Das Mädchen im Wald
Nach über zwanzig Jahren kehrt Kate zum ersten Mal in ihr Heimatdorf in Massachusetts zurück. Kurz darauf geschieht ein Mord an einem jungen Mädchen. Die Umstände der Tat erinnern an den Tod von Del, Kates bester Freundin. Hat man den Falschen für den...
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Nach über zwanzig Jahren kehrt Kate zum ersten Mal in ihr Heimatdorf in Massachusetts zurück. Kurz darauf geschieht ein Mord an einem jungen Mädchen. Die Umstände der Tat erinnern an den Tod von Del, Kates bester Freundin. Hat man den Falschen für den Mord büßen lassen? Kate, die sich nach wie vor schuldig an Dels Tod fühlt, nimmt die Spur des Mörders auf. Doch jemand scheint dasselbe Interesse zu haben wie sie. Und im Dorf glaubt man schon lange, dass es Del ist, die Rache für ihren Tod fordert.
Nach über zwanzig Jahren kehrt Kate Cypher zum ersten Mal in ihr Heimatdorf in Massachusetts zurück. Kurz darauf geschieht ein Mord an einem jungen Mädchen. Die Umstände der Tat alarmieren Kate: sie erinnern an den Tod ihrer besten Freundin Del. Ist der Mörder von damals noch auf freiem Fuß? Hat man den Falschen für die grausame Tat büßen lassen?
Kate nimmt die Spur des Täters auf, bald merkt sie, dass sie nicht die Einzige ist. Und im Dorf glaubt man schon lange, dass es Del ist, die Rache für ihren Tod fordert ...
Das Mädchen im Wald von Jennifer McMahon
LESEPROBE
Prolog
7. November2002 21.30 Uhr
Als die Kartoffeltrine ermordet wurde, schnitt der Mörder ihr dasHerz aus dem Leib. Er vergrub
es, aber amnächsten Tag ist sie auferstanden und zwar genau an der Stelle, wo ihr Herzvergraben lag.» Wie um seine Worte zu bekräftigen, stieß Ryan mit einem Stockins Lagerfeuer, und eine Fontäne von Funken stob in den Nachthimmel auf.
Opal rücktenäher an Ryan heran. Er war fünfzehn und irgendwie süß auf seine Art,Farmersohn durch und durch. Toni behauptete, Ryan sei total in Opal verknallt. Tori war diejenige, die die ganze Sache angeleiert undgesagt hatte, es würde Spaß machen, in den Wald zu gehen und mit den älterenJungs rumzumachen. Opal war zwölf und hatte noch nieeinen Jungen geküsst, aber das würde sie nicht zugeben, nicht einmal gegenüberihrer besten Freundin.
«Was denn,wie ein Zombie?», fragte Toni. Opal war still sie hasste die Geschichten vonder Kartoffeltrine. Sie hasste sie, weil sie wusste,dass sie wahr waren.
«Genau, siekehrte von den Toten zurück wie ein Zombie. Das ist wie bei einer Kartoffel:Wenn man sie in Stücke schneidet und eins davon in der Erde vergräbt und dareicht schon ein winziges Stückchen Schale, wenn Augen daran sind , dannwächst eine neue Kartoffelpflanze daraus.» Ryan zerbrach den Stock, der wieein Knochen zersplitterte, und warf ihn ins Feuer.
Opalzitterte. Sie dachte an den Besuch, den sie an diesem
Nachmittagerhalten hatte. Aber nein, an so etwas durfte sie nicht denken. Und sie wargescheit genug, den anderen nichts davon zu erzählen. Die würden sie für eineLügnerin oder eine Verrückte halten wenn nicht sogar für beides.
«Und siegeht jetzt in den Wäldern hier um», fügte Sam hinzu. «Wisst ihr, woran manmerkt, dass sie kommt? Am Geruch. Dieser Geruch nach fauligen Kartoffeln. Denriecht man dreißig Meter weit.»
«Ach, kommschon, hör auf mit dem Scheiß!» Tori verdrehte die Augen. Sam und sie gingen sozusagen miteinander.
«Also,jetzt aber mal Klartext du glaubst doch nicht wirklich an die Kartoffeltrine?», fragte Ryan ungläubig.
«Ichglaube, dass sie einmal gelebt hat. Das weiß ich sogar. Meine Mom ist mit ihr zur Schule gegangen. Sie war einfach nurein armes Kind, das ermordet wurde. Und diese ganze Gespensterscheiße? Das istein ... wie heißt das noch? Ein moderner Mythos.»
«Mein Gott,Toni, hast du etwa vergessen, dass Dan und Chris sie letzte Woche gesehenhaben, und zwar genau hier?», warf Opal ein. «Und was ist mit Becky Sheridans kleiner SchwesterJaney? Sie sagt, die Kartoffeltrineist ihr auf dem ehemaligen Griswold-Feld begegnet undhat sie in den Kartoffelkeller gesperrt.»
Und waswürdest du erst zu meiner Geschichte sagen, dachte Opal.
«Mensch,seid doch nicht kindisch. Dan und Chris waren wie üblich bekifft. Und Janey hat Unsinn angestellt und ist dabei in die Klemmegeraten.» Tori hob dieHände. Was soll das Theater, sagte ihre Geste.
«Klar»,erwiderte Opal. «Die Tür war von außen verriegelt, Schlaumeier. Wie soll siedas wohl hingekriegt haben?»
«Ich sag janur, dass es Erklärungen gibt.»
«Und ichsag ja nur, dass es für manche Dinge eben keine Erklärungen gibt», gab Opalzurück.
Opalwusste, dass Tori ihr noch immer böse war. Wegen der Jacke. Tori hatteheute Nachmittag vor dem Treffen mit den Jungs herausgefunden, dass Opal sichihre Windjacke ausgeliehen hatte ohne vorher zu fragen. Das war allein schonschlimm genug, aber blöderweise hatte Opal die Jacke obendrein getragen, alssie ihre Fahrradkette montierte, und jetzt war Tori wütend wegen der schwarzen Schmiere auf dem linkenÄrmel. Opal hatte ihr versprechen müssen, die Jacke in die Reinigung zubringen und dafür zu zahlen. Und bis das gute Stück zurück war, musste OpalToni ihre eigene Jacke leihen. Nur gehörte aber Opal diese Jacke genau genommengar nicht. Es war die älteste Jacke ihrer Mutter, die Lieblingsjacke, und Opalhatte sie schon so oft ausgeliehen, ohne zu fragen, dass ihr das inzwischenganz streng verboten war. Es war eine rehbraune Wildlederjacke mit Fransenvorn und an den Ärmeln. Sie sah aus, als gehörte sie einem Country-oder Rockstar, und stand, wie Opal zugeben musste, Tori,die ein bisschen älter war und schon weibliche Rundungen hatte, eindeutigbesser. Die beiden Mädchen hatten den gleichen Haarschnitt (von Shirley imFriseursalon Hair Today amStadtrand) und waren beide blond, aber da hörte die Ähnlichkeit auch schonauf. Opal wusste, dass Toni die hübschere war, diejenige, nach der sich dieJungs umschauten. Aber das war ihr, ehrlich gesagt, meistens vollkommenschnuppe. Opal hatte andere Sorgen.
Sie wusste,dass ihre Gewohnheit, sich Sachen auszuleihen, andere Leute nervte und sieselbst vermutlich irgendwann einmal in die Bredouille bringen würde, konnte esaber einfach nicht lassen. Oft passierte es ihr ganz ungewollt. Wie kürzlich,als sie Torfis Windjacke angezogen hatte das hatte sie überhaupt erstgemerkt, als sie schon fast zu Hause angekommen war. Manche Leute rauchten.Manche kauten Fingernägel. Opal lieh sich Sachen aus. Stehlen konnte man daseigentlich nicht nennen. Sie nahm ja nur die Sachen von Leuten, die sie kannteund mochte und denen sie sich nahe fühlte. Und sie gab sich wirklich Mühe,alles unbeschädigt zurückzugeben, bevor überhaupt auffiel, dass etwas fehlte.Irgendwie versetzte ihr das Ausborgen einen Kick. Wenn sie so ein Leihstück beisich trug, kam es ihr so vor, als wäre sie plötzlich mehr als nur einzwölfjähriges Mädchen. Diese Sachen waren wie Amulette, Talismane, dieirgendwie etwas von der Seele ihrer eigentlichen Besitzer in sich aufgenommenhatten.
Die Nachtwar kalt. Die vier Jugendlichen saßen dicht beim Feuer, und die Jungs gabennoch mehr Kartoffeltrinen- Geschichten zum Besten.Toni schwieg meistens, rauchte die Camel Lights, diesie von ihrem Dad stibitzt hatte, wobei sie sichgelegentlich das Haar zurückstrich; bei den abwegigsten Storys schnaubte sieverächtlich und schüttelte den Kopf.
Es gab mehrals genug Geschichten, da musste sie nicht auch noch ihren Senf dazugeben.Jedes Kind in New Canaan hatte sein ganzes Lebenlang immer wieder gehört,
dass die Kartoffeltrine im Wald, wo sie ermordet worden war,herumspukte, auf der Suche nach ihrem Mörder, und dass sie sich dabei an jedemrächte, der ihr über den Weg lief.
«Ich wette,sie geht deswegen um, weil ihr Mörder immer noch unter uns ist. Sie kennt ihnund findet keine Ruhe, bis er tot ist», meinte Ryan.
«Aber sieist nicht nur auf ihn böse ... sondern auf die ganze Scheißstadt. Sie hat dieganze Stadt verflucht», bemerkte Sam.
«Fluch hinoder her, ich muss mal pinkeln. Ich bin gleich wieder da.» Toristand auf und zog die Wildlederjacke enger um ihrenKörper.
«Nimm dieTaschenlampe mit», sagte Sam.
«Der Mondscheint. Ich finde mich schon zurecht», erwiderte Toni und trat aus demFeuerschein ins Dunkle.
«Pass auf!Ich rieche faulige Kartoffeln», rief Sam ihr nach.
«Arschloch!»,schrie sie zurück.
Sielauschten auf ihre Schritte, auf das Rascheln von Laub und morschen Zweigen,das sich immer weiter entfernte und dann ganz verstummte. Einmal hörten sie Tori leise fluchen wahrscheinlich hatte sie sich mit demFuß in einer Ranke verfangen. Das Feuer knisterte. Sie erzählten sich noch einpaar Geschichten.
Nach fünfMinuten sagte Opal, Sam solle Tori suchen. Die Jungstaten das mit der Bemerkung ab, Mädchen brauchten immer ewig zum Pinkeln, undrissen dann Witze darüber, was die immer so lange trieben.
Nach zehnMinuten riefen sie nach Tori, bekamen aber keineAntwort. Die Jungs behaupteten, Toni versuche, ihnen einen Schreckeneinzujagen. Das sei einfach nur ein blöder Scherz.
«Okay»,sagte Opal schließlich. «Ihr beiden Helden könnt ja hierbleiben.Ich geh sie suchen.» Sie schnappte sich Ryans Taschenlampe und verschwand inder Dunkelheit.
Ryan undSam blieben beim Feuer zurück und amüsierten sich darüber, wie hysterisch dieMädels manchmal reagierten. Waren sie denn nicht genau deswegen hierhergekommen? Genau wie zahllose Jungen vor ihnen?Damit die Mädels sich im Wald ein bisschen ängstigten und man sie tröstenmusste. War dieser ganze Gespensterquatsch nicht nur ein Vorwand, um in denWald zu gehen und rumzumachen? Lagen im Wald hinterder ehemaligen GriswoldFarm nicht überall leereFlaschen und gebrauchte Kondome herum? Zurückgeblieben war hier so einiges,aber gewiss nicht der Geist eines gequälten kleinen Mädchens.
OpalsAufschrei riss sie aus ihren Witzeleien. Sie rannten weg vom warmen Feuer,dorthin, wo der schrille Schrei im dunklen Dickicht des Waldes erklungen war.Sie sahen das schwankende Licht der Taschenlampe zwischen den Bäumen undhörten beim Näherkommen Opals Schluchzen.
Ryan warals Erster da er blieb abrupt stehen und trat einen Schritt zurück.
«Scheiße,was ist das?», stieß er hervor.
Unter einemgroßen, knorrigen Ahornbaum lag Toni. Sie war nackt und hatte einen Strick umden Hals. An der linken Brust fehlte ein säuberlich herausgeschnittenes,quadratisches Stück Haut. Ihre Kleider lagen sorgfältig zusammengelegt nebenihr auf einem Stapel. Opal stand über Toni gebeugt, hatte die Hand an die Wangegelegt und stieß schreckliche, schluchzende Laute aus. Die Taschenlampe tanzte überTorfis blasse Haut hinweg.
«Dieverarscht uns», schrie Sam und lachte, ein schrilles, verrückt klingendesLachen. «Das ist doch totale Scheiße. Komm schon.» Er stieß Toni mit dem Fuß anund schob ihr Gesicht in den Schein der Taschenlampe. Zwischen blau verfärbtenLippen stand die Zunge ein kleines Stück heraus. DieAugen, aufgerissen und glasig wie Puppenaugen, traten aus ihren Höhlen. Sambegann zu schreien.
Ryan wardann derjenige, der den Bann brach, Opal die Taschenlampe aus der Hand nahm undsagte, sie müssten Hilfe holen. Die Jungen rannten los und merkten gar nicht,dass Opal, die ihnen zunächst gefolgt war, noch einmal kehrtmachte. ( )
© VerlagRowohlt
Übersetzung:Barbara Ostrop
- Autor: Jennifer McMahon
- 2007, 320 Seiten, Maße: 11,5 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Ostrop, Barbara
- Herausgegeben: Anne Braun
- Übersetzer: Barbara Ostrop
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499244802
- ISBN-13: 9783499244803
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
5 von 5 Sternen
5 Sterne 2Schreiben Sie einen Kommentar zu "Das Mädchen im Wald".
Kommentar verfassen