Die Söhne der Wölfin
Roman
Italien im 7 Jahrhundert vor Christi Geburt: Die Priesterin Ilian ist überzeugt, dass ihre Söhne Romulus und Remus göttlichen Ursprungs sind.
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Produktinformationen zu „Die Söhne der Wölfin “
Italien im 7 Jahrhundert vor Christi Geburt: Die Priesterin Ilian ist überzeugt, dass ihre Söhne Romulus und Remus göttlichen Ursprungs sind.
Klappentext zu „Die Söhne der Wölfin “
Die etruskische Stadt Alba hat soeben einen gewaltsamen Machtwechsel überstanden. Da verkündet die junge Priesterin Ilian, Tochter des entthronten Königs Numitor und Nichte des neuen Königs Arnth, das Kind eines Gottes zu erwarten. Um die Regierung nicht zu gefährden, beschließt der König, Ilian öffentlich der Blasphemie anzuklagen, zu verbannen und mit einem latinischen Bauern zu verheiraten, um ihr Fernbleiben von der Stadt zu garantieren. So zieht Ilian mit ihrem Mann Faustulus in seine Heimat. Schon bald verliebt sich Faustulus in seine junge Frau, doch gleichzeitig ist ihm Ilian mit ihrem Priesterzauber, ihren wechselhaften Stimmungen und ihren Grübeleien unheimlich. Als Ilian schließlich Zwillingssöhne zur Welt bringt, ist es Faustulus, der ihnen stolz die Namen Romulus und Remus gibt. Gleich nach dem Kindbett ist Ilian eines Morgens spurlos verschwunden und hinterläßt nur das Versprechen, irgendwann zurückzukehren. In der Hafenstadt Fregenae begegnet Ilian dann den beid en Menschen, die für ihren weiteren Lebensweg von großer Bedeutung sein werden: dem griechischen Händler Arion, den sie überzeugen kann, sie auf seinem Schiff bis nach Korinth mitzunehmen. Und dem Barden Ulsna, dessen Geheimnis - er ist Hermaphrodit, was bei den Etruskern im Falle einer Entdeckung seinen sicheren Tod bedeuten würde - sie zu Verbündeten und schließlich zu Freunden macht. Ulsna ist es auch, der Ilian nach Delphi begleitet, wo sie die Hilfe des Orakels in Anspruch nimmt, um ihren Plan zu verwirklichen: Sie will durch ihre Söhne König Arnth stürzen und den Thron von Alba erobern.
Lese-Probe zu „Die Söhne der Wölfin “
Für Fasti war das Bestürzendste an der Enthüllung, die ihre Novizin ihr machte, daß sie aus heiterem Himmel kam. Trotz all der Ereignisse der letzten Wochen, trotz all der Zeichen, die gedeutet wurden, hatte es keinen Moment der Vorahnung bei der Hohepriesterin gegeben. Was Fasti, die im Innersten dazu neigte, ihrer scharfen Beobachtungsgabe genauso wie den meisten Hinweisen der Götter zu vertrauen, jedoch noch mehr verletzte, war, daß es auch im Verhalten des Mädchens, das jetzt vor ihr stand, nichts Auffälliges gegeben hatte. Die frühe Morgensonne zauberte eine Schwelle aus hell glühendem Terrakotta in den Eingang der Zelle und zeichnete für Fasti, die sich im dämmrigen Inneren des Raumes befand und gerade erst ihr morgendliches Gebet für die Göttin gesprochen hatte, die Gestalt des Mädchens so scharf wie eine der Figuren, mit denen die Griechen ihre kostspieligen Vasen zierten. Ilian hielt sich kerzengerade, und ihre Hände preßten sich an die Oberschenkel, doch ansonsten unterschied sie sich in nichts von der Novizin, die Fasti noch am gestrigen Morgen über nichts Schlimmeres als eine Erhöhung der Ölpreise für die Tempellampen unterrichtet hatte. Fasti starrte sie an und versuchte ihrerseits, gefaßt zu sein. Die Mischung aus Bestürzung, Enttäuschung und Entsetzen, die in ihr hochstieg, machte ihr das schwer. Ein Teil von ihr hoffte, sich verhört zu haben, ein anderer war versucht, Ilian bei den Schultern zu packen und zu schütteln, während ihr verläßlicher, vorausplanender Verstand, der ihr seit mehr als einem Jahrzehnt ihre Position sicherte, sich bereits verzweifelt bemühte, eine Lösung zu finden.
"Ich erwarte ein Kind", wiederholte Ilian mit der klaren, tragenden Stimme einer ausgebildeten Priesterin und klang dabei erzürnenderweise nicht im geringsten reuig oder eingeschüchtert.
Nicht zum ersten Mal fragte sich Fasti, ob Ilian je ihr Selbstverständnis als Tochter des Königs abgelegt hatte. Sich der Göttin Turan zu weihen bedeutete, seine Herkunft hinter
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sich zu lassen. Eigentlich sollte man meinen, daß Ilian diese Lektion verinnerlicht hätte, zumal ihr Vater niemand war, auf den man stolz sein konnte. Allein das Weiterleben Numitors war bereits eine Schande. Numitor war für Alba ein schlechter König gewesen; unter seiner Regentschaft hatte die Stadt alle wichtigen Handelsverträge verloren, sich in einen törichten Kleinkrieg mit Xaire verstrickt und stand nun als die unbedeutendste im Bund der Zwölf dar. Sogar die latinischen Barbaren wagten es immer häufiger, Handelszüge aus Alba zu überfallen, was früher undenkbar gewesen wäre. Fasti hatte gemeinsam mit den Hohepriestern der übrigen Götter die Zeichen beraten, und die Blitze, die ihnen bald darauf gesandt wurden, verkündeten eine eindeutige Botschaft: Der König mußte sterben.
Es war ein altes Gesetz, das nur noch selten Anwendung fand; in Zeiten der Not starb der König für seine Stadt und holte ihr so das Glück zurück. Das Opfer mußte jedoch freiwillig gebracht werden; ein König, der gegen seinen Willen getötet wurde, bewirkte nur Unglück. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, daß Numitor sich weigern würde weigern mit einer Arroganz, die offenbar ein verhängnisvolles Merkmal seiner Familie darstellte.
Nicht, daß der Hochmut Numitor viel genützt hätte. Einen König zu entthronen, der einmal von den Göttern anerkannt worden war, hatte keiner der Priester gewagt, doch als Numitors Bruder Arnth diese Pflicht auf sich nahm, war ihm ihre volle Unterstützung zuteil geworden. Nicht bedingungslos; Fasti selbst hatte Arnth gewarnt, daß ein Bruder, der einen Bruder tötete, den schlimmsten aller Flüche auf sich lüde. Und so hatte Arnth Numitor nicht umgebracht, sondern lediglich verbannt; allerdings nicht, ohne einige gründliche Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Numitor würde keine rachedurstigen Söhne mehr zeugen können, denn seine Männlichkeit war ihm genommen worden, ebenso wie den beiden b
Es war ein altes Gesetz, das nur noch selten Anwendung fand; in Zeiten der Not starb der König für seine Stadt und holte ihr so das Glück zurück. Das Opfer mußte jedoch freiwillig gebracht werden; ein König, der gegen seinen Willen getötet wurde, bewirkte nur Unglück. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, daß Numitor sich weigern würde weigern mit einer Arroganz, die offenbar ein verhängnisvolles Merkmal seiner Familie darstellte.
Nicht, daß der Hochmut Numitor viel genützt hätte. Einen König zu entthronen, der einmal von den Göttern anerkannt worden war, hatte keiner der Priester gewagt, doch als Numitors Bruder Arnth diese Pflicht auf sich nahm, war ihm ihre volle Unterstützung zuteil geworden. Nicht bedingungslos; Fasti selbst hatte Arnth gewarnt, daß ein Bruder, der einen Bruder tötete, den schlimmsten aller Flüche auf sich lüde. Und so hatte Arnth Numitor nicht umgebracht, sondern lediglich verbannt; allerdings nicht, ohne einige gründliche Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Numitor würde keine rachedurstigen Söhne mehr zeugen können, denn seine Männlichkeit war ihm genommen worden, ebenso wie den beiden b
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Autoren-Porträt von Tanja Kinkel
Autoren-Porträt von Tanja Kinkel
Tanja Kinkel, geboren 1969 in Bamberg, gewann schon mitachtzehn Jahren ihre ersten Literaturpreise. Ihre Bestseller ("Die Löwinvon Aquatanien", "Die Puppenspieler" und "Die Söhne derWölfin") wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt und schlagenden Bogen vom siebten bis zum zwanzigsten Jahrhundert.
Bibliographische Angaben
- Autor: Tanja Kinkel
- 2002, 509 Seiten, Maße: 11,5 x 18,2 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442453828
- ISBN-13: 9783442453825
Rezension zu „Die Söhne der Wölfin “
"Die Autorin erweist sich als Meisterin des lebendigen Dialogs. Ihren anschaulichen Helden folgt man mit Anteilnahme und Spannung."
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