Der Tag, an dem Marilyn starb
Roman
Ein bewegender Familienroman. Am 5. August 1962 stirbt Lucy Coultier. Ausgerechnet am selben Tag wie Marilyn Monroe. Lucys Mann Howard trauert. Und stellt sich verzweifelt die Frage: Hätte er Lucy die Wahrheit über seine Vergangenheit sagen müssen?
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Buch
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Der Tag, an dem Marilyn starb “
Ein bewegender Familienroman. Am 5. August 1962 stirbt Lucy Coultier. Ausgerechnet am selben Tag wie Marilyn Monroe. Lucys Mann Howard trauert. Und stellt sich verzweifelt die Frage: Hätte er Lucy die Wahrheit über seine Vergangenheit sagen müssen?
Klappentext zu „Der Tag, an dem Marilyn starb “
Ethie horchte in die Stille des Hauses hinein. Der Duft des grünen Satinkleids ihrer Mutter erfüllte noch immer den Raum, Soir de Paris, so hieß ihr Parfüm. Ethie konnte nicht glauben, dass sie nun für immer fort sein sollte. Aber genau das hatte der junge Polizist gesagt, nachdem Dad ihm die Tür geöffnet hatte: Es habe einen Unfall gegeben, und es tue ihm leid, ihre Mutter sei für immer »heimgegangen«. Jetzt schliefen Ethies Brüder, und Dad saß allein in der Küche, man konnte im Dunkeln die Glut seiner Zigarette sehen. Sicher dachte er darüber nach, warum Mom tot auf einem Segelboot gefunden worden war. Und warum sie getrunken hatte. Hing das alles mit dem fremden Mädchen zusammen, das gestern Morgen dagewesen war? Oder mit seiner Vergangenheit, über die er so lange geschwiegen hatte?
Lese-Probe zu „Der Tag, an dem Marilyn starb “
Der Tag, an dem Marilyn starb von Donna Milner Roman Aus dem kanadischen Englisch von Sylvia Höfer
Meine Mutter starb am selben Tag wie Marilyn Monroe, nämlich am 5. August 1962. Und genau wie im Fall des Filmstars wurde die Leiche meiner Mutter erst am folgenden Tag entdeckt. Zu ihren Lebzeiten war die Präsenz meiner Mutter unverwechselbar. Da sie sich bis zuletzt treu blieb, haftete auch ihrem Tod etwas Dramatisches an. Jedenfalls sollte er meinen Vater zwingen, zu seiner Familie zurückzukommen. Auch wenn er während der ganzen elf Jahre meiner Existenz allabendlich in unser zweistöckiges, eigens für Veteranen des Zweiten Weltkriegs erbautes Haus in South Vancouver zurückkehrte, war doch ein großer Teil meines Vaters nicht wirklich da. An seine Abwesenheit war ich gewöhnt. An ihre nicht. Im Laufe der Zeit bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass es diese Abwesenheit war, die mich am frühen Morgen, als alles noch dunkel war, aus dem Schlaf schreckte.
Tatsächlich war es wohl eher eine Windbö, die mein Fenster zum Klappern brachte, oder das Trommeln des Regens gegen die Glasscheibe. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich, als ich die Augen aufschlug, unbedingt aufstehen und auf den schmalen Gang zwischen den beiden Schlafzimmern hinaustreten wollte. Mit pochendem Herzen stand ich oben auf der Treppe und horchte in die Stille des Hauses hinein. Unten ging ich durch die offene Tür am Ende der Diele ins Schlafzimmer meiner Eltern. Der vertraute Duft von Mutters Soir de Paris stieg mir in die Nase, während sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Ich sah mich im Raum um. Als ich in der Ecke eine Gestalt bemerkte, stockte mir der Atem. Aber es war nur ein Kleid meiner Mutter, das an der Schranktür hing.
... mehr
Das Zimmer war leer. Ich stieg über die Wäschestücke, die auf dem Boden verstreut lagen, und strich mit der Hand über den weichen Stoff von Moms Kleid. Es war ihr Lieblingskleid, das sie ihre »Haut-alle-um-Sonntagsrobe« nannte, und nur dieses Kleid hängte sie immer auf einen gepolsterten Bügel. An dem Tag, als es der Eaton's Truck bei uns ablieferte, hatte sie mich, sobald sie es angezogen hatte, in ihr Zimmer gerufen. Sie beugte sich dicht zum Spiegel, um sich die Lippen anzumalen und den kleinen Hubbel auf ihrer Nase abzudecken, dann legte sie den Kopf zur Seite und studierte ihre Wirkung. Erfreut schob sie die Bücher, die Nylonstrümpfe und den halbgefüllten Aschenbecher auf dem Toilettentisch beiseite und trat einen Schritt zurück:
»Wie findest du's, Ethie?« In meinen Augen war sie perfekt, egal, was sie trug. Aber an diesem Kleid war etwas, was ihre grünen Augen noch mehr strahlen, ihre tizianfarbenen Locken noch mehr glänzen und ihre Sommersprossen, die auch Puder nicht unsichtbar machen konnte, noch exotischer aussehen ließ.
»Du siehst schön aus«, sagte ich. »Wie ein Filmstar.« Sie beugte sich zu mir, zog mich an sich und hüllte mich in ihr neues grünes Kleid und ihr Parfüm.
»Ach, Ethie«, seufzte sie, »es ist wunderbar, wenn jemand einen schön nennt. Vor allem, wenn es mein liebes Töchterchen tut.« Ich habe wohl schon damals geahnt, dass der Kauf dieses Kleides als Strafe für irgendein Vergehen meines Vaters gedacht war. Wenn sie böse auf ihn war, bestand Moms Lösung darin, den Katalog durchzublättern und etwas zu bestellen, was sie sich nicht leisten konnten. Bei uns zu Hause kümmerte sich Dad um die Finanzen. Alles, was wir brauchten, einschließlich der wöchentlichen Lebensmitteleinkäufe, wurde angeschrieben, und am Ende jedes Monats war er es, der die Rechnungen bezahlte. Bevor meine Mutter arbeiten ging, konnte sie nur über die monatliche Familienzulage verfügen, zehn Dollar pro Kind. Irgendwie schien Dad zu glauben, dass dreißig Dollar für alle Extraausgaben reichen müssten.
»Es ist ein besonderes Kleid, oder?«, fragte Mom, und ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie mit dem, was sie sah, zufrieden war. Ich nickte, war mir aber ziemlich sicher, dass sie keine Antwort erwartete.
»Es ist ein Klassiker«, sagte sie, »und ich werde gut darauf aufpassen, damit du es tragen kannst, wenn du größer bist.« Jedes Mal, wenn sie das Kleid anzog, stellte ich mir vor, dass ich es eines Tages selbst anhaben würde. Doch es sollte anders kommen. Als ich in der Dunkelheit eine Bewegung wahrnahm, fuhr ich herum. Aber ich sah nur die zerzausten roten Locken und das erschrockene Gesicht eines elfjährigen Mädchens, das mir aus dem Spiegel entgegenstarrte. Das Blut pochte mir in den Ohren und ich schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Am anderen Ende des Flurs sah ich ins Wohnzimmer und ins Bad. Beide Räume waren leer. Dann ging ich in Richtung Küche und sah ihn meinen Vater, der allein im Dunkeln saß und aus dem Fenster starrte.
Irgendwie ahnte ich, dass es nicht die Zeit war, meinen kleinen Ablenkungstanz aufzuführen, mit dem ich so oft versuchte, ihn zurückzuholen, wenn er in seine Trancezustände versank. Plötzlich zuckte das Licht von Scheinwerfern über das Fenster. Ohne seinen Blick von der Straße zu wenden, nahm Dad die Zigarette aus dem Mund und drückte sie in der Untertasse aus. Ich schlich zurück in den Gang und ins Wohnzimmer hinein, wo ich mich bei den Frontfenstern an die Wand lehnte und eine Ecke der dünnen Vorhänge beiseite zog. Am Randstein draußen stand ein schwarz-weißes Auto. Lichtgefüllte Tröpfchen bedeckten die Windschutzscheibe und machten die Insassen unkenntlich. In dem Augenblick, als die Autotüren aufgingen, teilten sich die Schlafzimmergardinen auf der anderen Straßenseite. Mit einem Ruck wurden sie wieder zugezogen, aber so, dass ein kleiner Spalt offen blieb.
Mrs. Manson. Die Nachbarin, der nichts entgeht, so nannte Mom sie oder auch eine Wichtigtuerin. Und genau wie ich war sie gerade dabei, durch ihr Guckloch zu beobachten, wie vor unserem Haus zwei Polizisten aus dem Auto stiegen. Ich rannte aus dem Wohnzimmer und flüchtete die Treppe hinauf.
Atemlos setzte ich mich auf die Stufe über der Kehre und beugte mich vor, um besser lauschen zu können. Das Klopfen an der Tür, das unser Leben für immer verändern sollte, war leise. Schon beim ersten zögernden Pochen öffnete sich quietschend die Eingangstür. »Howard Coulter?« Die Stimme, die den Namen meines Vaters nannte, klang sehr jung. Noch jünger als die meines ältesten Bruders Frankie, der zwanzig war. Wie das Klopfen, so klang auch diese Stimme in meinen Ohren zu sanft und zu freundlich für einen Polizisten.
Mehr über unsere Autoren und Bücher: www.piper.de
Die Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel »Promise of Rain« im Quercus Verlag, London.
Von Donna Milner liegt im Piper Verlag vor: River
ISBN 978-3-492-05373-0
© 2009 by Donna Milner
© der deutschsprachigen Ausgabe:
Piper Verlag GmbH, München 2010
Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann, Leutkirch im Allgäu
Druck und Bindung: CPI Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
»Wie findest du's, Ethie?« In meinen Augen war sie perfekt, egal, was sie trug. Aber an diesem Kleid war etwas, was ihre grünen Augen noch mehr strahlen, ihre tizianfarbenen Locken noch mehr glänzen und ihre Sommersprossen, die auch Puder nicht unsichtbar machen konnte, noch exotischer aussehen ließ.
»Du siehst schön aus«, sagte ich. »Wie ein Filmstar.« Sie beugte sich zu mir, zog mich an sich und hüllte mich in ihr neues grünes Kleid und ihr Parfüm.
»Ach, Ethie«, seufzte sie, »es ist wunderbar, wenn jemand einen schön nennt. Vor allem, wenn es mein liebes Töchterchen tut.« Ich habe wohl schon damals geahnt, dass der Kauf dieses Kleides als Strafe für irgendein Vergehen meines Vaters gedacht war. Wenn sie böse auf ihn war, bestand Moms Lösung darin, den Katalog durchzublättern und etwas zu bestellen, was sie sich nicht leisten konnten. Bei uns zu Hause kümmerte sich Dad um die Finanzen. Alles, was wir brauchten, einschließlich der wöchentlichen Lebensmitteleinkäufe, wurde angeschrieben, und am Ende jedes Monats war er es, der die Rechnungen bezahlte. Bevor meine Mutter arbeiten ging, konnte sie nur über die monatliche Familienzulage verfügen, zehn Dollar pro Kind. Irgendwie schien Dad zu glauben, dass dreißig Dollar für alle Extraausgaben reichen müssten.
»Es ist ein besonderes Kleid, oder?«, fragte Mom, und ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie mit dem, was sie sah, zufrieden war. Ich nickte, war mir aber ziemlich sicher, dass sie keine Antwort erwartete.
»Es ist ein Klassiker«, sagte sie, »und ich werde gut darauf aufpassen, damit du es tragen kannst, wenn du größer bist.« Jedes Mal, wenn sie das Kleid anzog, stellte ich mir vor, dass ich es eines Tages selbst anhaben würde. Doch es sollte anders kommen. Als ich in der Dunkelheit eine Bewegung wahrnahm, fuhr ich herum. Aber ich sah nur die zerzausten roten Locken und das erschrockene Gesicht eines elfjährigen Mädchens, das mir aus dem Spiegel entgegenstarrte. Das Blut pochte mir in den Ohren und ich schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Am anderen Ende des Flurs sah ich ins Wohnzimmer und ins Bad. Beide Räume waren leer. Dann ging ich in Richtung Küche und sah ihn meinen Vater, der allein im Dunkeln saß und aus dem Fenster starrte.
Irgendwie ahnte ich, dass es nicht die Zeit war, meinen kleinen Ablenkungstanz aufzuführen, mit dem ich so oft versuchte, ihn zurückzuholen, wenn er in seine Trancezustände versank. Plötzlich zuckte das Licht von Scheinwerfern über das Fenster. Ohne seinen Blick von der Straße zu wenden, nahm Dad die Zigarette aus dem Mund und drückte sie in der Untertasse aus. Ich schlich zurück in den Gang und ins Wohnzimmer hinein, wo ich mich bei den Frontfenstern an die Wand lehnte und eine Ecke der dünnen Vorhänge beiseite zog. Am Randstein draußen stand ein schwarz-weißes Auto. Lichtgefüllte Tröpfchen bedeckten die Windschutzscheibe und machten die Insassen unkenntlich. In dem Augenblick, als die Autotüren aufgingen, teilten sich die Schlafzimmergardinen auf der anderen Straßenseite. Mit einem Ruck wurden sie wieder zugezogen, aber so, dass ein kleiner Spalt offen blieb.
Mrs. Manson. Die Nachbarin, der nichts entgeht, so nannte Mom sie oder auch eine Wichtigtuerin. Und genau wie ich war sie gerade dabei, durch ihr Guckloch zu beobachten, wie vor unserem Haus zwei Polizisten aus dem Auto stiegen. Ich rannte aus dem Wohnzimmer und flüchtete die Treppe hinauf.
Atemlos setzte ich mich auf die Stufe über der Kehre und beugte mich vor, um besser lauschen zu können. Das Klopfen an der Tür, das unser Leben für immer verändern sollte, war leise. Schon beim ersten zögernden Pochen öffnete sich quietschend die Eingangstür. »Howard Coulter?« Die Stimme, die den Namen meines Vaters nannte, klang sehr jung. Noch jünger als die meines ältesten Bruders Frankie, der zwanzig war. Wie das Klopfen, so klang auch diese Stimme in meinen Ohren zu sanft und zu freundlich für einen Polizisten.
Mehr über unsere Autoren und Bücher: www.piper.de
Die Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel »Promise of Rain« im Quercus Verlag, London.
Von Donna Milner liegt im Piper Verlag vor: River
ISBN 978-3-492-05373-0
© 2009 by Donna Milner
© der deutschsprachigen Ausgabe:
Piper Verlag GmbH, München 2010
Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann, Leutkirch im Allgäu
Druck und Bindung: CPI Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
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Autoren-Porträt von Donna Milner
Donna Milner lebt mit ihrem Mann im kanadischen Bundesstaat British Columbia. Nachdem ihr erster Roman "River" ein überwältigendes internationales Echo fand und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, widmete sie sich ganz dem Schreiben.
Bibliographische Angaben
- Autor: Donna Milner
- 2010, 391 Seiten, Maße: 13,5 x 20,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Sylvia Höfer
- Verlag: Piper Taschenbuch
- ISBN-10: 3492053734
- ISBN-13: 9783492053730
Rezension zu „Der Tag, an dem Marilyn starb “
»Der Autorin, die zuvor mit River für Aufsehen sorgte, ist erneut eine spannende, trotz der Zeitsprünge dichte Familiengeschichte gelungen. (...) Ausgehend von historischen Tatsachen erzählt Donna Milner, was der Krieg aus Menschen macht.« Ostthüringer Zeitung
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