Die Pferdeflüsterin erzählt

Eine Kommunikation desgegenseitigen "blinden Verstehens" oder des "stummen Verstehens" ist nurmöglich, wenn in der Person und in der Beziehung Stimmigkeit herrscht.Stimmigkeit, wie sie Pferde in sich tragen, die nicht strategisch agieren,sondern direkt auf das reagieren, was da ist, und nicht auf etwas, das manvermuten könnte. Authentizität ist eine Stimmigkeit zwischen "Kopf, Herz undBauch". Es muss Stimmigkeit herrschen zwischen dem, was ich kognitiv erkenne aneinem Pferd, und dem, was mich in einer tieferen emotionalen Schicht bewegt.Auch Ehrlichkeit gehört zur Authentizität, und damit verbunden die Fähigkeit,zu einem Fehler zu stehen. Aufrichtigkeit, Bemühen um Ehrlichkeit, und dasunabhängig von anwesenden Personen oder bestimmten Situationen, sind vongrößter Wichtigkeit. Wenn Innen und Außen eins sind, ist man in der Lage, mitPferden zu flüstern und eine unverfälschte, ehrliche und aufrichtige Beziehungzu einem anderen Lebewesen aufzunehmen. Das habe ich durch Monty von denPferden gelernt.

In IhremBuch "Die Pferdeflüsterin erzählt" vermitteln Sie, dass junge Menschen ihreTräume verwirklichen sollen, wenn sie am stärksten sind. Haben Sie selbstzwischenzeitlich einmal an der Verwirklichung Ihrer Träume gezweifelt?

Ich habe das Gefühl, dass sich immer mehr Träume einstellen,je mehr ich von ihnen verwirkliche. Aus meinen realisierten Träumen werden neueund wieder neue. Es ist ein großes Vergnügen, wenn man sich selbst in einePosition gebracht hat, Träume verwirklichen zu können, immer weiter zu träumenund das dann in Taten umzusetzen. Alles wird leichter, erreichbarer, man hatkeine Angst mehr, vor nichts und niemandem, weil man spürt, dass eigentlichnahezu alles möglich ist und wird. Die Träume realisiere ich schon im Geiste,und dann fügt sich das Ergebnis von alleine.

Für wenist dieses Buch in erster Linie geschrieben? Und welche Reaktionen undEntwicklungen möchten Sie mit ihm auslösen?

Ich habe das Buch für alle Pferdefreunde geschrieben, auchfür Kritiker, für all diejenigen, die mehr wissen möchten vom Pferdeflüsternund von dem, was man von Pferden lernen kann. Ich möchte die Reaktion auslösen,dass traditionelle Pferdefreunde ihre Wege überdenken, langfristig die Gewaltaus dem Umgang mit Pferden verbannen und möchte sie anregen, über neueEntwicklungen nachzudenken.

Können Siein drei Sätzen sagen, was Ihnen Pferde bedeuten?

Pferde üben durch ihre Art zu leben einen großen Eindruckauf mich aus. Ich bin sehr stolz, von ihnen lernen zu dürfen. Sie geben mirGelassenheit und Ruhe einerseits, andererseits aber fordern sie mich heraus zuWissenschaft und Forschung. Auf einer geistigen Ebene, die ich alsHerausforderung sehe, bedeuten sie mir fast noch mehr als in ihrer physischenPräsenz bei mir zu Hause.

Ihrneuestes Buch "Was Sie schon immer über Pferde wissen wollten" gibt Antwortenauf viele Fragen zum Umgang mit den Tieren. Sie betonen aber auch, dass Erfolgnur mit der Natur und nicht gegen sie möglich ist. Möchten Sie dieseÜberlegungen weiterhin auch in Büchern vertiefen? Haben Sie schon Neues inPlanung?

Der Buchtitel lautet nun "Die Pferdeflüsterin antwortet".Ja, ich stelle mich darin vielen Themen. Auch denen der traditionellenReitlehre und natürlich praktischen und persönlichen Themen. Ich werdesicherlich in naher Zukunft das Folgebuch zu "Die Pferdeflüsterin erzählt"anfertigen. Dieses Buch endet ja mit der Gründung der Akademie. Die Erlebnissein der Akademie, die Gründung, das Anerkennungsverfahren als BachelorStudiengang, die Studierenden - all das gibt mir Stoff für viele weitereBücher. Diese Zeit ist hoch interessant, auch aus psychologischer undpädagogischer Sicht. Ich möchte aber auch unbedingt an Kinderbüchern arbeiten.Es wird also spannend bleiben rund um die Pferdeflüsterin.

MontyRoberts sprach voller Bewunderung von Ihrem Talent und betonte, dass Ihreeigentliche Berufung das Unterrichten sei. War diese Einschätzungausschlaggebend für die Gründung Ihrer eigenen Akademie?

Nein, das war es nicht. Es war zwar sehr schön, das zuhören, aber zum damaligen Zeitpunkt machte ich mir große Sorgen, dass er michin das Unterrichten hineinzwängen möchte, um seine Botschaft weiter zuverbreiten. Ich fürchtete, dass die praktische Arbeit am Pferd - meine wahrePassion - auf der Strecke bleiben könnte. Bei jedem Join Up, bei jeder Arbeitan einem schwierigen Pferd bekomme ich noch immer eine Gänsehaut. Ich liebediese Arbeit. Erst viel später habe ich erkannt, dass das Unterrichten nichtbedeutet, auf die Arbeit am Pferd zu verzichten. Die Studierenden brauchenVorführungen, die Entwicklung von Forschungsstudien braucht meine Unterstützung.Aber durch das Unterrichten konnte ich meine geistige und intellektuelle Ebeneweiterentwickeln. So ist beides möglich. Dass Monty das damals erkannt hatteund ich viele Jahre später verstehen konnte, was er damit meinte, freut michsehr.

Die Kostenfür das sechssemestrige Studium sind, gemessen an durchschnittlichen Einkommen,vergleichsweise hoch. Wie würden Sie die Zielgruppe Ihrer Akademie beschreiben?Und können Sie auch Stipendien vergeben?

Wir sind im Ranking der Studiengebühren der privaten Fachhochschulennicht weit oben angesiedelt, sondern eher im unteren Segment. Bildung ist teuerund wird immer teurer werden. Das ist die Bildungsentwicklung, nicht nur inDeutschland. Wir bemühen uns sehr um Stipendien und hoffen, ab dem kommendenJahrgang zwei bis drei Stipendien pro Jahrgang vergeben zu können. Zunächstmuss jedoch viel Geld in die Erweiterung und Professionalisierung des Campusgesteckt werden, Studentenwohnheime müssen gebaut werden und vieles mehr.Dennoch bemühe ich mich sehr, Sponsoren zu finden, die Stipendien finanzieren.

Bevor Sieals "Pferdeflüsterin" bekannt wurden, waren Sie eine mit dem IDEE-Förderpreisausgezeichnete Unternehmerin und eine bekannte Windsurferin. Haben Sie heutenoch Zeit fürs Windsurfen?

Gelegentlich. Ich windsurfe in meiner Freizeit ab und an aufSylt und auch in Kapstadt, wenn ich dort meine alten Surfkollegen besuche. Aberim Großen und Ganzen ist es ein Urlaubshobby geworden. Ich mag das Gefühl desGleitens, das Rauschen der Wellen und die Geräusche des Meeres und Windes nochimmer sehr. Ich bin dann eins mit der Natur. Das regt meinen Geist an und wecktneue Ideen. Das Gleiche passiert mir in der Arbeit mit Pferden. Ich tauche einin eine andere Welt, die mich beflügelt und mir die Energie gibt zu Kreativität,Ausgeglichenheit und zum Glücklichsein.

Die Fragenstellte Roland Große Holtforth, Literaturtest.