Das Sparkochbuch
Günstig und Ausgewogen Ernähren nach dem Regelsatz Hartz IV
- 75 Speisepläne für je 2 Personen
- Gesunde und günstige Ernährung
- Abwechslungsreich und lecker
...
Leider schon ausverkauft
Weltbild Ausgabe
2.99 €
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- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Das Sparkochbuch “
- 75 Speisepläne für je 2 Personen
- Gesunde und günstige Ernährung
- Abwechslungsreich und lecker
Nur 4,40 Euro für einen Erwachsenen pro Tag zum Essen - das ist nicht viel. Kurt Meier und Uwe Glinka haben hier 75 Speisepläne unter diesem Regelsatz zusammengestellt.
Leckere und gesunde Ernährung muss nicht immer teuer sein!
Lese-Probe zu „Das Sparkochbuch “
Das Spar Kochbuch von Uwe Glinka und Kurt MeierVORWORT DER AUTOREN
Ab in den Keller, Licht aus und im Dunkeln warten, dass die Welt oben besser wird. Das ist nicht unsere Art. Wir leben von Hartz IV und können es nicht ändern. Wir sind beide 54 Jahre alt und bekommen keine Arbeit mehr. Das ist die harte Wirklichkeit, in der wir leben und klarkommen müssen. Ob wir wollen oder nicht. Trotzdem ergeben wir uns nicht tatenlos unserem Schicksal. Wir versuchen, die Situation erträglich und einigermaßen lebenswert zu gestalten. Wie heißt es so schön: Aus der Not eine Tugend machen. So ist dann auch die Idee zu unserem Kochbuch entstanden.
ICH, UWE GLINKA, BIN GELERNTER INDUSTRIEKAUFMANN. Nach der Lehre war ich vier Jahre bei der Bundeswehr. Danach wechselte ich in die Autobranche, wurde Verkaufsleiter in verschiedenen Autohäusern in Norddeutschland. Bis 2001 hatte ich den Job, dann wurde ich arbeitslos. Seitdem schreibe ich eine Bewerbung nach der anderen, ohne bisher wieder in Lohn und Brot gekommen zu sein. Machen wir uns nichts vor, es ist mein Alter, weshalb mich niemand mehr einstellt.
MEIN NAME IST KURT MEIER UND MEIN BERUFLICHER WERDEGANG SO ABWECHS LUNGSREICH WIE DIE REZEPTE IN DIESEM BUCH. Gelernt habe ich Heizungsbau und Informationselektroniker. Beide Berufe habe ich auch über viele Jahre ausgeübt: als Vorarbeiter bei einem Elektronikhersteller in Lüneburg, der 1993 seine Produktion ins Ausland verlagerte. Anschließend war ich Geschäftsführer einer Heizungsbaufi rma bis 1998. Es folgte mein eigener Baustoff handel, den ich aber 2003 aufgeben musste. Meine bisher letzte Anstellung hatte ich als Hausmeister, jedoch nur in Teilzeit. Seit 2007 bin ich ohne feste Anstellung.
Das ist unsere Geschichte. Deshalb wissen wir selbst, wie beklemmend eng es ist, mit dem Hartz-IV-Regelsatz über die Runden zu kommen. Und wir sind nicht die Einzigen, die sich am
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Ende des Geldes fragen, warum noch so viel Monat übrig ist. Ohne eisernes Sparen geht es nicht. Aber dass deshalb bei vielen Hartz-IV-Empfängern eine vernünftige Ernährung auf der Strecke, schlimmstenfalls die Küche tagelang kalt bleibt, wurde uns mit Schrecken erst so richtig bei einer Fortbildung der Agentur für Arbeit bewusst. ,,50-plus" waren wir und die anderen Teilnehmer der Maßnahme eines Lüneburger Instituts, die uns wieder auf den ersten Arbeitsmarkt bringen sollte. Der Erfolg lässt bis heute auf sich warten. Allerdings haben wir beide aus der Fortbildung den Anstoß für unser Kochbuch mitgenommen. Denn immer wieder klagten die anderen Kursteilnehmer über das klägliche Monatsbudget und dass sie deshalb bei der Ernährung Abstriche machen, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Günstige, aber weniger gesunde Fertiggerichte kommen auf den Tisch.
,,DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN", SAGTEN WIR UNS UND BESCHLOSSEN, EI NEN WEG AUS DER MISERE ZU FINDEN. Unsere Idee war, Speisepläne zu entwerfen, die auf der einen Seite günstige Nahrungsmittel als Grundlage haben und andererseits eine ausgewogene Ernährung gewährleisten. So weit die Th eorie. Ehrlich gesagt, an der Praxis haperte es zunächst. Wir sind nämlich alles andere als begnadete Köche. Mal etwas in der Pfanne brutzeln konnten wir schon. Aber als Grundlage für einen Speiseplan waren unsere Kenntnisse im Umgang mit Pütt und Pann, wie man bei uns in Norddeutschland sagt, völlig ungenügend.
Also erinnerten wir uns an unsere Kindheit, an das, was unsere Mütter damals aufgetischt hatten. Und wir erkannten Parallelen zu heute. Schließlich hatte die Nachkriegsgeneration auch nicht viel zum Leben - ähnlich wie Hartz-IVEmpfänger heute. Trotzdem gab es keine Fertiggerichte und schon gar kein Fast Food. Die Kost seinerzeit war schmal, aber dennoch lecker und ausgewogen. Oft läuft uns bei der Erinnerung das Wasser im Mund zusammen. Steckrübensuppe ist zum Beispiel so ein Appetitanreger. Da wir beide in kleinen Dörfern auf dem Land im Kreis Lüneburg zu Hause sind, ahnten wir, dass Landfrauenvereine die alten Schätze hüten und bewährte Rezepte von Generation zu Generation weitergeben. Wir starteten den Versuch, schrieben Briefe an Landfrauenvereine deutschlandweit und baten um bewährte Rezepte. Und wir hatten recht, es klappte sogar besser, als wir uns erträumt hatten. Auf die Landfrauen ist eben Verlass. Die Antworten trudelten zuhauf bei uns ein. Mehr als 300 Rezepte erreichten uns per Post. Zum Teil waren sie noch in Sütterlinschrift. Wir übersetzten sie sorgfältig. Doch das war nur der Auftakt. Jetzt begann die harte Arbeit.
Wir wälzten die Rezepte, nahmen uns die Zutaten vor und stellten Listen zusammen. Mit diesen zogen wir los. Unser Ziel: Discounter. Weil nur dort Lebensmittel zu erhalten sind, die nicht den finanziellen Rahmen für kostengünstige Speisepläne sprengen. Also machten wir uns mit den ,,kleinen Preisen" vertraut und verglichen, was es wo für wie viel Geld gibt. Wir notierten fleißig. Das hat im Nachhinein Spuren hinterlassen. Sobald wir einen Supermarkt betreten, beginnt es in unseren Gehirnen zu rattern, ohne dass wir uns dagegen wehren können. Noch heute gehen wir von Regal zu Regal, vergleichen die aktuellen Preise mit denen, die wir wie auf einer Computerfestplatte bei uns im Kopf gespeichert haben - und vergessen dabei fast das Einkaufen.
Tagelang fügten wir Rezepte und Lebensmittelpreise in mühsamer Kleinarbeit zusammen. Am Ende hatten wir genug Stoff , um eine Broschüre mit unserer Sammlung zu erstellen. Das Ergebnis: Der Tagessatz für Essen und Trinken bei ausgewogener Ernährung mit drei Mahlzeiten am Tag - Frühstück, Mittag und Abendbrot - liegt bei unseren Rezepten bei 4,33 Euro für einen Erwachsenen. Eine Ernährungsberaterin zogen wir im Auftrag der stern TV-Redaktion zurate. Sie machte uns einige Verbesserungsvorschläge, die wir in unseren Rezepten berücksichtigten, und segnete das Werk als sehr tauglich und gut ab.
SCHÖN, DASS WIR BEIDE NUN WUSSTEN, WIE ES GEHT, SICH MIT DEM HARTZ IV REGEL SATZ VERNÜNFTIG UND AUSGEWOGEN ZU ERNÄHREN. ABER WIR WOLLTEN, DASS AUCH ANDERE VON UNSEREM WISSEN PROFITIEREN. Wie erreicht man das? Klar, kräftig die Werbetrommel rühren. Wir stellten unsere Rezeptsammlung auch der Redaktion von stern TV vor und landeten einen Volltreff er, nachdem uns Behörden und Ämter die kalte Schulter gezeigt hatten. ,,Kein Interesse", hatten wir zu hören bekommen. Ja, und dann kamen wir ins Fernsehen, zu Günther Jauch, und durften unser Vorhaben einem Millionenpublikum vorstellen. Am Morgen nach der Sendung erschien der erste von inzwischen unzähligen Zeitungsartikeln über uns und unser Projekt in der Lüneburger Rundschau des Hamburger Abendblattes. Der Bann war praktisch über Nacht gebrochen. Was danach losbrach, ist der absolute Wahnsinn und hat alle unsere Vorstellungen um Dimensionen übertroff en. Nie hätten wir erwartet, dass der Bedarf an unseren Rezepten so gigantisch ist.
Den Beweis bekamen wir schon am Morgen nach der Fernsehsendung geliefert. stern TV hatte unsere Rezepte auf der eigenen Internetseite zum Download bereitgestellt. Mittlerweile ist unser Speiseplan mehr als eine Million Mal heruntergeladen worden. Unfassbar.
Gleichzeitig erfasste uns die Welle auch zu Hause. Viele, viele Hundert Briefe haben seither die Postboten täglich bei uns abgeliefert. Gleichzeitig glühen die Drähte zu unserem E-Mail-Postfach, das sich Tag für Tag weiter füllt, schon Tausende Mails sind eingegangen. Alle Absender haben eines gemein: Sie bitten um unsere Broschüre mit den Speiseplänen. Nach und nach wurde uns klar, dass die Briefeschreiber bei Weitem nicht nur Hartz-IV-Empfänger sind. Auch andere Leute mit schmalem Geldbeutel fragen nach, wie etwa Rentner und Studenten - und täglich werden es mehr. Wer weiß, was die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise noch anrichtet. Experten sagen einen rapiden Anstieg der Arbeitslosenzahl voraus. Aber auch diejenigen, die nicht unter einem wirtschaftlichen Engpass leiden, sind interessiert an unserer Broschüre. Vielleicht wecken die Rezepte bei ihnen ebenso wie bei uns Kindheitserinnerungen.
DIE MEDIEN RISSEN SICH UM UNS UND UNSERE IDEE. Weitere Fernsehauftritte und TV-Beiträge lösten sich im munteren Wechsel mit Interviewund Fototerminen für Zeitungen ab. Allerdings nutzte unsere neu gewonnene Prominenz in einem Punkt nichts: Wir fanden anfangs keinen Sponsor, der unsere Broschüre drucken wollte. Und über eigene Mittel verfügten wir nicht. Erst nach einigem Klinkenputzen gelang es uns, einen Discounter zu gewinnen, der uns beim Druck der ersten 5000 Broschüren fi nanziell unterstützte - 2500 für Zwei-Personen-Haushalte und weitere 2500 für Drei-Personen-Haushalte. Außerdem kam uns eine Lüneburger Druckerei, die den Auftrag erhielt, bei den Kosten entgegen.
Die ersten 2000 Broschüren gingen in den Berliner Stadtteil Marzahn. Die dortige Jugendeinrichtung „Springpfuhlhaus" hatte die Exemplare angefordert, die wir in der Hauptstadt persönlich überreichten. Mit den Broschüren sollen die dort betreuten Jugendlichen kochen lernen und die erlernten Kenntnisse an ihre Eltern weitergeben. Entgegen der weit verbreiteten Meinung sind die Jugendlichen sehr wohl am Kochen interessiert. Schon aus dem Grund, weil ihnen der Magen knurrt. Denn zu Hause kochen die Eltern selten oder überhaupt nicht.
EINES WOLLEN WIR ABER KLARSTELLEN: UNS GEHT ES AUF GAR KEINEN FALL DA RUM, ZU BEWEISEN, DASS MENSCHEN MIT HARTZ IV GUT LEBEN KÖNNEN. Schließlich gehen immerhin 40 Prozent für Essen und Trinken weg. Noch immer sind wir empört über die Aussage zweier Wissenschaftler aus Chemnitz im September 2008, dass 132 bis 278 Euro zur Existenzsicherung reichten. Das stimmt nicht.
Schnell sprach sich der Erfolg unserer Broschüre herum. Selbst in den USA weckte sie Interesse. Es war zwar nicht direkt die Filmfabrik aus Hollywood, die anklopfte, aber immerhin die TV-Station des Deutschen Christian Peschken. Er ist Pionier des deutschen Privatfernsehens und lebt seit 1989 in Los Angeles. Der Kameramann, Regisseur und Medienmanager produziert in Hollywood Filme - etwa ,,Herzfl immern" für das ZDF mit Maria Furtwängler. Peschken bemühte sich um uns. Wir sollten eine wöchentliche Kochshow moderieren. Seine Anfrage kam per E-Mail aus Kalifornien, rund 30 Kilometer von Hollywood entfernt. Er schrieb: ,,Ich werde in den nächsten Monaten zusammen mit einem Geschäftsfreund einen Fernsehsender starten, der unter anderem in das DishNetwork (90 Millionen Haushalte) und ins Kabel eingespeist wird." Als deutsches Fernsehen für die ganze Familie bezeichnet er das zweisprachige Projekt. Der Produzent sagte uns: ,,Ich denke, dass die Th ematik auch für Amerikaner beziehungsweise deutschstämmige Amerikaner sehr interessant sein dürfte, besonders angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen."
Bevor wir aber das Abenteuer USA angehen, reifte in uns ein ganz anderer Plan. Wir wollten ein Kochbuch mit unseren Rezepten für den deutschsprachigen Raum herausbringen, das auf unserer Broschüre basiert. Nach vielen Verhandlungen ist es tatsächlich so weit gekommen. Unser Traum, mit unserem Kochbuch vielen Menschen eine Lebenshilfe zu bieten, ist wahr geworden.
DER VORTEIL UNSERES BESONDEREN KOCHBUCHS IST, DASS VON VORNHEREIN
FESTSTEHT, WIE TEUER EIN GERICHT IST. Allerdings weisen wir auf zwei goldene Regeln hin. Erstens: Einkaufen nur im Discounter - und Preise vergleichen. Zweitens: Selbst an den Herd stellen und kochen. Wer sich daran hält, zaubert Leckeres zu einem günstigen Preis. Dafür verbürgen wir uns. Wir haben es selbst ausprobiert. Und das nicht nur einmal. Unsere Freunde mussten als Testpersonen für unsere neu erworbenen Kochkünste herhalten. Sie mussten probieren, ob die Gerichte schmecken. Auch wir waren Vorkoster und haben das gegessen, was wir selbst auf den Tisch gebracht haben. Die gute Nachricht: Alle haben überlebt, und es hat ihnen und uns geschmeckt.
Unser Dank gilt dem gesamten Redaktionsteam von stern TV, insbesondere der Redakteurin Heidrun Stangenberg und dem Moderator der Sendung, Günther Jauch, die in der Sendung unser Projekt als Erste thematisiert haben und damit das große Interesse innerhalb der Bevölkerung erst ausgelöst haben. Wir selbst waren schon davon überzeugt, dass unser Ratgeber eine echte Lebenshilfe darstellen kann. Den Durchbruch hat dann aber eindeutig der Beitrag im Fernsehen gebracht. Nach der Ausstrahlung kam die Lawine ins Rollen, und das Interesse wird nach wie vor täglich größer. Ohne stern TV würde es dieses Kochbuch heute wahrscheinlich noch nicht geben. Dafür nochmals vielen Dank! Des Weiteren möchten wir Stefan Bohlmann für seine Unterstützung danken und ebenso dem ganzen Team der EGMONT Verlagsgesellschaften, das von Anfang an großes Vertrauen in uns und unser Projekt gesetzt hat.
Zum Schluss wollen wir noch erwähnen, dass dem Kochbuch noch andere Projekte von uns folgen werden. Wir arbeiten bereits an verschiedenen Nachfolge-Projekten. Die Leser dürfen schon jetzt gespannt sein.
Uwe Glinka und Kurt Meier
Frühjahr 2009
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Copyright der Originalausgabe © 2009 vgs
verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH,
Gertrudenstraße 30-36, 50667 Köln
ISBN: 978-3-8289-1450-6
,,DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN", SAGTEN WIR UNS UND BESCHLOSSEN, EI NEN WEG AUS DER MISERE ZU FINDEN. Unsere Idee war, Speisepläne zu entwerfen, die auf der einen Seite günstige Nahrungsmittel als Grundlage haben und andererseits eine ausgewogene Ernährung gewährleisten. So weit die Th eorie. Ehrlich gesagt, an der Praxis haperte es zunächst. Wir sind nämlich alles andere als begnadete Köche. Mal etwas in der Pfanne brutzeln konnten wir schon. Aber als Grundlage für einen Speiseplan waren unsere Kenntnisse im Umgang mit Pütt und Pann, wie man bei uns in Norddeutschland sagt, völlig ungenügend.
Also erinnerten wir uns an unsere Kindheit, an das, was unsere Mütter damals aufgetischt hatten. Und wir erkannten Parallelen zu heute. Schließlich hatte die Nachkriegsgeneration auch nicht viel zum Leben - ähnlich wie Hartz-IVEmpfänger heute. Trotzdem gab es keine Fertiggerichte und schon gar kein Fast Food. Die Kost seinerzeit war schmal, aber dennoch lecker und ausgewogen. Oft läuft uns bei der Erinnerung das Wasser im Mund zusammen. Steckrübensuppe ist zum Beispiel so ein Appetitanreger. Da wir beide in kleinen Dörfern auf dem Land im Kreis Lüneburg zu Hause sind, ahnten wir, dass Landfrauenvereine die alten Schätze hüten und bewährte Rezepte von Generation zu Generation weitergeben. Wir starteten den Versuch, schrieben Briefe an Landfrauenvereine deutschlandweit und baten um bewährte Rezepte. Und wir hatten recht, es klappte sogar besser, als wir uns erträumt hatten. Auf die Landfrauen ist eben Verlass. Die Antworten trudelten zuhauf bei uns ein. Mehr als 300 Rezepte erreichten uns per Post. Zum Teil waren sie noch in Sütterlinschrift. Wir übersetzten sie sorgfältig. Doch das war nur der Auftakt. Jetzt begann die harte Arbeit.
Wir wälzten die Rezepte, nahmen uns die Zutaten vor und stellten Listen zusammen. Mit diesen zogen wir los. Unser Ziel: Discounter. Weil nur dort Lebensmittel zu erhalten sind, die nicht den finanziellen Rahmen für kostengünstige Speisepläne sprengen. Also machten wir uns mit den ,,kleinen Preisen" vertraut und verglichen, was es wo für wie viel Geld gibt. Wir notierten fleißig. Das hat im Nachhinein Spuren hinterlassen. Sobald wir einen Supermarkt betreten, beginnt es in unseren Gehirnen zu rattern, ohne dass wir uns dagegen wehren können. Noch heute gehen wir von Regal zu Regal, vergleichen die aktuellen Preise mit denen, die wir wie auf einer Computerfestplatte bei uns im Kopf gespeichert haben - und vergessen dabei fast das Einkaufen.
Tagelang fügten wir Rezepte und Lebensmittelpreise in mühsamer Kleinarbeit zusammen. Am Ende hatten wir genug Stoff , um eine Broschüre mit unserer Sammlung zu erstellen. Das Ergebnis: Der Tagessatz für Essen und Trinken bei ausgewogener Ernährung mit drei Mahlzeiten am Tag - Frühstück, Mittag und Abendbrot - liegt bei unseren Rezepten bei 4,33 Euro für einen Erwachsenen. Eine Ernährungsberaterin zogen wir im Auftrag der stern TV-Redaktion zurate. Sie machte uns einige Verbesserungsvorschläge, die wir in unseren Rezepten berücksichtigten, und segnete das Werk als sehr tauglich und gut ab.
SCHÖN, DASS WIR BEIDE NUN WUSSTEN, WIE ES GEHT, SICH MIT DEM HARTZ IV REGEL SATZ VERNÜNFTIG UND AUSGEWOGEN ZU ERNÄHREN. ABER WIR WOLLTEN, DASS AUCH ANDERE VON UNSEREM WISSEN PROFITIEREN. Wie erreicht man das? Klar, kräftig die Werbetrommel rühren. Wir stellten unsere Rezeptsammlung auch der Redaktion von stern TV vor und landeten einen Volltreff er, nachdem uns Behörden und Ämter die kalte Schulter gezeigt hatten. ,,Kein Interesse", hatten wir zu hören bekommen. Ja, und dann kamen wir ins Fernsehen, zu Günther Jauch, und durften unser Vorhaben einem Millionenpublikum vorstellen. Am Morgen nach der Sendung erschien der erste von inzwischen unzähligen Zeitungsartikeln über uns und unser Projekt in der Lüneburger Rundschau des Hamburger Abendblattes. Der Bann war praktisch über Nacht gebrochen. Was danach losbrach, ist der absolute Wahnsinn und hat alle unsere Vorstellungen um Dimensionen übertroff en. Nie hätten wir erwartet, dass der Bedarf an unseren Rezepten so gigantisch ist.
Den Beweis bekamen wir schon am Morgen nach der Fernsehsendung geliefert. stern TV hatte unsere Rezepte auf der eigenen Internetseite zum Download bereitgestellt. Mittlerweile ist unser Speiseplan mehr als eine Million Mal heruntergeladen worden. Unfassbar.
Gleichzeitig erfasste uns die Welle auch zu Hause. Viele, viele Hundert Briefe haben seither die Postboten täglich bei uns abgeliefert. Gleichzeitig glühen die Drähte zu unserem E-Mail-Postfach, das sich Tag für Tag weiter füllt, schon Tausende Mails sind eingegangen. Alle Absender haben eines gemein: Sie bitten um unsere Broschüre mit den Speiseplänen. Nach und nach wurde uns klar, dass die Briefeschreiber bei Weitem nicht nur Hartz-IV-Empfänger sind. Auch andere Leute mit schmalem Geldbeutel fragen nach, wie etwa Rentner und Studenten - und täglich werden es mehr. Wer weiß, was die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise noch anrichtet. Experten sagen einen rapiden Anstieg der Arbeitslosenzahl voraus. Aber auch diejenigen, die nicht unter einem wirtschaftlichen Engpass leiden, sind interessiert an unserer Broschüre. Vielleicht wecken die Rezepte bei ihnen ebenso wie bei uns Kindheitserinnerungen.
DIE MEDIEN RISSEN SICH UM UNS UND UNSERE IDEE. Weitere Fernsehauftritte und TV-Beiträge lösten sich im munteren Wechsel mit Interviewund Fototerminen für Zeitungen ab. Allerdings nutzte unsere neu gewonnene Prominenz in einem Punkt nichts: Wir fanden anfangs keinen Sponsor, der unsere Broschüre drucken wollte. Und über eigene Mittel verfügten wir nicht. Erst nach einigem Klinkenputzen gelang es uns, einen Discounter zu gewinnen, der uns beim Druck der ersten 5000 Broschüren fi nanziell unterstützte - 2500 für Zwei-Personen-Haushalte und weitere 2500 für Drei-Personen-Haushalte. Außerdem kam uns eine Lüneburger Druckerei, die den Auftrag erhielt, bei den Kosten entgegen.
Die ersten 2000 Broschüren gingen in den Berliner Stadtteil Marzahn. Die dortige Jugendeinrichtung „Springpfuhlhaus" hatte die Exemplare angefordert, die wir in der Hauptstadt persönlich überreichten. Mit den Broschüren sollen die dort betreuten Jugendlichen kochen lernen und die erlernten Kenntnisse an ihre Eltern weitergeben. Entgegen der weit verbreiteten Meinung sind die Jugendlichen sehr wohl am Kochen interessiert. Schon aus dem Grund, weil ihnen der Magen knurrt. Denn zu Hause kochen die Eltern selten oder überhaupt nicht.
EINES WOLLEN WIR ABER KLARSTELLEN: UNS GEHT ES AUF GAR KEINEN FALL DA RUM, ZU BEWEISEN, DASS MENSCHEN MIT HARTZ IV GUT LEBEN KÖNNEN. Schließlich gehen immerhin 40 Prozent für Essen und Trinken weg. Noch immer sind wir empört über die Aussage zweier Wissenschaftler aus Chemnitz im September 2008, dass 132 bis 278 Euro zur Existenzsicherung reichten. Das stimmt nicht.
Schnell sprach sich der Erfolg unserer Broschüre herum. Selbst in den USA weckte sie Interesse. Es war zwar nicht direkt die Filmfabrik aus Hollywood, die anklopfte, aber immerhin die TV-Station des Deutschen Christian Peschken. Er ist Pionier des deutschen Privatfernsehens und lebt seit 1989 in Los Angeles. Der Kameramann, Regisseur und Medienmanager produziert in Hollywood Filme - etwa ,,Herzfl immern" für das ZDF mit Maria Furtwängler. Peschken bemühte sich um uns. Wir sollten eine wöchentliche Kochshow moderieren. Seine Anfrage kam per E-Mail aus Kalifornien, rund 30 Kilometer von Hollywood entfernt. Er schrieb: ,,Ich werde in den nächsten Monaten zusammen mit einem Geschäftsfreund einen Fernsehsender starten, der unter anderem in das DishNetwork (90 Millionen Haushalte) und ins Kabel eingespeist wird." Als deutsches Fernsehen für die ganze Familie bezeichnet er das zweisprachige Projekt. Der Produzent sagte uns: ,,Ich denke, dass die Th ematik auch für Amerikaner beziehungsweise deutschstämmige Amerikaner sehr interessant sein dürfte, besonders angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen."
Bevor wir aber das Abenteuer USA angehen, reifte in uns ein ganz anderer Plan. Wir wollten ein Kochbuch mit unseren Rezepten für den deutschsprachigen Raum herausbringen, das auf unserer Broschüre basiert. Nach vielen Verhandlungen ist es tatsächlich so weit gekommen. Unser Traum, mit unserem Kochbuch vielen Menschen eine Lebenshilfe zu bieten, ist wahr geworden.
DER VORTEIL UNSERES BESONDEREN KOCHBUCHS IST, DASS VON VORNHEREIN
FESTSTEHT, WIE TEUER EIN GERICHT IST. Allerdings weisen wir auf zwei goldene Regeln hin. Erstens: Einkaufen nur im Discounter - und Preise vergleichen. Zweitens: Selbst an den Herd stellen und kochen. Wer sich daran hält, zaubert Leckeres zu einem günstigen Preis. Dafür verbürgen wir uns. Wir haben es selbst ausprobiert. Und das nicht nur einmal. Unsere Freunde mussten als Testpersonen für unsere neu erworbenen Kochkünste herhalten. Sie mussten probieren, ob die Gerichte schmecken. Auch wir waren Vorkoster und haben das gegessen, was wir selbst auf den Tisch gebracht haben. Die gute Nachricht: Alle haben überlebt, und es hat ihnen und uns geschmeckt.
Unser Dank gilt dem gesamten Redaktionsteam von stern TV, insbesondere der Redakteurin Heidrun Stangenberg und dem Moderator der Sendung, Günther Jauch, die in der Sendung unser Projekt als Erste thematisiert haben und damit das große Interesse innerhalb der Bevölkerung erst ausgelöst haben. Wir selbst waren schon davon überzeugt, dass unser Ratgeber eine echte Lebenshilfe darstellen kann. Den Durchbruch hat dann aber eindeutig der Beitrag im Fernsehen gebracht. Nach der Ausstrahlung kam die Lawine ins Rollen, und das Interesse wird nach wie vor täglich größer. Ohne stern TV würde es dieses Kochbuch heute wahrscheinlich noch nicht geben. Dafür nochmals vielen Dank! Des Weiteren möchten wir Stefan Bohlmann für seine Unterstützung danken und ebenso dem ganzen Team der EGMONT Verlagsgesellschaften, das von Anfang an großes Vertrauen in uns und unser Projekt gesetzt hat.
Zum Schluss wollen wir noch erwähnen, dass dem Kochbuch noch andere Projekte von uns folgen werden. Wir arbeiten bereits an verschiedenen Nachfolge-Projekten. Die Leser dürfen schon jetzt gespannt sein.
Uwe Glinka und Kurt Meier
Frühjahr 2009
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Copyright der Originalausgabe © 2009 vgs
verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH,
Gertrudenstraße 30-36, 50667 Köln
ISBN: 978-3-8289-1450-6
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Bibliographische Angaben
- Autoren: Kurt Meier , Uwe Glinka
- 96 Seiten, Maße: 13,5 x 19,5 cm, Hochwertige Broschur
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828914500
- ISBN-13: 9783828914506
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