Der ewige Brunnen
Die wohl berühmteste Sammlung deutscher Gedichte in einer aktualisierten und erweiterten Ausgabe: Auf über 1.100 Seiten finden Sie hier mehr als 1.600 Gedichte aus acht Jahrhunderten.
"Ein unerschöpflicher Schatz"
Elke Heidenreich in Brigitte
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Die wohl berühmteste Sammlung deutscher Gedichte in einer aktualisierten und erweiterten Ausgabe: Auf über 1.100 Seiten finden Sie hier mehr als 1.600 Gedichte aus acht Jahrhunderten.
"Ein unerschöpflicher Schatz"
Elke Heidenreich in Brigitte
Mit seiner Gedichtsammlung Der ewige Brunnen. Ein Hausbuch deutscher Dichtung hat Ludwig Reiners vor fünfzig Jahren ein Werk zusammengestellt, das inzwischen selbst zum Klassiker geworden ist. Für Millionen Leserinnen und Leser wurde dieses Buch zum Ort der Begegnung mit der deutschen Dichtkunst. Es ist ein schier unerschöpfliches Lesebuch und für viele ein Erbauungsbuch. Für jeden Geschmack, für alle Altersstufen ist etwas darin vorhanden. Es finden sich die zum literarischen Kanon zählenden Gedichte ebenso wie unbekanntere und heute fast vergessene. In den Gedichten spiegeln sich die Lebenserfahrungenaus acht Jahrhunderten. Zum Jubiläum 2005 wurde dieses berühmte Werk nun um viele Gedichte aus den letzten fünfzig Jahren erweitert.
Arachaischer Torso Apollos
Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt,
darin die Augenäpfel reiften. Aber
sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber,
in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt,
sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug
der Brust dich blenden, und im leisen Drehen
der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen
zu jener Mitte, die die Zeugung trug.
Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz
unter der Schultern durchsichtigem Sturz
und flimmerte nicht so wie Raubtierfelle;
und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du mußt dein Leben ändern.
Rainer Maria Rilke
Wer einsam ist, der hat es gut,
weil keiner da, der ihm was tut.
Ihn stört in seinem Lustrevier
kein Tier, kein Mensch und kein Klavier,
und niemand gibt ihm weise Lehren,
die gut gemeint und bös zu hören.
Der Welt entronnen, geht er still
in Filzpantoffeln, wann er will.
Sogar im Schlafrock wandelt er
bequem den ganzen Tag umher.
Er kennt kein weibliches Verbot,
drum raucht und dampft er wie ein Schlot.
Geschützt vor fremden Späherblicken,
kann er sich selbst die Hose flicken.
Liebt er Musik, so darf er flöten,
um angenehm die Zeit zu töten,
und laut und kräftig darf er prusten,
und ohne Rücksicht darf er husten,
und allgemach vergißt man seiner.
Nur allerhöchstens fragt mal einer:
Was, lebt er noch? Ei schwerenot,
ich dachte längst, er wäre tot.
Kurz, abgesehn vom Steuerzahlen,
läßt sich das Glück nicht schöner malen.
Worauf denn auch der Satz beruht:
Wer einsam ist, der hat es gut.
Wilhelm BuschEinsamkeit und Schwermut
Hälfte des Lebens
Mit gelben Birnen hänget
und voll mit wilden Rosen
das Land in den See,
ihr holden Schwäne,
und trunken von Küssen
tunkt ihr das Haupt
ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm ich,
es Winter ist, die Blumen, und wo
den Sonnenschein
und den Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
sprachlos und kalt, im Winde
klirren die Fahnen.
Friedrich Hölderlin
Tränen in schwerer Krankheit
Mir ist, ich weiß nicht wie; ich seufze für und für.
Ich weine Tag und Nacht, ich sitz in tausend Schmerzen,
Und tausend fürcht ich noch; die Kraft in meinem Herzen
Verschwind't, der Geist verschmacht, die Hände sinken mir.
Die Wangen werden bleich, der muntern Augen Zier
Vergeht, gleich als der Schein der schon verbrannten Kerzen.
Die Seele wir bestürmt, gleich wie die See im Märzen.
Was ist dies Leben doch, was sind wir, ich und ihr?
Was bilden wir uns ein? Was wünschen wir zu haben?
Jetzt sind wir hoch und groß, und morgen schon vergraben;
Jetzt Blumen, morgen Kot; wir sind ein Wind, ein Schaum,
Ein Nebel und ein Bach, ein Reif, ein Tau, ein Schatten.
Jetzt was und morgen nichts, und was sind unsre Taten?
Als ein mit herber Angst durchaus vermischter Traum.
Andreas Gryphius
Im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
kein Baum sieht den andern,
jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
als noch mein Leben licht war;
nun, da der Nebel fällt,
ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
der nicht das Dunkel kennt,
das unentrinnbar und leise
von allen ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
jeder ist allein.
Hermann Hesse
© C.H. Beck Verlag
- Autor: LUDWIG (HRSG.) REINERS
- 2007, 3. Aufl., 1133 Seiten, Maße: 15,5 x 21,7 cm, Leinen, Deutsch
- Mitarbeit: Reiners, Ludwig; Schirnding, Albert von
- Herausgegeben: Ludwig Reiners
- Verlag: Beck
- ISBN-10: 3406536387
- ISBN-13: 9783406536380
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