Der Teufel und die Lady
Roman. Deutsche Erstausgabe
Evelinde soll den kaltherzigen Cullen heiraten. Doch schon bald entzünden seine Küsse heiße Liebe in ihr.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Der Teufel und die Lady “
Evelinde soll den kaltherzigen Cullen heiraten. Doch schon bald entzünden seine Küsse heiße Liebe in ihr.
Klappentext zu „Der Teufel und die Lady “
Er wird der "Teufel" genannt! Cullen Duncan ist der berüchtigste Clanführer von Schottland: stolz, kaltherzig und vielleicht noch Schlimmeres. Trotzdem hat die liebliche Evelinde gerade zugestimmt, diesen Mann zu heiraten. Denn was kann schon furchtbarer sein als das Leben mit ihrer grausamen Stiefmutter? Zwar sollte Evelinde besser auf der Hut sein wegen des schlechten Rufs, der Cullen vorauseilt. Doch wie, wenn sie sich seiner schier unglaublichen Anziehungskraft einfach nicht erwehren kann? Die Küsse des Highlanders entzünden ein verzehrendes Feuer in ihr, anders als alles, was sie jemals kannte
Er wird der Teufel genannt! Cullen Duncan ist der berüchtigste Clanführer von Schottland: stolz, kaltherzig - und vielleicht noch Schlimmeres. Trotzdem hat die liebliche Evelinde gerade zugestimmt, diesen Mann zu heiraten. Denn was kann schon furchtbarer sein als das Leben mit ihrer grausamen Stiefmutter? Zwar sollte Evelinde besser auf der Hut sein wegen des schlechten Rufs, der Cullen vorauseilt. Doch wie, wenn sie sich seiner schier unglaublichen Anziehungskraft einfach nicht erwehren kann? Die Küsse des Highlanders entzünden ein verzehrendes Feuer in ihr, anders als alles, was sie jemals kannte ...
Lese-Probe zu „Der Teufel und die Lady “
Der Teufel und die Lady von Lynsay Sands1. KAPITEL
Nordengland, 1273
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„Mylady!"
Der besorgte Ausruf ließ Evelinde im Gespräch mit dem Koch innehalten und herumfahren. Durch die Küche kam ihre Magd auf sie zugestürmt, sowohl Wut als auch Besorgnis im Blick. Diese Mischung wurde für gewöhnlich nur durch Eddas Handeln hervorgerufen. Evelinde fragte sich, was ihre Stiefmutter sich nun schon wieder hatte einfallen lassen, und versprach dem Koch hastig, die Besprechung des Speiseplans später fortzusetzen, bevor sie ihrer Magd entgegenging.
Mildrede ergriff Evelindes Hände, kaum dass sie ihre Herrin erreicht hatte. "Eure Stiefmutter verlangt nach Euch", verkündete sie, den Mund grimmig zusammengekniffen.
Etwas Derartiges hatte Evelinde bereits befürchtet, aber dennoch verzog sie das Gesicht. Edda ließ nur dann nach ihr schicken, wenn sie wieder einmal übler Stimmung war und sich aufheitern wollte, indem sie ihre unglückselige Stieftochter schikanierte. Einen Augenblick lang war Evelinde versucht, einfach zu übergehen, dass sie gerufen worden war und sich für den Rest des Tages eine Aufgabe fernab des Wohnturms der Burg zu suchen. Das jedoch würde die Stimmung dieser Frau - und die nachfolgenden Schikanen - nur verschlimmern.
"Dann werde ich wohl besser nachsehen, was sie wünscht", erwiderte Evelinde und drückte Mildrede beruhigend die Hände, bevor sie an ihr vorbeischritt.
"Sie hat gelächelt", warnte Mildrede, die sich an ihre Fersen heftete.
Evelinde hielt inne, die Hand bereits an der Tür zur großen Halle. Ein eisiger Schauer überlief sie. Eine lächelnde Edda war kein gutes Zeichen. Meist bedeutete es, dass Evelinde Ungemach bevorstand. Nicht dass diese Frau es je gewagt hätte, Evelinde zu schlagen, aber es gab Übleres - Aufgaben, die so unerquicklich waren, dass man Prügel beinahe vorgezogen hätte. Unsicher kaute sie auf ihrer Unterlippe. "Weißt du, was sie dieses Mal für einen Anlass hat?", wollte sie von ihrer Magd wissen.
"Nay, nein", entgegnete Mildrede bedauernd. "Sie war gerade dabei, Mac dafür zu schelten, dass er ihre Stute nicht genügend verhätschelt, als ein Bote des Königs eintraf. Sie las die Nachricht, lächelte und ließ nach Euch rufen."
"Oh." Evelinde atmete kaum merklich durch, straffte dann die Schultern, hob den Kopf und schritt energisch durch die Tür. Ihr blieb nichts anderes übrig - abgesehen davon zu hoffen, dass sie eines Tages von der Tyrannei und den Drangsalierungen ihrer Stiefmutter befreit würde.
"Ah, Evelinde!" Edda lächelte in der Tat - ein sehr breites, strahlendes Lächeln, das wahrlich nichts Gutes verhieß.
"Man hat mir mitgeteilt, dass Ihr mich zu sprechen wünscht?", fragte Evelinde ruhig. Hinter sich spürte sie Mildredes Anwesenheit. Die Magd bot ihr während Eddas kleinen Angriffen stets Rückendeckung.
"Aye, ja." Edda behielt ihr Grinsen bei und entblößte dabei ihre Zähne, oder vielmehr das, was von diesen noch übrig war. Die Hälfte fehlte, und die verbliebenen waren bräunlich und standen schief. Edda lächelte selten und wenn, dann nie so breit, dass man einen Blick auf den Zustand ihres Mundes erhaschen konnte. Dass sie es nun tat, ließ Evelindes Anspannung um das Zehnfache wachsen.
"Seit dem Tod deines Vaters ist es an mir, für dein Wohlergehen zu sorgen, und deine Zukunft wie auch dein Glück liegen mir sehr am Herzen, mein Kind", setzte Edda an.
Evelinde rang das spöttische Lächeln, das sich angesichts der geheuchelten Sorge Bahn zu brechen drohte, erfolgreich nieder. Ihr Vater, James d'Aumesbery, war ein guter Mann und ein loyaler Baron des Königs gewesen. Als Henry III. ihn aufgefordert hatte, die unbequeme Edda zu heiraten und auf diese Weise den Hof - an dem sie zu einer wahren Plage geworden war - von ihrer Gegenwart zu befreien, war Evelindes Vater dieser Verpflichtung anstandslos nachgekommen. Nicht so Edda. Sie hatte es übel aufgenommen, dass sie an einen Mann gebunden werden sollte, der lediglich eine Baronie hielt, und schien schon sofort bei ihrer Ankunft auf d'Aumesbery eine spontane Abneigung gegen Evelinde zu entwickeln.
Zunächst war es nicht allzu arg gewesen. Als Evelindes Vater und ihr Bruder Alexander noch dagewesen waren, hatte Edda sich ihr gegenüber zumindest höflich verhalten. Alexander jedoch war vor drei Jahren gemeinsam mit Prinz Edward zu einem Kreuzzug aufgebrochen. Zwar war der Prinz inzwischen zurückgekehrt und nach seines Vaters Tod zum König gekrönt worden, doch Alexander weilte immer noch in Tunis. Und schlimmer noch - kurz nach seinem Aufbruch war ihr Vater einem Brustleiden erlegen.
James d'Aumesbery war noch nicht einmal in der Familienkrypta beigesetzt worden, da hatte Edda schon ihre höfliche Maske abgenommen und ihre wahren Gefühle zutage treten lassen. Die vergangenen drei Jahre waren Evelinde wie die Hölle vorgekommen, und sie befürchtete, dass sie dieser Hölle niemals würde entfliehen können. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, die Rückkehr ihres Bruders abzuwarten, damit dieser sie verheiraten und sie sich weit weg von dieser Frau niederlassen konnte. Leider aber schien Alexander es nicht so eilig mit seiner Rückkehr zu haben.
"Ich habe beschlossen, dass es höchste Zeit ist, dich zu verheiraten", beschied Edda, "und der König ist ganz meiner Meinung."
"Was sie meint, ist, dass der König beschlossen hat, dass Ihr heiraten sollt, und sie sich dem Entschluss beugen musste", murmelte Mildrede in Evelindes Rücken so leise, dass Edda sie nicht hören konnte. "Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass sie freiwillig auf das Vergnügen verzichten würde, Euch zu schikanieren. Schließlich ist dies ihr liebster Zeitvertreib."
Evelinde aber hörte kaum, was ihre Magd sagte, denn sie war ganz damit beschäftigt, Eddas Worte aufzunehmen. Ein Teil von ihr fürchtete, dass es sich bei alldem lediglich um den grausamen Versuch Eddas handelte, ihr erst Hoffnung zu machen, nur um sie dann zu zerschlagen.
"Also habe ich einen Gemahl für dich ausgewählt, und der König hat einen Ehevertrag ausgehandelt", verkündete Edda würdevoll. "Gerade habe ich die Nachricht erhalten, dass alles bereit ist. Du wirst also heiraten."
Evelinde wartete. Sie wusste, dass da noch mehr war. Edda würde nun entweder erklären, dass dies alles nur ein Scherz gewesen sei, oder aber den Namen eines absolut grässlichen, muffigen alten Lords nennen, mit dem Evelinde ganz sicher unglücklich werden würde.
"Dein Verlobter ist bereits aufgebrochen und auf dem Weg hierher. Es ist der Laird of Donnachaidh", sagte Edda triumphierend, wobei sie den Namen Don-o-keh aussprach.
Evelinde keuchte. Dies war schlimmer als irgendein muffiger, alter Lord, dies war ... "Der Teufel von Donnachaidh?"
Eddas Gesichtsausdruck triefte vor gehässiger Schadenfreude. "Aye, und ich wünsche dir alles Unglück dieser Welt."
"Miststück!", zischte Mildrede hinter Evelinde wütend.
Evelinde ignorierte ihre Magd und schaffte es, Schrecken und Abscheu zurückzukämpfen und eine ausdruckslose Miene beizubehalten. Sie würde nicht noch zu Eddas Vergnügen beitragen, indem sie preisgab, wie hart dieser Schlag sie getroffen hatte. Der Teufel von Donnachaidh? Diese Frau hasste sie nicht nur, sondern sie musste sie zutiefst verabscheuen, wenn sie nicht davor zurückschreckte, sie diesem berüchtigten schottischen Laird zu geben.
"Und nun fort mit dir", sagte Edda, die offenbar auf ihre Kosten gekommen war. "Geh mir aus den Augen."
Evelinde nickte steif und wandte sich zum Gehen, wobei sie Mildredes Arm ergriff und sie aus der großen Halle und hinaus aus dem Wohnturm führte.
"Diese Kuh!", stieß Mildrede hervor, sobald das Portal hinter ihnen zugefallen war.
Evelinde zog die Magd zügig weiter über den Burghof in Richtung der Stallungen.
"Dieses niederträchtige, hässliche, herzlose Weibsstück!", schimpfte Mildrede weiter. "Sie hat ein Herz aus Stein und das passende Gesicht dazu. Der Leibhaftige muss herzlich gelacht haben an dem Tag, an dem der König Euren Vater zwang, diese Teufelin zu ehelichen."
Evelinde schenkte Mac, dem Stallmeister, ein dankbares Lächeln, als sie Mildrede in den Stall schob und dort ihr eigenes Pferd bereits gesattelt neben dem Rotschimmel vorfand, den Mac am liebsten ritt.
"Ich habe Eddas Lächeln gesehen, als sie diese Nachricht bekam", erklärte der Stallmeister. "Und ich hab mir gedacht, dass Euch ein Ausritt guttun wird, wenn sie erst einmal mit Euch fertig ist."
"Aye, ich danke dir, Mac." Evelinde schob Mildrede auf die Stute zu.
"Euer Vater würde sich im Grabe umdrehen", knurrte Mildrede, während Evelinde ihr aufs Pferd half.
Mac half Evelinde, sich ebenfalls auf den Pferderücken zu schwingen, und sie kam hinter der älteren Magd zu sitzen, die ihre Tirade ungehemmt fortsetzte. "Und Eure liebe, selige Mutter muss vor Wut schäumen und wird wünschen, dass sie noch am Leben wäre, um diesem Miststück Strähne um schlammbraune Strähne einzeln auszureißen."
Evelinde stieß ihrer Stute die Fersen in die Seite und trieb sie zu einem leichten Galopp an, als auch Mac aufgesessen war und dicht hinter ihr folgte.
"Ich sollte diesem garstigen Scheusal Gift in den Met tun", drohte Mildrede, während sie in gesetztem Galopp den Burghof überquerten und auf das Tor und die Zugbrücke zuhielten. "Es gibt niemanden auf der ganzen Burg, der mir dafür nicht dankbar wäre. Sie ist die widerlichste, habgierigste, kaltherzigste, durchtriebenste ... Ach!"
Evelinde lächelte schwach über Mildredes Gezänk. Sie hatten die Zugbrücke zur Hälfte gequert, als sie die Zügel schießen und ihre Stute Lady galoppieren ließ. Mit einem freudigen Wiehern schüttelte das Tier die Mähne und stürmte los. Evelinde blickte nicht erst zurück, um zu sehen, ob Mac ihr folgte, denn sie wusste, dass er mithalten würde. Zudem hatte sie alle Hände voll damit zu tun, die Zügel festzuhalten, da Mildrede sich an ihren Armen festklammerte, als fürchte sie, aus dem Sattel zu fallen.
Erst als Mildrede ihren Griff lockerte, zügelte Evelinde ihre Stute behutsam. Lady wurde sofort langsamer, sie war diesen Ablauf gewohnt. Jedes Mal, wenn Edda grausam oder gemein war, verlor Mildrede die Beherrschung, sodass Evelinde sie auf einen Ausritt mitnahm, um zu verhindern, dass sie etwas sagte oder tat, was ihr eine Strafe einhandeln mochte.
Als Lady wieder in eine gemächliche Gangart gefallen war, trieb Mac sein Pferd neben die Stute und hob fragend eine Augenbraue. Doch Evelinde schüttelte nur den Kopf. Ihr war nicht danach zu erklären, worin Eddas "freudige Botschaft" bestanden hatte. Es würde Mildrede nur aufs Neue aufbringen, und auch sie selbst war noch zu erschüttert. Anstatt ihre Zeit darauf zu verwenden, ihre Magd zu besänftigen, wäre Evelinde gern allein gewesen, um die Lage zu überdenken.
"Ihr könnt nun umkehren", sagte Mildrede. "Ich habe mich beruhigt. Ich werde zu dieser bösartigen Kreatur weder etwas sagen noch ihr etwas antun. Das wäre ohnehin Zeitverschwendung. Ich bin mir sicher, dass der Teufel etwas ganz Besonderes für sie bereithält, wenn sie einst abtritt. Wobei es für uns alle ein Segen wäre, wenn dies möglichst bald geschähe."
Evelinde rang sich ein schwaches Lächeln ab, brachte aber nicht die Kraft für eine Antwort auf. Stattdessen hielt sie ihr Pferd an und sah zum Stallmeister hinüber. "Würdest du Mildrede zurückbringen, Mac?"
"Werdet Ihr nicht mit uns zurückreiten, Mylady?", fragte Mac besorgt. "Noch nicht", erwiderte Evelinde. "Ich würde gerne eine Weile allein sein."
Mac zögerte, nickte dann aber und hob Mildrede mühelos von Ladys Rücken auf den seines eigenen Pferdes. Mac war nicht besonders groß und von eher drahtigem Körperbau, aber er war erstaunlich stark.
"Reitet nicht allzu weit, damit Ihr nicht in Schwierigkeiten geratet", sagte er warnend. "Und bleibt nicht zu lange hier draußen, ansonsten werde ich nach Euch suchen."
Evelinde nickte und sah den beiden dann nach, die den Rückweg sehr viel gemäßigter antraten als den Hinweg. Die Art und Weise, auf die Mac den Kopf zu Mildrede hinabneigte, sagte Evelinde, dass die Magd dem Stallmeister erklärte, was vorgefallen war und was noch bevorstand.
Eine Hochzeit. Mit dem Teufel von Donnachaidh.
Evelinde schluckte gegen die Angst an, die ihr die Kehle zuschnürte. Sie lenkte ihr Pferd auf eine kleine Lichtung zu, die ihr besonders gefiel. Das offene Terrain war nicht groß und zog sich an einer Stelle des Flusses entlang, an der sich ein kleiner Wasserfall befand. Dieser war nicht einmal mannshoch, aber dennoch berückend schön.
Evelinde ritt Lady ans Ufer, damit die Stute trinken konnte, und glitt von ihrem Rücken. Während sie auf das Wasser blickte, strich sie mit der Hand geistesabwesend über den Hals des Pferdes.
Sie hatte diesen Ort immer als beruhigend empfunden. Hierher kam sie mit all ihren Kümmernissen und Sorgen. Für gewöhnlich trugen das Plätschern des Wassers und der feine Sprühnebel, den das herabrauschende Nass in die Luft zauberte, all ihre Trübsal mit sich fort, und Evelinde fühlte sich stets besser, wenn sie ging. Dieses Mal war sie sich allerdings nicht sicher, ob das auch geschehen würde. Sie hatte so eine Ahnung, dass eine Menge Wasser nötig wäre, um diese neue Sorge fortzutragen.
...
Übersetzung: Nina Hawranke
© Mira Taschenbuch
„Mylady!"
Der besorgte Ausruf ließ Evelinde im Gespräch mit dem Koch innehalten und herumfahren. Durch die Küche kam ihre Magd auf sie zugestürmt, sowohl Wut als auch Besorgnis im Blick. Diese Mischung wurde für gewöhnlich nur durch Eddas Handeln hervorgerufen. Evelinde fragte sich, was ihre Stiefmutter sich nun schon wieder hatte einfallen lassen, und versprach dem Koch hastig, die Besprechung des Speiseplans später fortzusetzen, bevor sie ihrer Magd entgegenging.
Mildrede ergriff Evelindes Hände, kaum dass sie ihre Herrin erreicht hatte. "Eure Stiefmutter verlangt nach Euch", verkündete sie, den Mund grimmig zusammengekniffen.
Etwas Derartiges hatte Evelinde bereits befürchtet, aber dennoch verzog sie das Gesicht. Edda ließ nur dann nach ihr schicken, wenn sie wieder einmal übler Stimmung war und sich aufheitern wollte, indem sie ihre unglückselige Stieftochter schikanierte. Einen Augenblick lang war Evelinde versucht, einfach zu übergehen, dass sie gerufen worden war und sich für den Rest des Tages eine Aufgabe fernab des Wohnturms der Burg zu suchen. Das jedoch würde die Stimmung dieser Frau - und die nachfolgenden Schikanen - nur verschlimmern.
"Dann werde ich wohl besser nachsehen, was sie wünscht", erwiderte Evelinde und drückte Mildrede beruhigend die Hände, bevor sie an ihr vorbeischritt.
"Sie hat gelächelt", warnte Mildrede, die sich an ihre Fersen heftete.
Evelinde hielt inne, die Hand bereits an der Tür zur großen Halle. Ein eisiger Schauer überlief sie. Eine lächelnde Edda war kein gutes Zeichen. Meist bedeutete es, dass Evelinde Ungemach bevorstand. Nicht dass diese Frau es je gewagt hätte, Evelinde zu schlagen, aber es gab Übleres - Aufgaben, die so unerquicklich waren, dass man Prügel beinahe vorgezogen hätte. Unsicher kaute sie auf ihrer Unterlippe. "Weißt du, was sie dieses Mal für einen Anlass hat?", wollte sie von ihrer Magd wissen.
"Nay, nein", entgegnete Mildrede bedauernd. "Sie war gerade dabei, Mac dafür zu schelten, dass er ihre Stute nicht genügend verhätschelt, als ein Bote des Königs eintraf. Sie las die Nachricht, lächelte und ließ nach Euch rufen."
"Oh." Evelinde atmete kaum merklich durch, straffte dann die Schultern, hob den Kopf und schritt energisch durch die Tür. Ihr blieb nichts anderes übrig - abgesehen davon zu hoffen, dass sie eines Tages von der Tyrannei und den Drangsalierungen ihrer Stiefmutter befreit würde.
"Ah, Evelinde!" Edda lächelte in der Tat - ein sehr breites, strahlendes Lächeln, das wahrlich nichts Gutes verhieß.
"Man hat mir mitgeteilt, dass Ihr mich zu sprechen wünscht?", fragte Evelinde ruhig. Hinter sich spürte sie Mildredes Anwesenheit. Die Magd bot ihr während Eddas kleinen Angriffen stets Rückendeckung.
"Aye, ja." Edda behielt ihr Grinsen bei und entblößte dabei ihre Zähne, oder vielmehr das, was von diesen noch übrig war. Die Hälfte fehlte, und die verbliebenen waren bräunlich und standen schief. Edda lächelte selten und wenn, dann nie so breit, dass man einen Blick auf den Zustand ihres Mundes erhaschen konnte. Dass sie es nun tat, ließ Evelindes Anspannung um das Zehnfache wachsen.
"Seit dem Tod deines Vaters ist es an mir, für dein Wohlergehen zu sorgen, und deine Zukunft wie auch dein Glück liegen mir sehr am Herzen, mein Kind", setzte Edda an.
Evelinde rang das spöttische Lächeln, das sich angesichts der geheuchelten Sorge Bahn zu brechen drohte, erfolgreich nieder. Ihr Vater, James d'Aumesbery, war ein guter Mann und ein loyaler Baron des Königs gewesen. Als Henry III. ihn aufgefordert hatte, die unbequeme Edda zu heiraten und auf diese Weise den Hof - an dem sie zu einer wahren Plage geworden war - von ihrer Gegenwart zu befreien, war Evelindes Vater dieser Verpflichtung anstandslos nachgekommen. Nicht so Edda. Sie hatte es übel aufgenommen, dass sie an einen Mann gebunden werden sollte, der lediglich eine Baronie hielt, und schien schon sofort bei ihrer Ankunft auf d'Aumesbery eine spontane Abneigung gegen Evelinde zu entwickeln.
Zunächst war es nicht allzu arg gewesen. Als Evelindes Vater und ihr Bruder Alexander noch dagewesen waren, hatte Edda sich ihr gegenüber zumindest höflich verhalten. Alexander jedoch war vor drei Jahren gemeinsam mit Prinz Edward zu einem Kreuzzug aufgebrochen. Zwar war der Prinz inzwischen zurückgekehrt und nach seines Vaters Tod zum König gekrönt worden, doch Alexander weilte immer noch in Tunis. Und schlimmer noch - kurz nach seinem Aufbruch war ihr Vater einem Brustleiden erlegen.
James d'Aumesbery war noch nicht einmal in der Familienkrypta beigesetzt worden, da hatte Edda schon ihre höfliche Maske abgenommen und ihre wahren Gefühle zutage treten lassen. Die vergangenen drei Jahre waren Evelinde wie die Hölle vorgekommen, und sie befürchtete, dass sie dieser Hölle niemals würde entfliehen können. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, die Rückkehr ihres Bruders abzuwarten, damit dieser sie verheiraten und sie sich weit weg von dieser Frau niederlassen konnte. Leider aber schien Alexander es nicht so eilig mit seiner Rückkehr zu haben.
"Ich habe beschlossen, dass es höchste Zeit ist, dich zu verheiraten", beschied Edda, "und der König ist ganz meiner Meinung."
"Was sie meint, ist, dass der König beschlossen hat, dass Ihr heiraten sollt, und sie sich dem Entschluss beugen musste", murmelte Mildrede in Evelindes Rücken so leise, dass Edda sie nicht hören konnte. "Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass sie freiwillig auf das Vergnügen verzichten würde, Euch zu schikanieren. Schließlich ist dies ihr liebster Zeitvertreib."
Evelinde aber hörte kaum, was ihre Magd sagte, denn sie war ganz damit beschäftigt, Eddas Worte aufzunehmen. Ein Teil von ihr fürchtete, dass es sich bei alldem lediglich um den grausamen Versuch Eddas handelte, ihr erst Hoffnung zu machen, nur um sie dann zu zerschlagen.
"Also habe ich einen Gemahl für dich ausgewählt, und der König hat einen Ehevertrag ausgehandelt", verkündete Edda würdevoll. "Gerade habe ich die Nachricht erhalten, dass alles bereit ist. Du wirst also heiraten."
Evelinde wartete. Sie wusste, dass da noch mehr war. Edda würde nun entweder erklären, dass dies alles nur ein Scherz gewesen sei, oder aber den Namen eines absolut grässlichen, muffigen alten Lords nennen, mit dem Evelinde ganz sicher unglücklich werden würde.
"Dein Verlobter ist bereits aufgebrochen und auf dem Weg hierher. Es ist der Laird of Donnachaidh", sagte Edda triumphierend, wobei sie den Namen Don-o-keh aussprach.
Evelinde keuchte. Dies war schlimmer als irgendein muffiger, alter Lord, dies war ... "Der Teufel von Donnachaidh?"
Eddas Gesichtsausdruck triefte vor gehässiger Schadenfreude. "Aye, und ich wünsche dir alles Unglück dieser Welt."
"Miststück!", zischte Mildrede hinter Evelinde wütend.
Evelinde ignorierte ihre Magd und schaffte es, Schrecken und Abscheu zurückzukämpfen und eine ausdruckslose Miene beizubehalten. Sie würde nicht noch zu Eddas Vergnügen beitragen, indem sie preisgab, wie hart dieser Schlag sie getroffen hatte. Der Teufel von Donnachaidh? Diese Frau hasste sie nicht nur, sondern sie musste sie zutiefst verabscheuen, wenn sie nicht davor zurückschreckte, sie diesem berüchtigten schottischen Laird zu geben.
"Und nun fort mit dir", sagte Edda, die offenbar auf ihre Kosten gekommen war. "Geh mir aus den Augen."
Evelinde nickte steif und wandte sich zum Gehen, wobei sie Mildredes Arm ergriff und sie aus der großen Halle und hinaus aus dem Wohnturm führte.
"Diese Kuh!", stieß Mildrede hervor, sobald das Portal hinter ihnen zugefallen war.
Evelinde zog die Magd zügig weiter über den Burghof in Richtung der Stallungen.
"Dieses niederträchtige, hässliche, herzlose Weibsstück!", schimpfte Mildrede weiter. "Sie hat ein Herz aus Stein und das passende Gesicht dazu. Der Leibhaftige muss herzlich gelacht haben an dem Tag, an dem der König Euren Vater zwang, diese Teufelin zu ehelichen."
Evelinde schenkte Mac, dem Stallmeister, ein dankbares Lächeln, als sie Mildrede in den Stall schob und dort ihr eigenes Pferd bereits gesattelt neben dem Rotschimmel vorfand, den Mac am liebsten ritt.
"Ich habe Eddas Lächeln gesehen, als sie diese Nachricht bekam", erklärte der Stallmeister. "Und ich hab mir gedacht, dass Euch ein Ausritt guttun wird, wenn sie erst einmal mit Euch fertig ist."
"Aye, ich danke dir, Mac." Evelinde schob Mildrede auf die Stute zu.
"Euer Vater würde sich im Grabe umdrehen", knurrte Mildrede, während Evelinde ihr aufs Pferd half.
Mac half Evelinde, sich ebenfalls auf den Pferderücken zu schwingen, und sie kam hinter der älteren Magd zu sitzen, die ihre Tirade ungehemmt fortsetzte. "Und Eure liebe, selige Mutter muss vor Wut schäumen und wird wünschen, dass sie noch am Leben wäre, um diesem Miststück Strähne um schlammbraune Strähne einzeln auszureißen."
Evelinde stieß ihrer Stute die Fersen in die Seite und trieb sie zu einem leichten Galopp an, als auch Mac aufgesessen war und dicht hinter ihr folgte.
"Ich sollte diesem garstigen Scheusal Gift in den Met tun", drohte Mildrede, während sie in gesetztem Galopp den Burghof überquerten und auf das Tor und die Zugbrücke zuhielten. "Es gibt niemanden auf der ganzen Burg, der mir dafür nicht dankbar wäre. Sie ist die widerlichste, habgierigste, kaltherzigste, durchtriebenste ... Ach!"
Evelinde lächelte schwach über Mildredes Gezänk. Sie hatten die Zugbrücke zur Hälfte gequert, als sie die Zügel schießen und ihre Stute Lady galoppieren ließ. Mit einem freudigen Wiehern schüttelte das Tier die Mähne und stürmte los. Evelinde blickte nicht erst zurück, um zu sehen, ob Mac ihr folgte, denn sie wusste, dass er mithalten würde. Zudem hatte sie alle Hände voll damit zu tun, die Zügel festzuhalten, da Mildrede sich an ihren Armen festklammerte, als fürchte sie, aus dem Sattel zu fallen.
Erst als Mildrede ihren Griff lockerte, zügelte Evelinde ihre Stute behutsam. Lady wurde sofort langsamer, sie war diesen Ablauf gewohnt. Jedes Mal, wenn Edda grausam oder gemein war, verlor Mildrede die Beherrschung, sodass Evelinde sie auf einen Ausritt mitnahm, um zu verhindern, dass sie etwas sagte oder tat, was ihr eine Strafe einhandeln mochte.
Als Lady wieder in eine gemächliche Gangart gefallen war, trieb Mac sein Pferd neben die Stute und hob fragend eine Augenbraue. Doch Evelinde schüttelte nur den Kopf. Ihr war nicht danach zu erklären, worin Eddas "freudige Botschaft" bestanden hatte. Es würde Mildrede nur aufs Neue aufbringen, und auch sie selbst war noch zu erschüttert. Anstatt ihre Zeit darauf zu verwenden, ihre Magd zu besänftigen, wäre Evelinde gern allein gewesen, um die Lage zu überdenken.
"Ihr könnt nun umkehren", sagte Mildrede. "Ich habe mich beruhigt. Ich werde zu dieser bösartigen Kreatur weder etwas sagen noch ihr etwas antun. Das wäre ohnehin Zeitverschwendung. Ich bin mir sicher, dass der Teufel etwas ganz Besonderes für sie bereithält, wenn sie einst abtritt. Wobei es für uns alle ein Segen wäre, wenn dies möglichst bald geschähe."
Evelinde rang sich ein schwaches Lächeln ab, brachte aber nicht die Kraft für eine Antwort auf. Stattdessen hielt sie ihr Pferd an und sah zum Stallmeister hinüber. "Würdest du Mildrede zurückbringen, Mac?"
"Werdet Ihr nicht mit uns zurückreiten, Mylady?", fragte Mac besorgt. "Noch nicht", erwiderte Evelinde. "Ich würde gerne eine Weile allein sein."
Mac zögerte, nickte dann aber und hob Mildrede mühelos von Ladys Rücken auf den seines eigenen Pferdes. Mac war nicht besonders groß und von eher drahtigem Körperbau, aber er war erstaunlich stark.
"Reitet nicht allzu weit, damit Ihr nicht in Schwierigkeiten geratet", sagte er warnend. "Und bleibt nicht zu lange hier draußen, ansonsten werde ich nach Euch suchen."
Evelinde nickte und sah den beiden dann nach, die den Rückweg sehr viel gemäßigter antraten als den Hinweg. Die Art und Weise, auf die Mac den Kopf zu Mildrede hinabneigte, sagte Evelinde, dass die Magd dem Stallmeister erklärte, was vorgefallen war und was noch bevorstand.
Eine Hochzeit. Mit dem Teufel von Donnachaidh.
Evelinde schluckte gegen die Angst an, die ihr die Kehle zuschnürte. Sie lenkte ihr Pferd auf eine kleine Lichtung zu, die ihr besonders gefiel. Das offene Terrain war nicht groß und zog sich an einer Stelle des Flusses entlang, an der sich ein kleiner Wasserfall befand. Dieser war nicht einmal mannshoch, aber dennoch berückend schön.
Evelinde ritt Lady ans Ufer, damit die Stute trinken konnte, und glitt von ihrem Rücken. Während sie auf das Wasser blickte, strich sie mit der Hand geistesabwesend über den Hals des Pferdes.
Sie hatte diesen Ort immer als beruhigend empfunden. Hierher kam sie mit all ihren Kümmernissen und Sorgen. Für gewöhnlich trugen das Plätschern des Wassers und der feine Sprühnebel, den das herabrauschende Nass in die Luft zauberte, all ihre Trübsal mit sich fort, und Evelinde fühlte sich stets besser, wenn sie ging. Dieses Mal war sie sich allerdings nicht sicher, ob das auch geschehen würde. Sie hatte so eine Ahnung, dass eine Menge Wasser nötig wäre, um diese neue Sorge fortzutragen.
...
Übersetzung: Nina Hawranke
© Mira Taschenbuch
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Autoren-Porträt von Lynsay Sands
Die kanadische Autorin Lynsay Sands hat zahlreiche zeitgenössische und historische Romane verfasst. Sie hat Psychologie studiert, liest gern Horror und Liebesromane und ist der Ansicht, dass ein wenig Humor in allen Lebenslagen hilft.
Bibliographische Angaben
- Autor: Lynsay Sands
- 2012, 348 Seiten, Maße: 12,5 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Hawranke, Nina
- Übersetzer: Nina Hawranke
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3899419839
- ISBN-13: 9783899419832
Rezension zu „Der Teufel und die Lady “
1. "In ihrem unnachahmlich witzigen Stil erzählt Lynsay Sands eine wunderbare Liebesgeschichte voller Intrigen und Überraschungen." www.romantictimes.com 2. "Amüsant, sinnlich, romantisch: "Der Teufel und die Lady" und Lynsay Sands zaubern ein Lächeln auf Ihr Gesicht." www.aromancereview.com
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