Das Geheimnis der schönen Fremden
Noch immer ist die stumme Abenteurerin Imrhien auf der Suche nach ihrer Vergangenheit: Eine Heilerin gewährt dem Mädchen Unterschlupf und gibt ihm die Sprache wieder. Verfolgt von unheimlichen Geschöpfen, zieht Imrhien zum Hof des Königs und trifft dort...
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Buch
22.90 €
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Das Geheimnis der schönen Fremden “
Noch immer ist die stumme Abenteurerin Imrhien auf der Suche nach ihrer Vergangenheit: Eine Heilerin gewährt dem Mädchen Unterschlupf und gibt ihm die Sprache wieder. Verfolgt von unheimlichen Geschöpfen, zieht Imrhien zum Hof des Königs und trifft dort überraschend auf ihren Geliebten. Doch das Glück ist von kurzer Dauer, denn ihre Feinde stellen ihr eine Falle. In größter Not kehrt Imrhiens Erinnerung zurück: Sie ist Ahnin einer seit tausend Jahren vergessenen Welt. Um das Rätsel ihrer Herkunft zu lösen, muß sie in ein Zeitalter der Feen und Kobolde, der sagenhaften Schätze und tödlichen Gefahren zurückkehren.
Lese-Probe zu „Das Geheimnis der schönen Fremden “
Cecilia Dart-ThorntonDas Geheimnis der schönen Fremden
Die Feenland-Chroniken 2
1
White down rory
Sein und Schein
Kalte Welt, Nebel fällt, umwölkte Bergeshöh',
Schwarzer Baum, Silbersaum, erstarrt sind Teich und See.
Alte Frau, das Antlitz blau, erscheint in dunkler Zeit.
Scheuem Reh im tiefen Schnee bietet sie das Geleit.
Wilde Jagd. Eule klagt. Der stolze Hirsch wird gut bewacht!
Sturmzerzaust die Vettel haust im Wald mit Zaubermacht.
Schützt die Flur und die Natur, Herrin im Winterland.
Welk und greis, unendlich weis' - als Coillach Gairm bekannt.
Lied der Winterhexe
Es war Nethilmis, der Wolkenmonat. Shangstürme kamen und gingen in rascher Folge, und dann begannen die heftigen Winterwinde. Sie peitschten launische Böen über das Land, heulten schauerlich im Geäst, rissen die letzten Blätter ab und jagten sie mit wilder Lust umher.
Die junge Frau, die bei der Carlin in White Down Rory Unterschlupf gefunden hatte, fühlte sich wie neu geboren. Sie mußte sich unentwegt in Erinnerung rufen, daß die wunderbare Heilung ihrer Stimme und ihres entstellten Gesichts tatsächlich stattgefunden hatte. Ständig starrte sie in den Spiegel, berührte die makellosen Züge und die zarte Haut und murmelte mit rauher Kehle:
"Ich kann reden! Ich kann reden!"
Aber sie merkte, daß sie immer noch die Hände bewegte, wenn sie sprach.
Goldenes Haar, dicht und schwer, rahmte das fremde Gesicht ein. Das Lampenlicht zauberte rötliche Reflexe in die seidige Lockenpracht. Sie konnte nicht sagen, ob sie schön war oder nicht. Es gab zu viele Eindrücke auf einmal zu verarbeiten. Fest stand, daß sie nicht mehr häßlich war - und das erschien ihr das einzig Wichtige. Dennoch jubelte sie nicht los, denn sie rechnete ständig damit, daß sich die Illusion in nichts auflösen würde, daß Maeves Spiegel ihr etwas vorgaukelte. Aber das gleiche Bild zeigte sich in unbewegtem Wasser und in polierten Bronzeflächen, und allmählich hielt sie es für möglich, daß sie, wenn schon
... mehr
kein neues Gesicht, so doch zumindest eine annehmbare Maske besaß, die ihr früheres häßliches Aussehen - ihr wahres Ich - verdeckte.
"Ich hab sofort gemerkt, daß du stumm warst, als du über meine Schwelle gestolpert bist", berichtete Maeve Einauge. "Mir kann niemand was vormachen, Mädchen! Deine Hände flatterten richtig, weil sie mir was mitteilen wollten - nur kam nichts Vernünftiges dabei raus. Aber mir war auch so klar, weshalb du zu mir gekommen warst, und deshalb verlor ich keine Zeit. Hat keinen Zweck, lang rumzutrödeln, wenn eine Arbeit getan werden muß. Nur - komisch ist es schon, daß der Bann, der dir die Stimme nahm, gleichzeitig mit dem zerstörten Gewebe entfernt wurde. Wenn ich mich nämlich nicht täusche, geht die Sprachlosigkeit auf eine Begegnung mit Unsterblichen zurück, während die Entstellung auf Giftefeu beruht, und das ist eine lorraly Pflanze. Äußerst seltsam. Der Sache muß ich nachgehen. Achte du inzwischen darauf, daß nicht zuviel Tageslicht an deine neue Haut kommt. Das Gewebe ist noch weich und muß eine Weile geschont werden.
Also - Tom Coppins hier sorgt für mich. Das tust du doch, mein Junge, oder?"
Der flinke Junge mit dem zimtfarbenen Haar, der geschäftig in dem kleinen Anwesen hin- und herlief, nickte zustimmend.
"Und er wird auch für dich sorgen, mein Kind. Üb jetzt erst mal deine Stimme - nicht zu lang, sonst wirst du heiser -, und wenn sie kräftig genug ist, kannst du mir alles erzählen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Nein, der Spiegel ist kein Zauberding. Laß ihn jetzt endlich in Ruhe und komm hierher in den Schatten! Durch die Fenster fällt zuviel Licht herein. Und draußen braut sich ein Shangsturm zusammen. Die Coilleach weiß, was der mit deiner Haut anstellen kann!"
Jeden Tag, jede Stunde, jeden Augenblick weilten ihre Gedanken bei Dorn. Leidenschaft quälte die Verwandelte. Nachts vor dem Einschlafen flüsterte sie seinen Namen, immer und immer wieder, in der Hoffnung, von ihm zu träumen - aber vergeblich. Es schien ihr, als sei er für alle Zeiten mit ihrem Blut, mit ihrem Mark vereint. Ständig war ihr Denken abgelenkt, weil sie sein Bild heraufbeschwor und darüber nachsann, wo er sein und wie es ihm ergehen mochte. Die Sehnsucht nagte und fraß unerbittlich an ihr, auch wenn sie sich allmählich an den Schmerz gewöhnte und ihn nur noch als dumpfe Pein wahrnahm.
Spät am Abend des dritten Tages verstummte das Sturmgeheul des Wolkenmonats. Maeve döste in ihrem Schaukelstuhl vor dem Feuer, eine große Panzerechse auf dem Schoß. Imrhien betrachtete ihr Spiegelbild im Kerzenschein, zwei flackernde Flammen in den Augen. Tom Coppins lag zu einem kleinen Bündel zusammengerollt auf seiner Matratze in der Ecke. Alles war still, als hoch in der Luft plötzlich ein Rauschen ertönte, das Schwirren großer Schwingen und ein trauriger, einsamer Ruf.
Sofort erwachte Maeve und schaute auf. Sie murmelte etwas.
Nicht lange danach hörte man vor der Kate das leise Säuseln von Gefieder. Maeve setzte die Echse auf dem Kaminvorleger ab, trat zur Tür und schob den Riegel zurück. Ein Mädchen schlüpfte lautlos herein und blieb neben der Carlin im Schatten stehen. Ihr Gesicht war bleich, das Gewand und das lang herabwallende Haar kohlschwarz. Sie trug einen Umhang aus nachtdunklen Federn mit weißen Bogenrändern. Auf ihrer Stirn funkelte ein ovaler Stein. Er hatte die Farbe von frischem Blut. Maeve sprach mit ihr, aber so leise, daß kein Wort zu verstehen war. Dann begann sie Verbände herzurichten und Salbentöpfe auf den Tisch zu stellen.
Im Halbdunkel jenseits des Feuerscheins war nicht genau zu erkennen, was die Carlin tat, aber plötzlich entfuhr der Besucherin ein pfeifender, unmenschlicher Schmerzensschrei, der Tom Coppins aus dem Schlaf riß. Maeve hatte eine gebrochene Schwinge eingerichtet, die sie nun schiente. Nach der Behandlung lag das Schwanenmädchen zitternd in der Stubenecke, die am weitesten vom Kamin entfernt lag, und verkroch sich in den Falten ihres Federumhangs.
"Überall Strohmatten", murmelte Maeve und ließ die schmutzigen Töpfe auf dem Tisch stehen. "Ich brauche nächstes Jahr eine größere Hütte."
"Ihr heilt auch Feengeschöpfe?" Imrhiens Stimme war immer noch leise, rauh wie das Zischeln des Heidewinds.
"Psst. Sprich nicht so, wenn eines dieser Wesen in der Nähe ist! Ich heile, wen immer ich heilen kann, überall und zu jeder Zeit. Das ist die Pflicht meines Standes - aber keineswegs die einzige." Maeve tastete nach der Silberbrosche auf ihrer Schulter, die einen Hirsch mit breitem Geweih darstellte. "Carlins behandeln nicht nur Menschen. Die Coillach Garm ist die Beschützerin aller Wildtiere, insbesondere aber der Rehe und Hirsche. Sie vermittelt uns nicht nur ihr Wissen, sondern auch den Auftrag, uns um das Wohl aller freilebenden Geschöpfe zu kümmern. Sie zu schützen und zu heilen ist unsere vordringliche Aufgabe - die Sorge um die Menschheit kommt erst an zweiter Stelle. Geh jetzt schlafen!"
"Ich schleppe noch ein Leiden mit mir herum. Eure Heilkräfte sind groß - vielleicht könnt Ihr mir helfen. Ich kann mich nur an die letzten ein bis zwei Jahre meines Lebens erinnern. Alles, was weiter zurückliegt, ist wie ausgelöscht."
"Ja, ja, das dachte ich mir bereits. Und du kannst mir glauben, daß ich mir gründlich den Kopf darüber zermartert habe. Aber dieses Schicksal wurde dir von einer Macht auferlegt, die weit stärker ist als ich, so daß ich nichts dagegen unternehmen kann. Bei der Coillach, nun laß endlich den Spiegel in Ruhe und geh zu Bett! Das Ding wird noch blind, wenn du ständig hineinstarrst. Im übrigen - bleib der Gefiederten fern! Sie fürchtet die meisten Menschen, und das mit gutem Grund."
Der Saurier sprang zurück auf ihren Schoß und drehte sich mehrmals im Kreis, ehe er den bequemsten Platz gefunden hatte. Sie kraulte seine hochgestellten Rückenschuppen.
"Mir wäre ein weicher Pelz eigentlich lieber als dein Panzer", murmelte sie nach einem Blick auf die Echse. "Aber Vögel würden einen großen Bogen um meine Hütte machen, wenn ich eine Katze hätte. Außerdem ließ mir Fig gar keine Wahl. Er hat mich als Hausgenossin auserwählt."
Es fiel ihr schwer, in der kleinen Kate der Carlin stillzusitzen und zu wissen, daß Dorn sich unterdessen am Hof des Hochkönigs in Caermelor aufhielt. Nun, da ihr Gesicht wiederhergestellt war, brannte Imrhien darauf, sich in die Residenzstadt zu begeben. Zumindest konnte sie sich mittlerweile ohne Scheu in die Schar jener einreihen, die Dorn bewunderten. Sie konnte in seiner Nähe weilen und sich gleichzeitig der Pflicht entledigen, die sie in Gilvaris Tarv auf sich genommen hatte: dem Hochkönig von der verborgenen Schatzhöhle berichten und damit - so hoffte sie - eine Kette von Ereignissen in Gang setzen, die den Mördern von Sianadh, Liam und den anderen tapferen Expeditionsteilnehmern zum Verhängnis werden sollte.
Meave jedoch blieb eisern.
"Du gehst mir nicht von hier fort, bis die Heilung abgeschlossen ist. Glaubst du, ich lasse zu, daß meine gute Arbeit zugrunde gerichtet wird? Beruhige dich - du bist wie ein junges Pferd, das ungeduldig am Zügel zerrt. Sogar Fig steckst du mit deiner Unrast an." Die Echse döste behäbig am Feuer und verstand es geschickt, ihre Erregung zu verbergen. Tief in den Schatten bewegte sich stöhnend das Schwanenmädchen.
Aus drei Tagen wurden fünf, dann sechs. Draußen wüteten wieder die Stürme.
"Ich hab sofort gemerkt, daß du stumm warst, als du über meine Schwelle gestolpert bist", berichtete Maeve Einauge. "Mir kann niemand was vormachen, Mädchen! Deine Hände flatterten richtig, weil sie mir was mitteilen wollten - nur kam nichts Vernünftiges dabei raus. Aber mir war auch so klar, weshalb du zu mir gekommen warst, und deshalb verlor ich keine Zeit. Hat keinen Zweck, lang rumzutrödeln, wenn eine Arbeit getan werden muß. Nur - komisch ist es schon, daß der Bann, der dir die Stimme nahm, gleichzeitig mit dem zerstörten Gewebe entfernt wurde. Wenn ich mich nämlich nicht täusche, geht die Sprachlosigkeit auf eine Begegnung mit Unsterblichen zurück, während die Entstellung auf Giftefeu beruht, und das ist eine lorraly Pflanze. Äußerst seltsam. Der Sache muß ich nachgehen. Achte du inzwischen darauf, daß nicht zuviel Tageslicht an deine neue Haut kommt. Das Gewebe ist noch weich und muß eine Weile geschont werden.
Also - Tom Coppins hier sorgt für mich. Das tust du doch, mein Junge, oder?"
Der flinke Junge mit dem zimtfarbenen Haar, der geschäftig in dem kleinen Anwesen hin- und herlief, nickte zustimmend.
"Und er wird auch für dich sorgen, mein Kind. Üb jetzt erst mal deine Stimme - nicht zu lang, sonst wirst du heiser -, und wenn sie kräftig genug ist, kannst du mir alles erzählen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Nein, der Spiegel ist kein Zauberding. Laß ihn jetzt endlich in Ruhe und komm hierher in den Schatten! Durch die Fenster fällt zuviel Licht herein. Und draußen braut sich ein Shangsturm zusammen. Die Coilleach weiß, was der mit deiner Haut anstellen kann!"
Jeden Tag, jede Stunde, jeden Augenblick weilten ihre Gedanken bei Dorn. Leidenschaft quälte die Verwandelte. Nachts vor dem Einschlafen flüsterte sie seinen Namen, immer und immer wieder, in der Hoffnung, von ihm zu träumen - aber vergeblich. Es schien ihr, als sei er für alle Zeiten mit ihrem Blut, mit ihrem Mark vereint. Ständig war ihr Denken abgelenkt, weil sie sein Bild heraufbeschwor und darüber nachsann, wo er sein und wie es ihm ergehen mochte. Die Sehnsucht nagte und fraß unerbittlich an ihr, auch wenn sie sich allmählich an den Schmerz gewöhnte und ihn nur noch als dumpfe Pein wahrnahm.
Spät am Abend des dritten Tages verstummte das Sturmgeheul des Wolkenmonats. Maeve döste in ihrem Schaukelstuhl vor dem Feuer, eine große Panzerechse auf dem Schoß. Imrhien betrachtete ihr Spiegelbild im Kerzenschein, zwei flackernde Flammen in den Augen. Tom Coppins lag zu einem kleinen Bündel zusammengerollt auf seiner Matratze in der Ecke. Alles war still, als hoch in der Luft plötzlich ein Rauschen ertönte, das Schwirren großer Schwingen und ein trauriger, einsamer Ruf.
Sofort erwachte Maeve und schaute auf. Sie murmelte etwas.
Nicht lange danach hörte man vor der Kate das leise Säuseln von Gefieder. Maeve setzte die Echse auf dem Kaminvorleger ab, trat zur Tür und schob den Riegel zurück. Ein Mädchen schlüpfte lautlos herein und blieb neben der Carlin im Schatten stehen. Ihr Gesicht war bleich, das Gewand und das lang herabwallende Haar kohlschwarz. Sie trug einen Umhang aus nachtdunklen Federn mit weißen Bogenrändern. Auf ihrer Stirn funkelte ein ovaler Stein. Er hatte die Farbe von frischem Blut. Maeve sprach mit ihr, aber so leise, daß kein Wort zu verstehen war. Dann begann sie Verbände herzurichten und Salbentöpfe auf den Tisch zu stellen.
Im Halbdunkel jenseits des Feuerscheins war nicht genau zu erkennen, was die Carlin tat, aber plötzlich entfuhr der Besucherin ein pfeifender, unmenschlicher Schmerzensschrei, der Tom Coppins aus dem Schlaf riß. Maeve hatte eine gebrochene Schwinge eingerichtet, die sie nun schiente. Nach der Behandlung lag das Schwanenmädchen zitternd in der Stubenecke, die am weitesten vom Kamin entfernt lag, und verkroch sich in den Falten ihres Federumhangs.
"Überall Strohmatten", murmelte Maeve und ließ die schmutzigen Töpfe auf dem Tisch stehen. "Ich brauche nächstes Jahr eine größere Hütte."
"Ihr heilt auch Feengeschöpfe?" Imrhiens Stimme war immer noch leise, rauh wie das Zischeln des Heidewinds.
"Psst. Sprich nicht so, wenn eines dieser Wesen in der Nähe ist! Ich heile, wen immer ich heilen kann, überall und zu jeder Zeit. Das ist die Pflicht meines Standes - aber keineswegs die einzige." Maeve tastete nach der Silberbrosche auf ihrer Schulter, die einen Hirsch mit breitem Geweih darstellte. "Carlins behandeln nicht nur Menschen. Die Coillach Garm ist die Beschützerin aller Wildtiere, insbesondere aber der Rehe und Hirsche. Sie vermittelt uns nicht nur ihr Wissen, sondern auch den Auftrag, uns um das Wohl aller freilebenden Geschöpfe zu kümmern. Sie zu schützen und zu heilen ist unsere vordringliche Aufgabe - die Sorge um die Menschheit kommt erst an zweiter Stelle. Geh jetzt schlafen!"
"Ich schleppe noch ein Leiden mit mir herum. Eure Heilkräfte sind groß - vielleicht könnt Ihr mir helfen. Ich kann mich nur an die letzten ein bis zwei Jahre meines Lebens erinnern. Alles, was weiter zurückliegt, ist wie ausgelöscht."
"Ja, ja, das dachte ich mir bereits. Und du kannst mir glauben, daß ich mir gründlich den Kopf darüber zermartert habe. Aber dieses Schicksal wurde dir von einer Macht auferlegt, die weit stärker ist als ich, so daß ich nichts dagegen unternehmen kann. Bei der Coillach, nun laß endlich den Spiegel in Ruhe und geh zu Bett! Das Ding wird noch blind, wenn du ständig hineinstarrst. Im übrigen - bleib der Gefiederten fern! Sie fürchtet die meisten Menschen, und das mit gutem Grund."
Der Saurier sprang zurück auf ihren Schoß und drehte sich mehrmals im Kreis, ehe er den bequemsten Platz gefunden hatte. Sie kraulte seine hochgestellten Rückenschuppen.
"Mir wäre ein weicher Pelz eigentlich lieber als dein Panzer", murmelte sie nach einem Blick auf die Echse. "Aber Vögel würden einen großen Bogen um meine Hütte machen, wenn ich eine Katze hätte. Außerdem ließ mir Fig gar keine Wahl. Er hat mich als Hausgenossin auserwählt."
Es fiel ihr schwer, in der kleinen Kate der Carlin stillzusitzen und zu wissen, daß Dorn sich unterdessen am Hof des Hochkönigs in Caermelor aufhielt. Nun, da ihr Gesicht wiederhergestellt war, brannte Imrhien darauf, sich in die Residenzstadt zu begeben. Zumindest konnte sie sich mittlerweile ohne Scheu in die Schar jener einreihen, die Dorn bewunderten. Sie konnte in seiner Nähe weilen und sich gleichzeitig der Pflicht entledigen, die sie in Gilvaris Tarv auf sich genommen hatte: dem Hochkönig von der verborgenen Schatzhöhle berichten und damit - so hoffte sie - eine Kette von Ereignissen in Gang setzen, die den Mördern von Sianadh, Liam und den anderen tapferen Expeditionsteilnehmern zum Verhängnis werden sollte.
Meave jedoch blieb eisern.
"Du gehst mir nicht von hier fort, bis die Heilung abgeschlossen ist. Glaubst du, ich lasse zu, daß meine gute Arbeit zugrunde gerichtet wird? Beruhige dich - du bist wie ein junges Pferd, das ungeduldig am Zügel zerrt. Sogar Fig steckst du mit deiner Unrast an." Die Echse döste behäbig am Feuer und verstand es geschickt, ihre Erregung zu verbergen. Tief in den Schatten bewegte sich stöhnend das Schwanenmädchen.
Aus drei Tagen wurden fünf, dann sechs. Draußen wüteten wieder die Stürme.
... weniger
Bibliographische Angaben
- Autor: Cecilia Dart-Thornton
- 2005, 574 Seiten, Maße: 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Aus d. austral. Engl. v. Birgit Reß-Bohusch
- Verlag: Piper Taschenbuch
- ISBN-10: 3492700241
- ISBN-13: 9783492700245
Kommentare zu "Das Geheimnis der schönen Fremden"
0 Gebrauchte Artikel zu „Das Geheimnis der schönen Fremden“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
5 von 5 Sternen
5 Sterne 2Schreiben Sie einen Kommentar zu "Das Geheimnis der schönen Fremden".
Kommentar verfassen