Die Dschungel-Mission
Wer das Abenteuer liebt, sollte Sebastian Dark nicht verpassen!
Egal ob am Königshof, auf einem Piratenschiff oder auf Dschungel-Expedition: Unerschrocken meistert Sebastian Dark die schwierigsten Aufgaben. Denn zusammen mit dem munteren...
Egal ob am Königshof, auf einem Piratenschiff oder auf Dschungel-Expedition: Unerschrocken meistert Sebastian Dark die schwierigsten Aufgaben. Denn zusammen mit dem munteren...
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Produktinformationen zu „Die Dschungel-Mission “
Wer das Abenteuer liebt, sollte Sebastian Dark nicht verpassen!
Egal ob am Königshof, auf einem Piratenschiff oder auf Dschungel-Expedition: Unerschrocken meistert Sebastian Dark die schwierigsten Aufgaben. Denn zusammen mit dem munteren Büffeltier Max und dem zwergwüchsigen Hauptmann Cornelius Drummel ist er einfach unschlagbar!
Die Suche nach einer sagenumwobenen verlorenen Stadt führt Sebastian und seine Freunde mitten in einen schier undurchdringlichen Dschungel - in dem es vor Gefahren nur so wimmelt! Zum Glück rettet das Volk der Jilith sie vor einem tödlichen Angriff und führt die drei Abenteurer an den gewünschten Ort. Doch dann verliebt sich Häuptlingstochter Keera in Sebastian - und der mutige Held gerät ganz schön in die Bredouille ...
Egal ob am Königshof, auf einem Piratenschiff oder auf Dschungel-Expedition: Unerschrocken meistert Sebastian Dark die schwierigsten Aufgaben. Denn zusammen mit dem munteren Büffeltier Max und dem zwergwüchsigen Hauptmann Cornelius Drummel ist er einfach unschlagbar!
Die Suche nach einer sagenumwobenen verlorenen Stadt führt Sebastian und seine Freunde mitten in einen schier undurchdringlichen Dschungel - in dem es vor Gefahren nur so wimmelt! Zum Glück rettet das Volk der Jilith sie vor einem tödlichen Angriff und führt die drei Abenteurer an den gewünschten Ort. Doch dann verliebt sich Häuptlingstochter Keera in Sebastian - und der mutige Held gerät ganz schön in die Bredouille ...
Klappentext zu „Die Dschungel-Mission “
Wer das Abenteuer liebt, sollte Sebastian Dark nicht verpassen!Egal ob am Königshof, auf einem Piratenschiff oder auf Dschungel-Expedition: Unerschrocken meistert Sebastian Dark die schwierigsten Aufgaben. Denn zusammen mit dem munteren Büffeltier Max und dem zwergwüchsigen Hauptmann Cornelius Drummel ist er einfach unschlagbar!
Die Suche nach einer sagenumwobenen verlorenen Stadt führt Sebastian und seine Freunde mitten in einen schier undurchdringlichen Dschungel in dem es vor Gefahren nur so wimmelt! Zum Glück rettet das Volk der Jilith sie vor einem tödlichen Angriff und führt die drei Abenteurer an den gewünschten Ort. Doch dann verliebt sich Häuptlingstochter Keera in Sebastian und der mutige Held gerät ganz schön in die Bredouille ...
Lese-Probe zu „Die Dschungel-Mission “
Mühsam schleppte sich die Expedition in der schrecklichen Hitze des Nachmittags über den Dschungelpfad.Es waren vier Menschen und drei Tiere, und seit mehreren Wochen bewegten sie sich nun in diesem frustrierend langsamen Tempo vorwärts. Damals, als sie den Pfad gefunden hatten, waren sie ganz aufgeregt gewesen, weil sie dachten, sie stünden kurz vor einer wichtigen Entdeckung, doch nun schien es so, als würde der Pfad sie nirgendwo hinbringen.
An der Spitze ging ein junger Elfling, dünn und drahtig und bekleidet mit den verschwitzten Überresten von etwas, das einmal eine Seemannskluft gewesen war, jetzt aber nur noch aus ein paar Lumpen bestand. Der Dreispitz auf seinem Kopf war abgetragen und zerbeult. Mit dem Buschmesser hackte er den Weg durch das Gewirr von Farnen und Schlingpflanzen frei, die den Pfad überwucherten, und diese Anstrengung, immer wieder auszuholen und zuzuschlagen, ließ den Schweiß über sein blasses, doch wie manche vielleicht sagen würden hübsches Gesicht strömen. Hände und Unterarme waren übel von Dornen zerkratzt, und seine Handflächen, wund gescheuert vom Griff des Messers, waren voller Blasen.
Der Elfling hieß Sebastian Dark, und früher einmal hatte er sich als Spaßmacher, als "König der Narren" angepriesen, und jeder Schritt, den er auf dieser elenden Reise machte, bestätigte ihn darin, dass er diesen Titel vielleicht ein bisschen voreilig aufgegeben hatte.
Gleich hinter ihm stapfte ein gewaltiger Krieger, der in seinem Kettenhemd und eisernem Brustharnisch reichlich schwitzte, sich aber trotz der grässlichen Hitze störrisch weigerte, beides abzulegen. Er hieß Cornelius Drummel, war ein Golmirer und für einen Krieger ziemlich klein - gerade mal halb so groß wie Sebastian. Sein glattes kindliches Gesicht war mürrisch verzogen, und er humpelte noch deutlich wegen einer Verwundung, die er sich kürzlich auf hoher See bei einer kleineren Meinungsverschiedenheit mit einem jungen Kelfer eingehandelt hatte. Der missmutige Ausdruck auf
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seinem Gesicht konnte vielleicht auch damit zu tun haben, dass er wegen seiner kleinen Statur nicht die Führung der Kolonne übernehmen durfte, da er einfach nicht weit genug nach oben langen konnte, um das überhängende Grünzeug abzuschlagen, das ' o o o ' den anderen Männern ins Gesicht hing. Das war eine unglückselige Situation, aber keiner der anderen traute sich, eine Bemerkung darüber fallen zu lassen.
Hinter ihm trottete ein großes zotteliges Vieh, ein Büffelop namens Max, dessen kräftige Schultern und Flanken vollbepackt mit Ausrüstung waren - Seile, Werkzeug, Proviant, Lampen, Kochtöpfe -, alles wild durcheinander festgezurrt.
Es war ungewöhnlich für ihn, dass er sich nicht lautstark beschwerte. Nachdem er einige Tage lang unaufhörlich gemault hatte, war er inzwischen dazu übergegangen, schweigend zu schmollen und den Kopf so weit nach unten hängen zu lassen, dass sein Maul nahezu über den Boden schleifte. Den größten Teil des Tages war er so vor sich hin gelaufen, und es war stark anzunehmen, dass das nicht mehr lange so weitergehen würde. Daher nutzten Sebastian und Cornelius die Zeit so gut wie möglich.
Nach ihren jüngsten, haarsträubenden Piratenabenteuern in Ramalat waren die drei Freunde von Thaddeus Peel, einem reichen Kaufmann, angeheuert worden, die legendäre verlassene Stadt im Dschungel von Mendip zu suchen, und, sollten sie sie finden, Beweisstücke für ihre Existenz mit zurückzubringen. Seit Jahrhunderten gab es Gerüchte über diese Stadt. Viele behaupteten, dass es dort einen sagenhaften Schatz gäbe. Andere wiederum meinten, die Stadt wäre verflucht und dass sie jedem, der dort hingelangte, Unglück brächte.
Hinter Max gingen die beiden Träger, zwei große, muskulöse Männer aus Ramalat, die auf die Namen Karl und Samuel hörten. Die beiden waren bestimmt nicht wegen ihrer geistreichen Konversation eingestellt worden, sondern weil sie Meile um Meile hinter sich bringen konnten, ohne sich zu beschweren. Jeder von ihnen führte ein kleines Maultier, das mit Ausrüstungsgegenständen beladen war. Wie ihre Besitzer waren diese beiden, die auf die Namen Betty und Jasper hörten, auch nicht gerade die gesprächigsten Vertreter ihrer Art. In den ersten Tagen nach ihrem Aufbruch von Ramalat hatte Max ein paar heldenhafte Versuche unternommen, mit ihnen in der üblichen Sprache der Steppentiere eine höfliche Unterhaltung zu führen, doch nun zog er es vor, sie sich selbst zu überlassen. Wenn er etwas zu sagen hatte, wandte er sich an die zweibeinigen Mitglieder der Expedition.
Und dann war es Cornelius, an den er schließlich nach mehreren Reisestunden seine erste Frage richtete.
"Wäre es nicht möglich, mal wieder eine kleine Pause einzulegen?"
Cornelius seufzte. "Das wäre wohl zu schön, um wahr zu sein", murmelte er und blickte über die Schulter zurück. "Hier können wir schlecht anhalten, oder?"
"Warum nicht?"
"Hier ist es zu eng. Wir müssen eine Lichtung finden."
Max dachte einen Moment darüber nach. "Können wir denn nicht eine Lichtung schlagen?", fragte er. "Mit dem Buschmesser."
Bei dieser Vorstellung musste Sebastian lachen, allerdings klang sein Lachen ziemlich müde. "Wir ist gut", sagte er. "Du meinst wohl, ich könnte eine Lichtung schlagen. Aber das würde bedeuten, ganze Bäume niederzuhauen. Und ich bin jetzt schon erschöpft genug. Wir müssen einfach noch etwas weitergehen."
Max seufzte leise und schwermütig. "Oh ja, also das ist wohl die Standardantwort auf dieser Tour, oder?" Mit verstellter Stimme ahmte er Sebastian nach. "Wir müssen einfach noch etwas weitergehen! Also, das müssen jetzt schon Wochen sein, die wir unterwegs sind, und was haben wir gefunden? Absolut nichts! Als uns Thaddeus Peel gesagt hat, das wäre ein Auftrag für Tollkühne, da hat er keine Witze gemacht!"
"Nun halt mal die Luft an", knurrte Samuel hinter Max, und alle drehten sich um und blickten ihn überrascht an, denn es war das erste Mal, dass er seit ihrem Aufbruch mehr als nur ein Grunzen von sich gegeben hatte.
"Oh, entschuldige bitte", sagte Max überheblich. "Ich habe lediglich meine Meinung geäußert."
"Meinung oder nicht, wir sind hier, ob's dir passt oder nicht", sagte Samuel entschieden. "Hat keinen Sinn, rumzujammern."
"Genau", stimmte ihm Karl zu. Einen Augenblick lang schien es so, als wollte er noch etwas hinzufügen, aber dann musste er es sich anders überlegt haben.
Max ließ seinen Kopf wieder nach vorne schwingen und trottete eine Weile schweigend weiter, wobei er über das gerade Gesagte nachgrübelte. Doch Sebastian wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Max wieder auf sein Thema zurückkam.
"Was ich fragen wollte", fuhr Max dann fort, "wie lange soll dieses Trauerspiel denn noch weitergehen? Wann genau sagen wir: Also wir haben unser Bestes gegeben, aber jetzt sind wir total am Ende mit unserem Wissen, und es ist Zeit, Ramalat wieder anzusteuern?"
Sebastian hörte mitten im Schlag auf und dachte darüber nach. Er musste zugeben, dass das eine gute Frage war. Er blickte nach hinten zu Karl und fragte: "Kannst du mal übernehmen?"
Ohne ein Wort schritt der große Mann nach vorne, nahm das Buschmesser in seine riesige Faust und schlug mit blitzender Klinge eine Schneise durch den Wald. Cornelius ließ sich zurückfallen und übernahm mit einem resignierten Blick Bettys Leitstrick. Sebastian wurde klar, wie erniedrigend es für ihn sein musste, nicht wie gewohnt seinen Beitrag leisten zu können, doch er wusste, dass er nichts an der Situation ändern konnte, außer Cornelius auf den Rücken zu nehmen, während er das Buschmesser schwang, aber dazu fehlte ihm einfach die Kraft.
Nun hatte er sich direkt vor Max in die Kolonne eingeordnet.
"Ich weiß, dass es frustrierend ist", sagte er, "aber Mr Peel zahlt uns eine Menge Geld dafür, dass wir hier sind. Und wenn wir irgendwas finden, das einen Wert hat, zahlt er uns noch mal eine ganze Menge Geld."
"Das ist mir klar", sagte Max. "Aber um Himmels willen, alles, was wir hier gesehen haben, ist Dschungel, Dschungel und noch mal Dschungel. Was glaubst du denn, welche Chance wir haben, hier mittendrin zufällig auf eine uralte Stadt zu stoßen?"
Sebastian wollte gerade antworten, als er wegen eines plötzlichen Geschnatters in den Baumkronen links von ihnen innehielt. Alle blieben stehen und schauten sich um. Cornelius tastete instinktiv nach dem Griff seines Schwerts, doch er musste grinsen, als er das Wesen sah, das den Krawall gemacht hatte - ein flinkes kleines Pelztier, das sich mit einem drolligen Gesichtsausdruck durch die Bäume schwang.
"Was in aller Welt ist das denn?", fragte er sich laut.
"Das ist ein Boobah", sagte Sebastian. "Erinnerst du dich? Prinzessin Kerin hatte genau so einen."
Die Erwähnung ihres Namens machte ihn nachdenklich. Es hatte eine Zeit gegeben, in der es ihm wehtat, von ihr zu sprechen, doch das schien Ewigkeiten her zu sein, vor seiner Reise nach Ramalat und bevor er Kapitänin Jenna Swift kennengelernt hatte, die Kommandeurin der Seehexe und seine derzeitige große Liebe.
Max konnte natürlich nicht widerstehen, seinen Kommentar zu dem Namen abzugeben. "Ach ja, die holde Prinzessin Kerin . ^ oder vielleicht sollte ich sagen, Königin Kerin. Ein reizendes Mädchen. Weißt du, ich habe immer darauf gehofft, dass wir eines Tages wieder in Richtung Keladon ziehen würden. In den königlichen Ställen gibt es wunderbare Mahlzeiten, mit die besten, die ich je gegessen habe."
"Und du hast schon so einige Mahlzeiten verputzt", bemerkte Cornelius trocken.
"Aber ja, ich halte mich für einen Feinschmecker", sagte Max, dem die Stichelei völlig entgangen war. "Wenn wir schon gerade dabei sind, ich frage mich, welche Tafelfreuden heute zum Abendessen auf uns warten. Wenn ich noch einmal was von dem verfaulten. Ah! Na endlich kommen wir auf eine Lichtung!"
Sebastian sah, dass Max recht hatte. Der Pfad wurde tatsächlich breiter und führte auf eine offene Fläche zwischen den dicht stehenden Bäumen. Er bemerkte, dass es hier noch mehr Boobahs gab, die vergnügt in den unteren Ästen der Bäume herumtobten, schnatterten und sich zuwinkten, eine große, lebhafte Bande.
"Vielleicht sollten wir versuchen, einen zu fangen", überlegte er laut. "Sie geben gute Haustiere ab."
"Mach nur", brummelte Cornelius, der sich in den Schatten eines Baumes sinken ließ, "wenn du dazu noch die Energie hast."
Sebastian überlegte kurz und entschied dann unumwunden, dass er sie nicht hatte. Er folgte dem Beispiel seines Freundes, ließ sich neben ihn fallen, schnallte seine Feldflasche los und nahm einen großen Schluck von dem warmen, faulig schmeckenden Wasser.
"Wenigstens haben wir genug von dem Zeugs hier", sagte er vergnügt und hielt Cornelius die Feldflasche hin.
Der kleine Krieger nickte, nahm einen Schluck und verzog dann angewidert das Gesicht. "Kein Vergleich mit dem süßen kalten Wasser von Golmira", bemerkte er.
Max schnaubte. "Nein, natürlich nicht. Wenn man dich hört, ist nichts so gut wie in Golmira! Da wundert man sich schon, dass du uns nie dorthin mitgenommen hast, wenn es dort so toll ist."
"Eines Tages mache ich das", sagte Cornelius. "Ich bringe euch beide hin und stelle euch meinen Eltern vor."
"Na prima, ich kann es kaum erwarten." Max warf den beiden Maultieren einen finsteren Blick zu, die die Köpfe gesenkt hatten und eifrig von dem saftigen grünen Gras auf der Lichtung mampften. Ihre beiden Führer saßen unter einem anderen Baum und hatten ihre Pfeifen hervorgezogen, die sie nun mit Tabak stopften.
"Mit diesem reizenden Fleckchen wird es natürlich nicht mithalten können", fuhr Max fort. "Also schaut euch doch mal um! Überall stinkende, dichte Vegetation. Wir haben da zwei Mulis, die wieder einmal unter Beweis stellen, dass sie die ungehobeltsten Geschöpfe aller Zeiten sind. Und wir haben ihre Besitzer, die offenbar beabsichtigen, die sowieso schon miefige Atmosphäre mit ihrem Pfeifenrauch noch weiter zu verpesten."
"Warum hältst du nicht einfach mal die Klappe und grast ein bisschen", schlug Sebastian gereizt vor. "Das bringt dir vielleicht neue Energie."
"Energie!" Max blickte ihn ungläubig an. "Neulich habe ich zwei Maulvoll von dem Zeugs gefressen und die ganze Nacht über mächtige Blähungen gehabt."
"Ja, das haben wir sehr wohl bemerkt", sagte Cornelius spitz. "Aber keine Sorge, für heute Nacht habe ich mir ein paar Ohrstöpsel gebastelt."
"Oh, haha! Bitte hör auf damit, sonst platze ich ja noch vor Lachen."
"Wir bekommen Besuch", bemerkte Samuel. Alle blickten auf und sahen, dass einige Boobahs von den Bäumen geklettert waren und sich nun vorsichtig über die Lichtung näherten, immer auf dem Sprung, davonzurennen, falls es nötig wäre. Sebastian lachte über den ängstlichen Gesichtsausdruck der Tiere. Sie streckten die Pfoten aus, als würden sie betteln.
"Was glaubt ihr, was sie wohl wollen?", fragte er.
"Was zu fressen, würde mich nicht wundern", erwiderte Cornelius. "Aber es tut mir leid, wir haben nichts übrig. Im Grunde ." Er griff an seinen Gürtel und holte die verschiedenen Einzelteile hervor, aus denen seine Miniaturarmbrust bestand, und fing an, sie mit geübter Leichtigkeit zusammenzusetzen.
"Was machst du denn da?", zischte Sebastian.
"Ich frage mich, ob die Biester gut schmecken", knurrte Cornelius. "Das wäre doch mal schön, was anderes als immer nur Jawralat und wildes Rusa zu essen."
Sebastian legte ihm die Hand auf den Arm. "Das kannst du nicht machen", flüsterte er. "Sie haben Gesichter wie kleine Menschen ."
"Ihre Gesichter interessieren mich nicht", sagte Cornelius. "Aber ihre stämmigen Arme und Beine. Die könnte man schön über dem Feuer braten."
Sebastian verzog angewidert das Gesicht. "Aber es sind doch Haustiere, Cornelius! Das wäre nicht richtig."
"Du hast gestern Abend selbst gesagt, dass du ganz wild darauf bist, mal was anderes zu essen." Cornelius war mit dem Zusammenbauen der Armbrust fertig und spannte die Sehne. "Wir nehmen uns erst mal einen und sehen, wie er schmeckt. Und wenn Er brach überrascht ab, als sich die Boobahs plötzlich panisch umblickten. Einer von ihnen stieß einen lauten Warnruf aus, und bevor noch irgendjemand reagieren konnte, sprangen sie über die Lichtung davon. Im Nu war die ganze Gruppe im umgebenden Gebüsch verschwunden.
"Beim Barte des Shadlog!", sagte Cornelius. "Was hat die denn aufgescheucht?"
"Pst!", flüsterte Max. "Hört doch mal."
"Ich hör überhaupt nichts", sagte Sebastian nach einer Weile.
"Eben, genau das ist es ja", sagte Max.
Sebastian wurde klar, wie recht Max hatte. Wo noch einen Augenblick zuvor ein lautes Durcheinander aus Vogelgezwitscher und Insektengezirpe geherrscht hatte, breitete sich jetzt eine unheimliche Stille aus.
"Das gefällt mir ganz und gar nicht", sagte Max leise. "Das bedeutet eindeutig nichts Gutes. Erinnert mich daran, wie wir auf diese verdammte Baumschlange gestoßen sind."
Cornelius und Sebastian standen vorsichtig auf. Der Golmirer legte einen Bolzen in die Armbrust ein und Sebastian zog sein Schwert. Auch die beiden Träger, alarmiert vom Verhalten ihrer Arbeitgeber, steckten ihre Pfeifen weg und zückten die Waffen. Alle standen da, blickten sich um und versuchten, in den Tiefen des Dschungels etwas zu erkennen.
Es raschelte in den Büschen, und Sebastians scharfe Augen entdeckten, wie etwas von links nach rechts durch sein Blickfeld wechselte. Zunächst dachte er. er sähe einen weiteren Boobah. Rötliches Haar blitzte auf und ein graues Gesicht starrte ihn durch das dichte Gebüsch an. Doch dann erkannte er, dass dieses Geschöpf so groß war wie ein ausgewachsener Mann und ihn mit einem wilden Blick unter dem Rand eines eisernen Helms hervor anblickte.
"Cornelius", flüsterte er, "ich hab gerade.
Ein plötzliches zischendes Geräusch, das in der Stille unnatürlich laut klang, unterbrach ihn. Wenige Meter vor ihm zuckte Karl zusammen und stöhnte dumpf auf vor Überraschung. Das Schwert glitt ihm aus der Hand und fiel zu Boden. Alle starrten ihn entsetzt an. Er drehte sich zu Sebastian um und sah mit schreckgeweiteten Augen auf seine eigene Brust hinunter. Mitten darin steckte der gefiederte Schaft eines Pfeils. Karl machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch es kam nur ein letzter Atemstoß hervor. Dann krümmte sich sein Körper zusammen und er stürzte zu Boden, die Augen blicklos aufgerissen.
Entgeistert starrte Sebastian auf den toten Mann und wollte seinen Augen nicht trauen. Wie hypnotisiert stand er da, bis ihn Cornelius anbrüllte, ihn hart in die Seite stieß und er aus seiner Benommenheit wieder in eine Welt des Chaos auftauchte.
Jetzt konnte er sie sehen - zahlreiche große Gestalten, die in schweren Rüstungen durch das Dunkel des Dschungels stampften und kreischend mit ihren Schwertern fuchtelten. Etwas zischte an seinem Kopf vorbei und schlug in einen Baumstamm neben ihm. Noch ein Pfeil. Cornelius ließ seinen Armbrustbolzen abschnellen. Auf der anderen Seite der Lichtung stieß eines der haarigen Wesen einen gellenden Schmerzensschrei aus und stürzte rückwärts in das Unterholz.
Sebastian warf einen Blick auf seinen kleinen Freund und sah, wie der glücklich grinste. In solchen Situationen fühlte er sich immer besonders wohl.
"Cornelius", sagte er, "vielleicht sollten wir Er wurde von einem dumpfen Donnern unterbrochen, als eines der Maultiere an ihm vorbeiraste und in Panik den Pfad zurückgaloppierte. Instinktiv griff Sebastian nach dem Zügel, doch das Tier war so schnell, dass es ihm fast den Arm aus dem Gelenk gerissen hätte. Eine kurze Strecke hielt er noch fest, doch dann verlor er den Boden unter den Füßen und stürzte.
Taumelnd kam er wieder auf die Beine und sah, wie Cornelius wutentbrannt brüllend mit erhobenem Schwert über die Lichtung auf die Angreifer zustürmte. Max folgte ihm mit gesenktem Kopf, voller Bereitschaft, jeden, den er erreichen konnte, auf die mächtigen Hörner zu spießen. Die vielen Ausrüstungsgegenstände, die noch immer auf seinem Rücken festgezurrt waren, klapperten und schepperten.
"Ich hab's doch gewusst, verdammt, es war einfach verdammt viel zu still!", hörte Sebastian ihn schimpfen, während er hinter Cornelius herraste.
"He! Wartet auf mich!", schrie Sebastian. Er rannte seinen Freunden hinterher, die offensichtlich gar nicht gemerkt hatten, dass er nicht bei ihnen war. Doch dann prallte er gegen Samuel, der mit starr aufgerissenen Augen gegen ihn zurücktaumelte, die Arme vor sich ausgestreckt, als würde er um Gnade flehen. Er griff nach Sebastian und klammerte sich so schwer an ihn, dass sein Gewicht den schlanken Elfling in die Knie zwang.
"Was soll das denn?", schnaufte Sebastian - doch im nächsten Augenblick war seine Frage beantwortet, als er den langen hölzernen Schaft in Samuels Hüfte stecken sah.
"Zieh ihn raus", keuchte der kräftige Mann. "Es tut so weh! Zieh ihn raus!"
Sebastian starrte Samuel einen Augenblick lang an. In dem sonst so ruhigen Gesicht des Mannes stand eine solche Angst, dass er ihn einfach nicht alleine lassen konnte. Er nahm den Pfeil mit einer Hand, doch noch ehe er kräftig daran ziehen konnte, bohrte sich ein zweiter Pfeil in Samuels breiten Rücken und gab ihm den Rest. Seine flehenden Augen wurden glasig, die Arme kraftlos, dann kippte er zur Seite und schlug auf den Boden. Seine starren Augen waren wie im stummen Vorwurf auf Sebastian gerichtet.
Sebastian schüttelte den Kopf. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Vielleicht schlief er ja und träumte. doch dann sah er seine blutverschmierte Hand und wusste, dass dies kein Albtraum war: Das passierte wirklich, und zumindest im Augenblick hatte er keine Ahnung, wo seine Freunde waren.
Er war gerade dabei, sich wieder aufzurappeln, als einer der Angreifer auf ihn zugerannt kam, eine große, haarige Gestalt, die in einer primitiven Rüstung steckte und ein riesiges zweihändiges Schwert schwang. Zum Nachdenken blieb keine Zeit. Sebastian griff nach seinem eigenen Schwert, das am Boden lag. Mit zitternden Fingern packte er den Griff und brachte die Klinge gerade in dem Moment hoch, als der Angreifer ihn erreichte. Das Schwert bebte, als es das Metall der Rüstung durchstieß und sich in den Körper darunter bohrte. Wild mit den Armen und Beinen um sich schlagend stürzte der Angreifer auf ihn und krachte dann schwer auf den Boden, wo er sich mehrfach überschlug, bevor er endlich reglos liegen blieb.
Erst jetzt kam Sebastian wieder zu Atem. Er stand auf und wandte sich in die Richtung, die Cornelius und Max eingeschlagen hatten. Irgendwo dort mussten sie sein - er konnte sie durch das Unterholz brechen und Max aus Leibeskräften brüllen hören. Vielleicht war es noch nicht zu spät, sie einzuholen. Er machte einen Schritt nach vorne, doch da traf ihn ein Pfeil in die Brust.
Es war wie ein Schlag mit einer Holzkeule. Der Aufprall ließ ihn einige Schritte zurücktaumeln und trieb ihm die Luft aus der Lunge. Vom Brustbein bis zur Leiste schien ihn flüssiges Feuer zu durchrieseln, und als er versuchte, noch einen Schritt zu gehen, war es, als wären alle Muskeln an seinen Beinen verschwunden. Er sank in die Knie und schnappte nach Luft. Etwas entfernt konnte er Samuels leblose Gestalt erkennen, der mit seinen toten Augen blicklos in das Blätterdach der Bäume hoch über ihnen starrte.
Und dann sah er sie kommen. Zwei weitere dieser Geschöpfe, die blassen Gesichter zu einem maskenhaft triumphierenden Grinsen verzogen. Auf kurzen krummen Beinen watschelten sie heran, die langen Arme mit den grob gearbeiteten wuchtigen Schwertern wachsam gehoben. Hilflos und fast schon panisch sah Sebastian sich um. Kein Anzeichen von Cornelius oder Max. Er war ganz auf sich allein gestellt. Er versuchte, sein Schwert zu heben, doch allein es auf Brusthöhe zu bringen kostete eine ungeheure Anstrengung, und es wurde ihm schrecklich bewusst, dass seine Kraft verströmte wie das Blut, das aus seiner Brust sickerte.
Die erste Gestalt verlangsamte ihren Schritt und fletschte die gelben schiefen Zähne. Mit beiden Händen hob sie das Schwert höher, bereit zum tödlichen Schlag. Sebastian machte sich auf den Hieb der Klinge gefasst. Doch dann war plötzlich ein lautes Zischen zu hören, und ein Pfeil steckte in der Brust der Kreatur. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stürzte sie rücklings zu Boden und blieb dort zuckend und röchelnd liegen.
Das zweite Wesen kam immer noch näher, aber sein Blick war nicht länger auf Sebastian gerichtet, sondern auf etwas hinter ihm. Es hob sein Schwert, und im selben Moment sprang eine geschmeidige Gestalt an Sebastian vorbei, um dem Angriff zu begegnen - ein großer, dunkelhaariger Krieger in Lederkleidung. Beim Aufprall der Schwerter sprühten die Funken. Grunzend zog das Wesen seine Klinge zurück und holte zu einem neuen Schlag aus. Doch der Neuankömmling war zu schnell, duckte sich unter dem Schlag weg und trieb sein kleineres und leichteres Schwert dem Gegner direkt in die Kehle, sodass der auf der Stelle zusammenbrach.
Jetzt tauchten noch mehr Krieger hinter Sebastian auf und stürmten an ihm und dem ersten vorbei in den Dschungel, wohin Cornelius und Max verschwunden waren. Als sie an dem gestürzten Wesen vorbeikamen, versetzte einer von ihnen ihm mit einer fast beiläufigen Bewegung der Klinge den Todesstoß.
Der erste Krieger machte keine Anstalten, den anderen zu folgen, sondern drehte sich zu Sebastian. Wie in Trance stieß er einen überraschten Laut aus. Der Krieger war eine junge Frau. Mit dunkelbraunen Augen, die denen eines wilden Tieres glichen, blickte sie auf Sebastian herab. Dann hockte sie sich vor ihn, machte den Mund auf und sagte etwas, das vielleicht eine Frage war, doch Sebastian konnte nichts mehr hören, nur noch das langsame rhythmische Pochen seines eigenen Herzens.
Er versuchte zu sprechen, brachte aber keinen verständlichen Laut zustande. Er war sich sicher - jetzt würde er sterben. Es war so, als würde sich sein Kopf mit hellem Licht füllen, das alles andere überstrahlte, nur nicht das Gesicht der Frau und ihre braunen Augen, die ihn immer noch mit unverhohlener Neugier anblickten. Sie streckte die Hand aus und berührte sein Gesicht. Ihre Finger waren warm, und undeutlich registrierte er, dass ihm das ein tröstliches Gefühl gab. Vielleicht das Letzte, das er in seinem Leben fühlen würde. Er dachte an Jenna, die irgendwo weit weg auf ihrem Schiff über den grenzenlosen Ozean blickte und niemals erfahren würde, dass er hier an diesem einsamen Ort im Dschungel gestorben war. Er hätte geweint, wenn ihm nicht vor Müdigkeit die Augen zugefallen wären.
Doch das weiße Licht in seinem Kopf löschte alles andere aus, und dann brach eine tiefschwarze Dunkelheit über ihn herein und umfing ihn mit ihrer kalten Umarmung.
Für einen endlos erscheinenden Zeitraum bekam Sebastian nur Bruchstücke seiner Umgebung mit.
Seine Augen öffneten sich, und für einen kurzen Moment nahm er wahr, was um ihn herum geschah. Doch seine Lider waren bleischwer, klappten wieder zu und nahmen ihm die Sicht. Er wusste nicht, wie viel Zeit zwischen diesen Momentaufnahmen jeweils vergangen war. Jedes Mal, wenn er aufwachte, war er von Neuem überrascht.
Als er das erste Mal die Augen aufschlug, nahm er wahr, dass er auf dem Rücken lag und Cornelius nicht weit von ihm entfernt im Schein einer Laterne saß. Das kindliche Gesicht des kleinen Mannes war kummervoll verzogen, und Tränen liefen ihm über die Wangen. Sebastian hätte ihn gerne gefragt, was denn los sei, doch er konnte sich einfach nicht lange genug wachhalten.
Hinter ihm trottete ein großes zotteliges Vieh, ein Büffelop namens Max, dessen kräftige Schultern und Flanken vollbepackt mit Ausrüstung waren - Seile, Werkzeug, Proviant, Lampen, Kochtöpfe -, alles wild durcheinander festgezurrt.
Es war ungewöhnlich für ihn, dass er sich nicht lautstark beschwerte. Nachdem er einige Tage lang unaufhörlich gemault hatte, war er inzwischen dazu übergegangen, schweigend zu schmollen und den Kopf so weit nach unten hängen zu lassen, dass sein Maul nahezu über den Boden schleifte. Den größten Teil des Tages war er so vor sich hin gelaufen, und es war stark anzunehmen, dass das nicht mehr lange so weitergehen würde. Daher nutzten Sebastian und Cornelius die Zeit so gut wie möglich.
Nach ihren jüngsten, haarsträubenden Piratenabenteuern in Ramalat waren die drei Freunde von Thaddeus Peel, einem reichen Kaufmann, angeheuert worden, die legendäre verlassene Stadt im Dschungel von Mendip zu suchen, und, sollten sie sie finden, Beweisstücke für ihre Existenz mit zurückzubringen. Seit Jahrhunderten gab es Gerüchte über diese Stadt. Viele behaupteten, dass es dort einen sagenhaften Schatz gäbe. Andere wiederum meinten, die Stadt wäre verflucht und dass sie jedem, der dort hingelangte, Unglück brächte.
Hinter Max gingen die beiden Träger, zwei große, muskulöse Männer aus Ramalat, die auf die Namen Karl und Samuel hörten. Die beiden waren bestimmt nicht wegen ihrer geistreichen Konversation eingestellt worden, sondern weil sie Meile um Meile hinter sich bringen konnten, ohne sich zu beschweren. Jeder von ihnen führte ein kleines Maultier, das mit Ausrüstungsgegenständen beladen war. Wie ihre Besitzer waren diese beiden, die auf die Namen Betty und Jasper hörten, auch nicht gerade die gesprächigsten Vertreter ihrer Art. In den ersten Tagen nach ihrem Aufbruch von Ramalat hatte Max ein paar heldenhafte Versuche unternommen, mit ihnen in der üblichen Sprache der Steppentiere eine höfliche Unterhaltung zu führen, doch nun zog er es vor, sie sich selbst zu überlassen. Wenn er etwas zu sagen hatte, wandte er sich an die zweibeinigen Mitglieder der Expedition.
Und dann war es Cornelius, an den er schließlich nach mehreren Reisestunden seine erste Frage richtete.
"Wäre es nicht möglich, mal wieder eine kleine Pause einzulegen?"
Cornelius seufzte. "Das wäre wohl zu schön, um wahr zu sein", murmelte er und blickte über die Schulter zurück. "Hier können wir schlecht anhalten, oder?"
"Warum nicht?"
"Hier ist es zu eng. Wir müssen eine Lichtung finden."
Max dachte einen Moment darüber nach. "Können wir denn nicht eine Lichtung schlagen?", fragte er. "Mit dem Buschmesser."
Bei dieser Vorstellung musste Sebastian lachen, allerdings klang sein Lachen ziemlich müde. "Wir ist gut", sagte er. "Du meinst wohl, ich könnte eine Lichtung schlagen. Aber das würde bedeuten, ganze Bäume niederzuhauen. Und ich bin jetzt schon erschöpft genug. Wir müssen einfach noch etwas weitergehen."
Max seufzte leise und schwermütig. "Oh ja, also das ist wohl die Standardantwort auf dieser Tour, oder?" Mit verstellter Stimme ahmte er Sebastian nach. "Wir müssen einfach noch etwas weitergehen! Also, das müssen jetzt schon Wochen sein, die wir unterwegs sind, und was haben wir gefunden? Absolut nichts! Als uns Thaddeus Peel gesagt hat, das wäre ein Auftrag für Tollkühne, da hat er keine Witze gemacht!"
"Nun halt mal die Luft an", knurrte Samuel hinter Max, und alle drehten sich um und blickten ihn überrascht an, denn es war das erste Mal, dass er seit ihrem Aufbruch mehr als nur ein Grunzen von sich gegeben hatte.
"Oh, entschuldige bitte", sagte Max überheblich. "Ich habe lediglich meine Meinung geäußert."
"Meinung oder nicht, wir sind hier, ob's dir passt oder nicht", sagte Samuel entschieden. "Hat keinen Sinn, rumzujammern."
"Genau", stimmte ihm Karl zu. Einen Augenblick lang schien es so, als wollte er noch etwas hinzufügen, aber dann musste er es sich anders überlegt haben.
Max ließ seinen Kopf wieder nach vorne schwingen und trottete eine Weile schweigend weiter, wobei er über das gerade Gesagte nachgrübelte. Doch Sebastian wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Max wieder auf sein Thema zurückkam.
"Was ich fragen wollte", fuhr Max dann fort, "wie lange soll dieses Trauerspiel denn noch weitergehen? Wann genau sagen wir: Also wir haben unser Bestes gegeben, aber jetzt sind wir total am Ende mit unserem Wissen, und es ist Zeit, Ramalat wieder anzusteuern?"
Sebastian hörte mitten im Schlag auf und dachte darüber nach. Er musste zugeben, dass das eine gute Frage war. Er blickte nach hinten zu Karl und fragte: "Kannst du mal übernehmen?"
Ohne ein Wort schritt der große Mann nach vorne, nahm das Buschmesser in seine riesige Faust und schlug mit blitzender Klinge eine Schneise durch den Wald. Cornelius ließ sich zurückfallen und übernahm mit einem resignierten Blick Bettys Leitstrick. Sebastian wurde klar, wie erniedrigend es für ihn sein musste, nicht wie gewohnt seinen Beitrag leisten zu können, doch er wusste, dass er nichts an der Situation ändern konnte, außer Cornelius auf den Rücken zu nehmen, während er das Buschmesser schwang, aber dazu fehlte ihm einfach die Kraft.
Nun hatte er sich direkt vor Max in die Kolonne eingeordnet.
"Ich weiß, dass es frustrierend ist", sagte er, "aber Mr Peel zahlt uns eine Menge Geld dafür, dass wir hier sind. Und wenn wir irgendwas finden, das einen Wert hat, zahlt er uns noch mal eine ganze Menge Geld."
"Das ist mir klar", sagte Max. "Aber um Himmels willen, alles, was wir hier gesehen haben, ist Dschungel, Dschungel und noch mal Dschungel. Was glaubst du denn, welche Chance wir haben, hier mittendrin zufällig auf eine uralte Stadt zu stoßen?"
Sebastian wollte gerade antworten, als er wegen eines plötzlichen Geschnatters in den Baumkronen links von ihnen innehielt. Alle blieben stehen und schauten sich um. Cornelius tastete instinktiv nach dem Griff seines Schwerts, doch er musste grinsen, als er das Wesen sah, das den Krawall gemacht hatte - ein flinkes kleines Pelztier, das sich mit einem drolligen Gesichtsausdruck durch die Bäume schwang.
"Was in aller Welt ist das denn?", fragte er sich laut.
"Das ist ein Boobah", sagte Sebastian. "Erinnerst du dich? Prinzessin Kerin hatte genau so einen."
Die Erwähnung ihres Namens machte ihn nachdenklich. Es hatte eine Zeit gegeben, in der es ihm wehtat, von ihr zu sprechen, doch das schien Ewigkeiten her zu sein, vor seiner Reise nach Ramalat und bevor er Kapitänin Jenna Swift kennengelernt hatte, die Kommandeurin der Seehexe und seine derzeitige große Liebe.
Max konnte natürlich nicht widerstehen, seinen Kommentar zu dem Namen abzugeben. "Ach ja, die holde Prinzessin Kerin . ^ oder vielleicht sollte ich sagen, Königin Kerin. Ein reizendes Mädchen. Weißt du, ich habe immer darauf gehofft, dass wir eines Tages wieder in Richtung Keladon ziehen würden. In den königlichen Ställen gibt es wunderbare Mahlzeiten, mit die besten, die ich je gegessen habe."
"Und du hast schon so einige Mahlzeiten verputzt", bemerkte Cornelius trocken.
"Aber ja, ich halte mich für einen Feinschmecker", sagte Max, dem die Stichelei völlig entgangen war. "Wenn wir schon gerade dabei sind, ich frage mich, welche Tafelfreuden heute zum Abendessen auf uns warten. Wenn ich noch einmal was von dem verfaulten. Ah! Na endlich kommen wir auf eine Lichtung!"
Sebastian sah, dass Max recht hatte. Der Pfad wurde tatsächlich breiter und führte auf eine offene Fläche zwischen den dicht stehenden Bäumen. Er bemerkte, dass es hier noch mehr Boobahs gab, die vergnügt in den unteren Ästen der Bäume herumtobten, schnatterten und sich zuwinkten, eine große, lebhafte Bande.
"Vielleicht sollten wir versuchen, einen zu fangen", überlegte er laut. "Sie geben gute Haustiere ab."
"Mach nur", brummelte Cornelius, der sich in den Schatten eines Baumes sinken ließ, "wenn du dazu noch die Energie hast."
Sebastian überlegte kurz und entschied dann unumwunden, dass er sie nicht hatte. Er folgte dem Beispiel seines Freundes, ließ sich neben ihn fallen, schnallte seine Feldflasche los und nahm einen großen Schluck von dem warmen, faulig schmeckenden Wasser.
"Wenigstens haben wir genug von dem Zeugs hier", sagte er vergnügt und hielt Cornelius die Feldflasche hin.
Der kleine Krieger nickte, nahm einen Schluck und verzog dann angewidert das Gesicht. "Kein Vergleich mit dem süßen kalten Wasser von Golmira", bemerkte er.
Max schnaubte. "Nein, natürlich nicht. Wenn man dich hört, ist nichts so gut wie in Golmira! Da wundert man sich schon, dass du uns nie dorthin mitgenommen hast, wenn es dort so toll ist."
"Eines Tages mache ich das", sagte Cornelius. "Ich bringe euch beide hin und stelle euch meinen Eltern vor."
"Na prima, ich kann es kaum erwarten." Max warf den beiden Maultieren einen finsteren Blick zu, die die Köpfe gesenkt hatten und eifrig von dem saftigen grünen Gras auf der Lichtung mampften. Ihre beiden Führer saßen unter einem anderen Baum und hatten ihre Pfeifen hervorgezogen, die sie nun mit Tabak stopften.
"Mit diesem reizenden Fleckchen wird es natürlich nicht mithalten können", fuhr Max fort. "Also schaut euch doch mal um! Überall stinkende, dichte Vegetation. Wir haben da zwei Mulis, die wieder einmal unter Beweis stellen, dass sie die ungehobeltsten Geschöpfe aller Zeiten sind. Und wir haben ihre Besitzer, die offenbar beabsichtigen, die sowieso schon miefige Atmosphäre mit ihrem Pfeifenrauch noch weiter zu verpesten."
"Warum hältst du nicht einfach mal die Klappe und grast ein bisschen", schlug Sebastian gereizt vor. "Das bringt dir vielleicht neue Energie."
"Energie!" Max blickte ihn ungläubig an. "Neulich habe ich zwei Maulvoll von dem Zeugs gefressen und die ganze Nacht über mächtige Blähungen gehabt."
"Ja, das haben wir sehr wohl bemerkt", sagte Cornelius spitz. "Aber keine Sorge, für heute Nacht habe ich mir ein paar Ohrstöpsel gebastelt."
"Oh, haha! Bitte hör auf damit, sonst platze ich ja noch vor Lachen."
"Wir bekommen Besuch", bemerkte Samuel. Alle blickten auf und sahen, dass einige Boobahs von den Bäumen geklettert waren und sich nun vorsichtig über die Lichtung näherten, immer auf dem Sprung, davonzurennen, falls es nötig wäre. Sebastian lachte über den ängstlichen Gesichtsausdruck der Tiere. Sie streckten die Pfoten aus, als würden sie betteln.
"Was glaubt ihr, was sie wohl wollen?", fragte er.
"Was zu fressen, würde mich nicht wundern", erwiderte Cornelius. "Aber es tut mir leid, wir haben nichts übrig. Im Grunde ." Er griff an seinen Gürtel und holte die verschiedenen Einzelteile hervor, aus denen seine Miniaturarmbrust bestand, und fing an, sie mit geübter Leichtigkeit zusammenzusetzen.
"Was machst du denn da?", zischte Sebastian.
"Ich frage mich, ob die Biester gut schmecken", knurrte Cornelius. "Das wäre doch mal schön, was anderes als immer nur Jawralat und wildes Rusa zu essen."
Sebastian legte ihm die Hand auf den Arm. "Das kannst du nicht machen", flüsterte er. "Sie haben Gesichter wie kleine Menschen ."
"Ihre Gesichter interessieren mich nicht", sagte Cornelius. "Aber ihre stämmigen Arme und Beine. Die könnte man schön über dem Feuer braten."
Sebastian verzog angewidert das Gesicht. "Aber es sind doch Haustiere, Cornelius! Das wäre nicht richtig."
"Du hast gestern Abend selbst gesagt, dass du ganz wild darauf bist, mal was anderes zu essen." Cornelius war mit dem Zusammenbauen der Armbrust fertig und spannte die Sehne. "Wir nehmen uns erst mal einen und sehen, wie er schmeckt. Und wenn Er brach überrascht ab, als sich die Boobahs plötzlich panisch umblickten. Einer von ihnen stieß einen lauten Warnruf aus, und bevor noch irgendjemand reagieren konnte, sprangen sie über die Lichtung davon. Im Nu war die ganze Gruppe im umgebenden Gebüsch verschwunden.
"Beim Barte des Shadlog!", sagte Cornelius. "Was hat die denn aufgescheucht?"
"Pst!", flüsterte Max. "Hört doch mal."
"Ich hör überhaupt nichts", sagte Sebastian nach einer Weile.
"Eben, genau das ist es ja", sagte Max.
Sebastian wurde klar, wie recht Max hatte. Wo noch einen Augenblick zuvor ein lautes Durcheinander aus Vogelgezwitscher und Insektengezirpe geherrscht hatte, breitete sich jetzt eine unheimliche Stille aus.
"Das gefällt mir ganz und gar nicht", sagte Max leise. "Das bedeutet eindeutig nichts Gutes. Erinnert mich daran, wie wir auf diese verdammte Baumschlange gestoßen sind."
Cornelius und Sebastian standen vorsichtig auf. Der Golmirer legte einen Bolzen in die Armbrust ein und Sebastian zog sein Schwert. Auch die beiden Träger, alarmiert vom Verhalten ihrer Arbeitgeber, steckten ihre Pfeifen weg und zückten die Waffen. Alle standen da, blickten sich um und versuchten, in den Tiefen des Dschungels etwas zu erkennen.
Es raschelte in den Büschen, und Sebastians scharfe Augen entdeckten, wie etwas von links nach rechts durch sein Blickfeld wechselte. Zunächst dachte er. er sähe einen weiteren Boobah. Rötliches Haar blitzte auf und ein graues Gesicht starrte ihn durch das dichte Gebüsch an. Doch dann erkannte er, dass dieses Geschöpf so groß war wie ein ausgewachsener Mann und ihn mit einem wilden Blick unter dem Rand eines eisernen Helms hervor anblickte.
"Cornelius", flüsterte er, "ich hab gerade.
Ein plötzliches zischendes Geräusch, das in der Stille unnatürlich laut klang, unterbrach ihn. Wenige Meter vor ihm zuckte Karl zusammen und stöhnte dumpf auf vor Überraschung. Das Schwert glitt ihm aus der Hand und fiel zu Boden. Alle starrten ihn entsetzt an. Er drehte sich zu Sebastian um und sah mit schreckgeweiteten Augen auf seine eigene Brust hinunter. Mitten darin steckte der gefiederte Schaft eines Pfeils. Karl machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch es kam nur ein letzter Atemstoß hervor. Dann krümmte sich sein Körper zusammen und er stürzte zu Boden, die Augen blicklos aufgerissen.
Entgeistert starrte Sebastian auf den toten Mann und wollte seinen Augen nicht trauen. Wie hypnotisiert stand er da, bis ihn Cornelius anbrüllte, ihn hart in die Seite stieß und er aus seiner Benommenheit wieder in eine Welt des Chaos auftauchte.
Jetzt konnte er sie sehen - zahlreiche große Gestalten, die in schweren Rüstungen durch das Dunkel des Dschungels stampften und kreischend mit ihren Schwertern fuchtelten. Etwas zischte an seinem Kopf vorbei und schlug in einen Baumstamm neben ihm. Noch ein Pfeil. Cornelius ließ seinen Armbrustbolzen abschnellen. Auf der anderen Seite der Lichtung stieß eines der haarigen Wesen einen gellenden Schmerzensschrei aus und stürzte rückwärts in das Unterholz.
Sebastian warf einen Blick auf seinen kleinen Freund und sah, wie der glücklich grinste. In solchen Situationen fühlte er sich immer besonders wohl.
"Cornelius", sagte er, "vielleicht sollten wir Er wurde von einem dumpfen Donnern unterbrochen, als eines der Maultiere an ihm vorbeiraste und in Panik den Pfad zurückgaloppierte. Instinktiv griff Sebastian nach dem Zügel, doch das Tier war so schnell, dass es ihm fast den Arm aus dem Gelenk gerissen hätte. Eine kurze Strecke hielt er noch fest, doch dann verlor er den Boden unter den Füßen und stürzte.
Taumelnd kam er wieder auf die Beine und sah, wie Cornelius wutentbrannt brüllend mit erhobenem Schwert über die Lichtung auf die Angreifer zustürmte. Max folgte ihm mit gesenktem Kopf, voller Bereitschaft, jeden, den er erreichen konnte, auf die mächtigen Hörner zu spießen. Die vielen Ausrüstungsgegenstände, die noch immer auf seinem Rücken festgezurrt waren, klapperten und schepperten.
"Ich hab's doch gewusst, verdammt, es war einfach verdammt viel zu still!", hörte Sebastian ihn schimpfen, während er hinter Cornelius herraste.
"He! Wartet auf mich!", schrie Sebastian. Er rannte seinen Freunden hinterher, die offensichtlich gar nicht gemerkt hatten, dass er nicht bei ihnen war. Doch dann prallte er gegen Samuel, der mit starr aufgerissenen Augen gegen ihn zurücktaumelte, die Arme vor sich ausgestreckt, als würde er um Gnade flehen. Er griff nach Sebastian und klammerte sich so schwer an ihn, dass sein Gewicht den schlanken Elfling in die Knie zwang.
"Was soll das denn?", schnaufte Sebastian - doch im nächsten Augenblick war seine Frage beantwortet, als er den langen hölzernen Schaft in Samuels Hüfte stecken sah.
"Zieh ihn raus", keuchte der kräftige Mann. "Es tut so weh! Zieh ihn raus!"
Sebastian starrte Samuel einen Augenblick lang an. In dem sonst so ruhigen Gesicht des Mannes stand eine solche Angst, dass er ihn einfach nicht alleine lassen konnte. Er nahm den Pfeil mit einer Hand, doch noch ehe er kräftig daran ziehen konnte, bohrte sich ein zweiter Pfeil in Samuels breiten Rücken und gab ihm den Rest. Seine flehenden Augen wurden glasig, die Arme kraftlos, dann kippte er zur Seite und schlug auf den Boden. Seine starren Augen waren wie im stummen Vorwurf auf Sebastian gerichtet.
Sebastian schüttelte den Kopf. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Vielleicht schlief er ja und träumte. doch dann sah er seine blutverschmierte Hand und wusste, dass dies kein Albtraum war: Das passierte wirklich, und zumindest im Augenblick hatte er keine Ahnung, wo seine Freunde waren.
Er war gerade dabei, sich wieder aufzurappeln, als einer der Angreifer auf ihn zugerannt kam, eine große, haarige Gestalt, die in einer primitiven Rüstung steckte und ein riesiges zweihändiges Schwert schwang. Zum Nachdenken blieb keine Zeit. Sebastian griff nach seinem eigenen Schwert, das am Boden lag. Mit zitternden Fingern packte er den Griff und brachte die Klinge gerade in dem Moment hoch, als der Angreifer ihn erreichte. Das Schwert bebte, als es das Metall der Rüstung durchstieß und sich in den Körper darunter bohrte. Wild mit den Armen und Beinen um sich schlagend stürzte der Angreifer auf ihn und krachte dann schwer auf den Boden, wo er sich mehrfach überschlug, bevor er endlich reglos liegen blieb.
Erst jetzt kam Sebastian wieder zu Atem. Er stand auf und wandte sich in die Richtung, die Cornelius und Max eingeschlagen hatten. Irgendwo dort mussten sie sein - er konnte sie durch das Unterholz brechen und Max aus Leibeskräften brüllen hören. Vielleicht war es noch nicht zu spät, sie einzuholen. Er machte einen Schritt nach vorne, doch da traf ihn ein Pfeil in die Brust.
Es war wie ein Schlag mit einer Holzkeule. Der Aufprall ließ ihn einige Schritte zurücktaumeln und trieb ihm die Luft aus der Lunge. Vom Brustbein bis zur Leiste schien ihn flüssiges Feuer zu durchrieseln, und als er versuchte, noch einen Schritt zu gehen, war es, als wären alle Muskeln an seinen Beinen verschwunden. Er sank in die Knie und schnappte nach Luft. Etwas entfernt konnte er Samuels leblose Gestalt erkennen, der mit seinen toten Augen blicklos in das Blätterdach der Bäume hoch über ihnen starrte.
Und dann sah er sie kommen. Zwei weitere dieser Geschöpfe, die blassen Gesichter zu einem maskenhaft triumphierenden Grinsen verzogen. Auf kurzen krummen Beinen watschelten sie heran, die langen Arme mit den grob gearbeiteten wuchtigen Schwertern wachsam gehoben. Hilflos und fast schon panisch sah Sebastian sich um. Kein Anzeichen von Cornelius oder Max. Er war ganz auf sich allein gestellt. Er versuchte, sein Schwert zu heben, doch allein es auf Brusthöhe zu bringen kostete eine ungeheure Anstrengung, und es wurde ihm schrecklich bewusst, dass seine Kraft verströmte wie das Blut, das aus seiner Brust sickerte.
Die erste Gestalt verlangsamte ihren Schritt und fletschte die gelben schiefen Zähne. Mit beiden Händen hob sie das Schwert höher, bereit zum tödlichen Schlag. Sebastian machte sich auf den Hieb der Klinge gefasst. Doch dann war plötzlich ein lautes Zischen zu hören, und ein Pfeil steckte in der Brust der Kreatur. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stürzte sie rücklings zu Boden und blieb dort zuckend und röchelnd liegen.
Das zweite Wesen kam immer noch näher, aber sein Blick war nicht länger auf Sebastian gerichtet, sondern auf etwas hinter ihm. Es hob sein Schwert, und im selben Moment sprang eine geschmeidige Gestalt an Sebastian vorbei, um dem Angriff zu begegnen - ein großer, dunkelhaariger Krieger in Lederkleidung. Beim Aufprall der Schwerter sprühten die Funken. Grunzend zog das Wesen seine Klinge zurück und holte zu einem neuen Schlag aus. Doch der Neuankömmling war zu schnell, duckte sich unter dem Schlag weg und trieb sein kleineres und leichteres Schwert dem Gegner direkt in die Kehle, sodass der auf der Stelle zusammenbrach.
Jetzt tauchten noch mehr Krieger hinter Sebastian auf und stürmten an ihm und dem ersten vorbei in den Dschungel, wohin Cornelius und Max verschwunden waren. Als sie an dem gestürzten Wesen vorbeikamen, versetzte einer von ihnen ihm mit einer fast beiläufigen Bewegung der Klinge den Todesstoß.
Der erste Krieger machte keine Anstalten, den anderen zu folgen, sondern drehte sich zu Sebastian. Wie in Trance stieß er einen überraschten Laut aus. Der Krieger war eine junge Frau. Mit dunkelbraunen Augen, die denen eines wilden Tieres glichen, blickte sie auf Sebastian herab. Dann hockte sie sich vor ihn, machte den Mund auf und sagte etwas, das vielleicht eine Frage war, doch Sebastian konnte nichts mehr hören, nur noch das langsame rhythmische Pochen seines eigenen Herzens.
Er versuchte zu sprechen, brachte aber keinen verständlichen Laut zustande. Er war sich sicher - jetzt würde er sterben. Es war so, als würde sich sein Kopf mit hellem Licht füllen, das alles andere überstrahlte, nur nicht das Gesicht der Frau und ihre braunen Augen, die ihn immer noch mit unverhohlener Neugier anblickten. Sie streckte die Hand aus und berührte sein Gesicht. Ihre Finger waren warm, und undeutlich registrierte er, dass ihm das ein tröstliches Gefühl gab. Vielleicht das Letzte, das er in seinem Leben fühlen würde. Er dachte an Jenna, die irgendwo weit weg auf ihrem Schiff über den grenzenlosen Ozean blickte und niemals erfahren würde, dass er hier an diesem einsamen Ort im Dschungel gestorben war. Er hätte geweint, wenn ihm nicht vor Müdigkeit die Augen zugefallen wären.
Doch das weiße Licht in seinem Kopf löschte alles andere aus, und dann brach eine tiefschwarze Dunkelheit über ihn herein und umfing ihn mit ihrer kalten Umarmung.
Für einen endlos erscheinenden Zeitraum bekam Sebastian nur Bruchstücke seiner Umgebung mit.
Seine Augen öffneten sich, und für einen kurzen Moment nahm er wahr, was um ihn herum geschah. Doch seine Lider waren bleischwer, klappten wieder zu und nahmen ihm die Sicht. Er wusste nicht, wie viel Zeit zwischen diesen Momentaufnahmen jeweils vergangen war. Jedes Mal, wenn er aufwachte, war er von Neuem überrascht.
Als er das erste Mal die Augen aufschlug, nahm er wahr, dass er auf dem Rücken lag und Cornelius nicht weit von ihm entfernt im Schein einer Laterne saß. Das kindliche Gesicht des kleinen Mannes war kummervoll verzogen, und Tränen liefen ihm über die Wangen. Sebastian hätte ihn gerne gefragt, was denn los sei, doch er konnte sich einfach nicht lange genug wachhalten.
... weniger
Autoren-Porträt von Philip Caveney
Philip Caveney wurde 1951 in Nord-Wales geboren. Er verbrachte die meiste Zeit seiner Kindheit nicht nur damit, Großbritannien und Nordirland zu bereisen, sondern lebte auch etliche Jahre in Malaysia und Singapur. Nach seinem College-Abschluss arbeitete er hauptsächlich an Theatern in London und Wales. Heute lebt Philip Caveney mit seiner Frau und Tochter in Manchester.
Bibliographische Angaben
- Autor: Philip Caveney
- Altersempfehlung: 10 - 12 Jahre
- 2010, 352 Seiten, mit Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 12,6 x 18,1 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Anrich, Gerold; Instinsky-Anrich, Martina
- Übersetzer: Gerold Anrich, Martina Instinsky-Anrich
- Verlag: cbj
- ISBN-10: 357022192X
- ISBN-13: 9783570221921
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