Das Haus hinter den Hügeln
Um ihren Stiefvater zu pflegen, kehrt Claire auf das alte Familienanwesen in Schottland zurück. Und trifft dort auf ihren Jugendfreund Jonas, der sich einst grundlos von ihr abwandte.
"Balsam für die Seele."
THE SCOTSMAN
"Balsam für die Seele."
THE SCOTSMAN
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Buch
8.99 €
Produktdetails
Produktinformationen zu „Das Haus hinter den Hügeln “
Um ihren Stiefvater zu pflegen, kehrt Claire auf das alte Familienanwesen in Schottland zurück. Und trifft dort auf ihren Jugendfreund Jonas, der sich einst grundlos von ihr abwandte.
"Balsam für die Seele."
THE SCOTSMAN
"Balsam für die Seele."
THE SCOTSMAN
Klappentext zu „Das Haus hinter den Hügeln “
Ein Wiedersehen in SchottlandAls Claire Barrington nach Schottland zurückkehrt, überfallen sie die Erinnerungen: an die Kindheit auf dem Anwesen ihres Stiefvaters Leo, an den plötzlichen Tod der Mutter und an Jonas, Claires Jugendfreund, der sich eines Tages grundlos von ihr abwandte. Seit damals ist viel Zeit vergangen, und Claire freut sich auf das Wiedersehen mit ihrem Stiefvater. Sie ahnt noch nichts von dem schrecklichen Familiengeheimnis, das alte Wunden aufreißen und die Zukunft ihres geliebten schottischen Zuhauses gefährden wird.
Lese-Probe zu „Das Haus hinter den Hügeln “
Das Haus hinter den Hügeln von Robin PilcherKapitel 1
Alloa, Schottland, Dezember 1988
... mehr
Als sie an jenem kalten Morgen von der Straße abbog und den schmalen Weg zum Hof der Fairweathers entlanglief, war in der winterlichen Stille nur das Knirschen ihrer Schritte zu hören, wenn sie mit ihren Doc Martens in die vereisten Pfützen trat, die die Fahrrinnen wie ein schimmerndes Band durchzogen. Tränen glitzerten auf ihren geröteten Wangen, aber ihr Lächeln ließ erkennen, dass sie von der kalten Luft herrührten, die ihr in den Augen brannte, und nicht von Traurigkeit. Tatsächlich hätte Claire Barclay nicht glücklicher sein können. Die Kälte, die ihr in den gefütterten Anorak kroch und ihr durch die Wollmütze, die sie sich über das kurze, hennarote Haar gezogen hatte, in die Ohren stach, konnte der Wärme, die sie innerlich erfüllte, nichts anhaben.
Denn Claire Barclay war verliebt.
Sie war in den Automechaniker und angehenden Rallyefahrer Jonas Fairweather verliebt, seit sie mit elf Jahren zum ersten Mal nach Schottland gekommen war.
Aber obwohl sie seit nunmehr sieben Jahren fast jeden Tag in seiner Gesellschaft verbrachte, hatte sie ihm das nie gestanden. Und auch er hatte noch nie über seine Gefühle für sie gesprochen. Sie hatten sich noch nicht einmal geküsst.
Und so hatte sich Claire immer wieder gefragt, wann sie das Thema endlich ansprechen sollte, damit ihre Freundschaft sich zu einer tiefen, immerwährenden Liebe entwickeln konnte.
Heute war der Tag gekommen, es war genau der richtige Zeitpunkt. Sie hatte die Schule abgeschlossen, und es lagen neun Monate vor ihr, die sie mit Jonas verbringen konnte, ehe sie an die St. Andrews University ging. Außerdem war Weihnachten, die Zeit der frohen Botschaften. Den vergangenen Abend hatten sie gemeinsam in der Werkstatt verbracht, sie hatten geplaudert und gelacht, während er bis weit nach elf Uhr an seinem Auto arbeitete. Als sie gehen musste, rief er ihr nicht wie üblich unter seinem Auto liegend ein paar Abschiedsworte zu. Er begleitete sie stattdessen zum Tor, wo er ganz dicht vor ihr stehen blieb, den Schraubenschlüssel in seiner Hand kreisen ließ und sie anlächelte. Da hatte sie gespürt, dass etwas geschehen würde. Aber am Ende hatte er doch nur den Schraubenschlüssel in die Tasche seines Overalls gesteckt, ihr die Tür aufgehalten und gesagt: »Dann bis morgen.«
Ja, der Zeitpunkt war genau richtig.
Sie überquerte den Innenhof, ging zur Werkstatt und schob das Tor auf. Sie merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Es gab keinerlei Anzeichen von Aktivität, die Kühlerhaube des Ford Escort war geschlossen, und das einzige Geräusch kam von dem Gasofen, der in der Ecke bollerte. Sie wollte sich gerade umdrehen und zum Hof hinübergehen, als sie Jonas entdeckte, der in seinem ölverschmierten Overall auf einem alten Stuhl mit zerbrochener Rückenlehne neben seiner geschlossenen Werkzeugkiste saß, die Ellbogen auf die Knie gestützt und das Gesicht in den Händen vergraben. Er schien sie gar nicht zu bemerken. Leise ging sie auf ihn zu, und beim Näherkommen hörte sie seinen stockenden Atem.
»Jonas?«, fragte sie besorgt. »Was ist los?«
»Geh weg«, antwortete er, ohne die Hände vom Gesicht zu nehmen.
»Was ist passiert?«, fragte sie und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
Er reagierte auf ihre Berührung, als hätte er sich verbrannt. Unwirsch schlug er ihre Hand weg, sprang auf und ging zum hinteren Ende der Werkstatt, wo er mit dem Gesicht zur Wand stehen blieb. »Mach einfach, dass du wegkommst. Ich will dich hier nicht mehr sehen.«
Claire schüttelte ungläubig den Kopf. »Nein, ich gehe nicht, solange ich nicht weiß . «
Er fuhr herum und funkelte sie feindselig an. »Herrgott noch mal, verschwinde. Geh zurück in deine Villa und bleib da.« Mit schnellen Schritten ging er zum Tor. »Du bist hier nicht mehr willkommen.«
Claires Augen füllten sich mit Tränen, als sie ihm in den Innenhof folgte. »Jonas, was in aller Welt ist passiert?«, rief sie ihm nach. »Warum benimmst du dich so?«
Er drehte sich zu ihr um, ohne innezuhalten. »Lass mich einfach in Frieden, okay?« Er machte mit beiden Händen eine schneidende Geste. »Es ist vorbei ... endgültig. Ich will dich nie wieder sehen.«
Vor Schreck wie gelähmt schaute Claire ihm nach, als er ins Haus stürmte und die Tür hinter sich zuschlug. Sie rannte ihm nach und rüttelte am Knauf, aber er hatte die Tür von innen verriegelt.
»Jonas!«, rief sie. »Was machst du? Bitte, lass mich rein!« Sie legte ihre Wange an das kalte Holz der Tür. »Jonas, bitte tu das nicht. Ich liebe dich doch!« Sie ließ sich auf die Schwelle sinken, wischte sich mit dem Handrücken die Tränen vom Gesicht und scherte sich nicht um die feuchte Kälte, die durch ihren Jeansrock und ihre dicke schwarze Strumpfhose drang.
Eine halbe Stunde blieb sie dort sitzen und bewegte sich erst, als das Zittern so heftig wurde, dass sie fürchtete, vor Kälte ohnmächtig zu werden. Sie stand auf, warf noch einen letzten Blick auf die verschlossene Tür und ging dann steifbeinig über den Hof zum Weg.
Es sollte für sehr lange Zeit das letzte Mal sein, dass sie diesen Weg einschlug.
Kapitel 2
New York, Mai 2005
Claire Barrington schob das Besteck zur Seite, legte die Speisekarte und das Buch mit den Reservierungen auf die blütenweiße Tischdecke und glättete ihren engen schwarzen Rock, ehe sie sich auf den mit Samt bezogenen Stuhl setzte. Sie rückte an den Tisch und schlug die Seite des Buchs auf, wo die Reservierungen für den Tag eingetragen waren. Alle Tische waren ausgebucht, sowohl für die Mittagszeit als auch für den Abend, und zusätzlich waren sechs Namen samt Telefonnummern in Rot notiert, für den Fall, dass eine Reservierung abgesagt wurde. Das war weder überraschend noch ungewöhnlich. Das Barrington's, das ihr Mann vor sechzehn Jahren eröffnet hatte, stand in dem Ruf, eines der besten Restaurants im East Village zu sein.
Claire drehte sich in Richtung Küche um. Der Koch hatte sich immer noch nicht blicken lassen. Sie schob ihren Stuhl zurück, ging zum Tresen und nahm aus einem Fach darunter ein kleines Schminktäschchen, das sie dort aufbewahrte. Über die Jahre hatte sie gelernt, jede ruhige Minute auszunutzen, und seit ihrem Eintreffen am Morgen war sie noch nicht dazu gekommen, einen Blick in den Spiegel zu werfen. Sie öffnete den Reißverschluss des Täschchens, nahm einen Lippenstift heraus und war gerade dabei, etwas hellroten Gloss aufzutragen, als der Koch aus der Küche geeilt kam. Sie lächelte ihn an. »Wo waren Sie denn, Jean-Pierre?«
»Verzeihung, Claire, ich habe noch mit dem Gemüsehändler gesprochen. Er konnte nicht so viele Avocados liefern, wie wir brauchen.«
Claire presste die Lippen zusammen und begutachtete danach ihren Mund im Spiegel hinter dem Tresen. »Hm, was machen wir denn da?«
»Ich kenne noch einen anderen Lieferanten, den rufe ich jetzt an. «
Claire stellte das Schminktäschchen zurück an seinen Platz und ging wieder zum Tisch. Der Koch folgte ihr, während er sich nervös die Hände an seiner gestärkten weißen Schürze abwischte. Er war vor zwei Jahren aus Frankreich gekommen, um als Hilfskoch in einem der schicken Hotels in Uptown New York zu arbeiten, und obwohl er mit seiner Arbeitsstelle zufrieden war, hatte er sich auf die Anzeige beworben, mit der das Barrington's nach einem Chefkoch gesucht hatte. Beim Anblick des kleinen Restaurants mit dem cremefarbenen Außenanstrich, den grün gestreiften Markisen mit dem geschwungenen Schriftzug des Lokals und den schmiedeeisernen Tischen war ihm sofort klar geworden, dass er die Stelle haben wollte.
Als typischer Franzose hatte er während des Vorstellungsgesprächs seine ganze Aufmerksamkeit der Frau des Eigentümers gewidmet, anstatt sich auf das zu konzentrieren, was dieser sagte. Was er vor sich sah, hatte ihm sehr gut gefallen - das kurze dunkle Haar, die braunen Augen und die kleine Nase mit den kindlichen Sommersprossen, die die Frau, die er auf Mitte dreißig schätzte, jünger erscheinen ließen. Sie stand während des Gesprächs neben ihrem Mann, sodass er ihre schlanke Figur und die vielleicht etwas zu dünnen Beine begutachten konnte. Was er allerdings unter der eleganten Erscheinung nicht wahrgenommen hatte, war die eiserne Durchsetzungskraft ihres Charakters.
»Verzeihen Sie«, hatte sie die Ausführungen ihres Mannes unterbrochen, »aber interessiert es Sie mehr, mich anzustarren, als sich anzuhören, was die Stelle, auf die Sie sich bewerben, beinhaltet?«
Er hatte stammelnd eine Entschuldigung vorgebracht und mit hochrotem Gesicht von einem zum anderen geblickt. Aufgrund seiner hervorragenden Zeugnisse hatte er den Job letztlich bekommen, aber er hatte es nie wieder gewagt, Claire Barringtons Unmut zu erregen.
Jetzt setzte er sich ihr gegenüber, nahm seine Kochmütze ab und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Schweigend wartete er ab, während sie die Speisekarte studierte.
»Die Avocados sind wichtig, Jean-Pierre«, sagte sie,
ohne aufzublicken. »Wir brauchen sie für den Kressesalat,
den wir als Beilage zu dem Fischgericht servieren.« »Keine Sorge, ich treibe schon noch welche auf.« »Welchen Fisch haben Sie vorgesehen?«
»Heilbutt. Ist schon geliefert.«
»Wie viel?«
»Genug für dreißig Portionen.«
Claire überflog die Reservierungen. »Das dürfte reichen. Zum Mittagessen erwarten wir etwa sechzig Personen. Wie sieht's mit den Steaks aus?«
»Davon haben wir mehr als genug. Der Preis war letzte Woche so günstig, dass ich gleich eine größere Bestellung aufgegeben habe. Ich werde eine ausreichende Menge auftauen.«
»Und die Nachspeise?«
»Liam hat gefragt, ob er Pawlowa machen darf«, antwortete er grinsend, »und ich habe ihm seinen Willen gelassen.«
Claire schaute Jean-Pierre stirnrunzelnd an, denn der junge Hilfskoch musste sich erst noch bewähren. »Also gut, wenn Sie die Verantwortung übernehmen.«
Der Chefkoch nickte. »Ich werde ihm auf die Finger sehen.«
Claire klappte das Reservierungsbuch zu und legte die Speisekarte obenauf. »Gut, wenn Art zurückkommt, reden wir über das Abendessen. Ist Ihnen siebzehn Uhr recht?«
»Selbstverständlich«, antwortete Jean-Pierre, stand auf und setzte seine Mütze auf. »Wann kommt Art denn wieder?«
»Ich weiß es nicht genau. Er ist zur Bank gefahren.«
Der Chefkoch schaute aus dem Fenster. Es regnete so heftig, dass man den Tompkins Square Park auf der anderen Straßenseite kaum erkennen konnte. »Ich hoffe, er gerät nicht in diesen Wolkenbruch, sonst ist er mouillé jusqu'aux os, nass bis auf die Knochen, wenn er hier ankommt.«
»Ja, wollen wir's hoffen.«
Nachdem der Chefkoch in der Küche verschwunden war, streckte Claire sich auf ihrem Stuhl. Zum Glück hatte es erst richtig angefangen zu regnen, als sie bereits im Restaurant war, das in der East 1 0th Street, Ecke Avenue B lag. Als sie um Viertel nach acht ihre Wohnung am Gramercy Park verlassen hatte, um Violet zur Schule zu bringen, sah es noch gar nicht nach Regen aus, aber kaum hatte sie ihre Tochter an der Schule in der East 14th Street abgeliefert, zog sich der Himmel zu, und ein unangenehmer Nieselregen setzte ein, der einem innerhalb von Sekunden die Frisur ruinierte. Der billige, bunt karierte Schirm, den sie nur allzu häufig mitzunehmen vergaß, war ihr wie ein Geschenk Gottes erschienen, als sie unter seinem Schutz die vier Blocks zu ihrem Arbeitsplatz gegangen war.
Allerdings hatte sich das Wetter drastisch verschlechtert, als sie aus dem kleinen Büro im hinteren Teil des Restaurants gekommen war, wo sie ihren Mantel aufgehängt hatte. Von den gestreiften Markisen lief das Wasser in Sturzbächen herunter, und auf dem Tompkins Square gegenüber war von Geruhsamkeit keine Spur mehr zu sehen. Zu zweit unter viel zu kleine Schirme geduckt, eilten die Leute in alle Richtungen, Jogger rannten, ohne auf den Verkehr zu achten, über die Straße, sprangen über reißende Bäche, die sich in den Rinnsteinen gebildet hatten, und vollführten riskante Manöver, um den Fontä- nen auszuweichen, die von den vorbeifahrenden Autos hochgespritzt wurden. Auf dem abgezäunten Hundeauslaufplatz beendeten die Leute abrupt die Vergnügungen ihrer Lieblinge und nahmen sie an die Leine, während diejenigen, die sich Tag für Tag in dem kleinen Park aufhielten, weil sie keine andere Bleibe hatten, Schutz unter den ausladenden Baumkronen suchten, die Wollmützen tief ins Gesicht gezogen und die Hände in den Taschen ihrer verschlissenen Armeejacken und schlecht sitzenden alten Mäntel vergraben.
Als Claire vom Tisch aufstand, fragte sie sich, ob wohl bald die ersten Leute anrufen würden, um ihre Reservierungen zu stornieren.
Doch das Telefon blieb stumm, und um die Mittagszeit strömten die Gäste ins Restaurant. Die Stammgäste aus der Nachbarschaft und den umliegenden Geschäften trafen ein, und ein nicht abreißender Strom von Taxis und Limousinen brachte Geschäftsleute und deren Kunden aus dem Bankenviertel. Eine Stunde lang war Claire allein damit beschäftigt, den Gästen ihre tropfnassen Mäntel und Schirme abzunehmen und sie zu ihren Tischen zu führen. Art war tatsächlich auf dem Rückweg von der Bank in das Unwetter geraten und hatte nach Hause gehen müssen, um sich zu duschen und trockene Sachen anzuziehen.
Aber wie immer meisterte Claire ihre Aufgabe souverän. Seit fünfzehn Jahren führte sie das Restaurant nun schon gemeinsam mit Art, und sie hatte gelernt, auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn das Restaurant voll war. Selbst ein Stromausfall oder die plötzliche Kündigung eines Angestellten konnte sie nicht aus der Fassung bringen.
Und auch die langen Arbeitszeiten belasteten sie nicht. Nachdem die Mittagsgäste gegangen waren, machten Claire und Art sich zusammen mit ihren drei Angestellten daran, aufzuräumen und die dreiundzwanzig Tische mit frischen weißen Decken, blank poliertem Besteck und kunstvoll gefalteten Servietten für den Abend zu decken. Während die Angestellten anschließend ihre mehrstündige Pause antraten, erledigten Claire und Art die Mittagsabrechnung, überprüften die Wein- und Spirituosenvorräte und gaben Bestellungen für frische Zutaten auf. Normalerweise hätte dann einer von ihnen Violet von der Schule abgeholt und nach Hause gebracht, aber da sie heute wegen des schlechten Wetters mehr Zeit zum Aufräumen brauchte, beschloss Claire, ihre Haushälterin Pilar anzurufen und sie zu bitten, Violet mit einem Taxi abzuholen.
Gegen halb sieben hatte Claire immer einen toten Punkt, und dann fragte sie sich jedes Mal, wie sie die Energie aufbringen sollte, bis nach Mitternacht durchzuhalten und die letzten Gäste zu verabschieden. Während sie an dem Stehpult neben dem Eingang stand, die Reservierungen überprüfte und einen Blick auf die Tische warf, um sich zu vergewissern, dass alle für die korrekte Anzahl von Gästen gedeckt waren, spürte sie, wie ihre Lider schwer wurden und alles vor ihren Augen verschwamm. Sie atmete tief aus, schüttelte einen Schuh ab und bückte sich, um ihren schmerzenden Fuß zu massieren. Als sie die Hand auf ihrer Schulter spürte, zuckte sie zusammen und fuhr erschrocken herum. Art stand hinter ihr und runzelte besorgt die Stirn.
»Alles in Ordnung, mein Engel?«, fragte er.
Claire lächelte und nahm seine Hand. »Ja, alles in Ordnung. Ich bin nur ein bisschen erschöpft, aber es geht gleich wieder.«
»Also ein guter Moment, um ein bisschen die Füße hochzulegen«, erwiderte Art und zeigte mit dem Daumen in Richtung Büro. »Dein Stiefvater ist am Telefon.«
Claire verdrehte die Augen. »Ach Gott, Leo. Ich hatte ganz vergessen, dass er heute Abend anrufen wollte. Wie klang er denn?«
»Er scheint wirklich gut drauf zu sein«, sagte Art. »In Schottland ist es halb zwölf, hat er mir gesagt. Er sitzt im Bademantel vor einer Tasse mit heißem Kakao und möchte dir nur eben eine gute Nacht wünschen, ehe er ins Bett geht.«
Claire lachte. »Was wohl bedeutet, dass er mal wieder kein Ende finden wird.«
Art ging zur Kaffeemaschine, füllte eine Tasse und reichte sie Claire. »Geh nur, und lass dir so viel Zeit, wie du willst. Es ist doch alles vorbereitet für den Abend.« Er schob ihr eine Strähne aus dem Gesicht und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, dann schaute er ihr nach, als sie zum Büro ging. Ihr enges schwarzes Kleid betonte ihren schlanken Körper. »Vielleicht kann er dich mit seiner guten Laune ja ein bisschen aufmuntern«, rief er ihr nach.
Claire schloss die Bürotür hinter sich und setzte sich in den Drehstuhl mit der hohen Lehne. Sie zog sich an den Schreibtisch heran und nahm den Hörer in die Hand. »Leo? Hallo, mein Lieber, wie geht's dir?«
Zwanzig Minuten später hörte Art, wie die Bürotür geöffnet wurde, und drehte sich um. Seine Frau ging beschwingt und mit einem breiten Lächeln zum Stehpult zurück.
»Na, was hab ich dir gesagt? Der alte Knabe ist in Topform, stimmt's?«
Claire lachte und schüttelte den Kopf. »Mit Leo zu telefonieren ist wie ein Glas Sekt trinken.« Sie warf einen Blick nach draußen, wo es nach wie vor in Strömen goss. »Er hat so eine Art, selbst an einem Tag wie diesem die Sonne scheinen zu lassen.« Sie legte ihren Stift auf das Reservierungsbuch und gab Art einen langen Kuss. »Komm«, sagte sie, nahm ihn an der Hand und führte ihn an den Tresen. »Apropos Sekt - lass uns ausnahmsweise von unserer Regel abweichen und uns ein Glas genehmigen, ehe die Massen hier einfallen. Ich finde, das haben wir heute verdient.«
Kapitel 3
West Sussex, Juni 1980
Claire hatte immer gefunden, dass das Haus genau die richtige Größe für sie beide hatte. Die anderen in der Straße waren viel größer und vornehmer, und von Klassenkameraden, die in diesen Häusern wohnten, wusste sie, dass deren Väter fast alle in London arbeiteten. Sie standen morgens ganz früh auf, wenn Claire und ihre Mutter noch schliefen, und fuhren mit dem Fahrrad oder (wenn sie spät dran oder zu faul waren oder das Wetter schlecht war) mit dem Auto ins fünf Kilometer entfernt gelegene Haywards Heath, wo sie den Zug zur Waterloo Station nahmen.
Claire fragte sich manchmal, wie es kam, dass ihr Haus überhaupt in dieser Straße stand. Der Mann, der die Straße geplant hatte, musste sich irgendwie verrechnet haben, und anstatt seine Pläne noch einmal zu überarbeiten, hatte er sich gesagt, na gut, dann setzen wir einfach ein kleines Haus in diese Lücke hier, das wird schon niemandem auffallen.
Oder aber er war ein sehr netter und rücksichtsvoller Mann, der der Überzeugung war, dass es in der Straße auch ein Häuschen geben sollte, das genau die richtige Größe für eine junge Witwe (deren Mann in London gearbeitet hatte) und ihre zehnjährige Tochter hatte.
Auf jeden Fall war das Haus perfekt für sie beide. Rechts von dem schmalen Flur, der von der Haustür zum Wohnzimmer führte, befand sich ein Fenster zur Straße, vor dem allerdings meistens das Auto stand und die Sicht versperrte. Vor diesem Fenster machte Claire ihre Hausaufgaben, und wenn sie damit fertig war, durfte sie fernsehen. In einer Woche fingen die Sommerferien an, dann brauchte sie keine Hausaufgaben zu machen und durfte abends länger aufbleiben.
Vom Wohnzimmer aus rechts den Flur hinunter und dann wieder rechts lag die Küche. Von dort führte eine Tür in den Garten hinaus, und über der Spüle befand sich ein großes Fenster, von wo aus Daphne, während sie den Abwasch machte, auf ihre Blumenbeete schaute. Wenn sie nicht direkt mit ihr sprach, nannte Claire ihre Mutter immer Daphne anstatt Mummy, genau wie sie ihren Vater David Barclay insgeheim immer David genannt hatte, aber der war vor drei Jahren gestorben, kurz nach ihrem siebten Geburtstag.
Daphne hasste es, den Abwasch zu machen, so wie sie überhaupt alle Hausarbeit hasste, aber das Gärtnern war ihre große Leidenschaft. Und sie war eine gute Gärtnerin, das wusste Claire, denn Daphne sagte immer, es sei wichtig, das ganze Jahr über bunte Farben im Garten zu haben, und bei ihnen blühte immer etwas.
Außerdem hatte Claire einmal gehört, wie Mrs. Paton von nebenan zu jemandem sagte, Daphne habe einen grünen Daumen. Claire hatte sich fürchterlich darüber aufgeregt, denn sie hatte nicht verstanden, was die Frau damit meinte, und Angst gehabt, ihre Mutter hätte eine schlimme Krankheit, genau wie ihr Vater, und dass sie bald ganz allein auf der Welt sein würde. Doch dann hatte Daphne ihr einen Kuss gegeben, ihr die Tränen mit einem Taschentuch getrocknet und ihr erklärt, es bedeute nur, dass sie eine gute Gärtnerin sei und bei ihr alle Pflanzen gut gediehen. Gegenüber der Küche, auf der anderen Seite des Flurs, lag das Esszimmer. Aber dort wurde nie gegessen, weil Daphne nie jemanden zum Essen einlud. Als sie noch in London wohnten, hatte sie öfter für Gäste gekocht, aber seit ihrem Umzug hierher tat sie das nicht mehr. Trotzdem wurde das Esszimmer seit einem Jahr mehr denn je genutzt, weil man Daphne zur Vorsitzenden des örtlichen Gartenbauvereins gewählt hatte (sie hatte Claire versichert, dass sie sich vergeblich dagegen gesträubt hatte, den Posten anzunehmen), und seitdem hielt Daphne dort ihre Versammlungen ab. Und weil Claires Mutter die Vorsitzende war, würde nächsten Monat ein Mann bei ihnen übernachten. Daphne hatte ihr erklärt, der Mann sei ein Experte für exotische Pflanzen, was bedeutete, dass sie aus anderen Ländern kamen und in England schwer zu züchten waren, und er werde vor den Mitgliedern der Gesellschaft einen Vortrag halten und ihnen beibringen, wie man solche Pflanzen zog. Vielleicht würden sie im Esszimmer zu Abend essen, wenn der Mann da war.
Vom Flur aus, gleich neben der Haustür, führte eine schmale Treppe nach oben. Die erste Tür links war die zu Claires Zimmer, in dem ein Doppelbett stand, das eigentlich viel zu groß war für das kleine Zimmer, aber es war eins der wenigen Möbelstücke, die Daphne aus der Wohnung in London behalten hatte. Außerdem meinte sie, falls mal eine von Claires Freundinnen bei ihnen übernachtete, könnten sie sich das Bett teilen. Aber die Idee gefiel Claire überhaupt nicht, denn das Bett war ihr Territorium, und sie stellte sich gern vor, dass es in ihrer alten Wohnung in London stand, wo sie noch zu dritt gewesen waren, David, Daphne und sie. Nächsten Monat jedoch würde sie eine Nacht bei Daphne schlafen und dem Mann ihr Zimmer überlassen müssen, denn das Haus hatte zwar genau die richtige Größe für sie beide, aber für keine weitere Person.
Gegenüber befand sich Daphnes Zimmer. Sie hatte ein viel größeres Bett als Claire, aber das Zimmer war auch viel größer, sodass noch weitere Möbel hineinpassten. Am Fußende des Betts stand eine Chaiselongue, die immer ein bisschen unordentlich aussah, weil Daphne dort ihre Kleider ablegte, und an der Wand stand ein Schminktisch mit einer Glasplatte, unter der lauter Erinnerungsfotos lagen - eins von Daphne und David an ihrem Hochzeitstag, eins von Claire als Baby, eins von Daphnes Eltern, die bereits tot waren, denn sie waren schon ziemlich alt gewesen, als Daphne geboren wurde, und eins von Davids Eltern in Shorts und braun gebrannt auf ihrer Farm in Südafrika. Wenn Claire sich die Fotos ansehen wollte, musste sie zuerst Daphnes Schminksachen wegräumen und die Puderreste vom Glas pusten.
...
Übersetzung: Charlotte Breuer und Norbert Möllemann
Copyright © 2010 sowie dieser Ausgabe 2012 by Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Als sie an jenem kalten Morgen von der Straße abbog und den schmalen Weg zum Hof der Fairweathers entlanglief, war in der winterlichen Stille nur das Knirschen ihrer Schritte zu hören, wenn sie mit ihren Doc Martens in die vereisten Pfützen trat, die die Fahrrinnen wie ein schimmerndes Band durchzogen. Tränen glitzerten auf ihren geröteten Wangen, aber ihr Lächeln ließ erkennen, dass sie von der kalten Luft herrührten, die ihr in den Augen brannte, und nicht von Traurigkeit. Tatsächlich hätte Claire Barclay nicht glücklicher sein können. Die Kälte, die ihr in den gefütterten Anorak kroch und ihr durch die Wollmütze, die sie sich über das kurze, hennarote Haar gezogen hatte, in die Ohren stach, konnte der Wärme, die sie innerlich erfüllte, nichts anhaben.
Denn Claire Barclay war verliebt.
Sie war in den Automechaniker und angehenden Rallyefahrer Jonas Fairweather verliebt, seit sie mit elf Jahren zum ersten Mal nach Schottland gekommen war.
Aber obwohl sie seit nunmehr sieben Jahren fast jeden Tag in seiner Gesellschaft verbrachte, hatte sie ihm das nie gestanden. Und auch er hatte noch nie über seine Gefühle für sie gesprochen. Sie hatten sich noch nicht einmal geküsst.
Und so hatte sich Claire immer wieder gefragt, wann sie das Thema endlich ansprechen sollte, damit ihre Freundschaft sich zu einer tiefen, immerwährenden Liebe entwickeln konnte.
Heute war der Tag gekommen, es war genau der richtige Zeitpunkt. Sie hatte die Schule abgeschlossen, und es lagen neun Monate vor ihr, die sie mit Jonas verbringen konnte, ehe sie an die St. Andrews University ging. Außerdem war Weihnachten, die Zeit der frohen Botschaften. Den vergangenen Abend hatten sie gemeinsam in der Werkstatt verbracht, sie hatten geplaudert und gelacht, während er bis weit nach elf Uhr an seinem Auto arbeitete. Als sie gehen musste, rief er ihr nicht wie üblich unter seinem Auto liegend ein paar Abschiedsworte zu. Er begleitete sie stattdessen zum Tor, wo er ganz dicht vor ihr stehen blieb, den Schraubenschlüssel in seiner Hand kreisen ließ und sie anlächelte. Da hatte sie gespürt, dass etwas geschehen würde. Aber am Ende hatte er doch nur den Schraubenschlüssel in die Tasche seines Overalls gesteckt, ihr die Tür aufgehalten und gesagt: »Dann bis morgen.«
Ja, der Zeitpunkt war genau richtig.
Sie überquerte den Innenhof, ging zur Werkstatt und schob das Tor auf. Sie merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Es gab keinerlei Anzeichen von Aktivität, die Kühlerhaube des Ford Escort war geschlossen, und das einzige Geräusch kam von dem Gasofen, der in der Ecke bollerte. Sie wollte sich gerade umdrehen und zum Hof hinübergehen, als sie Jonas entdeckte, der in seinem ölverschmierten Overall auf einem alten Stuhl mit zerbrochener Rückenlehne neben seiner geschlossenen Werkzeugkiste saß, die Ellbogen auf die Knie gestützt und das Gesicht in den Händen vergraben. Er schien sie gar nicht zu bemerken. Leise ging sie auf ihn zu, und beim Näherkommen hörte sie seinen stockenden Atem.
»Jonas?«, fragte sie besorgt. »Was ist los?«
»Geh weg«, antwortete er, ohne die Hände vom Gesicht zu nehmen.
»Was ist passiert?«, fragte sie und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
Er reagierte auf ihre Berührung, als hätte er sich verbrannt. Unwirsch schlug er ihre Hand weg, sprang auf und ging zum hinteren Ende der Werkstatt, wo er mit dem Gesicht zur Wand stehen blieb. »Mach einfach, dass du wegkommst. Ich will dich hier nicht mehr sehen.«
Claire schüttelte ungläubig den Kopf. »Nein, ich gehe nicht, solange ich nicht weiß . «
Er fuhr herum und funkelte sie feindselig an. »Herrgott noch mal, verschwinde. Geh zurück in deine Villa und bleib da.« Mit schnellen Schritten ging er zum Tor. »Du bist hier nicht mehr willkommen.«
Claires Augen füllten sich mit Tränen, als sie ihm in den Innenhof folgte. »Jonas, was in aller Welt ist passiert?«, rief sie ihm nach. »Warum benimmst du dich so?«
Er drehte sich zu ihr um, ohne innezuhalten. »Lass mich einfach in Frieden, okay?« Er machte mit beiden Händen eine schneidende Geste. »Es ist vorbei ... endgültig. Ich will dich nie wieder sehen.«
Vor Schreck wie gelähmt schaute Claire ihm nach, als er ins Haus stürmte und die Tür hinter sich zuschlug. Sie rannte ihm nach und rüttelte am Knauf, aber er hatte die Tür von innen verriegelt.
»Jonas!«, rief sie. »Was machst du? Bitte, lass mich rein!« Sie legte ihre Wange an das kalte Holz der Tür. »Jonas, bitte tu das nicht. Ich liebe dich doch!« Sie ließ sich auf die Schwelle sinken, wischte sich mit dem Handrücken die Tränen vom Gesicht und scherte sich nicht um die feuchte Kälte, die durch ihren Jeansrock und ihre dicke schwarze Strumpfhose drang.
Eine halbe Stunde blieb sie dort sitzen und bewegte sich erst, als das Zittern so heftig wurde, dass sie fürchtete, vor Kälte ohnmächtig zu werden. Sie stand auf, warf noch einen letzten Blick auf die verschlossene Tür und ging dann steifbeinig über den Hof zum Weg.
Es sollte für sehr lange Zeit das letzte Mal sein, dass sie diesen Weg einschlug.
Kapitel 2
New York, Mai 2005
Claire Barrington schob das Besteck zur Seite, legte die Speisekarte und das Buch mit den Reservierungen auf die blütenweiße Tischdecke und glättete ihren engen schwarzen Rock, ehe sie sich auf den mit Samt bezogenen Stuhl setzte. Sie rückte an den Tisch und schlug die Seite des Buchs auf, wo die Reservierungen für den Tag eingetragen waren. Alle Tische waren ausgebucht, sowohl für die Mittagszeit als auch für den Abend, und zusätzlich waren sechs Namen samt Telefonnummern in Rot notiert, für den Fall, dass eine Reservierung abgesagt wurde. Das war weder überraschend noch ungewöhnlich. Das Barrington's, das ihr Mann vor sechzehn Jahren eröffnet hatte, stand in dem Ruf, eines der besten Restaurants im East Village zu sein.
Claire drehte sich in Richtung Küche um. Der Koch hatte sich immer noch nicht blicken lassen. Sie schob ihren Stuhl zurück, ging zum Tresen und nahm aus einem Fach darunter ein kleines Schminktäschchen, das sie dort aufbewahrte. Über die Jahre hatte sie gelernt, jede ruhige Minute auszunutzen, und seit ihrem Eintreffen am Morgen war sie noch nicht dazu gekommen, einen Blick in den Spiegel zu werfen. Sie öffnete den Reißverschluss des Täschchens, nahm einen Lippenstift heraus und war gerade dabei, etwas hellroten Gloss aufzutragen, als der Koch aus der Küche geeilt kam. Sie lächelte ihn an. »Wo waren Sie denn, Jean-Pierre?«
»Verzeihung, Claire, ich habe noch mit dem Gemüsehändler gesprochen. Er konnte nicht so viele Avocados liefern, wie wir brauchen.«
Claire presste die Lippen zusammen und begutachtete danach ihren Mund im Spiegel hinter dem Tresen. »Hm, was machen wir denn da?«
»Ich kenne noch einen anderen Lieferanten, den rufe ich jetzt an. «
Claire stellte das Schminktäschchen zurück an seinen Platz und ging wieder zum Tisch. Der Koch folgte ihr, während er sich nervös die Hände an seiner gestärkten weißen Schürze abwischte. Er war vor zwei Jahren aus Frankreich gekommen, um als Hilfskoch in einem der schicken Hotels in Uptown New York zu arbeiten, und obwohl er mit seiner Arbeitsstelle zufrieden war, hatte er sich auf die Anzeige beworben, mit der das Barrington's nach einem Chefkoch gesucht hatte. Beim Anblick des kleinen Restaurants mit dem cremefarbenen Außenanstrich, den grün gestreiften Markisen mit dem geschwungenen Schriftzug des Lokals und den schmiedeeisernen Tischen war ihm sofort klar geworden, dass er die Stelle haben wollte.
Als typischer Franzose hatte er während des Vorstellungsgesprächs seine ganze Aufmerksamkeit der Frau des Eigentümers gewidmet, anstatt sich auf das zu konzentrieren, was dieser sagte. Was er vor sich sah, hatte ihm sehr gut gefallen - das kurze dunkle Haar, die braunen Augen und die kleine Nase mit den kindlichen Sommersprossen, die die Frau, die er auf Mitte dreißig schätzte, jünger erscheinen ließen. Sie stand während des Gesprächs neben ihrem Mann, sodass er ihre schlanke Figur und die vielleicht etwas zu dünnen Beine begutachten konnte. Was er allerdings unter der eleganten Erscheinung nicht wahrgenommen hatte, war die eiserne Durchsetzungskraft ihres Charakters.
»Verzeihen Sie«, hatte sie die Ausführungen ihres Mannes unterbrochen, »aber interessiert es Sie mehr, mich anzustarren, als sich anzuhören, was die Stelle, auf die Sie sich bewerben, beinhaltet?«
Er hatte stammelnd eine Entschuldigung vorgebracht und mit hochrotem Gesicht von einem zum anderen geblickt. Aufgrund seiner hervorragenden Zeugnisse hatte er den Job letztlich bekommen, aber er hatte es nie wieder gewagt, Claire Barringtons Unmut zu erregen.
Jetzt setzte er sich ihr gegenüber, nahm seine Kochmütze ab und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Schweigend wartete er ab, während sie die Speisekarte studierte.
»Die Avocados sind wichtig, Jean-Pierre«, sagte sie,
ohne aufzublicken. »Wir brauchen sie für den Kressesalat,
den wir als Beilage zu dem Fischgericht servieren.« »Keine Sorge, ich treibe schon noch welche auf.« »Welchen Fisch haben Sie vorgesehen?«
»Heilbutt. Ist schon geliefert.«
»Wie viel?«
»Genug für dreißig Portionen.«
Claire überflog die Reservierungen. »Das dürfte reichen. Zum Mittagessen erwarten wir etwa sechzig Personen. Wie sieht's mit den Steaks aus?«
»Davon haben wir mehr als genug. Der Preis war letzte Woche so günstig, dass ich gleich eine größere Bestellung aufgegeben habe. Ich werde eine ausreichende Menge auftauen.«
»Und die Nachspeise?«
»Liam hat gefragt, ob er Pawlowa machen darf«, antwortete er grinsend, »und ich habe ihm seinen Willen gelassen.«
Claire schaute Jean-Pierre stirnrunzelnd an, denn der junge Hilfskoch musste sich erst noch bewähren. »Also gut, wenn Sie die Verantwortung übernehmen.«
Der Chefkoch nickte. »Ich werde ihm auf die Finger sehen.«
Claire klappte das Reservierungsbuch zu und legte die Speisekarte obenauf. »Gut, wenn Art zurückkommt, reden wir über das Abendessen. Ist Ihnen siebzehn Uhr recht?«
»Selbstverständlich«, antwortete Jean-Pierre, stand auf und setzte seine Mütze auf. »Wann kommt Art denn wieder?«
»Ich weiß es nicht genau. Er ist zur Bank gefahren.«
Der Chefkoch schaute aus dem Fenster. Es regnete so heftig, dass man den Tompkins Square Park auf der anderen Straßenseite kaum erkennen konnte. »Ich hoffe, er gerät nicht in diesen Wolkenbruch, sonst ist er mouillé jusqu'aux os, nass bis auf die Knochen, wenn er hier ankommt.«
»Ja, wollen wir's hoffen.«
Nachdem der Chefkoch in der Küche verschwunden war, streckte Claire sich auf ihrem Stuhl. Zum Glück hatte es erst richtig angefangen zu regnen, als sie bereits im Restaurant war, das in der East 1 0th Street, Ecke Avenue B lag. Als sie um Viertel nach acht ihre Wohnung am Gramercy Park verlassen hatte, um Violet zur Schule zu bringen, sah es noch gar nicht nach Regen aus, aber kaum hatte sie ihre Tochter an der Schule in der East 14th Street abgeliefert, zog sich der Himmel zu, und ein unangenehmer Nieselregen setzte ein, der einem innerhalb von Sekunden die Frisur ruinierte. Der billige, bunt karierte Schirm, den sie nur allzu häufig mitzunehmen vergaß, war ihr wie ein Geschenk Gottes erschienen, als sie unter seinem Schutz die vier Blocks zu ihrem Arbeitsplatz gegangen war.
Allerdings hatte sich das Wetter drastisch verschlechtert, als sie aus dem kleinen Büro im hinteren Teil des Restaurants gekommen war, wo sie ihren Mantel aufgehängt hatte. Von den gestreiften Markisen lief das Wasser in Sturzbächen herunter, und auf dem Tompkins Square gegenüber war von Geruhsamkeit keine Spur mehr zu sehen. Zu zweit unter viel zu kleine Schirme geduckt, eilten die Leute in alle Richtungen, Jogger rannten, ohne auf den Verkehr zu achten, über die Straße, sprangen über reißende Bäche, die sich in den Rinnsteinen gebildet hatten, und vollführten riskante Manöver, um den Fontä- nen auszuweichen, die von den vorbeifahrenden Autos hochgespritzt wurden. Auf dem abgezäunten Hundeauslaufplatz beendeten die Leute abrupt die Vergnügungen ihrer Lieblinge und nahmen sie an die Leine, während diejenigen, die sich Tag für Tag in dem kleinen Park aufhielten, weil sie keine andere Bleibe hatten, Schutz unter den ausladenden Baumkronen suchten, die Wollmützen tief ins Gesicht gezogen und die Hände in den Taschen ihrer verschlissenen Armeejacken und schlecht sitzenden alten Mäntel vergraben.
Als Claire vom Tisch aufstand, fragte sie sich, ob wohl bald die ersten Leute anrufen würden, um ihre Reservierungen zu stornieren.
Doch das Telefon blieb stumm, und um die Mittagszeit strömten die Gäste ins Restaurant. Die Stammgäste aus der Nachbarschaft und den umliegenden Geschäften trafen ein, und ein nicht abreißender Strom von Taxis und Limousinen brachte Geschäftsleute und deren Kunden aus dem Bankenviertel. Eine Stunde lang war Claire allein damit beschäftigt, den Gästen ihre tropfnassen Mäntel und Schirme abzunehmen und sie zu ihren Tischen zu führen. Art war tatsächlich auf dem Rückweg von der Bank in das Unwetter geraten und hatte nach Hause gehen müssen, um sich zu duschen und trockene Sachen anzuziehen.
Aber wie immer meisterte Claire ihre Aufgabe souverän. Seit fünfzehn Jahren führte sie das Restaurant nun schon gemeinsam mit Art, und sie hatte gelernt, auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn das Restaurant voll war. Selbst ein Stromausfall oder die plötzliche Kündigung eines Angestellten konnte sie nicht aus der Fassung bringen.
Und auch die langen Arbeitszeiten belasteten sie nicht. Nachdem die Mittagsgäste gegangen waren, machten Claire und Art sich zusammen mit ihren drei Angestellten daran, aufzuräumen und die dreiundzwanzig Tische mit frischen weißen Decken, blank poliertem Besteck und kunstvoll gefalteten Servietten für den Abend zu decken. Während die Angestellten anschließend ihre mehrstündige Pause antraten, erledigten Claire und Art die Mittagsabrechnung, überprüften die Wein- und Spirituosenvorräte und gaben Bestellungen für frische Zutaten auf. Normalerweise hätte dann einer von ihnen Violet von der Schule abgeholt und nach Hause gebracht, aber da sie heute wegen des schlechten Wetters mehr Zeit zum Aufräumen brauchte, beschloss Claire, ihre Haushälterin Pilar anzurufen und sie zu bitten, Violet mit einem Taxi abzuholen.
Gegen halb sieben hatte Claire immer einen toten Punkt, und dann fragte sie sich jedes Mal, wie sie die Energie aufbringen sollte, bis nach Mitternacht durchzuhalten und die letzten Gäste zu verabschieden. Während sie an dem Stehpult neben dem Eingang stand, die Reservierungen überprüfte und einen Blick auf die Tische warf, um sich zu vergewissern, dass alle für die korrekte Anzahl von Gästen gedeckt waren, spürte sie, wie ihre Lider schwer wurden und alles vor ihren Augen verschwamm. Sie atmete tief aus, schüttelte einen Schuh ab und bückte sich, um ihren schmerzenden Fuß zu massieren. Als sie die Hand auf ihrer Schulter spürte, zuckte sie zusammen und fuhr erschrocken herum. Art stand hinter ihr und runzelte besorgt die Stirn.
»Alles in Ordnung, mein Engel?«, fragte er.
Claire lächelte und nahm seine Hand. »Ja, alles in Ordnung. Ich bin nur ein bisschen erschöpft, aber es geht gleich wieder.«
»Also ein guter Moment, um ein bisschen die Füße hochzulegen«, erwiderte Art und zeigte mit dem Daumen in Richtung Büro. »Dein Stiefvater ist am Telefon.«
Claire verdrehte die Augen. »Ach Gott, Leo. Ich hatte ganz vergessen, dass er heute Abend anrufen wollte. Wie klang er denn?«
»Er scheint wirklich gut drauf zu sein«, sagte Art. »In Schottland ist es halb zwölf, hat er mir gesagt. Er sitzt im Bademantel vor einer Tasse mit heißem Kakao und möchte dir nur eben eine gute Nacht wünschen, ehe er ins Bett geht.«
Claire lachte. »Was wohl bedeutet, dass er mal wieder kein Ende finden wird.«
Art ging zur Kaffeemaschine, füllte eine Tasse und reichte sie Claire. »Geh nur, und lass dir so viel Zeit, wie du willst. Es ist doch alles vorbereitet für den Abend.« Er schob ihr eine Strähne aus dem Gesicht und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, dann schaute er ihr nach, als sie zum Büro ging. Ihr enges schwarzes Kleid betonte ihren schlanken Körper. »Vielleicht kann er dich mit seiner guten Laune ja ein bisschen aufmuntern«, rief er ihr nach.
Claire schloss die Bürotür hinter sich und setzte sich in den Drehstuhl mit der hohen Lehne. Sie zog sich an den Schreibtisch heran und nahm den Hörer in die Hand. »Leo? Hallo, mein Lieber, wie geht's dir?«
Zwanzig Minuten später hörte Art, wie die Bürotür geöffnet wurde, und drehte sich um. Seine Frau ging beschwingt und mit einem breiten Lächeln zum Stehpult zurück.
»Na, was hab ich dir gesagt? Der alte Knabe ist in Topform, stimmt's?«
Claire lachte und schüttelte den Kopf. »Mit Leo zu telefonieren ist wie ein Glas Sekt trinken.« Sie warf einen Blick nach draußen, wo es nach wie vor in Strömen goss. »Er hat so eine Art, selbst an einem Tag wie diesem die Sonne scheinen zu lassen.« Sie legte ihren Stift auf das Reservierungsbuch und gab Art einen langen Kuss. »Komm«, sagte sie, nahm ihn an der Hand und führte ihn an den Tresen. »Apropos Sekt - lass uns ausnahmsweise von unserer Regel abweichen und uns ein Glas genehmigen, ehe die Massen hier einfallen. Ich finde, das haben wir heute verdient.«
Kapitel 3
West Sussex, Juni 1980
Claire hatte immer gefunden, dass das Haus genau die richtige Größe für sie beide hatte. Die anderen in der Straße waren viel größer und vornehmer, und von Klassenkameraden, die in diesen Häusern wohnten, wusste sie, dass deren Väter fast alle in London arbeiteten. Sie standen morgens ganz früh auf, wenn Claire und ihre Mutter noch schliefen, und fuhren mit dem Fahrrad oder (wenn sie spät dran oder zu faul waren oder das Wetter schlecht war) mit dem Auto ins fünf Kilometer entfernt gelegene Haywards Heath, wo sie den Zug zur Waterloo Station nahmen.
Claire fragte sich manchmal, wie es kam, dass ihr Haus überhaupt in dieser Straße stand. Der Mann, der die Straße geplant hatte, musste sich irgendwie verrechnet haben, und anstatt seine Pläne noch einmal zu überarbeiten, hatte er sich gesagt, na gut, dann setzen wir einfach ein kleines Haus in diese Lücke hier, das wird schon niemandem auffallen.
Oder aber er war ein sehr netter und rücksichtsvoller Mann, der der Überzeugung war, dass es in der Straße auch ein Häuschen geben sollte, das genau die richtige Größe für eine junge Witwe (deren Mann in London gearbeitet hatte) und ihre zehnjährige Tochter hatte.
Auf jeden Fall war das Haus perfekt für sie beide. Rechts von dem schmalen Flur, der von der Haustür zum Wohnzimmer führte, befand sich ein Fenster zur Straße, vor dem allerdings meistens das Auto stand und die Sicht versperrte. Vor diesem Fenster machte Claire ihre Hausaufgaben, und wenn sie damit fertig war, durfte sie fernsehen. In einer Woche fingen die Sommerferien an, dann brauchte sie keine Hausaufgaben zu machen und durfte abends länger aufbleiben.
Vom Wohnzimmer aus rechts den Flur hinunter und dann wieder rechts lag die Küche. Von dort führte eine Tür in den Garten hinaus, und über der Spüle befand sich ein großes Fenster, von wo aus Daphne, während sie den Abwasch machte, auf ihre Blumenbeete schaute. Wenn sie nicht direkt mit ihr sprach, nannte Claire ihre Mutter immer Daphne anstatt Mummy, genau wie sie ihren Vater David Barclay insgeheim immer David genannt hatte, aber der war vor drei Jahren gestorben, kurz nach ihrem siebten Geburtstag.
Daphne hasste es, den Abwasch zu machen, so wie sie überhaupt alle Hausarbeit hasste, aber das Gärtnern war ihre große Leidenschaft. Und sie war eine gute Gärtnerin, das wusste Claire, denn Daphne sagte immer, es sei wichtig, das ganze Jahr über bunte Farben im Garten zu haben, und bei ihnen blühte immer etwas.
Außerdem hatte Claire einmal gehört, wie Mrs. Paton von nebenan zu jemandem sagte, Daphne habe einen grünen Daumen. Claire hatte sich fürchterlich darüber aufgeregt, denn sie hatte nicht verstanden, was die Frau damit meinte, und Angst gehabt, ihre Mutter hätte eine schlimme Krankheit, genau wie ihr Vater, und dass sie bald ganz allein auf der Welt sein würde. Doch dann hatte Daphne ihr einen Kuss gegeben, ihr die Tränen mit einem Taschentuch getrocknet und ihr erklärt, es bedeute nur, dass sie eine gute Gärtnerin sei und bei ihr alle Pflanzen gut gediehen. Gegenüber der Küche, auf der anderen Seite des Flurs, lag das Esszimmer. Aber dort wurde nie gegessen, weil Daphne nie jemanden zum Essen einlud. Als sie noch in London wohnten, hatte sie öfter für Gäste gekocht, aber seit ihrem Umzug hierher tat sie das nicht mehr. Trotzdem wurde das Esszimmer seit einem Jahr mehr denn je genutzt, weil man Daphne zur Vorsitzenden des örtlichen Gartenbauvereins gewählt hatte (sie hatte Claire versichert, dass sie sich vergeblich dagegen gesträubt hatte, den Posten anzunehmen), und seitdem hielt Daphne dort ihre Versammlungen ab. Und weil Claires Mutter die Vorsitzende war, würde nächsten Monat ein Mann bei ihnen übernachten. Daphne hatte ihr erklärt, der Mann sei ein Experte für exotische Pflanzen, was bedeutete, dass sie aus anderen Ländern kamen und in England schwer zu züchten waren, und er werde vor den Mitgliedern der Gesellschaft einen Vortrag halten und ihnen beibringen, wie man solche Pflanzen zog. Vielleicht würden sie im Esszimmer zu Abend essen, wenn der Mann da war.
Vom Flur aus, gleich neben der Haustür, führte eine schmale Treppe nach oben. Die erste Tür links war die zu Claires Zimmer, in dem ein Doppelbett stand, das eigentlich viel zu groß war für das kleine Zimmer, aber es war eins der wenigen Möbelstücke, die Daphne aus der Wohnung in London behalten hatte. Außerdem meinte sie, falls mal eine von Claires Freundinnen bei ihnen übernachtete, könnten sie sich das Bett teilen. Aber die Idee gefiel Claire überhaupt nicht, denn das Bett war ihr Territorium, und sie stellte sich gern vor, dass es in ihrer alten Wohnung in London stand, wo sie noch zu dritt gewesen waren, David, Daphne und sie. Nächsten Monat jedoch würde sie eine Nacht bei Daphne schlafen und dem Mann ihr Zimmer überlassen müssen, denn das Haus hatte zwar genau die richtige Größe für sie beide, aber für keine weitere Person.
Gegenüber befand sich Daphnes Zimmer. Sie hatte ein viel größeres Bett als Claire, aber das Zimmer war auch viel größer, sodass noch weitere Möbel hineinpassten. Am Fußende des Betts stand eine Chaiselongue, die immer ein bisschen unordentlich aussah, weil Daphne dort ihre Kleider ablegte, und an der Wand stand ein Schminktisch mit einer Glasplatte, unter der lauter Erinnerungsfotos lagen - eins von Daphne und David an ihrem Hochzeitstag, eins von Claire als Baby, eins von Daphnes Eltern, die bereits tot waren, denn sie waren schon ziemlich alt gewesen, als Daphne geboren wurde, und eins von Davids Eltern in Shorts und braun gebrannt auf ihrer Farm in Südafrika. Wenn Claire sich die Fotos ansehen wollte, musste sie zuerst Daphnes Schminksachen wegräumen und die Puderreste vom Glas pusten.
...
Übersetzung: Charlotte Breuer und Norbert Möllemann
Copyright © 2010 sowie dieser Ausgabe 2012 by Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
... weniger
Autoren-Porträt von Robin Pilcher
Robin Pilcher, Sohn der Bestsellerautorin Rosamunde Pilcher, arbeitete als Farmer, Kameramann und auf dem Gebiet Public Relations, bevor er sich dem Schreiben zuwendete. Robin Pilcher lebt mit seiner Familie in Schottland und Spanien.
Bibliographische Angaben
- Autor: Robin Pilcher
- 2012, 384 Seiten, Maße: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Breuer, Charlotte; Möllemann, Norbert
- Übersetzer: Norbert Möllemann, Charlotte Breuer
- Verlag: Diana
- ISBN-10: 3453356004
- ISBN-13: 9783453356009
Kommentare zu "Das Haus hinter den Hügeln"
0 Gebrauchte Artikel zu „Das Haus hinter den Hügeln“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
4.5 von 5 Sternen
5 Sterne 1Schreiben Sie einen Kommentar zu "Das Haus hinter den Hügeln".
Kommentar verfassen