Das Geheimnis des weißen Bären
England, 1770: Wegen ihrer unstandesgemäßen Beziehung wird Ella eingekerkert. Ihre große Liebe Martin wird geschäftlich nach Kanada geschickt. Doch Ella kann fliehen und folgt ihrem Geliebten über den Atlantik. Fernab der...
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Produktinformationen zu „Das Geheimnis des weißen Bären “
England, 1770: Wegen ihrer unstandesgemäßen Beziehung wird Ella eingekerkert. Ihre große Liebe Martin wird geschäftlich nach Kanada geschickt. Doch Ella kann fliehen und folgt ihrem Geliebten über den Atlantik. Fernab der Zivilisation strandet sie in der endlosen Eiswüste der Arktis, doch sie gibt nicht auf.
Lese-Probe zu „Das Geheimnis des weißen Bären “
Das Geheimnis des weißen Bären von Christopher Ross LESEPROBE Das Wiehern eines Pferdes riss Ella Morgan aus dem Schlaf. Sie erhob sich von ihrem Strohlager, lief barfuß zum halb geöffneten Fenster und beobachtete nervös, wie der Farmer Haskell von seinem Pferd stieg. Anscheinend hatte er wieder getrunken. Er blieb schwankend stehen, torkelte unbeholfen ein paar Schritte nach vorn, stützte sich auf den Brunnenrand und blickte angestrengt in ihre Richtung. »Ella!«, rief er, ohne sich darum zu kümmern, dass ihn jeder hören konnte. »Wo steckst du, Weib?«
Sie zog hastig ihren Kopf zurück und lauschte angestrengt auf seine Schritte. Er hatte schon zweimal versucht, sich ihr zu nähern, und beide Male war sie ihm nur durch einen glücklichen Zufall entkommen. Vor drei Wochen, als er sie im Stall bedrängt hatte, war eines der Pferde durchgegangen, und vor ein paar Tagen, als er von einem Nachbarn zurückgekehrt war, hatte sie sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht.
Schritte scharrten über den Hof. Sie schob vorsichtig den Kopf nach vorn und beobachtete, wie sich Haskell dem Gesindehaus näherte. Im hellen Mondlicht glänzten seine feuchten Augen. Er war ein stämmiger Mann mit breiten Schultern, gestärkt durch die jahrelange Arbeit auf den Feldern. In seiner Rechten hielt er die lederne Reitpeitsche, die schon so mancher Magd und auch manchem Knecht zum Verhängnis geworden war.
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»Ich weiß, dass du in deiner Kammer bist«, rief er lallend. »Hat gar keinen Zweck, sich zu verstecken!« Er blieb stehen, schüttelte ärgerlich den Kopf, um den Alkohol zu vertreiben und wieder einigermaßen klar zu denken können, und torkelte weiter. »Mach die Tür auf, Ella! Hörst du mich?«
Sie ahnte, dass sie ihm diesmal nicht entkommen würde. Die Mägde und Knechte, die mit ihr unter einem Dach schliefen, würden ihr nicht helfen. Wer sich gegen seinen Herrn wandte, setzte seine Existenz aufs Spiel. Der Farmer würde jeden, der seine Hand gegen ihn erhob, auspeitschen und davonjagen.
»Gleich bin ich bei dir, Ella!« Von seiner Frau hatte sie keine Hilfe zu erwarten. Falls der Lärm sie geweckt hatte, würde sie sich die Ohren zuhalten und geduldig warten, bis er in ihre Kammer kam. Die beiden lebten schon lange nicht mehr wie Mann und Frau zusammen. Es hieß sogar, der Farmer besuche heimlich die Huren in der Stadt.Haskell rüttelte an der verschlossenen Tür. »Mach auf, oder ich hole eine Axt!«, rief er ungeduldig. »Schieb sofort den Riegel zur Seite!«
Ella erkannte, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb. Sie schlüpfte in ihre Kleider, streifte ihre Schuhe über und lief in den Flur. Durch das Fenster auf der anderen Seite kletterte sie hinaus. Sie rannte gebückt zum Schweinestall, öffnete die schwere Holztür und huschte hinein. Als die Schweine laut zu grunzen begannen, zog sie hastig die Tür hinter sich zu. Sie lief ein paar Schritte und blieb an der Stirnseite unter der Fensterluke stehen.
Minutenlang geschah gar nichts. Nur die Schweine grunzten aufgeregt, warteten vergeblich darauf, dass Ella neues Futter in ihre Tröge füllte.
»Seid still«, flehte sie leise. »Verratet mich nicht!«
Das Grunzen wurde leiser, doch im selben Augenblick erklangen Schritte vor dem Stall, und die schwieligen Hände des Farmers zogen die Tür auf. Blasses Mondlicht fiel durch die Öffnung auf den schmutzigen Boden.
Sie zog sich noch tiefer in die Dunkelheit zurück. Ihre Hände tasteten nach der Mistgabel, die sie nach der Arbeit im Stall immer in dieselbe Ecke stellte. Nach einigem Suchen bekam sie den Stiel zu fassen und umklammerte ihn.
»Ella!«, rief der Farmer. »Du bist da drin, nicht wahr? Warum versteckst du dich vor mir? Ich bin dein Herr, hast du das vergessen? Du hast das zu tun, was ich dir befehle. Also stell dich nicht so an und zeig dich endlich!«
Ella dachte nicht daran. Sie sah die Umrisse des Farmers, die sich deutlich gegen die halb geöffnete Tür abzeichneten, und roch den Alkohol, der ihn wie eine Wolke umgab. Wenn er so betrunken war wie jetzt, war ihm alles zuzutrauen. Dann schreckte er auch nicht davor zurück, sie wie eine Hure zu behandeln. Was bedeutete schon eine Magd für einen Mann wie ihn?
Selbst im nüchternen Zustand war er niemals freundlich zu ihr gewesen. Sie war nach dem plötzlichen Tod ihrer Eltern, die beide an einer rätselhaften Krankheit gestorben waren, zu ihm gekommen und froh gewesen, eine feste Anstellung zu erhalten. Als Magd musste sie die gleiche Arbeit wie auf der elterlichen Farm erledigen, doch es fehlten ihr die Liebe und die Wärme, die sie von ihren Eltern empfangen hatte. Der Farmer Haskell und seine Frau behandelten sie und die anderen Knechte und Mägde wie Sklaven, ließen sie von frühmorgens bis spätabends schuften und bezahlten weniger Lohn als die wesentlich ärmeren Nachbarn. Nur die Angst, keine andere Arbeit zu finden, hatte Ella bisher davon abgehalten, die Farm zu verlassen. »Du bist hier! Ich weiß es«, rief Haskell. Er riss ein Schwefelholz an und hielt es in die Höhe. »Zeig dich endlich, verdammtes Weibsbild!«
Ella duckte sich tief und hielt die Luft an, aus Angst, sie könnte sich durch ihre hastigen Atemzüge verraten. Ihre Hände schlossen sich fest um den Stiel der Mistgabel. Nur mit Mühe unterdrückte sie ein verzweifeltes Schluchzen.
Haskell nahm eine Öllampe von der Wand und zündete den Docht an. Er drehte ihn nach oben und kam langsam näher. Im ungewohnten Licht glaubten die Schweine wohl, es wäre bereits Morgen, und begannen erneut zu grunzen. Sie drängten ungeduldig zu den Trögen und warteten auf ihr Futter.
Der Farmer kümmerte sich nicht um sie, dachte in seinem Suff nur daran, die junge Magd zu finden und sich auf sie zu stürzen. » Ella!«, rief er.
Ella wich vor seinem Schatten zurück, bis sie mit dem Rücken gegen die Seitenwand des Stalles stieß. Sie unterdrückte einen Schrei und beobachtete, wie der Lichtkreis der Lampe über den Boden wanderte und unaufhaltsam näher kam.
Es gab kein Entrinnen mehr. Der Lichtstrahl erfasste sie und leuchtete ihr direkt ins Gesicht.
» Ella«, stieß er hervor. Doch diesmal klang seine Stimme heiser und brüchig, und in dem einen Wort schwang das unablässige Verlangen mit, das ihn seit dem Tag beseelte, an dem er seiner Frau überdrüssig geworden war.
© Weltbild Buchverlag
Sie ahnte, dass sie ihm diesmal nicht entkommen würde. Die Mägde und Knechte, die mit ihr unter einem Dach schliefen, würden ihr nicht helfen. Wer sich gegen seinen Herrn wandte, setzte seine Existenz aufs Spiel. Der Farmer würde jeden, der seine Hand gegen ihn erhob, auspeitschen und davonjagen.
»Gleich bin ich bei dir, Ella!« Von seiner Frau hatte sie keine Hilfe zu erwarten. Falls der Lärm sie geweckt hatte, würde sie sich die Ohren zuhalten und geduldig warten, bis er in ihre Kammer kam. Die beiden lebten schon lange nicht mehr wie Mann und Frau zusammen. Es hieß sogar, der Farmer besuche heimlich die Huren in der Stadt.Haskell rüttelte an der verschlossenen Tür. »Mach auf, oder ich hole eine Axt!«, rief er ungeduldig. »Schieb sofort den Riegel zur Seite!«
Ella erkannte, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb. Sie schlüpfte in ihre Kleider, streifte ihre Schuhe über und lief in den Flur. Durch das Fenster auf der anderen Seite kletterte sie hinaus. Sie rannte gebückt zum Schweinestall, öffnete die schwere Holztür und huschte hinein. Als die Schweine laut zu grunzen begannen, zog sie hastig die Tür hinter sich zu. Sie lief ein paar Schritte und blieb an der Stirnseite unter der Fensterluke stehen.
Minutenlang geschah gar nichts. Nur die Schweine grunzten aufgeregt, warteten vergeblich darauf, dass Ella neues Futter in ihre Tröge füllte.
»Seid still«, flehte sie leise. »Verratet mich nicht!«
Das Grunzen wurde leiser, doch im selben Augenblick erklangen Schritte vor dem Stall, und die schwieligen Hände des Farmers zogen die Tür auf. Blasses Mondlicht fiel durch die Öffnung auf den schmutzigen Boden.
Sie zog sich noch tiefer in die Dunkelheit zurück. Ihre Hände tasteten nach der Mistgabel, die sie nach der Arbeit im Stall immer in dieselbe Ecke stellte. Nach einigem Suchen bekam sie den Stiel zu fassen und umklammerte ihn.
»Ella!«, rief der Farmer. »Du bist da drin, nicht wahr? Warum versteckst du dich vor mir? Ich bin dein Herr, hast du das vergessen? Du hast das zu tun, was ich dir befehle. Also stell dich nicht so an und zeig dich endlich!«
Ella dachte nicht daran. Sie sah die Umrisse des Farmers, die sich deutlich gegen die halb geöffnete Tür abzeichneten, und roch den Alkohol, der ihn wie eine Wolke umgab. Wenn er so betrunken war wie jetzt, war ihm alles zuzutrauen. Dann schreckte er auch nicht davor zurück, sie wie eine Hure zu behandeln. Was bedeutete schon eine Magd für einen Mann wie ihn?
Selbst im nüchternen Zustand war er niemals freundlich zu ihr gewesen. Sie war nach dem plötzlichen Tod ihrer Eltern, die beide an einer rätselhaften Krankheit gestorben waren, zu ihm gekommen und froh gewesen, eine feste Anstellung zu erhalten. Als Magd musste sie die gleiche Arbeit wie auf der elterlichen Farm erledigen, doch es fehlten ihr die Liebe und die Wärme, die sie von ihren Eltern empfangen hatte. Der Farmer Haskell und seine Frau behandelten sie und die anderen Knechte und Mägde wie Sklaven, ließen sie von frühmorgens bis spätabends schuften und bezahlten weniger Lohn als die wesentlich ärmeren Nachbarn. Nur die Angst, keine andere Arbeit zu finden, hatte Ella bisher davon abgehalten, die Farm zu verlassen. »Du bist hier! Ich weiß es«, rief Haskell. Er riss ein Schwefelholz an und hielt es in die Höhe. »Zeig dich endlich, verdammtes Weibsbild!«
Ella duckte sich tief und hielt die Luft an, aus Angst, sie könnte sich durch ihre hastigen Atemzüge verraten. Ihre Hände schlossen sich fest um den Stiel der Mistgabel. Nur mit Mühe unterdrückte sie ein verzweifeltes Schluchzen.
Haskell nahm eine Öllampe von der Wand und zündete den Docht an. Er drehte ihn nach oben und kam langsam näher. Im ungewohnten Licht glaubten die Schweine wohl, es wäre bereits Morgen, und begannen erneut zu grunzen. Sie drängten ungeduldig zu den Trögen und warteten auf ihr Futter.
Der Farmer kümmerte sich nicht um sie, dachte in seinem Suff nur daran, die junge Magd zu finden und sich auf sie zu stürzen. » Ella!«, rief er.
Ella wich vor seinem Schatten zurück, bis sie mit dem Rücken gegen die Seitenwand des Stalles stieß. Sie unterdrückte einen Schrei und beobachtete, wie der Lichtkreis der Lampe über den Boden wanderte und unaufhaltsam näher kam.
Es gab kein Entrinnen mehr. Der Lichtstrahl erfasste sie und leuchtete ihr direkt ins Gesicht.
» Ella«, stieß er hervor. Doch diesmal klang seine Stimme heiser und brüchig, und in dem einen Wort schwang das unablässige Verlangen mit, das ihn seit dem Tag beseelte, an dem er seiner Frau überdrüssig geworden war.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Christopher Ross
- 2007, 1, 276 Seiten, Maße: 13,2 x 21 cm, Gebunden
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3898976475
- ISBN-13: 9783898976473
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