Die Braut aus den Highlands
Roman
In Alexander hat Merewen einen fürsorglichen Gatten gewonnen. Dann versucht jemand, ihn zu vergiften.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Die Braut aus den Highlands “
In Alexander hat Merewen einen fürsorglichen Gatten gewonnen. Dann versucht jemand, ihn zu vergiften.
Klappentext zu „Die Braut aus den Highlands “
Ihre Hochzeitsnacht hat die junge Braut aus den Highlands sich anders vorgestellt. Neben Merewen liegt ihr stattlicher Ehemann - und schläft. Schon bei ihrer Ankunft war Alexander d'Aumesbery wie berauscht. Doch an zu viel Alkohol kann es nicht liegen, denn niemals hält er Trinkgelage ab. Im Gegenteil! Der kühne Kreuzritter erweist sich als fürsorglicher Gatte und erobert ihr Herz im Sturm. Doch warum wirkt Alexander oftmals so benommen? Erst allmählich keimt in Merewen ein furchtbarer Verdacht: Soll ihr Gatte vergiftet werden!
Lese-Probe zu „Die Braut aus den Highlands “
Die Braut aus den Highlands von Lynsay SandsPROLOG
Schottland, Stewart Castle, 1273
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"Merry!"
Merewen Stewart sah von der Bruche auf, die sie gerade flickte. Sie versteifte sich und verzog unwillig den Mund, als sie die Männer vor sich in Augenschein nahm: ihren Vater, Eachann Stewart, und ihre beiden Brüder, Brodie und Gawain. Während ihr Vater betreten dreinblickte, wirkten Brodie und Gawain aufgeregt, was besagte, dass die drei nichts Gutes im Sinn hatten. Merewen funkelte sie finster an, und erst als die Männer schon unruhig wurden, fragte sie missmutig: "Also, was gibt es?"
Ihr Vater warf den beiden Jüngeren einen verstohlenen Blick zu und holte tief Luft. "Ich ... nun ja, weißt du ... also ...", stammelte er.
Merewen kniff die Lippen zusammen. Nicht einmal die von ihren einfallsreichen Brüdern ersonnene Lüge brachte er heraus, um zu rechtfertigen, warum sie sich dieses Mal zu eingehend dem uisge beatha, dem Whisky, gewidmet hatten. Ihr Vater verhaspelte sich immer mehr und fuhr sich wieder und wieder mit der Zunge über die Lippen, wobei seine Miene zunehmend verzweifelter wurde, bis sie ihm am liebsten eine saftige Ohrfeige verpasst hätte. Merry war es herzlich leid, sich mit diesen drei Tunichtguten zu befassen.
Unglücklicherweise frönte der männliche Teil ihrer Familie allzu gern dem Trank. Und ebenso unselig war, dass diese Kerle in nüchternem Zustand zwar die reinsten Lämmer waren, betrunken jedoch nur Flausen im Kopf hatten und gelegentlich gar aufbrausend wurden. Wenn dies geschah, war stets sie es, die zwischen ihnen und dem Rest ihres Clans stand und die alkoholgetränkte Rage zu spüren bekam, die der uisge beatha entflammte. Zum Glück hatte sie früh gelernt, sich mit schwerem Gerät zu bewaffnen, wenn sie sich so aufführten, und ihre Bereitschaft, ihre Waffe auch zu benutzen, hielt die Männer für gewöhnlich davon ab, allzu ernsthaft auf sie loszugehen. Ihre vom Whisky geschärften Zungen konnten jedoch nicht minder verletzend wirken, und es war durchaus beängstigend, sich der dräuenden Gewalt entgegenzustellen, die bei solchen Vorfällen immer in der Luft hing.
Sechs Jahre lang hatte Merry alles getan, um sie vom uisge beatha fernzuhalten. Sie hatte das Gebräu in der Speisekammer eingeschlossen und den einzigen Schlüssel stets bei sich getragen, doch das hatte die Männer nicht vom Trinken abgehalten. Oft waren sie zum Wirtshaus im Dorf geritten oder zu Colan Gow, um sich an dessen Whisky gütlich zu tun, und dann war es an Merry, den Schlamassel zu beheben, den sie im Rausch anrichteten. Dies war zum Alltag auf Stewart geworden, seit ihre Mutter vor sechs Jahren gestorben war ... Zumindest bis vergangene Woche. Vergangene Woche waren sie derart volltrunken von einem Besuch bei Colan Gow zurückgekehrt, dass sie sich verwundert gefragt hatte, wie sie es geschafft hatten, sich auf dem Heimritt nicht ihren närrischen Hals zu brechen. Noch verblüffter war sie gewesen, als sie nach mehr Whisky verlangten.
Merry hatte ihnen den Schlüssel zur Vorratskammer verweigert und sie schlafen geschickt. Die Bediensteten wies sie an, sich rar zu machen, ehe sie sich ebenfalls zurückzog in der Hoffnung, damit sei die Angelegenheit erledigt. Doch das war sie nicht. Offenbar hatten die drei Männer entschieden, dass es nun genug sei, und waren mit Streitäxten auf die Tür zur Speisekammer losgegangen. Der Lärm holte Merry aus dem Bett, und als sie nachsah, musste sie feststellen, dass ihre Anverwandten sich den Weg durch das robuste Holz freigekämpft hatten und nun dabei waren, die Whiskyfässer aufzubrechen. Als sie versuchte, sie davon abzuhalten, stieß ihr Bruder Brodie sie mit drohend erhobener Axt beiseite und beschied ihr, sie solle sich gefälligst nicht einmischen.
Ihr war nichts übrig geblieben, als sie gewähren zu lassen. Die Folge war, dass die Männer sich fast eine Woche lang an ihrem Schatz berauscht hatten, während Merry und die Mägde sich bemüht hatten, außer Reichweite zu bleiben. Die drei hatten sich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken, nur um wieder zu sich zu kommen und weiterzusaufen.
Merry schäumte noch immer vor Wut, wenn sie an die Auswüchse dieses letzten Gelages dachte. Wie üblich waren Krüge, Bänke und noch einiges mehr zu Bruch gegangen, doch dieses Mal hatten die Unglücksraben sich selbst übertroffen.
Am dritten Tag hatte Brodie einem der Küchenjungen einen Fausthieb verpasst. Der Bursche war so töricht gewesen zurückzukehren, ehe Merry das Zeichen gegeben hatte, dass die Luft rein sei, und war nach Ansicht ihres Bruders nicht flink genug verschwunden. Glücklicherweise war Merry in der Nähe gewesen, sodass sie schon nach dem ersten Schlag hatte einschreiten können, und obgleich sich der Junge eine blutige Nase eingefangen hatte, hatte er doch auch eine wertvolle Lektion gelernt. Jedenfalls bezweifelte sie, dass er noch einmal einen Fuß in den Wohnturm setzen würde, ohne sich zu vergewissern, dass dies unbedenklich war.
In der vierten Nacht hatte Gawain beinahe die Stallungen in Brand gesteckt, weil er in einer Pferdebox eine Fackel ins Heu hatte fallen lassen. Doch der Stallmeister hatte Gawain und dessen Reittier unversehrt herausschaffen und sogar das Feuer löschen können, ehe die Flammen auf die anderen Boxen übergreifen konnten.
Ihr Vater Eachann hatte jedoch schließlich die Sünde begangen, die sie am meisten aus der Fassung brachte. Am fünften und letzten Tag ihrer Zecherei nahm er in einer rührseligen Anwandlung von whiskyumwölktem Kummer das Porträt ihrer Mutter von seinem Platz über dem Kamin, um ihm weinerliche Worte der Sehnsucht zuzuraunen. Dabei stolperte er über seine eigenen Füße und stürzte auf einen der Sessel neben dem Feuer, wobei das Gemälde zu Bruch ging, weil die Rückenlehne des Stuhls sich so unbarmherzig wie ein Schwert durch die obere Hälfte des Bildnisses bohrte. Von plötzlicher Wut gepackt, zerschmetterte ihr Vater das Möbel und schleuderte die Überreste in den riesigen Kamin in der Halle, als trüge das Holz die Schuld und nicht etwa sein eigenes vom Rausch hervorgerufenes Ungeschick. Das Bild, nach Meinung ihres Vaters ruiniert, folgte dem Stuhl.
Merry wollte ihn hindern, doch sie erreichte lediglich, ebenfalls zu Boden geschlagen zu werden. Als sie endlich wieder auf die Füße kam, lag das Bildnis bereits auf den Trümmern des Sessels in den Flammen und brannte fröhlich. Bei diesem Anblick sank sie erneut in die Binsen, kniete einfach nur da und beweinte den Verlust dieses einzigen Abbilds ihrer geliebten Mutter, der verstorbenen Maighread Stewart.
Als Merrys Tränen schließlich versiegt waren, war ihre Trauer Zorn gewichen, und zwar nicht nur auf ihren Vater, sondern auch auf ihre beiden Brüder. Sie richteten alles zugrunde. Es gab auf Stewart kaum etwas, das noch nicht geflickt worden war, nachdem einer von ihnen es zerbrochen hatte ... darunter auch ihr Herz, wie sie argwöhnte.
Dieser letzte Vorfall hatte ihren Vater einmal mehr dazu bewogen, dem Trinken abzuschwören, und drei Tage zuvor hatte das Saufgelage schließlich ein Ende gefunden. Doch seither hatten die Männer ihre Zeit allein damit zugebracht, über ihren schmerzenden Schädel und aufmüpfigen Magen zu stöhnen und zu wimmern. Merry hatte wenig Mitleid mit ihnen und widmete sich einfach wie stets der Verwaltung der Burg, erteilte Bediensteten und Recken Anweisungen und beaufsichtigte die Waffenübungen der Männer, während ihr Vater und ihre Brüder wieder zu Kräften kamen. Auch die Tür zur Speisekammer ließ sie reparieren - und das Schloss austauschen.
Was auch immer das nützen würde, dachte sie bitter. Denn - und daran hegte Merry keinerlei Zweifel - sollten ihr Vater und ihre Brüder meinen, genug gebüßt zu haben, würden sie zum Trank zurückkehren wie in die Arme einer lange vermissten Geliebten. Das taten sie immer.
"Ich ... nun, also ...", stotterte ihr Vater und zog damit ihren wütenden Blick auf sich. Wieder brach er ratlos ab.
Sicherlich war sein Kopf noch von den letzten Ausschweifungen vernebelt. Wenn dies inzwischen nicht überhaupt schon ein Dauerzustand war, dachte Merry angewidert, legte ihre Näharbeiten beiseite und erhob sich. "Lasst mich raten. Ich habe vorhin den Ruf vernommen, dass ein Reiter sich nähert. Colan ist gekommen, nicht wahr? Und zweifellos haltet ihr seinen Besuch für einen hervorragenden Anlass, um ein weiteres Fass uisge beatha zu öffnen."
"Aye", seufzte ihr Vater, gab sich aber einen Ruck, als ihr Bruder Brodie ihm den Ellenbogen in die Seite stieß. "Ich meine, nein. Will sagen, doch, Merry. Colan ist gekommen, doch nicht sein Besuch ist es, der den Anbruch eines Fasses wert ist, sondern die großartige Neuigkeit, die er bringt."
"Und was für eine Neuigkeit mag das sein?", fragte Merry spöttisch. Sie versprach sich nicht viel davon. Schon Colans Geschichte von dem Hasen, den er eine Woche zuvor bei der Jagd erlegt hatte, war für die Stewart-Männer Anlass gewesen, in Jubel auszubrechen.
"Dein Bräutigam ist aus dem Morgenland zurückgekehrt!", platzte Gawain heraus, ehe ihr Vater mit seinem Gestammel fortfahren konnte.
Diese Nachricht traf Merry so sehr, dass sie sich mit weit aufgerissenen Augen wieder auf die Bank sinken ließ. Benommen versuchte sie aufzunehmen, was in der Tat eine Neuigkeit war, die diesen Namen verdiente. "Ist er das?", fragte sie.
"Aye." Brodie und Gawain drängten sich an ihrem Vater vorbei und ließen sich, jeder an einer Seite von ihr, ebenfalls auf der Bank nieder. "Ja, doch! Und wir müssen sofort nach England aufbrechen, damit du ihn heiraten kannst. Heute Abend feiern wir, und morgen machen wir uns in aller Frühe auf den Weg."
Merry schüttelte die Überraschung ab, um die Bande erneut zornig anzufunkeln. "Oh, aye, das könnte euch so passen. Mich nach England abzuschieben und mit diesem Schuft zu verheiraten, nun da er endlich geruht hat zurückzukehren. Dass euch dies ein Anlass zum Feiern ist, glaube ich gern, denn ihr werdet mich endlich los sein."
Die Zwillinge tauschten einen Blick. "Oh, nein, nein, Merry", beeilte sich Brodie zu versichern. "Wir sind ganz und gar nicht glücklich darüber. Wer wird uns denn morgens aus dem Bett werfen, wenn du nicht hier bist?"
"Aye, und wer wird uns daran hindern, so viel zu trinken, wie wir wollen?", fragte Gawain.
"Und wer wird uns damit in den Ohren liegen, uns im Kampf zu üben und auf die Jagd zu gehen und all dies?", setzte Vater Eachann hinzu.
Merry sah die Männer der Reihe nach scharf an. Mochten sie auch noch so sehr behaupten, sie nicht gehen lassen zu wollen, so sagte ihr hoffnungsfrohes Grinsen doch etwas anderes. Nun, nichts anderes wollte auch sie. Sie sehnte sich nach einem Leben, in dem sie nicht ständig diesen drei Kerlen hier nachsetzen und sie daran hindern musste, sich selbst oder jemand anderen umzubringen. Allerdings würde das Glück ihnen nicht hold sein. "Nun, dann wird es euch ja freuen zu erfahren, dass ihr all diese Sorgen so bald nicht haben werdet", erwiderte sie. "Mein Verlobter hat sich so viel Zeit gelassen, von diesem Kreuzzug zurückzukehren, dass er sich zweifellos kaum mehr sputen wird, herzukommen und mich zu holen. Aber bis er dies tut, habt ihr mich weiterhin am Hals", verkündete sie entschlossen und nahm ihr Flickzeug wieder auf.
Bedeutungsschwangere Stille machte sich breit, und Merry war gewiss, dass die drei erschrockene Blicke wechselten, machte sich jedoch nicht die Mühe aufzusehen. Sie kannte diese Männer, wie nur eine Tochter und Schwester sie kennen konnte. Und sie wettete darauf, dass sie die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen würden, wo doch die Erfüllung ihres innigsten Wunsches - sie loszuwerden - nun so verlockend nahe war.
"Aye, Merry", sagte Eachann Stewart schließlich. "Doch nicht wir wollen, dass du nach England reist, um zu heiraten, sondern ..."
"Das ist sein Wunsch", fiel Gawain seinem Vater ins Wort.
Merry hob langsam den Kopf und bedachte jeden von ihnen mit einem prüfenden Blick. "Sein Wunsch?"
"Aye. Also, wie du ja schon sagtest, war er lange fort. Drei Jahre", hob Brodie hervor. Er sprach hastig. "Und wie ich gehört habe, hat er nicht gewusst, dass sein Vater gestorben ist und daraufhin seine Stiefmutter Edda das Zepter geschwungen hat, weil er selbst ja nicht da war. Weißt du, eine Frau kann eine Burg nun einmal nicht so führen wie ein Mann, und es gibt auf d'Aumesbery viel zu richten."
Merry presste die Lippen so fest zusammen, dass sie das Gefühl hatte, ihr Mund sei nur noch ein schmaler Strich. Frauen konnten also keine Burg führen, ja? Ihre selige Mutter Maighread jedenfalls hatte Stewart bis zu ihrem Tod vor sechs Jahren, als Merry sechzehn war, durchaus ganz allein geführt. Und nach ihr hatte Merry diese Aufgabe versehen. Sie hatte keine Wahl gehabt, denn ihre Mutter hatte ihr auf dem Sterbebett das Versprechen abgenommen, auf Vater und Brüder Acht zu geben und sich der Verwaltung von Stewart Castle anzunehmen.
Dies hatte sie zugesichert zu tun, bis entweder ihr ältester Bruder Kade - der einzige nüchterne Mann der Familie - vom Kreuzzug zurückkehren oder sie selbst heiraten und fortziehen würde.
Merry hatte ihr Bestes getan, um das Versprechen zu erfüllen. Sie hatte Stewart geführt und alles gegeben, um ihren Vater und ihre Brüder vom uisge beatha fernzuhalten, hatte es allerdings nicht geschafft, ihnen das Bier zu verwehren. Glücklicherweise waren die drei im Bierrausch eher leutselig, allerdings dennoch oft zu betrunken oder verkatert, um auch nur eine vernünftige Entscheidung treffen zu können. Und selbst wenn dies nicht der Fall war, waren sie recht nutzlos, lungerten herum, klagten, dass es sie nach uisge beatha dürste, und beschwerten sich darüber, dass Merry ihnen das Gebräu vorenthielt. Die drei waren schwache, unbelehrbare Geschöpfe, die sie auf eine harte Probe stellten. Doch sie waren auch ihre Familie.
"Aye, Lord d'Aumesbery hat viel zu tun damit, seine Burg wieder herzurichten, und kann für andere Dinge keine Zeit erübrigen", beteuerte Gawain. "Doch er möchte dich so schnell wie möglich zur Gemahlin nehmen und hat gefragt, ob wir nicht gewillt seien, für die Hochzeit nach d'Aumesbery zu reisen."
"Das scheint mir ein großartiger Vorschlag zu sein", warf ihr Vater ein. "Schließlich geht das Hochzeitsfest so auf seine Kosten, und es erspart uns eine Menge Aufwand, nicht wahr?"
"Aye", fügte Gawain rasch hinzu. "So hast du keinen Ärger damit, alles für das Fest und die Gäste herrichten zu müssen."
"Dann brechen wir also morgen früh auf, ja?", hakte Brodie hoffnungsvoll
nach.
Merry schien es fast, als hielten die drei Männer in Erwartung ihrer Antwort den Atem an. Sie spürte regelrecht, wie sehr sie nach ihrer Einwilligung gierten, und allein dies hätte sie beinahe Nein sagen lassen. Doch wenn sie dies tat und ihren Bräutigam zwang, sie zu holen, wie es sich gehört hätte, so hätte sie sich nur ins eigene Fleisch geschnitten. Eine Horde trunkener Nichtsnutze zu hüten machte beileibe keine Freude, und sie sehnte sich ebenso sehr von Stewart fort wie die Männer augenscheinlich danach, sie loszuwerden. Eine Heirat, möglichst mit einem verantwortungsvollen Mann, der nicht trank und ein Versprechen hielt, statt es in dem Moment wieder zu vergessen, in dem er es aussprach - wie ihr Vater und ihre Brüder es zu tun pflegten -, erschien ihr wie der Himmel. Dennoch ließ Merry sie noch ein wenig zappeln. Sie hatten ihr das Leben ordentlich vergällt in den vergangenen sechs Jahren, und auch wenn das Eingeständnis schmachvoll war - sie genoss es, die drei leiden zu sehen. Statt eine Antwort zu geben, widmete sie sich daher wieder ihrer Flickerei, stieß die Nadel in den Stoff und zog sie geruhsam hindurch.
"Merry?", drängte Brodie ungeduldig.
"Ich denke nach!", fuhr sie ihn an, ohne aufzuschauen.
"Aber, Merry, er hat doch nach dir geschickt", sagte Gawain.
"Aye", murmelte ihr Vater. "Und du hast das Heiratsalter schon weit überschritten."
"Weit überschritten", pflichtete Brodie ihm bei. "Meinst du nicht auch, wir sollten ..."
"Ich kann nicht denken, wenn ihr drei auf mich einplappert", unterbrach sie ihn. "Lasst mich einen Augenblick darüber nachsinnen", beharrte sie mit fester Stimme, wobei sie den Kopf über ihre Näharbeit gesenkt hielt und überlegte, wie lange sie Vater und Brüder noch schmoren lassen sollte, ehe sie zustimmte. Je länger Merry sie warten ließ, desto länger hielt sie sie vom Whisky fern und desto harmloser würde hoffentlich an diesem Abend ihr Rausch ausfallen. Andererseits musste sie packen und noch einige Vorbereitungen für die Reise treffen, und sie brauchte Zeit, um alles zu arrangieren. Der Gedanke ließ sie aufseufzen. Ihr Leben war ihr oft vorgekommen wie der Versuch, auf einer Nadelspitze das Gleichgewicht zu halten. Nun sah es so aus, als würde sich auch die letzte Nacht in diesem, ihrem alten Leben nicht anders gestalten. Sie hoffte inständig, dass ihr neues Dasein mehr Glück bereithalten werde.
...
Übersetzung: Nina Hawranke
© MIRA Taschenbuch
"Merry!"
Merewen Stewart sah von der Bruche auf, die sie gerade flickte. Sie versteifte sich und verzog unwillig den Mund, als sie die Männer vor sich in Augenschein nahm: ihren Vater, Eachann Stewart, und ihre beiden Brüder, Brodie und Gawain. Während ihr Vater betreten dreinblickte, wirkten Brodie und Gawain aufgeregt, was besagte, dass die drei nichts Gutes im Sinn hatten. Merewen funkelte sie finster an, und erst als die Männer schon unruhig wurden, fragte sie missmutig: "Also, was gibt es?"
Ihr Vater warf den beiden Jüngeren einen verstohlenen Blick zu und holte tief Luft. "Ich ... nun ja, weißt du ... also ...", stammelte er.
Merewen kniff die Lippen zusammen. Nicht einmal die von ihren einfallsreichen Brüdern ersonnene Lüge brachte er heraus, um zu rechtfertigen, warum sie sich dieses Mal zu eingehend dem uisge beatha, dem Whisky, gewidmet hatten. Ihr Vater verhaspelte sich immer mehr und fuhr sich wieder und wieder mit der Zunge über die Lippen, wobei seine Miene zunehmend verzweifelter wurde, bis sie ihm am liebsten eine saftige Ohrfeige verpasst hätte. Merry war es herzlich leid, sich mit diesen drei Tunichtguten zu befassen.
Unglücklicherweise frönte der männliche Teil ihrer Familie allzu gern dem Trank. Und ebenso unselig war, dass diese Kerle in nüchternem Zustand zwar die reinsten Lämmer waren, betrunken jedoch nur Flausen im Kopf hatten und gelegentlich gar aufbrausend wurden. Wenn dies geschah, war stets sie es, die zwischen ihnen und dem Rest ihres Clans stand und die alkoholgetränkte Rage zu spüren bekam, die der uisge beatha entflammte. Zum Glück hatte sie früh gelernt, sich mit schwerem Gerät zu bewaffnen, wenn sie sich so aufführten, und ihre Bereitschaft, ihre Waffe auch zu benutzen, hielt die Männer für gewöhnlich davon ab, allzu ernsthaft auf sie loszugehen. Ihre vom Whisky geschärften Zungen konnten jedoch nicht minder verletzend wirken, und es war durchaus beängstigend, sich der dräuenden Gewalt entgegenzustellen, die bei solchen Vorfällen immer in der Luft hing.
Sechs Jahre lang hatte Merry alles getan, um sie vom uisge beatha fernzuhalten. Sie hatte das Gebräu in der Speisekammer eingeschlossen und den einzigen Schlüssel stets bei sich getragen, doch das hatte die Männer nicht vom Trinken abgehalten. Oft waren sie zum Wirtshaus im Dorf geritten oder zu Colan Gow, um sich an dessen Whisky gütlich zu tun, und dann war es an Merry, den Schlamassel zu beheben, den sie im Rausch anrichteten. Dies war zum Alltag auf Stewart geworden, seit ihre Mutter vor sechs Jahren gestorben war ... Zumindest bis vergangene Woche. Vergangene Woche waren sie derart volltrunken von einem Besuch bei Colan Gow zurückgekehrt, dass sie sich verwundert gefragt hatte, wie sie es geschafft hatten, sich auf dem Heimritt nicht ihren närrischen Hals zu brechen. Noch verblüffter war sie gewesen, als sie nach mehr Whisky verlangten.
Merry hatte ihnen den Schlüssel zur Vorratskammer verweigert und sie schlafen geschickt. Die Bediensteten wies sie an, sich rar zu machen, ehe sie sich ebenfalls zurückzog in der Hoffnung, damit sei die Angelegenheit erledigt. Doch das war sie nicht. Offenbar hatten die drei Männer entschieden, dass es nun genug sei, und waren mit Streitäxten auf die Tür zur Speisekammer losgegangen. Der Lärm holte Merry aus dem Bett, und als sie nachsah, musste sie feststellen, dass ihre Anverwandten sich den Weg durch das robuste Holz freigekämpft hatten und nun dabei waren, die Whiskyfässer aufzubrechen. Als sie versuchte, sie davon abzuhalten, stieß ihr Bruder Brodie sie mit drohend erhobener Axt beiseite und beschied ihr, sie solle sich gefälligst nicht einmischen.
Ihr war nichts übrig geblieben, als sie gewähren zu lassen. Die Folge war, dass die Männer sich fast eine Woche lang an ihrem Schatz berauscht hatten, während Merry und die Mägde sich bemüht hatten, außer Reichweite zu bleiben. Die drei hatten sich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken, nur um wieder zu sich zu kommen und weiterzusaufen.
Merry schäumte noch immer vor Wut, wenn sie an die Auswüchse dieses letzten Gelages dachte. Wie üblich waren Krüge, Bänke und noch einiges mehr zu Bruch gegangen, doch dieses Mal hatten die Unglücksraben sich selbst übertroffen.
Am dritten Tag hatte Brodie einem der Küchenjungen einen Fausthieb verpasst. Der Bursche war so töricht gewesen zurückzukehren, ehe Merry das Zeichen gegeben hatte, dass die Luft rein sei, und war nach Ansicht ihres Bruders nicht flink genug verschwunden. Glücklicherweise war Merry in der Nähe gewesen, sodass sie schon nach dem ersten Schlag hatte einschreiten können, und obgleich sich der Junge eine blutige Nase eingefangen hatte, hatte er doch auch eine wertvolle Lektion gelernt. Jedenfalls bezweifelte sie, dass er noch einmal einen Fuß in den Wohnturm setzen würde, ohne sich zu vergewissern, dass dies unbedenklich war.
In der vierten Nacht hatte Gawain beinahe die Stallungen in Brand gesteckt, weil er in einer Pferdebox eine Fackel ins Heu hatte fallen lassen. Doch der Stallmeister hatte Gawain und dessen Reittier unversehrt herausschaffen und sogar das Feuer löschen können, ehe die Flammen auf die anderen Boxen übergreifen konnten.
Ihr Vater Eachann hatte jedoch schließlich die Sünde begangen, die sie am meisten aus der Fassung brachte. Am fünften und letzten Tag ihrer Zecherei nahm er in einer rührseligen Anwandlung von whiskyumwölktem Kummer das Porträt ihrer Mutter von seinem Platz über dem Kamin, um ihm weinerliche Worte der Sehnsucht zuzuraunen. Dabei stolperte er über seine eigenen Füße und stürzte auf einen der Sessel neben dem Feuer, wobei das Gemälde zu Bruch ging, weil die Rückenlehne des Stuhls sich so unbarmherzig wie ein Schwert durch die obere Hälfte des Bildnisses bohrte. Von plötzlicher Wut gepackt, zerschmetterte ihr Vater das Möbel und schleuderte die Überreste in den riesigen Kamin in der Halle, als trüge das Holz die Schuld und nicht etwa sein eigenes vom Rausch hervorgerufenes Ungeschick. Das Bild, nach Meinung ihres Vaters ruiniert, folgte dem Stuhl.
Merry wollte ihn hindern, doch sie erreichte lediglich, ebenfalls zu Boden geschlagen zu werden. Als sie endlich wieder auf die Füße kam, lag das Bildnis bereits auf den Trümmern des Sessels in den Flammen und brannte fröhlich. Bei diesem Anblick sank sie erneut in die Binsen, kniete einfach nur da und beweinte den Verlust dieses einzigen Abbilds ihrer geliebten Mutter, der verstorbenen Maighread Stewart.
Als Merrys Tränen schließlich versiegt waren, war ihre Trauer Zorn gewichen, und zwar nicht nur auf ihren Vater, sondern auch auf ihre beiden Brüder. Sie richteten alles zugrunde. Es gab auf Stewart kaum etwas, das noch nicht geflickt worden war, nachdem einer von ihnen es zerbrochen hatte ... darunter auch ihr Herz, wie sie argwöhnte.
Dieser letzte Vorfall hatte ihren Vater einmal mehr dazu bewogen, dem Trinken abzuschwören, und drei Tage zuvor hatte das Saufgelage schließlich ein Ende gefunden. Doch seither hatten die Männer ihre Zeit allein damit zugebracht, über ihren schmerzenden Schädel und aufmüpfigen Magen zu stöhnen und zu wimmern. Merry hatte wenig Mitleid mit ihnen und widmete sich einfach wie stets der Verwaltung der Burg, erteilte Bediensteten und Recken Anweisungen und beaufsichtigte die Waffenübungen der Männer, während ihr Vater und ihre Brüder wieder zu Kräften kamen. Auch die Tür zur Speisekammer ließ sie reparieren - und das Schloss austauschen.
Was auch immer das nützen würde, dachte sie bitter. Denn - und daran hegte Merry keinerlei Zweifel - sollten ihr Vater und ihre Brüder meinen, genug gebüßt zu haben, würden sie zum Trank zurückkehren wie in die Arme einer lange vermissten Geliebten. Das taten sie immer.
"Ich ... nun, also ...", stotterte ihr Vater und zog damit ihren wütenden Blick auf sich. Wieder brach er ratlos ab.
Sicherlich war sein Kopf noch von den letzten Ausschweifungen vernebelt. Wenn dies inzwischen nicht überhaupt schon ein Dauerzustand war, dachte Merry angewidert, legte ihre Näharbeiten beiseite und erhob sich. "Lasst mich raten. Ich habe vorhin den Ruf vernommen, dass ein Reiter sich nähert. Colan ist gekommen, nicht wahr? Und zweifellos haltet ihr seinen Besuch für einen hervorragenden Anlass, um ein weiteres Fass uisge beatha zu öffnen."
"Aye", seufzte ihr Vater, gab sich aber einen Ruck, als ihr Bruder Brodie ihm den Ellenbogen in die Seite stieß. "Ich meine, nein. Will sagen, doch, Merry. Colan ist gekommen, doch nicht sein Besuch ist es, der den Anbruch eines Fasses wert ist, sondern die großartige Neuigkeit, die er bringt."
"Und was für eine Neuigkeit mag das sein?", fragte Merry spöttisch. Sie versprach sich nicht viel davon. Schon Colans Geschichte von dem Hasen, den er eine Woche zuvor bei der Jagd erlegt hatte, war für die Stewart-Männer Anlass gewesen, in Jubel auszubrechen.
"Dein Bräutigam ist aus dem Morgenland zurückgekehrt!", platzte Gawain heraus, ehe ihr Vater mit seinem Gestammel fortfahren konnte.
Diese Nachricht traf Merry so sehr, dass sie sich mit weit aufgerissenen Augen wieder auf die Bank sinken ließ. Benommen versuchte sie aufzunehmen, was in der Tat eine Neuigkeit war, die diesen Namen verdiente. "Ist er das?", fragte sie.
"Aye." Brodie und Gawain drängten sich an ihrem Vater vorbei und ließen sich, jeder an einer Seite von ihr, ebenfalls auf der Bank nieder. "Ja, doch! Und wir müssen sofort nach England aufbrechen, damit du ihn heiraten kannst. Heute Abend feiern wir, und morgen machen wir uns in aller Frühe auf den Weg."
Merry schüttelte die Überraschung ab, um die Bande erneut zornig anzufunkeln. "Oh, aye, das könnte euch so passen. Mich nach England abzuschieben und mit diesem Schuft zu verheiraten, nun da er endlich geruht hat zurückzukehren. Dass euch dies ein Anlass zum Feiern ist, glaube ich gern, denn ihr werdet mich endlich los sein."
Die Zwillinge tauschten einen Blick. "Oh, nein, nein, Merry", beeilte sich Brodie zu versichern. "Wir sind ganz und gar nicht glücklich darüber. Wer wird uns denn morgens aus dem Bett werfen, wenn du nicht hier bist?"
"Aye, und wer wird uns daran hindern, so viel zu trinken, wie wir wollen?", fragte Gawain.
"Und wer wird uns damit in den Ohren liegen, uns im Kampf zu üben und auf die Jagd zu gehen und all dies?", setzte Vater Eachann hinzu.
Merry sah die Männer der Reihe nach scharf an. Mochten sie auch noch so sehr behaupten, sie nicht gehen lassen zu wollen, so sagte ihr hoffnungsfrohes Grinsen doch etwas anderes. Nun, nichts anderes wollte auch sie. Sie sehnte sich nach einem Leben, in dem sie nicht ständig diesen drei Kerlen hier nachsetzen und sie daran hindern musste, sich selbst oder jemand anderen umzubringen. Allerdings würde das Glück ihnen nicht hold sein. "Nun, dann wird es euch ja freuen zu erfahren, dass ihr all diese Sorgen so bald nicht haben werdet", erwiderte sie. "Mein Verlobter hat sich so viel Zeit gelassen, von diesem Kreuzzug zurückzukehren, dass er sich zweifellos kaum mehr sputen wird, herzukommen und mich zu holen. Aber bis er dies tut, habt ihr mich weiterhin am Hals", verkündete sie entschlossen und nahm ihr Flickzeug wieder auf.
Bedeutungsschwangere Stille machte sich breit, und Merry war gewiss, dass die drei erschrockene Blicke wechselten, machte sich jedoch nicht die Mühe aufzusehen. Sie kannte diese Männer, wie nur eine Tochter und Schwester sie kennen konnte. Und sie wettete darauf, dass sie die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen würden, wo doch die Erfüllung ihres innigsten Wunsches - sie loszuwerden - nun so verlockend nahe war.
"Aye, Merry", sagte Eachann Stewart schließlich. "Doch nicht wir wollen, dass du nach England reist, um zu heiraten, sondern ..."
"Das ist sein Wunsch", fiel Gawain seinem Vater ins Wort.
Merry hob langsam den Kopf und bedachte jeden von ihnen mit einem prüfenden Blick. "Sein Wunsch?"
"Aye. Also, wie du ja schon sagtest, war er lange fort. Drei Jahre", hob Brodie hervor. Er sprach hastig. "Und wie ich gehört habe, hat er nicht gewusst, dass sein Vater gestorben ist und daraufhin seine Stiefmutter Edda das Zepter geschwungen hat, weil er selbst ja nicht da war. Weißt du, eine Frau kann eine Burg nun einmal nicht so führen wie ein Mann, und es gibt auf d'Aumesbery viel zu richten."
Merry presste die Lippen so fest zusammen, dass sie das Gefühl hatte, ihr Mund sei nur noch ein schmaler Strich. Frauen konnten also keine Burg führen, ja? Ihre selige Mutter Maighread jedenfalls hatte Stewart bis zu ihrem Tod vor sechs Jahren, als Merry sechzehn war, durchaus ganz allein geführt. Und nach ihr hatte Merry diese Aufgabe versehen. Sie hatte keine Wahl gehabt, denn ihre Mutter hatte ihr auf dem Sterbebett das Versprechen abgenommen, auf Vater und Brüder Acht zu geben und sich der Verwaltung von Stewart Castle anzunehmen.
Dies hatte sie zugesichert zu tun, bis entweder ihr ältester Bruder Kade - der einzige nüchterne Mann der Familie - vom Kreuzzug zurückkehren oder sie selbst heiraten und fortziehen würde.
Merry hatte ihr Bestes getan, um das Versprechen zu erfüllen. Sie hatte Stewart geführt und alles gegeben, um ihren Vater und ihre Brüder vom uisge beatha fernzuhalten, hatte es allerdings nicht geschafft, ihnen das Bier zu verwehren. Glücklicherweise waren die drei im Bierrausch eher leutselig, allerdings dennoch oft zu betrunken oder verkatert, um auch nur eine vernünftige Entscheidung treffen zu können. Und selbst wenn dies nicht der Fall war, waren sie recht nutzlos, lungerten herum, klagten, dass es sie nach uisge beatha dürste, und beschwerten sich darüber, dass Merry ihnen das Gebräu vorenthielt. Die drei waren schwache, unbelehrbare Geschöpfe, die sie auf eine harte Probe stellten. Doch sie waren auch ihre Familie.
"Aye, Lord d'Aumesbery hat viel zu tun damit, seine Burg wieder herzurichten, und kann für andere Dinge keine Zeit erübrigen", beteuerte Gawain. "Doch er möchte dich so schnell wie möglich zur Gemahlin nehmen und hat gefragt, ob wir nicht gewillt seien, für die Hochzeit nach d'Aumesbery zu reisen."
"Das scheint mir ein großartiger Vorschlag zu sein", warf ihr Vater ein. "Schließlich geht das Hochzeitsfest so auf seine Kosten, und es erspart uns eine Menge Aufwand, nicht wahr?"
"Aye", fügte Gawain rasch hinzu. "So hast du keinen Ärger damit, alles für das Fest und die Gäste herrichten zu müssen."
"Dann brechen wir also morgen früh auf, ja?", hakte Brodie hoffnungsvoll
nach.
Merry schien es fast, als hielten die drei Männer in Erwartung ihrer Antwort den Atem an. Sie spürte regelrecht, wie sehr sie nach ihrer Einwilligung gierten, und allein dies hätte sie beinahe Nein sagen lassen. Doch wenn sie dies tat und ihren Bräutigam zwang, sie zu holen, wie es sich gehört hätte, so hätte sie sich nur ins eigene Fleisch geschnitten. Eine Horde trunkener Nichtsnutze zu hüten machte beileibe keine Freude, und sie sehnte sich ebenso sehr von Stewart fort wie die Männer augenscheinlich danach, sie loszuwerden. Eine Heirat, möglichst mit einem verantwortungsvollen Mann, der nicht trank und ein Versprechen hielt, statt es in dem Moment wieder zu vergessen, in dem er es aussprach - wie ihr Vater und ihre Brüder es zu tun pflegten -, erschien ihr wie der Himmel. Dennoch ließ Merry sie noch ein wenig zappeln. Sie hatten ihr das Leben ordentlich vergällt in den vergangenen sechs Jahren, und auch wenn das Eingeständnis schmachvoll war - sie genoss es, die drei leiden zu sehen. Statt eine Antwort zu geben, widmete sie sich daher wieder ihrer Flickerei, stieß die Nadel in den Stoff und zog sie geruhsam hindurch.
"Merry?", drängte Brodie ungeduldig.
"Ich denke nach!", fuhr sie ihn an, ohne aufzuschauen.
"Aber, Merry, er hat doch nach dir geschickt", sagte Gawain.
"Aye", murmelte ihr Vater. "Und du hast das Heiratsalter schon weit überschritten."
"Weit überschritten", pflichtete Brodie ihm bei. "Meinst du nicht auch, wir sollten ..."
"Ich kann nicht denken, wenn ihr drei auf mich einplappert", unterbrach sie ihn. "Lasst mich einen Augenblick darüber nachsinnen", beharrte sie mit fester Stimme, wobei sie den Kopf über ihre Näharbeit gesenkt hielt und überlegte, wie lange sie Vater und Brüder noch schmoren lassen sollte, ehe sie zustimmte. Je länger Merry sie warten ließ, desto länger hielt sie sie vom Whisky fern und desto harmloser würde hoffentlich an diesem Abend ihr Rausch ausfallen. Andererseits musste sie packen und noch einige Vorbereitungen für die Reise treffen, und sie brauchte Zeit, um alles zu arrangieren. Der Gedanke ließ sie aufseufzen. Ihr Leben war ihr oft vorgekommen wie der Versuch, auf einer Nadelspitze das Gleichgewicht zu halten. Nun sah es so aus, als würde sich auch die letzte Nacht in diesem, ihrem alten Leben nicht anders gestalten. Sie hoffte inständig, dass ihr neues Dasein mehr Glück bereithalten werde.
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Übersetzung: Nina Hawranke
© MIRA Taschenbuch
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Autoren-Porträt von Lynsay Sands
Die kanadische Autorin Lynsay Sands hat zahlreiche zeitgenössische und historische Romane verfasst. Sie hat Psychologie studiert, liest gern Horror und Liebesromane und ist der Ansicht, dass ein wenig Humor in allen Lebenslagen hilft.
Bibliographische Angaben
- Autor: Lynsay Sands
- 2012, 320 Seiten, Maße: 12,5 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Hawranke, Nina
- Übersetzer: Nina Hawranke
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3862783529
- ISBN-13: 9783862783526
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