus als auf dem Foto, das mir zur Verfügung stand. Er hatte angefangen, sich einen Bart wachsen zu lassen, doch sie war sicher, dass er der Gesuchte wäre. Mr. McVey scheint etwas an sich zu haben, woran sich die Damen gern erinnern.«
Jenkins schob seinen Stuhl zurück. „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?"
„Ja", antwortete sie spontan, „ich werde nach Paradis fliegen müssen. Ich möchte, dass Sie weiterhin die Ohren offen halten, während ich fort bin. Passen Sie auf, ob sich hier irgendwas tut."
„Seit über einem Jahr hat sich nichts gerührt", bemerkte er.
„Ich weiß, aber es ist trotzdem immer noch möglich."
„In Ordnung, ich höre mich um. Vielleicht finde ich jemanden bei der Polizei, der bereit ist zu reden. Und wenn Sie es sich anders überlegen und Ihren Freund wieder auf amerikanischem Boden haben wollen, lassen Sie es mich wissen. McVey wäre nicht der Erste, den ich aufgestöbert und heimgebracht habe."
„Nein, danke, ich schätze, das regle ich doch lieber auf meine Weise."
Jenkins legte die Stirn nachdenklich in Falten. „Es gibt da etwas, was ich an dieser Sache nicht verstehe. Sie hatten doch vor, McVeys besten Freund zu heiraten, den Burschen, der bei dem Unfall ertrunken ist, nicht wahr?"
Chelsea schluckte. Der Kummer in ihrem Herzen meldete sich wieder. John Sterns Tod war noch immer schwer zu verwinden.
„Ja.“
„Warum dann dieses Interesse an McVey?"
Chelsea hielt eine Antwort bereit für diese Frage, die sie sich selbst schon tausendmal gestellt hatte. „Weil Devlin Johns bester Freund war und er angeblich auch ums Leben gekommen ist. Das habe ich allerdings nie geglaubt. Und das hier ..." sie tippte auf das große Foto von Devlin, ,,... ist der Beweis, dass ich recht habe. Vielleicht weiß er Näheres über Johns Tod, etwas, was nicht aus dem Polizeibericht hervorgeht."
„Sterns Tod gilt als Unfall."
„Ich weiß, aber daran glaube ich nicht."
Copyright © 1991 by Lisa Jackson
Genehmigte Sonderausgabe 2009
für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Übersetzung:»Johannes Heitmann und Elisabeth Hartmann“
- Autor: Lisa Jackson
- 320 Seiten, Maße: 14,4 x 22 cm, Geb. mit Su.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3899416600
- ISBN-13: 9783899416602
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