Deutschland - Der Abstieg eines Superstars
Deutschland, einst das reichste Land des Kontinents und Vorzeigestaat, ist jetzt der...
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Deutschland, einst das reichste Land des Kontinents und Vorzeigestaat, ist jetzt der ''kranke Mann Europas''.
Dennoch lautet die Botschaft des Autors, dass ein Wiederaufstieg des Landes machbar ist. Aber dieser Neubeginn kommt einer zweiten Staatsgründung gleich. Und er wird viel von uns abverlangen - von jedem einzelnen von uns.
Gabor Steingart ist Leiter des Hauptstadtbüros des SPIEGEL. Seine Überlegungen zu unserem Staat sind provozierend, doch scheinen sie realistisch. Er zeigt, dass sich das bewährte Erfolgsmodell unseres Wohlfahrtsstaates überholt hat. Aber auch, was uns die Zukunft bringen wird, wenn Deutschland ''gesunden'' soll.
Deutschland - Der Abstieg eines Superstars von Gabor Steingart
LESEPROBE
Deutschland steigt ab, seit vielen Jahren schon, erst schleppend undmittlerweile mit doch deutlich erhöhtem Tempo. Wie von Roboterhand gesteuert,verlässt das einstige Wirtschaftswunderland die Spitzengruppe derVolkswirtschaften. Ausgerechnet in dem Moment, in dem das wiedervereinteDeutschland sich auch international in einer neuen Normalität einfindet, istdiese schon wieder bedroht. Das »Modell Deutschland« - unsere Art, fleißig zuarbeiten und die Früchte dieser Arbeit gerecht zu verteilen - verschwindet imNebel der Geschichte. Dabei hatten es die Deutschen mit ihm, nach allem, wasdie Vergangenheit für das Land sonst noch im Angebot hatte - den Militärstaatder Preußen und das expansive Kaiserreich, das formlose Gebilde von Weimar, dieHitlerdiktatur -, nicht so schlecht getroffen.
Die Bewunderung, die uns weltweit zuteil wurde, ist dem Erstaunen undvielerorts bereits dem Entsetzen gewichen: Der Superstar a.D.wirkt nervös bis gereizt, mit den mangelnden Wachstumserfolgen ging ihm auchdie Selbstgewissheit verloren. Der Politik, obwohl sie mit einer Vielzahl vonKabinettsbeschlüssen versucht gegenzusteuern, gelingt es kaum noch, dieökonomische Realität zu berühren. Auch Gerhard Schröder ist bisher ein Kanzlerder permanenten Nachbesserungen, ohne dass damit schon erkennbareVerbesserungen der ökonomischen Lage verbunden waren.
Die deutsche Volkswirtschaft sendet in immer kürzeren Abständen ihreNotsignale. Die offiziellen Wachstumszahlen vermitteln kein realistisches Bildder Lage. Statt, wie offiziell behauptet, Miniwachstum und Stagnation erleben wirim produktiven Kern unserer Volkswirtschaft, dem eigentlichen Energiekern, seiteinem Jahrzehnt schon einen Schrumpfungsprozess. Größer wird nur die Zahlderer, die sich von seiner Energie ernähren; bald jeder zweite Ostbürger lebtmaßgeblich von Transfergeldern und 20 Millionen Rentner sind aus der laufendenProduktion mitzufinanzieren, da die Rentenkasse über keine nennenswertenRücklagen verfügt. 4,5 Millionen Arbeitslose in diesem Winter und 2,7 MillionenSozialhilfeempfänger kommen hinzu, die Fabrik und Großraumbüro für immerverlassen haben. Noch nie in der deutschen Nachkriegsgeschichte hat es zwischenLeistungsempfängern und Leistungserbringern ein derart ungünstiges Verhältnisgegeben.
Genau genommen sind wir Zeitzeugen eines in seiner Dramatik nicht zuunterschätzenden Vorgangs: Eine Kernschmelze im Innern des Produktionsprozesseshat begonnen, deren Tempo sich mit der Deutschen Einheit enorm beschleunigte.Die Annäherung der Wirtschaft-Ost an die Wirtschaft-West findet nur noch inPolitikerreden statt, in der Wirklichkeit driften die beiden Teile Deutschlandsseit mehreren Jahren auseinander. Zweifellos dominiert der Westen den Osten,politisch und kulturell. Ökonomisch allerdings ist Westdeutschland zur Koloniedes Ostens geworden. Aus der Substanz des Westens wurden seit dem Einheitsjahrunvermindert rund 1250 Milliarden Euro in die fünf neuen Bundesländerhinübergeleitet, das Geld dient dort ganz überwiegend dem Konsum unsererLandsleute, ist Hilfe fast ohne Selbsthilfe. Dieser Transferstaat scheint fürdie Ewigkeit gebaut.
Es geht hier um die präzise Analyse der Vorgänge, im politischen Ruheraum, ohnedie Begleitmusik der Nationalhymne: Wann begann jene Kettenreaktion, derenZerfallsprozesse wir heute erleben? Was waren die ersten Notsignale? Wer hat,und warum, falsch reagiert? Denn eine Wirtschaftsnation dieser Größe trudeltnicht von allein und nicht aufgrund fremder Einflüsse nach unten, weshalb hierauch nach den politisch Verantwortlichen gefragt werden soll.
Die Probleme wurzeln tief in der deutschen Geschichte, zu erzählen ist dahereine Chronologie des Niedergangs. Wir schauen auf ehrgeizigeMinisterpräsidenten und westliche Alliierte, die nach dem Ende des ZweitenWeltkrieges gemeinsam den entscheidungsschwachen Anti-Führer-Staat schufen.Dank einer weltweit einmaligen Verfassungskonstruktion, die wir zu Recht einenDeutschen Defekt nennen dürfen, sind wir das wahrscheinlich langsamsteStaatswesen der westlichen Welt, wenig sprunghaft, frei von Exzessen, gründlichin jeder Hinsicht - auch in der, dass wir den Weg nach unten seit Jahrenunbeirrt weitergehen.
Der politischen Führung ist es bis heute nicht gelungen, angemessen, und daskann hier nur heißen wirkungsvoll, auf den deutschen Niedergang zu reagieren.Lassen wir uns nicht täuschen von dröhnenden Machtworten und kiloschweren Kabinettsbeschlüssen. In der ökonomischenRealität wurden bisher keine Siege errungen. Alle messbaren Aggregate drehtenseit dem Amtsantritt der Regierung Schröder weiter in den roten Bereich: dieStaatsverschuldung und die Arbeitslosigkeit pendeln auf Rekordniveau, dieInnovations- und Wachstumsschwäche ist chronisch, der Sozialstaat wurdeüberdehnt. Das Ergebnis der Zerstörungsprozesse ist in den Vororten der Städte,in den Arbeiterquartieren, den öffentlichen Schulen und Verwaltungsgebäudenmittlerweile mit bloßem Auge zu erkennen. An eine erodierende öffentlicheInfrastruktur und mehrere Millionen Arbeitslose haben wir uns gewöhnt, anVollbeschäftigung traut sich niemand mehr zu denken.
Wider diese Verzagtheit soll hier der Versuch gemacht werden, einen anderenEntwicklungspfad zu beschreiben. Einen, der mehr Chancen für mehr Menschenverspricht, der den Energiekern des Landes vergrößert und so die anstehendenVeränderungsprozesse zumindest beherrschbar macht. Deutschland erlebt eineWirtschaftskrise, die sich bisher noch nicht zu einer Krise der Demokratieentwickelt hat. Darin liegt eine Chance, die zu nutzen dieses Buch beitragenwill. Der Wiederaufstieg des Landes ist machbar, wenn auch nur als Neubeginn,der vielen vieles abverlangen wird.
©Piper Verlag
- Autor: Gabor Steingart
- 2004, 303 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 12,6 x 20,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Piper Taschenbuch
- ISBN-10: 3492046150
- ISBN-13: 9783492046152
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