Cucina della nonna

Sehr familiäres Buch über gutes Essen - und das noch in Italien – was will das Hobbykochherz mehr?

Als ich zum ersten Mal das Buch „Cucina della Nonna“ in den Händen hielt, hatte ich keine Ahnung, wer Domenico Gentile ist. Das hat sich dann recht schnell geändert. Tatsächlich kenne ich nun Dank dieses Buches einen guten Teil seiner Familie.
Wer den Untertitel „Traditionelle Familienrezepte aus meiner italienischen Heimat“ liest, darf ihn gerne ernst nehmen. Hier wird aus dem Nähkästchen geplaudert, wenn es um Rezepte aus dem Stiefel geht - und zwar genauer aus Kalabrien.
Die Einleitung geht auch gleich los mit einer liebevollen Beschreibung von „Calabria – terra mia“! Da packt einen nicht nur der Hunger, sondern auch gleich die Reiselust! Dann widmet sich Gentile sehr traditionell zunächst den „Antipasti, contorni e zuppe“, den „Primi Piatti“ sowie den „Secondi piatti“ und schließlich den „Dolci“, die ich wiederum unwiderstehlich finde und denen man den Süden und die Nähe zu Sizilien sehr stark anmerkt!
Erstes erfolgreich erprobtes Rezept: „Parmigiana die zucchine“! Schmeckt toll! Kommt bei der Familie gut an und ersetzt dankenswerterweise die umstrittenen Auberginen mit einer mehr als akzeptablen Alternative. Für mich allein hab ich dann „Lagane e cicciari“, also Pasta mit Kichererbsen erprobt – ein sehr einfaches aber feines Rezept. Ergänzt habe ich es mit Zitronenzeste und einem grünen Salat – herrlich!
Im Buch findet sich ein spannendes Pastarezept, das Fenchel auf eine mir neue Art und Weise einbringt – das wird das nächste Rezept sein, an welchem ich mich versuchen werde und ganz, ganz sicher, findet irgendwann die „Pitta ‚nchiusa“ – ein Kuchen mit Nuss-Honig-Schnecken Einzug in meinen Haushalt. Aber dafür muss es erst mal abkühlen.
Ein Wort zum Fotografen – Bravo! Ich hatte in letzter Zeit eine schwierige Phase mit Koch-/Backbüchern und den (zu einem guten Teil nicht vorhandenen oder miserablen) Fotos darin. Diesen Umstand finde ich bedauerlich, den einfache Blogger zeigen schon sehr gut, wie schöne Food Photography geht. Wenn bei mir dann der Eindruck entsteht, dass bei der Herausgabe eines Buches jede Mühe gescheut wurde, hat man mich als Leser verloren.
Hier nun mein Fazit: „Cucina della Nonna” ist in mehr als nur einer Hinsicht ein Genuss! Ich fühle mich an der Hand genommen und in die Vielfalt der kalabrischen Küche entführt – auf eine sympathische, angenehm familiäre Art und Weise. Und der Pluspunkt schlechthin bei Kochbüchern – Gentile bietet sowohl einfache als auch anspruchsvolle Rezepte, aber er achtet immer darauf, dass die Zutaten für einen „Normalo“ greifbar sind. Tatsächlich weist er mehrfach auf Alternativen hin, die jederzeit im Handel erhältlich sind. Großes Lob hierfür! Ich fühle mich als Leser und Hobbykoch abgeholt. Heute weiß ich – das war zwar das erste Buch von Domenico Gentile in meinem Regal, aber sicherlich nicht das letzte! Großes Lob!

Italien hat mehr zu bieten als Nudeln und Pizza. Dieses Kochbuch widmet sich genau dieser uns deutschen eher unbekannten traditionellen italienischen Küche, genauer, die Kalabriens.


Die Gerichte werden mit italienischem Namen vorgestellt, als Untertitel folgt die deutsche Bezeichnung und daran anschliessend, hervorgehoben in rot eine kurze Erläuterung zum jeweiligen Essen bevor das eigentliche Rezept aufgeführt wird.

Zusätzlich befinden sich am unteren Seitenrand ernährungsrelevante Anmerkungen, wie vegan, laktosefrei, etc. Dazu zieren seitenfüllende sehr stimmungsvolle Fotos der Gerichte, die Italiens und die der mitwirkenden Personen das Buch, was diesem einen sehr persönliches und bodenständiges Erscheinungsbild verleiht.

Und nun zu den Rezepten selbst. Zwar habe ich noch lang nicht alle durchprobiert, doch auf den ersten Blick war klar, dass mir so gut wie alle unbekannt waren. Es ist tatsächlich eine ganz andere Art der Italienischen Küche, die mich aber sehr neugierig machte. Einige der Rezepte habe ich zwischenzeitlich getestet. Die Mengenangaben schienen hier recht reichlich bemessen zu sein.

Eine Rezeptübersicht findet sich mit den Zutaten nur in einem gemeinsamen Verzeichnis. Hier jedoch wird zusätzlich bei den Zutaten die Rezepte aufgelistet, in denen sie enthalten sind, was sich als recht praktisch erwiesen hat und mich auch über das magere Inhaltsverzeichnis hinwegtrösten konnte. Die Bilder sind auch noch eine Erwähnung wert! Die Gerichte wirken in ihrer Art heimelig, urban und sind recht abwechslungsreich und appetitlich präsentiert. Dadurch und durch das Layout des Buches wirkt es sehr hochwertig, aber auch familiär. Schön finde ich auch, dass Verwandte und Bekannte des Autors bei diesem Buch mitgewirkt haben und diese darin gezeigt werden.

Tradition und Genuss all' italiana
Dem Verfasser Domenico Gentile merkt man die Liebe zu seiner italienischen Heimat an. Die Region, in der er aufgewachsen ist, wo seine Tanten, Cousinen oder Großmutter heimische Gerichte zubereiteten, hat natürlich seinen Geschmack geprägt. Die liebevolle Beschreibung seiner Verwandten, Bilder aus deren häuslicher Umgebung und stimmungsvolle Fotos aus der bäuerlichen kalabrischen Heimat lassen italienische Atmosphäre spüren. Sie machen dieses Kochbuch wirklich liebenswert.
Regionale Leckereien, die man gern in der heimischen Küche mal ausprobieren will, wenn man denn die guten frischen Zutaten auch hier bekäme - Salsiccia, Provolone oder 'Nduja. Glücklicherweise werden auch Einkaufsquellen im Internet genannt. Was mir in dem Buch positiv auffiel, sind die fehlenden Kalorienangaben. Unbefangen und mit Freude am Genuss kochen kann nicht falsch sein - schaut Euch die fröhlichen Gesichter von Domenico Gentiles Freunden an!
Die tollen Food-Fotos von Hubertus Schüler, mit denen die Rezepte garniert sind, tragen ein Großteil zu der Faszination bei, die dieses Kochbuch mit seinen rustikalen, einfachen und dennoch raffinierten Gerichten bei mir weckt. Ich möchte es jedem empfehlen, der sich für die authentische traditionelle Küche Italiens interessiert. Um sie zu erleben, muss man die Rezepte selbst nachkochen, oder im nächsten Urlaub nach Italien fahren. In Deutschland wird man im italienischen Restaurant die leckeren Familiengerichte aus Kalabrien eher selten angeboten bekommen.