Das Wolkenzimmer
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Das Wolkenzimmer “
Klappentext zu „Das Wolkenzimmer “
Ein bewegender Jugendroman zum Thema Judenverfolgung, Überleben im Versteck - und über den unschätzbaren Wert des LebensBrennenden Liebeskummer im Herzen stürzt Veronika einen Turm hinauf, um in den Tod zu springen. Doch stattdessen findet sie auf dem Turm das Leben - und einen Menschen und seine Geschichte. Im "Wolkenzimmer" stört Veronika den alten Türmer und sein Geheimnis auf. Stück für Stück erfährt sie von dem jüdischen Jungen in der NS-Zeit, der er einmal war, und von seinem verzweifelten Versuch, im Versteck zu überleben ...
- Mit dem LUCHS der ZEIT und Radio Bremen ausgezeichnet
- Auf der Liste der Besten Sieben von FOCUS und Deutschlandradio
"Das könnte in der Konstruktion lehrhaft wirken und liest sich so leicht und selbstverständlich. Irma Krauß, Autorin ausgezeichneter Jugendromane, wechselt die Perspektiven, als steige sie leichtfüßig den Turm auf und ab: von jetzt zu früher, von Junge zu Erwachsenem, vom Leben in der Zeit des Terrors zum Leben in Freiheit. Sie muss nicht urteilen, man muss etwas sehen, um es zu verstehen." -- Die Zeit
"Behutsam nähert sich Krauß ihren spröden Figuren, erzählt abwechselnd deren Geschichten von Nähe und Distanz, so packend, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legt." -- Börsenblatt
"Das ist das Buch, das ich herbeigesehnt habe, als ich in Klassen mit jungen Menschen stand und nach Worten suchte, um ihnen das Unglaubliche, das Grausame, das Unerklärliche des Naziregimes nahe zu bringen." -- Dr. Barbara Staudigl (Kath. Universität Eichstätt) über "Das Wolkenzimmer"
"Behutsam nähert sich Krauß ihren spröden Figuren, erzählt abwechselnd deren Geschichten von Nähe und Distanz, so packend, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legt." -- Börsenblatt
"Das ist das Buch, das ich herbeigesehnt habe, als ich in Klassen mit jungen Menschen stand und nach Worten suchte, um ihnen das Unglaubliche, das Grausame, das Unerklärliche des Naziregimes nahe zu bringen." -- Dr. Barbara Staudigl (Kath. Universität Eichstätt) über "Das Wolkenzimmer"
Lese-Probe zu „Das Wolkenzimmer “
ICH WAR am 30. August 2001 auf einem Turm, zufällig und als Besucherin, als man den Türmer in einer dramatischen Rettungsaktion mittels Hubschrauber vom oberen Kranz wegholte.Davon handelt mein Roman nicht, solche Geschichten gehören in die Berichterstattung der Zeitung.
Aber kann ich dafür, dass ich von dem Tag an einen Turm mit mir herumtrug? So ein Turm, wenn er einmal eingezogen ist, lässt sich kaum ausreißen, dazu ist er einfach zu schwer. Ich fand mich mit seiner Präsenz ab und fragte ihn, warum er mir unbedingt ans Herz wachsen wollte. Er antwortete mit feinen Schwingungen, blieb sonst aber stumm. Er zwang mich, es selbst herauszufinden, er wollte beobachtet und in seiner Stummheit belauscht werden.
Es hat gedauert, doch nun bin ich ihm auf sein Geheimnis gekommen. Auf eines seiner Geheimnisse.
Davon handelt die Geschichte.Irma Krauß
Veronika bemerkt den Türmer erst, als er spricht. Er lehnt an einer Wand und schaut sie an. Sie hat die Tür am Ende der Treppe aufgestoßen. Sie keucht. Das sollte es sein, sie sollte es geschafft haben.
Doch nein, wieder eine Etage. Der Türmer ist ihr egal. Sie will nichts als hinauf. Und danach runter, im freien Fall. Etwas Höheres als diesen Turm gibt es weit und breit nicht.
"Nur bis hier, Lady", sagt der Türmer zum zweiten Mal.
Veronika hat ihn gehört. Doch mit dem Kopf im Nacken kann sie nicht gut nicken. Sie sucht, wo es weitergeht. Irgendwo muss es doch nach ganz oben gehen.
Ein Glöckchen hat gebimmelt, direkt über ihr, es schwingt noch nach. Es ist mit der Tür verbunden, die sie nach einem Nonstop-Lauf und am Ende ihrer Kraft aufgestoßen hat, wie man ein letztes Hindernis beiseitestößt.
Nein, nicht am Ende ihrer Kraft - die Beinmuskeln melden, dass sie wieder können. Das Knarren der Tür noch in den Ohren, ihren Schlag und das wütende Gebimmel, läuft Veronika zu der schmalen Holzstiege, die sie nun entdeckt hat.
Mittags hat sie ihren Lauf begonnen, immer auf den Turm zu. Von weit her, vom
... mehr
Rand der Ebene. Wie auf einer Zielgeraden, trotz Kurven, Kreisverkehr, Umwegen und dem plötzlichen Richtungswechsel nach oben.
Etwas behindert Veronika. Der Reisesack, den sie am Kordelzug hält. Den ganzen himmelhohen Turm ist sie hinaufgelaufen mit dem unhandlichen Ding!
"Lady", mahnt der Türmer. "Sie müssen eine Karte lösen."
Veronika dreht sich um, macht die Faust auf und lässt den Sack los. Sie rennt weiter. Endspurt.
Schon von der Treppe aus sieht sie etwas Helles, irgendwo dringt Tageslicht herein wie um eine Ecke, an dicken Mauern vorbei. Eine Tür, ein Fenster, was immer. Noch drei Schritte. Sie hört sich keuchen, erstaunlich, dass sie alles hört, sie stürzt hinein in den schmalen Durchlass, eine Pforte ohne Tür, und hindurch, sie weiß, wohin sie will: hinaus und hinunter und sich hinter sich lassen.
Aber Veronika hat nicht mit sich gerechnet. Sie hat nicht gewusst, dass sie sich nicht abschütteln kann, wenn sie das sieht, dieses wahnsinnige, luftige, helle Garnichts da draußen. Sie hat nicht gewusst, dass sie in dem Moment, in dem sie sich schon fliegen sieht, hui, durch den weiten, freien Raum nach unten, dass sie in dem Moment schwer wird wie ein Wassersack, nicht mehr wegzukriegen. Dass sie sich ansaugt wie eine Nacktschnecke. Bibbernd hängt sie an der Turmwand und macht sich in die Hose, weil sie nicht aufhören kann, sich fallen zu sehen, während sie die Augen zudrückt und ein Stöhnen aus ihrem Hals kommt und die Spucke von ihrem Mund den Stein nass macht, auf den sie das Gesicht presst, als müsste sie da hinein. Schleimig, zäh und schwer.
Es reicht also nicht aus, lebensmüde zu sein, es gehört mehr dazu. Aus ihrem Stöhnen wird ein unbeherrschtes Weinen. Doch da hört sie Schritte auf der Stiege. Sie verstummt sofort.
Es ist der Türmer.
Veronika bleibt am Turm kleben, halb drinnen, halb draußen. Ein Augenzucken lang hat sie geblinzelt, jetzt sind ihre
Lider zugepresst und die Lippen auch. Kein Ton kommt mehr aus ihrer Kehle. Nur das Zittern lässt sich so auf Kommando nicht abstellen.
Der Türmer schiebt sich an ihr vorbei.
Veronika rauscht das Blut in den Ohren, sie braucht eine Weile, bis sie überhaupt fähig ist zu horchen. Die Wange am Stein, die Augen geschlossen, konzentriert sie sich aufs Gehör. Doch nicht das leiseste Geräusch verrät ihr, was der Mann macht. Er kann sich da draußen in Luft aufgelöst haben, der völligen Stille nach. Wozu ist er heraufgekommen?
Es kostet sie ungeheuer viel Kraft, sich umzudrehen. Die Augen einen Spalt zu öffnen, durch die Wimpern zu blinzeln, darauf gefasst zu sein, dass sie sich wieder fallen sieht -und schon fährt ihr ein Stich durch Brust und Bauch und nimmt ihr den Atem: Da ist es wieder, das helle Nichts, der Himmel, der leere Raum, nur einen Schritt entfernt. Dazwischen eine Balustrade, eine lächerliche Barriere aus steinernen Ranken, die den Augen nichts nützt, denn man sieht hindurch und hinunter. Veronikas Knie zittern unkontrollierbar.
Fallen, fallen bis zur letzten Konsequenz, dem Aufschlag, sieht sie sich diesmal nicht. Denn da steht der Türmer, genau vor ihr. Er kehrt ihr den Rücken zu, hat die Hände flach auf der Balustrade liegen und studiert den Himmel. Seine Anwesenheit hat mehr Substanz als das steinerne Rankenwerk, ohne das man glatt in die Wolken hinauslaufen könnte.
Ihre Knie kommen langsam zur Ruhe und lassen sich endlich auch wieder halbwegs einrasten. Veronika testet als Nächstes ihre Stimme.
"Ich hab nicht bezahlt", krächzt sie.
Was für eine Verkleidung er trägt. Mittelalterlich, ein Hemd mit weitem Kragen, eine Kniehose, ein Leibchen oder wie man das nennt. Ein Türmer in Tracht. Ein grauer Turm mitten in einer kreisrunden Stadt. Eine mörderische Höhe. Und eine Angst wie noch nie im Leben.
Dass sie den Mund aufgebracht hat, dass sie schon wieder reden kann! Dass sie überhaupt noch einmal redet, war nicht vorgesehen.
"Wer hinaufrennt wie Sie, Lady . ..", sagt der Türmer nach einer geraumen Weile. Er sagt es in den leeren Raum hinaus und eine Antwort ist es sowieso nicht.
Etwas behindert Veronika. Der Reisesack, den sie am Kordelzug hält. Den ganzen himmelhohen Turm ist sie hinaufgelaufen mit dem unhandlichen Ding!
"Lady", mahnt der Türmer. "Sie müssen eine Karte lösen."
Veronika dreht sich um, macht die Faust auf und lässt den Sack los. Sie rennt weiter. Endspurt.
Schon von der Treppe aus sieht sie etwas Helles, irgendwo dringt Tageslicht herein wie um eine Ecke, an dicken Mauern vorbei. Eine Tür, ein Fenster, was immer. Noch drei Schritte. Sie hört sich keuchen, erstaunlich, dass sie alles hört, sie stürzt hinein in den schmalen Durchlass, eine Pforte ohne Tür, und hindurch, sie weiß, wohin sie will: hinaus und hinunter und sich hinter sich lassen.
Aber Veronika hat nicht mit sich gerechnet. Sie hat nicht gewusst, dass sie sich nicht abschütteln kann, wenn sie das sieht, dieses wahnsinnige, luftige, helle Garnichts da draußen. Sie hat nicht gewusst, dass sie in dem Moment, in dem sie sich schon fliegen sieht, hui, durch den weiten, freien Raum nach unten, dass sie in dem Moment schwer wird wie ein Wassersack, nicht mehr wegzukriegen. Dass sie sich ansaugt wie eine Nacktschnecke. Bibbernd hängt sie an der Turmwand und macht sich in die Hose, weil sie nicht aufhören kann, sich fallen zu sehen, während sie die Augen zudrückt und ein Stöhnen aus ihrem Hals kommt und die Spucke von ihrem Mund den Stein nass macht, auf den sie das Gesicht presst, als müsste sie da hinein. Schleimig, zäh und schwer.
Es reicht also nicht aus, lebensmüde zu sein, es gehört mehr dazu. Aus ihrem Stöhnen wird ein unbeherrschtes Weinen. Doch da hört sie Schritte auf der Stiege. Sie verstummt sofort.
Es ist der Türmer.
Veronika bleibt am Turm kleben, halb drinnen, halb draußen. Ein Augenzucken lang hat sie geblinzelt, jetzt sind ihre
Lider zugepresst und die Lippen auch. Kein Ton kommt mehr aus ihrer Kehle. Nur das Zittern lässt sich so auf Kommando nicht abstellen.
Der Türmer schiebt sich an ihr vorbei.
Veronika rauscht das Blut in den Ohren, sie braucht eine Weile, bis sie überhaupt fähig ist zu horchen. Die Wange am Stein, die Augen geschlossen, konzentriert sie sich aufs Gehör. Doch nicht das leiseste Geräusch verrät ihr, was der Mann macht. Er kann sich da draußen in Luft aufgelöst haben, der völligen Stille nach. Wozu ist er heraufgekommen?
Es kostet sie ungeheuer viel Kraft, sich umzudrehen. Die Augen einen Spalt zu öffnen, durch die Wimpern zu blinzeln, darauf gefasst zu sein, dass sie sich wieder fallen sieht -und schon fährt ihr ein Stich durch Brust und Bauch und nimmt ihr den Atem: Da ist es wieder, das helle Nichts, der Himmel, der leere Raum, nur einen Schritt entfernt. Dazwischen eine Balustrade, eine lächerliche Barriere aus steinernen Ranken, die den Augen nichts nützt, denn man sieht hindurch und hinunter. Veronikas Knie zittern unkontrollierbar.
Fallen, fallen bis zur letzten Konsequenz, dem Aufschlag, sieht sie sich diesmal nicht. Denn da steht der Türmer, genau vor ihr. Er kehrt ihr den Rücken zu, hat die Hände flach auf der Balustrade liegen und studiert den Himmel. Seine Anwesenheit hat mehr Substanz als das steinerne Rankenwerk, ohne das man glatt in die Wolken hinauslaufen könnte.
Ihre Knie kommen langsam zur Ruhe und lassen sich endlich auch wieder halbwegs einrasten. Veronika testet als Nächstes ihre Stimme.
"Ich hab nicht bezahlt", krächzt sie.
Was für eine Verkleidung er trägt. Mittelalterlich, ein Hemd mit weitem Kragen, eine Kniehose, ein Leibchen oder wie man das nennt. Ein Türmer in Tracht. Ein grauer Turm mitten in einer kreisrunden Stadt. Eine mörderische Höhe. Und eine Angst wie noch nie im Leben.
Dass sie den Mund aufgebracht hat, dass sie schon wieder reden kann! Dass sie überhaupt noch einmal redet, war nicht vorgesehen.
"Wer hinaufrennt wie Sie, Lady . ..", sagt der Türmer nach einer geraumen Weile. Er sagt es in den leeren Raum hinaus und eine Antwort ist es sowieso nicht.
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Autoren-Porträt von Irma Krauß
Irma Krauß, 1949 geboren, arbeitete nach dem Pädagogikstudium zunächst als Lehrerin an einer Grund- und Hauptschule. Als ihre drei Kinder größer wurden, begann sie zu schreiben. Seither hat sie zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. 1998 wurde Irma Krauß mit dem "Peter-Härtling-Preis" für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Irma Krauß lebt in der Nähe von Augsburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Irma Krauß
- Altersempfehlung: 12 - 15 Jahre
- 2009, 1, 320 Seiten, Maße: 12,5 x 18,4 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: cbt
- ISBN-10: 3570305783
- ISBN-13: 9783570305782
Rezension zu „Das Wolkenzimmer “
"Irma Krauß hat sich eine schwere Aufgabe gestellt und bewältigt sie mit Bravour."
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