Das Schwert des Highlanders
Mairi MacDonald hat alles: Sie ist schön, klug und ihr Vater ist der mächtigste Mann auf den schottischen Inseln. Kurzum: Sie ist die beste Partie im Lande. Kein Wunder, dass ihr Vater Großes mit ihr vorhat. Doch nicht nur er schmiedet...
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Produktinformationen zu „Das Schwert des Highlanders “
Mairi MacDonald hat alles: Sie ist schön, klug und ihr Vater ist der mächtigste Mann auf den schottischen Inseln. Kurzum: Sie ist die beste Partie im Lande. Kein Wunder, dass ihr Vater Großes mit ihr vorhat. Doch nicht nur er schmiedet Pläne für Mairis Zukunft. Der listige Lachlan MacLean will die Schönheit für sich gewinnen. Und ein Verräter in Mairis Nähe könnte ihm bei der Verwirklichung seiner Pläne helfen.
Lese-Probe zu „Das Schwert des Highlanders “
Das Schwert des Highlanders von Amanda Scott 1
Nahe der Ostküste von Isla, vierzehn Tage später
Wie unter einer schweren Decke ruhte das Meer im dichten Nebel. In dieser unheimlichen grauen Stille gingen Wasser, Land und Himmel unmerklich ineinander über. Der Nebel konnte lan Burk das Leben kosten.
Mit jeder Minute kam die Schlinge des Henkers näher, doch ohne Wind konnte die schlanke königliche Galeere, die vielleicht Rettung bringen würde, nur mit der Strömung treiben. Ihr großes quadratisches Segel hing nutzlos herunter, und die achtzehn Ruderer hatten die Riemen längst sinken lassen, da sie jegliche Orientierung verloren hatten. Auf ihnen und ihren drei Passagieren lastete das Schweigen ebenso schwer wie der alles dämpfende Nebel. Sie lauschten angestrengt.
Die siebzehnjährige Lady Mairi von den Inseln zog den pelzgefütterten, leuchtend roten Kapuzenumhang noch enger um sich und versuchte, ihre Ungeduld zu zügeln. Selbst ihr Vater, der mächtigste Mann der Inseln, wenn nicht gar von ganz Schottland, konnte nicht veranlassen, dass der Wolkendunst sich auflöste.
Neben ihr murmelte ihre Zofe Meg Raith: »Was für ein scheußlicher Nebel! Wenn man bedenkt, dass wir bei Wind und klarem Himmel von Dunyvaig abgelegt haben. Ich muss immer daran denken, was dort unten in der Tiefe lauern mag. « Bei diesen Worten zitterte ihre Stimme.
... mehr
»In den Gewässern hier gibt es keine Seeungeheuer«, erwiderte Mairi entschieden.
»Nein, hierher würde sich keines wagen«, stimmte ihr Meg zu, als hätte sie niemals auch nur einen Gedanken an irgendwelche Bestien verschwendet. Doch dann setzte sie ein wenig unsicher hinzu: »Seid Ihr auch sicher, Mistress?«
»Ja, und außerdem geht die Sonne bald auf. Es ist schon ein wenig heller geworden«, antwortete Mairi und schob sich eine feuchte dunkle Locke wieder unter die Kapuze. »Überhaupt«, fuhr sie fort, »ist es doch hierzulande ganz normal, dass der Nebel so plötzlich fällt. Es wäre auch weit weniger unheimlich, wenn wir nicht unversehens im Dunkeln hineingeraten wären.«
»Vielleicht habt Ihr ja recht, Mistress, aber schaurig ist es doch. «
Da musste Mairi ihr zustimmen. Normalerweise liebte sie das Meer und die Fahrt in einer der Hochlandgaleeren, die so rasch durch die Wogen glitten, besonders wenn Wind und Gezeiten günstig waren. Zudem lagen nicht viel mehr als zwanzig Meilen zwischen Dunyvaig, der Burg ihres Vaters an der Südostküste von Isla, und dem Amtssitz am Loch Finlaggan im Norden. Und eine Schiffsreise wurde nie langweilig. Dafür sorgten schon die stets wechselnde Szenerie und die spielenden Otter und Seehunde, die die Reisenden mit ihren Kapriolen unterhielten.
Allerdings war sie noch nie in einer mondlosen Nacht übers Meer gefahren, wenn der Steuermann nach den Sternen navigieren musste. Und gerade jetzt, wo doch für Jan Jede Stunde zählte, wurden sich auch noch durch diese Nebelschleier aufgehalten.
In diesem Augenblick blies der Steuermann zwei Töne auf seinem Widderhorn. Das tat er alle zehn Minuten, zum einen, um andere Schiffe zu warnen, die unvorsichtig genug waren, sich in dieser Suppe hinauszuwagen. Zum anderen wartete er auf ein Signal von Claig Castle, das ihnen Auskunft darüber geben sollte, wie weit sie von der Küste entfernt waren. Die wuchtige Festung auf Heather Isle bewachte die südliche Einfahrt in den Sund von Isla, der für
Mairis Vater, Laird MacDonald, den Lord der Inseln und König der Hebriden, von großer strategischer Bedeutung war.
Sie drehte sich zum Heck der Galeere um, wo ihr Halbbruder mit dem blonden Bart es sich neben dem Steuermann auf einem Stapel Felle bequem gemacht hatte und mit grimmigem Blick in die wallenden Dunstschwaden ringsumher starrte.
Leise fragte sie: »Was glaubt Ihr, wie weit es noch ist, Ranald?«
Seine Miene wurde weicher, als er sie ansah. Ebenso wie ihre beiden anderen älteren Halbbrüder war auch der einundzwanzigjährige Ranald ein großer, breitschultriger, gut aussehender Mann, der eine natürliche Autorität ausstrahlte. Mit leisem Lächeln beruhigte er sie: »Es ist nicht mehr weit, Mädchen. Aber ich kann dir trotzdem nicht versprechen, dass du dir schon in ein, zwei Stunden die Füße am Feuer wärmen kannst. «
»Das Wasser ist so still« , sagte sie. »Ich weiß gar nicht, ob sich der Nebel bewegt oder das Schiff. Haben wir schon Flut?«
»Nein«, antwortete er. »Wir treiben noch immer nach Norden und sind bestimmt bald am Eingang zum Sund angelangt. Wahrscheinlich haben die Leute auf Claig schon unser Horn gehört und warten mit ihrer Antwort nur, bis sie ganz sicher sind. Der Nebel verfälscht alle Geräusche auf dem Wasser ein wenig.«
Sie nickte. Wie jeder, der an der See aufgewachsen und mit ihren wechselnden Launen vertraut war, würde sie es an der stärkeren Strömung merken, wenn sie in den schmalen Sund einfuhren. Sie wusste auch, dass die Besatzung von Claig Castle nicht nur die Aufgabe hatte, auf die Hornsignale der Schiffe zu antworten, sondern auch den Wegzoll von denjenigen Fahrzeugen einzufordern, denen der Lord der Inseln die Benutzung des kürzeren Wegs durch die Meerenge gestattet hatte. Schon allein aus diesem Grund beobachteten die Wächter auf Craig alles genau.
Im trüben Zwielicht des Morgens verging die Zeit so unmerklich, dass ihr eine Minute unendlich lang und zugleich so kurz wie ein Herzschlag erschien.
Unvermittelt kehrten ihre Gedanken wieder zu dem Thema zurück, um das sie seit der vergangenen Nacht unablässig kreisten. Da hatte sie von Ranald, der aus Knapdale zurückgekehrt war, erfahren, in welcher Gefahr Ian Burk schwebte. Zwei Tage war ihr Bruder fort gewesen und hatte währenddessen die Festung ihrer Obhut überlassen, denn der Lord der Inseln vertrat die Auffassung, dass seine Kinder ebenso gut wie seine Untergebenen wissen sollten, wie man eine Burg führt. Was in diesem Fall keine allzu schwere Bürde darstellte, denn der Burgkommandant war einer der zuverlässigsten Leute der MacDonalds. Dunyvaig gehörte zu den wichtigsten Besitztümern des Lords. Von hier aus konnte der Seeweg nach Süden kontrolliert werden, und darüber hinaus bot man Galeeren, Lastschiffen und großen Kriegsschiffen einen sicheren Ankerplatz. Vom hohen Burgfelsen aus reichte der Blick übers Meer bis zur Küste der Halbinsel Kintyre. Der zugehörige wohlbefestigte Hafen lag versteckt unterhalb der Anlage in der Lagavulin Bay.
Ranald hielt sich zurzeit auf Dunyvaig auf, um das Kielholen der claneigenen Schiffe zu überwachen. Bei dieser Prozedur, die zweimal im Jahr stattfand, waren Dutzende von Männern damit beschäftigt, die Fahrzeuge mithilfe von Baumstämmen an den Strand zu befördern, um dann die Bootskörper von Muscheln und anderem Seegetier zu befreien.
Bereits zum zweiten Mal begleitete ihn Mairi nach Dunyvaig. Ihre Aufgabe war es, ihm den Haushalt zu führen, dafür zu sorgen, dass die Speisekammer gefüllt und alles auf der Burg gut in Schuss war. Denn der tüchtige Kommandant war noch unverheiratet, und daher hatte es sich Mairis Mutter,
Lady Margaret, zur Gewohnheit gemacht, mindestens einmal jährlich auf Dunyvaig nach dem Rechten zu sehen. Als diese Pflicht ein Jahr zuvor auf Mairi übergegangen war, hatte sie sie mit Bravour gemeistert, und so war sie guten Mutes, als sie vor einem Monat wieder eingetroffen war.
Sie hatte auch nicht mit der Wimper gezuckt, als Ranald auf MacDonalds Geheiß nach Knapdale reisen musste, um den neuen Häuptling dort zur Zusammenkunft des Inselrates nach Finlaggan einzuladen. Es machte ihr nicht das Geringste aus, mit ihrer Zofe die Nächte auf der Burg zu verbringen, deren Besatzung ausschließlich aus Waffenknechten bestand. Kein Gefolgsmann ihres Vaters würde ihr oder Meg auch nur ein Haar krümmen, und die Männer auf Dunyvaig gehörten zu den engsten Getreuen.
Nach Beendigung der Ratssitzung gedachte die Familie nur noch vierzehn Tage in Finlaggan zu bleiben, da sie Ostern wie gewöhnlich auf Ardtornish verbringen wollte. MacDonalds liebster Aufenthaltsort lag fünfzig Meilen weiter nördlich an der Küste von Morvern am Sund von Mull. Im Hochsommer wollten sie dann alle nach Isla zurückkehren, wo Lady Margaret mit den Kindern ihre Sommerresidenz Kilchoman beziehen würde. Das Schloss, das erst zwei Jahre zuvor an der Westküste von Isla erbaut worden war, war wunderschön, doch reichlich ungemütlich, wenn die Frühjahrsstürme um die Mauern heulten. Dagegen lag Ardtornish wesentlich geschützter.
Ein so großer Haushalt wie der ihre konnte sich nie lange an einem Ort aufhalten. Der Bedarf der vielen Menschen an Essen, Trinken und Garderobe hatte die Möglichkeiten einer Burg bald erschöpft, und darüber hinaus hatte das Gesinde ohnehin schon alle Hände voll mit der Pflege des Anwesens zu tun, auch ohne ständig die Familienmitglieder bedienen zu müssen.
Vor zwei Wochen hatte Lady Margaret Jan Burk mit einer Nachricht nach Dunyvaig gesandt, um Main und Ranald daran zu erinnern, dass Seine Gnaden erwartete, dass sie ihre Arbeit erledigt hätten, wenn der Rat auseinanderging. Im Anschluss sollten sie sich für die Reise in den Norden bereit machen.
Mairi bedauerte es nicht, dass ihre Pflichten auf Dunyvaig ihr nicht erlaubten, am Inselrat teilzunehmen, denn nur wenige Männer brachten zu dieser Gelegenheit ihre Familie mit. Die meisten warteten, bis Seine Gnaden in den Norden aufgebrochen war, bevor sie ihre Frauen und heiratsfähigen Kinder nachkommen ließen. Das lag nicht nur an der zentraleren Lage von Ardtornish, sondern auch am Tinchal, der großen Hirschjagd. Ursprünglich veranstaltet, um Ardtornish mit frischem Wildbret für die Osterfeiertage zu versorgen, hatte sich die Jagd im Laufe der Zeit zu einem wichtigen gesellschaftlichen Ereignis entwickelt, das von allen ungeduldig erwartet wurde.
Als Ranald vergangene Nacht nach Dunyvaig zurückgekehrt war, hatte Mairi sofort an seiner Miene erkannt, dass etwas nicht stimmte. Auf ihre Frage hin antwortete er: »Wir sind einem der Kriegsschiffe Seiner Gnaden begegnet, das auf dem Weg nach Loch Tarbert war. Die Besatzung erzählte uns, dass die meisten Ratsmitglieder bereits in Finlaggan eingetroffen seien. Morgen soll der Gerichtstag beginnen und ... na ja ... « Er wich ihrem Blick aus.
»Und was?«, drängte sie ihn.
»Das willst du wahrscheinlich gar nicht hören, Mädchen«, sagte er und fügte dann unwillig hinzu: »Kann sein, dass Seine Gnaden Ian Burk aufhängen lässt.«
»Wieso Ian? « Ihr wurde vor Schreck übel. »Wie kommt er darauf? Ian ist absolut vertrauenswürdig, Ranald. Seit ich ein Kind war, hat er sich um meine Pferde gekümmert - und um mich auch! Was soll er denn verbrochen haben?«
»Ihm wird ein Mord zur Last gelegt, Mairi. Ich kann mir vorstellen, dass du auf der Stelle nach Finlaggan zurückwillst, aber wir können nichts unternehmen, sofern die An
kläger Beweise beibringen können. Nach unseren BrehonGesetzen ... «
»Ich kenne unsere Gesetze, Ranald. Aber die Ankläger müssen verrückt sein. Wer wurde denn umgebracht?«
»Elma MacCoun«, sagte er. »Sie behaupten, Ian habe sie von einer Klippe gestoßen.«
»Das ist undenkbar! Ich bin fest davon überzeugt, Ranald, dass Ian zu einer solchen Gewalttat gar nicht fähig ist.«
Es gelang ihm nicht, seine Schwester zu beruhigen. »Wir dürfen keine Zeit verlieren«, sagte sie nur.
»Wir können doch nicht von einer Minute auf die andere abreisen, Mädchen«, erwiderte er ruhig.
»Mag sein, doch sobald wir gepackt haben und eine Galeere bereit gemacht ist, müssen wir los.«
»Morgen vor Sonnenaufgang ist noch früh genug. Wie üblich werden vorher bestimmt noch andere Klagen verhandelt, und außerdem hieß es nur, die meisten - aber längst nicht alle - Ratsmitglieder seien schon eingetroffen. «
»Aber das war gestern, nicht wahr?« Als er nickte, fuhr sie fort: »Und um Recht zu sprechen, braucht Seine Gnaden sowieso keinen der Ratsherren, wie du sicher weißt. Wenn wir zu lange warten, wird Ian es mit seinem Leben bezahlen. Das darf einfach nicht sein, Ranald. Also beeil dich!«
Er verdrehte die Augen, da er das ganze Unternehmen für aussichtslos hielt, widersprach ihr jedoch nicht länger. Von allen ihren sechs Brüdern und Halbbrüdern konnte sie Ranald am leichtesten um den Finger wickeln. Doch auch bei den anderen fiel ihr das nicht allzu schwer, denn so stur die Männer auch manchmal sein konnten, gegen Mairis Dickkopf kamen sie nicht an.
Nachdem Ranald einmal eingewilligt hatte, war schnell alles vorbereitet, und jetzt saßen sie hier in diesem Nebel fest, der stetig dichter, kälter und schauriger wurde, bis sogar die tapfere Mairi anfing, Gespenster zu sehen.
Doch endlich ertönte das erhoffte Hornsignal auf den Mauern von Claig Castle.
Die Ruderer beschleunigten ihren Schlag.
»Immer langsam«, warnte Ranald. »Gebt noch einmal das Signal, und hört dann genau hin. «
Der Steuermann gehorchte und blies abermals in sein Horn.
Kaum waren die Töne verklungen, vernahm Mairi den rhythmischen Schlag von Rudern, den Ranalds feinere Ohren bereits ausgemacht hatten.
Eine tiefe Stimme dröhnte durch den Nebel: »Wer will hier passieren?«
» Ranald von Isla, du alter Halunke!,<, blaffte Ranald zurück.
»Lasst die Ruder an Steuerbord einholen, Mylord. Wir kommen jetzt längsseits heran«, erwiderte die Stimme mit einem anerkennenden Lachen.
Schon wurden an Steuerbord die Umrisse einer Galeere sichtbar, und Ranalds Ruderer hoben die Riemen. Der andere gab den Befehl zum Anhalten. Unverzüglich stießen seine Männer die Ruder senkrecht ins Wasser, worauf das Schiff rasch an Fahrt verlor.
»Willkommen, Mylord!«, dröhnte die Stimme Murdos von Knapdale, des Kommandanten der Burg Claig. »Ihr seid auf dem Rückweg nach Finlaggan, Sir? «
»ja«, erwiderte Ranald. »Ihr habt uns schnell gefunden, Murdo. Hättet Ihr das auch geschafft, wenn wir kein Hornsignal gegeben hätten?«
»Aber ja«, antwortete Murdo selbstbewusst. »In meinen Gewässern höre ich die Fische schwimmen, Sir. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass mich meine Ohren doch einmal im Stich lassen, patrouillieren noch weitere sechs Schiffe im Sund. An denen kommt keiner vorbei, der sich einbildet, er könnte sich bei diesem Höllennebel um den Zoll drücken. «
»Du meine Güte, Sir«, mischte sich Mairi mit besorgter Stimme ein. »Werden wir jetzt von allen angehalten und befragt?«
»Nein, Mylady«, sagte Murdo. »Ich gebe ihnen ein Zeichen, Euch ungehindert passieren zu lassen. Es wird jeden Abend ein anderes Signal vereinbart und von einem Schiff zum nächsten weitergegeben. Und nun gehabt Euch wohl.«
Auf Murdos Kommando hin stieß sein Steuermann ins Horn und blies eine hohe Tonfolge. Gleich darauf erschallte abermals der einzelne lang gezogene Ton von Claig, dem aus der Ferne wie ein Echo eine höhere Antwort folgte.
»Wenn Ihr zuseht, dass die hohen Klänge immer von Backbord und die tiefen von Steuerbord kommen, könnt Ihr nicht auf Grund laufen und kommt sicher durch den Sund, Mylord«, sagte Murdo.
»Gut.« Ranald nickte seinen Ruderern zu, die daraufhin die Riemen senkten und sie im Takt, den der Steuermann schlug, mit gleichmäßigen Bewegungen durchs Wasser zogen. Jetzt konnten sie sicher sein, dass sie auf dem rechten Kurs bleiben würden.
Meg spähte noch immer ängstlich voraus, doch Mairi war erleichtert, denn sie näherten sich Port Askaig, dem letzten Hafen vor Finlaggan, und es bestand die Hoffnung, dass sie ihr Ziel noch rechtzeitig erreichen würden. Da die Männer schweigend und aufmerksam auf die Hornsignale lauschten, war Mairi wieder sich selbst überlassen. Es kam ihr in den Sinn, dass ihre Zukunft ebenso hinter Nebelschleiern verborgen lag wie das Land und das Wasser um sie herum, denn seit einiger Zeit schien das ihr vorbestimmte Schicksal in weite Ferne gerückt.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2008 by
Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Übersetzung: Carola Kasperek Das Schwert des Highlanders von Amanda Scott
1
Nahe der Ostküste von Isla, vierzehn Tage später
Wie unter einer schweren Decke ruhte das Meer im dichten Nebel. In dieser unheimlichen grauen Stille gingen Wasser, Land und Himmel unmerklich ineinander über. Der Nebel konnte lan Burk das Leben kosten.
Mit jeder Minute kam die Schlinge des Henkers näher, doch ohne Wind konnte die schlanke königliche Galeere, die vielleicht Rettung bringen würde, nur mit der Strömung treiben. Ihr großes quadratisches Segel hing nutzlos herunter, und die achtzehn Ruderer hatten die Riemen längst sinken lassen, da sie jegliche Orientierung verloren hatten. Auf ihnen und ihren drei Passagieren lastete das Schweigen ebenso schwer wie der alles dämpfende Nebel. Sie lauschten angestrengt.
Die siebzehnjährige Lady Mairi von den Inseln zog den pelzgefütterten, leuchtend roten Kapuzenumhang noch enger um sich und versuchte, ihre Ungeduld zu zügeln. Selbst ihr Vater, der mächtigste Mann der Inseln, wenn nicht gar von ganz Schottland, konnte nicht veranlassen, dass der Wolkendunst sich auflöste.
Neben ihr murmelte ihre Zofe Meg Raith: »Was für ein scheußlicher Nebel! Wenn man bedenkt, dass wir bei Wind und klarem Himmel von Dunyvaig abgelegt haben. Ich muss immer daran denken, was dort unten in der Tiefe lauern mag. « Bei diesen Worten zitterte ihre Stimme.
»In den Gewässern hier gibt es keine Seeungeheuer«, erwiderte Mairi entschieden.
»Nein, hierher würde sich keines wagen«, stimmte ihr Meg zu, als hätte sie niemals auch nur einen Gedanken an irgendwelche Bestien verschwendet. Doch dann setzte sie ein wenig unsicher hinzu: »Seid Ihr auch sicher, Mistress?«
»Ja, und außerdem geht die Sonne bald auf. Es ist schon ein wenig heller geworden«, antwortete Mairi und schob sich eine feuchte dunkle Locke wieder unter die Kapuze. »Überhaupt«, fuhr sie fort, »ist es doch hierzulande ganz normal, dass der Nebel so plötzlich fällt. Es wäre auch weit weniger unheimlich, wenn wir nicht unversehens im Dunkeln hineingeraten wären.«
»Vielleicht habt Ihr ja recht, Mistress, aber schaurig ist es doch. «
Da musste Mairi ihr zustimmen. Normalerweise liebte sie das Meer und die Fahrt in einer der Hochlandgaleeren, die so rasch durch die Wogen glitten, besonders wenn Wind und Gezeiten günstig waren. Zudem lagen nicht viel mehr als zwanzig Meilen zwischen Dunyvaig, der Burg ihres Vaters an der Südostküste von Isla, und dem Amtssitz am Loch Finlaggan im Norden. Und eine Schiffsreise wurde nie langweilig. Dafür sorgten schon die stets wechselnde Szenerie und die spielenden Otter und Seehunde, die die Reisenden mit ihren Kapriolen unterhielten.
Allerdings war sie noch nie in einer mondlosen Nacht übers Meer gefahren, wenn der Steuermann nach den Sternen navigieren musste. Und gerade jetzt, wo doch für Jan Jede Stunde zählte, wurden sich auch noch durch diese Nebelschleier aufgehalten.
In diesem Augenblick blies der Steuermann zwei Töne auf seinem Widderhorn. Das tat er alle zehn Minuten, zum einen, um andere Schiffe zu warnen, die unvorsichtig genug waren, sich in dieser Suppe hinauszuwagen. Zum anderen wartete er auf ein Signal von Claig Castle, das ihnen Auskunft darüber geben sollte, wie weit sie von der Küste entfernt waren. Die wuchtige Festung auf Heather Isle bewachte die südliche Einfahrt in den Sund von Isla, der für
Mairis Vater, Laird MacDonald, den Lord der Inseln und König der Hebriden, von großer strategischer Bedeutung war.
Sie drehte sich zum Heck der Galeere um, wo ihr Halbbruder mit dem blonden Bart es sich neben dem Steuermann auf einem Stapel Felle bequem gemacht hatte und mit grimmigem Blick in die wallenden Dunstschwaden ringsumher starrte.
Leise fragte sie: »Was glaubt Ihr, wie weit es noch ist, Ranald?«
Seine Miene wurde weicher, als er sie ansah. Ebenso wie ihre beiden anderen älteren Halbbrüder war auch der einundzwanzigjährige Ranald ein großer, breitschultriger, gut aussehender Mann, der eine natürliche Autorität ausstrahlte. Mit leisem Lächeln beruhigte er sie: »Es ist nicht mehr weit, Mädchen. Aber ich kann dir trotzdem nicht versprechen, dass du dir schon in ein, zwei Stunden die Füße am Feuer wärmen kannst. «
»Das Wasser ist so still« , sagte sie. »Ich weiß gar nicht, ob sich der Nebel bewegt oder das Schiff. Haben wir schon Flut?«
»Nein«, antwortete er. »Wir treiben noch immer nach Norden und sind bestimmt bald am Eingang zum Sund angelangt. Wahrscheinlich haben die Leute auf Claig schon unser Horn gehört und warten mit ihrer Antwort nur, bis sie ganz sicher sind. Der Nebel verfälscht alle Geräusche auf dem Wasser ein wenig.«
Sie nickte. Wie jeder, der an der See aufgewachsen und mit ihren wechselnden Launen vertraut war, würde sie es an der stärkeren Strömung merken, wenn sie in den schmalen Sund einfuhren. Sie wusste auch, dass die Besatzung von Claig Castle nicht nur die Aufgabe hatte, auf die Hornsignale der Schiffe zu antworten, sondern auch den Wegzoll von denjenigen Fahrzeugen einzufordern, denen der Lord der Inseln die Benutzung des kürzeren Wegs durch die Meerenge gestattet hatte. Schon allein aus diesem Grund beobachteten die Wächter auf Craig alles genau.
Im trüben Zwielicht des Morgens verging die Zeit so unmerklich, dass ihr eine Minute unendlich lang und zugleich so kurz wie ein Herzschlag erschien.
Unvermittelt kehrten ihre Gedanken wieder zu dem Thema zurück, um das sie seit der vergangenen Nacht unablässig kreisten. Da hatte sie von Ranald, der aus Knapdale zurückgekehrt war, erfahren, in welcher Gefahr Ian Burk schwebte. Zwei Tage war ihr Bruder fort gewesen und hatte währenddessen die Festung ihrer Obhut überlassen, denn der Lord der Inseln vertrat die Auffassung, dass seine Kinder ebenso gut wie seine Untergebenen wissen sollten, wie man eine Burg führt. Was in diesem Fall keine allzu schwere Bürde darstellte, denn der Burgkommandant war einer der zuverlässigsten Leute der MacDonalds. Dunyvaig gehörte zu den wichtigsten Besitztümern des Lords. Von hier aus konnte der Seeweg nach Süden kontrolliert werden, und darüber hinaus bot man Galeeren, Lastschiffen und großen Kriegsschiffen einen sicheren Ankerplatz. Vom hohen Burgfelsen aus reichte der Blick übers Meer bis zur Küste der Halbinsel Kintyre. Der zugehörige wohlbefestigte Hafen lag versteckt unterhalb der Anlage in der Lagavulin Bay.
Ranald hielt sich zurzeit auf Dunyvaig auf, um das Kielholen der claneigenen Schiffe zu überwachen. Bei dieser Prozedur, die zweimal im Jahr stattfand, waren Dutzende von Männern damit beschäftigt, die Fahrzeuge mithilfe von Baumstämmen an den Strand zu befördern, um dann die Bootskörper von Muscheln und anderem Seegetier zu befreien.
Bereits zum zweiten Mal begleitete ihn Mairi nach Dunyvaig. Ihre Aufgabe war es, ihm den Haushalt zu führen, dafür zu sorgen, dass die Speisekammer gefüllt und alles auf der Burg gut in Schuss war. Denn der tüchtige Kommandant war noch unverheiratet, und daher hatte es sich Mairis Mutter,
Lady Margaret, zur Gewohnheit gemacht, mindestens einmal jährlich auf Dunyvaig nach dem Rechten zu sehen. Als diese Pflicht ein Jahr zuvor auf Mairi übergegangen war, hatte sie sie mit Bravour gemeistert, und so war sie guten Mutes, als sie vor einem Monat wieder eingetroffen war.
Sie hatte auch nicht mit der Wimper gezuckt, als Ranald auf MacDonalds Geheiß nach Knapdale reisen musste, um den neuen Häuptling dort zur Zusammenkunft des Inselrates nach Finlaggan einzuladen. Es machte ihr nicht das Geringste aus, mit ihrer Zofe die Nächte auf der Burg zu verbringen, deren Besatzung ausschließlich aus Waffenknechten bestand. Kein Gefolgsmann ihres Vaters würde ihr oder Meg auch nur ein Haar krümmen, und die Männer auf Dunyvaig gehörten zu den engsten Getreuen.
Nach Beendigung der Ratssitzung gedachte die Familie nur noch vierzehn Tage in Finlaggan zu bleiben, da sie Ostern wie gewöhnlich auf Ardtornish verbringen wollte. MacDonalds liebster Aufenthaltsort lag fünfzig Meilen weiter nördlich an der Küste von Morvern am Sund von Mull. Im Hochsommer wollten sie dann alle nach Isla zurückkehren, wo Lady Margaret mit den Kindern ihre Sommerresidenz Kilchoman beziehen würde. Das Schloss, das erst zwei Jahre zuvor an der Westküste von Isla erbaut worden war, war wunderschön, doch reichlich ungemütlich, wenn die Frühjahrsstürme um die Mauern heulten. Dagegen lag Ardtornish wesentlich geschützter.
Ein so großer Haushalt wie der ihre konnte sich nie lange an einem Ort aufhalten. Der Bedarf der vielen Menschen an Essen, Trinken und Garderobe hatte die Möglichkeiten einer Burg bald erschöpft, und darüber hinaus hatte das Gesinde ohnehin schon alle Hände voll mit der Pflege des Anwesens zu tun, auch ohne ständig die Familienmitglieder bedienen zu müssen.
Vor zwei Wochen hatte Lady Margaret Jan Burk mit einer Nachricht nach Dunyvaig gesandt, um Main und Ranald daran zu erinnern, dass Seine Gnaden erwartete, dass sie ihre Arbeit erledigt hätten, wenn der Rat auseinanderging. Im Anschluss sollten sie sich für die Reise in den Norden bereit machen.
Mairi bedauerte es nicht, dass ihre Pflichten auf Dunyvaig ihr nicht erlaubten, am Inselrat teilzunehmen, denn nur wenige Männer brachten zu dieser Gelegenheit ihre Familie mit. Die meisten warteten, bis Seine Gnaden in den Norden aufgebrochen war, bevor sie ihre Frauen und heiratsfähigen Kinder nachkommen ließen. Das lag nicht nur an der zentraleren Lage von Ardtornish, sondern auch am Tinchal, der großen Hirschjagd. Ursprünglich veranstaltet, um Ardtornish mit frischem Wildbret für die Osterfeiertage zu versorgen, hatte sich die Jagd im Laufe der Zeit zu einem wichtigen gesellschaftlichen Ereignis entwickelt, das von allen ungeduldig erwartet wurde.
Als Ranald vergangene Nacht nach Dunyvaig zurückgekehrt war, hatte Mairi sofort an seiner Miene erkannt, dass etwas nicht stimmte. Auf ihre Frage hin antwortete er: »Wir sind einem der Kriegsschiffe Seiner Gnaden begegnet, das auf dem Weg nach Loch Tarbert war. Die Besatzung erzählte uns, dass die meisten Ratsmitglieder bereits in Finlaggan eingetroffen seien. Morgen soll der Gerichtstag beginnen und ... na ja ... « Er wich ihrem Blick aus.
»Und was?«, drängte sie ihn.
»Das willst du wahrscheinlich gar nicht hören, Mädchen«, sagte er und fügte dann unwillig hinzu: »Kann sein, dass Seine Gnaden Ian Burk aufhängen lässt.«
»Wieso Ian? « Ihr wurde vor Schreck übel. »Wie kommt er darauf? Ian ist absolut vertrauenswürdig, Ranald. Seit ich ein Kind war, hat er sich um meine Pferde gekümmert - und um mich auch! Was soll er denn verbrochen haben?«
»Ihm wird ein Mord zur Last gelegt, Mairi. Ich kann mir vorstellen, dass du auf der Stelle nach Finlaggan zurückwillst, aber wir können nichts unternehmen, sofern die An
kläger Beweise beibringen können. Nach unseren BrehonGesetzen ... «
»Ich kenne unsere Gesetze, Ranald. Aber die Ankläger müssen verrückt sein. Wer wurde denn umgebracht?«
»Elma MacCoun«, sagte er. »Sie behaupten, Ian habe sie von einer Klippe gestoßen.«
»Das ist undenkbar! Ich bin fest davon überzeugt, Ranald, dass Ian zu einer solchen Gewalttat gar nicht fähig ist.«
Es gelang ihm nicht, seine Schwester zu beruhigen. »Wir dürfen keine Zeit verlieren«, sagte sie nur.
»Wir können doch nicht von einer Minute auf die andere abreisen, Mädchen«, erwiderte er ruhig.
»Mag sein, doch sobald wir gepackt haben und eine Galeere bereit gemacht ist, müssen wir los.«
»Morgen vor Sonnenaufgang ist noch früh genug. Wie üblich werden vorher bestimmt noch andere Klagen verhandelt, und außerdem hieß es nur, die meisten - aber längst nicht alle - Ratsmitglieder seien schon eingetroffen. «
»Aber das war gestern, nicht wahr?« Als er nickte, fuhr sie fort: »Und um Recht zu sprechen, braucht Seine Gnaden sowieso keinen der Ratsherren, wie du sicher weißt. Wenn wir zu lange warten, wird Ian es mit seinem Leben bezahlen. Das darf einfach nicht sein, Ranald. Also beeil dich!«
Er verdrehte die Augen, da er das ganze Unternehmen für aussichtslos hielt, widersprach ihr jedoch nicht länger. Von allen ihren sechs Brüdern und Halbbrüdern konnte sie Ranald am leichtesten um den Finger wickeln. Doch auch bei den anderen fiel ihr das nicht allzu schwer, denn so stur die Männer auch manchmal sein konnten, gegen Mairis Dickkopf kamen sie nicht an.
Nachdem Ranald einmal eingewilligt hatte, war schnell alles vorbereitet, und jetzt saßen sie hier in diesem Nebel fest, der stetig dichter, kälter und schauriger wurde, bis sogar die tapfere Mairi anfing, Gespenster zu sehen.
Doch endlich ertönte das erhoffte Hornsignal auf den Mauern von Claig Castle.
Die Ruderer beschleunigten ihren Schlag.
»Immer langsam«, warnte Ranald. »Gebt noch einmal das Signal, und hört dann genau hin. «
Der Steuermann gehorchte und blies abermals in sein Horn.
Kaum waren die Töne verklungen, vernahm Mairi den rhythmischen Schlag von Rudern, den Ranalds feinere Ohren bereits ausgemacht hatten.
Eine tiefe Stimme dröhnte durch den Nebel: »Wer will hier passieren?«
» Ranald von Isla, du alter Halunke!,<, blaffte Ranald zurück.
»Lasst die Ruder an Steuerbord einholen, Mylord. Wir kommen jetzt längsseits heran«, erwiderte die Stimme mit einem anerkennenden Lachen.
Schon wurden an Steuerbord die Umrisse einer Galeere sichtbar, und Ranalds Ruderer hoben die Riemen. Der andere gab den Befehl zum Anhalten. Unverzüglich stießen seine Männer die Ruder senkrecht ins Wasser, worauf das Schiff rasch an Fahrt verlor.
»Willkommen, Mylord!«, dröhnte die Stimme Murdos von Knapdale, des Kommandanten der Burg Claig. »Ihr seid auf dem Rückweg nach Finlaggan, Sir? «
»ja«, erwiderte Ranald. »Ihr habt uns schnell gefunden, Murdo. Hättet Ihr das auch geschafft, wenn wir kein Hornsignal gegeben hätten?«
»Aber ja«, antwortete Murdo selbstbewusst. »In meinen Gewässern höre ich die Fische schwimmen, Sir. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass mich meine Ohren doch einmal im Stich lassen, patrouillieren noch weitere sechs Schiffe im Sund. An denen kommt keiner vorbei, der sich einbildet, er könnte sich bei diesem Höllennebel um den Zoll drücken. «
»Du meine Güte, Sir«, mischte sich Mairi mit besorgter Stimme ein. »Werden wir jetzt von allen angehalten und befragt?«
»Nein, Mylady«, sagte Murdo. »Ich gebe ihnen ein Zeichen, Euch ungehindert passieren zu lassen. Es wird jeden Abend ein anderes Signal vereinbart und von einem Schiff zum nächsten weitergegeben. Und nun gehabt Euch wohl.«
Auf Murdos Kommando hin stieß sein Steuermann ins Horn und blies eine hohe Tonfolge. Gleich darauf erschallte abermals der einzelne lang gezogene Ton von Claig, dem aus der Ferne wie ein Echo eine höhere Antwort folgte.
»Wenn Ihr zuseht, dass die hohen Klänge immer von Backbord und die tiefen von Steuerbord kommen, könnt Ihr nicht auf Grund laufen und kommt sicher durch den Sund, Mylord«, sagte Murdo.
»Gut.« Ranald nickte seinen Ruderern zu, die daraufhin die Riemen senkten und sie im Takt, den der Steuermann schlug, mit gleichmäßigen Bewegungen durchs Wasser zogen. Jetzt konnten sie sicher sein, dass sie auf dem rechten Kurs bleiben würden.
Meg spähte noch immer ängstlich voraus, doch Mairi war erleichtert, denn sie näherten sich Port Askaig, dem letzten Hafen vor Finlaggan, und es bestand die Hoffnung, dass sie ihr Ziel noch rechtzeitig erreichen würden. Da die Männer schweigend und aufmerksam auf die Hornsignale lauschten, war Mairi wieder sich selbst überlassen. Es kam ihr in den Sinn, dass ihre Zukunft ebenso hinter Nebelschleiern verborgen lag wie das Land und das Wasser um sie herum, denn seit einiger Zeit schien das ihr vorbestimmte Schicksal in weite Ferne gerückt.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2008 by
Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Übersetzung: Carola Kasperek
»Nein, hierher würde sich keines wagen«, stimmte ihr Meg zu, als hätte sie niemals auch nur einen Gedanken an irgendwelche Bestien verschwendet. Doch dann setzte sie ein wenig unsicher hinzu: »Seid Ihr auch sicher, Mistress?«
»Ja, und außerdem geht die Sonne bald auf. Es ist schon ein wenig heller geworden«, antwortete Mairi und schob sich eine feuchte dunkle Locke wieder unter die Kapuze. »Überhaupt«, fuhr sie fort, »ist es doch hierzulande ganz normal, dass der Nebel so plötzlich fällt. Es wäre auch weit weniger unheimlich, wenn wir nicht unversehens im Dunkeln hineingeraten wären.«
»Vielleicht habt Ihr ja recht, Mistress, aber schaurig ist es doch. «
Da musste Mairi ihr zustimmen. Normalerweise liebte sie das Meer und die Fahrt in einer der Hochlandgaleeren, die so rasch durch die Wogen glitten, besonders wenn Wind und Gezeiten günstig waren. Zudem lagen nicht viel mehr als zwanzig Meilen zwischen Dunyvaig, der Burg ihres Vaters an der Südostküste von Isla, und dem Amtssitz am Loch Finlaggan im Norden. Und eine Schiffsreise wurde nie langweilig. Dafür sorgten schon die stets wechselnde Szenerie und die spielenden Otter und Seehunde, die die Reisenden mit ihren Kapriolen unterhielten.
Allerdings war sie noch nie in einer mondlosen Nacht übers Meer gefahren, wenn der Steuermann nach den Sternen navigieren musste. Und gerade jetzt, wo doch für Jan Jede Stunde zählte, wurden sich auch noch durch diese Nebelschleier aufgehalten.
In diesem Augenblick blies der Steuermann zwei Töne auf seinem Widderhorn. Das tat er alle zehn Minuten, zum einen, um andere Schiffe zu warnen, die unvorsichtig genug waren, sich in dieser Suppe hinauszuwagen. Zum anderen wartete er auf ein Signal von Claig Castle, das ihnen Auskunft darüber geben sollte, wie weit sie von der Küste entfernt waren. Die wuchtige Festung auf Heather Isle bewachte die südliche Einfahrt in den Sund von Isla, der für
Mairis Vater, Laird MacDonald, den Lord der Inseln und König der Hebriden, von großer strategischer Bedeutung war.
Sie drehte sich zum Heck der Galeere um, wo ihr Halbbruder mit dem blonden Bart es sich neben dem Steuermann auf einem Stapel Felle bequem gemacht hatte und mit grimmigem Blick in die wallenden Dunstschwaden ringsumher starrte.
Leise fragte sie: »Was glaubt Ihr, wie weit es noch ist, Ranald?«
Seine Miene wurde weicher, als er sie ansah. Ebenso wie ihre beiden anderen älteren Halbbrüder war auch der einundzwanzigjährige Ranald ein großer, breitschultriger, gut aussehender Mann, der eine natürliche Autorität ausstrahlte. Mit leisem Lächeln beruhigte er sie: »Es ist nicht mehr weit, Mädchen. Aber ich kann dir trotzdem nicht versprechen, dass du dir schon in ein, zwei Stunden die Füße am Feuer wärmen kannst. «
»Das Wasser ist so still« , sagte sie. »Ich weiß gar nicht, ob sich der Nebel bewegt oder das Schiff. Haben wir schon Flut?«
»Nein«, antwortete er. »Wir treiben noch immer nach Norden und sind bestimmt bald am Eingang zum Sund angelangt. Wahrscheinlich haben die Leute auf Claig schon unser Horn gehört und warten mit ihrer Antwort nur, bis sie ganz sicher sind. Der Nebel verfälscht alle Geräusche auf dem Wasser ein wenig.«
Sie nickte. Wie jeder, der an der See aufgewachsen und mit ihren wechselnden Launen vertraut war, würde sie es an der stärkeren Strömung merken, wenn sie in den schmalen Sund einfuhren. Sie wusste auch, dass die Besatzung von Claig Castle nicht nur die Aufgabe hatte, auf die Hornsignale der Schiffe zu antworten, sondern auch den Wegzoll von denjenigen Fahrzeugen einzufordern, denen der Lord der Inseln die Benutzung des kürzeren Wegs durch die Meerenge gestattet hatte. Schon allein aus diesem Grund beobachteten die Wächter auf Craig alles genau.
Im trüben Zwielicht des Morgens verging die Zeit so unmerklich, dass ihr eine Minute unendlich lang und zugleich so kurz wie ein Herzschlag erschien.
Unvermittelt kehrten ihre Gedanken wieder zu dem Thema zurück, um das sie seit der vergangenen Nacht unablässig kreisten. Da hatte sie von Ranald, der aus Knapdale zurückgekehrt war, erfahren, in welcher Gefahr Ian Burk schwebte. Zwei Tage war ihr Bruder fort gewesen und hatte währenddessen die Festung ihrer Obhut überlassen, denn der Lord der Inseln vertrat die Auffassung, dass seine Kinder ebenso gut wie seine Untergebenen wissen sollten, wie man eine Burg führt. Was in diesem Fall keine allzu schwere Bürde darstellte, denn der Burgkommandant war einer der zuverlässigsten Leute der MacDonalds. Dunyvaig gehörte zu den wichtigsten Besitztümern des Lords. Von hier aus konnte der Seeweg nach Süden kontrolliert werden, und darüber hinaus bot man Galeeren, Lastschiffen und großen Kriegsschiffen einen sicheren Ankerplatz. Vom hohen Burgfelsen aus reichte der Blick übers Meer bis zur Küste der Halbinsel Kintyre. Der zugehörige wohlbefestigte Hafen lag versteckt unterhalb der Anlage in der Lagavulin Bay.
Ranald hielt sich zurzeit auf Dunyvaig auf, um das Kielholen der claneigenen Schiffe zu überwachen. Bei dieser Prozedur, die zweimal im Jahr stattfand, waren Dutzende von Männern damit beschäftigt, die Fahrzeuge mithilfe von Baumstämmen an den Strand zu befördern, um dann die Bootskörper von Muscheln und anderem Seegetier zu befreien.
Bereits zum zweiten Mal begleitete ihn Mairi nach Dunyvaig. Ihre Aufgabe war es, ihm den Haushalt zu führen, dafür zu sorgen, dass die Speisekammer gefüllt und alles auf der Burg gut in Schuss war. Denn der tüchtige Kommandant war noch unverheiratet, und daher hatte es sich Mairis Mutter,
Lady Margaret, zur Gewohnheit gemacht, mindestens einmal jährlich auf Dunyvaig nach dem Rechten zu sehen. Als diese Pflicht ein Jahr zuvor auf Mairi übergegangen war, hatte sie sie mit Bravour gemeistert, und so war sie guten Mutes, als sie vor einem Monat wieder eingetroffen war.
Sie hatte auch nicht mit der Wimper gezuckt, als Ranald auf MacDonalds Geheiß nach Knapdale reisen musste, um den neuen Häuptling dort zur Zusammenkunft des Inselrates nach Finlaggan einzuladen. Es machte ihr nicht das Geringste aus, mit ihrer Zofe die Nächte auf der Burg zu verbringen, deren Besatzung ausschließlich aus Waffenknechten bestand. Kein Gefolgsmann ihres Vaters würde ihr oder Meg auch nur ein Haar krümmen, und die Männer auf Dunyvaig gehörten zu den engsten Getreuen.
Nach Beendigung der Ratssitzung gedachte die Familie nur noch vierzehn Tage in Finlaggan zu bleiben, da sie Ostern wie gewöhnlich auf Ardtornish verbringen wollte. MacDonalds liebster Aufenthaltsort lag fünfzig Meilen weiter nördlich an der Küste von Morvern am Sund von Mull. Im Hochsommer wollten sie dann alle nach Isla zurückkehren, wo Lady Margaret mit den Kindern ihre Sommerresidenz Kilchoman beziehen würde. Das Schloss, das erst zwei Jahre zuvor an der Westküste von Isla erbaut worden war, war wunderschön, doch reichlich ungemütlich, wenn die Frühjahrsstürme um die Mauern heulten. Dagegen lag Ardtornish wesentlich geschützter.
Ein so großer Haushalt wie der ihre konnte sich nie lange an einem Ort aufhalten. Der Bedarf der vielen Menschen an Essen, Trinken und Garderobe hatte die Möglichkeiten einer Burg bald erschöpft, und darüber hinaus hatte das Gesinde ohnehin schon alle Hände voll mit der Pflege des Anwesens zu tun, auch ohne ständig die Familienmitglieder bedienen zu müssen.
Vor zwei Wochen hatte Lady Margaret Jan Burk mit einer Nachricht nach Dunyvaig gesandt, um Main und Ranald daran zu erinnern, dass Seine Gnaden erwartete, dass sie ihre Arbeit erledigt hätten, wenn der Rat auseinanderging. Im Anschluss sollten sie sich für die Reise in den Norden bereit machen.
Mairi bedauerte es nicht, dass ihre Pflichten auf Dunyvaig ihr nicht erlaubten, am Inselrat teilzunehmen, denn nur wenige Männer brachten zu dieser Gelegenheit ihre Familie mit. Die meisten warteten, bis Seine Gnaden in den Norden aufgebrochen war, bevor sie ihre Frauen und heiratsfähigen Kinder nachkommen ließen. Das lag nicht nur an der zentraleren Lage von Ardtornish, sondern auch am Tinchal, der großen Hirschjagd. Ursprünglich veranstaltet, um Ardtornish mit frischem Wildbret für die Osterfeiertage zu versorgen, hatte sich die Jagd im Laufe der Zeit zu einem wichtigen gesellschaftlichen Ereignis entwickelt, das von allen ungeduldig erwartet wurde.
Als Ranald vergangene Nacht nach Dunyvaig zurückgekehrt war, hatte Mairi sofort an seiner Miene erkannt, dass etwas nicht stimmte. Auf ihre Frage hin antwortete er: »Wir sind einem der Kriegsschiffe Seiner Gnaden begegnet, das auf dem Weg nach Loch Tarbert war. Die Besatzung erzählte uns, dass die meisten Ratsmitglieder bereits in Finlaggan eingetroffen seien. Morgen soll der Gerichtstag beginnen und ... na ja ... « Er wich ihrem Blick aus.
»Und was?«, drängte sie ihn.
»Das willst du wahrscheinlich gar nicht hören, Mädchen«, sagte er und fügte dann unwillig hinzu: »Kann sein, dass Seine Gnaden Ian Burk aufhängen lässt.«
»Wieso Ian? « Ihr wurde vor Schreck übel. »Wie kommt er darauf? Ian ist absolut vertrauenswürdig, Ranald. Seit ich ein Kind war, hat er sich um meine Pferde gekümmert - und um mich auch! Was soll er denn verbrochen haben?«
»Ihm wird ein Mord zur Last gelegt, Mairi. Ich kann mir vorstellen, dass du auf der Stelle nach Finlaggan zurückwillst, aber wir können nichts unternehmen, sofern die An
kläger Beweise beibringen können. Nach unseren BrehonGesetzen ... «
»Ich kenne unsere Gesetze, Ranald. Aber die Ankläger müssen verrückt sein. Wer wurde denn umgebracht?«
»Elma MacCoun«, sagte er. »Sie behaupten, Ian habe sie von einer Klippe gestoßen.«
»Das ist undenkbar! Ich bin fest davon überzeugt, Ranald, dass Ian zu einer solchen Gewalttat gar nicht fähig ist.«
Es gelang ihm nicht, seine Schwester zu beruhigen. »Wir dürfen keine Zeit verlieren«, sagte sie nur.
»Wir können doch nicht von einer Minute auf die andere abreisen, Mädchen«, erwiderte er ruhig.
»Mag sein, doch sobald wir gepackt haben und eine Galeere bereit gemacht ist, müssen wir los.«
»Morgen vor Sonnenaufgang ist noch früh genug. Wie üblich werden vorher bestimmt noch andere Klagen verhandelt, und außerdem hieß es nur, die meisten - aber längst nicht alle - Ratsmitglieder seien schon eingetroffen. «
»Aber das war gestern, nicht wahr?« Als er nickte, fuhr sie fort: »Und um Recht zu sprechen, braucht Seine Gnaden sowieso keinen der Ratsherren, wie du sicher weißt. Wenn wir zu lange warten, wird Ian es mit seinem Leben bezahlen. Das darf einfach nicht sein, Ranald. Also beeil dich!«
Er verdrehte die Augen, da er das ganze Unternehmen für aussichtslos hielt, widersprach ihr jedoch nicht länger. Von allen ihren sechs Brüdern und Halbbrüdern konnte sie Ranald am leichtesten um den Finger wickeln. Doch auch bei den anderen fiel ihr das nicht allzu schwer, denn so stur die Männer auch manchmal sein konnten, gegen Mairis Dickkopf kamen sie nicht an.
Nachdem Ranald einmal eingewilligt hatte, war schnell alles vorbereitet, und jetzt saßen sie hier in diesem Nebel fest, der stetig dichter, kälter und schauriger wurde, bis sogar die tapfere Mairi anfing, Gespenster zu sehen.
Doch endlich ertönte das erhoffte Hornsignal auf den Mauern von Claig Castle.
Die Ruderer beschleunigten ihren Schlag.
»Immer langsam«, warnte Ranald. »Gebt noch einmal das Signal, und hört dann genau hin. «
Der Steuermann gehorchte und blies abermals in sein Horn.
Kaum waren die Töne verklungen, vernahm Mairi den rhythmischen Schlag von Rudern, den Ranalds feinere Ohren bereits ausgemacht hatten.
Eine tiefe Stimme dröhnte durch den Nebel: »Wer will hier passieren?«
» Ranald von Isla, du alter Halunke!,<, blaffte Ranald zurück.
»Lasst die Ruder an Steuerbord einholen, Mylord. Wir kommen jetzt längsseits heran«, erwiderte die Stimme mit einem anerkennenden Lachen.
Schon wurden an Steuerbord die Umrisse einer Galeere sichtbar, und Ranalds Ruderer hoben die Riemen. Der andere gab den Befehl zum Anhalten. Unverzüglich stießen seine Männer die Ruder senkrecht ins Wasser, worauf das Schiff rasch an Fahrt verlor.
»Willkommen, Mylord!«, dröhnte die Stimme Murdos von Knapdale, des Kommandanten der Burg Claig. »Ihr seid auf dem Rückweg nach Finlaggan, Sir? «
»ja«, erwiderte Ranald. »Ihr habt uns schnell gefunden, Murdo. Hättet Ihr das auch geschafft, wenn wir kein Hornsignal gegeben hätten?«
»Aber ja«, antwortete Murdo selbstbewusst. »In meinen Gewässern höre ich die Fische schwimmen, Sir. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass mich meine Ohren doch einmal im Stich lassen, patrouillieren noch weitere sechs Schiffe im Sund. An denen kommt keiner vorbei, der sich einbildet, er könnte sich bei diesem Höllennebel um den Zoll drücken. «
»Du meine Güte, Sir«, mischte sich Mairi mit besorgter Stimme ein. »Werden wir jetzt von allen angehalten und befragt?«
»Nein, Mylady«, sagte Murdo. »Ich gebe ihnen ein Zeichen, Euch ungehindert passieren zu lassen. Es wird jeden Abend ein anderes Signal vereinbart und von einem Schiff zum nächsten weitergegeben. Und nun gehabt Euch wohl.«
Auf Murdos Kommando hin stieß sein Steuermann ins Horn und blies eine hohe Tonfolge. Gleich darauf erschallte abermals der einzelne lang gezogene Ton von Claig, dem aus der Ferne wie ein Echo eine höhere Antwort folgte.
»Wenn Ihr zuseht, dass die hohen Klänge immer von Backbord und die tiefen von Steuerbord kommen, könnt Ihr nicht auf Grund laufen und kommt sicher durch den Sund, Mylord«, sagte Murdo.
»Gut.« Ranald nickte seinen Ruderern zu, die daraufhin die Riemen senkten und sie im Takt, den der Steuermann schlug, mit gleichmäßigen Bewegungen durchs Wasser zogen. Jetzt konnten sie sicher sein, dass sie auf dem rechten Kurs bleiben würden.
Meg spähte noch immer ängstlich voraus, doch Mairi war erleichtert, denn sie näherten sich Port Askaig, dem letzten Hafen vor Finlaggan, und es bestand die Hoffnung, dass sie ihr Ziel noch rechtzeitig erreichen würden. Da die Männer schweigend und aufmerksam auf die Hornsignale lauschten, war Mairi wieder sich selbst überlassen. Es kam ihr in den Sinn, dass ihre Zukunft ebenso hinter Nebelschleiern verborgen lag wie das Land und das Wasser um sie herum, denn seit einiger Zeit schien das ihr vorbestimmte Schicksal in weite Ferne gerückt.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2008 by
Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Übersetzung: Carola Kasperek Das Schwert des Highlanders von Amanda Scott
1
Nahe der Ostküste von Isla, vierzehn Tage später
Wie unter einer schweren Decke ruhte das Meer im dichten Nebel. In dieser unheimlichen grauen Stille gingen Wasser, Land und Himmel unmerklich ineinander über. Der Nebel konnte lan Burk das Leben kosten.
Mit jeder Minute kam die Schlinge des Henkers näher, doch ohne Wind konnte die schlanke königliche Galeere, die vielleicht Rettung bringen würde, nur mit der Strömung treiben. Ihr großes quadratisches Segel hing nutzlos herunter, und die achtzehn Ruderer hatten die Riemen längst sinken lassen, da sie jegliche Orientierung verloren hatten. Auf ihnen und ihren drei Passagieren lastete das Schweigen ebenso schwer wie der alles dämpfende Nebel. Sie lauschten angestrengt.
Die siebzehnjährige Lady Mairi von den Inseln zog den pelzgefütterten, leuchtend roten Kapuzenumhang noch enger um sich und versuchte, ihre Ungeduld zu zügeln. Selbst ihr Vater, der mächtigste Mann der Inseln, wenn nicht gar von ganz Schottland, konnte nicht veranlassen, dass der Wolkendunst sich auflöste.
Neben ihr murmelte ihre Zofe Meg Raith: »Was für ein scheußlicher Nebel! Wenn man bedenkt, dass wir bei Wind und klarem Himmel von Dunyvaig abgelegt haben. Ich muss immer daran denken, was dort unten in der Tiefe lauern mag. « Bei diesen Worten zitterte ihre Stimme.
»In den Gewässern hier gibt es keine Seeungeheuer«, erwiderte Mairi entschieden.
»Nein, hierher würde sich keines wagen«, stimmte ihr Meg zu, als hätte sie niemals auch nur einen Gedanken an irgendwelche Bestien verschwendet. Doch dann setzte sie ein wenig unsicher hinzu: »Seid Ihr auch sicher, Mistress?«
»Ja, und außerdem geht die Sonne bald auf. Es ist schon ein wenig heller geworden«, antwortete Mairi und schob sich eine feuchte dunkle Locke wieder unter die Kapuze. »Überhaupt«, fuhr sie fort, »ist es doch hierzulande ganz normal, dass der Nebel so plötzlich fällt. Es wäre auch weit weniger unheimlich, wenn wir nicht unversehens im Dunkeln hineingeraten wären.«
»Vielleicht habt Ihr ja recht, Mistress, aber schaurig ist es doch. «
Da musste Mairi ihr zustimmen. Normalerweise liebte sie das Meer und die Fahrt in einer der Hochlandgaleeren, die so rasch durch die Wogen glitten, besonders wenn Wind und Gezeiten günstig waren. Zudem lagen nicht viel mehr als zwanzig Meilen zwischen Dunyvaig, der Burg ihres Vaters an der Südostküste von Isla, und dem Amtssitz am Loch Finlaggan im Norden. Und eine Schiffsreise wurde nie langweilig. Dafür sorgten schon die stets wechselnde Szenerie und die spielenden Otter und Seehunde, die die Reisenden mit ihren Kapriolen unterhielten.
Allerdings war sie noch nie in einer mondlosen Nacht übers Meer gefahren, wenn der Steuermann nach den Sternen navigieren musste. Und gerade jetzt, wo doch für Jan Jede Stunde zählte, wurden sich auch noch durch diese Nebelschleier aufgehalten.
In diesem Augenblick blies der Steuermann zwei Töne auf seinem Widderhorn. Das tat er alle zehn Minuten, zum einen, um andere Schiffe zu warnen, die unvorsichtig genug waren, sich in dieser Suppe hinauszuwagen. Zum anderen wartete er auf ein Signal von Claig Castle, das ihnen Auskunft darüber geben sollte, wie weit sie von der Küste entfernt waren. Die wuchtige Festung auf Heather Isle bewachte die südliche Einfahrt in den Sund von Isla, der für
Mairis Vater, Laird MacDonald, den Lord der Inseln und König der Hebriden, von großer strategischer Bedeutung war.
Sie drehte sich zum Heck der Galeere um, wo ihr Halbbruder mit dem blonden Bart es sich neben dem Steuermann auf einem Stapel Felle bequem gemacht hatte und mit grimmigem Blick in die wallenden Dunstschwaden ringsumher starrte.
Leise fragte sie: »Was glaubt Ihr, wie weit es noch ist, Ranald?«
Seine Miene wurde weicher, als er sie ansah. Ebenso wie ihre beiden anderen älteren Halbbrüder war auch der einundzwanzigjährige Ranald ein großer, breitschultriger, gut aussehender Mann, der eine natürliche Autorität ausstrahlte. Mit leisem Lächeln beruhigte er sie: »Es ist nicht mehr weit, Mädchen. Aber ich kann dir trotzdem nicht versprechen, dass du dir schon in ein, zwei Stunden die Füße am Feuer wärmen kannst. «
»Das Wasser ist so still« , sagte sie. »Ich weiß gar nicht, ob sich der Nebel bewegt oder das Schiff. Haben wir schon Flut?«
»Nein«, antwortete er. »Wir treiben noch immer nach Norden und sind bestimmt bald am Eingang zum Sund angelangt. Wahrscheinlich haben die Leute auf Claig schon unser Horn gehört und warten mit ihrer Antwort nur, bis sie ganz sicher sind. Der Nebel verfälscht alle Geräusche auf dem Wasser ein wenig.«
Sie nickte. Wie jeder, der an der See aufgewachsen und mit ihren wechselnden Launen vertraut war, würde sie es an der stärkeren Strömung merken, wenn sie in den schmalen Sund einfuhren. Sie wusste auch, dass die Besatzung von Claig Castle nicht nur die Aufgabe hatte, auf die Hornsignale der Schiffe zu antworten, sondern auch den Wegzoll von denjenigen Fahrzeugen einzufordern, denen der Lord der Inseln die Benutzung des kürzeren Wegs durch die Meerenge gestattet hatte. Schon allein aus diesem Grund beobachteten die Wächter auf Craig alles genau.
Im trüben Zwielicht des Morgens verging die Zeit so unmerklich, dass ihr eine Minute unendlich lang und zugleich so kurz wie ein Herzschlag erschien.
Unvermittelt kehrten ihre Gedanken wieder zu dem Thema zurück, um das sie seit der vergangenen Nacht unablässig kreisten. Da hatte sie von Ranald, der aus Knapdale zurückgekehrt war, erfahren, in welcher Gefahr Ian Burk schwebte. Zwei Tage war ihr Bruder fort gewesen und hatte währenddessen die Festung ihrer Obhut überlassen, denn der Lord der Inseln vertrat die Auffassung, dass seine Kinder ebenso gut wie seine Untergebenen wissen sollten, wie man eine Burg führt. Was in diesem Fall keine allzu schwere Bürde darstellte, denn der Burgkommandant war einer der zuverlässigsten Leute der MacDonalds. Dunyvaig gehörte zu den wichtigsten Besitztümern des Lords. Von hier aus konnte der Seeweg nach Süden kontrolliert werden, und darüber hinaus bot man Galeeren, Lastschiffen und großen Kriegsschiffen einen sicheren Ankerplatz. Vom hohen Burgfelsen aus reichte der Blick übers Meer bis zur Küste der Halbinsel Kintyre. Der zugehörige wohlbefestigte Hafen lag versteckt unterhalb der Anlage in der Lagavulin Bay.
Ranald hielt sich zurzeit auf Dunyvaig auf, um das Kielholen der claneigenen Schiffe zu überwachen. Bei dieser Prozedur, die zweimal im Jahr stattfand, waren Dutzende von Männern damit beschäftigt, die Fahrzeuge mithilfe von Baumstämmen an den Strand zu befördern, um dann die Bootskörper von Muscheln und anderem Seegetier zu befreien.
Bereits zum zweiten Mal begleitete ihn Mairi nach Dunyvaig. Ihre Aufgabe war es, ihm den Haushalt zu führen, dafür zu sorgen, dass die Speisekammer gefüllt und alles auf der Burg gut in Schuss war. Denn der tüchtige Kommandant war noch unverheiratet, und daher hatte es sich Mairis Mutter,
Lady Margaret, zur Gewohnheit gemacht, mindestens einmal jährlich auf Dunyvaig nach dem Rechten zu sehen. Als diese Pflicht ein Jahr zuvor auf Mairi übergegangen war, hatte sie sie mit Bravour gemeistert, und so war sie guten Mutes, als sie vor einem Monat wieder eingetroffen war.
Sie hatte auch nicht mit der Wimper gezuckt, als Ranald auf MacDonalds Geheiß nach Knapdale reisen musste, um den neuen Häuptling dort zur Zusammenkunft des Inselrates nach Finlaggan einzuladen. Es machte ihr nicht das Geringste aus, mit ihrer Zofe die Nächte auf der Burg zu verbringen, deren Besatzung ausschließlich aus Waffenknechten bestand. Kein Gefolgsmann ihres Vaters würde ihr oder Meg auch nur ein Haar krümmen, und die Männer auf Dunyvaig gehörten zu den engsten Getreuen.
Nach Beendigung der Ratssitzung gedachte die Familie nur noch vierzehn Tage in Finlaggan zu bleiben, da sie Ostern wie gewöhnlich auf Ardtornish verbringen wollte. MacDonalds liebster Aufenthaltsort lag fünfzig Meilen weiter nördlich an der Küste von Morvern am Sund von Mull. Im Hochsommer wollten sie dann alle nach Isla zurückkehren, wo Lady Margaret mit den Kindern ihre Sommerresidenz Kilchoman beziehen würde. Das Schloss, das erst zwei Jahre zuvor an der Westküste von Isla erbaut worden war, war wunderschön, doch reichlich ungemütlich, wenn die Frühjahrsstürme um die Mauern heulten. Dagegen lag Ardtornish wesentlich geschützter.
Ein so großer Haushalt wie der ihre konnte sich nie lange an einem Ort aufhalten. Der Bedarf der vielen Menschen an Essen, Trinken und Garderobe hatte die Möglichkeiten einer Burg bald erschöpft, und darüber hinaus hatte das Gesinde ohnehin schon alle Hände voll mit der Pflege des Anwesens zu tun, auch ohne ständig die Familienmitglieder bedienen zu müssen.
Vor zwei Wochen hatte Lady Margaret Jan Burk mit einer Nachricht nach Dunyvaig gesandt, um Main und Ranald daran zu erinnern, dass Seine Gnaden erwartete, dass sie ihre Arbeit erledigt hätten, wenn der Rat auseinanderging. Im Anschluss sollten sie sich für die Reise in den Norden bereit machen.
Mairi bedauerte es nicht, dass ihre Pflichten auf Dunyvaig ihr nicht erlaubten, am Inselrat teilzunehmen, denn nur wenige Männer brachten zu dieser Gelegenheit ihre Familie mit. Die meisten warteten, bis Seine Gnaden in den Norden aufgebrochen war, bevor sie ihre Frauen und heiratsfähigen Kinder nachkommen ließen. Das lag nicht nur an der zentraleren Lage von Ardtornish, sondern auch am Tinchal, der großen Hirschjagd. Ursprünglich veranstaltet, um Ardtornish mit frischem Wildbret für die Osterfeiertage zu versorgen, hatte sich die Jagd im Laufe der Zeit zu einem wichtigen gesellschaftlichen Ereignis entwickelt, das von allen ungeduldig erwartet wurde.
Als Ranald vergangene Nacht nach Dunyvaig zurückgekehrt war, hatte Mairi sofort an seiner Miene erkannt, dass etwas nicht stimmte. Auf ihre Frage hin antwortete er: »Wir sind einem der Kriegsschiffe Seiner Gnaden begegnet, das auf dem Weg nach Loch Tarbert war. Die Besatzung erzählte uns, dass die meisten Ratsmitglieder bereits in Finlaggan eingetroffen seien. Morgen soll der Gerichtstag beginnen und ... na ja ... « Er wich ihrem Blick aus.
»Und was?«, drängte sie ihn.
»Das willst du wahrscheinlich gar nicht hören, Mädchen«, sagte er und fügte dann unwillig hinzu: »Kann sein, dass Seine Gnaden Ian Burk aufhängen lässt.«
»Wieso Ian? « Ihr wurde vor Schreck übel. »Wie kommt er darauf? Ian ist absolut vertrauenswürdig, Ranald. Seit ich ein Kind war, hat er sich um meine Pferde gekümmert - und um mich auch! Was soll er denn verbrochen haben?«
»Ihm wird ein Mord zur Last gelegt, Mairi. Ich kann mir vorstellen, dass du auf der Stelle nach Finlaggan zurückwillst, aber wir können nichts unternehmen, sofern die An
kläger Beweise beibringen können. Nach unseren BrehonGesetzen ... «
»Ich kenne unsere Gesetze, Ranald. Aber die Ankläger müssen verrückt sein. Wer wurde denn umgebracht?«
»Elma MacCoun«, sagte er. »Sie behaupten, Ian habe sie von einer Klippe gestoßen.«
»Das ist undenkbar! Ich bin fest davon überzeugt, Ranald, dass Ian zu einer solchen Gewalttat gar nicht fähig ist.«
Es gelang ihm nicht, seine Schwester zu beruhigen. »Wir dürfen keine Zeit verlieren«, sagte sie nur.
»Wir können doch nicht von einer Minute auf die andere abreisen, Mädchen«, erwiderte er ruhig.
»Mag sein, doch sobald wir gepackt haben und eine Galeere bereit gemacht ist, müssen wir los.«
»Morgen vor Sonnenaufgang ist noch früh genug. Wie üblich werden vorher bestimmt noch andere Klagen verhandelt, und außerdem hieß es nur, die meisten - aber längst nicht alle - Ratsmitglieder seien schon eingetroffen. «
»Aber das war gestern, nicht wahr?« Als er nickte, fuhr sie fort: »Und um Recht zu sprechen, braucht Seine Gnaden sowieso keinen der Ratsherren, wie du sicher weißt. Wenn wir zu lange warten, wird Ian es mit seinem Leben bezahlen. Das darf einfach nicht sein, Ranald. Also beeil dich!«
Er verdrehte die Augen, da er das ganze Unternehmen für aussichtslos hielt, widersprach ihr jedoch nicht länger. Von allen ihren sechs Brüdern und Halbbrüdern konnte sie Ranald am leichtesten um den Finger wickeln. Doch auch bei den anderen fiel ihr das nicht allzu schwer, denn so stur die Männer auch manchmal sein konnten, gegen Mairis Dickkopf kamen sie nicht an.
Nachdem Ranald einmal eingewilligt hatte, war schnell alles vorbereitet, und jetzt saßen sie hier in diesem Nebel fest, der stetig dichter, kälter und schauriger wurde, bis sogar die tapfere Mairi anfing, Gespenster zu sehen.
Doch endlich ertönte das erhoffte Hornsignal auf den Mauern von Claig Castle.
Die Ruderer beschleunigten ihren Schlag.
»Immer langsam«, warnte Ranald. »Gebt noch einmal das Signal, und hört dann genau hin. «
Der Steuermann gehorchte und blies abermals in sein Horn.
Kaum waren die Töne verklungen, vernahm Mairi den rhythmischen Schlag von Rudern, den Ranalds feinere Ohren bereits ausgemacht hatten.
Eine tiefe Stimme dröhnte durch den Nebel: »Wer will hier passieren?«
» Ranald von Isla, du alter Halunke!,<, blaffte Ranald zurück.
»Lasst die Ruder an Steuerbord einholen, Mylord. Wir kommen jetzt längsseits heran«, erwiderte die Stimme mit einem anerkennenden Lachen.
Schon wurden an Steuerbord die Umrisse einer Galeere sichtbar, und Ranalds Ruderer hoben die Riemen. Der andere gab den Befehl zum Anhalten. Unverzüglich stießen seine Männer die Ruder senkrecht ins Wasser, worauf das Schiff rasch an Fahrt verlor.
»Willkommen, Mylord!«, dröhnte die Stimme Murdos von Knapdale, des Kommandanten der Burg Claig. »Ihr seid auf dem Rückweg nach Finlaggan, Sir? «
»ja«, erwiderte Ranald. »Ihr habt uns schnell gefunden, Murdo. Hättet Ihr das auch geschafft, wenn wir kein Hornsignal gegeben hätten?«
»Aber ja«, antwortete Murdo selbstbewusst. »In meinen Gewässern höre ich die Fische schwimmen, Sir. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass mich meine Ohren doch einmal im Stich lassen, patrouillieren noch weitere sechs Schiffe im Sund. An denen kommt keiner vorbei, der sich einbildet, er könnte sich bei diesem Höllennebel um den Zoll drücken. «
»Du meine Güte, Sir«, mischte sich Mairi mit besorgter Stimme ein. »Werden wir jetzt von allen angehalten und befragt?«
»Nein, Mylady«, sagte Murdo. »Ich gebe ihnen ein Zeichen, Euch ungehindert passieren zu lassen. Es wird jeden Abend ein anderes Signal vereinbart und von einem Schiff zum nächsten weitergegeben. Und nun gehabt Euch wohl.«
Auf Murdos Kommando hin stieß sein Steuermann ins Horn und blies eine hohe Tonfolge. Gleich darauf erschallte abermals der einzelne lang gezogene Ton von Claig, dem aus der Ferne wie ein Echo eine höhere Antwort folgte.
»Wenn Ihr zuseht, dass die hohen Klänge immer von Backbord und die tiefen von Steuerbord kommen, könnt Ihr nicht auf Grund laufen und kommt sicher durch den Sund, Mylord«, sagte Murdo.
»Gut.« Ranald nickte seinen Ruderern zu, die daraufhin die Riemen senkten und sie im Takt, den der Steuermann schlug, mit gleichmäßigen Bewegungen durchs Wasser zogen. Jetzt konnten sie sicher sein, dass sie auf dem rechten Kurs bleiben würden.
Meg spähte noch immer ängstlich voraus, doch Mairi war erleichtert, denn sie näherten sich Port Askaig, dem letzten Hafen vor Finlaggan, und es bestand die Hoffnung, dass sie ihr Ziel noch rechtzeitig erreichen würden. Da die Männer schweigend und aufmerksam auf die Hornsignale lauschten, war Mairi wieder sich selbst überlassen. Es kam ihr in den Sinn, dass ihre Zukunft ebenso hinter Nebelschleiern verborgen lag wie das Land und das Wasser um sie herum, denn seit einiger Zeit schien das ihr vorbestimmte Schicksal in weite Ferne gerückt.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2008 by
Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Übersetzung: Carola Kasperek
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Bibliographische Angaben
- Autor: Amanda Scott
- 2008, 1, 366 Seiten, Maße: 12,3 x 18,6 cm, Kartoniert (TB)
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3898978192
- ISBN-13: 9783898978194
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