Boudica - Die Seherin der Kelten
Niemals würde sich Breaca, Seherin der Kelten und einzige Hoffnung auf die Freiheit, den Römern unterwerfen. Doch der Kampf ist schwer geworden: Ihr geliebter Ehemann Caradoc fällt in Rom einem schrecklichen Verrat zum Opfer, und ihr eigener Stamm...
Niemals würde sich Breaca, Seherin der Kelten und einzige Hoffnung auf die Freiheit, den Römern unterwerfen. Doch der Kampf ist schwer geworden: Ihr geliebter Ehemann Caradoc fällt in Rom einem schrecklichen Verrat zum Opfer, und ihr eigener Stamm betrachtet sie mit großem Misstrauen. Breacas einzige Hoffnung: Ihre Zwillingstöchter - und ein erneuter Aufstand der östlichen Völker. Aber das Schicksal will es anders.
"Der ewig gültige Schrei nach Freiheit - fesselnd und poetisch erzählt!"
Oxford Times
Niemals wird Breaca, Seherin der Kelten und einzige Hoffnung auf die Freiheit, sich den Römern unterwerfen. Doch der Kampf ist schwer geworden: Ihr geliebter Ehemann Caradoc fiel in Rom einem schrecklichen Verrat zum Opfer, und ihr eigener Stamm betrachtet sie mit großem Misstrauen. Breacas einzige Hoffnung: Ihre Zwillingstöchter, die rechtmäßigen Erbinnen, und ein erneuter Aufstand der östlichen Völker. Aber das Schicksal will es anders: Wieder trifft Breaca jenen Mann, der schuld ist an ihrer größten Niederlage und der doch, laut einer alten Weissagung, einst ihr Volk retten wird: Ihr Halbbruder Ban, ein römischer Legionär, ist auf dem Weg nach Norden. Auch er sucht den Frieden ...
"Von allen Werken über die keltische Zeit, ist Manda Scotts "Boudica"-Serie eindeutig die Beste."
Sunday on Mail
"Der ewig gültige Schrei nach Freiheit - fesselnd und poetisch erzählt!"
Oxford Times
"Der mutigste - und gelungenste - historische Romanzyklus seit langem!" The Independent
DieSeherin der Kelten von MandaScott
LESEPROBE
Prolog
MarcusPublius Vindex, Standartenträger der zweiten Zenturie der dritten Kohorte derZwanzigsten Legion, stationiert an der äußeren Westgrenze von Britannien, tranknur sehr wenig Wein, während er im Winter seinen Dienst in den für dieProviantbeschaffung zuständigen Truppen versah, und er ging niemals einunnötiges Risiko ein. Erst wenn der nächtliche Drang, Wasser zu lassen, irgendwannunerträglich wurde, verließ er sein Wachfeuer für einen kurzen Augenblick, undselbst dann sagte er seinem Waffenmeister zuvor erst noch, wohin er ging undzu welchem Zweck. Und wenn er dann zwischen den Zelten hindurchmarschierte,pfiff er laut die Melodie der neunten Anrufung Jupiters, zum Beweis, dass er nocham Leben war.
Am Randedes von den Lagerfeuern ausstrahlenden Lichts, dort, wo der Regen einensilbrigen Farbton annahm und so laut auf die Zelthäute prasselte, dass Vindexsein eigenes Lied nicht mehr verstehen konnte, von dort aus rief derStandartenträger nach seinem Waffenmeister und erhielt kurz darauf die Antwort.Der Strom seines über die Felsen plätschernden Urins bildete einen gutenGegensatz zum Regen. Es lag eine Art kalter Befriedigung darin, hier an denFuß des Berges zu pinkeln; denn so lange dieses Geräusch anhielt, so langefühlte Vindex sich geborgen in seinem scheinbaren Sieg über das Wetter, überden zähen Matsch, über den Mangel an jagdbarem Wild und an Getreide sowie, vor allem,geborgen in seinem Sieg über die Krieger der Eingeborenen, die einfach derNacht zu entwachsen schienen, um jene, die unvorsichtig genug waren, tot inder Dunkelheit zurückzulassen, so dass man sie meist erst bei Tageslichtwiederfand. Vindex rief eine Bemerkung dieser Art zu seinem Waffenmeisterhinüber und lallte dabei nur ganz leicht.
Kaum wardas letzte Wort über die Feuer hinweggeschallt, als plötzlich eine Hand seinKinn packte und seinen Kopf nach hinten riss. Vindex spürte nicht, wie dasMesser seine Kehle aufschlitzte, die Klinge war zu scharf, um Schmerzen zuverursachen, dafür aber schnitt sie sich bis zu den Knochen seiner Wirbelsäulevor, durchtrennte rasch und mühelos das weiche Gewebe seines Halses.
DerStandartenträger starb mit einem Gefühl der Überraschung, und sein Geistbegriff nicht, dass er nicht mehr lebte, sondern merkte nur, dass die Nachturplötzlich hell wurde, so als ob der Morgen hereinbräche. Und dass dort, woeben noch die vom Feuerschein verzerrten Schatten getanzt hatten, neben dem zuBoden gesunkenen Körper eines Mannes einer der Krieger der Eingeborenen knieteund dem Toten das Zeichen des Fluches in die Stirn ritzte.
Doch Vindexhatte zu viele Schlachten überlebt, um nun seine Zeit damit zu vergeuden, dasUnmögliche zu hinterfragen, und sein Schwert hatte bereits nach dem Hals desFeindes gestoßen, ehe er sich zu wundern begann, wer eigentlich dieser Totewar, der dort so dicht zu seinen Füßen lag. Während er also die ganze Masse seinesKörpers in die Wucht seines Schwerthiebs hineinlegte, holte er zugleich mitaller Kraft Luft, um einen Schrei auszustoßen, der das gesamte Lager aufweckenwürde.
SeinSchwert, sein Arm und sein schwereloser Körper glitten mit Schwung durch denauf dem Boden kauernden Krieger hindurch. Sein Schrei, der gewöhnlich einganzes Schlachtfeld zu übertönen vermochte, ließ keine bewaffneten Männeraufspringen und ihm zu Hilfe eilen. Nur ein Dekurio der Kavallerie, der beimFeuer saß und Wein trank, schlang seinen Umhang auf einmal ein wenig fester umsich und begann, mit den Füßen zu stampfen, während er die plötzlichaufziehende Kälte verfluchte.
Vindexöffnete den Mund, um noch einmal zu brüllen, hielt dann aber inne, als jenerTeil von ihm, der noch rational dachte, erkannte, dass selbst die Männer aufden Wachtposten ihn nicht wahrgenommen hatten.
fSiekönnen dich nicht hören. Deine Leute haben beschlossen, die Schreie der zuBoden Gemetzelten nicht hören zu wollen. Das ist eure Stärke und zugleich euregrößte Schwäche. Ihr werdet nie in Sicherheit leben, ehe ihr nicht lernt, aufdie Stimmen eurer Vorahren zu hören und auf die eurer jüngst Verstorbenen.
Die Stimme,die Vindex' Kopf ausfüllte, war von einer anderen Art als die Stimmen jenerMänner, die er beim Feuer zurückgelassen hatte; diese Stimme sprach zu seinerSeele. Der feindliche Krieger war jetzt mit dem Einritzen seines Fluchzeichensfertig und erhob sich, wobei er sich halb umwandte.
In diesemAugenblick, in der dunkelsten Stunde der Nacht, ohne Sonnenlicht und unter demvon Wolken verhangenen Mond, sah der Standartenträger der Zwanzigsten Legionzum ersten Mal das Gesicht seines Feindes. Er sah das regennasse Haar von derFarbe des Fuchses im Winter mit den zum Zeichen der Trauer lose herabfallendenKriegerzöpfen. Er sah die einzelne, vollkommen schwarz gefärbte Schwungfederder Krähe, die in den linken der beiden Zöpfe eingeflochten worden war und dasKennzeichen eines Kriegers war, der alle Verbindungen zu Familie und Stammabgebrochen hatte, um allein zu jagen - und möglicherweise auch allein zu sterben.Er sah das mit feuchtem Blut beschmierte Messer, das gerade eben noch benutztworden war, sah die Schlinge, die neben dem Säckchen mit den Flusskieseln vomGürtel herabhing. Und plötzlich wusste Vindex mit einer aus seinem tiefstenInneren aufsteigenden Gewissheit, dass jedes der Steinchen schwarz angemaltwar, damit es diejenigen, gegen die es losgeschleudert wurde, mit noch größererSicherheit tötete. Er sah das Zeichen des Schlangenspeers, das der Leiche - seinerLeiche - über der Braue eingeritzt worden war. Und damit wusste er - denn erhatte dasselbe Zeichen in den vergangenen drei Tagen nun schon ganze acht Malauf den Stirnen anderer getöteter Legionssoldaten gesehen -, dass diesesZeichen und seine Bedeutung nun über seinem gesamten Leben prangten.
Endlich,und erst als all diese Eindrücke zusammenkamen, erkannte Marcus PubliusVindex, Sohn des Gaius Publius Vindex, wer diese Frau war, die ihn getötethatte, und nun verstand er auch, dass er tot war.
Er fühltesich wie ein Narr und ließ sein Schwert wieder sinken. Vom Feuer her brüllteder Waffenmeister erneut eine Frage zu ihm hinüber, und in seiner Stimmeschwang nun unverkennbar ein Unterton der Besorgnis mit. Die Stille, die derStandartenträger - wäre er noch am Leben - hätte ausfüllen müssen, dehnte sichzu lange aus.
Langsamerhob sich die Bodicea und steckte ihr Gürtelmesser zurück in dessen Scheide. Wemdienst du?, fragte sie. Ihre Lippen bewegten sich nicht, doch ihre Wortewurden zu einem Teil der Nacht.
Auf diegleiche Art antwortete Vindex ihr. Ich diene Jupiter, dem Gott der Legionen,und Mars Ultor, für den Sieg. Dann fügte er hinzu: Du solltestschleunigst von hier verschwinden. Bald werden sie kommen, um nach mir zusuchen. Einen Kampf gegen so viele kannst du nicht überleben. Das Gefühlseiner eigenen Besorgnis überraschte ihn. Als Toter, so entdeckte er jetzt aufeinmal, hegte er weder den Hass, noch spürte er die panische Angst, die er alsLebender gefühlt hatte.
Danke.Aber ich gehe dann, wenn ich es für richtig halte. Deine Männer haben ja nochnicht einmal eine Fackel entzündet, und ich habe noch nie einen Römer gekannt,der im Regen vernünftig sehen konnte.
Siegrinste, und Vindex sah keinerlei Angst in ihren Augen, nur die Erregung undden Rausch des Kampfes, die nun langsam wieder zu schwinden begannen. Einsthatte auch er dieses Gefühl gekannt sowie den grenzenlosen Frieden, der darauffolgte, und nun begriff Vindex, dass es in erster Linie diese Empfindungengewesen waren, weshalb er gekämpft hatte, und nicht etwa das Silber, das manihm anschließend für seinen Einsatz gezahlt hatte. Und er erkannte auch, dasser damit nicht allein war.
Bewegt vonseinen neuen Empfindungen, sagte er: So wirst du nie siegen, wenn du alsEinzelne gegen eine Überzahl kämpfst.
Amüsiertzog die Bodicea eine Braue hoch. Das habe ich schon öfter gehört. Nichtjeder, der so sprach, war ein Römer, aber zumindest die meisten, und sie allewaren gerade gestorben.
Dannsolltest du vielleicht einmal auf uns hören. Wir Toten wollen dir nichts Böses,aber manche Dinge sehen wir einfach ein wenig klarer. Und es stimmte; die Sorgen, die erzu Lebzeiten gehegt hatte, schmolzen dahin, und hinter ihnen trat eine Klarheitzutage, die Vindex sein ganzes Leben über gesucht und doch nie gefundenhatte. Ich biete dir dies als ein Geschenk an, ein Geschenk aus dem Land derToten an die Lebenden: Wenn es dir nicht gelingt, auch den östlichen Teil derProvinz wachzurütteln und zum Kampf zu bewegen, dann werden die Legionensiegen, und Rom wird dein Volk ausbluten.
Die Bodiceahatte sich die blutbeschmierten Hände am Gras abgewischt, nun war sie fertig.Sie nickte gedankenverloren. Danke. Morgen früh werde ich einmal über deinGeschenk nachdenken, wenn ich dann noch leben sollte. Jetzt lächelte sienicht mehr, doch sie hasste ihn auch nicht. Du solltest nach Hause gehen, sagtesie. In Rom erkennen dich deine Götter. Hier aber können sie nicht zu dirsprechen.
DerWaffenmeister brüllte ein zweites Mal, und wieder erhielt er keine Antwort. Ausder Sicherheit der Zeltreihen heraus tauchte ein Legionssoldat auf, und seinePanik beim Anblick der Leiche war weitaus größer, als Vindex' gewesen war. SeinSchrei rief nun auch den Waffenschmied herbei, und der verlangte endlich lautstarknach Fackeln. Männer kamen herbeigerannt, so wie man es ihnen eingedrillthatte, und auch wenn das Licht hinter den Zelten für sie keinen so hellenSchein bot wie das Mittagslicht, so reichte es doch aus, um die Kriegerin mitdem Haar von der Farbe des Fuchses erkennen zu können.
Nun ranntesie davon, geschmeidig und ohne allzu große Eile, wie ein Reh, das noch nichtdie Hunde hört. Der Waffenmeister der zweiten Zenturie war ein vernünftigerMann, der überhaupt keinen Wein trank. Auch war er, drei ganze Jahre lang, derbeste Speerwerfer seiner Kohorte gewesen, ausgezeichnet für die Schnelligkeitund Treffsicherheit seiner Würfe. Wieder brüllte er einen Befehl, und fünfMänner kamen angerannt, um ihm die verlangten Speere zu bringen und ihm jedesMal, wenn der zuvor geschleuderte Speer gerade die Luft durchschnitt, sogleicheinen neuen in die Hand zu drücken. Er warf zehn Speere, verteilt über eineBreite von etwa zwölf Schritten. Der vorderste der Fackelträger beobachtete,wie der achte Speer traf. Er schrie zu dem Waffenschmied hinüber, rief MarsUltor an und verkündete einen tödlichen Treffer. Vindex, der die Dinge nun mitanderen Augen sah, wusste, dass die Bodicea verwundet worden war, sich abernoch nicht zu ihm ins Reich der Toten gesellt hatte.
Vonjenseits der Grenzen des Lagers her füllte ihre Stimme seinen Kopf. Sie klangatemlos und abgehackt, doch er konnte nicht beurteilen, ob es Schmerz war, dersie peinigte, oder ein überwältigendes Bedürfnis, in lautes Gelächterausbrechen zu dürfen.
Geh nachHause, drängte sieihn erneut. Im Tode ist die Reise zurück nach Rom viel schneller, ichverspreche es dir, und das Land ist wärmer. Warum willst du hier im Regenbleiben, wo du nicht willkommen bist? Nun, wo du tot bist, hat die Legion dochkeinerlei Rechte mehr an dir. Du kannst gehen, wohin du willst.
EinGedanke, der Vindex auch im Leben schon mehr als einmal gekommen war. Im Todeaber, so erkannte er nun voller Freude, war er endlich wirklich frei. Er glittdurch die Wände des Offizierszeltes und durch die unbedeutende Masse seinerZenturie hindurch und trat die tatsächlich nicht allzu lange Reise zurück nachRom an.
An derStelle, wo er gestanden hatte, starben noch drei weitere Männer in einem Hagelvon schwarz angemalten Flusskieseln. Der Waffenmeister war der letzte vonihnen.
©Verlagsgruppe Random House
Übersetzung:Elke Bartels
- Autor: Manda Scott
- 2006, Maße: 13,5 x 20,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Elke Bartels
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442358353
- ISBN-13: 9783442358359
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