Die Anstalt
Vor zwanzig Jahren, als junger Mann, ist Francis Petrel gegen seinen Willen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Mehrere Jahre hat er dort zugebracht - bis die Anstalt nach einer Mordserie geschlossen wurde. Noch immer hört Francis Stimmen,...
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Vor zwanzig Jahren, als junger Mann, ist Francis Petrel gegen seinen Willen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Mehrere Jahre hat er dort zugebracht - bis die Anstalt nach einer Mordserie geschlossen wurde. Noch immer hört Francis Stimmen, nimmt Medikamente.
Die Erinnerung an die traumatischen Geschehnisse von damals ängstigt ihn, und er beginnt aufzuschreiben, was er erlebt hat - mit Bleistift, auf den Wänden seiner Wohnung. Wer war der mysteriöse "Engel des Todes", der damals sein Unwesen trieb? Gibt es ihn überhaupt? Oder existiert er nur in Francis' Schreckensphantasien?
Eine raffinierte Story, die mit den Grenzen von Illusion und Wirklichkeit spielt.
''Ein Thriller, den man unmöglich aus der Hand legen kann."
Publishers Weekly
Vor zwanzig Jahren, als junger Mann, ist Francis Petrel gegen seinen Willen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Mehrere Jahre hat er dort zugebracht - bis die Anstalt nach einer Mordserie geschlossen wurde. Noch immer hört Francis Stimmen, nimmt Medikamente. Die Erinnerung an die traumatischen Geschehnisse von damals ängstigt ihn, und er beginnt aufzuschreiben, was er erlebt hat - mit Bleistift, auf den Wänden seiner Wohnung. Wer war der mysteriöse "Engel des Todes", der damals sein Unwesen trieb? Gibt es ihn überhaupt? Oder existiert er nur in Francis' Schreckensphantasien?
LESEPROBE
Ich kann meineStimmen nicht mehr hören und weiß daher nicht so recht weiter. Irgendwie hegeich den Verdacht, dass sie diese Geschichte viel besser erzählen könnten alsich. Wenigstens hätten sie ihre eigenen Ansichten und Vorschläge zu der Frage,was am Anfang und was am Ende und was dazwischenstehen könnte. Sie würden mirsagen, wo ich Details einarbeiten oder überflüssige Informationen aussparensollte, was unverzichtbar und was trivial für sie ist. Nach so langer Zeitfällt es mir nicht eben leicht, mich an diese Dinge zu erinnern, und ich könntewahrhaftig ihre Hilfe gebrauchen. Es ist so viel passiert, dass es wirklichschwer für mich ist, immer genau zu wissen, was wohin gehört. Manchmal bin ichmir auch nicht sicher, ob die Dinge, an die ich mich deutlich erinnern kann,tatsächlich stattgefunden haben. Eine Erinnerung, die eben noch in Steingemeißelt war, erscheint mir im nächsten Moment so nebulös wie dieDunstschleier über einem Fluss. Darin liegt eines der Hauptprobleme für einenVerrückten: Man kann sich einfach nie sicher sein.
Lange Zeit dachteich, es hätte - wie zwischen zwei Buchstützen gewissermaßen - alles mit einemTod begonnen und mit einem Tod geendet, doch jetzt bin ich mir da nicht mehr sosicher. Vielleicht wurde das alles ja damals, vor so vielen Jahren, als ichjung und richtig verrückt war, von etwas viel Kleinerem und schwer Fassbaremausgelöst, vielleicht einer heimlichen Eifersucht oder unterdrückten Wut,möglicher- weise aber auch von etwas viel Größerem und Lauterem wie dem Standder Sterne am Himmel, den Kräften der Gezeiten oder der unaufhaltsamen Drehungvon Mutter Erde. Fest steht nur, dass ein paar Leute gestorben sind und dassich einfach mehr Glück als Verstand hatte, nicht zu ihnen zu
Anstelle ihresRaunens bekomme ich nun Medikamente, die sie zum Schweigen bringen. Einmal amTag nehme ich brav ein psychotropes Mittel, eine ovale, eierschalenblaue Pille,von der ich einen derart trockenen Mund bekomme, dass ich wie ein keuchenderalter Mann nach zu vielen Zigaretten klinge oder wie ein halb verdursteterDeserteur der Fremdenlegion, der gerade die Sahara durchquert hat und um einenSchluck Wasser fleht. Darauf folgt unverzüglich ein scheußlich bitterschmeckender Stimmungsheber, der die gelegentlichen niederträchtigen,selbstmörderischen Depressionen bekämpft, in die ich, wie mir meineSozialarbeiterin ständig predigt, jederzeit verfallen kann, egal, wie ich michgerade fühle. In Wahrheit könnte ich, glaube ich, in ihr Büro marschieren undvor lauter überschwänglicher Freude über den positiven Verlauf meines Lebensdie Hacken zusammenschlagen, und sie würde mich trotzdem fragen, ob ich meinetägliche Dosis genommen habe. Von dieser herzlosen kleinen Pille bin ichverstopft und von Wassereinlagerungen so aufgedunsen, als hätten sie mir dieBlutdruckmanschette nicht um den linken Arm, sondern um den Brustkorb gelegtund sie dann fest aufgepumpt. Folglich brauche ich ein Diuretikum und einAbführmittel, um diese Symptome zu bekämpfen. Natürlich bekomme ich vomDiuretikum rasende Migräne, als ob mir ein besonders fieser, grausamer Sadistmit dem Hammer an den Schädel schlüge, ergo gibt es codeinhaltigeSchmerztabletten gegen diese kleine Nebenwirkung, während ich wegen der anderenPille ständig zur Toilette renne. Und alle zwei Wochen bekomme ich ein starkesAntipsychotikum mit einer kurzen Spritze injiziert. Zu diesem Zweck muss ichvor der Schwester im städtischen Krankenhaus die Hosen runterlassen, wofür siemich mit stets haargenau demselben Lächeln und der haargenau im selben Tongestellten Frage belohnt, wie es mir denn heute ginge, worauf ich »ganz gut«antworte, egal, ob es stimmt oder nicht, weil ich trotz der verschiedenen Nebelschleierdes Wahnsinns durchaus kapiere, dass es ihr so was von egal ist, wie es mirgeht, und dass sie es lediglich als ihre Pflicht erachtet, mir eine Rückmeldungzu entlocken.
Das Problem istnur, dass dieses Antipsychotikum mich zwar, wie sie mir zumindest weismachenwollen, an boshaftem, abscheulichem Verhalten hindert, aber mir auch einekleine Schüttellähmung in den Händen beschert, so dass sie zittern, als wäreich irgend so ein nervöser Steuersünder, der dem Buchprüfer des Finanzamtsgegenübersitzt. Außerdem zucken mir davon die Mundwinkel ein wenig, so dass ichein Muskelrelaxanz benötige, damit mein Gesicht nicht zu einer ewigenKinderschreck-Maske erstarrt. Dieser ganze Cocktail also brodelt mir wohl oderübel durch die Adern, und während er mit seinem beruhigenden Einfluss zu denverantwortungslosen Impulsen eilt, die wie eine aufsässige Teenie-Bande inmeinem Hirn herumtollt, greift er unterwegs auch eine Reihe Organe an, diekeine Ahnung haben, was das Ganze soll. Manchmal habe ich das Gefühl, dassmeine Phantasie einem unberechenbaren Dominostein gleicht, der plötzlich ausdem Gleichgewicht kommt, erst hin und her schwankt und dann gegen all dieanderen Kräfte in meinem Körper kippt, so dass er eine groß angelegeKettenreaktion auslöst, bei der die Steine in meinem Innern willkürlich, klickklick klick alle übereinander purzeln.
Da war es dochentschieden einfacher, als ich noch ein junger Mann war und nichts weiter zutun hatte, als auf meine Stimmen zu hören. Meistens waren sie auch gar nicht malso schlimm. Gewöhnlich waren sie schwach, wie ein verhallendes Echo über einemTal oder auch wie Getuschel zwischen Kindern, die sich in einer Ecke desSpielzimmers Geheimnisse zuflüstern, auch wenn sie, sobald es einmal gefährlichwurde, sich laut Gehör verschafften. Und meistens waren meine Stimmen nichtallzu fordernd. Sie machten Vorschläge, erteilten Rat, stellten unbequemeFragen. Gelegentlich neigten sie ein bisschen zur Nörgelei wie einealtjüngferliche Großtante, mit der bei einem Festschmaus niemand so recht etwasanfangen kann und die zwar in die Feier einbezogen wird und durch die eine oderandere unsinnige oder politisch unkorrekte Bemerkung aus der Rolle fällt,ansonsten aber weitgehend unbeachtet bleibt.
Irgendwieleisteten die Stimmen mir Gesellschaft, besonders dann, wenn ich keine Freundehatte.
Ich hatte sogarzwei Freunde, und sie gehören zu der Geschichte. Ich dachte einmal, sie wärensogar der entscheidende Teil der Geschichte, doch da bin ich mir nicht mehr sosicher. Nun hatte es einige der anderen Leute, denen ich in jenen, meinerAnsicht nach richtig verrückten Jahren begegnete, weitaus schlimmer erwischtals mich. Ihre Stimmen schleuderten ihnen Befehle entgegen wie diese Ausbilderbei den Marines, die Kerle mit diesen dunkelbraungrünen, breitkrempigen Hüten,die sie tief in die Stirn gezogen haben, so dass ihr kahl geschorener Schädelvon hinten zu sehen ist. Schritt marsch! Antreten! Abtreten!
Oder schlimmer:Bring dich um.
Oder nochschlimmer: Bring jemand anderen um.
Übersetzung: Anke Kreutzer
© VerlagsgruppeDroemer Knaur
John Katzenbach, geboren 1950, war ursprünglich Gerichtsreporter für den »Miami Herald« und die »Miami News«. Bei Droemer Knaur sind inzwischen zahlreiche Kriminalromane von ihm erschienen, darunter die Bestseller »Die Anstalt«, »Der Patient«, »Der Professor« und »Der Psychiater«. Zweimal war Katzenbach für den Edgar Award nominiert. Er lebt mit seiner Familie in Amherst im Westen des US-Bundesstaates Massachusetts.Weitere Informationen unter www.john-katzenbach.de und www.johnkatzenbach.com
- Autor: John Katzenbach
- 2006, 18. Aufl., 748 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Anke Kreutzer
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426629836
- ISBN-13: 9783426629833
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