Die Schlange und der Skorpion
Ursula reist nach Ägypten. Sie lernt eine Frau kennen, die bald ermordet wird.
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Produktinformationen zu „Die Schlange und der Skorpion “
Ursula reist nach Ägypten. Sie lernt eine Frau kennen, die bald ermordet wird.
Lese-Probe zu „Die Schlange und der Skorpion “
Die Schlange und der Skorpion von Clare Langley-HawthorneProlog
Palästina
Februar 1912
Der Blériot-Eindecker kreiste über dem kargen, ausgedörrten Tal. Im Osten erhoben sich die gewundenen Hügel Judäas in den tiefblauen Himmel wie ein goldener Pelzmantel, der achtlos in der Sonne liegen gelassen worden war.
Der Pilot rief etwas und deutete hinunter. Die Frau auf dem hinteren Sitz antwortete, doch der Wind trug ihre Worte davon.
Das Flugzeug beschrieb eine scharfe Kurve, sie begannen den steilen Landeanflug, und schließlich holperten sie über die Piste aus Sand und Steinen, bis sie neben einem kleinen hölzernen Wachturm zum Stehen kamen. Der Pilot kletterte aus seinem Sitz und fixierte die Räder mit zwei Keilen. Sobald das Knattern der Propeller erstarb, herrschte Stille. Der Pilot half seiner Passagierin herunter, dann nahm er die Schutzbrille ab und strich sein blondes Haar zurück. Ihr Gesicht blieb unter der Haube ihres Umhangs verborgen, die sie trotz der mittäglichen Hitze fest um sich gezogen hielt.
In der Ferne, am Ende des Tals, lagen ein paar niedrige Häuser, deren weiß gekalkte Mauern in der Sonne grell blitzend aufschienen. Aus dem Augenwinkel bemerkte der Pilot einen einzelnen Reiter, der auf sie zukam, nur begleitet von einer Staubwolke. Als er nur noch ein paar Meter von ihnen entfernt war, zügelte er sein Pferd, stieg ab und kam vorsichtig auf sie zu. Er hatte ein Gewehr auf dem Rücken und einen Patronengürtel über der Brust. An seinem Gürtel hing eine Pistole. Er trug eine abgetragene, weite Hose und eine kurze, eng geschnittene Jacke. Auf seinem Kopf saß eine leuchtend bunte Kippa. Er hatte einen langen Bart und schwarzes, krauses Haar, und von seinen Schläfen hingen rechts und links zwei dunkle Locken herab.
»Warten Sie nicht länger als eine Stunde auf mich«, sagte die
... mehr
Passagierin in herrischem, von einem starken Akzent geprägten Englisch zu dem Piloten.
Der Pilot nickte. Ihre Anweisungen waren klar gewesen. Stellen Sie keine Fragen.
Der Reiter saß wieder auf, reichte der Frau die Hand und zog sie hinter sich auf das Pferd. Während sie davonritten, drehte der Pilot sich um und ging zu seinem Flugzeug zurück. Liebevoll strich er über den mit Stoff bespannten Holzrahmen. Dann zog er eine Segeltuchtasche aus dem Cockpit, setzte sich damit auf einen Felsen, nahm Kompass und Karte heraus und plante seine Route zurück nach Jaffa.
Anderthalb Stunden später kam seine Passagierin zurück. Es schien sie nicht zu überraschen, dass er länger als die vereinbarte Stunde gewartet hatte und dennoch nicht nach den Gründen für ihre Verspätung fragte.
Sie ahnte jedoch nicht, dass es ihre Haltung war, die ihn verstummen ließ. Verschwunden waren ihr Hochmut und ihre herrische Art. Sie sah aus wie ein einsames, verlorenes Kind, und in ihren Augen stand ein solcher Schmerz, dass der Pilot nicht wusste, was er sagen sollte.
Der Rückflug nach Jaffa war turbulent. Ein früher Hamsin wehte von Ägypten herauf und verwandelte den Nachmittagshimmel von Azurblau zu Topasbraun. Als sie auf der improvisierten Piste in der Nähe des Orangenhains östlich der deutschen Siedlung landeten, hatte sich ein zähes, sanderfülltes Zwielicht herabgesenkt. Ihr Fahrer wartete neben einer schwarzen Kutsche.
Ein plötzlicher Windstoß rüttelte am Wagenschlag und zerrte an den Mähnen der Pferde. Der Pilot und die Frau verabschiedeten sich. Sie mussten die Stimme erheben, um sich
über dem aufkommenden Sandsturm verständlich zu machen. Sie gab ihm einen großzügigen Lohn für seine Dienste und sein Schweigen.
Als die Kutsche davonrollte, erblickte er noch einmal ihr blasses Gesicht, das in die Dämmerung hinausstarrte.
Früh am nächsten Morgen machte sie sich an Bord eines Dampfschiffs auf den Weg nach Alexandria. Gerade als die Sonne über dem Hafen von Jaffa aufstieg, wurden die Leinen gelöst, und das Schiff glitt durch das klare Wasser hinaus auf die offene See.
Sie stand an Deck, in den Schal gehüllt, den ihre Mutter ihr an dem Tag gegeben hatte, als sie Russland verlassen hatten. Seine sanften, dunklen Töne schienen das Blau des Morgenhimmels zu spiegeln. Sie legte schützend die Hand über die Augen, als die Sonne sich gleißend über den Dächern und Türmen des alten Hafens erhob.
Schweigend schob sie sich durch das Gedränge der Passagiere und ging unter Deck zu ihrer Kabine. Die Morgensonne schien durch die runden Fenster und malte Lichtkreise auf den Boden zu ihren Füßen.
Auf dem Korridor begegnete sie ihrem Mann. Er streckte die Hand nach ihr aus, doch sie schüttelte nur den Kopf und ging an ihm vorbei. Mit einem Ausdruck bitterer Enttäuschung zog er sich zurück.
In ihrer Kabine nahm sie den Schal ab, spritzte sich ein wenig Wasser aus dem blau-weißen Keramikkrug ins Gesicht und setzte sich an den kleinen Schreibtisch am Fenster. Ihre Bewegungen waren sparsam und mechanisch, ohne jeden Gefühlsausdruck. Sie ließ den Kopf in die Hände sinken, doch es kamen keine Tränen.
Fast eine Stunde lang blieb sie so im aufsteigenden Sonnenlicht sitzen, dann griff sie nach dem Füllfederhalter, der auf dem Schreibtisch lag. Sie schüttelte ihn kurz, nahm einen Bogen cremeweißes Papier und begann mit stiller Entschlossenheit zu schreiben.
Liebste Schwester,
ich schreibe dir mit großer Sorge und Verzweiflung aus dem Eretz Israel. Ich wage es nicht, irgendjemandem zu erzählen, was ich erfahren habe, nicht einmal Peter. Du bist die Einzige, bei der ich mich sicher fühle. Und so werde ich mich dir anvertrauen.
Das, was ich soeben entdeckt habe, könnte mein Todesurteil sein ...
Vier Wochen später war Katja Wilenski tot.
Copyright der Originalausgabe © 2008 by Clare Langley-Hawthorne
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2010 by Verlagsgruppe Weltbild GmbH
Übersetzung: Claudia Feldmann
Der Pilot nickte. Ihre Anweisungen waren klar gewesen. Stellen Sie keine Fragen.
Der Reiter saß wieder auf, reichte der Frau die Hand und zog sie hinter sich auf das Pferd. Während sie davonritten, drehte der Pilot sich um und ging zu seinem Flugzeug zurück. Liebevoll strich er über den mit Stoff bespannten Holzrahmen. Dann zog er eine Segeltuchtasche aus dem Cockpit, setzte sich damit auf einen Felsen, nahm Kompass und Karte heraus und plante seine Route zurück nach Jaffa.
Anderthalb Stunden später kam seine Passagierin zurück. Es schien sie nicht zu überraschen, dass er länger als die vereinbarte Stunde gewartet hatte und dennoch nicht nach den Gründen für ihre Verspätung fragte.
Sie ahnte jedoch nicht, dass es ihre Haltung war, die ihn verstummen ließ. Verschwunden waren ihr Hochmut und ihre herrische Art. Sie sah aus wie ein einsames, verlorenes Kind, und in ihren Augen stand ein solcher Schmerz, dass der Pilot nicht wusste, was er sagen sollte.
Der Rückflug nach Jaffa war turbulent. Ein früher Hamsin wehte von Ägypten herauf und verwandelte den Nachmittagshimmel von Azurblau zu Topasbraun. Als sie auf der improvisierten Piste in der Nähe des Orangenhains östlich der deutschen Siedlung landeten, hatte sich ein zähes, sanderfülltes Zwielicht herabgesenkt. Ihr Fahrer wartete neben einer schwarzen Kutsche.
Ein plötzlicher Windstoß rüttelte am Wagenschlag und zerrte an den Mähnen der Pferde. Der Pilot und die Frau verabschiedeten sich. Sie mussten die Stimme erheben, um sich
über dem aufkommenden Sandsturm verständlich zu machen. Sie gab ihm einen großzügigen Lohn für seine Dienste und sein Schweigen.
Als die Kutsche davonrollte, erblickte er noch einmal ihr blasses Gesicht, das in die Dämmerung hinausstarrte.
Früh am nächsten Morgen machte sie sich an Bord eines Dampfschiffs auf den Weg nach Alexandria. Gerade als die Sonne über dem Hafen von Jaffa aufstieg, wurden die Leinen gelöst, und das Schiff glitt durch das klare Wasser hinaus auf die offene See.
Sie stand an Deck, in den Schal gehüllt, den ihre Mutter ihr an dem Tag gegeben hatte, als sie Russland verlassen hatten. Seine sanften, dunklen Töne schienen das Blau des Morgenhimmels zu spiegeln. Sie legte schützend die Hand über die Augen, als die Sonne sich gleißend über den Dächern und Türmen des alten Hafens erhob.
Schweigend schob sie sich durch das Gedränge der Passagiere und ging unter Deck zu ihrer Kabine. Die Morgensonne schien durch die runden Fenster und malte Lichtkreise auf den Boden zu ihren Füßen.
Auf dem Korridor begegnete sie ihrem Mann. Er streckte die Hand nach ihr aus, doch sie schüttelte nur den Kopf und ging an ihm vorbei. Mit einem Ausdruck bitterer Enttäuschung zog er sich zurück.
In ihrer Kabine nahm sie den Schal ab, spritzte sich ein wenig Wasser aus dem blau-weißen Keramikkrug ins Gesicht und setzte sich an den kleinen Schreibtisch am Fenster. Ihre Bewegungen waren sparsam und mechanisch, ohne jeden Gefühlsausdruck. Sie ließ den Kopf in die Hände sinken, doch es kamen keine Tränen.
Fast eine Stunde lang blieb sie so im aufsteigenden Sonnenlicht sitzen, dann griff sie nach dem Füllfederhalter, der auf dem Schreibtisch lag. Sie schüttelte ihn kurz, nahm einen Bogen cremeweißes Papier und begann mit stiller Entschlossenheit zu schreiben.
Liebste Schwester,
ich schreibe dir mit großer Sorge und Verzweiflung aus dem Eretz Israel. Ich wage es nicht, irgendjemandem zu erzählen, was ich erfahren habe, nicht einmal Peter. Du bist die Einzige, bei der ich mich sicher fühle. Und so werde ich mich dir anvertrauen.
Das, was ich soeben entdeckt habe, könnte mein Todesurteil sein ...
Vier Wochen später war Katja Wilenski tot.
Copyright der Originalausgabe © 2008 by Clare Langley-Hawthorne
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2010 by Verlagsgruppe Weltbild GmbH
Übersetzung: Claudia Feldmann
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Bibliographische Angaben
- Autor: CLARE LANGLEY-HAWTHORNE
- 2009, 1, 335 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Taschenbuch
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3868002839
- ISBN-13: 9783868002836
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