"Der Letzte der Ungerechten"
Der Judenälteste Benjamin Murmelstein in Filmen 1942-1975
Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts
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Produktinformationen zu „"Der Letzte der Ungerechten" “
Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts
Klappentext zu „"Der Letzte der Ungerechten" “
Claude Lanzmann zeichnete für sein epochales Werk "Shoa" ein langes Gespräch mit dem Wiener Rabbiner Benjamin Murmelstein (1905 - 1989) auf, das er jedoch nicht in den Film aufnahm. Im Zentrum stand Murmelsteins ambivalente Rolle als hochrangiger Funktionär der von Adolf Eichmann kontrollierten Israelitischen Kultusgemeinde Wien in der NS-Zeit und als "Judenältester" des Ghettos Theresienstadt. Anhand von Lanzmanns Filmmaterial, zwei NS-Filmen von 1942/1944 sowie einem tschechischen Spielfilm von 1962 über Theresienstadt beleuchtet der Band die Darstellung und das Selbstbild Murmelsteins.
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „"Der Letzte der Ungerechten" “
In seinem Film Shoah aus dem Jahr 1985 verarbeitete Claude Lanzmann 32 Interviews mit Überlebenden, Historikern, Anwohnern der Vernichtungslager, mit Vertretern der Justiz und mit Deutschen, die in unterschiedlichen Funktionen zu den Tötungen in den Konzentrationslagern beigetragen hatten. Darüber hinaus hatte Lanzmann noch weitere Interviews geführt, die er nicht in den neuneinhalbstündigen Film mit aufnahm. Eines davon war sein Gespräch mit dem ehemaligen Wiener Rabbiner Benjamin Murmelstein (1905-1989). Im Zentrum stand Murmelsteins ambivalente Rolle als hochrangiger jüdischer Funktionär der von Adolf Eichmann kontrollierten Israelitischen Kultusgemeinde Wien und als letzter "Judenältester" des Ghettos Theresienstadt.Die Person Murmelsteins wurde nach 1945 gleichsam zum Symbol für die angebliche Kollaboration jüdischer Funktionäre mit dem NS-Regime. Nicht zuletzt an ihm entzündete sich die Debatte über die Rolle der "Judenräte" und "Judenältesten", die bis heute zum Teil sehr emotional geführt wird. Murmelstein selbst wollte durch eigene Schriften und Äußerungen immer wieder in die Diskussion eingreifen und auf die Anschuldigungen gegen seine Person reagieren. Er bezeichnete sich selbst als den "Letzten der Ungerechten", in Anspielung auf einen Roman des französischen Schriftstellers André Schwarz-Bart. Damit brachte er zum Ausdruck, dass er in einem System des Unrechts und der Ungerechtigkeit keine Möglichkeit zu heroischem Handeln hatte. Seine Zeugenschaft wurde jedoch viele Jahre lang nicht anerkannt.Das Interview von Lanzmann mit Murmelstein fand 1975 in Rom statt, es umfasst über elf Stunden und gehört zu den ersten Aufnahmen im Rahmen der Dreharbeiten für Shoah. Die Intensität der Erzählweise Murmelsteins, sein klares Urteilsvermögen und die Informationsdichte machen es zu einem überaus spannenden Zeugnis der Verhältnisse in Theresienstadt.Auf der Jahrestagung 2010 der Arbeitsgruppe "Cinematographie des Holocaust" - einem gemeinsamen Projekt des Fritz Bauer
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Instituts, des Deutschen Filminstituts, Frankfurt am Main, und des Hamburgischen Centrums für Filmforschung CineGraph - hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, circa vier Stunden des ungeschnittenen Rohmaterials zu sehen. Die Arbeitsgruppe nahm damit eine Idee des Österreichischen Filmmuseums in Wien auf, das bereits im Oktober 2007 eine Veranstaltung zu diesem Filmdokument durchgeführt hatte. Auch auf der Jahrestagung der "Cinematographie" boten sich zahlreiche interessante Anknüpfungspunkte: die Rolle des Interviewers, Claude Lanzmann, sowie die des Antwortenden, Benjamin Murmelstein, das Ausprobieren von Einstellungen und Szenen für den Film, die Dynamik des Interviews, die historischen Fakten, die dort aufgerollt wurden, und nicht zuletzt die Entwicklung der Persönlichkeiten der beiden Interviewpartner über die Zeit des Interviews hinweg. Diese Themen bestimmten die Vorträge unserer Tagung. Außerdem wollten wir die beiden in der NS-Zeit gedrehten Filme über Theresienstadt - ein Filmfragment von 1942 und den Propagandafilm Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet von 1944 - ebenfalls in die Betrachtung mit einbeziehen sowie den tschechischen Spielfilm Transport z ráje / Transport aus dem Paradies von Zbyn?k Brynych aus dem Jahr 1962.Diese unterschiedlichen filmischen Quellen sind schwer vergleichbar und müssen, was ihre Aussage und den Einsatz filmischer Mittel angeht, aus der jeweiligen Zeit heraus verstanden werden. Darum bemüht sich der vorliegende Band. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Interview von Claude Lanzmann mit Benjamin Murmelstein, mit dem sich die meisten Beiträge auseinandersetzen.Zunächst schien es uns angebracht, Murmelstein selbst in zwei Texten zu Wort kommen zu lassen: Der erste ist ein Nachdruck seines Artikels aus der Neuen Zürcher Zeitung vom 14. Dezember 1963, mit dem er zur Debatte um die "Judenräte" und seine eigene Person Stellung nahm. Der zweite ist ein Ausschnitt aus dem Lanzmann-Interview sel
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Inhaltsverzeichnis zu „"Der Letzte der Ungerechten" “
InhaltVorwort 7Ronny LoewyDie Shoah-Outtakes 11Benjamin MurmelsteinDas Ende von TheresienstadtStellungnahme eines Beteiligten 15"Wenn Sie das demokratisch nennen, dann bin ich gerne ein Faschist"Ein Auszug aus dem Interview von Claude Lanzmann mit Benjamin Murmelstein27Doron RabinoviciBenjamin Murmelstein, "der Letzte der Ungerechten"Elemente und Folgen totaler Ohnmacht 35Lisa Hauff"... zwischen Hammer und Amboss"Selbstwahrnehmung und Zuschreibung bei Benjamin Murmelstein53Anna HájkováDer Judenälteste und seine SS-MännerBenjamin Murmelstein und seine Beziehung zu Adolf Eichmannund Karl Rahm75Daniel WildmannEmotionen, Körper, Mythen: Lanzmann interviewt Murmelstein101Eva StruskováFilm Ghetto Theresienstadt: Die Suche nach Zusammenhängen125Karel MargryBenjamin Murmelstein und der Nazi-Propagandafilm Theresienstadtvon 1944159Hanno LoewyRekonstruktion und GroteskeZbyn?k Brynychs Transport aus dem Paradies im Kontext 173Abbildungsnachweis 203Autorinnen und Autoren205
Autoren-Porträt
Ronny Loewy (1946-2012) war Leiter des Projekts »Cinematographie des Holocaust« am Fritz- Bauer-Institut. Katharina Rauschenberger, Dr. phil., ist dort Programmkoordinatorin.
Bibliographische Angaben
- 2011, 208 Seiten, 30 Abbildungen, Maße: 14,1 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Herausgegeben: Ronny Loewy, Katharina Rauschenberger
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 359339491X
- ISBN-13: 9783593394916
- Erscheinungsdatum: 15.11.2011
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