Das vertauschte Gesicht / Erik Winter Bd.3
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Kommissar Eric Winter stehen kurz vor dem Jahrtausendwechsel wichtige persönliche Veränderungen ins Haus. Zum Glück scheint es in der Göteborger Mordkommission ruhig zu bleiben. Bis zu dem Tag, an dem zwei Eheleute tot aufgefunden werden. Das Paar hält sich bei den Händen, die Gesichter einander zugewandt. Doch mit ihren Köpfen scheint etwas nicht zu stimmen. Subtil, suggestiv und stilsicher geschrieben. Erneut beweist Åke Edwardson, dass seine Romane das Zeug haben, Krimi-Klassiker zu werden.
Das vertauschte Gesicht von Ake Edwardson
LESEPROBE
LaredaVeitz studierte die Fotos und hörte Winter zu. Sie hatte Teile der Berichtegelesen. Es war das zweite Mal, dass sie sich in den vergangenen zwei Wochentrafen. Sie saßen in Winters Zimmer. Die Gerichtspsychologin hatte betont,dass sie kein genaues Profil vorlegen konnte, aber bereit war, mit dem Fahndungsleiterüber den Täter zu diskutieren. Es war nicht das erste Mal, dass Winter dieHilfe der Gerichtspsychologie in Anspruch nahm.
»Natürlichist das eine Botschaft«, sagte sie und sah wieder auf. »Alles sind Botschaften,nur auf verschiedene Weise. « »Man sollte es also ernst nehmen?«
»Inhöchstem Grad. Was hast du denn gedacht?«
»Ich weißes wirklich nicht. Dies hier könnte ja auch eine Art Ablenkung sein. «
»Das glaubich nicht.«
»Bist du sicher?«
»Natürlichnicht. Das hast du mich früher schon mal gefragt, und ich muss dir diesmalgenauso antworten.« »Okay. Man hat eben nur so viele Fragen.«
Sie schauteauf eins der Bilder zwischen ihnen auf dem Schreibtisch, hielt es dann hoch undstrich mit dem Finger über die Hälse der beiden toten Menschen auf dem Sofa.
»Eine derAntworten könnte das hier sein«, sagte sie. »Die Antwort steckt im Tausch derKöpfe. Oder der Körper. Es könnte auch als Tausch von Körpern ausgelegtwerden.«
Winternickte. Lareda Veitz' Ton war neutral, konzentriert. Nur so war es möglich, demUnaussprechlichen auf den Grund zu gehen. Winter hatte gebeten, keineTelefongespräche zu ihm durchzustellen, das Handy war auf Ringmar in das Zimmerzehn Meter entfernt umgeleitet.
LaredaVeitz legte das Foto auf den Tisch.
»Lass michoffen reden«, sagte sie. »Wir diskutieren darüber, okay? Aus verschiedenenBlickwinkeln. Dann können wir es zergliedern. « Sie nickte zu demAufnahmegerät, das neben dem Stapel Bücher und Bilder stand. »Und dann kannstdu das Aufgenommene redigieren. «
»Klar.«
Winterkontrollierte, ob das Band lief.
»Er ... wirsagen er ... er könnte das Geschlecht gewechselt haben ... und die Identitätseiner Opfer. Eine der Antworten, von denen wir hier sprechen ... liegt indieser Tat. In dem Tausch. «
»Warum?«
»Ich binnicht sicher, ob er es selber weiß, Erik. Wir müssen nach unbewussten Motivensuchen, warum er die Tat auf diese Weise ausgeführt hat.«
»Etwasanderes hat ihn gelenkt?«
»Etwasanderes in ihm selbst. Jemand anders als er selber.«
Winternickte wieder, nahm eins der Fotos in die Hand und sah es an. Er hatte dieAufnahmen so häufig studiert, dass sie einen geradezu erschreckend alltäglichenCharakter bekommen hatten. Wie man mit den Bildern zu Hause an der Wand lebtoder den gerahmten auf dem Nachttisch. Aneta Djanali hatte von der neuenGewaltwerbung im Studio der Haarkünstler erzählt, wo Louise Valker gearbeitethatte. Mord als Verkaufsargument. Das fiel ihm jetzt ein. Er sah Louise ValkersGesicht, das alle menschlichen Züge verloren hatte. Ihm wurde klar, dass er dasPlakat selbst nicht gesehen hatte. Wie hatte es ausgesehen?
Wie genauhatte er die Verhöre von allen, die in dem Salon arbeiteten, gelesen?
»Einen Augenblick«, sagte er und griff nach seinem schwarzenNotizbuch. Er schrieb etwas und sah dann zu Lareda auf, die über etwasnachdachte. »Okay, Lareda.«
»Ichspekuliere mal ein bisschen«, sagte sie. »Er hat ein Brandzeichen hinterlassen... oder mehrere, die können in Beziehung zueinander stehen. Irgendwie stehenSchrift, Musik und... die Tat ... in Beziehung.« Sie sah Winter an. »Es sind keineverzweifelten Botschaften.« Sie warf einen Blick auf das Aufnahmegerät. »Undsie sagen aus, dass er gestoppt werden will.«
»Ja.«
»Bist duauch schon darauf gekommen?«
»Ja. Erwill, dass wir ihn von dem Elend befreien.«
»Die Tatselbst ist eine Angstreduktion. Wenn die Angst groß genug wird, wird das ... Normaledeformiert. Schließlich ist er gezwungen zu handeln, und er findet Ruhe. Einevorübergehende Ruhe, denn die Angst setzt erneut ein, und alles beginnt vonvorn.«
»Beginntvon vorn? Wird es also wieder passieren?« Winter sah zum Aufnahmegerät undsprach in seine Richtung. »Wenn wir ihn also nicht stoppen?« Er sah diePsychologin an. »Wenn wir ihm nicht helfen?«
»Ichglaube, wir haben es mit einer Person zu tun, die seit langem dabei war,psychotisch zu werden, das Ich wurde immer stärker fragmentisiert.Erscheinungen, Träume ... schließlich muss er sie ausleben. «
»Er lebtseine Erscheinungen aus? Meinst du das?«
»Er kannfrüher ein Erlebnis gehabt haben, das all diesem zu Grunde liegt. Oder einwichtiger Teil davon ist. Vielleicht schon vor langer Zeit. Vielleicht geradeerst kürzlich. Aber es ist zu schrecklich gewesen, als dass er es vergessenkann. Und gleichzeitig kann er sich nicht daran erinnern. Verstehst du, wasich meine?«
»Ichglaube.«
»Und dannkommt alles über ihn. « Sie sah auf die Fotos, die im Sonnenschein, der durchsFenster fiel, glänzten, in zwei Teile geteilt wurden von Sonne und Schatten.»Und am Ende inszeniert er sein Drama. Es entsteht ein Zwang, der ihn dazutreibt, sein Drama zu verwirklichen. Verstehst du? Eine innere Vorstellungwird im Äußeren gestaltet.«
»Was kanndenn passiert sein?« Winter stand plötzlich auf und ging zum Fenster, um dieJalousien zu verstellen. Ihm hatte die Sonne in die Augen geschienenund ihn geblendet. Das Gespräch quälte ihn. Laredas nüchterne Stimmeverstärkte das Gefühl, dass sie jetzt in einem Abgrund versanken. So war es. Abgründedes Menschen, Erinnerungen und Erlebnisse von Einsamkeit, Ausgeschlossenseinund Kontaktlosigkeit.
Er drehte sich am Fenster um. Laredas Brillengläser wirkten schwarzim Schatten des Raumes. »Was mögen das für Erlebnisse gewesen sein? Kannst dudas erraten?«
Sie ließ sich Zeit mit der Antwort, nahm die Brille ab und blinzeltein Winters Richtung, der am Fenster stehen geblieben war.
»Bei irgendeiner Gelegenheit ist er entsetzlich gekränkt worden.Vielleicht wiederholte Male, vielleicht nicht.«
»Gekränkt? Entsetzlich gekränkt? Wie denn?«
»Ich glaube, das hat etwas mit der Frau zu tun. Mit Frauen.«Sie hielt wieder eins der Fotos hoch, Winter stellte sich neben sie.
»Die verschiedenen Verletzungen an ihren Körpern können keinZufall sein. Beide sind gefoltert worden, aber auf unterschiediche Weise.«
»Dessen sind wir uns bewusst.«
»Ich habe dieArztberichte gelesen und daraufhin die Bilder studiert. Der Mann hier ist ... >nur<getötet worden, aber mit der Frau war das anders. Sie ist mehr als ... getötetworden. Sie ist mehr als ... tot.« Lareda Veitz strich mit dem Finger über dennackten Frauenkörper. »Hier ... und hier. Hier. Hier. Hier. Alle Verletzungenwaren nicht direkt tödlich.« Sie sah Winter an. »Bei dem Mann war das anders.«
»Ich weiß. Aber ich weiß nicht, weshalb.«
© Ullstein Verlag
Übersetzung: Angelika Kutsch
Autoren-Porträt von Åke Edwardson
Åke Edwardson, Jahrgang 1953, lebt mit seiner Frau und zweiTöchtern in Göteborg. Bevor er sich dem Schreiben von Romanen widmete,arbeitete er als erfolgreicher Journalist u.a. imAuftrag der UNO im Nahen Osten, schrieb Sachbücher und hat an der Universitätvon Göteborg Creative Writingunterrichtet.
- Autor: Åke Edwardson
- 2002, 10. Aufl., Maße: 12,4 x 18,6 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung:Kutsch, Angelika
- Übersetzer: Angelika Kutsch
- Verlag: List TB.
- ISBN-10: 3548602215
- ISBN-13: 9783548602219
- Erscheinungsdatum: 01.08.2002
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