Der Sinn des Ganzen
Feinfühlig und mit Witz gibt Anne Tyler Einblick in das Herz und den Kopf eines Mannes, der meint, alles unter Kontrolle zu haben, bis ihn das Leben überrollt.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Der Sinn des Ganzen “
Feinfühlig und mit Witz gibt Anne Tyler Einblick in das Herz und den Kopf eines Mannes, der meint, alles unter Kontrolle zu haben, bis ihn das Leben überrollt.
Klappentext zu „Der Sinn des Ganzen “
Micah Mortimer liebt Gewohnheiten, Selbstgespräche und eine ordentliche Wohnung. Jeden Tag beginnt er mit einem Morgenlauf um 7.15 Uhr, duscht, frühstückt und widmet sich anschließend geduldig den Computerproblemen seiner Kunden aus der Nachbarschaft. Nachmittags ist er im Nebenjob Hausmeister und kümmert sich um das Mietshaus, in dem er wohnt; ein paar Abende die Woche verbringt er auf der Couch seiner unkomplizierten Freundin Cass. Doch dann droht Cass die Wohnungskündigung, und sie möchte bei ihm einziehen. Und ein Teenager taucht auf, der behauptet, sein Sohn zu sein.
Lese-Probe zu „Der Sinn des Ganzen “
Man wüsste wirklich gern, was im Kopf eines Mannes wie Micah Mortimer vor sich geht. Er lebt allein, ein Einzelgänger mit unumstößlichen Gewohnheiten. Jeden Morgen um Viertel nach sieben sieht man ihn zu seiner Joggingrunde aufbrechen. Um zehn, halb elf klatscht er das TECH EREMIT-Magnetschild aufs Dach seines Kia. Er besucht die Kunden zu unterschiedlichen Zeiten, doch es vergeht kein Tag, an dem nicht mehrere seiner Dienste bedürfen. Nachmittags trifft man ihn bei der Arbeit rings um das Mietshaus an, denn im Nebenjob betätigt er sich dort als Hausmeister. Er fegt die Gehwegplatten, schüttelt die Fußmatte aus oder bespricht sich mit einem Klempner. Weil am nächsten Tag der Müll abgeholt wird, zieht er montagabends die Restmülltonnen in die schmale Durchfahrt neben dem Gebäude, mittwochabends die Wertstofftonnen. Gegen zweiundzwanzig Uhr erlischt das Licht in den drei kleinen, geduckten Fenstern hinter der Sockelbepflanzung. (Seine Wohnung liegt im Souterrain und dürfte wenig Freundliches haben.)Ein großer, knochiger Mann Anfang vierzig, mit ziemlich schlechter Körperhaltung. Sein Kopf ragt leicht nach vorn, der Rücken ist ein wenig rund. Pechschwarz das Haar, doch lässt er das Rasieren einen Tag lang bleiben, wachsen in letzter Zeit graue Stoppeln. Blaue Augen, mächtige Brauen, Hohlwangen. Ein verkniffen wirkender Mund. Immer in Jeans und, je nach Jahreszeit, in einem T-Shirt oder Sweatshirt und bei großer Kälte mit einer stellenweise abgewetzten braunen Lederjacke bekleidet. Verschrammte braune Schuhe mit abgerundeter Kappe, dürftig wie die Schuhe eines Schuljungen. Auch beim Joggen trägt er nur einfache, alte schmutzig weiße Sneakers - ohne fluoreszierende Streifen und Gelsohle oder anderem bei Läufern beliebtem Firlefanz - und eine auf Kniehöhe abgeschnittene Jeans.
Er hat eine Freundin, doch offenbar leben beide eher für sich. Hin und wieder sieht man sie mit einer Takeaway- Tüte durch seine Hintertür gehen oder sie brechen am Wochenende morgens mit dem Kia
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auf, ohne das TECH EREMIT-Schild. Männliche Freunde scheint es nicht zu geben. Zu den Mietern ist er nett, mehr nicht. Sie begrüßen ihn, wenn sie ihm begegnen. Dann nickt er freundlich und hebt die Hand, oft ohne etwas zu sagen. Niemand weiß, ob er Verwandtschaft hat.
Das Mietshaus steht in Govans. Ein kleiner, dreigeschossiger Backsteinkasten östlich der York Road im Norden Baltimores, rechts eine Forellenräucherei, links ein Secondhandladen. Hinter dem Gebäude befindet sich ein winziger Parkplatz, davor eine winzige Rasenfläche. Eine deplatziert wirkende Veranda, genau genommen nichts weiter als ein Vorplatz aus Betonplatten mit einer Hollywoodschaukel aus splittrigem Holz, in der nie ein Mensch sitzt, und einem Klingelschild mit senkrecht angeordneten Knöpfen neben der schäbigen Tür.
Geht er jemals in sich und denkt über sein Leben nach, über den Sinn, den Witz des Ganzen? Bedrückt es ihn, dass er wahrscheinlich die nächsten dreißig, vierzig Jahre so leben wird? Keiner weiß es. Und so gut wie sicher hat ihm diese Fragen noch nie jemand gestellt.
An einem Montag Ende Oktober saß er noch beim Frühstück, als der erste Anruf kam. Normalerweise verlief sein Vormittag folgendermaßen: joggen, duschen, frühstücken, ein bisschen aufräumen. Er hasste es, wenn der übliche Ablauf eine Störung erfuhr. Er zog das Handy aus der Hosentasche und warf einen Blick auf das Display. EMILY PRESCOTT. Eine alte Dame, mit der er schon so oft zu tun gehabt hatte, dass sie in seinen Kontakten gespeichert war. Alte Damen hatten die einfachsten Reparaturen, aber die quengeligsten Fragen. Sie wollten immer den Grund erfahren. »Warum ist das passiert?«, hieß es dann. »Als ich gestern Abend ins Bett ging, war mit dem Computer noch alles in Ordnung, und heute Morgen ist er komplett hinüber, obwohl ich ihn gar nicht angefasst habe. Ich lag ja die ganze Zeit im Bett und habe geschlafen!«
»Na ja, egal. Jetzt ist er j
Das Mietshaus steht in Govans. Ein kleiner, dreigeschossiger Backsteinkasten östlich der York Road im Norden Baltimores, rechts eine Forellenräucherei, links ein Secondhandladen. Hinter dem Gebäude befindet sich ein winziger Parkplatz, davor eine winzige Rasenfläche. Eine deplatziert wirkende Veranda, genau genommen nichts weiter als ein Vorplatz aus Betonplatten mit einer Hollywoodschaukel aus splittrigem Holz, in der nie ein Mensch sitzt, und einem Klingelschild mit senkrecht angeordneten Knöpfen neben der schäbigen Tür.
Geht er jemals in sich und denkt über sein Leben nach, über den Sinn, den Witz des Ganzen? Bedrückt es ihn, dass er wahrscheinlich die nächsten dreißig, vierzig Jahre so leben wird? Keiner weiß es. Und so gut wie sicher hat ihm diese Fragen noch nie jemand gestellt.
An einem Montag Ende Oktober saß er noch beim Frühstück, als der erste Anruf kam. Normalerweise verlief sein Vormittag folgendermaßen: joggen, duschen, frühstücken, ein bisschen aufräumen. Er hasste es, wenn der übliche Ablauf eine Störung erfuhr. Er zog das Handy aus der Hosentasche und warf einen Blick auf das Display. EMILY PRESCOTT. Eine alte Dame, mit der er schon so oft zu tun gehabt hatte, dass sie in seinen Kontakten gespeichert war. Alte Damen hatten die einfachsten Reparaturen, aber die quengeligsten Fragen. Sie wollten immer den Grund erfahren. »Warum ist das passiert?«, hieß es dann. »Als ich gestern Abend ins Bett ging, war mit dem Computer noch alles in Ordnung, und heute Morgen ist er komplett hinüber, obwohl ich ihn gar nicht angefasst habe. Ich lag ja die ganze Zeit im Bett und habe geschlafen!«
»Na ja, egal. Jetzt ist er j
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Autoren-Porträt von Anne Tyler
Anne Tyler, geboren 1941 in Minneapolis, Minnesota, ist die Autorin von zahlreichen Romanen. Sie erhielt den Sunday Times Award für ihr Lebenswerk sowie den Pulitzerpreis. Sie ist Mitglied der American Academy und des Institute of Arts and Letters. Bei Kein & Aber erschienen mehrere Romane von Anne Tyler. Mit ihrem Roman "Der leuchtend blaue Faden" stand sie auf der Shortlist des Man Booker Prize und des Women´s Prize for Fiction, mit "Der Sinn des Ganzen" auf der Longlist des Man Booker Prize. Anne Tyler lebt in Baltimore. Anne Tyler, geboren 1941 in Minneapolis, Minnesota, ist die Autorin von zahlreichen Romanen. Sie erhielt den Sunday Times Award für ihr Lebenswerk sowie den Pulitzerpreis. Sie ist Mitglied der American Academy und des Institute of Arts and Letters. Bei Kein & Aber erschienen mehrere Romane von Anne Tyler. Mit ihrem Roman "Der leuchtend blaue Faden" stand sie auf der Shortlist des Man Booker Prize und des Women´s Prize for Fiction, mit "Der Sinn des Ganzen" auf der Longlist des Man Booker Prize. Anne Tyler lebt in Baltimore.
Bibliographische Angaben
- Autor: Anne Tyler
- 2020, 1. Auflage, neue Ausgabe, 224 Seiten, Maße: 11,9 x 19 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Michaela Grabinger
- Verlag: Kein & Aber
- ISBN-10: 3036958207
- ISBN-13: 9783036958200
- Erscheinungsdatum: 24.02.2020
Pressezitat
»Anne Tyler schafft es, einen auf den ersten Blick unspektakulären Typen in eine faszinierende literarische Figur zu verwandeln.« Meike Schnitzler, Brigitte, 01.07.2022 Meike Schnitzler Brigitte 20220701
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