Bittersüße Qual der Liebe
Ein leidenschaftlicher Roman vor der Kulisse Schottlands.
Dunlaidir Castle, Schottland: Lady Catherine ist zweifache Witwe und hat daher jegliches Interesse an der Liebe verloren. Dann kommt ein Ritter auf ihre Burg, der sie und ihre...
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Produktinformationen zu „Bittersüße Qual der Liebe “
Ein leidenschaftlicher Roman vor der Kulisse Schottlands.
Dunlaidir Castle, Schottland: Lady Catherine ist zweifache Witwe und hat daher jegliches Interesse an der Liebe verloren. Dann kommt ein Ritter auf ihre Burg, der sie und ihre Schwestern beschützen soll. Sir Marmaduke Strongbow. Und er erobert Catherines Herz.
Lese-Probe zu „Bittersüße Qual der Liebe “
Bittersüße Qual der Liebe von Sue-Ellen WelfonderKapitel 1
Dunlaidir Castle,
Ostküste Schottlands, 1330
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Was Ihr braucht, Mylady, ist ein Beschützer.« Lady Caterine Keith versteifte sich in Anbetracht des
gut gemeinten Ratschlag ihrer Gesellschafterin und starrte weiter durch die mit Rundbögen versehenen Fenster ihres Turmzimmers. Tief unten brauste und toste die Nordsee, deren schiefergraue Wellen von weißem Schaum gekrönt waren und deren aufgewühlte Oberfläche ein perfektes Spiegelbild ihres eigenen inneren Aufruhrs war.
Ein lastendes Schweigen breitete sich zwischen den beiden Frauen aus, bis das Prasseln des Kaminfeuers und das hohle Pfeifen des frischen Herbstwinds zu beinahe ohrenbetäubenden Geräuschen anwuchs.
Regen mit sich bringende Windböen peitschten gegen Dunlaidirs dicke Steinmauern und rüttelten so heftig an den Fensterläden, dass es Caterine nicht überrascht hätte, wenn diese aus ihren Verankerungen gerissen und in die See geschleudert worden wären.
Ein quälendes Gefühl der Vorahnung beschlich sie, das einem bösen Omen gleichkam. Eine schlimme Vorahnung, kalt und unerbittlich wie die dunklen Wellen, die gegen die Klippen schlugen, auf denen Dunlaidir Castle so majestätisch thronte.
Trotzdem sagte sie noch immer nichts.
Denn der Vorschlag ihrer Gesellschafterin verdiente keinen Kommentar.
Ohne sich von Caterines Schweigen beirren zu lassen, schwärmte Lady Rhona weiter. »Ich kann ihn buchstäblich schon vor mir sehen: ein mächtiger Krieger, der ein starkes Schwert führt, ein im Kampf erprobter Ritter, der zudem auch noch den Ruf besitzt, ein Kavalier zu sein«, begeisterte sie sich, und ihre junge Stimme war ganz heiser vor Erregung.
Voller trügerischer Fantasien, an die Caterine schon längst nicht mehr glaubte.
An die sie vielleicht noch nie geglaubt hatte.
Nie hatte glauben dürfen, egal, wie sehr ihr junges Herz sich auch einst bemüht haben mochte, an solch unsinnigen Träumen festzuhalten.
»Mylady«, sagte Rhona flehend, bemüht, Caterines Aufmerksamkeit zu gewinnen. »Bedenkt doch nur! Ein kampferprobter Ritter, der im Stande wäre, Eure Feinde allein mit einem bloßen Blick zu bezwingen. Ein tapferer Mann, bereit, sie auf ein bloßes Wort von Euch in Stücke zu zerhacken. Ein großartiger Beschü ...«
»Ich will keinen Beschützer.« Caterine fuhr zu ihrer Freundin herum. »Ich will nichts anderes, als dass man mich in Ruhe lässt.«
»Und ich sage, was Ihr braucht, ist Leidenschaft!«, entfuhr es der unverbesserlichen Romantikerin Rhona, doch dann schlug sie verlegen eine Hand vor ihren Mund, und eine zarte Röte färbte ihre Wangen.
Sie schlüpfte hinter Caterine, zog die Fensterläden energisch zu, womit zwar Wind und Regen ausgeschlossen, der Raum allerdings gleichzeitig in Dämmerlicht getaucht wurde. »Grundgütiger Himmel!«, ereiferte sie sich und beeilte sich, ein paar Talgkerzen anzuzünden. »Ich wollte nicht respektlos sein. Es ist nur so, dass Ihr noch nie ...«
»Ich weiß sehr gut, was Ihr gemeint habt«, unterbrach Caterine sie rasch, bevor die jüngere Frau weiterschwatzen und sie beide in Verlegenheit bringen konnte. Sorgsam darauf bedacht, eine aufrechte Haltung zu bewahren, ließ sie sich auf den weichen Kissen der in die Fensterlaibung eingebauten Sitzbank nieder.
Es kümmerte sie kaum, dass die fein bestickten Kissen durch den schräg gegen die Burg schlagenden Regen feucht geworden waren. Caterine hatte weitaus ernstere Angelegenheiten zu erwägen, als die Möglichkeit, sich zu erkälten.
»Eure Sorge ist sehr lobenswert, aber gänzlich fehl am Platz«, bemerkte sie mit einem Seitenblick auf Rhona. »Ich kenne mich mit Männern aus. Glaubt Ihr allen Ernstes, ich sei noch unerfahren, nachdem ich zwei Ehemänner zu Grabe getragen habe?«
»Natürlich nicht, Mylady«, erwiderte Rhona, während sie geschäftig mit den Kerzen herumhantierte. »Niemand ist sich Eurer verzweifelten Lage besser bewusst als ich. Hätte ich nicht Euer Bestes im Sinn, würde ich Euch gar nicht so bedrängen, männlichen Schutz zu suchen.«
Mit einer ungeduldigen Handbewegung erklärte Caterine: »Ihr sprecht von Leidenschaft. Ich brauche eine Lösung für meine Probleme, für Dunlaidirs Probleme, und keinen Mann, der mir das Bett wärmt.«
Sie beugte sich vor, um Leo, ihren kleinen goldbraunen Hund, auf den Schoß zu nehmen. »Ich werde mich nicht noch einmal um die Aufmerksamkeit eines Mannes bemühen, ganz egal, zu welchem Zweck. Leo ist das einzige männliche Wesen, das in diesem Raum willkommen ist ... und das müsstet Ihr langsam begriffen haben.«
»Leo kann Euch nicht vor einem so mächtigen Mann wie Sir Hugh beschützen. Dieser Kerl ist ein heimtückischer Feigling, der sehr gemein und gefährlich werden kann. Euch bleibt gar nichts anderes übrig, als Eure Schwester zu bitten, Hilfe herzuschicken.«
»Glaubt Ihr etwa, ein einziger Highlandkrieger sei im Stande, einen englischen Grafen abzuschrecken, der eine komplette Garnison berittener Soldaten zur Verfügung hat?« Caterine drückte Leo an sich und fühlte sich von der weichen Wärme seines kleinen Körpers ein wenig getröstet. »Sogar ein mächtiger MacKenzie hätte große Schwierigkeiten, de la Hogue daran zu hindern, Dunlaidir durch eine Heirat mit mir in seinen Besitz zu bringen.«
Rhona legte ihren dunklen Kopf zur Seite. »Dann müsst Ihr eine solche Verbindung von vornherein unmöglich machen, indem Ihr Euren Beschützer heiratet.«
Caterine reagierte mit Empörung. »Ich habe keinen Beschützer. Und ich werde auch nicht Linnets Gunst ausnutzen, indem ich sie darum bitte, mir einen zu schicken. Und selbst wenn ich geneigt wäre, es zu tun -- was ich nicht bin -, wäre es auch nicht akzeptabler, mich an einen solchen Mann zu binden, als Sir Hugh zu ehelichen.«
»Woher wollt Ihr das wissen, wenn Ihr dem Mann, den Euch Eure Schwester schicken wird, noch nie begegnet seid?«
Caterine warf ihrer Freundin einen scharfen Blick zu. »Ich werde keinen dritten Ehemann erdulden, ob er nun mein Beschützer wäre oder nicht.«
Statt zu antworten, begann Rhona im Zimmer umherzuwandern und tippte sich dabei immer wieder mit dem Zeigefinger an ihr Kinn. Caterine wappnete sich innerlich schon für den Schwall absurden Geschwätzes, der, wie sie wusste, jeden Moment von den nachdenklich geschürzten Lippen der jungen Frau kommen würde.
Denn nach Jahren des Zusammenlebens kannte sie ihre Freundin gut. Ihr nervöses Fingertippen war stets ein Vorbote für Ausbrüche von Albernheit. Sinnloses Gerede, das außer Rhona selbst niemand verstand.
»Ich hab's!«, rief Rhona da auch schon und klatschte in die Hände. Ein triumphierendes Lächeln überzog ihr hübsches Gesicht. »Ihr gebt einfach nur vor, den Mann zu heiraten, den Euch Eure Schwester schickt.«
Caterines Augenbrauen schossen in die Höhe. »Vorgeben?« »Aye.« Ihre Freundin strahlte sie an und schien offensichtlich
darauf zu waren, dass Caterine die Genialität ihrer Idee erkannte. Doch Caterine erkannte gar nichts.
Nichts außer ihrer wachsenden Verärgerung über Rhonas unablässiges Drängen.
Brüsk erhob sie sich, trug Leo über den mit Binsen bestreuten Boden und setzte ihn auf sein Bettchen auf des für ihn neben dem Kamin liegende weiche Schaffell. »Ich fürchte, Ihr habt es immer noch nicht begriffen. Ich werde meine Schwester nicht um Hilfe bitten, und ich werde auch keine weitere Ehe in Betracht ziehen. Nicht einmal eine vorgetäuschte«, bekräftigte sie in einem Tonfall, von dem sie hoffte, Rhonas Überschwang eindämmen zu können.
Streng und unnachgiebig.
Vor allem unnachgiebig.
»Aber es wäre die beste Gelegenheit für Euch, Sir Hughs loszuwerden«, versuchte Rhona erneut, ihr zuzureden. »Habt Ihr vergessen, dass er geschworen hat, eine Verfügung seines Königs zu erwirken, um Euch zu zwingen, Euch zu fügen, solltet Ihr mit der Heirat am Michaelistag nicht einverstanden sein?« Rhona hob flehend ihre Hände. »Und der Michaelistag ist längst vorüber, Mylady.«
»Tatsächlich?« Caterine zupfte an einer nicht vorhandenen Fussel an ihrem Ärmel. »Da unsere Vorräte zu spärlich geworden sind, um den Tag des Heiligen Michael zu feiern, hatte ich gar nicht bemerkt, dass er schon vorüber ist. Und es interessiert mich auch nicht, was Edward der Dritte mir zu tun befiehlt. Denn noch wird dieses Land für den jungen David von Schottland gehalten.«
»Mylady, bitte«, flehte Rhona. »Ihr habt gar keine andere Wahl.«
Von jähem Zorn erfasst, ballte Caterine die Fäuste. Hinter den verschlossenen Fensterläden wurde Donner laut, und sein leises Grollen war wie ein Echo der schmerzlichen Verbitterung tief in ihrem Inneren.
Rhona irrte sich. Sie hatte andere Möglichkeiten.
Doch wie so oft in ihrem Leben behagten sie ihr alle nicht.
Sie hatte immer unter der Herrschaft eines Mannes gelebt. Selbst heute noch, gerade erst zur Witwe eines älteren, aber nicht unliebenswürdigen Ehemanns geworden und zu einem Zeitpunkt, als sie gehofft hatte, endlich wenigstens einen Anschein von Frieden zu finden.
Frieden und Alleinsein.
Ungebeten tauchte plötzlich Sir Hugh de la Hogues vor ihrem inneren Auge auf - sein feistes Gesicht mit den kleinen, vor Befriedigung glänzenden Schweinsäuglein, das Geräusch seines schweren Atems, der seiner lüsternen Natur Ausdruck verlieh.
Caterine bekam eine Gänsehaut. Der bloße Gedanke, von den dick beringten Fingern dieses Engländers berührt zu werden, jagte ihr vor lauter Abscheu einen Schauder über den Rücken und ließ Galle in ihrer Kehle aufsteigen.
»Mylady, Ihr seid blass geworden.« Rhonas besorgte Stimme vertrieb das abstoßende Bild. »Soll ich die Blutegel holen?«
»Nein, mir geht's gut«, log Caterine mit ausdrucksloser Stimme.
Ihre dunklen Augen voller Sorge trat Rhona hastig vor, um Caterines Hände zu ergreifen. »Ach, Mylady, Ihr müsst nachgeben. Die MacKenzie-Männer sind fähig und beherzt. Der Gatte Eurer Schwester ist ein fairer Mann, er wird Euch den zuverlässigsten Kämpfer seiner Truppe schicken.«
Rhona ließ Caterines Hände los und begann wieder auf und ab zu gehen. »Erinnert Ihr Euch, wie er und Eure Schwester vor ein paar Jahren zu Besuch hier waren? Du liebe Güte, all die Frauen in der Burg waren vollkommen aufgelöst, wenn er auch nur einen Blick ... «
»Es gibt Wichtigeres an einem Mann als die Breite seiner Schultern und sein charmantes Lächeln«, unterbrach Caterine das Geplapper ihrer Freundin. »Ich will gar nicht abstreiten, dass der Mann meiner Schwester einen erfreulichen Anblick bietet und einen anständigen Charakter hat, aber ich warne Euch, denn Duncan MacKenzie ist absolut kein Mann, an dem man andere messen kann. Einen Mann wie ihn findet man nur sehr selten. Meine Schwester kann sich glücklich schätzen, ihn zu haben.«
Für einen kurzen Augenblick schien Rhona hinreichend zurechtgewiesen, doch kurz darauf plapperte sie weiter, und ihr Gesicht begann wieder vor Begeisterung zu glühen. »Ich schwöre, es war mehr als nur sein gutes Aussehen, was mich an diesem Mann beeindruckte. Nie werde ich vergessen, wie er beim Tjost Dunlaidirs besten Reiter aus dem Sattel warf, aber trotzdem anständig genug war, sich von Eurem verstorbenen Gemahl besiegen zu lassen.«
Rhona richtete einen nachdenklichen Blick auf Caterine. »Aye, Laird MacKenzie ist ein gerechter Mann. Er wird einen starken, tapferen Krieger mit enormen kämpferischen Fähigkeiten für Euch aussuchen, einen Mann von Ehre, der Euch beschützen kann.«
Einen Mann von Ehre.
Caterine schluckte die scharfe Antwort, die ihr auf der Zunge lag, hinunter. Von allen Frauen hatte gerade sie besonders wenig Grund an die Existenz eines solch mustergültigen Mannes zu glauben. Obwohl sie viele Seiten der Männer, denen sie in ihrem bisherigen Leben begegnet war, kennen gelernt hatte, war Ehre eins der Attribute, an denen es den meisten von ihnen sehr gemangelt hatte.
Nur ihr erst kürzlich verstorbener Ehemann hatte ein gewisses Maß daran besessen.
Allerdings auch nur eine eher magere Portion.
Sie verschränkte ihre Arme. »Und Ihr glaubt, dieser berühmte und mächtige Highlander, dieser Mann von Ehre, würde seine Moralvorstellungen vergessen und sich bereit erklären, sich als mein dritter Ehegatte auszugeben?«
Rhona gab ihre Wanderung auf, schien ihre Gedanken abzuwägen und lächelte dann. »Er wird der Ehre wegen zustimmen. Welcher Mann, der einen Funken Mitgefühl im Körper hat, könnte einer Edelfrau in Not etwas verweigern?«
»Glaubt Ihr?«
»Ich bin mir sicher.« Wieder begann das Fingertippen. »Vor allem, wenn Ihr Lady Linnet über den drohenden Untergang Dunlaidirs informiert. Ist der Ernst unserer Lage erst einmal bekannt, wird kein Mann, der nach den Gesetzen der Ritterlichkeit lebt, Euch etwas verweigern.«
Seien die Heiligen ihr gnädig, aber das glaubte sogar Caterine nicht.
Dann sei es so, hätte sie beinahe gesagt, aber bevor sie diese einlenkenden Worte äußern konnte, brachte lautes Donnergrollen sie zum Schweigen.
Eine ganze Reihe aufeinander folgender krachender Donnerschläge erschütterten die Dielenbretter und versetzten die Fensterläden in Bewegung.
Die hemmungslose Wut des Sturmes war ein böses Omen, daran zweifelte Caterine nicht.
Ein Zeichen, dass die Götter das frevelhafte Verhalten, zu dem Rhona sie zu überreden versuchte, missbilligten.
Oder schlimmer noch - ein Zeichen, dass sie Rhonas Meinung zustimmten und über Caterines Weigerung, den Ratschlag ihrer Freundin zu befolgen, verärgert waren.
Etwas, was sie nicht tun wollte und nicht tun konnte.
Caterine wartete, bis die erste Wucht des Sturmes nachgelassen hatte, dann strich sie die Falten ihres wollenen Gewandes glatt. Bevor sie ihre Entschlossenheit und ihren Mut verlieren konnte, straffte sie die Schultern und zwang sich auszusprechen, was gesagt werden musste.
»Lady Rhona, ich respektiere Euren Rat und weiß, dass Ihr immer auf mein Wohl bedacht seid«, sagte sie mit erstaunlich ruhiger Stimme. »Aber ich verbiete Euch, dieses Thema noch einmal anzuschneiden. Ichwerde keinen Beschützer kommen lassen.«
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Was Ihr braucht, Mylady, ist ein Beschützer.« Lady Caterine Keith versteifte sich in Anbetracht des
gut gemeinten Ratschlag ihrer Gesellschafterin und starrte weiter durch die mit Rundbögen versehenen Fenster ihres Turmzimmers. Tief unten brauste und toste die Nordsee, deren schiefergraue Wellen von weißem Schaum gekrönt waren und deren aufgewühlte Oberfläche ein perfektes Spiegelbild ihres eigenen inneren Aufruhrs war.
Ein lastendes Schweigen breitete sich zwischen den beiden Frauen aus, bis das Prasseln des Kaminfeuers und das hohle Pfeifen des frischen Herbstwinds zu beinahe ohrenbetäubenden Geräuschen anwuchs.
Regen mit sich bringende Windböen peitschten gegen Dunlaidirs dicke Steinmauern und rüttelten so heftig an den Fensterläden, dass es Caterine nicht überrascht hätte, wenn diese aus ihren Verankerungen gerissen und in die See geschleudert worden wären.
Ein quälendes Gefühl der Vorahnung beschlich sie, das einem bösen Omen gleichkam. Eine schlimme Vorahnung, kalt und unerbittlich wie die dunklen Wellen, die gegen die Klippen schlugen, auf denen Dunlaidir Castle so majestätisch thronte.
Trotzdem sagte sie noch immer nichts.
Denn der Vorschlag ihrer Gesellschafterin verdiente keinen Kommentar.
Ohne sich von Caterines Schweigen beirren zu lassen, schwärmte Lady Rhona weiter. »Ich kann ihn buchstäblich schon vor mir sehen: ein mächtiger Krieger, der ein starkes Schwert führt, ein im Kampf erprobter Ritter, der zudem auch noch den Ruf besitzt, ein Kavalier zu sein«, begeisterte sie sich, und ihre junge Stimme war ganz heiser vor Erregung.
Voller trügerischer Fantasien, an die Caterine schon längst nicht mehr glaubte.
An die sie vielleicht noch nie geglaubt hatte.
Nie hatte glauben dürfen, egal, wie sehr ihr junges Herz sich auch einst bemüht haben mochte, an solch unsinnigen Träumen festzuhalten.
»Mylady«, sagte Rhona flehend, bemüht, Caterines Aufmerksamkeit zu gewinnen. »Bedenkt doch nur! Ein kampferprobter Ritter, der im Stande wäre, Eure Feinde allein mit einem bloßen Blick zu bezwingen. Ein tapferer Mann, bereit, sie auf ein bloßes Wort von Euch in Stücke zu zerhacken. Ein großartiger Beschü ...«
»Ich will keinen Beschützer.« Caterine fuhr zu ihrer Freundin herum. »Ich will nichts anderes, als dass man mich in Ruhe lässt.«
»Und ich sage, was Ihr braucht, ist Leidenschaft!«, entfuhr es der unverbesserlichen Romantikerin Rhona, doch dann schlug sie verlegen eine Hand vor ihren Mund, und eine zarte Röte färbte ihre Wangen.
Sie schlüpfte hinter Caterine, zog die Fensterläden energisch zu, womit zwar Wind und Regen ausgeschlossen, der Raum allerdings gleichzeitig in Dämmerlicht getaucht wurde. »Grundgütiger Himmel!«, ereiferte sie sich und beeilte sich, ein paar Talgkerzen anzuzünden. »Ich wollte nicht respektlos sein. Es ist nur so, dass Ihr noch nie ...«
»Ich weiß sehr gut, was Ihr gemeint habt«, unterbrach Caterine sie rasch, bevor die jüngere Frau weiterschwatzen und sie beide in Verlegenheit bringen konnte. Sorgsam darauf bedacht, eine aufrechte Haltung zu bewahren, ließ sie sich auf den weichen Kissen der in die Fensterlaibung eingebauten Sitzbank nieder.
Es kümmerte sie kaum, dass die fein bestickten Kissen durch den schräg gegen die Burg schlagenden Regen feucht geworden waren. Caterine hatte weitaus ernstere Angelegenheiten zu erwägen, als die Möglichkeit, sich zu erkälten.
»Eure Sorge ist sehr lobenswert, aber gänzlich fehl am Platz«, bemerkte sie mit einem Seitenblick auf Rhona. »Ich kenne mich mit Männern aus. Glaubt Ihr allen Ernstes, ich sei noch unerfahren, nachdem ich zwei Ehemänner zu Grabe getragen habe?«
»Natürlich nicht, Mylady«, erwiderte Rhona, während sie geschäftig mit den Kerzen herumhantierte. »Niemand ist sich Eurer verzweifelten Lage besser bewusst als ich. Hätte ich nicht Euer Bestes im Sinn, würde ich Euch gar nicht so bedrängen, männlichen Schutz zu suchen.«
Mit einer ungeduldigen Handbewegung erklärte Caterine: »Ihr sprecht von Leidenschaft. Ich brauche eine Lösung für meine Probleme, für Dunlaidirs Probleme, und keinen Mann, der mir das Bett wärmt.«
Sie beugte sich vor, um Leo, ihren kleinen goldbraunen Hund, auf den Schoß zu nehmen. »Ich werde mich nicht noch einmal um die Aufmerksamkeit eines Mannes bemühen, ganz egal, zu welchem Zweck. Leo ist das einzige männliche Wesen, das in diesem Raum willkommen ist ... und das müsstet Ihr langsam begriffen haben.«
»Leo kann Euch nicht vor einem so mächtigen Mann wie Sir Hugh beschützen. Dieser Kerl ist ein heimtückischer Feigling, der sehr gemein und gefährlich werden kann. Euch bleibt gar nichts anderes übrig, als Eure Schwester zu bitten, Hilfe herzuschicken.«
»Glaubt Ihr etwa, ein einziger Highlandkrieger sei im Stande, einen englischen Grafen abzuschrecken, der eine komplette Garnison berittener Soldaten zur Verfügung hat?« Caterine drückte Leo an sich und fühlte sich von der weichen Wärme seines kleinen Körpers ein wenig getröstet. »Sogar ein mächtiger MacKenzie hätte große Schwierigkeiten, de la Hogue daran zu hindern, Dunlaidir durch eine Heirat mit mir in seinen Besitz zu bringen.«
Rhona legte ihren dunklen Kopf zur Seite. »Dann müsst Ihr eine solche Verbindung von vornherein unmöglich machen, indem Ihr Euren Beschützer heiratet.«
Caterine reagierte mit Empörung. »Ich habe keinen Beschützer. Und ich werde auch nicht Linnets Gunst ausnutzen, indem ich sie darum bitte, mir einen zu schicken. Und selbst wenn ich geneigt wäre, es zu tun -- was ich nicht bin -, wäre es auch nicht akzeptabler, mich an einen solchen Mann zu binden, als Sir Hugh zu ehelichen.«
»Woher wollt Ihr das wissen, wenn Ihr dem Mann, den Euch Eure Schwester schicken wird, noch nie begegnet seid?«
Caterine warf ihrer Freundin einen scharfen Blick zu. »Ich werde keinen dritten Ehemann erdulden, ob er nun mein Beschützer wäre oder nicht.«
Statt zu antworten, begann Rhona im Zimmer umherzuwandern und tippte sich dabei immer wieder mit dem Zeigefinger an ihr Kinn. Caterine wappnete sich innerlich schon für den Schwall absurden Geschwätzes, der, wie sie wusste, jeden Moment von den nachdenklich geschürzten Lippen der jungen Frau kommen würde.
Denn nach Jahren des Zusammenlebens kannte sie ihre Freundin gut. Ihr nervöses Fingertippen war stets ein Vorbote für Ausbrüche von Albernheit. Sinnloses Gerede, das außer Rhona selbst niemand verstand.
»Ich hab's!«, rief Rhona da auch schon und klatschte in die Hände. Ein triumphierendes Lächeln überzog ihr hübsches Gesicht. »Ihr gebt einfach nur vor, den Mann zu heiraten, den Euch Eure Schwester schickt.«
Caterines Augenbrauen schossen in die Höhe. »Vorgeben?« »Aye.« Ihre Freundin strahlte sie an und schien offensichtlich
darauf zu waren, dass Caterine die Genialität ihrer Idee erkannte. Doch Caterine erkannte gar nichts.
Nichts außer ihrer wachsenden Verärgerung über Rhonas unablässiges Drängen.
Brüsk erhob sie sich, trug Leo über den mit Binsen bestreuten Boden und setzte ihn auf sein Bettchen auf des für ihn neben dem Kamin liegende weiche Schaffell. »Ich fürchte, Ihr habt es immer noch nicht begriffen. Ich werde meine Schwester nicht um Hilfe bitten, und ich werde auch keine weitere Ehe in Betracht ziehen. Nicht einmal eine vorgetäuschte«, bekräftigte sie in einem Tonfall, von dem sie hoffte, Rhonas Überschwang eindämmen zu können.
Streng und unnachgiebig.
Vor allem unnachgiebig.
»Aber es wäre die beste Gelegenheit für Euch, Sir Hughs loszuwerden«, versuchte Rhona erneut, ihr zuzureden. »Habt Ihr vergessen, dass er geschworen hat, eine Verfügung seines Königs zu erwirken, um Euch zu zwingen, Euch zu fügen, solltet Ihr mit der Heirat am Michaelistag nicht einverstanden sein?« Rhona hob flehend ihre Hände. »Und der Michaelistag ist längst vorüber, Mylady.«
»Tatsächlich?« Caterine zupfte an einer nicht vorhandenen Fussel an ihrem Ärmel. »Da unsere Vorräte zu spärlich geworden sind, um den Tag des Heiligen Michael zu feiern, hatte ich gar nicht bemerkt, dass er schon vorüber ist. Und es interessiert mich auch nicht, was Edward der Dritte mir zu tun befiehlt. Denn noch wird dieses Land für den jungen David von Schottland gehalten.«
»Mylady, bitte«, flehte Rhona. »Ihr habt gar keine andere Wahl.«
Von jähem Zorn erfasst, ballte Caterine die Fäuste. Hinter den verschlossenen Fensterläden wurde Donner laut, und sein leises Grollen war wie ein Echo der schmerzlichen Verbitterung tief in ihrem Inneren.
Rhona irrte sich. Sie hatte andere Möglichkeiten.
Doch wie so oft in ihrem Leben behagten sie ihr alle nicht.
Sie hatte immer unter der Herrschaft eines Mannes gelebt. Selbst heute noch, gerade erst zur Witwe eines älteren, aber nicht unliebenswürdigen Ehemanns geworden und zu einem Zeitpunkt, als sie gehofft hatte, endlich wenigstens einen Anschein von Frieden zu finden.
Frieden und Alleinsein.
Ungebeten tauchte plötzlich Sir Hugh de la Hogues vor ihrem inneren Auge auf - sein feistes Gesicht mit den kleinen, vor Befriedigung glänzenden Schweinsäuglein, das Geräusch seines schweren Atems, der seiner lüsternen Natur Ausdruck verlieh.
Caterine bekam eine Gänsehaut. Der bloße Gedanke, von den dick beringten Fingern dieses Engländers berührt zu werden, jagte ihr vor lauter Abscheu einen Schauder über den Rücken und ließ Galle in ihrer Kehle aufsteigen.
»Mylady, Ihr seid blass geworden.« Rhonas besorgte Stimme vertrieb das abstoßende Bild. »Soll ich die Blutegel holen?«
»Nein, mir geht's gut«, log Caterine mit ausdrucksloser Stimme.
Ihre dunklen Augen voller Sorge trat Rhona hastig vor, um Caterines Hände zu ergreifen. »Ach, Mylady, Ihr müsst nachgeben. Die MacKenzie-Männer sind fähig und beherzt. Der Gatte Eurer Schwester ist ein fairer Mann, er wird Euch den zuverlässigsten Kämpfer seiner Truppe schicken.«
Rhona ließ Caterines Hände los und begann wieder auf und ab zu gehen. »Erinnert Ihr Euch, wie er und Eure Schwester vor ein paar Jahren zu Besuch hier waren? Du liebe Güte, all die Frauen in der Burg waren vollkommen aufgelöst, wenn er auch nur einen Blick ... «
»Es gibt Wichtigeres an einem Mann als die Breite seiner Schultern und sein charmantes Lächeln«, unterbrach Caterine das Geplapper ihrer Freundin. »Ich will gar nicht abstreiten, dass der Mann meiner Schwester einen erfreulichen Anblick bietet und einen anständigen Charakter hat, aber ich warne Euch, denn Duncan MacKenzie ist absolut kein Mann, an dem man andere messen kann. Einen Mann wie ihn findet man nur sehr selten. Meine Schwester kann sich glücklich schätzen, ihn zu haben.«
Für einen kurzen Augenblick schien Rhona hinreichend zurechtgewiesen, doch kurz darauf plapperte sie weiter, und ihr Gesicht begann wieder vor Begeisterung zu glühen. »Ich schwöre, es war mehr als nur sein gutes Aussehen, was mich an diesem Mann beeindruckte. Nie werde ich vergessen, wie er beim Tjost Dunlaidirs besten Reiter aus dem Sattel warf, aber trotzdem anständig genug war, sich von Eurem verstorbenen Gemahl besiegen zu lassen.«
Rhona richtete einen nachdenklichen Blick auf Caterine. »Aye, Laird MacKenzie ist ein gerechter Mann. Er wird einen starken, tapferen Krieger mit enormen kämpferischen Fähigkeiten für Euch aussuchen, einen Mann von Ehre, der Euch beschützen kann.«
Einen Mann von Ehre.
Caterine schluckte die scharfe Antwort, die ihr auf der Zunge lag, hinunter. Von allen Frauen hatte gerade sie besonders wenig Grund an die Existenz eines solch mustergültigen Mannes zu glauben. Obwohl sie viele Seiten der Männer, denen sie in ihrem bisherigen Leben begegnet war, kennen gelernt hatte, war Ehre eins der Attribute, an denen es den meisten von ihnen sehr gemangelt hatte.
Nur ihr erst kürzlich verstorbener Ehemann hatte ein gewisses Maß daran besessen.
Allerdings auch nur eine eher magere Portion.
Sie verschränkte ihre Arme. »Und Ihr glaubt, dieser berühmte und mächtige Highlander, dieser Mann von Ehre, würde seine Moralvorstellungen vergessen und sich bereit erklären, sich als mein dritter Ehegatte auszugeben?«
Rhona gab ihre Wanderung auf, schien ihre Gedanken abzuwägen und lächelte dann. »Er wird der Ehre wegen zustimmen. Welcher Mann, der einen Funken Mitgefühl im Körper hat, könnte einer Edelfrau in Not etwas verweigern?«
»Glaubt Ihr?«
»Ich bin mir sicher.« Wieder begann das Fingertippen. »Vor allem, wenn Ihr Lady Linnet über den drohenden Untergang Dunlaidirs informiert. Ist der Ernst unserer Lage erst einmal bekannt, wird kein Mann, der nach den Gesetzen der Ritterlichkeit lebt, Euch etwas verweigern.«
Seien die Heiligen ihr gnädig, aber das glaubte sogar Caterine nicht.
Dann sei es so, hätte sie beinahe gesagt, aber bevor sie diese einlenkenden Worte äußern konnte, brachte lautes Donnergrollen sie zum Schweigen.
Eine ganze Reihe aufeinander folgender krachender Donnerschläge erschütterten die Dielenbretter und versetzten die Fensterläden in Bewegung.
Die hemmungslose Wut des Sturmes war ein böses Omen, daran zweifelte Caterine nicht.
Ein Zeichen, dass die Götter das frevelhafte Verhalten, zu dem Rhona sie zu überreden versuchte, missbilligten.
Oder schlimmer noch - ein Zeichen, dass sie Rhonas Meinung zustimmten und über Caterines Weigerung, den Ratschlag ihrer Freundin zu befolgen, verärgert waren.
Etwas, was sie nicht tun wollte und nicht tun konnte.
Caterine wartete, bis die erste Wucht des Sturmes nachgelassen hatte, dann strich sie die Falten ihres wollenen Gewandes glatt. Bevor sie ihre Entschlossenheit und ihren Mut verlieren konnte, straffte sie die Schultern und zwang sich auszusprechen, was gesagt werden musste.
»Lady Rhona, ich respektiere Euren Rat und weiß, dass Ihr immer auf mein Wohl bedacht seid«, sagte sie mit erstaunlich ruhiger Stimme. »Aber ich verbiete Euch, dieses Thema noch einmal anzuschneiden. Ichwerde keinen Beschützer kommen lassen.«
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
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Bibliographische Angaben
- Autor: Sue-Ellen Welfonder
- 2011, 1, 416 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Taschenbuch
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3868007903
- ISBN-13: 9783868007909
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