Das Buch von der Zukunft
Andreas Eschbach entwirft in diesem Buch in gewohnt souveräner Art packende Szenarien, die wie Science Fiction anmuten, aber wahr werden könnten - wenn man den Zukunftsforschern Glauben schenkt. Er erklärt, wie die Forscher zu ihren Prognosen gelangen, lässt uns einen Blick in ihre Labors werfen und zeigt auch, wie leicht sie sich täuschen können. Eine Reise in die Zukunft - spannend wie ein Thriller
Andreas Eschbach entwirft in diesem Buch in gewohnt souveräner Art packende Szenarien, die wie Science Fiction anmuten, aber wahr werden könnten - wenn man den Zukunftsforschern Glauben schenkt. Er erklärt, wie die Forscher zu ihren Prognosen gelangen, lässt uns einen Blick in ihre Labors werfen und zeigt auch, wie leicht sie sich täuschen können. Eine Reise in die Zukunft - spannend wie ein Thriller
Das Buchvon der Zukunft von AndreasEschenbach
LESEPROBE
Wie man die Zukunft nicht vorhersagt
«Vorhersagen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunftbetreffen», wusste schon der Komödiant Karl Valentin ebenso treffend wie kauzigzu bemerken. Und zweifellos hat er Recht. Etwas mag sich in dem Moment, in demes vorhergesagt wird, noch so plausibel anhören - eine Gewähr dafür, dass esspäter auch so kommt, ist das nicht.
Prophezeiungen, die niemand nachprüft
Überaus amüsant ist es beispielsweise, in Antiquariatendurch alte Jahrbücher mit angeblichen prophetischen Vorhersagen zu blättern,die alljährlich unter Namen wie «Nostradamus» oder anderen, wenigerprominenten Sehern erscheinen und offenbar regen Absatz finden. Doch kaum einervon denen, die diese Broschüren kaufen, scheint jemals am Ende eines Jahres - wenndie Ausgabe für das nächste Jahr zum Kauf ausliegt - nachzuprüfen, wie vieleder Vorhersagen eigentlich eingetroffen sind. Täten das viele, müsste derAbsatz derartiger Broschüren binnen kurzem unter die Rentabilitätsschwellesinken, denn die Bilanz ist verheerend: Da wurden nicht nur Kriege prophezeit,die nie stattfanden, Attentate auf Herrscher, die immer noch leben oderinzwischen eines friedlichen Todes gestorben sind, Seuchen und Sintfluten,nein, selbst die Ankunft Außerirdischer oder die Wiedereinsetzung des Königtumsin diversen Ländern, die uns als gefestigte Demokratien
geläufig sind, hätten längst stattfinden müssen. Wirklichweltbewegende Ereignisse wie der Anschlag auf das World TradeCenter in New York, der Fall der Mauer oder meinetwegen derUnfalltod von Prinzessin Diana wurden dagegen regelmäßig nicht vorhergesagt,sondern kamen auch für diese obskuren Berufspropheten so überraschend wie fürden Rest der Menschheit.
Warum finden solche banalen Voraussagen trotzdem Käufer? Mirscheint, dass es manchen Menschen lieber ist, irgendeine Vorhersagefür die Zukunft zu haben - und sei es eine hanebüchene - als gar nichts, woranman sich halten kann. Wenn uns das Unbekannte, wofür die Zukunft grundsätzlichsteht, zu sehr Angst macht, ist das eine verständliche Reaktion.
Diese Art Zukunftsdeutung ist allerdings nicht das, wovondieses Buch handeln soll.
Prophezeiungen im Nachhinein
Man kann es natürlich auch ganz schlau anstellen - so wie«Xineohpoel» alias «Sollog», jener selbst ernannte Seher, der im Internetjahrelang mit erstaunlich treffsicheren Vorhersagen für Aufsehen sorgte: Sei esdas Bombenattentat von Oklahoma, der Unfalltod Lady Dianas, alles hatte erangeblich vorher gewusst, Kleinigkeiten wie Erdbeben sowieso. Als er dann aberauch das Attentat vom 11. September 2001 vorausgesagt haben wollte, fandengewiefte Rechercheure heraus, dass er schlicht seit Jahren schummelte: Waretwas Bemerkenswertes geschehen, fügte er rasch - nachträglich also - eineentsprechende, beeindruckend klingende Vorhersage ein und datierte sie einfachein paar Tage oder Wochen zurück. Außerdem deponierte er regelmäßig dunkelsinnigeTexte in Newsgroups, die er, wenn etwas Aufsehenerregendes geschah, imNachhinein zu Vorhersagen uminterpretierte - oder einfach wieder löschte.
Prophezeiungen über eine Zukunft, die niemand mehr erlebenwird
Auf der sicheren Seite ist man auch, wenn man seineVorhersagen einfach weit genug in die Zukunft verlegt. Wenn sie eintreffen, schön- und wenn nicht, macht es auch nichts, weil niemand mehr da sein wird, dereinen dafür belangen könnte.
Die Astrophysiker zum Beispiel glauben zu wissen, «wohin dasalles führen wird». Ihnen zufolge sieht unsere Zukunft folgendermaßen aus:
In ein paar Milliarden Jahren wird sich unsere Sonne zueinem Roten Riesen aufblähen, die Ozeane der Erde werden verdampfen, alles, wasda kreucht und fleucht, wird im Hitzesturm verbrennen und der Planet zu einerkahlen, leblosen Gesteinskugel werden.
In etwa 100 Milliarden Jahren wird in der Milchstraße alles Materialverbraucht sein, aus dem Sterne entstehen könnten; in 100000 Milliarden Jahrengilt das für alle Galaxien des Universums. Die letzten Sterne werdenausbrennen, danach wird es dunkel im Universum bis ans Ende aller Zeiten.Schwarze Löcher werden nach und nach die noch existierende Materieverschlingen, irgendwann die Größe von Galaxien überschreiten und schließlich,über einen Zeitraum, der alle bis dahin verstrichene Zeit um dasTrilliardenfache überschreitet, zerstrahlen, bis nichts mehr übrig ist.
Hu-ah! Schauder.
Was für ein Glück, dass wir jetzt leben, oder? Bei solchenAussichten kommt einem ein anstehendes Examen gleich nicht mehr ganz soschrecklich vor.
Aber stimmt das überhaupt? Es ist ja schließlich nur eineTheorie, und eine unmöglich zu beweisende dazu, denn sie stellt Behauptungenüber eine Zukunft auf, die so weit weg ist, dass sich bis dahin garantiertniemand mehr an diese Behauptungen erinnern wird.
Hinzu kommt, dass es durchaus auch jetzt schonkonkurrierende Vorhersagen gibt. Das oben beschriebene Bild etwa entstammt demkosmologischen Modell eines sich endlos ausdehnenden Universums. AndereAstrophysiker vertreten die Ansicht, das Universum werde nach einer Phase derExpansion - in der wir leben -wieder kollabieren, und zwar in etwa 100Milliarden Jahren. Daneben gibt es nicht weniger renommierte Wissenschaftler,die ein Universum ohne Anfang und ohne Ende postulieren.
Was stimmt denn nun?
Die Zeit wird es zeigen, zweifellos, aber keiner von unswird erleben, wer Recht hat. Wir werden unser Leben ohne diese Information zuEnde leben müssen.
Aber so schlimm ist das ja nun auch wieder nicht, oder?
© 2004 by Rowohlt-Berlin Verlag GmbH, Berlin
Autoren-Porträt von Andreas Eschbach
Andreas Eschbach, geboren 1959 in Ulm, studierte Luft- undRaumfahrttechnik und arbeitete zunächst als Software-Entwickler. Er lebt alsfreier Schriftsteller und EDV-Berater mit seiner Familie in der Nähe vonStuttgart.
- Autor: Andreas Eschbach
- 2004, 2. Aufl., 224 Seiten, Maße: 14,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Rowohlt, Berlin
- ISBN-10: 3871344761
- ISBN-13: 9783871344763
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