Die Gründerväter
Sie haben den riesigen Kontinent Australien besiedelt. Sie haben harte Anfangsjahre hinter sich gebracht, haben Gefahren getrotzt und die alles überschattende Not besiegt.
Nun machen sich einige von ihnen auf, den Geist der alten Siedler neu zu...
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Sie haben den riesigen Kontinent Australien besiedelt. Sie haben harte Anfangsjahre hinter sich gebracht, haben Gefahren getrotzt und die alles überschattende Not besiegt.
Nun machen sich einige von ihnen auf, den Geist der alten Siedler neu zu beleben: Das unbekannte, exotische Neuseeland ist das Ziel! Sie erleben größte Gefahren und noch größeren Mut. Denn der dramatische Kampf um eine neue Welt verstrickt Freunde, Feinde und Liebende in einen Wettlauf um einen wunderbaren Flecken Erde.
Die Gründerväter von William Stuart Long
LESEPROBE
Prolog
AmNeujahrstag des Jahres 1859 lief die Königliche Dampffregatte Kestrel in Port Jackson cin, umdas dort stationierte Kriegsschiff, die Galah,abzulösen. Laut fluchend beobachtete der Kommandant der Galah,der für seine Dienste bei dem Sepoy-Aufstand inIndien ausgezeichnete Fregattenkapitän Red Broome,wie das soeben eingelaufene Schiff in der Watson Bay vor Anker ging. Immerhintraf es zwei Wochen früher als erwartet an seinem neuen Standort ein.
DieInstandsetzung seines eigenen Schiffes - den Schaden hatten sie auf derÜberfahrt von Kalkutta erlitten - war erst vor zehn Tagen abgeschlossen worden.Er war sich dessen schmerzlich bewusst, dass er die Galahnach England zurückbringen musste, sobald er dem Kommandanten der Kestrel die Verantwortung für den Stützpunkt übergebenhatte.
Allerdingswäre es höchst ungastlich, wenn er seinen Nachfolger nicht gebührend willkommenhieße. Eine Einladung zum Dinner für einen der nächsten Abende in seinem Haus,nachdem alle Formalitäten erledigt waren, würde voll und ganz genügen,beschloss Red. Seine Frau Magdalen war eineausgezeichnete Gastgeberin. Sie wäre zwar wegen der unerwartet frühen Ankunftder Kestrel ebenso bestürzt wie er, aber er könntesich dennoch darauf verlassen, dass sie ihnen ein Abendessen vorsetzen würde,das bei allen Gästen noch lange in Erinnerung bliebe. Schließlich war es seinAbschiedsessen und gleichzeitig das Begrüßungsmahl für seine Ablösung in derKolonie.
Inden folgenden Tagen, in denen Red sich auf seine Abreise vorbereitete, sollteer seine spontane Einladung jedoch bereuen. Es stellte sich heraus, dass derKapitän der Kestrel, CommanderRupert Harland - klein von Gestalt und geltungssüchtig- etliche Jahre älter war als Red und auf wesentlich mehr Dienstjahre zurückblickenkonnte. Er war nur deshalb nicht weiter befördert worden, weil ein Untersuchungsgerichtihm die Verantwortung für den Tod eines Fähnrichs gab, der unter seinemKommando auf den Westindischen Inseln gedient hatte.
Beidiesem jungen handelte es sich um den jüngsten Sohn des Zweiten Seelords. Wie Harland innerhalb der ersten halben Stunde ihresZusammentreffens Red verbittert anvertraute, habe seine Lordschaftihn aus diesem Grunde in den vergangenen fünf Jahren auf halbem Sold gehalten.Das Kommando über die Kestrel sei ihm erst nach demTod des rachsüchtigen alten Admirals anvertraut worden. Und den Standort, anden er beordert worden war, hätte er sich selbst als allerletzten ausgewählt.
»Eineverfluchte Strafkolonie«, erklärte er streitlustig. »Und das zwei volle Jahrelang. Möge Gott ihnen vergeben, denn ich vermag es nicht.«
Mitdeutlichem Missfallen betrachtete er Reds braun gebranntes,gutaussehendes Gesicht. Er überlegte sich, wie vieleJahre sie wohl voneinander trennen mochten, und sah in ihrem RangunterschiedGrund genug zu Ressentiments, die er keineswegs zu verbergen versuchte.
»Verdammt,ich stand bereits im Rang eines Lieutenants, als Siegerade mal Fähnrich waren! Sie haben unter dem ehemaligen Admiral Sterlinggedient, stimmt's? «
»Ja,die Success war mein erstes Schiff. Aber ... «
»Undwie ich gehört habe, sind Sie hier draußen geboren? « HarlandsTon klang wie eine Anschuldigung, und Red verspannte sich.
»Ja,das stimmt. Ich ...«
»Dannwird Ihnen der Abschied sicher schwerfallen. ZumTeufel, ich würde alles darum geben, wenn ich mit Ihnen tauschen könnte, Captain Broome. Ich habe Frau undKinder in Dorset, und da ich fünf Jahre lang mit halbem Sold knausern musste,konnte ich es mir nicht leisten, sie mitzubringen.«
Ichwürde für diesen Tausch noch viel mehr geben, wenn es nur die geringsteMöglichkeit dazu gäbe, dachte Red und hörte HarlandsWortschwall mit großer Beherrschung zu.
ZweiTage, nachdem er seinen Nachfolger kennengelernthatte, verstärkte sich Reds instinktive Abneigung ihmgegenüber noch. Claus Van Buren, inzwischen einer von Sydneys angesehensten Kaufleuten, steuerte seinen auffallend schönen,auf einer amerikanischen Werft gebauten Klipper Dolphinin den Hafen, als Red sich gerade mit Harland im Amtssitzdes Kommodore aufhielt, von wo aus man das gesamte Hafengelände überblickenkonnte. Harland hatte den Schoner, der zusätzlichDampfantrieb besaß, mit bewundernden Blicken betrachtet. Sein Herz schlug fürSegelschiffe, was durchaus für ihn sprach. Als er sein Interesse an dem hervorragendkonstruierten Schiff bekundete, erbot sich Red, der Dolphingemeinsam mit ihm einen Besuch abzustatten, damit Harlandsie besichtigen konnte.
Daer Claus seit seiner Kindheit kannte, kam es Red nicht in den Sinn, dieHerkunft des Schiffseigners zu erwähnen. Sydneys feine Gesellschaft hatte denMischling längst akzeptiert, und bei jedem großen Ereignis zeugte Claus'dunkle Hautfarbe von seinem javanischen Blut, während sein holländischer NameZeugnis für seine aristokratische Abstammung ablegte.
Zunächt verlief der Besuch auf der Dolphinreibungslos, denn Rupert Harlands Interesse wardurchaus echt. Er kannte sich mit dem Bau von Klippern erstaunlich gut aus, undsein Verhalten gegenüber Claus war, wenn auch ein wenig herablassend, dochimmerhin höflich. An Bord befanden sich auch Claus' hübsche amerikanische Frau Mercy und ihre beiden Söhne. Als die ausgiebigeBesichtigung endlich abgeschlossen war, kam Mercy anDeck und lud die Besucher zu einer Erfrischung in die große Kajüte ein. Commander Harland betrat dieKajüte und sah die schöne Vertäfelung sowie die luxuriöse Ausstattung, den mitSchnitzereien verzierten Esstisch mit Stühlen, das Silber, die geschliffenenKristallgläser und das feine Porzellan auf dem Sideboard. Er schien sichtlichbeeindruckt, gab seine herablassende Haltung auf und besann sich auf bessereManieren. Ehrerbietig beugte er sich über Mercys Handund bedankte sich für die angebotene Tasse chinesischen Tee. Nachdem sie denTee eingegossen hatte, setzte er das mit Claus begonnene Gespräch über dieTakelage und die Ladekapazität fort.
»Esüberrascht mich, dass Sie Ihr Schiff nicht mit Rahsegel getakelt haben. Wennes Ihnen um Geschwindigkeit geht - da Sie im Wollhandel tätig sind, gehe ichdoch davon aus -, dann hätte ich gedacht, dass Sie ... « Entsetzt unterbracher sich und bekam vor Verblüffung den Mund nicht mehr zu. »Wer um alles in derWelt ... «
DerVorhang zum Korridor war zur Seite geschoben worden, und der jungeMaori-Häuptling Te Tamihana betrat die Kajüte. Erbewegte sich so ungezwungen, als sei er mit allen an Bord bestens vertraut. VonMercy Van Buren nahm er eine Tasse Tee entgegen undsetzte sich an den Tisch.
Redwusste von der Freundschaft des Häuptlings mit Claus, und da der junge Maoriihm bereits vorgestellt worden war, grüßte er ihn mit Namen. Harland aber starrte ihn dermaßen entgeistertan, als sei er eine Erscheinung aus einer anderen Welt. Verständlicherweisemusste das plötzliche Auftauchen Te Tamihanas mitseinem stark tätowierten Gesicht und seinem geschmeidigen, kupferfarbenen undbis auf einen kurzen Rock aus geflochtenem Flachs völlig nackten Körper aufeinen Neuankömmling aus England befremdlich wirken. Noch dazu, da der Maorivöllig ernst an seinem Tee nippte. Trotz alledem war Red auf die Reaktionseines Offizierskollegen nicht vorbereitet.
Harland sprang auf, ließ seine Teetasse fallen und rief wütend:»Bei Gott, Broome, aus Ihnen ist ja vielleicht schonein Eingeborener geworden, aus mir aber nicht! Was CaptainVan Buren angeht, war ich bereit, fünf gerade sein zu lassen. Aber man kanndoch nicht von mir erwarten, dass ich mich mit einem dieser wilden Ureinwohneran einen Tisch setze. Das ist verdammt noch mal zu viel verlangt, Sir! «
TeTamihana blickte ihn leicht überrascht an, stelltevorsichtig seine Tasse ab und bemerkte in fehlerfreiem Englisch: »Wenn duerlaubst, Claus, gehe ich mit den jungen an Deck. Wie es so geht, waren wirmitten in einem spannenden Spiel, und die beiden haben mich hart bedrängt.Entschuldigen Sie mich bitte, Mrs Van Buren.«
Niemandsagte ein Wort, bis der Vorhang sich nicht mehr bewegte. Dann schüttelte Clauswarnend den Kopf in Reds Richtung und sagte mitkalter Stimme: »Bei dem jungen Mann, den Sie soeben beleidigt haben, Commander Harland, handelt essich nicht um einen australischen Ureinwohner. Er ist ein Maori, einer dereinflussreichsten Häuptlinge von Neuseelands Bay of Islands, und außerdem einermeiner geschätzten Freunde, der ebenso wie Sie als Gast auf meinem
dochClaus ließ das nicht zu. »Lassen Sie mich ausreden, Commander.Ich verbringe einen Großteil meiner Zeit in Neuseeland, wo ich ausgedehnteHandelsbeziehungen unterhalte, weit bedeutendere als meine derzeitigenInteressen im Wollhandel. Und sie gründen sich auf das freundschaftlicheVerhältnis zu den Maori-Stämmen, das ich über viele Jahre hinweg aufgebauthabe. Ich betrachte die Maori als gleichwertige Partner, und ich respektiereihre Kultur, ihre Wertmaßstäbe und ihre Ehrbarkeit. Dieselbe Haltung nehmensie auch mir gegenüber ein, Sir. «
Deutsch von Ursula Guinaldo
ã Book CreationsInc.
- Autor: William Stuart Long
- 2007, 1, 654 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Kartoniert (TB)
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 389897698X
- ISBN-13: 9783898976985
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