Bittere Wahrheit / Zero Unit Bd.3
Einst waren Dr. Gina Cappozi und der CIA-Agent Gregg van Halen ein Paar. Doch dann wurde Gina von Terroristen entführt, und alles deutet darauf hin, dass Gregg sie verraten hat. Gina hat sich geschworen, Rache zu nehmen. Aber als sie Gregg erneut...
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Produktinformationen zu „Bittere Wahrheit / Zero Unit Bd.3 “
Klappentext zu „Bittere Wahrheit / Zero Unit Bd.3 “
Einst waren Dr. Gina Cappozi und der CIA-Agent Gregg van Halen ein Paar. Doch dann wurde Gina von Terroristen entführt, und alles deutet darauf hin, dass Gregg sie verraten hat. Gina hat sich geschworen, Rache zu nehmen. Aber als sie Gregg erneut gegenübersteht, wird ihr klar, dass sie noch immer tiefe Gefühle für ihn hegt.
Lese-Probe zu „Bittere Wahrheit / Zero Unit Bd.3 “
Zero Unit - Bittere Wahrheit von Nina Bruhns1
Manhattan
April, morgens, Gegenwart
... mehr
Sie wurde als Köder benutzt.
Dr. Gina Cappozi spürte genau, wie sie ihr folgten. Den ganzen Tag über hatte sie die Blicke im Rücken gespürt, es verursachte ihr eine Gänsehaut ... ganz offensichtlich taten die STORM-Corps-Spezialeinsatzkräfte die ganze Zeit über das, was sie am besten konnten: Sie wachten im Schatten von Hauseingängen und dunklen Gassen aus über sie und beobachteten die belebten Straßen Manhattans auf mögliche Gefahrenquellen hin. Immer für Gina da. Stets auf der Hut. Geduldig darauf wartend, dass ihr gemeinsamer Feind sich zeigen würde. Zumindest kam es ihr so vor.
Gina wäre es lieber, sie würden einfach verschwinden und sie verdammt noch mal in Ruhe lassen.
Eigentlich hätte ihre ständige Gegenwart sie beruhigen sollen. Ihr das tröstliche Gefühl vermitteln müssen, beschützt zu werden. Aber so war es nicht. Zwar hatten sie ihr bereits einmal mit heldenhaftem Einsatz das Leben gerettet und waren auch jetzt auf ihre Sicherheit bedacht - dennoch verfolgten diese Spezialeinsatzkräfte einen ganz eigenen Plan: Sie wollten ihn in die Finger bekommen, ihren unsichtbaren Feind, und das um jeden Preis.
Und Gina diente ihnen dabei als Judasziege.
Tja, Pech für sie. Diese Kerle würden sich hinten anstellen müssen, wenn sie diesen Scheißkerl erwischen wollten. Denn Gina war als Erste dran.
Sie wollte ihn - ihre Nemesis. Hauptmann Gregg van Halen.
Gina stieg an der Lexington Avenue in den schwarzen Schlund des U-Bahnhofs hinab und schaute sich dabei immer wieder um. Doch keines der Gesichter im Gedränge dieses stumpfsinnigen Stroms von Pendlern, der sie mit sich zog, kam ihr bekannt vor. Würde sie ihre Aufpasser heute abschütteln können?
Oder waren sie inzwischen gar zu der Erkenntnis gelangt, dass sie unter Verfolgungswahn litt und ihr Verfolger nur eine Ausgeburt ihrer posttraumatisch überreizten Fantasie war? Waren sie längst weg und hatten Gina sich selbst überlassen?
Dann war es vielleicht van Halen, den sie im Nacken spürte. Schön. Sollte der Bastard nur kommen.
Er sollte ruhig versuchen, ihr etwas anzutun. Gina war vorbereitet. Ihr Körper war wiederhergestellt. Und ihre Seele ... nun, die ebenfalls, zumindest so gut es ging. Vorläufig.
Selbstverständlich war sie bewaffnet. Ohne ihr Lieblingsmesser ging sie nie vor die Tür. Zum Teufel, selbst in ihrem Zuhause aus dunklem Sandstein legte sie es niemals ab. Denn sie war nirgends sicher. Jedenfalls nicht, solange van Halen noch am Leben war.
Fest schlossen sich ihre Finger um den Schaft des tödlichen KABAR-Messers in ihrer Manteltasche. O ja. Sie hatte sich vor-bereitet, und wie! Immer wieder hatte Gina sich auf die Stroh-attrappe gestürzt und zugestochen, bis sich kleine Häufchen auf dem Boden bildeten und die Kleidung der Puppe in Fetzen an ihr herabhing. Jeden Tag, wochenlang. Zum Leidwesen ihres Selbstverteidigungstrainers hatte sie in dieser Zeit bestimmt hundert Dummys verschlissen.
Inzwischen fühlte sie sich sicher, hatte keine Angst mehr da-vor, sich dem Mann zu stellen, der sie während der letzten sechs Monate in ihren Albträumen verfolgt hatte. Dem Mann, der sie kaltblütig an Terroristen ausgeliefert hatte und dann verschwunden war, ohne einen weiteren Gedanken an sie zu verschwenden.
Denn was konnte er ihr schon antun, das sie nicht bereits durchlitten hatte? Nichts. Er konnte sie nicht mehr verletzen. Nicht noch einmal. Weder ihren Körper noch ihr Herz. Er würde sie nicht wieder einfach so überrumpeln. Dazu würde er keine Gelegenheit bekommen.
Niemand würde das. Niemals wieder.
Denn Gina Cappozi hatte ihr Leben wieder in die Hand genommen.
Und Gregg van Halen würde seines verlieren.
So viel stand fest. Dieselbe Hand, die ihn liebkost und seine Leidenschaft entfacht hatte, würde seinem jämmerlichen Dasein ein für alle Mal ein Ende setzen.
Und mit sehr viel Glück war es noch heute so weit.
Verdammte Scheiße, nicht schon wieder.
STORM-Agent Alex bekam keine Luft mehr. Er versuchte mit aller Kraft, das bedrohliche Wüstenszenario zu unterdrücken, das sich um ihn schloss und ihn in eine Zwangsjacke panischen Entsetzens schnürte. Verzweifelt versuchte er, die gellenden Phantomschreie auszublenden.
Zu spät. Aus diesem Albtraum führte kein Weg mehr hinaus.
Er hielt sein Gewehr im Arm und presste den Rücken fest gegen den Felshang direkt über dem afghanischen Dorf, an dem er schon seit Stunden hockte und auf das Signal zum Angriff wartete. Die in der vor Hitze flirrenden Luft widerhallenden Schmerzensschreie klangen wie Lockrufe des nahenden Todes.
Nach einem kurzen Knacken im Ohr hörte Alex die energische Stimme seines Anführers über Funk. »Zero Alpha Zulu, hier ist Alpha Sechs, kannst du mich hören?« Kick Jackson klang gefasst. Routiniert. Beherrscht. Im Gegensatz zu Alex.
Wie ein schiffbrüchiger Matrose klammerte er sich an diese Stimme. »Was ist da draußen los, Alpha Sechs?«, fragte Alex und kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Atmen, Soldat, verdammte Scheiße!
»Nicht vorrücken! Das ist eine Falle. Wiederhole, auf keinen Fall ... Verdammt noch mal! Drew! Komm zurück!« Erst hörte Alex einen Schwall wilder Verwünschungen, dann nur noch Kicks schnellen Atem, als wäre er plötzlich losgesprintet. Die entsetzlichen Schreie im Hintergrund wurden lauter. »Abbrechen und zurückziehen!«, schrie Kick, fluchte wieder, und dann war die Verbindung unterbrochen.
Plötzlich gab es eine laute Explosion im Dorf. Alex schwang sich das Gewehr auf den Rücken und kletterte den Hang hinauf, um nachzusehen, was geschehen war. Auf keinen Fall würde er sich zurückziehen und Kick und die anderen hierlassen, damit sie -
Direkt über Alex strömten etwa ein Dutzend bewaffnete Dörfler zum Bergkamm. Sie zielten auf seinen Kopf und brüllten ihn an. Sein Puls schoss unkontrolliert in die Höhe. Verdammte Scheiße! Er drehte auf dem Absatz wieder um und warf sich den Abhang hinunter. Dann drückte er auf die Sprechtaste. »X-Ray wird angegriffen!«
Die Angreifer schwärmten ihm nach. Er musste sie von den anderen weglocken!
Nein! Tu es nicht!, rief sein Verstand. Nicht -
Schüsse fielen. Gefolgt von noch mehr Schreien. Seinen ei-genen?
In seiner Schläfe brannte es wie Feuer, und auch in der Schulter fühlte er einen grauenvollen Schmerz. Alex verkrampfte sich und stolperte. Alles um ihn herum schien zu schwanken, dann wurde es schwarz. Aber wie durch ein Wunder blieb er bei Bewusstsein. Vor Entsetzen konnte er kaum atmen. Er kämpfte sich auf die Beine zurück und rannte davon. Blind. O Gott, er war blind!
Alex rannte direkt in sein Verderben hinein. Er wurde brutal gepackt und an den Haaren gezogen, dann prasselten Gewehr-hiebe überall auf ihn herab. Er schrie auf vor Schmerz, versuchte sich zu wehren und trat in blinder Wut um sich.
Aber seine Angreifer lachten nur. Dann prügelten sie ihn windelweich.
Anschließend wickelten sie ihm ein Seil um die Knöchel und warfen ihn zu Boden.
Ein raues Schluchzen drang aus seiner Kehle. Scheiße, nein! Nein. Nein. Um Himmels willen, nein!
»Alex?« Kicks beruhigende Stimme strömte wie eine kühle Brise heran.
Alex versuchte, ihm eine Antwort zuzuschreien. Aber der Hals war ihm zugeschnürt und alles, was er hervorbrachte, war ein stummer Schrei. Er wusste nur allzu gut, was jetzt kommen würde. Und dass er nichts weiter tun konnte, als es zu erdulden. Wieder einmal.
Oder aber verrückt zu werden.
Das konnte genauso gut passieren. Wieder einmal.
»Alex?«, rief Kick von weit her. Zu weit. Er würde ihn nicht mehr rechtzeitig erreichen.
Der Motor des Jeeps heulte auf, und das Getriebe knirschte. Alex warf sich hin und her, versuchte sich aus den Fesseln zu befreien. Zum Teufel, verfluchte Scheiße noch eins!
Ruckartig straffte sich das um seine Knöchel gebundene Seil. O Gott, das hier passierte wirklich. Er spannte den Körper an. Versuchte, sich gegen den furchtbaren Schmerz zu wappnen.
»Alex!«
Der Jeep zog an. Und schleifte ihn mit. Eine Spur aus Blut und Hautfetzen blieb hinter ihm am Boden zurück.
Er konnte einfach nicht anders. Er musste schreien.
»Alex! Aufwachen!« Wie die Stimme Gottes drang der Befehl klar und deutlich zu ihm durch. Duldete keinen Widerspruch.
Als Alex aus seinem Albtraum aufschreckte, stieß er sich den Kopf am harten Dach des Geländewagens.
Herr im Himmel!
Hektisch blickte er sich um und schüttelte die Reste einer Illusion ab, die so täuschend echt gewesen war, dass er an seinem Verstand zweifelte. Auf der belebten Straße war Gehupe zu hören, Geschäftsmänner sprachen in ihre Headsets.
Er war zurück in Manhattan.
»Mist!«, stieß er hervor und atmete wie ein Ertrinkender ein. »Mist!« Ihm war so schwindelig, dass er sich am Lenkrad fest-klammern musste. Außerdem brummte ihm der Schädel. Mit brennender Lunge versuchte er, den Aufruhr in seinem Inneren in den Griff zu bekommen. Wieder so ein verdammtes Flash-back ...
Heute war sein erster beschissener Einsatztag für STORM Corps, und er hatte den ganzen Tag bei einer Observierung in einem SUV verbracht - und nicht damit, auf einem gottverlassenen Berggipfel in Afghanistan gegen Rebellen zu kämpfen. Gott sei Dank.
Aber die zermürbende Panik wollte nur langsam weichen. Bis er endlich imstande war, zögerlich die Finger vom Lenkrad zu lösen und auch die Magenkrämpfe nachließen. Scheiße. Er war eigentlich nie klaustrophobisch veranlagt gewesen.
Andererseits gab es eine Menge Dinge, die er früher nicht gewesen war ... bis die Erlebnisse der vergangenen zwei Jahre ihn unwiderruflich verändert hatten. Es hätte ihn also nicht besonders überraschen sollen, als die tückische Panik ihn mit sich riss, ihm die Lungen abschnürte und ihn in eine albtraumhafte, nur allzu überzeugende Halluzination schleuderte. Aber genau das tat es. »Alles klar?«, fragte Kick nach einiger Zeit.
Angestrengt versuchte Alex, auszuatmen. Er blickte in das besorgte Gesicht seines besten Freundes, der sich ins Auto beugte und den Fensterrahmen des Geländewagens dabei so fest umklammert hielt, dass die Knöchel weiß hervortraten, jedoch ohne Alex zu berühren oder den Arm nach ihm auszustrecken. Er beobachtete ihn einfach nur, jederzeit zum Eingreifen bereit. Denn das hier kannte er bereits. Sie beide erlebten es nicht zum ersten Mal.
»Scheiße«, sagte Alex, der immer noch wie Espenlaub zitterte. »Verfluchte Scheiße.«
»Ja«, gab Kick zurück. In seinem Blick spiegelte sich tiefes Verständnis. An jenem Tag in Afghanistan, an dem Alex gefangen genommen worden war, wäre Kick beinahe draufgegangen, weil er auf eine Landmine getreten war. Für sie beide war es ein langer, steiniger Weg zurück ins Leben gewesen.
Und er war noch lange nicht vorbei. Bei Weitem nicht.
Aber zum Teufel. Alex war so sicher gewesen, wieder einsatz-fähig zu sein. Immerhin konnte er inzwischen wieder sehen, hatte ordentlich Muskeln aufgebaut und auch sein während der Gefangenschaft verlorenes Gewicht wieder drauf. Insgesamt war er beinahe im selben körperlichen Zustand wie vor der fürsorglichen Behandlung durch die Al-Sayika-Wächter ... wenn man von den knallroten Narben überall auf der Haut absah. Außer-dem zuckte Alex nicht mehr zusammen, wenn ein unerwartetes Geräusch zu hören war oder jemand eine ruckartige Bewegung machte.
Jedenfalls nicht immer.
Aber diese verfluchte Platzangst machte ihm immer noch zu schaffen. Wer hätte gedacht, dass sie selbst in einem Fahrzeug von ihm Besitz ergreifen würde? Alex seufzte. Ein weiteres gefundenes Fressen für seinen Seelenklempner.
Nachdem seine Hände zu zittern aufgehört hatten, fuhr er sich durchs Haar. »Keine Ahnung, wie lange ich weggetreten war. Hab ich's vermasselt? Habe ich sie verpasst?«
Mit sie meinte er Dr. Gina Cappozi, deren Überwachung gera-de so richtig schiefgegangen war. Gina Cappozi war ebenfalls von Al-Sayika entführt worden, allerdings hatte man sie während der dreimonatigen Gefangenschaft hier auf amerikanischem Boden festgehalten, und das außerdem aus gänzlich anderen Gründen als Alex. Sie hatten Gina dreist gefangen gehalten, sie misshandelt und sie gezwungen, eine furchtbare biotechnische Waffe zu entwickeln, die gegen ihr eigenes Land verwendet werden und Millionen Menschenleben auf amerikanischem Boden aus-löschen sollte. Doch Gina hatte sie überlistet und ihre Pläne vereitelt.
Und nachdem sie befreit worden war, hatte die schwer an-geschlagene terroristische Vereinigung Rache geschworen und eine Belohnung auf Dr. Cappozis Kopf ausgeschrieben. Eine sehr hohe. Doppelt so hoch wie das auf Alex und Kick ausgesetzte Preisgeld. Sie alle, Alex eingeschlossen - verflucht, Alex ganz besonders - rechneten also jeden Moment damit, dass irgendein fanatischer Extremist auftauchte, der das Geld ein-kassieren wollte.
Daher war ein Team zu Ginas Sicherheit abgestellt worden, zu dem auch er und Kick gehörten. Geleitet wurde der Einsatz von STORM Corps, bei denen Alex und Kick mittlerweile beschäftigt waren. STORM Corps stand für Strategic Technical Operations and Rescue Missions Corporation. Die Firma war vom Ministerium für Innere Sicherheit für diese Mission verpflichtet worden.
Alex war zunächst als Leibwächter für Gina eingeteilt gewesen, hatte sich aber als zu schreckhaft erwiesen. Er war fest davon überzeugt gewesen, dass neben STORM noch jemand anders ihr folgte. Aber keiner aus dem Team hatte irgendetwas entdeckt, das darauf hindeutete. Anscheinend litt Alex unter Verfolgungswahn.
Was für eine Riesenüberraschung.
Also wurde er mit der Überwachung ihres Hauses betraut - einer anspruchslosen Aufgabe, die er kaum in den Sand setzen würde, zumindest hatten sie sich das wahrscheinlich so gedacht ... auch wenn niemand es gesagt hatte.
Tja, da hatten sie sich wohl gewaltig geirrt.
»Mach dir keine Sorgen«, beruhigte ihn Kick jetzt. »Dry. Cappozi geht's gut. Sie ist gerade in die U-Bahn gestiegen.«
Alex meinte sich zu erinnern, dass Kick ihr heute auf den Fersen bleiben sollte, und zwar zusammen mit Kowalski. »Was hast du denn dann hier verloren?«, fragte er. »Ist auch wirklich nichts passiert?«
»Gina ist in Sicherheit«, beruhigte Kick ihn. »Aber es gibt Neuigkeiten. Der Geheimdienst hat vergangene Nacht einige interessante Gespräche mitgeschnitten.«
Sofort war Alex wieder hellwach. »Was denn für Gespräche? Über Al-Sayika?«
Kick nickte.
Alex' Augen verengten sich zu Schlitzen. Er und Kick hatten viele Jahre gemeinsam für eine Truppe mit Namen Zero Unit ge-arbeitet. Eine streng geheime Kommandoeinheit für verdeckte Operationen, die aus dem Zentrum der amerikanischen Central Intelligence Agency heraus gesteuert wurde. Aber nach dem tödlichen Desaster in Afghanistan und einem Einsatz im Sudan ein halbes Jahr später, der beinahe unglücklich geendet hatte, war Kick überzeugt, dass es einen Al-Sayika-Maulwurf in der Truppe gab. Es konnte ein Zero-Unit-Mitglied sein oder auch jemand aus der Führungsriege der CIA. Vielleicht sogar aus einer der anderen Behörden, die eng mit Zero Unit zusammenarbeiteten. Wie hätten die Terroristen sonst an derartig detaillierte Kennt-nisse der beiden unglückseligen Einsätze kommen können? Ihre Informationen hatten ausgereicht, um alles zu sabotieren und fast das gesamte Team auszulöschen.
Als Gina im Zero-Unit-Hauptquartier fast vor ihren Augen entführt worden war, hatte man eine Untersuchung eingeleitet. Natürlich hatte jeder ein Alibi. Doch Kick hatte seine Zweifel. Irgendjemand hatte sie verraten.
Alex war mit Kick einer Meinung. Sie hatten es hier mit einem Verräter der schlimmsten Sorte zu tun - aus den eigenen Reihen.
Also waren sie beide bei Zero Unit ausgestiegen und hatten sich STORM Corps angeschlossen, einer ganz ähnlich aufgebauten Spezialeinheit, die allerdings nicht der Regierung unter-stand. Diese Organisation war mit ziemlicher Sicherheit nicht von diesen Terroristen unterwandert. Letztes Jahr hatten sie Dr. Cappozis Rettungsaktion in Louisiana durchgeführt und außer-dem Kick aus dem Sudan herausgeholt - beide Male war nichts nach außen durchgesickert.
Die Überwachung von Dr. Cappozi war Teil eines größeren Plans: Den verfluchten Verräter aufzuspüren, der als Maulwurf in der amerikanischen Regierung saß, und ihn auszuschalten. Nach Dr. Cappozis Überzeugung handelte es sich hierbei um ihren früheren Geliebten, Captain Gregg van Halen, einen Zero-Unit-Agenten, der kurz nach ihrer Entführung verschwunden war. Die Indizien erhärteten ihren Verdacht.
Falls Dr. Cappozi recht hatte, war dieser van Halen direkt verantwortlich für die Folter und Gefangenschaft von Alex sowie für Kicks furchtbare Verletzungen. Nicht zu vergessen für den grauenhaften Tod ihrer Teammitglieder.
Für Alex und Kick ging es bei diesem Auftrag einzig um Rache. Wenn sie ihn in die Finger bekamen, dann gnade ihm Gott!
Kick öffnete jetzt die Beifahrertür und setzte sich zu Alex in den Wagen. »Quinn hat ein Meeting angesetzt«, sagte er. »Wir sollen alle so schnell wie möglich zurück ins Hauptquartier kommen.«
»Und was ist mit dem Cappozi-Haus?«, fragte Alex und warf einen Blick zu dem dreistöckigen Sandsteingebäude hinüber, bevor er zögerlich zum Zündschlüssel griff. »Wenn ich mir das alles nun doch nicht eingebildet habe und - «
»Johnson und Kowalski bleiben in der U-Bahn dicht an ihr dran. Und sie haben Miles herbeordert, damit er deine Schicht hier übernimmt«, sagte Kick. »Sie wird also in guten Händen sein, bis Marc und Tara um neun mit der Nachtschicht beginnen.«
Alex stieß geräuschvoll den Atem aus. »Na schön«, gab er sich geschlagen und blickte auf die Uhr am Armaturenbrett. Kurz nach fünf. »Ich denke, das wird ausreichen.«
Kick sah mit hochgezogener Augenbraue zu, wie er den Schaltknüppel umlegte. »Bist du wirklich fit genug, um zu fahren, Kumpel?«, fragte er dann.
Alex lachte trocken. »Machst du dir etwa Sorgen wegen meiner psychischen Verfassung?«
»Verflucht, ja. Ich muss am Leben bleiben. Frisch verheiratet und so, du erinnerst dich?«
»Wie könnte ich das vergessen«, murmelte Alex spöttisch. Trotz der todernsten Lage war Kick erbarmungslos gut gelaunt, seit er unter der Haube war. Nicht dass Alex das seinem Freund missgönnt hätte. Im Gegenteil war er froh darüber, dass wenigstens einer von ihnen beiden sein Glück gefunden hatte.
Alex ließ den Motor aufheulen. »Und Kick, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, in dieser Stadt fahren alle wie die Irren, verdammt. Also vertrau mir - ich falle da gar nicht weiter auf.«
...
© 2012 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
Sie wurde als Köder benutzt.
Dr. Gina Cappozi spürte genau, wie sie ihr folgten. Den ganzen Tag über hatte sie die Blicke im Rücken gespürt, es verursachte ihr eine Gänsehaut ... ganz offensichtlich taten die STORM-Corps-Spezialeinsatzkräfte die ganze Zeit über das, was sie am besten konnten: Sie wachten im Schatten von Hauseingängen und dunklen Gassen aus über sie und beobachteten die belebten Straßen Manhattans auf mögliche Gefahrenquellen hin. Immer für Gina da. Stets auf der Hut. Geduldig darauf wartend, dass ihr gemeinsamer Feind sich zeigen würde. Zumindest kam es ihr so vor.
Gina wäre es lieber, sie würden einfach verschwinden und sie verdammt noch mal in Ruhe lassen.
Eigentlich hätte ihre ständige Gegenwart sie beruhigen sollen. Ihr das tröstliche Gefühl vermitteln müssen, beschützt zu werden. Aber so war es nicht. Zwar hatten sie ihr bereits einmal mit heldenhaftem Einsatz das Leben gerettet und waren auch jetzt auf ihre Sicherheit bedacht - dennoch verfolgten diese Spezialeinsatzkräfte einen ganz eigenen Plan: Sie wollten ihn in die Finger bekommen, ihren unsichtbaren Feind, und das um jeden Preis.
Und Gina diente ihnen dabei als Judasziege.
Tja, Pech für sie. Diese Kerle würden sich hinten anstellen müssen, wenn sie diesen Scheißkerl erwischen wollten. Denn Gina war als Erste dran.
Sie wollte ihn - ihre Nemesis. Hauptmann Gregg van Halen.
Gina stieg an der Lexington Avenue in den schwarzen Schlund des U-Bahnhofs hinab und schaute sich dabei immer wieder um. Doch keines der Gesichter im Gedränge dieses stumpfsinnigen Stroms von Pendlern, der sie mit sich zog, kam ihr bekannt vor. Würde sie ihre Aufpasser heute abschütteln können?
Oder waren sie inzwischen gar zu der Erkenntnis gelangt, dass sie unter Verfolgungswahn litt und ihr Verfolger nur eine Ausgeburt ihrer posttraumatisch überreizten Fantasie war? Waren sie längst weg und hatten Gina sich selbst überlassen?
Dann war es vielleicht van Halen, den sie im Nacken spürte. Schön. Sollte der Bastard nur kommen.
Er sollte ruhig versuchen, ihr etwas anzutun. Gina war vorbereitet. Ihr Körper war wiederhergestellt. Und ihre Seele ... nun, die ebenfalls, zumindest so gut es ging. Vorläufig.
Selbstverständlich war sie bewaffnet. Ohne ihr Lieblingsmesser ging sie nie vor die Tür. Zum Teufel, selbst in ihrem Zuhause aus dunklem Sandstein legte sie es niemals ab. Denn sie war nirgends sicher. Jedenfalls nicht, solange van Halen noch am Leben war.
Fest schlossen sich ihre Finger um den Schaft des tödlichen KABAR-Messers in ihrer Manteltasche. O ja. Sie hatte sich vor-bereitet, und wie! Immer wieder hatte Gina sich auf die Stroh-attrappe gestürzt und zugestochen, bis sich kleine Häufchen auf dem Boden bildeten und die Kleidung der Puppe in Fetzen an ihr herabhing. Jeden Tag, wochenlang. Zum Leidwesen ihres Selbstverteidigungstrainers hatte sie in dieser Zeit bestimmt hundert Dummys verschlissen.
Inzwischen fühlte sie sich sicher, hatte keine Angst mehr da-vor, sich dem Mann zu stellen, der sie während der letzten sechs Monate in ihren Albträumen verfolgt hatte. Dem Mann, der sie kaltblütig an Terroristen ausgeliefert hatte und dann verschwunden war, ohne einen weiteren Gedanken an sie zu verschwenden.
Denn was konnte er ihr schon antun, das sie nicht bereits durchlitten hatte? Nichts. Er konnte sie nicht mehr verletzen. Nicht noch einmal. Weder ihren Körper noch ihr Herz. Er würde sie nicht wieder einfach so überrumpeln. Dazu würde er keine Gelegenheit bekommen.
Niemand würde das. Niemals wieder.
Denn Gina Cappozi hatte ihr Leben wieder in die Hand genommen.
Und Gregg van Halen würde seines verlieren.
So viel stand fest. Dieselbe Hand, die ihn liebkost und seine Leidenschaft entfacht hatte, würde seinem jämmerlichen Dasein ein für alle Mal ein Ende setzen.
Und mit sehr viel Glück war es noch heute so weit.
Verdammte Scheiße, nicht schon wieder.
STORM-Agent Alex bekam keine Luft mehr. Er versuchte mit aller Kraft, das bedrohliche Wüstenszenario zu unterdrücken, das sich um ihn schloss und ihn in eine Zwangsjacke panischen Entsetzens schnürte. Verzweifelt versuchte er, die gellenden Phantomschreie auszublenden.
Zu spät. Aus diesem Albtraum führte kein Weg mehr hinaus.
Er hielt sein Gewehr im Arm und presste den Rücken fest gegen den Felshang direkt über dem afghanischen Dorf, an dem er schon seit Stunden hockte und auf das Signal zum Angriff wartete. Die in der vor Hitze flirrenden Luft widerhallenden Schmerzensschreie klangen wie Lockrufe des nahenden Todes.
Nach einem kurzen Knacken im Ohr hörte Alex die energische Stimme seines Anführers über Funk. »Zero Alpha Zulu, hier ist Alpha Sechs, kannst du mich hören?« Kick Jackson klang gefasst. Routiniert. Beherrscht. Im Gegensatz zu Alex.
Wie ein schiffbrüchiger Matrose klammerte er sich an diese Stimme. »Was ist da draußen los, Alpha Sechs?«, fragte Alex und kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Atmen, Soldat, verdammte Scheiße!
»Nicht vorrücken! Das ist eine Falle. Wiederhole, auf keinen Fall ... Verdammt noch mal! Drew! Komm zurück!« Erst hörte Alex einen Schwall wilder Verwünschungen, dann nur noch Kicks schnellen Atem, als wäre er plötzlich losgesprintet. Die entsetzlichen Schreie im Hintergrund wurden lauter. »Abbrechen und zurückziehen!«, schrie Kick, fluchte wieder, und dann war die Verbindung unterbrochen.
Plötzlich gab es eine laute Explosion im Dorf. Alex schwang sich das Gewehr auf den Rücken und kletterte den Hang hinauf, um nachzusehen, was geschehen war. Auf keinen Fall würde er sich zurückziehen und Kick und die anderen hierlassen, damit sie -
Direkt über Alex strömten etwa ein Dutzend bewaffnete Dörfler zum Bergkamm. Sie zielten auf seinen Kopf und brüllten ihn an. Sein Puls schoss unkontrolliert in die Höhe. Verdammte Scheiße! Er drehte auf dem Absatz wieder um und warf sich den Abhang hinunter. Dann drückte er auf die Sprechtaste. »X-Ray wird angegriffen!«
Die Angreifer schwärmten ihm nach. Er musste sie von den anderen weglocken!
Nein! Tu es nicht!, rief sein Verstand. Nicht -
Schüsse fielen. Gefolgt von noch mehr Schreien. Seinen ei-genen?
In seiner Schläfe brannte es wie Feuer, und auch in der Schulter fühlte er einen grauenvollen Schmerz. Alex verkrampfte sich und stolperte. Alles um ihn herum schien zu schwanken, dann wurde es schwarz. Aber wie durch ein Wunder blieb er bei Bewusstsein. Vor Entsetzen konnte er kaum atmen. Er kämpfte sich auf die Beine zurück und rannte davon. Blind. O Gott, er war blind!
Alex rannte direkt in sein Verderben hinein. Er wurde brutal gepackt und an den Haaren gezogen, dann prasselten Gewehr-hiebe überall auf ihn herab. Er schrie auf vor Schmerz, versuchte sich zu wehren und trat in blinder Wut um sich.
Aber seine Angreifer lachten nur. Dann prügelten sie ihn windelweich.
Anschließend wickelten sie ihm ein Seil um die Knöchel und warfen ihn zu Boden.
Ein raues Schluchzen drang aus seiner Kehle. Scheiße, nein! Nein. Nein. Um Himmels willen, nein!
»Alex?« Kicks beruhigende Stimme strömte wie eine kühle Brise heran.
Alex versuchte, ihm eine Antwort zuzuschreien. Aber der Hals war ihm zugeschnürt und alles, was er hervorbrachte, war ein stummer Schrei. Er wusste nur allzu gut, was jetzt kommen würde. Und dass er nichts weiter tun konnte, als es zu erdulden. Wieder einmal.
Oder aber verrückt zu werden.
Das konnte genauso gut passieren. Wieder einmal.
»Alex?«, rief Kick von weit her. Zu weit. Er würde ihn nicht mehr rechtzeitig erreichen.
Der Motor des Jeeps heulte auf, und das Getriebe knirschte. Alex warf sich hin und her, versuchte sich aus den Fesseln zu befreien. Zum Teufel, verfluchte Scheiße noch eins!
Ruckartig straffte sich das um seine Knöchel gebundene Seil. O Gott, das hier passierte wirklich. Er spannte den Körper an. Versuchte, sich gegen den furchtbaren Schmerz zu wappnen.
»Alex!«
Der Jeep zog an. Und schleifte ihn mit. Eine Spur aus Blut und Hautfetzen blieb hinter ihm am Boden zurück.
Er konnte einfach nicht anders. Er musste schreien.
»Alex! Aufwachen!« Wie die Stimme Gottes drang der Befehl klar und deutlich zu ihm durch. Duldete keinen Widerspruch.
Als Alex aus seinem Albtraum aufschreckte, stieß er sich den Kopf am harten Dach des Geländewagens.
Herr im Himmel!
Hektisch blickte er sich um und schüttelte die Reste einer Illusion ab, die so täuschend echt gewesen war, dass er an seinem Verstand zweifelte. Auf der belebten Straße war Gehupe zu hören, Geschäftsmänner sprachen in ihre Headsets.
Er war zurück in Manhattan.
»Mist!«, stieß er hervor und atmete wie ein Ertrinkender ein. »Mist!« Ihm war so schwindelig, dass er sich am Lenkrad fest-klammern musste. Außerdem brummte ihm der Schädel. Mit brennender Lunge versuchte er, den Aufruhr in seinem Inneren in den Griff zu bekommen. Wieder so ein verdammtes Flash-back ...
Heute war sein erster beschissener Einsatztag für STORM Corps, und er hatte den ganzen Tag bei einer Observierung in einem SUV verbracht - und nicht damit, auf einem gottverlassenen Berggipfel in Afghanistan gegen Rebellen zu kämpfen. Gott sei Dank.
Aber die zermürbende Panik wollte nur langsam weichen. Bis er endlich imstande war, zögerlich die Finger vom Lenkrad zu lösen und auch die Magenkrämpfe nachließen. Scheiße. Er war eigentlich nie klaustrophobisch veranlagt gewesen.
Andererseits gab es eine Menge Dinge, die er früher nicht gewesen war ... bis die Erlebnisse der vergangenen zwei Jahre ihn unwiderruflich verändert hatten. Es hätte ihn also nicht besonders überraschen sollen, als die tückische Panik ihn mit sich riss, ihm die Lungen abschnürte und ihn in eine albtraumhafte, nur allzu überzeugende Halluzination schleuderte. Aber genau das tat es. »Alles klar?«, fragte Kick nach einiger Zeit.
Angestrengt versuchte Alex, auszuatmen. Er blickte in das besorgte Gesicht seines besten Freundes, der sich ins Auto beugte und den Fensterrahmen des Geländewagens dabei so fest umklammert hielt, dass die Knöchel weiß hervortraten, jedoch ohne Alex zu berühren oder den Arm nach ihm auszustrecken. Er beobachtete ihn einfach nur, jederzeit zum Eingreifen bereit. Denn das hier kannte er bereits. Sie beide erlebten es nicht zum ersten Mal.
»Scheiße«, sagte Alex, der immer noch wie Espenlaub zitterte. »Verfluchte Scheiße.«
»Ja«, gab Kick zurück. In seinem Blick spiegelte sich tiefes Verständnis. An jenem Tag in Afghanistan, an dem Alex gefangen genommen worden war, wäre Kick beinahe draufgegangen, weil er auf eine Landmine getreten war. Für sie beide war es ein langer, steiniger Weg zurück ins Leben gewesen.
Und er war noch lange nicht vorbei. Bei Weitem nicht.
Aber zum Teufel. Alex war so sicher gewesen, wieder einsatz-fähig zu sein. Immerhin konnte er inzwischen wieder sehen, hatte ordentlich Muskeln aufgebaut und auch sein während der Gefangenschaft verlorenes Gewicht wieder drauf. Insgesamt war er beinahe im selben körperlichen Zustand wie vor der fürsorglichen Behandlung durch die Al-Sayika-Wächter ... wenn man von den knallroten Narben überall auf der Haut absah. Außer-dem zuckte Alex nicht mehr zusammen, wenn ein unerwartetes Geräusch zu hören war oder jemand eine ruckartige Bewegung machte.
Jedenfalls nicht immer.
Aber diese verfluchte Platzangst machte ihm immer noch zu schaffen. Wer hätte gedacht, dass sie selbst in einem Fahrzeug von ihm Besitz ergreifen würde? Alex seufzte. Ein weiteres gefundenes Fressen für seinen Seelenklempner.
Nachdem seine Hände zu zittern aufgehört hatten, fuhr er sich durchs Haar. »Keine Ahnung, wie lange ich weggetreten war. Hab ich's vermasselt? Habe ich sie verpasst?«
Mit sie meinte er Dr. Gina Cappozi, deren Überwachung gera-de so richtig schiefgegangen war. Gina Cappozi war ebenfalls von Al-Sayika entführt worden, allerdings hatte man sie während der dreimonatigen Gefangenschaft hier auf amerikanischem Boden festgehalten, und das außerdem aus gänzlich anderen Gründen als Alex. Sie hatten Gina dreist gefangen gehalten, sie misshandelt und sie gezwungen, eine furchtbare biotechnische Waffe zu entwickeln, die gegen ihr eigenes Land verwendet werden und Millionen Menschenleben auf amerikanischem Boden aus-löschen sollte. Doch Gina hatte sie überlistet und ihre Pläne vereitelt.
Und nachdem sie befreit worden war, hatte die schwer an-geschlagene terroristische Vereinigung Rache geschworen und eine Belohnung auf Dr. Cappozis Kopf ausgeschrieben. Eine sehr hohe. Doppelt so hoch wie das auf Alex und Kick ausgesetzte Preisgeld. Sie alle, Alex eingeschlossen - verflucht, Alex ganz besonders - rechneten also jeden Moment damit, dass irgendein fanatischer Extremist auftauchte, der das Geld ein-kassieren wollte.
Daher war ein Team zu Ginas Sicherheit abgestellt worden, zu dem auch er und Kick gehörten. Geleitet wurde der Einsatz von STORM Corps, bei denen Alex und Kick mittlerweile beschäftigt waren. STORM Corps stand für Strategic Technical Operations and Rescue Missions Corporation. Die Firma war vom Ministerium für Innere Sicherheit für diese Mission verpflichtet worden.
Alex war zunächst als Leibwächter für Gina eingeteilt gewesen, hatte sich aber als zu schreckhaft erwiesen. Er war fest davon überzeugt gewesen, dass neben STORM noch jemand anders ihr folgte. Aber keiner aus dem Team hatte irgendetwas entdeckt, das darauf hindeutete. Anscheinend litt Alex unter Verfolgungswahn.
Was für eine Riesenüberraschung.
Also wurde er mit der Überwachung ihres Hauses betraut - einer anspruchslosen Aufgabe, die er kaum in den Sand setzen würde, zumindest hatten sie sich das wahrscheinlich so gedacht ... auch wenn niemand es gesagt hatte.
Tja, da hatten sie sich wohl gewaltig geirrt.
»Mach dir keine Sorgen«, beruhigte ihn Kick jetzt. »Dry. Cappozi geht's gut. Sie ist gerade in die U-Bahn gestiegen.«
Alex meinte sich zu erinnern, dass Kick ihr heute auf den Fersen bleiben sollte, und zwar zusammen mit Kowalski. »Was hast du denn dann hier verloren?«, fragte er. »Ist auch wirklich nichts passiert?«
»Gina ist in Sicherheit«, beruhigte Kick ihn. »Aber es gibt Neuigkeiten. Der Geheimdienst hat vergangene Nacht einige interessante Gespräche mitgeschnitten.«
Sofort war Alex wieder hellwach. »Was denn für Gespräche? Über Al-Sayika?«
Kick nickte.
Alex' Augen verengten sich zu Schlitzen. Er und Kick hatten viele Jahre gemeinsam für eine Truppe mit Namen Zero Unit ge-arbeitet. Eine streng geheime Kommandoeinheit für verdeckte Operationen, die aus dem Zentrum der amerikanischen Central Intelligence Agency heraus gesteuert wurde. Aber nach dem tödlichen Desaster in Afghanistan und einem Einsatz im Sudan ein halbes Jahr später, der beinahe unglücklich geendet hatte, war Kick überzeugt, dass es einen Al-Sayika-Maulwurf in der Truppe gab. Es konnte ein Zero-Unit-Mitglied sein oder auch jemand aus der Führungsriege der CIA. Vielleicht sogar aus einer der anderen Behörden, die eng mit Zero Unit zusammenarbeiteten. Wie hätten die Terroristen sonst an derartig detaillierte Kennt-nisse der beiden unglückseligen Einsätze kommen können? Ihre Informationen hatten ausgereicht, um alles zu sabotieren und fast das gesamte Team auszulöschen.
Als Gina im Zero-Unit-Hauptquartier fast vor ihren Augen entführt worden war, hatte man eine Untersuchung eingeleitet. Natürlich hatte jeder ein Alibi. Doch Kick hatte seine Zweifel. Irgendjemand hatte sie verraten.
Alex war mit Kick einer Meinung. Sie hatten es hier mit einem Verräter der schlimmsten Sorte zu tun - aus den eigenen Reihen.
Also waren sie beide bei Zero Unit ausgestiegen und hatten sich STORM Corps angeschlossen, einer ganz ähnlich aufgebauten Spezialeinheit, die allerdings nicht der Regierung unter-stand. Diese Organisation war mit ziemlicher Sicherheit nicht von diesen Terroristen unterwandert. Letztes Jahr hatten sie Dr. Cappozis Rettungsaktion in Louisiana durchgeführt und außer-dem Kick aus dem Sudan herausgeholt - beide Male war nichts nach außen durchgesickert.
Die Überwachung von Dr. Cappozi war Teil eines größeren Plans: Den verfluchten Verräter aufzuspüren, der als Maulwurf in der amerikanischen Regierung saß, und ihn auszuschalten. Nach Dr. Cappozis Überzeugung handelte es sich hierbei um ihren früheren Geliebten, Captain Gregg van Halen, einen Zero-Unit-Agenten, der kurz nach ihrer Entführung verschwunden war. Die Indizien erhärteten ihren Verdacht.
Falls Dr. Cappozi recht hatte, war dieser van Halen direkt verantwortlich für die Folter und Gefangenschaft von Alex sowie für Kicks furchtbare Verletzungen. Nicht zu vergessen für den grauenhaften Tod ihrer Teammitglieder.
Für Alex und Kick ging es bei diesem Auftrag einzig um Rache. Wenn sie ihn in die Finger bekamen, dann gnade ihm Gott!
Kick öffnete jetzt die Beifahrertür und setzte sich zu Alex in den Wagen. »Quinn hat ein Meeting angesetzt«, sagte er. »Wir sollen alle so schnell wie möglich zurück ins Hauptquartier kommen.«
»Und was ist mit dem Cappozi-Haus?«, fragte Alex und warf einen Blick zu dem dreistöckigen Sandsteingebäude hinüber, bevor er zögerlich zum Zündschlüssel griff. »Wenn ich mir das alles nun doch nicht eingebildet habe und - «
»Johnson und Kowalski bleiben in der U-Bahn dicht an ihr dran. Und sie haben Miles herbeordert, damit er deine Schicht hier übernimmt«, sagte Kick. »Sie wird also in guten Händen sein, bis Marc und Tara um neun mit der Nachtschicht beginnen.«
Alex stieß geräuschvoll den Atem aus. »Na schön«, gab er sich geschlagen und blickte auf die Uhr am Armaturenbrett. Kurz nach fünf. »Ich denke, das wird ausreichen.«
Kick sah mit hochgezogener Augenbraue zu, wie er den Schaltknüppel umlegte. »Bist du wirklich fit genug, um zu fahren, Kumpel?«, fragte er dann.
Alex lachte trocken. »Machst du dir etwa Sorgen wegen meiner psychischen Verfassung?«
»Verflucht, ja. Ich muss am Leben bleiben. Frisch verheiratet und so, du erinnerst dich?«
»Wie könnte ich das vergessen«, murmelte Alex spöttisch. Trotz der todernsten Lage war Kick erbarmungslos gut gelaunt, seit er unter der Haube war. Nicht dass Alex das seinem Freund missgönnt hätte. Im Gegenteil war er froh darüber, dass wenigstens einer von ihnen beiden sein Glück gefunden hatte.
Alex ließ den Motor aufheulen. »Und Kick, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, in dieser Stadt fahren alle wie die Irren, verdammt. Also vertrau mir - ich falle da gar nicht weiter auf.«
...
© 2012 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
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Autoren-Porträt von Nina Bruhns
Nina Bruhns hat Archäologie studiert, bevor sie sich einer Karriere als Autorin zuwandte. Seither schreibt sie mit großem Erfolg Liebesromane und wurde mit mehreren begehrten Genrepreisen ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Nina Bruhns
- 2012, 1. Aufl., 412 Seiten, Maße: 12,6 x 18,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Dtsch. v. Kallfass, Dorothea
- Übersetzer: Dorothea Kallfass
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 380258516X
- ISBN-13: 9783802585166
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