Eine Frau in einer dramatischen Zeit. "Warte, ich komme gleich zurück," sagt Helene zu ihrem Sohn Peter und geht - um nicht mehr wiederzukehren. Doch was bewegt Helene zu diesem radikalen Handeln? Erst, wenn man ihrer Lebensgeschichte...
Bestellnummer: 036777
- Kauf auf Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Bestellnummer: 036777
Eine Frau in einer dramatischen Zeit. "Warte, ich komme gleich zurück," sagt Helene zu ihrem Sohn Peter und geht - um nicht mehr wiederzukehren. Doch was bewegt Helene zu diesem radikalen Handeln? Erst, wenn man ihrer Lebensgeschichte...
9.99 €
9.99 €
8.95 €
9.99 €
19.80 €
10.00 €
23.00 €
10.99 €
20.00 €
9.99 €
10.99 €
12.99 €
20.00 €
12.99 €
12.99 €
20.00 €
11.00 €
10.00 €
Statt 26.00 € 12
2.99 € 13
23.00 €
23.00 €
9.99 €
Statt 23.00 € 19
19.99 €
15.95 €
8.95 €
9.99 €
13.95 €
17.95 €
10.95 €
8.99 €
6.99 €
Eine Frau in einer dramatischen Zeit. "Warte, ich komme gleich zurück," sagt Helene zu ihrem Sohn Peter und geht - um nicht mehr wiederzukehren. Doch was bewegt Helene zu diesem radikalen Handeln? Erst, wenn man ihrer Lebensgeschichte zwischen zwei Weltkriegen folgt und sie durch ihre Hoffnung und Einsamkeit begleitet, wird diese Entscheidung nachvollziehbar.
"Dieser Roman ist heiß und kalt, grausam und idyllisch, sinnlich und sachlich."
Die Zeit
Gewinnerin des Deutschen Buchpreises
1945. Flucht aus Stettin in Richtung Westen. Ein kleiner Bahnhof irgendwo in Vorpommern. Helene hat ihren siebenjährigen Sohn durch die schweren Kriegsjahre gebracht. Nun, wo alles überstanden, alles möglich scheint, lässt sie ihn allein am Bahnsteig zurück und kehrt nie wieder.
Julia Franck erzählt das Leben einer Frau in einer dramatischen Zeit - und schafft zugleich einen großen Familienroman und ein eindringliches Zeitepos.
»Es ist ein tolles, ein wunderbar berührendes, ein frösteln machendes Buch.«
Elmar Krekeler, Die Welt
LESEPROBE
Peter hatte seine Mutter oft zum Fischmarkt begleitet. Eine der wenigen noch arbeitenden Fischfrauen kannte die Mutter gut. Es war eine junge Frau, deren Gesicht seit dem letzten August verbrannt war, man konnte ihre Jugend kaum noch erkennen. Während die Verbrennung anfangs als Makel erschien, mochte der Makel die junge Frau in diesen Wochen schützen. Sie war die einzige, die noch jeden Tag in der Frühe einen großen roten Schirm aufspannte, wie damals, sagten die Leute.
Damals, und sie meinten vor nicht allzu langer Zeit, habe der ganze Fischmarkt aus großen, roten Schirmen bestanden. In den letzten Jahren und Monaten waren sie verschwunden. Bei dieser Fischfrau holte die Mutter häufig den Fisch für die Kinder, Aale, Zander, Bleie, Schleie, Hechte und manchmal einen Wanderfisch aus dem Haff, im Krankenhaus war man über jeden Fisch froh, und im Frühjahr hatte die Mutter Peter einen Maifisch mit nach Hause gebracht. Als sie am Uferkai anlangten, hatte die Fischfrau längst ihre Kiste auf den kleinen Holzwagen gestellt, der Schirm lag quer darüber. In der Hitze des Sommertages roch es nach Teer und Fisch. Zwischen den Trümmern des Fischbollwerks lebten Katzen, Peter beobachtete, wie ein magerer Kater am Ufer entlanglief, er schwankte leicht und sprang mit einem Satz auf den kleinen Holzsteg. Wo noch im vorletzten Jahr die breiten und behäbigen Quatzen dicht an dicht mit den Fischdreweln schaukelten, lag nun kein einziges Boot mehr. Der Kater langte mit einer Tatze ins Wasser, wieder und wieder zuckte sein Kopf zurück, als erschrecke ihn etwas. War da ein Fisch oder war da keiner? Die Mutter öffnete ihre Handtasche und brachte Scheine zum Vorschein. Das schulde sie ihr. Die Fischfrau strich ihre Hände an der Schürze ab, Tausende von Schuppen blitzten dort, dass es wie ein Gewand aussah, das
Zum Bahnhof gingen sie im Laufschritt. Doch schon auf der Treppe hinunter zum Bahnhof kam ihnen eine dickbäuchige Schwester in Tracht entgegen, offenbar eine Kollegin der Mutter, die sagte, die Sonderzüge kämen nicht nach Stettin rein, sie müssten hinaus nach Scheune, zur nächsten Station laufen, dort würden die Züge fahren.
Sie liefen zwischen den Gleisen entlang. Die Schwester geriet leicht außer Atem. Sie drängte sich neben die Mutter, und Peter lief hinterher, er wollte verstehen, was sie redeten. Die Schwester sagte, sie habe kein Auge zutun können, immerfort denke sie an die Leichen, die sie nachts im Hof des Krankenhauses gefunden hätten. Peters Mutter schwieg. Vom Besuch der Soldaten sagte sie nichts. Die Kollegin schluchzte, sie bewundere Peters Mutter für ihren Einsatz, und das, wo doch jeder wisse, nun, dass mit ihrer Abstammung was nicht stimme. Die Schwester legte eine Hand auf ihren gewölbten Bauch, sie schnaufte, darüber wolle sie jetzt aber nicht sprechen. Wer habe schließlich diesen Mut? Niemals hätte sie selbst einen der Pfähle anpacken und aus dem Leib einer Frau ziehen können, aufgespießt wie Tiere, der ganze Unterleib zerfetzt. Die Kollegin blieb stehen und stützte sich mit ihrem schweren Leib auf die Schulter von Peters Mutter, sie atmete tief, ständig habe die Überlebende nach ihrer Tochter gerufen, die doch längst neben ihr verblutet gewesen war. Peters Mutter blieb stehen und sagte schroff zu der Schwester, sie solle schweigen. Um Himmels willen. Schweigen.
In Scheune war der schmale Bahnsteig von Wartenden überfüllt. Die Menschen saßen in Gruppen auf dem Boden und beobachteten misstrauisch die Neuankömmlinge.
Schwester Alice! Der Ruf drang aus einer Gruppe auf dem Boden sitzender Menschen, zwei Frauen ruderten mit den Armen. Peters Mutter folgte dem Ruf der Frau, die sie offenbar erkannt hatte. Sie hockte sich neben die Sitzenden. Peter ließ sich neben seiner Mutter nieder, die Schwangere folgte ihnen, blieb aber unschlüssig stehen. Sie trat von einem Bein auf das andere. Die Frauen tuschelten, und zwei Frauen und ein Mann verschwanden mit der Schwangeren. Wenn eine Frau pinkeln musste, wurde sie nach Möglichkeit von mehreren begleitet, die Leute erzählten sich, dass hinter den Büschen der Iwan lauere und über die Frauen herfalle.
Es sollte noch mehrere Stunden dauern, bis ein Zug kam. Die Menschen drängten sich an den Zug, noch ehe er zum Stehen kam, sie versuchten Griffe und Geländer zu packen. Fast sah es aus, als brächten die vielen Menschen den Zug zum Stehen, als wären sie es, die ihn anhielten. Der Zug schien nicht genügend Türen zu haben. Arme ruderten, Füße traten, schlugen aus, und Ellenbogen boxten. Schimpfen und Pfeifen. Wer zu schwach war, wurde zur Seite gedrängt, blieb zurück. Peter spürte die Hand seiner Mutter in seinem Rücken, wie sie ihn durch die Menge schob, Peter hatte Kleiderstoffe im Gesicht, Mäntel, ein Koffer stieß ihm in die Rippen, und schließlich packte ihn seine Mutter von hinten und stemmte ihn hoch über die Schultern der anderen Menschen. Der Schaffner pfiff. Im letzten Augenblick kämpfte sich Peters Mutter den entscheidenden Meter nach vorn, sie drückte Peter, schob ihn, presste ihn mit aller Kraft in den Zug. Peter drehte sich um, er hielt ihre Hand fest, umklammerte sie, der Zug ruckte, setzte sich in Bewegung, die Räder rollten, die Mutter lief, Peter hielt sich an der Tür fest, hielt seine Mutter fest, er würde ihr zeigen, wie stark er war. Spring! rief er ihr zu. In diesem Augenblick hatten sich ihre Hände gelöst. Die auf dem Bahnsteig verbleibenden Menschen liefen neben dem Zug her. Jemand musste die Notbremse gezogen haben oder die Lok hatte Schwierigkeiten, die Räder quietschten auf den Schienen.
Eine füllige Dame mit Hut rief von hinten Bockwürstchen, Bockwürstchen! Und tatsächlich drehten sich viele zu ihr um, sie blieben stehen, streckten und reckten sich, um zu sehen, wer da gerufen hatte und wo es die Würstchen gebe. Die Frau nutzte die Gelegenheit und kämpfte sich einige Meter nach vorn. Die Menschenmenge drückte Peters Mutter mitsamt dem Koffer in den Zug. Peter umschloss seine Mutter mit beiden Armen, nie wieder würde er sie loslassen.
Im Zug standen sie im Gang, die Menschen schubsten und drängelten, die Kinder mussten sich auf die Koffer stellen. Peter stand gern auf dem Koffer, jetzt war er genauso groß wie seine Mutter. Wenn seine Mutter sich umdrehte, was sie immer wieder tat, kitzelten ihn ihre Haare, eine Locke war aus der gesteckten Frisur gefallen. Die Mutter duftete nach Flieder. Neben ihr blieb die Tür zum Sitzabteil offen, dort standen zwei junge Mädchen in kurzärmligen Kleidern auf ihren Koffern und hielten sich an der überfüllten Gepäckablage fest. Unter ihren Armen wuchsen spärlich erste Härchen, und Peter reckte sich über die Schulter seiner Mutter, um besser nach ihren Kleidern sehen zu können, die sich an gewissen Stellen wölbten. Unter seinem Kinn fühlte Peter das angenehme Reiben des Mantels seiner Mutter. Sie musste schwitzen, aber ihren Mantel hatte sie nicht zurücklassen wollen. Es ruckte, und der Zug fuhr langsam an. Am Fenster zogen die Menschen vorüber, die keinen Platz ergattert hatten. Eines der beiden Mädchen winkte und weinte, und Peter sah, dass auch unter dem anderen Arm feine Härchen sprossen.
Halt dich fest, sagte seine Mutter zu ihm, sie deutete mit dem Kopf auf den Türrahmen des Abteils. Auf ihrem blonden, hoch- gesteckten Haar saß das Häubchen, noch immer trug sie es, trotz Mantel und obwohl sie doch gar nicht im Krankenhaus waren. Träumst du? Halt dich fest, herrschte sie ihn an. Doch Peter legte seine Hände auf die Schultern seiner Mutter, ihm .el der Soldat ein, der hinter der Tür gehockt und geschluchzt hatte, Peter war froh, dass sie nun endlich verschwanden, und er wollte die Arme um seine Mutter schlingen. Da bekam er einen Ellenbogen in den Rücken und stieß mit solcher Wucht gegen seine Mutter, dass diese fast das Gleichgewicht verlor, der Koffer unter Peters Füßen schwankte, er kippte, und Peter .el nun auf seine Mutter. Die Mutter stolperte in das Abteil. Niemals hätte sie aufgeschrien, sie knurrte nur widerwillig. Peter legte seine Hand an ihre Hüfte, um die Verbindung nicht zu verlieren. Er wollte ihr aufhelfen. Ihre Augen funkelten böse, Peter entschuldigte sich, doch die Mutter schien es nicht zu hören, ihr Mund blieb schmal verschlossen, sie drückte seine Hand von sich. Um jeden Preis wollte Peter nun ihre Aufmerksamkeit erobern. Mutter, sagte er, aber sie hörte ihn nicht. Mutter, wieder fasste er nach ihrer Hand, die kalt und kräftig war, und die er liebte. Im nächsten Augenblick ruckte der Zug, so dass die Menschen übereinanderfielen und die Mutter sich für die weitere Fahrt mit beiden Händen an Gepäckablage und Türrahmen festhielt, während Peter nun ihren Mantel ergriff, ohne dass sie es bemerken und ihn daran hindern konnte.
Kurz vor Pasewalk blieb der Zug auf offener Strecke stehen. Die Türen wurden geöffnet, und die Menschen drängten und schubsten sich gegenseitig aus dem Zug. Peter und seine Mutter ließen sich von der Menschenmasse schieben, bis sie den Bahnsteig erreichten. Eine Frau schrie laut, man hatte ihr Gepäck gestohlen. Erst jetzt .el Peter auf, dass sie die Schwangere verloren hatten. Vielleicht war sie in Scheune gar nicht zurückgekehrt, nachdem sie wegen ihrer Notdurft hatte verschwinden müssen? Peters Mutter lief nun schnell, Menschen kamen ihnen entgegen und standen ihnen im Weg, Peter wurde immer wieder angerempelt und hielt sich umso fester am Mantel seiner Mutter.
Du wartest hier, sagte seine Mutter, als sie an eine Bank kamen, wo in diesem Augenblick ein alter Mann aufgestanden war. Von hier fahren Züge nach Anklam und Angermünde, vielleicht gibt es Fahrkarten. Ich bin gleich zurück. Sie nahm Peter bei den Schultern und drückte ihn auf den Sitz.
Ich hab Hunger, sagte Peter. Lachend klammerte er sich an ihren Armen fest.
Ich bin gleich zurück, wart hier, sagte sie.
Und er: Ich komm mit.
Und sie: Lass mich los, Peter. Doch er stand schon auf, um ihr zu folgen. Nun drückte sie ihm den kleinen Koffer entgegen und presste ihn mitsamt dem Koffer auf die Bank zurück. Peter musste jetzt den Koffer auf dem Schoß festhalten, er konnte nicht mehr nach ihr greifen.
Du wartest. Das sagte sie streng. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, sie strich ihm über die Wange, und Peter war froh. Er dachte an die Bockwürstchen, die die Dame in Scheune ausgerufen hatte, vielleicht gab es hier welche, er wollte seiner Mutter suchen helfen, überhaupt helfen wollte er ihr, er öffnete den Mund, aber sie duldete keinen Widerspruch, sie drehte sich um und tauchte in der Menschenmenge unter. Peter spähte ihr nach und entdeckte ihre Gestalt hinten an der Tür zur Bahnhofshalle. Er musste dringend und hielt Ausschau nach einer Toilette, aber er wollte warten, bis sie zurück war, schließlich konnte man sich auf solchen Bahnhöfen leicht verlieren. Langsam ging die Sonne unter. Peters Hände waren kalt, er hielt den Koffer fest und wippte mit den Knien. Kleine Farbpartikel vom Koffer klebten an seinen Händen, ochsenblutrot. Immer wieder blickte er in die Richtung der Tür, wo er seine Mutter zum letzten Mal gesehen hatte. Menschen strömten vorüber. Die Later- nen gingen an. Irgendwann stand die Familie neben ihm von der Bank auf und andere setzten sich. Peter musste an seinen Vater denken, der irgendwo in Frankfurt eine Brücke über den Main bauen würde, er wusste, wie er hieß, Wilhelm, aber nicht, wo er wohnte. Sein Vater war ein Held. Und seine Mutter? Auch ihren Namen kannte er, Alice. Sie hatte eine fragwürdige Herkunft.
Peter schaute wieder zu der Tür, die in die Bahnhofshalle führte. Sein Hals war steif geworden, weil er nun schon Stunden so saß und in diese Richtung starrte. Ein Zug kam, die Menschen ergriffen Gepäckstücke, ihre Nächsten, alles musste festgehalten werden. Anklam, der Zug fahre nicht nach Angermünde, nach Anklam. Die Menschen waren zufrieden, solange es weiterging. Es war nach Mitternacht, Peter musste nicht mehr, er wartete nur noch. Der Bahnsteig hatte sich geleert, vermutlich waren die verbliebenen Wartenden in die Bahnhofshalle gegangen. Wenn es einen Fahrkartenschalter gab, hatte der nicht schon lange geschlossen? Vielleicht gab es gar keine Bahnhofshalle mehr hinter der Tür, womöglich war auch dieser Bahnhof wie der in Stettin zerstört worden. Am hinteren Ende des Bahnsteigs erschien eine blonde Frau, Peter stand auf, der Koffer klemmte jetzt zwischen seinen Beinen, er reckte sich, aber es war nicht seine Mutter. Eine Weile blieb Peter stehen. Als er wieder saß und an seinen Lippen nagte, hörte er seine Mutter sagen, er schäle und esse sich an allen möglichen Stellen seines Körpers, er sah ihren angeekelten Gesichtsausdruck vor sich. Irgendeiner, das sagte sich Peter, irgendeiner musste kommen. Peter fielen die Augen zu, er öffnete sie, er durfte nicht schlafen, sonst würde er nicht bemerken, wenn einer ihn suchen käme, er kämpfte gegen den Schlaf, dachte an die Hand und zog die Beine auf die Bank hinauf. Er legte den Kopf auf die Knie und ließ doch den Blick nicht von der Bahnhofstür.
Als der Morgen graute, erwachte er mit Durst, und der nasse Stoff des Hosenbodens klebte an seiner Haut. Jetzt stand er auf, er wollte eine Toilette und Wasser suchen.
© S. Fischer Verlag
- Autor: Julia Franck
- 2009, 11. Aufl., Maße: 12,5 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596175526
- ISBN-13: 9783596175529

Schreiben Sie einen Kommentar zu "Die Mittagsfrau".
Kommentar verfassen- relevanteste Bewertung zuerst
- hilfreichste Bewertung zuerst
- neueste Bewertung zuerst
- beste Bewertung zuerst
- schlechteste Bewertung zuerst
- alle
- ausgezeichnet
- sehr gut
- gut
- weniger gut
- schlecht
-
5 Sterne
24 von 39 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Kevin J., 18.07.2009
Die Mittagsfrau als Gestalt der slawischen Sagenwelt raubt den Menschen ihren Verstand oder tötet sie. Thematisch kenne ich kein zweites Buch dieser Art, ein Buch über Frauen, so doch kein Frauenbuch, in dem zwar Männer eher von ihren schlechten oder hässlichen Seiten beschrieben werden aber nicht ohne eine Prise Humor. Es werden Tabus dieser Zeit genauso sicher gebrochen wie das damalige (und heutige?) Frauenbild sukzessive hinterfragt wird.
Neben wunderbar poetischen Bildern rührender, ja unschuldiger und sinnlicher Zärtlichkeit, findet man genauso die beklemmende Kälte eines leidenden Inneren, einer gefangenen Seele, die mich als Leser irritiert, die aber keinesfalls bewertend daherkommt. Diesen Spagat ambivalenter Weiblichkeit finde ich ganz besonders gelungen. Es gibt kein Gut und Böse in diesem Roman, aber die Wahrheit einer Frau in einer frauenfeindlichen Zeit. -
2 Sterne
14 von 24 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Melanie R., 17.08.2010
Hm, das ist seit Langem mal wieder ein Buch, welches ich nicht zu Ende lesen werde.
Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig und auch die Geschichte zieht sich sehr in die Länge. Vielleicht verbirgt sich in diesem Buch tatsächlich die versprochene Faszination - ich werde sie nicht mehr entdecken, da ich beim Lesen einfach keinen Spaß habe. Schade, denn die Beschreibung klang sehr vielversprechend! -
3 Sterne
Bibi, 02.08.2021
Helene wächst zu Zeiten des ersten Weltkrieges auf. Während des zweiten Weltkrieges bekommt sie einen Sohn und bringt ihn und sich durch die Kriegsjahre. Nach dem Krieg als alles möglich schien, lässt sie ihn alleine am Bahnsteig zurück.
Das Buch umfasst 430 Seiten. Das Buch beginnt mit dem Prolog, welcher einige Jahre später spielt, wie das erste Kapitel beginnt.
Der Start in die Geschichte fällt leicht. Verwirrend ist jedoch, dass die wörtliche Rede nicht als solche gekennzeichnet ist. Dadurch kam ich relativ langsam im Buch voran, da es schwierig war zu erkennen, wann etwas gedacht wurde und wann nicht. Helene war mir sehr sympathisch und ich konnte viele ihrer Handlungen nachvollziehen
Leider passierte der Inhalt des Klappentextes erst ziemlich zum Schluss der Geschichte, was ich sehr schade fand. Zu diesem Zeitpunkt war mir Helene auch nicht mehr wirklich sympathisch. Die Emotionen waren etwas kurzgehalten. Zwischendurch war es leider etwas ziehend.
Abschließend betrachtet war es ein nettes Buch für zwischendurch, welches meine Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte. -
5 Sterne
6 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Gabriele S., 22.02.2017
Was veranlasst eine Mutter nach dem Überleben zweier Weltkriege und dem Wissen, was Verluste bedeuten, ihren kleinen Sohn auf einem Bahnhof für immer zu verlassen?
Julia Franck schildert in bewegenden Worten das Leben von Helene, die als zweite Tochter nach dem Tod der vier älteren Brüder quasi ohne Mutter aufwächst. Zum Glück kümmert sich die um acht Jahre ältere Schwester voller Hingabe um das Kind. Der Vater, der die verrückt gewordene Mutter abgöttisch liebt, muss 1914 von Bautzen aus in den Krieg ziehen – was die Familiensituation noch erschwert, aber auch neue Perspektiven eröffnet...
Die in diesem Buch geschilderten Episoden führen uns von Bautzen über Berlin bis nach Stettin und sind oft am Rand der Gesellschaft angesiedelt. Sie geben unter anderem einen tiefen Einblick in das Leben der sogenannten „Hautevolee“ in Berlin mit hohem Suchtpotential.
Ich habe mit Helene in diesem Buch regelrecht mitgefiebert. Selbst zu jung und unerfahren, um eigene Entscheidungen zu treffen, lässt sie sich von ihrer Schwester Martha mitreißen. Auch wenn ihr nicht alles gefällt, fehlt ihr lange der Mut, sich aufzulehnen und eigene Entscheidungen zu treffen.
Julia Franck schreibt ohne wörtliche Rede, beobachtet ihre Figuren aber sehr genau. Kein einziges Mal beschreibt sie Gefühle, stattdessen lässt sie diese im Kopf und im Herzen des Lesers entstehen. Mir fiel es nicht schwer, mich in Helene hinein zu denken – ihre Begeisterung oder ihren Ekel zu spüren, diverse Situationen mit ihr zu durchleiden.
Nachdem ich das Buch mit klopfendem Herzen geschlossen hatte, stand das Glück, in einer anderen Zeit leben zu dürfen, für mich im Vordergrund.
Kein Wunder, dass Julia Franck für die Mittagsfrau den Deutschen Buchpreis 2007 erhielt. Ein wirklich ungewöhnliches Leseereignis!
19.80 €
18.00 €
10.99 €
11.00 €
10.99 €
11.00 €
11.00 €
24.99 €
11.00 €
8.90 €
16.90 €
84.00 €
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
- Kauf auf Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
4 von 5 Sternen
5 Sterne 2Schreiben Sie einen Kommentar zu "Die Mittagsfrau".
Kommentar verfassen