Die Macht der Geschwister
Indonesische Frauen in der Schweiz: Eine ethnologische und psychoanalytische Migrationsforschung
Transkulturelle Studien
Dass Einwanderinnen die Migration je nach Herkunft und psychischer Strukturierung unterschiedlich erleben, verdeutlicht Anna Bally in ihrer Untersuchung der Lebens- und Migrationsgeschichten indonesischer Frauen in der Schweiz....
Dass Einwanderinnen die Migration je nach Herkunft und psychischer Strukturierung unterschiedlich erleben, verdeutlicht Anna Bally in ihrer Untersuchung der Lebens- und Migrationsgeschichten indonesischer Frauen in der Schweiz....
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Produktinformationen zu „Die Macht der Geschwister “
Transkulturelle Studien
Dass Einwanderinnen die Migration je nach Herkunft und psychischer Strukturierung unterschiedlich erleben, verdeutlicht Anna Bally in ihrer Untersuchung der Lebens- und Migrationsgeschichten indonesischer Frauen in der Schweiz. Ihr transdisziplinärer Ansatz zeigt, inwiefern der Integrationsprozess und das Beziehungsverhalten dieser Frauen in engem Zusammenhang mit den Geschwistererfahrungen in ihren Herkunftsfamilien stehen.
Dass Einwanderinnen die Migration je nach Herkunft und psychischer Strukturierung unterschiedlich erleben, verdeutlicht Anna Bally in ihrer Untersuchung der Lebens- und Migrationsgeschichten indonesischer Frauen in der Schweiz. Ihr transdisziplinärer Ansatz zeigt, inwiefern der Integrationsprozess und das Beziehungsverhalten dieser Frauen in engem Zusammenhang mit den Geschwistererfahrungen in ihren Herkunftsfamilien stehen.
Klappentext zu „Die Macht der Geschwister “
Dass Einwanderinnen die Migration je nach Herkunft und psychischer Strukturierung unterschiedlich erleben, verdeutlicht Anna Bally in ihrer Untersuchung der Lebens- und Migrationsgeschichten indonesischer Frauen in der Schweiz. Ihr transdisziplinärer Ansatz zeigt, inwiefern der Integrationsprozess und das Beziehungsverhalten dieser Frauen in engem Zusammenhang mit den Geschwistererfahrungen in ihren Herkunftsfamilien stehen.
Lese-Probe zu „Die Macht der Geschwister “
1. Einführung1.1 Ausgangslage, Forschungsfragen und theoretische Orientierung
Persönliche Ausgangslage
"8. März 1919: Um 4 Uhr können wir endlich von Amsterdam wegfahren. Die Pfadfinder mit ihrer Musik spielen noch Abschiedsweisen. Die ganze Javakade ist voll Menschen, die winken. [...] Über Nacht bleiben wir liegen. Ich schlafe schlecht, das ungewohnte Neue in der ganzen Umgebung macht es. [...]
13. April 1919: Vormittags vor Sabang. In Wolken gehüllt liegen die Inseln der Nordspitze Sumatras" (Walter Bally in einem Brief an seine Eltern).
Mein Vater kam als Ältester von drei Brüdern 1922 in Indonesien zur Welt. Sein Vater, mein Großvater, arbeitete damals seit drei Jahren als Botaniker für die Niederländisch-Indische Kolonialregierung. Er lernte die Holländerin Wilhelmina Bosch, meine Großmutter, in Malang (Java) kennen, wo sie als Lehrerin tätig war. Zwischen 1988 und 1990 weilte ich schließlich selbst im Rahmen eines Forschungsprojektes für knapp zwei Jahre in Indonesien, im südwestlichen Hochland von Sumatra. Wir waren eine Gruppe, bestehend aus einer Ethnologin, vier Ethnologen und mir, einer Psychologin mit Nebenfachabschluss in Ethnologie. Thema des Gruppenprojektes war das System der Märkte sowie eine Analyse der lokalen Wirtschaftsweisen, dies in Verbindung mit den jeweiligen ethnologischen Fragestellungen der einzelnen Gruppenmitglieder (Marschall u.a. 1995). Ich wohnte für meine Untersuchungen zur Alltagskultur von Frauen in der kleineren Distrikthauptstadt Curup, dies phasenweise gemeinsam mit einem meiner Kollegen. Für mein damaliges Projekt führte ich, nebst anderen methodischen Zugangsweisen (teilnehmende Beobachtung, Fragebögen, Leitfadeninterviews), regelmäßig offene Einzelgespräche mit mehreren Frauen über einen Zeitraum von vier Monaten bis zu eineinhalb Jahren. Ich orientierte mich bei dieser Gesprächsarbeit theoretisch und methodisch am Ansatz der Ethnopsychoanalyse.
Nach Abschluss dieses dreijährigen Projektes bewegte sich
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meine Biografie indessen für ein gutes Jahrzehnt in eine Richtung, die mich von der Forschung wegführte. Über die Jahre versiegten meine brieflichen Kontakte zu den ehemaligen Gesprächspartnerinnen in Sumatra und ich hörte nur noch gelegentlich Klatsch und Tratsch aus der indonesischen community in der Schweiz lebten. Eine Weile war ich versucht, einer jüngeren Bekannten aus meinem ehemaligen Forschungsort zu einem Bildungsaufenthalt in der Schweiz zu verhelfen. Ich schreckte dann aber doch vor der Verantwortung und vor den Erwartungen der Mutter zurück, zu denen die Vermittlung eines geeigneten Ehemannes für ihre Tochter gehörte.
Obschon es keineswegs immer einfach war, habe ich es geliebt, in Indonesien zu leben. Viele Menschen haben mir ihre Häuser, nicht wenige ihre Gedanken und Herzen geöffnet. Ich habe mich oft gefragt, ob ich mich ebenso neugierig und großzügig verhalten hätte an ihrer Stelle, vielmehr in ihrer Stellung in der Welt, die angesichts der geschichtlichen und der wirtschaftlichen Verhältnisse immer eine andere sein wird als die meinige. Ich habe mich während meiner Forschungszeit darum bemüht, die richtigen Entscheidungen zu treffen, mich sozial angemessen zu verhalten und die mir entgegengebrachte Herzlichkeit zu erwidern. Das Gefühl, aus Gründen, die ich nur beschränkt beeinflussen konnte, etwas schuldig geblieben zu sein, hat mich seither aber nie ganz verlassen. Die Motivation für die hier vorgestellte Forschungsarbeit, dürfte nicht zuletzt in diesen Gefühlen und dem Wunsch, auf diese Weise indirekt etwas zurückzugeben, gründen.
Während der Begegnungen mit indonesischen Frauen in der Schweiz und bei der Analyse des Gesprächsmaterials konnte ich mich auf meine Erfahrungen und das erarbeitete Wissen aus dem Forschungsprojekt in Sumatra stützen. Dies erlaubte es mir beispielsweise, in den Narrativen meiner Gesprächspartnerinnen Elemente zu identifizieren, die einem indonesischen Diskur
Obschon es keineswegs immer einfach war, habe ich es geliebt, in Indonesien zu leben. Viele Menschen haben mir ihre Häuser, nicht wenige ihre Gedanken und Herzen geöffnet. Ich habe mich oft gefragt, ob ich mich ebenso neugierig und großzügig verhalten hätte an ihrer Stelle, vielmehr in ihrer Stellung in der Welt, die angesichts der geschichtlichen und der wirtschaftlichen Verhältnisse immer eine andere sein wird als die meinige. Ich habe mich während meiner Forschungszeit darum bemüht, die richtigen Entscheidungen zu treffen, mich sozial angemessen zu verhalten und die mir entgegengebrachte Herzlichkeit zu erwidern. Das Gefühl, aus Gründen, die ich nur beschränkt beeinflussen konnte, etwas schuldig geblieben zu sein, hat mich seither aber nie ganz verlassen. Die Motivation für die hier vorgestellte Forschungsarbeit, dürfte nicht zuletzt in diesen Gefühlen und dem Wunsch, auf diese Weise indirekt etwas zurückzugeben, gründen.
Während der Begegnungen mit indonesischen Frauen in der Schweiz und bei der Analyse des Gesprächsmaterials konnte ich mich auf meine Erfahrungen und das erarbeitete Wissen aus dem Forschungsprojekt in Sumatra stützen. Dies erlaubte es mir beispielsweise, in den Narrativen meiner Gesprächspartnerinnen Elemente zu identifizieren, die einem indonesischen Diskur
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Inhaltsverzeichnis zu „Die Macht der Geschwister “
Inhalt1.Einführung7
1.1 Ausgangslage, Forschungsfragen und theoretische Orientierung7
1.2 Gesellschaftlicher Kontext31
2.Anita - eine Langzeit-Fallstudie48
2.1 Das Forschungs-Setting48
2.2 Gespräche mit Anita55
3.Laterale Beziehungen102
3.1 Weshalb "laterale" Beziehungen?102
3.2 Lateralität in der Sozialanthropologie109
3.3 Geschwister in Indonesien123
3.4 Geschwister und deren Erben in der Psychoanalyse141
4.Erste Migrationsbiografie - Tuti153
4.1 Forschungs-Setting der migrationsbiografischen Gespräche153
4.2 Prolog167
4.3 Die Eröffnung des ersten Gesprächs169
4.4 Partnerwahl172
4.5 Tuti als junge Frau im heiratsfähigen Alter175
4.6 Wahl des Lebensortes188
4.7 Tuti als Kind und Jugendliche in Indonesien197
4.8 In welcher Schweiz?210
4.9 Die Familie in Indonesien in der Gegenwart239
4.10 Freundinnen in der Schweiz?245
5.Zweite Migrationsbiografie - Yati251
5.1 Prolog251
5.2 Die Eröffnung des ersten Gesprächs254
5.3 Partnerwahl und Wahl des Lebensortes264
5.4 In welcher Schweiz? (Teil I)284
5.5 Die "verwöhnte" Yati: vom Kind zur jungen Frau292
5.6 In welcher Schweiz? (Teil II)301
6.Schicksalsschwestern - Schlussbetrachtungen313
6.1 Anita316
6.2 Tuti324
6.3 Yati329
7.Ausblick: Sozialanthropologie und Psychoanalyse333
Literatur346
Dank357
Autoren-Porträt von Anna Bally
Anna Bally, Dr. phil., arbeitet als Psychoanalytikerin und Psychotherapeutin und ist assoziierte Forscherin am Institut für Sozialanthropologie der Universität Bern.
Bibliographische Angaben
- Autor: Anna Bally
- 2013, 357 Seiten, Maße: 15,2 x 21,6 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593397617
- ISBN-13: 9783593397610
- Erscheinungsdatum: 16.01.2013
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