Das Buch der Namen
Ausgrabung in Ägypten: Jahrelang hatte Sir Rodney nach dem Manuskript gesucht. Nun hält er es endlich in den Händen, doch kurz darauf ist er tot. Damit nimmt eine rätselhafte Mordserie ihren Lauf: Auf der ganzen Welt werden Menschen getötet, die bestimmte...
Ausgrabung in Ägypten: Jahrelang hatte Sir Rodney nach dem Manuskript gesucht. Nun hält er es endlich in den Händen, doch kurz darauf ist er tot. Damit nimmt eine rätselhafte Mordserie ihren Lauf: Auf der ganzen Welt werden Menschen getötet, die bestimmte Namen tragen. Und nur David Shepherd kann das Morden stoppen - denn er ist der Einzige, der die Namen kennt.
Wie lange werden sie noch leben?
Das weiß nur Gott - und diejenigen, die sie töten.
Ein uralter Papyrus mit einer Namensliste. Nach jahrelanger Suche im ägyptischen Wüstensand hält Sir Rodney ihn endlich in den Händen. Wenige Minuten später ist der Archäologe tot.
Damit nimmt eine rätselhafte Mordserie ihren Lauf. Auf der ganzen Welt werden Menschen getötet, die bestimmte Namen tragen.
Und nur David Shepherd kann das Morden stoppen. Denn er ist der Einzige, der die Namen kennt ...
Das Buch der Namen von JillGregory und Karen Tintori
LESEPROBE
KAPITEL EINS
Athen, Griechenland
Neunzehnjahre später
Raoul LaDouceursummte vor sich hin, während er den Kofferraum seines gemieteten Jaguar öffnete. Als er das Gewehr unter einer Wolldeckehervorzog, wurde ihm bewusst, dass sein Magen rumorte. Nun, dem konnteabgeholfen werden. Etwa fünfzehn Kilometer bevor er sein Ziel erreicht hatte,war er an einer Taverna vorbeigekommen. Plötzlichverspürte er eine unwiderstehliche Lust nach geschmorter Lammkeule und einemGlas Ouzo.
Er warf einen Blick auf die Uhr. DieZeit würde noch reichen. Er hatte bereits die beiden Wachleute ausgeschaltetund die Leichen den Berghang hinuntergestoßen. Damitwar er seinem Zeitplan voraus, und ihm blieben noch fünf Stunden, bis er denMietwagen wieder abgeben und den Flieger zurück nach London nehmen musste, umdort seinen nächsten Auftrag abzuwarten. Zeit genug sogar für zwei Gläser Ouzo.
Während er zielstrebig denOlivenhain durchquerte, beschlich ihn ein leises Unbehagen. Trotz seinergetönten Brille störte ihn die schwächer werdende, aber noch immer heißemediterrane Sonne. Er zog es vor, seine Arbeit bei Dunkelheit zu verrichten.
Doch er hatte in jungen Jahren bei zahlreichenAusgrabungen unter freiem Himmel gelernt, die sengende Sonne zu ertragen, alsowürde er auch heute damit fertig werden. Er ignorierte den Schweiß, der ihm ausden Achselhöhlen rann, und wählte sorgfältig einen Standort, von dem aus er diegesamte Hinterfront des Hauses im Blick hatte. Dann nahm er einen Stoß aus dem Inhalator und richtete sich aufs Warten ein.
Der Geruch der Olivenbäume erzeugteein brennendes Gefühl in seiner Kehle. Er weckte Erinnerungen an das Gut seinesGroßvaters in Tunesien, wo er bereits als Sechsjähriger hatte schuften müssen.Er hatte Zweige geschnitten und auf junge Olivenbäume aufgepfropft - einestumpfsinnige Arbeit, zehn Stunden täglich unter einer erbarmungslosen Sonne,sein Hals trocken und rau wie Pfeifenasche.
Und was war sein Lohn nach getanerArbeit gewesen? Ein Kanten Brot, ein Stückchen Käse und dazu nicht selten eineTracht Prügel mit einer Rute aus einem der Zweige, die er selbst geschnittenhatte.
Sein Großvater war der erste Menschgewesen, den er getötet hatte. An dem Tag, als er fünfzehn wurde, hatte er ihnerschlagen.
Auch heute scheint jemand Geburtstagzu haben, dachte Raoul, als er die Luftballons sah, die in Trauben an die Liegestühlegebunden waren, und den Tisch, auf dem ein ganzer Berg buntverpackterGeschenke lag.
Die Party konnte beginnen.
Beverly Panagoupoloshatte den ganzen Nachmittag lang gebacken. Nicht dass der Koch ihres Brudersnicht in der Lage gewesen wäre, eine Geburtstagstorte hinzubekommen, aber wennes um ihre Enkelkinder ging, legte sie Wert darauf, sie selbst zumachen.
Ihre jüngste Enkelin, Alerissa, wurde heute neun. In einer Stunde würden dasGeburtstagskind und die drei älteren Brüder, Estevao,Nilo und Takis, hier aufder Pool-Terrasse versammelt sein, gemeinsam mit ihren Eltern, Cousins undCousinen, Onkeln und Tanten. Die schüchterne Alerissawürde sicher während der gesamten Feier kaum den Mund aufmachen, aber danachwürde sie tagelang von nichts anderem sprechen.
Beverly leckte sich den Zimtguss vomDaumen und ging hinaus, um sich zu vergewissern, dass die rosa- und silberfarbenenBallons und die leuchtend bunten Geschenkpäckchen hübsch arrangiert waren.
Sie hielt einen Moment lang inne,betrachtete wohlgefällig das silbrig blaue Wasser des Pools, in dem bald alldie Kinder herumplanschen würden, bis sie zum Essen gerufen wurden.
Sie hörte nichts, bis der Knall derGewehrschüsse die Stille unter den Palmen zerriss.
Sie spürte nichts, bis sich dieKugeln in ihren Rücken bohrten.
Sie sah nicht mehr, wie sich dassilbrig blaue Wasser purpurrot färbte von ihrem Blut.
Das Auto glitt aus seinem Versteckauf der Bergkuppe und raste mit dröhnendem Motor die Straße hinunter. Als Raoulim Radio nach einem Sender mit klassischer Musik suchte, schnappte er das Endeeiner Nachrichtensendung auf. Terroristen hatten den internationalen Terminaldes Flughafens von Melbourne gesprengt, und man befürchtete unter den Trümmerndes völlig zerstörten Gebäudes Tausende von Toten.
Er lächelte vor sich hin. Er wargut. Der Beste. Das unaufhaltsam wachsende Chaos in allen Teilen der Welt warder Beweis dafür. Bald würde man ihn als einen der größten Helden der neuenOrdnung feiern.
Die sechsunddreißig Verborgenenschwanden dahin. Beverly Panagoupolos war dieVierzehnte gewesen, die von seiner Hand starb. Niemand vor ihm hatte so vielegetötet. Jetzt waren nur noch drei der sechsunddreißig übrig. Wenn sie erst ausdem Weg geschafft sind, dachte Raoul voller Stolz, dann ist Gottes elende Weltam Ende.
Sie geriet bereits zunehmend aus denFugen. Kriege, Erdbeben, Hungersnöte, Feuersbrünste, Epidemien - nacheinanderbreiteten sich Katastrophen aller Arten, natürliche ebenso wie von Menschenverursachte, in einem nie da gewesenen Ausmaß über den Globus aus. Es war nurnoch eine Frage von Tagen.
Wenn die letzten drei nicht mehrwaren - das Licht der Verborgenen ausgelöscht -, würde die Zeit der Gnoseos anbrechen, und die Welt würde aufhören zuexistieren.
( )
© Rowohlt Verlag
Übersetzung: Anja Schünemann
- Autoren: Jill Gregory , Karen Tintori
- 2006, 400 Seiten, Maße: 11,4 x 1,9 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Schünemann, Anja
- Übersetzer: Anja Schünemann
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499244810
- ISBN-13: 9783499244810
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