Der Mann, der aus dem Fenster sprang
Ein Leben zwischen Flucht und Angriff
Ludwig Lugmeier, geboren 1949 in Kochel am See, wollte schon als Kind der neu aufkommenden deutschen Biederkeit entfliehen. Als er mit fünfzehn ins Gefängnis kam, hatte er sein Ziel zum ersten Mal erreicht. Mit Überfällen auf Geldtransporte erwarb er sich...
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Produktinformationen zu „Der Mann, der aus dem Fenster sprang “
Ludwig Lugmeier, geboren 1949 in Kochel am See, wollte schon als Kind der neu aufkommenden deutschen Biederkeit entfliehen. Als er mit fünfzehn ins Gefängnis kam, hatte er sein Ziel zum ersten Mal erreicht. Mit Überfällen auf Geldtransporte erwarb er sich schon bald einen Ruf. Knapp 30 Jahre nach dem legendären Fenstersprung aus dem Frankfurter Gerichtsaals während eines Prozesses, erzählt Lugmeier nun seine Lebensgeschichte: in rasanten Wechseln von Angriff und Flucht, Überfluss und Armut, Gefängniszellen und dem Triumph der Freiheit.
Klappentext zu „Der Mann, der aus dem Fenster sprang “
Ludwig Lugmeier, geboren 1949 in Kochel am See, wollte schon als Kind der neu aufkommenden deutschen Biederkeit entfliehen. Als er mit fünfzehn ins Gefängnis kam, hatte er sein Ziel zum ersten Mal erreicht. Mit Überfällen auf Geldtransporte erwarb er sich schon bald einen Ruf. Knapp 30 Jahre nach dem legendären Fenstersprung aus dem Frankfurter Gerichtsaals während eines Prozesses, erzählt Lugmeier nun seine Lebensgeschichte: in rasanten Wechseln von Angriff und Flucht, Überfluss und Armut, Gefängniszellen und dem Triumph der Freiheit.
Lese-Probe zu „Der Mann, der aus dem Fenster sprang “
Ich kam vier Jahre nach Kriegsende zur Welt, in einer Relaisstation, wo früher die Pferde vor den Kutschen gewechselt worden waren. Zu meiner Zeit huschten Flüchtlinge durch die Gänge und schnupperten,was in den Töpfen der anderen schmorte.Wenn ich aus dem Dachfenster schaute, sah ich den Kesselbach, in dem bei Gewittern die Steine rollten, und wenn ich in das drei Kilometer entfernte Kirchdorf kam, brannte dort ein Kinoplakat, ein rotes Leuchten im Grau der Nachkriegszeit. So brannten auch die Geschichten meiner Großmutter, die von grausigen Mordfällen, umgehenden Toten und dem Erfinder des Perpetuum mobile handelten.Heute ist es, als hätte ich diese Geschichten gesucht, wenn ich als Kind Scheiben einschlug und in verbotene Räume drang. Ich wollte zur anderen Seite gehören, wo die Gesetze nicht gelten. Ich suchte sie in Groschenheften und Abenteuergeschichten und in den Nächten, wenn ich in der Bergwerkstadt Penzberg Mopeds stahl und über Landstraßen und Felder jagte. Als ich mit fünfzehn in einen Konsum einbrach, Regale umstürzte,Waren zerhackte und ins Gefängnis kam, hatte ich mein Ziel erreicht.
Nachdem ich Jack Bilbos Lebensgeschichte gelesen hatte, der in meinem Alter schon Leibwächter von Al Capone gewesen war, entfloh ich der Bewachung, rannte durch die Wälder und schlug mich bis Palermo durch, wo ich glaubte, der ehrenwerten Gesellschaft meine Dienste anbieten zu können. Es endete damit, daß ich durchs Land stromerte, das Essen von den Feldern stahl, in Zirkusvorstellungen gegen einen Bären boxte und nach einem Einbruch in eine Bank neben einem Gaskessel verblutet wäre, hätten nicht Polizisten meine Spur verfolgt.
Im verrotteten Hof eines Gefängnisses las ich Dimitri Todorov erste Vagantengeschichten vor, und er erzählte mir von seinen Plänen nach der Entlassung, von Waffen, Banken und wie er leben wollte.Was er plante, war gewaltig, und ich ahnte nicht, daß ich mit eingesponnen blieb. Jack Bilbo, den ich nach meiner Entlassung in Berlin besuchte,
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empfahl mir die Oldenburg-Portugiesische-Dampfschiff-Reederei, und so fuhr ich zur See, bis mir in Takoradi eine Frau begegnete, bei der ich bleiben wollte. Sie verdiente als Hure ihr Geld, und ich schmuggelte Whisky und Zigaretten aus dem Hafen, und zum ersten Mal fing ein geregeltes Leben an, mir Spaß zu machen.
Doch dann tappte ich in eine Falle, und ein paar Wochen später saß ich unfreiwillig im Flugzeug nach Deutschland. Als ich ankam, schneite es.
Ich sah Dimitri wieder, als er mit verbundenem Schädel durch die Tagesschau ging. Es war August 1971. Er hatte die Deutsche Bank in der Prinzregentenstraße in München überfallen, Geiseln genommen und zwei Millionen Mark Lösegeld erpreßt. Es hatte Tote gegeben, und da er für immer hinter Gittern zu verschwinden drohte, hoffte er auf meine Hilfe. Ich begann mit einem seiner Freunde seine Flucht vorzubereiten. Doch während wir durch Kanäle einen Weg ins Innere des Gefängnisses suchten, wurde bei ihm der Nachschlüssel gefunden.
Der Plan war gescheitert, wir entwarfen einen neuen, ein Überfall auf einen Geldtransport sollte ihn finanzieren.
Weihnachten 1972 standen wir in der Leopoldstraße. Der Geldtransport war gepanzert und die Männer mit den Koffern bewaffnet und der Morgen kalt. Als ich auf die Rampe des Großmarkts trat, stellten sie die Koffer ab und hoben die Hände. Ihre Gesichter waren fahl, und heute ist mir, als hätte ich mit der Maschinenpistole ein wenig getanzt. Ein paar Monate später gingen auch unsere Bilder durch die Presse, und wir waren auf der Flucht, während Dimitri, zu lebenslänglich verurteilt, vergebens wartete. Von seiner Geschichte hing nur noch ein Faden an meiner.
Und in der ging es nun um Flucht und Geld und einen Ort zum Leben. Als wir, nach einer Verhaftung in London, wieder frei kamen und mit dem ersten Flugzeug in Frankfurt landeten, bereiteten wir einen neuen Überfall vor. Er sollte so viel bringen, daß wir für den Rest des Lebens keine Sorgen mehr hätten. Die Planungen und Vorbereitungen waren kompliziert und langwierig, doch als wir im Oktober 1973 angriffen,war der Aufwand die Mühe wert gewesen.Wir erbeuteten zwei Millionen. Und als wir ein paar Monate danach im Flugzeug nach Mexiko saßen, überlegten wir, ob wir zuerst ein Hotel am Meer oder eine Hazienda kaufen sollten.Wir fühlten uns sicher und unterschätzten die Jäger.
Sie klopften eines Tages an die Tür meiner mexikanischen Wohnung und hielten mir, als ich öffnete, Pistolen und Pumpguns entgegen. Ein paar Wochen danach saß ich, eskortiert von ihren deutschen Kollegen, im Flugzeug und sah tief unter mir die Pirateninseln der Karibik, die zu besuchen ich mir schon mit zwölf erträumt hatte. Es sah ganz so aus, als würde ich warten müssen.
Während ich in einer hessischen Gefängniszelle Klimmzüge übte und an einem Roman schrieb, bereitete die Staatsanwaltschaft den Prozeß vor. Eine Weile ließ mich die lückenhafte Indizienkette auf einen Freispruch hoffen, doch als ich merkte, daß sie sich mit getürkten Beweisen schloß, begann ich nach einer anderen Lücke zu suchen. Und da war ein schnauzbärtiger Aufseher, der mich mochte und Kriminalromane schrieb. Und da war das Fenster des Sitzungssaals, das während der Mittagspause offen stand. Und so sprang ich hinaus und floh in die Berge und weiter nach London.
Ich erzähle mein Leben als einer, dem Unrecht die Voraussetzung der eigenen Geschichte ist. Sie hat keine verbindliche Moral, so wenig wie das Leben aus Traktätchen besteht. Angriff und Flucht, Überfluss und Armut, Gefängniszellen und der Triumph der Freiheit. Ich erzähle von Spieltischen in London, Guayaquil und Istanbul, von Jack Unterweger, meinen Freunden Rolf Heissler und Bernd Rössner aus der RAF, von Ronald Biggs, den ich aus Rio kenne, von Dieter Zlof, mit dem ich einen Gefängnisaufstand vorbereitete, und dem Sohn eines deutschen Großindustriellen, der uns finanzierte. Von der Tochter eines Bankdirektors erzähle ich und von Abaco,wo ich ein Hotel kaufen wollte und erkannt wurde und wieder floh.
Während der Jahre im Gefängnis begann ich meine eigene Geschichte zu erforschen und mit ihr die vieler anderer, und als ich darüber zu schreiben begann, fand ich jenes unfriedliche Reich, in dem ich schon immer zu Hause war: die Literatur. Heute lebe ich als Schriftsteller und Märchenerzähler in Berlin.
Doch dann tappte ich in eine Falle, und ein paar Wochen später saß ich unfreiwillig im Flugzeug nach Deutschland. Als ich ankam, schneite es.
Ich sah Dimitri wieder, als er mit verbundenem Schädel durch die Tagesschau ging. Es war August 1971. Er hatte die Deutsche Bank in der Prinzregentenstraße in München überfallen, Geiseln genommen und zwei Millionen Mark Lösegeld erpreßt. Es hatte Tote gegeben, und da er für immer hinter Gittern zu verschwinden drohte, hoffte er auf meine Hilfe. Ich begann mit einem seiner Freunde seine Flucht vorzubereiten. Doch während wir durch Kanäle einen Weg ins Innere des Gefängnisses suchten, wurde bei ihm der Nachschlüssel gefunden.
Der Plan war gescheitert, wir entwarfen einen neuen, ein Überfall auf einen Geldtransport sollte ihn finanzieren.
Weihnachten 1972 standen wir in der Leopoldstraße. Der Geldtransport war gepanzert und die Männer mit den Koffern bewaffnet und der Morgen kalt. Als ich auf die Rampe des Großmarkts trat, stellten sie die Koffer ab und hoben die Hände. Ihre Gesichter waren fahl, und heute ist mir, als hätte ich mit der Maschinenpistole ein wenig getanzt. Ein paar Monate später gingen auch unsere Bilder durch die Presse, und wir waren auf der Flucht, während Dimitri, zu lebenslänglich verurteilt, vergebens wartete. Von seiner Geschichte hing nur noch ein Faden an meiner.
Und in der ging es nun um Flucht und Geld und einen Ort zum Leben. Als wir, nach einer Verhaftung in London, wieder frei kamen und mit dem ersten Flugzeug in Frankfurt landeten, bereiteten wir einen neuen Überfall vor. Er sollte so viel bringen, daß wir für den Rest des Lebens keine Sorgen mehr hätten. Die Planungen und Vorbereitungen waren kompliziert und langwierig, doch als wir im Oktober 1973 angriffen,war der Aufwand die Mühe wert gewesen.Wir erbeuteten zwei Millionen. Und als wir ein paar Monate danach im Flugzeug nach Mexiko saßen, überlegten wir, ob wir zuerst ein Hotel am Meer oder eine Hazienda kaufen sollten.Wir fühlten uns sicher und unterschätzten die Jäger.
Sie klopften eines Tages an die Tür meiner mexikanischen Wohnung und hielten mir, als ich öffnete, Pistolen und Pumpguns entgegen. Ein paar Wochen danach saß ich, eskortiert von ihren deutschen Kollegen, im Flugzeug und sah tief unter mir die Pirateninseln der Karibik, die zu besuchen ich mir schon mit zwölf erträumt hatte. Es sah ganz so aus, als würde ich warten müssen.
Während ich in einer hessischen Gefängniszelle Klimmzüge übte und an einem Roman schrieb, bereitete die Staatsanwaltschaft den Prozeß vor. Eine Weile ließ mich die lückenhafte Indizienkette auf einen Freispruch hoffen, doch als ich merkte, daß sie sich mit getürkten Beweisen schloß, begann ich nach einer anderen Lücke zu suchen. Und da war ein schnauzbärtiger Aufseher, der mich mochte und Kriminalromane schrieb. Und da war das Fenster des Sitzungssaals, das während der Mittagspause offen stand. Und so sprang ich hinaus und floh in die Berge und weiter nach London.
Ich erzähle mein Leben als einer, dem Unrecht die Voraussetzung der eigenen Geschichte ist. Sie hat keine verbindliche Moral, so wenig wie das Leben aus Traktätchen besteht. Angriff und Flucht, Überfluss und Armut, Gefängniszellen und der Triumph der Freiheit. Ich erzähle von Spieltischen in London, Guayaquil und Istanbul, von Jack Unterweger, meinen Freunden Rolf Heissler und Bernd Rössner aus der RAF, von Ronald Biggs, den ich aus Rio kenne, von Dieter Zlof, mit dem ich einen Gefängnisaufstand vorbereitete, und dem Sohn eines deutschen Großindustriellen, der uns finanzierte. Von der Tochter eines Bankdirektors erzähle ich und von Abaco,wo ich ein Hotel kaufen wollte und erkannt wurde und wieder floh.
Während der Jahre im Gefängnis begann ich meine eigene Geschichte zu erforschen und mit ihr die vieler anderer, und als ich darüber zu schreiben begann, fand ich jenes unfriedliche Reich, in dem ich schon immer zu Hause war: die Literatur. Heute lebe ich als Schriftsteller und Märchenerzähler in Berlin.
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Autoren-Porträt von Ludwig Lugmeier
Ludwig Lugmeier, geboren 1949 in Kochel am See, wollte schon als Kind der neu aufkommenden deutschen Biederkeit entfliehen. Als er mit fünfzehn ins Gefängnis kam, hatte er sein Ziel zum ersten Mal erreicht. Mit Überfällen auf Geldtransporte erwarb er sich schon bald einen Ruf. Knapp 30 Jahre nach dem legendären Fenstersprung aus dem Frankfurter Gerichtsaals während eines Prozesses, erzählt Lugmeier nun seine Lebensgeschichte: in rasanten Wechseln von Angriff und Flucht, Überfluss und Armut, Gefängniszellen und dem Triumph der Freiheit.
Bibliographische Angaben
- Autor: Ludwig Lugmeier
- 2005, 320 Seiten, Maße: 14,4 x 21,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Verlag Antje Kunstmann
- ISBN-10: 3888974011
- ISBN-13: 9783888974014
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