Das Pentagramm
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"Ein brillanter junger Autor! Mit seinen 25 Jahren beherrscht er das Thrillergenre perfekt, und bis zur letzten Seite folgt man der Geschichte mit angehaltenem Atem!" - Livres Hebdo
"Ein meisterhafter Thriller! Maxime Chattam verdient seinen Platz unter den Gro en des Genres!" - Encre Noire
"'Das Pentagramm' ist eine Garantie f r schlaflose N chte!" - Lire.
Das Pentagramm von Maxime Chattam
LESEPROBE
Blinkend erschienen die Wörter aufdem Computerbildschirm.
<<[Oberon] Die Chatrooms sindheute Abend wirklich
deprimierend. Ich fühl mich allein.Und wie geht s dir?>>
Juliette Lafayette runzelte dieStirn. Sie wandte sich um
und prüfte, wie weit ihr zweiterComputer mit dem Updaten
der neuen Software via Internetgediehen war. Die Daten
flimmerten mit synthetischerPräzision über den Bildschirm.
Ihr Schreibtisch war groß, sie hatteihn in L-Form
aufgebaut, um auf einerArbeitsfläche, auf der sich ständig
Bücher türmten, noch überausreichend Platz für ihre beiden
Computer zu verfügen. Juliettewandte sich wieder
Oberon zu.
<<[Ischtar] Ich fühle mich wiejeden Abend. Leer.>>
Ihr Pseudonym leuchtete in schwarzenLettern auf der
Kathodenröhre. Sie liebte diesenNamen der Göttin. Hunderttausende
von Menschen nutzten täglich dasInternet,
um sich zu unterhalten, ohneirgendetwas von ihrem Gesprächspartner
zu wissen; das Pseudonym war dereinzige
Anhaltspunkt, anhand dessen man sicheine Vorstellung
von ihm machen konnte. Das waralles, was die »anderen«
im Internet darstellten.
Und wieder antwortete ihrEinsamkeitspartner: <<[Oberon]
Ich kann verstehen, was duempfindest. Hier ist es
nicht anders. Die Leere, dasSchwarz, die Nacht, die alles
verschlingt.>>
<<[Ischtar] Was mir amInternet so gefällt, ist diese
Leichtigkeit, mit der die Menschenmiteinander kommunizieren.
Ich kann dir mein Leben erzählen,und das verpflichtet
mich zu nichts, weil du nicht dabist und wir uns
niemals begegnen werden. Ich spürenicht die Last deines
Blickes.>>
<<[Oberon] Wenn wir weiterhinunsere Single-Abende
teilen, bekommen wir am Ende nochEntzugserscheinungen.>>
Juliette schüttelte lächelnd denKopf.
<<[Ischtar] Das fehlte noch.Und außerdem sind wir
nicht völlig allein. Du hast dieNacht, wie du so oft wiederholst,
und ich habe mein Studium, falls ichdich daran erinnern
darf.>>
<<[Oberon] Stimmt, hätte ichfast vergessen. Warst du
heute an der Uni?>>
Juliette lächelte und dachte einenAugenblick nach, bevor
sie tippte: <<[Ischtar] Warum?Bist du einer von meinen
Profs? Kontrollierst du michetwa?>>
Juliette griff nach der Schale mitchinesischen Nudeln,
die schon fast kalt waren. Siesenkte den Schirm der Halogenlampe,
sodass der Raum in ein behaglicheresDämmerlicht
getaucht war. Draußen bellte einHund im Dunkeln.
<<[Oberon] Nein, aber ichinteressiere mich für dich. Du
erzählst nicht viel von dir. Ichwürde dich gern besser kennen
lernen.>>
Juliette las die Worte ihresChat-Partners aufmerksam
durch, bevor sie ihre Antwortformulierte: <<[Ischtar] Seitdem
wir mit unserem Gedankenaustauschbegonnen haben,
lieber Oberon, solltest du mich aberschon ein wenig
kennen gelernt haben. Nichtwahr?>>
Sie machte es sich im Schneidersitzauf ihrem Stuhl bequem
und schimpfte vor sich hin, als einpaar von den Nudeln
auf den Teppichboden fielen.
<<[Oberon] Zwei Monate genau.Wir tauschen seit zwei
Monaten übers Internet Gedanken aus,und alles, was ich
von dir weiß, ist, dass du einejunge Frau von dreiundzwanzig
Jahren bist, dass du dich fürGeschichte und Mythologie
interessierst - daher dein Name Ischtar,Göttin der Liebe
und des Krieges - und dass du einebedingungslose Anhängerin
von chinesischen Nudeln bist.Übrigens würde
ich wetten, dass du gerade welcheisst.>>
Juliette hielt im Kauen inne. Wiekonnte er das wissen?
Es sei denn, er beobachtete sie indiesem Augenblick. Sie
schluckte den Bissen langsamhinunter und stellte die
Schale auf den Schreibtisch. IhrHerz schlug erneut im gewohnten
Rhythmus. Jetzt spinnst du aber,meine Liebe!,
dachte sie bei sich. Wie soll erwissen, was du gerade tust?
Er weiß, was du isst, weil du fastimmer dasselbe isst! Da er
es x-mal gelesen hat, hat er es sichhalt gemerkt!
<<[Oberon] Nun?>>
Juliettes Finger glitten geschicktüber die Tastatur, typisch
für alle, die den ganzen Tag nichtsanderes tun.
<<[Ischtar] Bingo! Du weißtalso schon eine ganze Menge
über meine kulinarischen Vorlieben Was willst du
noch wissen?>>
<<[Oberon] Wer bist duwirklich? Wer verbirgt sich hinter
dem Namen Ischtar?>>
<<[Ischtar] Eine Studentin imvierten Jahr Psychologie.
Reicht das fürs Erste?>>
Sogleich erschien die Antwort desmysteriösen Oberon.
<<[Oberon] Nicht schlecht fürden Anfang. Ich schlage
dir ein kleines Spiel vor. Je mehrdu mir verrätst, wer du
wirklich bist, desto mehr enthülleich von mir. Was hältst
du davon? Lass uns ineinanderverschmelzen.>>
Juliette stellte die inzwischenleere Schale ab.
»Sorry, Oberon, aber das geht zuweit für meinen Geschmack.
«
Sie bildete sich in Windeseile einUrteil.
<<[Ischtar] Tut mir Leid, aberdas wird nicht möglich
sein. Es ist spät, und ichverabschiede mich. Gute Nacht
und vielleicht bis bald im Internet
Sie stand auf, streckte sichseufzend und wollte gerade
den Computer ausschalten, als dieWorte auf dem Bildschirm
erschienen:
<<[Oberon] Nicht ausloggen! Tudas nicht!>>
<<[Ischtar] Tut mir Leid,König der Elfen, aber ich bin
müde.>> (...)
© Goldmann Verlag
Übersetzung: Bettina Runge und ElianeHagedorn
- Autor: Maxime Chattam
- 2006, 539 Seiten, Maße: 13,4 x 20,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Runge, Bettina; Hagedorn, Eliane
- Übersetzer: Eliane Hagedorn, Bettina Runge
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442461057
- ISBN-13: 9783442461059
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