Die Schwanenfrau
Susan King wird Ihnen gefallen, wenn Sie die Romane von Diana Gabaldonund Karen Marie Moningmögen.
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Die Schwanenfrau von Susan King
LESEPROBE
Schottland, in den Highlands Winter 1286
»In den Zeiten der Nebel«, sagte der Seanachaidh, »als Elfen auf den Berghängen der Highlandstanzten, lebte ein Mädchen in einer Festung aus Bronze und Silber auf einerInsel in einem See. Sie verlor ihr Herz an niemanden, bis ein bestimmterKrieger um sie warb und ihre Liebe gewann.«
Auf dem Bauch vor dem Herdfeuer liegend, gähnte Gabhan MacDuff, Enkelsohn des Seanachaidh und Sohn eines Kriegers. Seine Eltern saßennahebei mit einigen Verwandten und Dienern, die alle schweigend zuhörten. Gabhan legte den Kopf auf die Arme und beobachtete dasTanzen der Flammen.
»Ihre Liebe leuchtete wie ein Regenbogen«, fuhrsein Großvater fort. »Und alle, die sie kannten, bewunderten sie für dieseLiebe, die sie füreinander empfanden. Sie waren dazu bestimmt, zu heiraten -er, der so dunkel wie ein Rabe war, und sie, die so hell war wie ein Schwan.«
Bei der Erwähnung ihrer Liebe rümpfte Gabhan die Nase. Sein Vater, der dicht neben ihm saß undseine langen Beine, die in Stiefeln steckten, zum Feuer hin ausstreckte, lachteleise in sich hinein. Er berührte Gabhans Kopf mitseiner großen, sanften Hand, um ihn zu ermahnen, mehr Respekt zu zeigen.
»Aber ein Mann, ein Druide, wünschte ihneninsgeheim Böses. Er begehrte das Mädchen für sich selbst, und sein Herz war vorVerlangen hart und düster geworden. Er schwor, dass niemand anders sie habensollte, wenn er sie nicht selber haben könnte.
Am Vorabend der Hochzeit ging der Druide hinausins Mondlicht und sprach einen Zauberspruch. Er nahm einen Elfenpfeil undschoss ihn hinauf in den Himmel. Darauf sammelten sich Wolken und ein großerSturm brach herein. Die Wasser des Sees verschlangen die Insel und Blitzetrafen die Festung. Deren Mauern brachen ein und versanken im See.«
Gabhan gefiel der Teil derGeschichte, der von der Zerstörung der Festung erzählte. Er stützte seinen Kopfin seine Hände und schaute seinen Großvater an. Der alte Mann war so gutanzusehen wie sein Vater, mit blauen Augen und Haaren, deren Schwarz sich inGrau verfärbt hatte. Gabhans Augen waren braun, wiedie seiner englischen Mutter, obwohl er sonst eher seinen Verwandten aus denHighlands ähnelte.
»All jene, die in der Festung lebten, ertrankenam Vorabend der Hochzeit«, fuhr Adhamnain MacDuff fort. »Und der dunkelhaarige Krieger und das blasseMädchen waren ebenfalls in dem tiefen See verloren.«
Gabhan runzelte die Stirn. Erstellte sich nicht gerne vor, wie der Krieger und das Mädchen in das trübe Wasserhineingesogen wurden. Er wartete und hoffte zu hören,dass die beiden gerettet wurden.
Seine Mutter, die neben seinem Vater saß,lächelte ihm zu und sah dann voller Liebe ihren Mann an. Gabhanwusste, dass seine Mutter ihre englische Familie verlassen hatte, um auf dieBurg Glenshie Castle zukommen und bei ihrem ebenfalls Adhamnain genanntenEhemann aus den Highlands zu sein, obwohl ihre Familie ihn für einen Wildenhielt, der nicht zu ihr passte. Nun ließ sie ihre Hand auf seinem Arm ruhen,ihr Gesicht strahlend und voller Glück, ihre Augen warm und funkelnd.
Gabhan schaute besorgt zuseinem Großvater auf. Er wollte nicht, dass die Geschichte in einer Katastropheendete. »Aber die Herzen der Liebenden waren rein, und die Macht einer solchengemeinsamen Liebe ist stark und gut und kann nicht zerstört werden. SolcheLiebe wirkt ihren eigenen Zauber, und das war es, was sie alle rettete ...jedenfalls in gewisser Weise. Jeder der Menschen, der in jener Nacht ertrank,wurde zu einem Schwan«, sagte sein Großvater und beugte sich vor. »Das Mädchenund der Krieger verwandelten sich in die schönsten und anmutigsten all derverzauberten Schwäne auf dem See.
Der Druide sah die Vögel und sah die beidenLiebenden in der Mitte der Schar und erkannte, dass sein böser Planfehlgeschlagen war, denn er hatte die beiden nicht getrennt. Er floh aus demLand. Die Nachkommen dieser Schwäne jedoch leben immer noch auf dem See, undder Zauber und das Geheimnis dieses Ortes werden für immer bestehen bleiben.Und man sagt, dass zu bestimmten Zeiten, in bestimmtem Licht, die Mauern derversunkenen Festung sichtbar werden - aber nur für jene, deren Herzen durcheine große Liebe geöffnet worden sind.<' Er lehntesich lächelnd zurück.
»Was geschah mit dem Druiden, Großvater?«, fragte Gabhan. »Manche sagen,dass er immer noch lebt, weil er das Geheimnis des ewigen Lebens gefunden hat,und glauben, dass er zurückkehren wird, um das Schwanenmädchen für sich zuverlangen.«
Gabhan fröstelte bei demGedanken. »Ich kenne den Ort«, sagte er. »Er heißt Loch nanEala, der See der Schwäne. Er ist nicht weit vonhier. Mein Vater nahm mich mit, um die Schwäne dort zu sehen. Am Ufer stehteine Burg - sie heißt Dün nanEala, und eine Familie wohnt dort. Und meine Mutterhat mir erzählt, dass sie und mein Vater einmal am Grunde des Sees die Burgschimmern sahen.«
Sein Großvater lächelte. »Sicherlich, wennirgendjemand die Burg gesehen hat, dann diese zwei«, erwiderte er, während ermit verschmitztem Augenzwinkern seinen Sohn und seine Schwiegertochter ansah.»Man glaubt, dass der Krieger und seine Dame manchmal ans Ufer kommen, ihrSchwanengewand ablegen und für ein paar Stunden ihre menschliche Gestaltannehmen. Sie suchen nach einem Weg, den Zauber zu brechen. Wenn sie ihn jemalsfinden, sind sie frei.«
»Kann denn der Zauber gebrochen werden,Großvater?«
»Sie sagen, dass ein Krieger, der die wahreLiebe erfahren hat, einen Elfenpfeil fangen und ihn in das Herz des Seesschleudern muss, in die entgegengesetzte Richtung, indie jener böse Mann ihn warf«, erzählte der Großvater. »Dann wird der Bann, derden See umgibt, endlich sein Ende finden.«
»Ach«, sagte Gabhan,»ich könnte einen Elfenpfeil fangen.«
»Könntest du das?« Deralte Adhamnain lächelte. »Das ist sehr schwierig zuvollbringen.«
»Ich könnte das«, beharrte Gabhanvoll Selbstvertrauen.
Sein Großvater lächelte. »Elfenpfeile sind sehrschwer zu finden. Und die Schwäne auf dem See sind glücklich, nach so langerZeit.«
Gabhan nickte und legte seinenKopf wieder auf seine Arme, während sein Großvater sich umwandte und leise mitseinen Eltern sprach.
Obwohl Gabhan zuhörte,verstand er nur wenig von ihrem Gespräch. Sie unterhielten sich über den Toddes Königs der Schotten, der vor kurzem über sie gekommen war, und über dieAuseinandersetzung mit dem englischen König, der seine Armeen nach Nordensandte.
Sein Vater beharrte darauf, dass die Engländerhier keinerlei Rechte hätten. In Schottland braue sich schon eine berechtigteRebellion zusammen, und er werde in vorderster Reihe in der Schlachtmitkämpfen, wenn es nötig sei, um sein Land und sein Zuhause und seine Leute zuverteidigen.
Es war schon spät und Gabhanwar müde, und die Wärme des Feuers und das leise Gemurmel der Stimmen schläferten ihn rasch ein. Er träumte von einem in der Sonneglitzernden See, auf dem weiße Schwäne dahinglitten.Er war selbst ein Schwan und glitt neben einem wunderschönen Schwanenweibcheneinher. Ihre zueinander passenden Körper spiegelten sich in der glattenWasseroberfläche. Eine goldene Kette wand sich um ihre Hälse und verband sie.Er spürte den sanften Zug der Kettenglieder, als er auf den kühlen Wellen desWassers neben ihr trieb.
Sturmwolken segelten über den See und Gabhan öffnete seine Schwingen. Das wunderschöneSchwanenweibchen tat es ihm gleich. Sie erhoben sich wie eins vom Wasser, mitder goldenen Kette, die zwischen ihnen wie ein Strahl des Sonnenlichtes hing.Sie flohen vor dem Sturm, aber der holte sie mit einem dunklen, wütenden Windein. Blitze zuckten durch den Himmel, Wolken rollten wie Felsen um sie her, undder Wind zerrte sie hinunter in die Umarmung des Wassers.
Gabhan erwachte mit einemSchrei und fühlte die Hand seines Vaters auf seinem Kopf, beruhigend und stark.
Nicht lange nach jener Nacht ritt Gabhan an der Seite seiner weinenden Mutter, seinemverbitterten Kindermädchen und einem alten Diener fort über die mit Heidebewachsenen Hänge. Sie verließen die purpurnen Berge und die raschdahinströmenden Flüsse und den Steinturm, der sein Zuhause war. Seine Muttersagte, dass sie nach England gingen.
Sein Vater war tot. Gabhankonnte gar nicht daran denken, denn der Schmerz saß zu tief. Die Burg warangegriffen worden und bei dem Angriff war auch sein Großvater gestorben. SeineMutter hatte den Jungen in einer verzweifelten Flucht mitten in der Nachtvorangetrieben, während er um sich her Rufen hörte und Rauch roch. Er verstandwenig, wenn überhaupt etwas von dem, was geschehen war.
Dennoch hielt er seine Tränen zurück und seinenKopf hoch, während er dahinritt. Mit dem Wissen, dasssein Vater dieses von ihm erwartet hätte, hielt er, entschlossen, seine Mutterzu verteidigen, sein Holzschwert in der Hand. Sein Kindermädchen befahl ihm, eswegzustecken, bevor er noch jemanden verletzte. Doch seine Mutter lächeltematt, dankte ihm für seine Ritterlichkeit und erlaubte ihm, das Schwert zubehalten. An der englischen Grenze tauschte seine Mutter den rotkarierten Umhang, den er von seinem Vater erhaltenhatte, bei einer Bauersfrau für einen braunen ein, der sich für Gabhan wie Sackleinen anfühlte. Seine Mutter befahl ihm, abjetzt nur noch Englisch zu sprechen. Er dürfe nie wieder Gälisch sprechen,sagte sie, und er müsse auf den Namen Gawain hören,niemals auf Gabhan MacDuff.
Folgsam hatte er genickt, sein hölzernes Schwertbereit, sein Rücken aufrecht. Er verstand nicht alles, was sie von ihmverlangte, und er vermisste seinen Vater so sehr, dass es ihn körperlichschmerzte. Aber er liebte seine Mutter und würde tun, was immer sie von ihmverlangte. Die Trauer in ihren Augen entsprach den Schmerzen in seinem Herzen.Das Einzige, was er sich wünschte, war, sie wieder lächeln zu sehen.
Ihre englischen Verwandten waren Fremde, aberfreundlich, und die Hügel in der Nähe der Burg seiner Großeltern waren flach,grün und lieblich, wenn auch nicht so schön wie die Berge bei Glenshie. Er mochte die langbeinigen Pferde und die Hundeund die Katzen, die seine Onkel und sein Großvater hielten, und er wanderte oftan einem nahe gelegenen Fluss entlang, um die Schwäne dort zu beobachten. Mehrals alles andere erinnerten sie ihn an zu Hause.
Später heiratete seine Mutter Sir Henry Avenel, einen stattlichen, verwitweten Ritter, der sie zumLachen brachte und drei kleine Söhne hatte. Mit seinen kleinen Stiefbrüdernerfüllte Gawain Botendienste für die Ritter, die aufder Burg ein- und ausritten. Fasziniert von ihren Rüstungen, ihren Pferden undihren Waffen und nicht zuletzt von den endlosen Erzählungen ihrer edlen Taten,sehnte sich Gawain danach, ein Ritter zu werden.
Niemand erwähnte ihm gegenüber jemals wieder Glenshie oder die MacDuffs. Gawain sah manchmal, wie seine Mutter ihn mit Trauer in denAugen betrachtete, aber sie schüttelte nur den Kopf, wenn er sie nach dem Grundfragte, und wandte sich ab.
Insgeheim dachte Gawainhäufig an Schottland und hegte seine lebendigen Erinnerungen. Er hatte vor,irgendwann nach Schottland zurückzukehren und GlenshieCastle zu finden und Land und Titel, die ihmrechtmäßig zustanden, wieder zu beanspruchen. Er wusste, dass das wartenmusste, bis er herangewachsen und ein Ritter war, Herr seines eigenen Lebens,der gütige Beschützer anderer, der er sich so wünschte zu sein.
Er wuchs zu einem großen Mann heran, und seineMännlichkeit stärkte ihn an Körper, Herz und Seele, und er spürte, wie seineKindheitsträume verblassten. Endlich kniete er vor dem König von England, umden Ritterschlag zu erhalten. Bei dem Versprechen der Lehenstreueschwor er, sein Leben den Grundsätzen der Ritterlichkeit zu widmen.
Als er schließlich nach Schottland zurückkehrte,ritt er hinter seinem König und unter dem Banner des Drachen, dem Zeichen derZerstörung.
© Verlagsgruppe Weltbild
Übersetzung: Deutsch von Susanne Dahmann
- Autor: Susan King
- 2005, 1, 446 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Kartoniert (TB)
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3898971627
- ISBN-13: 9783898971621
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