"Der Weihnachtsmord" und "Das Weihnachtsrätsel"
- Der Weihnachtsmord: Vikar Dominic Corde und seine Frau Clarice übernehmen in Cottisham über Weihnachten eine Urlaubsvertreung. Als seltsame Dinge im Pfarrhaus geschehen, macht Clarice eine fürchterliche...
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Produktinformationen zu „"Der Weihnachtsmord" und "Das Weihnachtsrätsel" “
- Der Weihnachtsmord: Vikar Dominic Corde und seine Frau Clarice übernehmen in Cottisham über Weihnachten eine Urlaubsvertreung. Als seltsame Dinge im Pfarrhaus geschehen, macht Clarice eine fürchterliche Entdeckung.
- Das Weihnachtsrätsel
Weihnachtsspannung mal ganz klassisch: mit zwei wunderbaren und "faszinierenden Mordgeschichten aus dem spätviktorianischen England."
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
Lese-Probe zu „"Der Weihnachtsmord" und "Das Weihnachtsrätsel" “
Der Weihnachtsmord von Anne Perry... mehr
Clarice Corde lehnte sich in ihrem Sitz zurück, als der Zug in eine Dampfwolke gehüllt aus dem Bahnhof fuhr. Rußflocken wirbelten durch die Luft, und die Lokomotive nahm schnaubend Geschwindigkeit auf. Der Regen prasselte so heftig gegen das Fenster, dass sie die glitzernden Dächer Londons kaum noch sehen konnte. Es war der 14. Dezember 1 890, zehn Tage vor Weihnachten. Sie war erst ein gutes Jahr verheiratet und noch nicht vertraut mit ihrer Rolle als Pfarrersfrau, die sie nur äußerst mühsam spielen konnte, da ihr Gehorsam oder Taktgefühl nicht gegeben war. Aber Dominic zuliebe versuchte sie es zumindest.
Sie betrachtete ihn von der Seite und merkte, dass er tief in Gedanken versunken war. Sie wusste, dass er sich wegen der unerwartet gebotenen Gelegenheit, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, Sorgen machte. Der betagte Reverend Mr. Wynter hatte einen wohlverdienten Urlaub angetreten, weshalb die Gemeinde des kleinen Dorfs Cottisham jemanden brauchte, der sich in der Weihnachtszeit um die Gemeinde kümmerte.
Dominic hatte die Gelegenheit beim Schopf gepackt.
Er war ein Witwer gewesen, der den Vergnügungen des Lebens abgeschworen und erst recht spät das geistliche Amt angenommen hatte. Vielleicht war Clarice die Einzige, die hinter seinem guten Aussehen und seiner ungezwungenen Art die Zweifel sah. Sie wusste, dass er seine Schwächen genauso gut kannte wie die Kraft seiner Träume, und liebte ihn deshalb umso inniger.
Er blickte auf und lächelte. Wie so oft wurde ihr ganz warm ums Herz, weil er sich ausgerechnet für sie entschieden hatte: für die schwierige Schwester, die ihre Zunge nicht hüten konnte und diesen empörenden Sinn für Humor besaß, und nicht für eine der verlässlicheren und an Konventionen gebundenen Schönheiten, die um seine Aufmerksamkeit buhlten.
Die Gelegenheit, nach Cottisham in die Grafschaft Hertfordshire gehen zu können, war das schönste Weihnachtsgeschenk, das sie sich denken konnten. So konnten sie dem Dienst unter Reverend Mr. Spindlewood in dem trostlosen Industriegebiet in London entkommen, in das Dominic als Diener Gottes geschickt worden war.
Wie konnte sie ihn nur davon überzeugen, dass seine neuen Gemeindemitglieder vor allem Geduld von ihm erwarteten und dass er ihnen zuhören, Trost spenden und die Weihnachtsbotschaft vom Frieden auf Erden verkünden sollte?
Sie griff nach seinem Arm und drückte ihn kurz. »Alles wird gut gehen«, sagte sie zuversichtlich. »Wir werden unsere Freude auf dem Land haben.«
Er lächelte sie mit seinen dunklen wachen Augen an und wusste genau, was sie ihm sagen wollte.
Das Dorf war wirklich sehr schön, auch wenn es kaum mehr war als ein weitläufiger Anger mit einem Ententeich und ein paar Häusern drum herum. Viele Häuser hatten Strohdächer. Die winterlich kahlen Gärten machten einen gepflegten Eindruck. Vielleicht ein halbes Dutzend schmale Wege wanden sich in die nahen Wälder und die dahinter liegenden Felder. Die Kirche im angelsächsischen Stil hatte ein Schieferdach und einen viereckigen Turm, der zu den windzerzausten Wolken emporragte.
Die Kutsche, die sie vom Bahnhof hergebracht hatte, fuhr vor das weitläufige, steinerne Pfarrhaus. Der Fahrer stellte ihr Gepäck auf dem Kies ab und fuhr wieder fort.
Clarice blickte zunächst auf die geschlossene Eingangstür und dann auf die schönen Fenster im georgianischen Stil. Das Haus war wunderschön, wirkte aber irgendwie nicht einladend, so als ob ihre Ankunft gar nicht bemerkt würde und sie vergebens an die Eichentür klopfen würden. Das war nun ihr Zuhause. Dominics Herausforderung und Chance bestand darin, den Gottesdienst ganz alleine abzuhalten und zu predigen, ohne dass sich der Reverend Mr. Spindlewood immerzu einmischte. Clarice musste jetzt Begeisterung zeigen, auch wenn sie in ihrem Innersten Zweifel oder Einsamkeit verspürte. Das war der tiefere Sinn des christlichen Glaubens. Es ist leicht, fröhlich zu sein, wenn man sich frisch fühlt und die Sonne scheint.
Sie blickte Dominic an, ging dann auf die Eingangstür zu und schlug mit dem Löwenkopf-Klopfer forsch an die Tür.
Im Inneren des Hauses blieb es völlig still.
»Bleib du beim Gepäck«, sagte Dominic ruhig. »Ich gehe zum nächsten Haus. Sicherlich wurde der Schlüssel irgendwo hinterlegt.«
Aber noch bevor er ein paar Schritte tun konnte, kam eine füllige Frau herbeigestürmt. Das Haar hatte sie zu einem unordentlichen Knoten aufgetürmt. Sie kämpfte gegen den Wind an und konnte ihren Schal nur mit Mühe um die Schultern halten.
»Is ja gut. Is ja gut. Ich komme ja schon!«, rief sie laut. »Immer mit der Ruhe! Schneit ja noch nich mal. Sie sind bestimmt der Reverend Mr. Corde. Und Mrs. Corde, nehm ich mal an?« Sie blieb vor den beiden stehen und musterte Clarice argwöhnisch. »Ich denk mal, Sie wissen, wie man im Haus und so zurechtkommt?«, sagte sie beinahe vorwurfsvoll. »Ich bin Mrs. Wellbeloved. Ich kümmere mich um den Pfarrer, aber ich kann nur das Gröbste für Sie machen, weil Verwandte zu Weihnachten kommen. Brauch auch mal Urlaub. Es ist nicht gut, wenn man sich das ganze Jahr so abrackert. Sollte man auch nicht von mir erwarten.«
»Natürlich erwarten wir nichts dergleichen«, stimmte ihr Clarice zu, obwohl sie eigentlich genau damit gerechnet hatte. »Wenn Sie mir nur zeigen, wo ich alles finde, und mir mit der Wäsche zur Hand gehen, bin ich voll und ganz zufrieden.«
Mrs. Wellbeloved schien besänftigt. Sie zog einen großen Schlüssel aus der Tasche, schloss die Tür auf und führte sie ins Haus.
Clarice folgte ihr. Sie war von der wohligen Atmosphäre im Inneren angenehm überrascht, obwohl der Pfarrer schon ein paar Tage weg war. Es roch nach Lavendel und Bienenwachs, und ein zarter, erdiger Chrysanthemenduft erfüllte den Raum. Alles sah sauber aus: der Holzfußboden, der Tisch in der Diele, die Türen, die nach links und rechts abgingen, und die Treppe, die oben zu einem breiten Gang führte. Auf dem Boden stand eine große Vase mit Zweigen mit goldenen und bronzefarbenen Blättern. Auch wenn Mrs. Wellbeloved nicht gerade zuvorkommend war, so schien sie doch eine ausgezeichnete Haushälterin zu sein.
»Werden sich bestimmt wohl hier fühlen«, sagte sie eher Dominic als Clarice zugewandt. Es klang wie ein Befehl. »Die Leute hier sind anständig. Gehen regelmäßig in die Kirche und spenden für die Armen. Wird nicht viel Arbeit für sie sein, außer dem Gottesdienst natürlich. Machen Sie's so, dass der Pfarrer gleich weitermachen kann. Hat Ihnen sicher eine Liste gegeben mit Leuten, die Sie besuchen müssen. Wenn nicht, kann ich Ihnen das auch sagen.« Sie machte die Tür zum Wohnzimmer auf, zeigte ihnen ein gemütliches Zimmer mit breitem Kamin und einem Erker und machte die Tür sogleich wieder zu. »Sie müssen alle Gottesdienste regelmäßig abhalten«, fuhr sie fort und ging schnell zur Küche. »Den Küster brauchen Sie ja wohl nicht. Wenn doch, wohnt er die Erste rechts, in der Glebe Road. Gravedigger ist dann das zweite Haus auf der anderen Seite.«
»Vielen Dank, Mrs. Wellbeloved.« Dominic vermied es, Clarice anzuschauen, und antwortete, ohne eine Miene zu verziehen.
»Komm dann fürs Gröbste, außer natürlich an den Weihnachtsfeiertagen. Koks und Kohle sind genug da und bestimmt auch Anzündholz. Wenn nicht, können Sie im Wald so viel Sie wollen auflesen. Brennt am besten, wenn man es vorher anständig trocknet. Sie müssen auch Harry ausführen. Das kann ich nicht auch noch tun.«
»Harry?«, fragte Dominic verdutzt.
»Ja, Harry.« Mrs. Wellbeloved warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Der Hund! Hat Ihnen der Pfarrer nichts gesagt? Ist ein Retriever. Ein Goldstück, wenn Sie ihn nur richtig behandeln. Und Etta. Die braucht eigentlich gar nichts, außer Essensreste und Milch. Die sorgt schon für sich selbst.«
»Etta ist wohl eine Katze?«, vermutete Clarice.
Diese Unkenntnis schien Mrs. Wellbeloved zu beschwichtigen.
»Fängt fleißig Mäuse. Nicht gerade schön, aber fleißig. Am Schluss hat sie alle gefangen.« Sie sagte das mit Genugtuung, als ob sie sich mit dem Tier identifizierte und sich dabei indirekt selbst beschriebe.
Clarice konnte nicht umhin zu lächeln. »Vielen Dank. Ich glaube, wir werden uns prächtig verstehen. Und danke für die Einführung. Wir trinken jetzt eine Tasse Tee und packen dann aus.«
»Für heute ist alles da«, bekräftigte Mrs. Wellbeloved. »Wildpastete in der Speisekammer und ganz viel Gemüse, was es eben zu dieser Jahreszeit so gibt. Essen Sie Zwiebeln. Der Pfarrer mochte sie besonders gerne. Er sagte immer, heiße Zwiebelsuppe ist bei einer Erkältung das Beste auf der Welt. Stinkt zwar schlimmer als Whisky, dafür bleibt man aber nüchtern.« Sie blickte Dominic scharf in die Augen.
Unerschrocken erwiderte er den Blick und lächelte dann.
Mrs. Wellbeloved brummelte etwas, errötete bis über beide Ohren und wandte sich schnell ab. »Edel ist, wer edel handelt«, knurrte sie leise vor sich hin.
Clarice dankte ihr nochmals und brachte sie zur Tür. Ihr war nun klar, dass sie sich in ihrer neuen, vorübergehenden Bleibe alleine zurechtfinden musste. Aber erst einmal wollte sie eine Tasse Tee. Die Reise war lang gewesen, und der kürzeste Tag des Jahres stand bevor. Über den Bäumen brauten sich Sturmwolken zusammen, und es dämmerte bereits.
Schöner hätte sie es nicht antreffen können. Das Haus besaß Charme und Individualität. Die Möbel waren zwar abgewohnt, aber gut gepflegt. Eigentlich passte eins nicht so recht zum anderen, als ob jedes einzelne Stück je nach Gelegenheit dazugekommen wäre, und doch fügte sich alles zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Möbelstücke aus Eiche, Mahagoni und Nussbaumholz, durch die Jahre verbunden, standen dicht beieinander. Schnitzereien aus elisabethanischer Zeit störten sich nicht an der georgianischen Einfachheit. Alles schien seinen Zweck zu erfüllen, außer einem Tischchen mit fein gedrechselten Beinen, das, so glaubte Clarice, einfach nur ein besonders geliebtes Möbelstück war.
Die Auswahl der Bilder an der Wand hatte eindeutig jemand ganz persönlich getroffen: ein Aquarell von Bamburgh Castle, das, die Nordsee im Hintergrund, aus dem hellen Sand der Küste von Northumberland emporragte; Fischerboote in den Niederlanden; mehrere Bleistiftzeichnungen kahler Bäume; Bleistift- und Tuschezeichnungen von Äckern im Winter. Die Bilder strahlten außergewöhnliche Ruhe aus. Clarices Blick blieb immer wieder darauf haften. Oben fand sie noch eine Zeichnung der RievaulxAbbey, deren nackte Säulen und teils eingefallene Wände sich den Wolken entgegenreckten.
»Schau dir das mal an«, rief sie Dominic zu, der gerade die letzte Kiste in den Abstellraum brachte. »Herrlich, nicht?«
Er räumte die Kiste weg, bevor er sich hinter sie stellte und den Arm um ihre Schultern legte. »Ja«, stimmte er ihr zu und sah die Zeichnung genau an. »Sie gefällt mir sehr gut.« Er blickte auf die Signatur. »Hast du gesehen? Er hat sie selbst gemacht!«
»Wirklich?«
»Der Bischof sagte mir schon, er male«, erwiderte er.
»Allerdings erwähnte er nicht, wie gut er das kann. Das Bild hat sowohl Ausdruckskraft als auch Anmut. Finde ich jedenfalls. Ich freue mich schon darauf, ihn kennenzulernen, wenn er aus dem Urlaub kommt.«
Clarice nahm einen Hauch von Bedauern in seiner Stimme wahr. Diese drei Wochen würden viel zu schnell vergehen. Danach müssten sie wieder zu Mr. Spindlewood nach London zurückkehren. Bis dahin musste Dominic beweisen, dass er sich alleine um die Dorfgemeinde kümmern konnte, dass er klug und einfühlsam und ein geduldiger Zuhörer war. Seine Predigten mussten mitreißend und unkonventionell sein, nicht nur, um das Interesse zu wecken, sondern auch, um die besondere Weihnachtsbotschaft in den Herzen zu verankern. Sie wusste, wie wichtig ihm das war. Sein Glaube an sich selbst hingegen geriet oft ins Wanken. Erst die völlige Umwälzung seines Lebens hatte ihn zum Glauben geführt.
Zuspruch mit leeren Worten würde ihm nicht dienen. Er war sich zwar gewiss, dass sie an ihn glaubte, nahm aber ohne Zweifel an, dass dieses Vertrauen mehr ihrer Liebe als einer realistischen Einschätzung entsprang.
»Ob er da, wo er ist, wohl weitere Zeichnungen anfertigt? Aber ich weiß ja nicht einmal, wo er sich aufhält.«
Als Clarice am nächsten Tag aufwachte und in ihrem Nachthemd fröstelnd die Vorhänge zurückzog, sah sie draußen alles weiß glitzern. Der erstaunlich große Garten des Pfarrhauses grenzte an den Wald. Der Schnee auf den Bäumen bildete gegen den bleigrauen Himmel ein wirres Muster, wie mit schwerer Spitze überzogen. Das fahle Licht ließ alles unheimlich leuchten. Voller Staunen angesichts dieser Schönheit atmete sie langsam aus und vergaß darüber sogar die Kühle im Raum.
Während sie entzückt nach draußen blickte, fiel ihr ein, dass sie sich um den Haushalt kümmern musste: den Kamin säubern, Feuer machen und das Frühstück bereiten. Und natürlich Harry und Etta füttern. Sie konnte nicht auf Mrs. Wellbeloved warten.
Kurz nach zehn, als Dominic in seinem Arbeitszimmer die Notizen des Pfarrers las und versuchte, sich mit der Gemeinde vertraut zu machen, war draußen auf der gekiesten Auffahrt ein Geräusch zu hören. Harry trottete aus der Küche, wo er neben dem Ofen geschlafen hatte. Die Schnauze in die Luft gestreckt, wedelte er mit seinem buschigen Schwanz, bellte aber nicht.
Clarice nahm eilig die Schürze ab und wollte gerade öffnen, als sie den Türklopfer hörte. Sie machte die Tür weit auf und erblickte einen Mann, der schon an der Schwelle stand. Er war durchschnittlich groß und recht schlank. Wegen seines schweren Wintermantels konnte man das jedoch schlecht einschätzen. Er hatte feine Gesichtszüge, war nicht unbedingt gut aussehend, schien aber mit Intelligenz und gesundem Menschenverstand ausgestattet zu sein. Er hatte einen olivfarbenen Teint und glänzende dunkle Augen, wie man sie im Fernen Osten häufig findet. Als er zu reden anfing, sprach er genauso Englisch wie sie selbst.
»Darf ich mich vorstellen, Mrs. Corde? Ich bin Peter Connaught.« Er deutete hinter sich. »Vom Herrenhaus. Ich wollte Sie im Dorf willkommen heißen.« Er streckte die Hand aus, blickte dann jedoch auf seinen weichen Lederhandschuh und streifte ihn mit einer Entschuldigung ab.
»Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Connaught«, antwortete Clarice mit einem Lächeln. »Sehr nett von Ihnen. Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten? Heute ist es wirklich schrecklich kalt draußen.«
»Das nehme ich sehr gerne an. Weihnachten wird sicher eine schwere Zeit sein - was das Wetter angeht; sonst hoffentlich nicht.«
Sie trat zurück und machte die Tür ganz weit auf. Er trat ein und sah sich aufmerksam um, als ob er befürchtete, dass sich das Pfarrhaus seit seinem letzten Besuch verändert hätte. Dann lächelte er beruhigt. Dachte er denn, sie hätten in einer Nacht alles umgeräumt?
Sie nahm ihm den Mantel ab und führte ihn ins Wohnzimmer, wo es angenehm warm war. Gut, dass sie so früh Feuer gemacht hatte. Wieder blickte er um sich, schmunzelte, wenn er ihm vertraute Dinge sah: die Bilder, die Anordnung der Möbel, die abgenutzten Sessel in verblichenen Farben.
»Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden. Ich werde Ihr Kommen meinem Mann mitteilen. Dann bringe ich gleich den Tee.«
»Natürlich, gerne.« Er beugte leicht den Kopf und rieb
sich die Hände. Seine Schuhe waren nass vom Schnee, und der Wind hatte Farbe in sein Gesicht geblasen.
Zuerst ging sie ins Arbeitszimmer und machte ohne anzuklopfen die Tür auf.
»Dominic, Mr. Connaught vom Herrenhaus ist im Wohnzimmer. Ich bringe gleich den Tee. Nett, dass er gekommen ist, findest du nicht auch?«
Er sah etwas überrascht aus. »Ja, und so schnell.« In seiner Stimme schwang leichte Besorgnis mit.
Clarice bemerkte es sofort und fürchtete, er hätte bereits Angst, dass sie allzu offen ihre Meinung äußern könnte, zu voreilig einen in ihren Augen besseren Vorschlag machen könnte. So etwas war nämlich schon vorgekommen.
»Ich sollte seiner Frau einen Besuch abstatten. Sie kennt wohl alle Frauen im Dorf und weiß sicher einiges über sie. Er hat sie gar nicht erwähnt«, fügte sie noch hinzu, biss sich auf die Lippen und blickte ihm direkt in die Augen. »Ich verspreche, dass ich mich vorbildlich benehmen werde. Ich finde sie sicher reizend und außergewöhnlich fähig, wirklich. Selbst wenn sie ganz und gar blöd ist und eine scharfe Zunge hat! Ich verspreche es hoch und heilig.«
Er stand auf. »Glaube bloß nicht, ich könnte dir dabei zusehen und keine Miene verziehen!«, warnte er sie und strich ihr kaum merklich über die Wange. »Zu sehr darfst du dich auch nicht ändern! Mir läge nicht im Geringsten etwas daran, Erzbischof von Canterbury zu werden, wenn ich dich dafür aufgeben müsste!«
»Oh, wärst du Erzbischof von Canterbury«, erwiderte sie fröhlich, »würde ich wahrscheinlich so reden, wie es mir gefiele! Niemand würde mich rügen, weil die Leute viel zu viel Respekt vor dir hätten.«
Er verdrehte die Augen und ging, um den Gast zu begrüßen.
Clarice verschwand glücklich in die Küche. Um ihrer selbst willen geliebt zu werden, mit all ihren Träumen und Verletzbarkeiten, mit ihren Fehlern und ihren Tugenden, gehörte wohl zu dem höchsten Glück auf Erden. Dessen war sie sich voll und ganz bewusst.
Als sie mit dem Tablett mit Tee und Keksen zurückkam, fand sie die beiden Männer im Gespräch vor dem Kamin sitzend. Sie erhoben sich sogleich, und Dominic nahm ihr das Tablett ab. Sie tauschten die üblichen Artigkeiten aus. Sie schenkte den Tee ein und reichte zuerst Mr. Connaught, dann Dominic eine Tasse.
»Sir Peter hat mir ein wenig vom Dorf berichtet«, sagte Dominic, ihren Blick suchend. »Seine Familie wohnt schon seit Jahrhunderten hier.«
Sie merkte, wie sie errötete. Ihr war sein Titel entgangen, und sie hatte ihn einfach ›Mister‹ genannt, als sie ihn ins Haus gebeten hatte. Hoffentlich war er nicht gekränkt. Normalerweise wäre es ihr gleichgültig gewesen, aber jetzt war alles von Bedeutung. Die Familienstammbäume beeindruckten sie wenig, aber das durfte sie natürlich nicht äußern. Sie setzte eine interessierte Miene auf. »Wirklich? Sie können sich glücklich schätzen, an einem solch herrlichen Ort so tief verwurzelt zu sein.«
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Copyright der Originalausgabe © 2006 by Anne Perry
Copyright der deutschen Ausgabe © 2007 by Wilhelm Heyne Verlag
Übersetzung: Regina Schirp
Das Weihnachtsrätsel von Anne Perry
Das war also die Isle of Anglesey. Runcorn stand auf der zerklüfteten Landzunge der Insel und blickte über die schmale Meeresenge der Straße von Menai auf das Festland von Wales und das Snowdonia-Bergmassiv. Er fragte sich, wie um alles in der Welt er ausgerechnet im Dezember alleine hierher kommen konnte. Der eisige Wind blies ihm salzige Meeresluft entgegen. Als Londoner war er das Rattern der Pferdekutschen auf dem Kopfsteinpflaster und den Schein der Laternen in der Abenddämmerung gewohnt. Auf den Straßen war das nie abreißende Stimmengewirr der Händler zu hören, die Rufe der Zeitungsverkäufer und der Kutscher mit der Vielfalt ihrer Gefährte, die von der Brougham-Kutsche bis zur einfachen Rollkutsche reichten. Und die Luft roch nach Rauch und Pferdemist.
Jetzt befand er sich wohl am einsamsten Fleck Großbritanniens: nichts als karge Hügel und die raue, glänzende See. Völlige Stille, nur das Raunen des Windes im Gras. Das schwarze Skelett der Menai-Brücke strahlte eine gewisse Eleganz aus, eine wuchtige Eleganz, anders als die niedrigen, vertrauten Brückenbögen über der Themse. Die vereinzelten Lichter, die in der Ortschaft Beaumaris flackerten, entsprachen nicht im Geringsten seinem Bild von einer Stadt: einer Stadt mit Millionen Menschen voller Leidenschaften, Nöte und Träume. Der Grund seiner Anwesenheit hier war denkbar einfach: Er musste nicht irgendwo Bestimmtes sein. Er lebte alleine. Zwar kannte er viele Leute, aber es waren eher Kollegen als Freunde. Er war mehrere Male befördert worden und hatte es mit seinen inzwischen 50 Jahren zum Senior Superintendent der Metropolitan Police gebracht. Aber er betrachtete sich nicht als einen Gentleman. Das würde er nie werden. Dazu fehlten ihm der Schliff, das Selbstvertrauen, die Redegewandtheit und das elegante Auftreten, lauter Eigenschaften, die man nur hat, wenn es einem gleichgültig sein kann, was die Leute von einem denken.
Er spürte den Wind im Gesicht. Er lächelte. Monk, der vor Jahren einmal sein Kollege, ja sogar sein Freund gewesen war, war auch nicht als Gentleman auf die Welt gekommen. Aber irgendwie hatte er es geschafft, wie einer zu wirken. Das hatte ihn früher verletzt, jetzt aber nicht mehr. Er wusste, Monk war auch nur ein Mensch, durchaus verletzbar. Auch er machte Fehler. Vielleicht war er, Runcorn, sogar vernünftiger als Monk.
Der letzte Fall, an dem sie zusammen gearbeitet hatten, war äußerst kompliziert gewesen und hatte ein schlimmes Ende genommen. Nun war Runcorn der Stadt überdrüssig und hatte sich ein paar Wochen Urlaub verdient. Warum sollte er seine Zeit nicht einmal ganz woanders verbrin-
178 Anne Perry gen? Weitab vom Alltagstrott wollte er auf langen Spaziergängen auf andere Gedanken kommen, endlich einmal in Ruhe nachdenken.
Die Sonne ging im Südwesten unter und warf gleißendes Licht wie Feuer auf das Wasser. Mit zunehmender Dunkelheit verblasste die Farbe, und die Landspitze ragte schwarz und dunkelrot aus dem Meer, nur das Hochland lag wie zerknitterter Samt im fahlen Licht.
Wie lange dauerte hier im Winter die Dämmerung? Würde er sich bald nicht mehr orientieren können, womöglich den Weg zu seinem Quartier nicht mehr finden? Es war jetzt schon bitterkalt. Seine Füße waren vom langen Stehen taub. Er drehte sich um und ging nach Osten, dem dunklen Himmel entgegen. Was gab es da nachzudenken? Er machte seine Arbeit gut, er war geduldig, vielleicht etwas zu umständlich. Er hatte nie brillante Geistesblitze, aber er kam ans Ziel. Er hatte es deutlich weiter gebracht als die jungen Leute, die mit ihm angefangen hatten. Er war sogar über sich selbst erstaunt.
Aber war er auch glücklich?
Welch dumme Frage! Glücklichsein war schließlich nichts, was man für immer besitzen konnte. Ja, manchmal war er glücklich. Wenn er zum Beispiel einen Fall abgeschlossen hatte und sicher war, ihn gut gelöst zu haben und der komplizierten Wahrheit auf die Spur gekommen zu sein, sodass er danach von keinerlei Zweifeln, keinen quälenden, halboffenen Fragen gepeinigt wurde.
Er war glücklich, wenn er nach einem langen Tag am Kamin saß und die Last von ihm abfiel, wenn er etwas wirklich Gutes wie Krustenschinken und Eierkuchen oder Bratwürste mit Kartoffelbrei aß. Er mochte gute Musik, ja manchmal sogar klassische Musik. Das würde er aber niemals zugeben, weil sich die Leute über ihn lustig machen könnten. Und er liebte Hunde. Ein netter Hund brachte ihn immer zum Lachen. Aber reichte das aus?
Er konnte gerade noch die Straße unter seinen Füßen erkennen. Er musste an die riesige Brücke hinter sich denken. Sie spannte sich über die kraftvolle Brandung der See. Wer war wohl ihr Erbauer? War er glücklich gewesen? Er hatte mit Sicherheit etwas gebaut, was man bestaunte und was das Leben der Menschen bis weit in die Zukunft veränderte.
Runcorn hatte zwar ein paar Probleme gelöst, aber hatte er jemals etwas selbst erschaffen? Oder benutzte er vielmehr die Brücken anderer Leute, wenn er verreiste - wohin eigentlich? Nur in ein fremdes Bett in einer Pension? Es war bequem. Er schlief gut, das tat er jedoch fast immer. Das Haus war auch warm genug, und Mrs. Owen war eine nette, großherzige Frau.
Am nächsten Morgen war es klirrend kalt, aber die blasse, milchige Sonne kämpfte sich durch die feinen Schleierwolken am Horizont, die sich, wie Mrs. Owen ihm versicherte, bald auflösen würden. Der Frost hinterließ nur hier und da eine weiße Reifschicht, die ausreichte, um die Mulden im Gras bis hin zu der großen Eibe hervorzuheben.
Runcorn verzehrte sein herzhaftes Frühstück und unterhielt sich mit Mrs. Owen, denn die Höflichkeit erforderte, Interesse zu zeigen, wenn sie ihm von der Gegend und ihren Bräuchen erzählte. Dann brach er wieder zu einem Spaziergang auf.
Diesmal ging er festen Schrittes bergauf, bis es fast Mittag war. Dann drehte er sich um und blickte in den wolkenlosen Himmel und auf das ruhige, in der Ferne schimmernde Meer.
Gebannt von der großartigen Weite blieb er eine ganze Weile so stehen. Dann ging er langsam bergab. Er befand sich schon wieder am Rande von Beaumaris, als er um eine Ecke bog und einem großen, schlanken Herrn gegenüberstand, der selbst mit seinem dicken Wintermantel und dem Hut außergewöhnlich elegant wirkte. Er war ungefähr Mitte dreißig, gut aussehend und ohne Bart. Sie blieben beide stehen und starrten einander an. Der Mann stutzte blinzelnd, Runcorns Gesicht kam ihm bekannt vor.
Runcorn dagegen hatte ihn sofort erkannt, so, als ob er ihn erst vor einer Woche getroffen hätte. In Wirklichkeit war es aber schon viel viel länger her. Damals ging es um einen Selbstmord, von dem man aber annahm, dass es Mord gewesen wäre. John Barclay wohnte in einem Haus, das unmittelbar an die Gasse grenzte, in der man die Leiche gefunden hatte. Nicht etwa an Barclay erinnerte sich Runcorn jetzt voller Zuneigung, sondern vielmehr an dessen verwitwete Schwester, Melisande Ewart. Selbst hier, mitten auf der zugigen, hellen Straße, konnte Runcorn ihr Gesicht so deutlich sehen, als wäre sie selbst hier, und nicht ihr arroganter, wenig hilfsbereiter Bruder.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte Barclay nervös und wich ihm aus, als wären sie einander fremd. Er ging die Straße mit immer größer werdenden Schritten weiter. Aber Runcorn hatte an seinem verächtlichen Blick gesehen, dass er ihn erkannt hatte.
War Melisande etwa auch hier? Wenn ja, würde er ihr vielleicht begegnen. Nur einen Blick von ihr erhaschen. Sah sie immer noch wie früher aus? War ihr seidiges Haar immer noch gewellt? Hatte sie immer noch dieses Lächeln, aber auch diese Traurigkeit, die ihn seither nicht mehr losließ?
Lächerlich, dass er noch an sie dachte. Wenn sie sich überhaupt noch an ihn erinnerte, dann an den Polizisten, der unbeeinflusst von Furcht oder Gefälligkeiten entschlossen seine Arbeit machte, der aber auch ein klein wenig Güte besaß. Es war ihrem Mut zu verdanken gewesen, dass sie sich ihrem Bruder zum Trotz bereit erklärt hatte, die Leiche zu identifizieren und in den Zeugenstand zu treten, wodurch der Fall letztlich hatte gelöst werden können. Er hatte sich immer gefragt, wie sehr sie dadurch Barclays Missfallen erregt hatte. Runcorn hatte ihr damals nicht beistehen können.
Er ging nun weiter, um die Straßenbiegung und am ersten Haus der Ortschaft vorbei. War sie auch hier? Ohne es zu merken, beschleunigte er seinen Schritt. Die Sonne schien hell, und vom Frost waren nur ein paar funkelnde Wassertropfen im Gras übrig geblieben.
Wie konnte er herausfinden, ob sie hier war, ohne sich lächerlich zu machen? Er konnte sich ja wohl kaum nach ihr erkundigen, so als ob sie sich privat kennen würden. Er war ein Polizist, der einen Todesfall aufgeklärt hatte. Es wäre zwecklos, sie zu treffen. So lächerlich es auch war, es würde ihm sogar wehtun. Es war dumm von ihm, überhaupt daran zu denken, und er verachtete sich dafür.
Er eilte weiter zu seinem Quartier, in den Schutz der Abendtafel und der heiteren Gespräche fremder Leute.
Aber Melisande ging ihm nicht aus dem Kopf. Es wurde etwas milder, einige Grad über Null. Er sah Hunderte von Vögeln auf einem Feld Körner aufpicken, und ein Bauer sagte ihm, es seien Rotdrosseln. Überall in den Gärten blühten der gelbe Stechginster und gelegentlich auch Christrosen. Er machte seine Spaziergänge bei Wind und Sonne, ein- oder zweimal auch im Regen. Nach ein paar Tagen kannte er die Küstenwege östlich und westlich von Beaumaris. Er entdeckte Lieblingsecken und windgeschützte Senken. Er verspürte plötzliche, atemberaubende Freude über die ersten Anzeichen von Schneeglöckchen und fand kleine, verborgene Wasserlachen im Fels, wo Algen und seltene Muscheln wuchsen.
Am Sonntag zog er den einzigen anständigen Anzug, den er mitgebracht hatte, an und ging zum Frühgottesdienst in die Kirche, die der Stelle, wo er John Barclay getroffen hatte, am nächsten lag. Die Kirche aus Stein hatte bunte Glasfenster. Der Wind trug den vollen Klang der Kirchenglocke über das Dorf und weiter über die Felder.
Runcorn wusste genau, warum er hier war. Er war wie von einem Magneten angezogen. Seine Anwesenheit hatte nichts mit der Verehrung Gottes zu tun, auch wenn er mit gebeugtem Haupt, den Hut in der Hand, durch die großen geschnitzten Holztüren trat und eine Mischung aus Ehrfurcht und Hoffnung sein Herz schneller schlagen ließ.
Innen herrschte fast völlige Stille. Es war eine alte Kirche mit einem Steinfußboden und einer hohen Decke, unter der sich wuchtige, mit Schnitzereien verzierte Balken kreuzten. Das Licht war dämmrig. Die bunten Fenster stellten die Stationen des Kreuzwegs dar, sowie eine Frau, die hinter Jesus herzugehen schien. Sie kniete nieder, um sein Gewand zu berühren, und Runcorn fiel die Heilsgeschichte Christi wieder ein. Er konnte sich nur noch an etwas Wunderbares, etwas Unerreichbares erinnern. Die Gemeindemitglieder hatten bereits ihre Plätze eingenommen, und er schlüpfte schnell auf eine Bank an der Seite. Er senkte den Kopf und beobachtete interessiert, wie Barclay an ihm vorbeiging. Mit einem Ruck blickte er wieder auf und stellte enttäuscht fest, dass Melisande nicht bei ihm war. Was sollte sie auch für einen Grund haben, sich auf dieser vom Wind heimgesuchten Insel mit ihrer kargen Schönheit, den wilden Küsten, den Vögeln und der tobenden See aufzuhalten? Was hatte eine schöne Frau hier schon zu suchen?
Dann ging eine ganz andere Frau durch das Seitenschiff an seiner Bankreihe vorbei. Sie war etwa Mitte zwanzig, bewegte sich mit einzigartiger, fast fließender Anmut, als ob sie den harten Fußboden mit ihren Stiefeln gar nicht berührte, als ob sie barfuß im Gras oder auf weichem Sand am Strand ginge. Sie schritt erhobenen Hauptes, und als sie sich umdrehte, erschien auf ihrem blassen Gesicht ein verborgenes Lächeln, als ob sie etwas wüsste, das außer ihr niemand kannte.
Sie war in dunklem Grün, fast schwarz, gekleidet. Eine Haarsträhne lugte unter dem ziemlich verwegenen Hut hervor, den sie, anscheinend gedankenlos, im letzten Augenblick aufgesetzt hatte. Ihre großen Augen waren braun wie Torf. Runcorn nahm das alles wahr, obwohl sie ihn nur eine Sekunde lang anschaute.
Sie ging bis zur ersten Reihe und setzte sich neben eine Frau, die etwa fünfzehn Jahre älter war und die sie mit einem warmherzigen Lächeln begrüßte.
Runcorn bemerkte, wie sich ein Herr ein paar Bänke vor ihm zu ihr umdrehte und die junge Frau unverhohlen anstarrte, so wie es sich in einer Kirche eigentlich nicht gehört. Er sah zwar gut aus, hatte aber eine strenge Mundpartie. Er hatte gleichmäßige Züge und schönes, dichtes Haar mit einem leichten rostroten Schimmer. Er ging auf die vierzig zu.
Falls die junge Frau ihn bemerkt hatte, zeigte sie es nicht; sie schien überhaupt allen Leuten gegenüber gänzlich gleichgültig zu sein. Nur den Pfarrer, der in diesem Moment eintrat, nahm sie wahr.
Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Copyright der Originalausgabe © 2007 by Anne Perry
Copyright der deutschen Ausgabe © 2008 by Wilhelm Heyne Verlag
Übersetzung: Regina Schirp
Clarice Corde lehnte sich in ihrem Sitz zurück, als der Zug in eine Dampfwolke gehüllt aus dem Bahnhof fuhr. Rußflocken wirbelten durch die Luft, und die Lokomotive nahm schnaubend Geschwindigkeit auf. Der Regen prasselte so heftig gegen das Fenster, dass sie die glitzernden Dächer Londons kaum noch sehen konnte. Es war der 14. Dezember 1 890, zehn Tage vor Weihnachten. Sie war erst ein gutes Jahr verheiratet und noch nicht vertraut mit ihrer Rolle als Pfarrersfrau, die sie nur äußerst mühsam spielen konnte, da ihr Gehorsam oder Taktgefühl nicht gegeben war. Aber Dominic zuliebe versuchte sie es zumindest.
Sie betrachtete ihn von der Seite und merkte, dass er tief in Gedanken versunken war. Sie wusste, dass er sich wegen der unerwartet gebotenen Gelegenheit, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, Sorgen machte. Der betagte Reverend Mr. Wynter hatte einen wohlverdienten Urlaub angetreten, weshalb die Gemeinde des kleinen Dorfs Cottisham jemanden brauchte, der sich in der Weihnachtszeit um die Gemeinde kümmerte.
Dominic hatte die Gelegenheit beim Schopf gepackt.
Er war ein Witwer gewesen, der den Vergnügungen des Lebens abgeschworen und erst recht spät das geistliche Amt angenommen hatte. Vielleicht war Clarice die Einzige, die hinter seinem guten Aussehen und seiner ungezwungenen Art die Zweifel sah. Sie wusste, dass er seine Schwächen genauso gut kannte wie die Kraft seiner Träume, und liebte ihn deshalb umso inniger.
Er blickte auf und lächelte. Wie so oft wurde ihr ganz warm ums Herz, weil er sich ausgerechnet für sie entschieden hatte: für die schwierige Schwester, die ihre Zunge nicht hüten konnte und diesen empörenden Sinn für Humor besaß, und nicht für eine der verlässlicheren und an Konventionen gebundenen Schönheiten, die um seine Aufmerksamkeit buhlten.
Die Gelegenheit, nach Cottisham in die Grafschaft Hertfordshire gehen zu können, war das schönste Weihnachtsgeschenk, das sie sich denken konnten. So konnten sie dem Dienst unter Reverend Mr. Spindlewood in dem trostlosen Industriegebiet in London entkommen, in das Dominic als Diener Gottes geschickt worden war.
Wie konnte sie ihn nur davon überzeugen, dass seine neuen Gemeindemitglieder vor allem Geduld von ihm erwarteten und dass er ihnen zuhören, Trost spenden und die Weihnachtsbotschaft vom Frieden auf Erden verkünden sollte?
Sie griff nach seinem Arm und drückte ihn kurz. »Alles wird gut gehen«, sagte sie zuversichtlich. »Wir werden unsere Freude auf dem Land haben.«
Er lächelte sie mit seinen dunklen wachen Augen an und wusste genau, was sie ihm sagen wollte.
Das Dorf war wirklich sehr schön, auch wenn es kaum mehr war als ein weitläufiger Anger mit einem Ententeich und ein paar Häusern drum herum. Viele Häuser hatten Strohdächer. Die winterlich kahlen Gärten machten einen gepflegten Eindruck. Vielleicht ein halbes Dutzend schmale Wege wanden sich in die nahen Wälder und die dahinter liegenden Felder. Die Kirche im angelsächsischen Stil hatte ein Schieferdach und einen viereckigen Turm, der zu den windzerzausten Wolken emporragte.
Die Kutsche, die sie vom Bahnhof hergebracht hatte, fuhr vor das weitläufige, steinerne Pfarrhaus. Der Fahrer stellte ihr Gepäck auf dem Kies ab und fuhr wieder fort.
Clarice blickte zunächst auf die geschlossene Eingangstür und dann auf die schönen Fenster im georgianischen Stil. Das Haus war wunderschön, wirkte aber irgendwie nicht einladend, so als ob ihre Ankunft gar nicht bemerkt würde und sie vergebens an die Eichentür klopfen würden. Das war nun ihr Zuhause. Dominics Herausforderung und Chance bestand darin, den Gottesdienst ganz alleine abzuhalten und zu predigen, ohne dass sich der Reverend Mr. Spindlewood immerzu einmischte. Clarice musste jetzt Begeisterung zeigen, auch wenn sie in ihrem Innersten Zweifel oder Einsamkeit verspürte. Das war der tiefere Sinn des christlichen Glaubens. Es ist leicht, fröhlich zu sein, wenn man sich frisch fühlt und die Sonne scheint.
Sie blickte Dominic an, ging dann auf die Eingangstür zu und schlug mit dem Löwenkopf-Klopfer forsch an die Tür.
Im Inneren des Hauses blieb es völlig still.
»Bleib du beim Gepäck«, sagte Dominic ruhig. »Ich gehe zum nächsten Haus. Sicherlich wurde der Schlüssel irgendwo hinterlegt.«
Aber noch bevor er ein paar Schritte tun konnte, kam eine füllige Frau herbeigestürmt. Das Haar hatte sie zu einem unordentlichen Knoten aufgetürmt. Sie kämpfte gegen den Wind an und konnte ihren Schal nur mit Mühe um die Schultern halten.
»Is ja gut. Is ja gut. Ich komme ja schon!«, rief sie laut. »Immer mit der Ruhe! Schneit ja noch nich mal. Sie sind bestimmt der Reverend Mr. Corde. Und Mrs. Corde, nehm ich mal an?« Sie blieb vor den beiden stehen und musterte Clarice argwöhnisch. »Ich denk mal, Sie wissen, wie man im Haus und so zurechtkommt?«, sagte sie beinahe vorwurfsvoll. »Ich bin Mrs. Wellbeloved. Ich kümmere mich um den Pfarrer, aber ich kann nur das Gröbste für Sie machen, weil Verwandte zu Weihnachten kommen. Brauch auch mal Urlaub. Es ist nicht gut, wenn man sich das ganze Jahr so abrackert. Sollte man auch nicht von mir erwarten.«
»Natürlich erwarten wir nichts dergleichen«, stimmte ihr Clarice zu, obwohl sie eigentlich genau damit gerechnet hatte. »Wenn Sie mir nur zeigen, wo ich alles finde, und mir mit der Wäsche zur Hand gehen, bin ich voll und ganz zufrieden.«
Mrs. Wellbeloved schien besänftigt. Sie zog einen großen Schlüssel aus der Tasche, schloss die Tür auf und führte sie ins Haus.
Clarice folgte ihr. Sie war von der wohligen Atmosphäre im Inneren angenehm überrascht, obwohl der Pfarrer schon ein paar Tage weg war. Es roch nach Lavendel und Bienenwachs, und ein zarter, erdiger Chrysanthemenduft erfüllte den Raum. Alles sah sauber aus: der Holzfußboden, der Tisch in der Diele, die Türen, die nach links und rechts abgingen, und die Treppe, die oben zu einem breiten Gang führte. Auf dem Boden stand eine große Vase mit Zweigen mit goldenen und bronzefarbenen Blättern. Auch wenn Mrs. Wellbeloved nicht gerade zuvorkommend war, so schien sie doch eine ausgezeichnete Haushälterin zu sein.
»Werden sich bestimmt wohl hier fühlen«, sagte sie eher Dominic als Clarice zugewandt. Es klang wie ein Befehl. »Die Leute hier sind anständig. Gehen regelmäßig in die Kirche und spenden für die Armen. Wird nicht viel Arbeit für sie sein, außer dem Gottesdienst natürlich. Machen Sie's so, dass der Pfarrer gleich weitermachen kann. Hat Ihnen sicher eine Liste gegeben mit Leuten, die Sie besuchen müssen. Wenn nicht, kann ich Ihnen das auch sagen.« Sie machte die Tür zum Wohnzimmer auf, zeigte ihnen ein gemütliches Zimmer mit breitem Kamin und einem Erker und machte die Tür sogleich wieder zu. »Sie müssen alle Gottesdienste regelmäßig abhalten«, fuhr sie fort und ging schnell zur Küche. »Den Küster brauchen Sie ja wohl nicht. Wenn doch, wohnt er die Erste rechts, in der Glebe Road. Gravedigger ist dann das zweite Haus auf der anderen Seite.«
»Vielen Dank, Mrs. Wellbeloved.« Dominic vermied es, Clarice anzuschauen, und antwortete, ohne eine Miene zu verziehen.
»Komm dann fürs Gröbste, außer natürlich an den Weihnachtsfeiertagen. Koks und Kohle sind genug da und bestimmt auch Anzündholz. Wenn nicht, können Sie im Wald so viel Sie wollen auflesen. Brennt am besten, wenn man es vorher anständig trocknet. Sie müssen auch Harry ausführen. Das kann ich nicht auch noch tun.«
»Harry?«, fragte Dominic verdutzt.
»Ja, Harry.« Mrs. Wellbeloved warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Der Hund! Hat Ihnen der Pfarrer nichts gesagt? Ist ein Retriever. Ein Goldstück, wenn Sie ihn nur richtig behandeln. Und Etta. Die braucht eigentlich gar nichts, außer Essensreste und Milch. Die sorgt schon für sich selbst.«
»Etta ist wohl eine Katze?«, vermutete Clarice.
Diese Unkenntnis schien Mrs. Wellbeloved zu beschwichtigen.
»Fängt fleißig Mäuse. Nicht gerade schön, aber fleißig. Am Schluss hat sie alle gefangen.« Sie sagte das mit Genugtuung, als ob sie sich mit dem Tier identifizierte und sich dabei indirekt selbst beschriebe.
Clarice konnte nicht umhin zu lächeln. »Vielen Dank. Ich glaube, wir werden uns prächtig verstehen. Und danke für die Einführung. Wir trinken jetzt eine Tasse Tee und packen dann aus.«
»Für heute ist alles da«, bekräftigte Mrs. Wellbeloved. »Wildpastete in der Speisekammer und ganz viel Gemüse, was es eben zu dieser Jahreszeit so gibt. Essen Sie Zwiebeln. Der Pfarrer mochte sie besonders gerne. Er sagte immer, heiße Zwiebelsuppe ist bei einer Erkältung das Beste auf der Welt. Stinkt zwar schlimmer als Whisky, dafür bleibt man aber nüchtern.« Sie blickte Dominic scharf in die Augen.
Unerschrocken erwiderte er den Blick und lächelte dann.
Mrs. Wellbeloved brummelte etwas, errötete bis über beide Ohren und wandte sich schnell ab. »Edel ist, wer edel handelt«, knurrte sie leise vor sich hin.
Clarice dankte ihr nochmals und brachte sie zur Tür. Ihr war nun klar, dass sie sich in ihrer neuen, vorübergehenden Bleibe alleine zurechtfinden musste. Aber erst einmal wollte sie eine Tasse Tee. Die Reise war lang gewesen, und der kürzeste Tag des Jahres stand bevor. Über den Bäumen brauten sich Sturmwolken zusammen, und es dämmerte bereits.
Schöner hätte sie es nicht antreffen können. Das Haus besaß Charme und Individualität. Die Möbel waren zwar abgewohnt, aber gut gepflegt. Eigentlich passte eins nicht so recht zum anderen, als ob jedes einzelne Stück je nach Gelegenheit dazugekommen wäre, und doch fügte sich alles zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Möbelstücke aus Eiche, Mahagoni und Nussbaumholz, durch die Jahre verbunden, standen dicht beieinander. Schnitzereien aus elisabethanischer Zeit störten sich nicht an der georgianischen Einfachheit. Alles schien seinen Zweck zu erfüllen, außer einem Tischchen mit fein gedrechselten Beinen, das, so glaubte Clarice, einfach nur ein besonders geliebtes Möbelstück war.
Die Auswahl der Bilder an der Wand hatte eindeutig jemand ganz persönlich getroffen: ein Aquarell von Bamburgh Castle, das, die Nordsee im Hintergrund, aus dem hellen Sand der Küste von Northumberland emporragte; Fischerboote in den Niederlanden; mehrere Bleistiftzeichnungen kahler Bäume; Bleistift- und Tuschezeichnungen von Äckern im Winter. Die Bilder strahlten außergewöhnliche Ruhe aus. Clarices Blick blieb immer wieder darauf haften. Oben fand sie noch eine Zeichnung der RievaulxAbbey, deren nackte Säulen und teils eingefallene Wände sich den Wolken entgegenreckten.
»Schau dir das mal an«, rief sie Dominic zu, der gerade die letzte Kiste in den Abstellraum brachte. »Herrlich, nicht?«
Er räumte die Kiste weg, bevor er sich hinter sie stellte und den Arm um ihre Schultern legte. »Ja«, stimmte er ihr zu und sah die Zeichnung genau an. »Sie gefällt mir sehr gut.« Er blickte auf die Signatur. »Hast du gesehen? Er hat sie selbst gemacht!«
»Wirklich?«
»Der Bischof sagte mir schon, er male«, erwiderte er.
»Allerdings erwähnte er nicht, wie gut er das kann. Das Bild hat sowohl Ausdruckskraft als auch Anmut. Finde ich jedenfalls. Ich freue mich schon darauf, ihn kennenzulernen, wenn er aus dem Urlaub kommt.«
Clarice nahm einen Hauch von Bedauern in seiner Stimme wahr. Diese drei Wochen würden viel zu schnell vergehen. Danach müssten sie wieder zu Mr. Spindlewood nach London zurückkehren. Bis dahin musste Dominic beweisen, dass er sich alleine um die Dorfgemeinde kümmern konnte, dass er klug und einfühlsam und ein geduldiger Zuhörer war. Seine Predigten mussten mitreißend und unkonventionell sein, nicht nur, um das Interesse zu wecken, sondern auch, um die besondere Weihnachtsbotschaft in den Herzen zu verankern. Sie wusste, wie wichtig ihm das war. Sein Glaube an sich selbst hingegen geriet oft ins Wanken. Erst die völlige Umwälzung seines Lebens hatte ihn zum Glauben geführt.
Zuspruch mit leeren Worten würde ihm nicht dienen. Er war sich zwar gewiss, dass sie an ihn glaubte, nahm aber ohne Zweifel an, dass dieses Vertrauen mehr ihrer Liebe als einer realistischen Einschätzung entsprang.
»Ob er da, wo er ist, wohl weitere Zeichnungen anfertigt? Aber ich weiß ja nicht einmal, wo er sich aufhält.«
Als Clarice am nächsten Tag aufwachte und in ihrem Nachthemd fröstelnd die Vorhänge zurückzog, sah sie draußen alles weiß glitzern. Der erstaunlich große Garten des Pfarrhauses grenzte an den Wald. Der Schnee auf den Bäumen bildete gegen den bleigrauen Himmel ein wirres Muster, wie mit schwerer Spitze überzogen. Das fahle Licht ließ alles unheimlich leuchten. Voller Staunen angesichts dieser Schönheit atmete sie langsam aus und vergaß darüber sogar die Kühle im Raum.
Während sie entzückt nach draußen blickte, fiel ihr ein, dass sie sich um den Haushalt kümmern musste: den Kamin säubern, Feuer machen und das Frühstück bereiten. Und natürlich Harry und Etta füttern. Sie konnte nicht auf Mrs. Wellbeloved warten.
Kurz nach zehn, als Dominic in seinem Arbeitszimmer die Notizen des Pfarrers las und versuchte, sich mit der Gemeinde vertraut zu machen, war draußen auf der gekiesten Auffahrt ein Geräusch zu hören. Harry trottete aus der Küche, wo er neben dem Ofen geschlafen hatte. Die Schnauze in die Luft gestreckt, wedelte er mit seinem buschigen Schwanz, bellte aber nicht.
Clarice nahm eilig die Schürze ab und wollte gerade öffnen, als sie den Türklopfer hörte. Sie machte die Tür weit auf und erblickte einen Mann, der schon an der Schwelle stand. Er war durchschnittlich groß und recht schlank. Wegen seines schweren Wintermantels konnte man das jedoch schlecht einschätzen. Er hatte feine Gesichtszüge, war nicht unbedingt gut aussehend, schien aber mit Intelligenz und gesundem Menschenverstand ausgestattet zu sein. Er hatte einen olivfarbenen Teint und glänzende dunkle Augen, wie man sie im Fernen Osten häufig findet. Als er zu reden anfing, sprach er genauso Englisch wie sie selbst.
»Darf ich mich vorstellen, Mrs. Corde? Ich bin Peter Connaught.« Er deutete hinter sich. »Vom Herrenhaus. Ich wollte Sie im Dorf willkommen heißen.« Er streckte die Hand aus, blickte dann jedoch auf seinen weichen Lederhandschuh und streifte ihn mit einer Entschuldigung ab.
»Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Connaught«, antwortete Clarice mit einem Lächeln. »Sehr nett von Ihnen. Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten? Heute ist es wirklich schrecklich kalt draußen.«
»Das nehme ich sehr gerne an. Weihnachten wird sicher eine schwere Zeit sein - was das Wetter angeht; sonst hoffentlich nicht.«
Sie trat zurück und machte die Tür ganz weit auf. Er trat ein und sah sich aufmerksam um, als ob er befürchtete, dass sich das Pfarrhaus seit seinem letzten Besuch verändert hätte. Dann lächelte er beruhigt. Dachte er denn, sie hätten in einer Nacht alles umgeräumt?
Sie nahm ihm den Mantel ab und führte ihn ins Wohnzimmer, wo es angenehm warm war. Gut, dass sie so früh Feuer gemacht hatte. Wieder blickte er um sich, schmunzelte, wenn er ihm vertraute Dinge sah: die Bilder, die Anordnung der Möbel, die abgenutzten Sessel in verblichenen Farben.
»Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden. Ich werde Ihr Kommen meinem Mann mitteilen. Dann bringe ich gleich den Tee.«
»Natürlich, gerne.« Er beugte leicht den Kopf und rieb
sich die Hände. Seine Schuhe waren nass vom Schnee, und der Wind hatte Farbe in sein Gesicht geblasen.
Zuerst ging sie ins Arbeitszimmer und machte ohne anzuklopfen die Tür auf.
»Dominic, Mr. Connaught vom Herrenhaus ist im Wohnzimmer. Ich bringe gleich den Tee. Nett, dass er gekommen ist, findest du nicht auch?«
Er sah etwas überrascht aus. »Ja, und so schnell.« In seiner Stimme schwang leichte Besorgnis mit.
Clarice bemerkte es sofort und fürchtete, er hätte bereits Angst, dass sie allzu offen ihre Meinung äußern könnte, zu voreilig einen in ihren Augen besseren Vorschlag machen könnte. So etwas war nämlich schon vorgekommen.
»Ich sollte seiner Frau einen Besuch abstatten. Sie kennt wohl alle Frauen im Dorf und weiß sicher einiges über sie. Er hat sie gar nicht erwähnt«, fügte sie noch hinzu, biss sich auf die Lippen und blickte ihm direkt in die Augen. »Ich verspreche, dass ich mich vorbildlich benehmen werde. Ich finde sie sicher reizend und außergewöhnlich fähig, wirklich. Selbst wenn sie ganz und gar blöd ist und eine scharfe Zunge hat! Ich verspreche es hoch und heilig.«
Er stand auf. »Glaube bloß nicht, ich könnte dir dabei zusehen und keine Miene verziehen!«, warnte er sie und strich ihr kaum merklich über die Wange. »Zu sehr darfst du dich auch nicht ändern! Mir läge nicht im Geringsten etwas daran, Erzbischof von Canterbury zu werden, wenn ich dich dafür aufgeben müsste!«
»Oh, wärst du Erzbischof von Canterbury«, erwiderte sie fröhlich, »würde ich wahrscheinlich so reden, wie es mir gefiele! Niemand würde mich rügen, weil die Leute viel zu viel Respekt vor dir hätten.«
Er verdrehte die Augen und ging, um den Gast zu begrüßen.
Clarice verschwand glücklich in die Küche. Um ihrer selbst willen geliebt zu werden, mit all ihren Träumen und Verletzbarkeiten, mit ihren Fehlern und ihren Tugenden, gehörte wohl zu dem höchsten Glück auf Erden. Dessen war sie sich voll und ganz bewusst.
Als sie mit dem Tablett mit Tee und Keksen zurückkam, fand sie die beiden Männer im Gespräch vor dem Kamin sitzend. Sie erhoben sich sogleich, und Dominic nahm ihr das Tablett ab. Sie tauschten die üblichen Artigkeiten aus. Sie schenkte den Tee ein und reichte zuerst Mr. Connaught, dann Dominic eine Tasse.
»Sir Peter hat mir ein wenig vom Dorf berichtet«, sagte Dominic, ihren Blick suchend. »Seine Familie wohnt schon seit Jahrhunderten hier.«
Sie merkte, wie sie errötete. Ihr war sein Titel entgangen, und sie hatte ihn einfach ›Mister‹ genannt, als sie ihn ins Haus gebeten hatte. Hoffentlich war er nicht gekränkt. Normalerweise wäre es ihr gleichgültig gewesen, aber jetzt war alles von Bedeutung. Die Familienstammbäume beeindruckten sie wenig, aber das durfte sie natürlich nicht äußern. Sie setzte eine interessierte Miene auf. »Wirklich? Sie können sich glücklich schätzen, an einem solch herrlichen Ort so tief verwurzelt zu sein.«
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Copyright der Originalausgabe © 2006 by Anne Perry
Copyright der deutschen Ausgabe © 2007 by Wilhelm Heyne Verlag
Übersetzung: Regina Schirp
Das Weihnachtsrätsel von Anne Perry
Das war also die Isle of Anglesey. Runcorn stand auf der zerklüfteten Landzunge der Insel und blickte über die schmale Meeresenge der Straße von Menai auf das Festland von Wales und das Snowdonia-Bergmassiv. Er fragte sich, wie um alles in der Welt er ausgerechnet im Dezember alleine hierher kommen konnte. Der eisige Wind blies ihm salzige Meeresluft entgegen. Als Londoner war er das Rattern der Pferdekutschen auf dem Kopfsteinpflaster und den Schein der Laternen in der Abenddämmerung gewohnt. Auf den Straßen war das nie abreißende Stimmengewirr der Händler zu hören, die Rufe der Zeitungsverkäufer und der Kutscher mit der Vielfalt ihrer Gefährte, die von der Brougham-Kutsche bis zur einfachen Rollkutsche reichten. Und die Luft roch nach Rauch und Pferdemist.
Jetzt befand er sich wohl am einsamsten Fleck Großbritanniens: nichts als karge Hügel und die raue, glänzende See. Völlige Stille, nur das Raunen des Windes im Gras. Das schwarze Skelett der Menai-Brücke strahlte eine gewisse Eleganz aus, eine wuchtige Eleganz, anders als die niedrigen, vertrauten Brückenbögen über der Themse. Die vereinzelten Lichter, die in der Ortschaft Beaumaris flackerten, entsprachen nicht im Geringsten seinem Bild von einer Stadt: einer Stadt mit Millionen Menschen voller Leidenschaften, Nöte und Träume. Der Grund seiner Anwesenheit hier war denkbar einfach: Er musste nicht irgendwo Bestimmtes sein. Er lebte alleine. Zwar kannte er viele Leute, aber es waren eher Kollegen als Freunde. Er war mehrere Male befördert worden und hatte es mit seinen inzwischen 50 Jahren zum Senior Superintendent der Metropolitan Police gebracht. Aber er betrachtete sich nicht als einen Gentleman. Das würde er nie werden. Dazu fehlten ihm der Schliff, das Selbstvertrauen, die Redegewandtheit und das elegante Auftreten, lauter Eigenschaften, die man nur hat, wenn es einem gleichgültig sein kann, was die Leute von einem denken.
Er spürte den Wind im Gesicht. Er lächelte. Monk, der vor Jahren einmal sein Kollege, ja sogar sein Freund gewesen war, war auch nicht als Gentleman auf die Welt gekommen. Aber irgendwie hatte er es geschafft, wie einer zu wirken. Das hatte ihn früher verletzt, jetzt aber nicht mehr. Er wusste, Monk war auch nur ein Mensch, durchaus verletzbar. Auch er machte Fehler. Vielleicht war er, Runcorn, sogar vernünftiger als Monk.
Der letzte Fall, an dem sie zusammen gearbeitet hatten, war äußerst kompliziert gewesen und hatte ein schlimmes Ende genommen. Nun war Runcorn der Stadt überdrüssig und hatte sich ein paar Wochen Urlaub verdient. Warum sollte er seine Zeit nicht einmal ganz woanders verbrin-
178 Anne Perry gen? Weitab vom Alltagstrott wollte er auf langen Spaziergängen auf andere Gedanken kommen, endlich einmal in Ruhe nachdenken.
Die Sonne ging im Südwesten unter und warf gleißendes Licht wie Feuer auf das Wasser. Mit zunehmender Dunkelheit verblasste die Farbe, und die Landspitze ragte schwarz und dunkelrot aus dem Meer, nur das Hochland lag wie zerknitterter Samt im fahlen Licht.
Wie lange dauerte hier im Winter die Dämmerung? Würde er sich bald nicht mehr orientieren können, womöglich den Weg zu seinem Quartier nicht mehr finden? Es war jetzt schon bitterkalt. Seine Füße waren vom langen Stehen taub. Er drehte sich um und ging nach Osten, dem dunklen Himmel entgegen. Was gab es da nachzudenken? Er machte seine Arbeit gut, er war geduldig, vielleicht etwas zu umständlich. Er hatte nie brillante Geistesblitze, aber er kam ans Ziel. Er hatte es deutlich weiter gebracht als die jungen Leute, die mit ihm angefangen hatten. Er war sogar über sich selbst erstaunt.
Aber war er auch glücklich?
Welch dumme Frage! Glücklichsein war schließlich nichts, was man für immer besitzen konnte. Ja, manchmal war er glücklich. Wenn er zum Beispiel einen Fall abgeschlossen hatte und sicher war, ihn gut gelöst zu haben und der komplizierten Wahrheit auf die Spur gekommen zu sein, sodass er danach von keinerlei Zweifeln, keinen quälenden, halboffenen Fragen gepeinigt wurde.
Er war glücklich, wenn er nach einem langen Tag am Kamin saß und die Last von ihm abfiel, wenn er etwas wirklich Gutes wie Krustenschinken und Eierkuchen oder Bratwürste mit Kartoffelbrei aß. Er mochte gute Musik, ja manchmal sogar klassische Musik. Das würde er aber niemals zugeben, weil sich die Leute über ihn lustig machen könnten. Und er liebte Hunde. Ein netter Hund brachte ihn immer zum Lachen. Aber reichte das aus?
Er konnte gerade noch die Straße unter seinen Füßen erkennen. Er musste an die riesige Brücke hinter sich denken. Sie spannte sich über die kraftvolle Brandung der See. Wer war wohl ihr Erbauer? War er glücklich gewesen? Er hatte mit Sicherheit etwas gebaut, was man bestaunte und was das Leben der Menschen bis weit in die Zukunft veränderte.
Runcorn hatte zwar ein paar Probleme gelöst, aber hatte er jemals etwas selbst erschaffen? Oder benutzte er vielmehr die Brücken anderer Leute, wenn er verreiste - wohin eigentlich? Nur in ein fremdes Bett in einer Pension? Es war bequem. Er schlief gut, das tat er jedoch fast immer. Das Haus war auch warm genug, und Mrs. Owen war eine nette, großherzige Frau.
Am nächsten Morgen war es klirrend kalt, aber die blasse, milchige Sonne kämpfte sich durch die feinen Schleierwolken am Horizont, die sich, wie Mrs. Owen ihm versicherte, bald auflösen würden. Der Frost hinterließ nur hier und da eine weiße Reifschicht, die ausreichte, um die Mulden im Gras bis hin zu der großen Eibe hervorzuheben.
Runcorn verzehrte sein herzhaftes Frühstück und unterhielt sich mit Mrs. Owen, denn die Höflichkeit erforderte, Interesse zu zeigen, wenn sie ihm von der Gegend und ihren Bräuchen erzählte. Dann brach er wieder zu einem Spaziergang auf.
Diesmal ging er festen Schrittes bergauf, bis es fast Mittag war. Dann drehte er sich um und blickte in den wolkenlosen Himmel und auf das ruhige, in der Ferne schimmernde Meer.
Gebannt von der großartigen Weite blieb er eine ganze Weile so stehen. Dann ging er langsam bergab. Er befand sich schon wieder am Rande von Beaumaris, als er um eine Ecke bog und einem großen, schlanken Herrn gegenüberstand, der selbst mit seinem dicken Wintermantel und dem Hut außergewöhnlich elegant wirkte. Er war ungefähr Mitte dreißig, gut aussehend und ohne Bart. Sie blieben beide stehen und starrten einander an. Der Mann stutzte blinzelnd, Runcorns Gesicht kam ihm bekannt vor.
Runcorn dagegen hatte ihn sofort erkannt, so, als ob er ihn erst vor einer Woche getroffen hätte. In Wirklichkeit war es aber schon viel viel länger her. Damals ging es um einen Selbstmord, von dem man aber annahm, dass es Mord gewesen wäre. John Barclay wohnte in einem Haus, das unmittelbar an die Gasse grenzte, in der man die Leiche gefunden hatte. Nicht etwa an Barclay erinnerte sich Runcorn jetzt voller Zuneigung, sondern vielmehr an dessen verwitwete Schwester, Melisande Ewart. Selbst hier, mitten auf der zugigen, hellen Straße, konnte Runcorn ihr Gesicht so deutlich sehen, als wäre sie selbst hier, und nicht ihr arroganter, wenig hilfsbereiter Bruder.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte Barclay nervös und wich ihm aus, als wären sie einander fremd. Er ging die Straße mit immer größer werdenden Schritten weiter. Aber Runcorn hatte an seinem verächtlichen Blick gesehen, dass er ihn erkannt hatte.
War Melisande etwa auch hier? Wenn ja, würde er ihr vielleicht begegnen. Nur einen Blick von ihr erhaschen. Sah sie immer noch wie früher aus? War ihr seidiges Haar immer noch gewellt? Hatte sie immer noch dieses Lächeln, aber auch diese Traurigkeit, die ihn seither nicht mehr losließ?
Lächerlich, dass er noch an sie dachte. Wenn sie sich überhaupt noch an ihn erinnerte, dann an den Polizisten, der unbeeinflusst von Furcht oder Gefälligkeiten entschlossen seine Arbeit machte, der aber auch ein klein wenig Güte besaß. Es war ihrem Mut zu verdanken gewesen, dass sie sich ihrem Bruder zum Trotz bereit erklärt hatte, die Leiche zu identifizieren und in den Zeugenstand zu treten, wodurch der Fall letztlich hatte gelöst werden können. Er hatte sich immer gefragt, wie sehr sie dadurch Barclays Missfallen erregt hatte. Runcorn hatte ihr damals nicht beistehen können.
Er ging nun weiter, um die Straßenbiegung und am ersten Haus der Ortschaft vorbei. War sie auch hier? Ohne es zu merken, beschleunigte er seinen Schritt. Die Sonne schien hell, und vom Frost waren nur ein paar funkelnde Wassertropfen im Gras übrig geblieben.
Wie konnte er herausfinden, ob sie hier war, ohne sich lächerlich zu machen? Er konnte sich ja wohl kaum nach ihr erkundigen, so als ob sie sich privat kennen würden. Er war ein Polizist, der einen Todesfall aufgeklärt hatte. Es wäre zwecklos, sie zu treffen. So lächerlich es auch war, es würde ihm sogar wehtun. Es war dumm von ihm, überhaupt daran zu denken, und er verachtete sich dafür.
Er eilte weiter zu seinem Quartier, in den Schutz der Abendtafel und der heiteren Gespräche fremder Leute.
Aber Melisande ging ihm nicht aus dem Kopf. Es wurde etwas milder, einige Grad über Null. Er sah Hunderte von Vögeln auf einem Feld Körner aufpicken, und ein Bauer sagte ihm, es seien Rotdrosseln. Überall in den Gärten blühten der gelbe Stechginster und gelegentlich auch Christrosen. Er machte seine Spaziergänge bei Wind und Sonne, ein- oder zweimal auch im Regen. Nach ein paar Tagen kannte er die Küstenwege östlich und westlich von Beaumaris. Er entdeckte Lieblingsecken und windgeschützte Senken. Er verspürte plötzliche, atemberaubende Freude über die ersten Anzeichen von Schneeglöckchen und fand kleine, verborgene Wasserlachen im Fels, wo Algen und seltene Muscheln wuchsen.
Am Sonntag zog er den einzigen anständigen Anzug, den er mitgebracht hatte, an und ging zum Frühgottesdienst in die Kirche, die der Stelle, wo er John Barclay getroffen hatte, am nächsten lag. Die Kirche aus Stein hatte bunte Glasfenster. Der Wind trug den vollen Klang der Kirchenglocke über das Dorf und weiter über die Felder.
Runcorn wusste genau, warum er hier war. Er war wie von einem Magneten angezogen. Seine Anwesenheit hatte nichts mit der Verehrung Gottes zu tun, auch wenn er mit gebeugtem Haupt, den Hut in der Hand, durch die großen geschnitzten Holztüren trat und eine Mischung aus Ehrfurcht und Hoffnung sein Herz schneller schlagen ließ.
Innen herrschte fast völlige Stille. Es war eine alte Kirche mit einem Steinfußboden und einer hohen Decke, unter der sich wuchtige, mit Schnitzereien verzierte Balken kreuzten. Das Licht war dämmrig. Die bunten Fenster stellten die Stationen des Kreuzwegs dar, sowie eine Frau, die hinter Jesus herzugehen schien. Sie kniete nieder, um sein Gewand zu berühren, und Runcorn fiel die Heilsgeschichte Christi wieder ein. Er konnte sich nur noch an etwas Wunderbares, etwas Unerreichbares erinnern. Die Gemeindemitglieder hatten bereits ihre Plätze eingenommen, und er schlüpfte schnell auf eine Bank an der Seite. Er senkte den Kopf und beobachtete interessiert, wie Barclay an ihm vorbeiging. Mit einem Ruck blickte er wieder auf und stellte enttäuscht fest, dass Melisande nicht bei ihm war. Was sollte sie auch für einen Grund haben, sich auf dieser vom Wind heimgesuchten Insel mit ihrer kargen Schönheit, den wilden Küsten, den Vögeln und der tobenden See aufzuhalten? Was hatte eine schöne Frau hier schon zu suchen?
Dann ging eine ganz andere Frau durch das Seitenschiff an seiner Bankreihe vorbei. Sie war etwa Mitte zwanzig, bewegte sich mit einzigartiger, fast fließender Anmut, als ob sie den harten Fußboden mit ihren Stiefeln gar nicht berührte, als ob sie barfuß im Gras oder auf weichem Sand am Strand ginge. Sie schritt erhobenen Hauptes, und als sie sich umdrehte, erschien auf ihrem blassen Gesicht ein verborgenes Lächeln, als ob sie etwas wüsste, das außer ihr niemand kannte.
Sie war in dunklem Grün, fast schwarz, gekleidet. Eine Haarsträhne lugte unter dem ziemlich verwegenen Hut hervor, den sie, anscheinend gedankenlos, im letzten Augenblick aufgesetzt hatte. Ihre großen Augen waren braun wie Torf. Runcorn nahm das alles wahr, obwohl sie ihn nur eine Sekunde lang anschaute.
Sie ging bis zur ersten Reihe und setzte sich neben eine Frau, die etwa fünfzehn Jahre älter war und die sie mit einem warmherzigen Lächeln begrüßte.
Runcorn bemerkte, wie sich ein Herr ein paar Bänke vor ihm zu ihr umdrehte und die junge Frau unverhohlen anstarrte, so wie es sich in einer Kirche eigentlich nicht gehört. Er sah zwar gut aus, hatte aber eine strenge Mundpartie. Er hatte gleichmäßige Züge und schönes, dichtes Haar mit einem leichten rostroten Schimmer. Er ging auf die vierzig zu.
Falls die junge Frau ihn bemerkt hatte, zeigte sie es nicht; sie schien überhaupt allen Leuten gegenüber gänzlich gleichgültig zu sein. Nur den Pfarrer, der in diesem Moment eintrat, nahm sie wahr.
Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Copyright der Originalausgabe © 2007 by Anne Perry
Copyright der deutschen Ausgabe © 2008 by Wilhelm Heyne Verlag
Übersetzung: Regina Schirp
... weniger
Bibliographische Angaben
- Autor: Anne Perry
- 2010, 1, 333 Seiten, Maße: 13,3 x 19,1 cm, Flex. Einband
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3868006249
- ISBN-13: 9783868006247
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