Der Mann, der niemals lebte
Bombenattentate in westlichen Großstädten, Täter unbekannt, der CIA ist ratlos. Da hat Nahost-Experte Roger Ferris eine Idee: Wenn man den Feind nicht infiltrieren kann, dann muss man eben tun, als ob. Eine Leiche wird im Libanon platziert,...
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Produktinformationen zu „Der Mann, der niemals lebte “
Bombenattentate in westlichen Großstädten, Täter unbekannt, der CIA ist ratlos. Da hat Nahost-Experte Roger Ferris eine Idee: Wenn man den Feind nicht infiltrieren kann, dann muss man eben tun, als ob. Eine Leiche wird im Libanon platziert, mit falschem Pass und einer Tasche voller brisanter Unterlagen. Bald schon macht der verunsicherte Gegner die ersten Fehler. Doch bevor die Falle zuschnappt, wird Rogers Freundin Alice entführt...
Mit Leo DiCaprio und Russel Crowe verfilmt!
"Einer der besten Spionage-Thriller seit dem 11. September."
Publishers Weekly
Mit Leo DiCaprio und Russel Crowe verfilmt!
"Einer der besten Spionage-Thriller seit dem 11. September."
Publishers Weekly
Klappentext zu „Der Mann, der niemals lebte “
Ein Toter kämpft im geheimen Krieg.Bombenattentate in europäischen Großstädten versetzen den Westen in Aufruhr. Die CIA ist ratlos: Eine neue Terrorgruppe, ihr Führer nennt sich «Süleyman», mehr weiß man nicht. Als die Kette der Anschläge nicht abreißt, hat Nahost-Experte Roger Ferris eine Idee: Wenn man den Feind nicht infiltrieren kann, dann muss man eben so tun, als ob. Im Rückzugsgebiet der Gruppe wird daraufhin eine präparierte Leiche platziert, mit Scheinidentität und einer Tasche voller brisanter Unterlagen. Und der Plan scheint aufzugehen: Der verunsicherte Gegner macht die ersten Fehler. Doch bevor die Falle zuschnappt, wird Rogers Freundin Alice entführt ...
«Eine bislang noch nicht da gewesene, unglaublich präzise Darstellung der Spielregeln, nach denen Geheimdienste operieren.» Bob Woodward
Lese-Probe zu „Der Mann, der niemals lebte “
Der Mann, der niemals lebte von David Ignatius LESEPROBE
Berlin • • •
Vier Tage nachdem die Autobombe in Mailand hochgegangen war, reiste Roger Ferris mit Hani Salaam, dem Chef des jordanischen Geheimdienstes, nach Berlin. Der Nachrichtenverkehr im CIA-Büro in Amman hatte die Ausmaße eines digitalen Blizzards angenommen, in den oberen Etagen schrien sie lauthals nach irgendwelchen brauchbaren Informationen über die Bombenleger von Mailand, die der Direktor dem Präsidenten präsentieren konnte. Aber im Hauptquartier schrie man ständig nach irgendetwas, und Ferris erschien die Reise mit Hani im Augenblick wichtiger. Wie sich herausstellte, sollte er damit ganz recht behalten.
Ferris
... mehr
hatte schon viele Geschichten über die Großtaten des jordanischen Geheimdienstes gehört. Bei der CIA hießen die Jordanier nur «die Herzen», einerseits natürlich wegen ihres Kryptonyms, QM HEART, andererseits aber auch, weil sie ihre Operationen immer recht beherzt angingen. Bis zu seiner Berlinreise hatte Ferris die Herzen allerdings noch nie in Aktion erlebt. Die Sache an sich war nicht besonders aufregend. Die Planungen und Vorbereitungen hatten zwar Monate in Anspruch genommen, aber als die Operation schließlich zur Durchführung kam, war sie ein Kinderspiel. Ferris machte sich dabei keine Gedanken über die komplexen Zusammenhänge außerhalb seines Blickfelds: Das Labyrinth war so perfekt konstruiert, dass man gar nicht auf die Idee kam zu fragen, ob es nicht vielleicht Teil eines größeren Labyrinths sein könnte. Und der Ausgang war so leicht zu finden, dass man nicht lange überlegte, ob er nicht vielleicht ein Eingang zu etwas anderem war.
Sie waren auf dem Weg in einen der Außenbezirke Ostberlins, der sich nie richtig davon erholt hatte, dass er 1945 von der Roten Armee niedergewalzt worden war. Während eine bleiche Oktobersonne dem wolkigen Himmel einen leicht metallischen Glanz verlieh, war das Stadtviertel darunter ein erdiges, mattes Braun: hellbrauner Putz an den Häuserwänden, ölig schillernde Pfützen aus bräunlichem Wasser in den Schlaglöchern der Straßen. Selbst der stumpf gewordene Lack eines klapprigen Trabbis am Straßenrand hatte eine unbestimmte, schlammbraune Farbe. Am anderen Ende der Straße spielten ein paar türkische Jungs Fußball, man hörte den Verkehrslärm von der einen Block entfernten Hauptstraße. Sonst war alles still. Vor ihnen lagen die trostlosen Wohnblocks, die vor Jahrzehnten für die Arbeiter der nahe gelegenen Fabrik gebaut worden waren. Inzwischen waren sie so heruntergekommen, dass nur noch Aussiedler und Hausbesetzer darin wohnten und ein paar alte Leute, die schon zu senil oder zu demoralisiert waren, um noch wegzuziehen. Aus den wenigen offenen Fenstern roch es nicht nach Kohl oder Schnitzel, sondern nach Knoblauch und billigem Olivenöl.
Ferris war knapp eins achtzig groß, hatte widerspenstiges schwarzes Haar und weiche Züge. Ständig schien ein Lächeln um seinen Mund zu spielen, und in seinen Augen lag ein Funkeln, das Neugier und Interesse signalisierte, auch wenn er nichts dergleichen empfand. Seinen einzigen körperlichen Makel, ein leichtes Humpeln, verdankte er einer Panzerfaust, die sechs Monate zuvor auf einer Straße nördlich von Balad im Irak auf seinen Wagen abgefeuert worden war. Ferris hatte Glück gehabt: Sein Bein war zwar von Granatsplittern durchsieht worden, aber er hatte überlebt, während der irakische Agent, der den Wagen fuhr, gestorben war. Gute Geheimdienstagenten sind angeblich farblose Menschen, deren Gesicht man in einem belebten Raum gleich wieder vergisst. Daran gemessen hatte Ferris den falschen Beruf gewählt. Ihm sah man auf den ersten Blick an, dass er hungrig und ungeduldig war und etwas zu suchen schien, was er bisher noch nicht gefunden hatte.
Hinter Hani und dessen Assistenten Marwan stieg Ferris über den Abfall, der aus den überquellenden Mülltonnen auf den Weg gefallen war, und arbeitete sich bis zum Hintereingang vor. Die Hauswände waren mit Graffiti beschmiert, große, dicke Lettern, ein Mischmasch aus Türkisch und Deutsch. Gleich neben der Tür stand ein Wort, das man als «Allah», aber auch als «ABBA» lesen konnte. Hani legte den Finger an die Lippen und deutete zu den Fenstern im dritten Stock hinauf. Hinter schmutzigen braunen Vorhängen schimmerte etwas Licht hervor. Die Zielperson war zu Hause, aber das war nicht weiter verwunderlich. Hanis Leute hatten die Wohnung seit Monaten unter Beobachtung. Sie machten keine Fehler.
Der Jordanier Hani Salaam war ein gewandter, elegant gekleideter Mann. Sein Haar war glänzend schwarz, zu schwarz für jemanden Ende fünfzig, aber der graumelierte Schnurrbart verriet sein wahres Alter. Er leitete das General Intelligence Department, das GID, wie sich die jordanische Geheimpolizei nannte, und er war ein ehrfurchtgebietender, eloquenter Mann, der gewöhnlich mit dem osmanischen Ehrentitel «Hani Pascha» angesprochen wurde - in Jordanien sprach man das Wort mit einem weichen «B»-Laut, sodass es wie «Bascha» klang. Anfangs hatte Ferris sich ein bisschen vor ihm gefürchtet, aber nach ein paar Wochen fing er an, ihn als arabische Version von Dean Martin zu betrachten. Hani Salaam war ein cooler Hund, von den auf Hochglanz polierten Schuhen bis hinauf zu den rauchfarbenen Gläsern seiner Sonnenbrille.
Wie die meisten erfolgreichen Männer im Nahen Osten wirkte auch er zurückhaltend, beinahe reserviert, und seine formvollendeten Manieren muteten zunächst fast britisch an, ein Überbleibsel des einen Semesters, das er vor langer Zeit einmal in Sandhurst verbracht hatte. Doch den Kern seines Wesens bildete der ebenso großherzige wie geheimnisvolle Geist eines beduinischen Starnmesfürsten. Er war ein Mensch, der einem niemals alles sagte, was er wusste.
Als Hani zum ersten Mal mit Ferris durch das Hauptgebäude des GID in Amman ging, hatte er gescherzt, die Jordanier hätten solche Angst vor der Geheimpolizei, dass sie deren Hauptsitz gern als «Fingernagelfabrik» bezeichneten. «Das ist natürlich blanker Unsinn», fuhr er mit abschätziger Handbewegung fort. Er wurde es seinen Leuten selbstverständlich niemals gestatten, jemandem die Fingernägel auszureißen. Das führte ja auch zu nichts: Die Gefangenen sagten einem alles, was man hören wollte, damit es nur nicht mehr wehtat. Hani hatte nichts dagegen, für grausam gehalten zu werden, aber er verabscheute den Gedanken, man könnte ihn für ineffizient halten. Bei dieser ersten Begegnung hatte er Ferris auch erzählt, wie er vorging, wenn er einen neuen al-Qaida-Gefangenen bekam: Er setzte ihn - meist waren es junge Kerle - in das Verhörzimmer, das in Jordanien nur «das blaue Hotel» hieß. Dann zwang er ihn, ein paar Tage lang wach zu bleiben, und zeigte ihm anschließend ein Foto seiner Mutter, seines Vaters oder auch seiner Geschwister. Häufig reichte das schon. Familienangehörige, hatte Hani Ferris anvertraut, bewirkten sehr viel mehr als tausend Hiebe vom Gefängniswärter. Sie untergruben die Bereitschaft zu sterben und stärkten den Lebenswillen.
Zu Hause in Langley bezeichneten sie Hani immer als «Profi». Darin lag etwas Herablassendes, wie bei einem Weißen, der über einen redegewandten Schwarzen sagt, er könne sich «gut ausdrücken». Doch vor allem verschleierte dieses Lob die Tatsache, dass die CIA inzwischen sehr viel abhängiger von Hani Salaam war, als ihr guttat. Als kommissarischer Leiter des Büros in Jordanien hatte Ferris die Aufgabe, für gute Beziehungen zum Chef der dortigen Geheimpolizei zu sorgen. Es war also eine große Sache, dass Dean Martin ihn zwei Tage zuvor höchstpersönlich darum gebeten hatte, sich einer Operation in Deutschland anzuschließen. Die Bürohengste aus der Nahost-Abteilung hatten natürlich protestiert: Er solle gefälligst an seinem Schreibtisch bleiben und Anfragen zu der Mailänder Autobombe beantworten. Aber da hatte Ed Hoffman, der Chef der Abteilung, eingegriffen. «Alles Idioten», hatte er über die Untergebenen gesagt, die Ferris' Reise verhindern wollten, und Ferris nur das Versprechen abgenommen, ihn gleich nach Abschluss der Operation anzurufen.
Vorsichtig schob der Jordanier die Hintertür auf und bedeutete Ferris und Marwan, ihm zu folgen. In dem dunklen, feuchten Flur lag ein modriger Geruch. Auf den Zehenspitzen seiner handgefertigten Slipper schlich Hani die Betonstufen hinauf, so leise, dass nur sein rasselnder Raucheratem zu hören war. Marwan folgte ihm. Er sah aus wie ein ziemlich heruntergekommener Schlägertyp, den man Ferris zuliebe ein bisschen hergerichtet hatte. An der rechten Wange hatte er eine Narbe, die bis zum Auge hinaufreichte, und sein ganzer Körper war so drahtig und gespannt wie der eines Straßenköters. Während Ferris hinter ihm die Treppe hinaufschlich, fing sein kaputtes Bein wieder zu schmerzen an. (…)
© Rowohlt Verlag
Übersetzung: Tanja Handels und Thomas A. Merk
Sie waren auf dem Weg in einen der Außenbezirke Ostberlins, der sich nie richtig davon erholt hatte, dass er 1945 von der Roten Armee niedergewalzt worden war. Während eine bleiche Oktobersonne dem wolkigen Himmel einen leicht metallischen Glanz verlieh, war das Stadtviertel darunter ein erdiges, mattes Braun: hellbrauner Putz an den Häuserwänden, ölig schillernde Pfützen aus bräunlichem Wasser in den Schlaglöchern der Straßen. Selbst der stumpf gewordene Lack eines klapprigen Trabbis am Straßenrand hatte eine unbestimmte, schlammbraune Farbe. Am anderen Ende der Straße spielten ein paar türkische Jungs Fußball, man hörte den Verkehrslärm von der einen Block entfernten Hauptstraße. Sonst war alles still. Vor ihnen lagen die trostlosen Wohnblocks, die vor Jahrzehnten für die Arbeiter der nahe gelegenen Fabrik gebaut worden waren. Inzwischen waren sie so heruntergekommen, dass nur noch Aussiedler und Hausbesetzer darin wohnten und ein paar alte Leute, die schon zu senil oder zu demoralisiert waren, um noch wegzuziehen. Aus den wenigen offenen Fenstern roch es nicht nach Kohl oder Schnitzel, sondern nach Knoblauch und billigem Olivenöl.
Ferris war knapp eins achtzig groß, hatte widerspenstiges schwarzes Haar und weiche Züge. Ständig schien ein Lächeln um seinen Mund zu spielen, und in seinen Augen lag ein Funkeln, das Neugier und Interesse signalisierte, auch wenn er nichts dergleichen empfand. Seinen einzigen körperlichen Makel, ein leichtes Humpeln, verdankte er einer Panzerfaust, die sechs Monate zuvor auf einer Straße nördlich von Balad im Irak auf seinen Wagen abgefeuert worden war. Ferris hatte Glück gehabt: Sein Bein war zwar von Granatsplittern durchsieht worden, aber er hatte überlebt, während der irakische Agent, der den Wagen fuhr, gestorben war. Gute Geheimdienstagenten sind angeblich farblose Menschen, deren Gesicht man in einem belebten Raum gleich wieder vergisst. Daran gemessen hatte Ferris den falschen Beruf gewählt. Ihm sah man auf den ersten Blick an, dass er hungrig und ungeduldig war und etwas zu suchen schien, was er bisher noch nicht gefunden hatte.
Hinter Hani und dessen Assistenten Marwan stieg Ferris über den Abfall, der aus den überquellenden Mülltonnen auf den Weg gefallen war, und arbeitete sich bis zum Hintereingang vor. Die Hauswände waren mit Graffiti beschmiert, große, dicke Lettern, ein Mischmasch aus Türkisch und Deutsch. Gleich neben der Tür stand ein Wort, das man als «Allah», aber auch als «ABBA» lesen konnte. Hani legte den Finger an die Lippen und deutete zu den Fenstern im dritten Stock hinauf. Hinter schmutzigen braunen Vorhängen schimmerte etwas Licht hervor. Die Zielperson war zu Hause, aber das war nicht weiter verwunderlich. Hanis Leute hatten die Wohnung seit Monaten unter Beobachtung. Sie machten keine Fehler.
Der Jordanier Hani Salaam war ein gewandter, elegant gekleideter Mann. Sein Haar war glänzend schwarz, zu schwarz für jemanden Ende fünfzig, aber der graumelierte Schnurrbart verriet sein wahres Alter. Er leitete das General Intelligence Department, das GID, wie sich die jordanische Geheimpolizei nannte, und er war ein ehrfurchtgebietender, eloquenter Mann, der gewöhnlich mit dem osmanischen Ehrentitel «Hani Pascha» angesprochen wurde - in Jordanien sprach man das Wort mit einem weichen «B»-Laut, sodass es wie «Bascha» klang. Anfangs hatte Ferris sich ein bisschen vor ihm gefürchtet, aber nach ein paar Wochen fing er an, ihn als arabische Version von Dean Martin zu betrachten. Hani Salaam war ein cooler Hund, von den auf Hochglanz polierten Schuhen bis hinauf zu den rauchfarbenen Gläsern seiner Sonnenbrille.
Wie die meisten erfolgreichen Männer im Nahen Osten wirkte auch er zurückhaltend, beinahe reserviert, und seine formvollendeten Manieren muteten zunächst fast britisch an, ein Überbleibsel des einen Semesters, das er vor langer Zeit einmal in Sandhurst verbracht hatte. Doch den Kern seines Wesens bildete der ebenso großherzige wie geheimnisvolle Geist eines beduinischen Starnmesfürsten. Er war ein Mensch, der einem niemals alles sagte, was er wusste.
Als Hani zum ersten Mal mit Ferris durch das Hauptgebäude des GID in Amman ging, hatte er gescherzt, die Jordanier hätten solche Angst vor der Geheimpolizei, dass sie deren Hauptsitz gern als «Fingernagelfabrik» bezeichneten. «Das ist natürlich blanker Unsinn», fuhr er mit abschätziger Handbewegung fort. Er wurde es seinen Leuten selbstverständlich niemals gestatten, jemandem die Fingernägel auszureißen. Das führte ja auch zu nichts: Die Gefangenen sagten einem alles, was man hören wollte, damit es nur nicht mehr wehtat. Hani hatte nichts dagegen, für grausam gehalten zu werden, aber er verabscheute den Gedanken, man könnte ihn für ineffizient halten. Bei dieser ersten Begegnung hatte er Ferris auch erzählt, wie er vorging, wenn er einen neuen al-Qaida-Gefangenen bekam: Er setzte ihn - meist waren es junge Kerle - in das Verhörzimmer, das in Jordanien nur «das blaue Hotel» hieß. Dann zwang er ihn, ein paar Tage lang wach zu bleiben, und zeigte ihm anschließend ein Foto seiner Mutter, seines Vaters oder auch seiner Geschwister. Häufig reichte das schon. Familienangehörige, hatte Hani Ferris anvertraut, bewirkten sehr viel mehr als tausend Hiebe vom Gefängniswärter. Sie untergruben die Bereitschaft zu sterben und stärkten den Lebenswillen.
Zu Hause in Langley bezeichneten sie Hani immer als «Profi». Darin lag etwas Herablassendes, wie bei einem Weißen, der über einen redegewandten Schwarzen sagt, er könne sich «gut ausdrücken». Doch vor allem verschleierte dieses Lob die Tatsache, dass die CIA inzwischen sehr viel abhängiger von Hani Salaam war, als ihr guttat. Als kommissarischer Leiter des Büros in Jordanien hatte Ferris die Aufgabe, für gute Beziehungen zum Chef der dortigen Geheimpolizei zu sorgen. Es war also eine große Sache, dass Dean Martin ihn zwei Tage zuvor höchstpersönlich darum gebeten hatte, sich einer Operation in Deutschland anzuschließen. Die Bürohengste aus der Nahost-Abteilung hatten natürlich protestiert: Er solle gefälligst an seinem Schreibtisch bleiben und Anfragen zu der Mailänder Autobombe beantworten. Aber da hatte Ed Hoffman, der Chef der Abteilung, eingegriffen. «Alles Idioten», hatte er über die Untergebenen gesagt, die Ferris' Reise verhindern wollten, und Ferris nur das Versprechen abgenommen, ihn gleich nach Abschluss der Operation anzurufen.
Vorsichtig schob der Jordanier die Hintertür auf und bedeutete Ferris und Marwan, ihm zu folgen. In dem dunklen, feuchten Flur lag ein modriger Geruch. Auf den Zehenspitzen seiner handgefertigten Slipper schlich Hani die Betonstufen hinauf, so leise, dass nur sein rasselnder Raucheratem zu hören war. Marwan folgte ihm. Er sah aus wie ein ziemlich heruntergekommener Schlägertyp, den man Ferris zuliebe ein bisschen hergerichtet hatte. An der rechten Wange hatte er eine Narbe, die bis zum Auge hinaufreichte, und sein ganzer Körper war so drahtig und gespannt wie der eines Straßenköters. Während Ferris hinter ihm die Treppe hinaufschlich, fing sein kaputtes Bein wieder zu schmerzen an. (…)
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Übersetzung: Tanja Handels und Thomas A. Merk
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Autoren-Porträt von David Ignatius
David Ignatius, geboren 1950, ist preisgekrönter Kolumnist und MItherausgeber der «Washington Post». Außerdem schreibt er für «International Herald Tribune», «New York Times Magazine» und andere Periodika. Als Spezialist für die Themen Geheimdienste und Naher Osten ist er einer der renommiertesten politischen Journalisten der USA und einer der angesehensten Autoren von Politthrillern weltweit. Sein Roman «Der Mann, der niemals lebte» wurde von Ridley Scott mit Leonardo di Caprio und Russel Crowe in den Hauptrollen verfilmt. Ignatius lebt in Washington D.C.
Bibliographische Angaben
- Autor: David Ignatius
- 2008, 3. Aufl., 480 Seiten, Maße: 12,4 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Tanja Handels, Thomas A. Merk
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 349924716X
- ISBN-13: 9783499247163
- Erscheinungsdatum: 18.03.2008
Rezension zu „Der Mann, der niemals lebte “
Keiner kennt die Welt der CIA-Operationen im Nahen Osten so gut wie David Ignatius. Seymour Hersh
Pressezitat
Keiner kennt die Welt der CIA-Operationen im Nahen Osten so gut wie David Ignatius. Seymour Hersh
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