Boudica - Die Herrin der Kelten
Der zweite Roman der spannenden Saga über das Leben, die Kriege und die Liebe der legendären Keltenprinzessin Boudica.
Der zweite Roman der spannenden Saga über das Leben, die Kriege und die Liebe der legendären Keltenprinzessin Boudica.
"Von allen Werken über die keltische Zeit, ist Manda Scotts "Boudica"-Serie eindeutig die Beste." - Sunday on Mail
"Der ewig gültige Schrei nach Freiheit - fesselnd und poetisch erzählt!" - Oxford Times
"Der mutigste - und gelungenste - historische Romanzyklus seit langem!"- The Independent
Die Herrin der Kelten von MandaScott
LESEPROBE
Prolog
Herbst A.D. 32
Der Angriff geschah kurz vor Tagesanbruch. Das Mädchenschreckte aus dem Schlaf hoch, geweckt von dem beißenden Geruch brennendenStrohs und dem gellenden Aufschrei ihrer Mutter.
Von der Lichtung hinter der Hütte hörte sie dieErwiderung ihres Vaters und das Klirren von Eisen gegen Bronze. Gleich darauf brüllteein anderer Mann, und sie war mit einem Satz auf den Beinen, warf dieSchlaffelle beiseite und suchte in der Dunkelheit hinter der Schlafstellehektisch nach ihrem Abbalgemesser, oder, besser noch, nach ihrer Axt. Doch siefand keines von beiden. Ihre Mutter schrie abermals, diesmal voller Todesangst.Das Mädchen tastete wild herum, auf der verzweifelten Suche nach einer Waffe,während sie spürte, wie das Feuer ihre Haut versengte und der dumpfe,schleichende Schmerz der Angst in ihr hochkroch, der Angst vor einemplötzlichen Schwerthieb in den Rücken. Doch dann schlossen sich ihre Finger umein Heft aus abgenutztem Holz und glitten hinunter zu der Krümmung eines Griffs,den sie von stundenlangem Einölen und Polieren und der ehrfürchtigen Scheu derJugend her kannte: der Jagdspeer ihres Vaters. Sie riss den Speer an sich,drehte ihn mit einer einzigen raschen Bewegung herum und zog dabei dieLederhülle von der Klinge. Ein Strahl frühmorgendlichen Lichts traf ihre Augen,als urplötzlich der Fellvorhang vor der Tür heruntergerissen und dann ebensoschnell und unvermittelt durch einen Schatten ersetzt wurde. Eine große,massige Gestalt zeichnete sich in der Türöffnung ab. Eine Schwertklinge glänzteim matten Licht der Morgendämmerung. Irgendwo in der Nähe rief ihr Vaterangstvoll ihren Namen.
»Breaca!«
Sie reagierte augenblicklich und trat aus dem Schutzder Dunkelheit heraus. Der Krieger in der Tür verzog bei ihrem Anblick den Mundzu einem breiten, fast zahnlosen Grinsen und stürzte mit einem Satz vorwärts. SeineSchwertklinge reflektierte die Strahlen der aufgehenden Sonne, so dass sowohler als auch Breaca für eine Sekunde geblendet wurden. Ohne auch nur einenMoment nachzudenken handelte sie genauso, wie sie es einst im Schutz derunteren Pferdekoppeln und in dem Wald jenseits davon geübt hatte: Sie sprangblitzschnell rückwärts, holte mit ihrem Speer zum Stoß aus, setzte dabei ihreganze jugendliche Wendigkeit und Energie ein und stieß zu. Sie zielte auf daseinzige blasse Stück Haut, das sie sehen konnte. Die Speerspitze traf ihr Zielund bohrte sich in die Halsgrube ihres Angreifers, an der Stelle, wo seine Tunikaaufhörte und sein Helm noch nicht begonnen hatte. Unmittelbar darauf schossBlut aus der Wunde heraus und strömte in einem hellroten Strahl über seineBrust herab. Der Mann stieß einen erstickten Würgelaut aus und blieb abruptstehen. Die Schwertklinge, die ihr nach dem Leben trachtete, durchschnitt die Luftund kam auf sie herabgesaust, geführt von der Wucht und der Schnelligkeitseines Ausfalls. Breaca versuchte, dem Hieb durch eine seitliche Drehungauszuweichen, aber sie war zu langsam und fühlte prompt den Stich der scharfenSchneide zwischen ihren Fingern. Sie ließ den Speer los. Der Mann schwankteeinen Moment lang kraftlos hin und her und stürzte dann zu Boden, durch das Gewichtdes Speerhefts von ihr weggezogen. Licht fiel zur Tür herein, dann verdunkeltesich der Eingang abermals. Ihr Vater war da.
»Breaca? Ihr großen Götter, Breaca « Auch er bliebunvermittelt stehen. Der Mann auf dem Boden schob eine Hand unter seinen Körperund versuchte aufzustehen. Der schwere Schmiedehammer ihres Vaters sauste herabund hinderte ihn ein für allemal daran. Dann ließ ihr Vater den Hammer fallenund umschlang sie mit beiden Armen, um sie fest an sich zu drücken, seine Wangean die ihre zu schmiegen und ihr mit seinen dicken, schwieligen Fingern durchsHaar zu streichen. »Du hast ihn getötet? Meine Kriegerin, mein tapferesMädchen! Du hast ihn getötet! Bei allen Göttern, das war gut. Ich könnte esnicht ertragen, euch beide zu verlieren «
Er wiegte Breaca hin und her, so wie er es oft getanhatte, als sie noch ein kleines Kind gewesen war. Er roch nach Blut und nach Magensäure.Breaca tastete mit beiden Händen über seine Brust, um sich davon zu überzeugen,dass er heil und unversehrt war, und stellte zu ihrer Erleichterung fest, dassdem so war. Sie wollte sich aus seiner Umarmung winden, um auch den Rest seinesKörpers nach Verletzungen abzusuchen. Er beugte sich noch näher zu ihr, undsein Atem kam plötzlich in kurzen, stoßweisen Schluchzern über seine Lippen. Siefühlte etwas Warmes und Nasses an ihrem Hals entlang auf ihre Schulter rinnenund von dort aus über ihre Brust. Da gab sie ihren Widerstand auf und ließ sichvon ihm in den Armen halten, während er hilflos weinte, und sie fragte ihn nicht,warum ihre Mutter nicht mit ihm gekommen war, um sie zu suchen. Ihre Mutter,die sein Kind unter dem Herzen trug. Die Magensäure auf seiner Tunika stammtevon ihrer Mutter. Sie lag in der Nähe des Hütteneingangs, und auch sie hielteinen Speer in der Hand. Gegen einen ihrer Angreifer hatte sie ihn noch erfolgreicheinsetzen können, aber sie waren zu zweit über sie hergefallen, und das Kind,das sie erwartete, hatte sie in ihrer Beweglichkeit behindert. DieSchwertschneide ihres Gegners hatte ihren Körper vom Brustbein bis zu denHüften aufgeschlitzt und alles herausquellen lassen, was in ihrem Innerengewesen war. Breaca kauerte sich neben ihrer toten Mutter nieder. Das zögerndeLicht des neuen Tages verlieh allem, was vorher noch blass und grau gewesen war,wieder Farbe. Breaca steckte die Hand nach dem kleinen, verschrumpelten Dingaus, das neben ihrer Mutter lag, und drehte es vorsichtig herum. Ihr Vaterstand hinter ihr. »Es wäre ein Junge geworden«, sagte sie.
»Ich weiß.« Er ließ seine Hand auf ihrer Schulterruhen. Seine Finger zitterten nicht. Seine Tränen waren versiegt. Er knietesich neben Breaca und umarmte sie ganz fest. Sein Kinn drückte auf ihren Kopf,und der Klang seiner Stimme vibrierte durch ihren Hals bis zu ihrer Brust, alser sprach. »Wozu brauche ich noch einen Sohn, wenn ich doch schon eine Tochterhabe, die einem bewaffneten Krieger gegenübertreten kann und aus diesemZweikampf als die Überlebende hervorgeht?«
Seine Stimme war voller Wärme, und in seinem Kummer schwangStolz mit. Sie brachte es daher nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass sie reininstinktiv gehandelt hatte und nicht aus Mut oder aus der Gesinnung einerKriegerin heraus.
Ihre Mutter war die Anführerin der Eceni gewesen, dieErstgeborene der königlichen Linie, und man erwies ihr im Tode die gleiche Ehrerbietung,die man ihr auch zu Lebzeiten entgegengebracht hatte. Ihr Leichnam wurde infeines Leinen und Felle gewickelt, um das Kind wieder in ihrem Leibeinzuschließen. Es wurde eine hohe Plattform aus Ulmen- und Haselholz errichtetund die Tote darauf emporgehoben, um sie den Göttern näher zu bringen und zuverhindern, dass Bären und Wölfe über sie herfielen. Die drei toten Krieger derCoritani, die die Gesetze der Götter gebrochen hatten, indem sie eineschwangere Frau ermordeten, und die Gesetze der Ältesten, indem sie denAnführer eines benachbarten Stammes ohne fairen Kampf töteten, wurdenentkleidet und in den Wald geschleift, um den wilden Tieren als Futter zudienen. Breaca bekam das Schwert desjenigen Kriegers überreicht, den siegetötet hatte. Sie wollte es jedoch nicht. Stattdessen gab sie es ihrem Vater,der es auf seinem Schmiedeblock zerbrach und erklärte, er würde ihr einbesseres schmieden, ein richtig großes, für später, wenn sie erwachsen war. AnStelle des Schwertes überreichte ihr eines der älteren Mädchen eine Krähenfedermit rot gefärbtem Kiel, die mit blauem Rosshaar umwickelt war, das Zeichen für einengetöteten Feind. Ihr Vater brachte ihr bei, ihr Haar an den Seiten zu flechten,so wie es die Krieger taten, bevor sie in eine Schlacht zogen, und die Feder indem Zopf zu befestigen, so dass sie locker an ihrer Schläfe baumelte.
Am späten Vormittag führte Eburovic, Krieger undSchmied der Eceni, seine Tochter zum Fluss hinunter, um sie von dem Blut des Kampfessauber zu waschen und die Schnittwunde an ihrer Hand zu verbinden; dann brachteer sie zu dem Rundhaus zurück, um sie in die Obhut von Macha zu geben, die dieSchwester ihrer Mutter war und die Mutter von Bán, seinem ersten und einzigenlebenden Sohn.
© Blanvalet Verlag
Übersetzung: Elke Bartels
- Autor: Manda Scott
- 2006, 759 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Engl. v. Elke Bartels
- Übersetzer: Elke Bartels
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442364868
- ISBN-13: 9783442364862
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