Die Strassmanns
Eine schillernde Familiengeschichte über zwei Jahrhunderte
1797 nimmt ein jüdischer Tuchhändler aus dem polnischen Rawicz den Namen Strassmann an. Seine Enkel studieren in Berlin Medizin der Beginn eines rasanten sozialen Aufstiegs trotz aller Hindernisse,...
1797 nimmt ein jüdischer Tuchhändler aus dem polnischen Rawicz den Namen Strassmann an. Seine Enkel studieren in Berlin Medizin der Beginn eines rasanten sozialen Aufstiegs trotz aller Hindernisse,...
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Produktinformationen zu „Die Strassmanns “
Eine schillernde Familiengeschichte über zwei Jahrhunderte
1797 nimmt ein jüdischer Tuchhändler aus dem polnischen Rawicz den Namen Strassmann an. Seine Enkel studieren in Berlin Medizin der Beginn eines rasanten sozialen Aufstiegs trotz aller Hindernisse, die ihnen wegen ihrer jüdischen Herkunft immer wieder in den Weg gelegt werden.
1797 nimmt ein jüdischer Tuchhändler aus dem polnischen Rawicz den Namen Strassmann an. Seine Enkel studieren in Berlin Medizin der Beginn eines rasanten sozialen Aufstiegs trotz aller Hindernisse, die ihnen wegen ihrer jüdischen Herkunft immer wieder in den Weg gelegt werden.
Klappentext zu „Die Strassmanns “
1848 geht der Medizinstudent Wolfgang Strassmann in Berlin auf die Barrikaden, als Arzt wird er 1875 Stadtverordnetenvorsteher und leitet zusammen mit Rudolf Virchow die Modernisierung der Stadt. Das ruft Proteste hervor, unter anderem die antisemitischenÄußerungen Adolf Stöckers. In der nächsten Generation wird Fritz Strassmann ein bekannter Gerichtsmediziner; Paul Strassmann gründet eine Frauenklinik und verhilft 15 000 Kindern zur Geburt. Seine Tochter Antonie ist eine berühmte Schauspielerin und Fliegerin. 1932 fliegt sie allein 3000 Kilometer von Pernambuco nach Buenos Aires. Dann ergreifen die Nationalsozialisten die Macht. Paul wird enteignet, sein junger Cousin Ernst geht in den Widerstand. Einige Familienmitglieder überleben in Verstecken, andere werden ermordet.Viele emigrieren in die USA wie Antonie und ihr Bruder Erwin, der an die berühmte Mayo-Klinik eingeladen wird. Sein Sohn Wolfgang Paul wiederum ist es, der hier von den Strassmanns berichtet trotz der Jahre der Verfolgung eine Geschichte voller Lebensbejahung und Mut.
Lese-Probe zu „Die Strassmanns “
Wer immer Antonie begegnete, fühlte sich bezaubert. Antonies Geheimnis war, dass sie sich auf ihren jeweiligen Begleiter - sei es ein Liebhaber, ein Verwandter oder ein Freund - voller Leidenschaft und Intensität einließ. Sie gab sich ihrer augenblicklichen Aufgabe völlig hin, immer fair, immer begeistert, niemals oberflächlich, niemals intellektualistisch. In den zwanziger Jahren war sie für ihre Schauspielkunst, ihre sportlichen Erfolge und ihre Fliegerei berühmt geworden. Sie war temperamentvoll und konnte mit einem ironischen Zungenschlag schelten, doch meist reagierte sie lieber schlagfertig und geistreich-witzig, ohne jemals nachtragend zu sein. Sie war engagiert, aber nicht bis zur Rücksichtslosigkeit. Ihre Gesellschaft war ein Vergnügen.Wie kann man Antonie in die Familiengeschichte der Strassmanns, in die Geschichte der zunichte gemachten Assimilation, einfügen? Vielleicht beweist Antonie durch ihre wieder und wieder erfolgreiche Anpassung ja das genaue Gegenteil. Sie fügte sich zunächst in die exklusive Welt der Theaterleute ein, dann in die internationalen Fliegerkreise mit ihren gefeierten neuen Stars und schließlich in die sehr speziellen Verhandlungsmethoden der Geschäftswelt. Nicht zu vergessen, dass sie sich von einer flachsenden Berliner Berühmtheit in eine kosmopolitische New Yorkerin wandelte - und beide Persönlichkeiten waren von Grund auf wirklich, waschecht, wie der Berliner sagen würde. Hätte nur sie das vollbringen können, als die außergewöhnliche Frau, die sie war? Oder gemahnt uns ihr Fall, nicht vorschnelle
Schlüsse zu ziehen, selbst wenn es so scheint, als ob eine verschworene Gemeinschaft Außenseiter mit ihrem Assimilationswunsch
zurückzuweisen versucht? Lassen wir Antonies Leben für sich selber sprechen.
Erwin und ein Verwandter hatten Antonie auf ihren ersten Flug mitgenommen: in einem Korb, der unter einem gelben Leinwandballon hing, in der Dämmerung eines Maimorgens des Jahres 1925. Erwin, der während des Krieges
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Artilleriebeobachter in einer Balloneinheit gewesen war, hatte Ballonfahren zu seinem Hobby gemacht. Die drei verließen Bitterfeld, etwa 100 Kilometer südlich von Berlin gelegen, und fuhren per Ballon 300 Kilometer nach Westen, wo sie nach 14 Stunden in Marburg landeten. Drei Jahre später beschrieb Antonie das magische Gefühl, "hoch über der Landschaft an einem festlichen Sonntag zu segeln und weit unten die Kirchglocken zu hören. Sonst ist alles still, kein Geräusch, nicht mal Wind".
In den nächsten zwei Jahren verbrachte Antonie ihre Wochenenden mit Ballonfahrten und schloss auf diese Weise vielfältige Freundschaften mit Fliegern. Einer von ihnen, C. H. Edzard von der Firma Junkers, ein Weltrekordinhaber, lud sie ab und an zu Flügen in seinem zerbrechlichen Zweisitzer ein. Manchmal flogen beide nachts auf die friesischen Inseln und warfen dort Postsäcke ab. So begann Antonies langjährige Verbindung mit der Firma Junkers. Antonie sagte, dass diese Flüge in ihr nicht nur die Freude am Fliegen wachriefen, sondern einen regelrechten Durst danach. "Einen Ballon kann man nicht kontrollieren, aber ein Flugzeug kann man beherrschen und dorthin steuern, wo man will." Im September 1927 schrieb sich Antonie zur Ausbildung an der Flugschule Bornemann in Staaken ein, ein paar Kilometer westlich von Berlin.
Zu jener Zeit spielte sie die Königin Hippolyta im Sommernachtstraum im Berliner Theater am Bülowplatz. Die Aufführung dauerte drei Stunden, und Antonie war nie vor Mitternacht daheim in der Schumannstraße. Jeden Morgen stand sie um fünf Uhr auf und fuhr nach Staaken, um dort für fünf Stunden Fluglektionen und theoretischen Unterricht zu nehmen. Am Rande des Staakener Flugplatzes stand neben einem schlichten Hangar ein kleines Backsteingebäude mit einem riesigen Schild: "Lernt Fliegen!" Im Inneren gab es einen Raum mit einem langen Tisch, auf dem sich Landkarten, Flugzeugmodelle und Instrumente befanden. In einem kleineren Raum daneben standen Etagenbetten, in denen sich die Piloten vor einem Alleinflug ausruhen oder bei Bedarf auch ausnüchtern konnten. Flugschüler lernten nicht nur die Theorie des Fliegens, sondern auch, wie man Motoren und mechanische Vorrichtungen auseinander nahm und wieder zusammensetzte. Nach 98 Flügen mit ihrem Fluglehrer absolvierte Antonie am 13. Oktober 1927 ihren ersten Alleinflug.
1930 wurde Ernst Udet Antonies neuer Liebhaber. "Erni" gab ihr auch einen von seinen warmen Pilotenoveralls, den Antonie viele Jahre lang trug. Ernst Udet (1896-1941) war ein herausragender Kunstflieger, der gern als fliegender Clown auftrat, mit Zylinder, Perücke und falschem Bart als "fliegender Professor" ausstaffiert. Udet war ein Flieger-Ass, der Pilot mit der höchsten Zahl von Abschüssen unter den überlebenden Piloten des Ersten Weltkriegs. Auf seinem Kriegskonto standen 62 Abschüsse; der im Krieg gefallene "Rote Baron", Manfred von Richthofen, hatte 80 gehabt. Udet war Deutschlands populärster Flieger, er lehrte Kunstflug und spielte an der Seite von Leni Riefenstahl in den Abenteuerfilmen von Arnold Fanck. Ernst Heinkel schrieb über ihn: "Udet war ein Freund jeder guten Flasche Wein und jeder guten Flasche Cognac. ... Und seine Anziehungskraft auf Frauen entsprach dem merkwürdigen Reiz seiner ganzen Persönlichkeit, wenngleich die Legenden, die darüber erzählt wurden, die Wirklichkeit weit übertrieben."
In den nächsten zwei Jahren verbrachte Antonie ihre Wochenenden mit Ballonfahrten und schloss auf diese Weise vielfältige Freundschaften mit Fliegern. Einer von ihnen, C. H. Edzard von der Firma Junkers, ein Weltrekordinhaber, lud sie ab und an zu Flügen in seinem zerbrechlichen Zweisitzer ein. Manchmal flogen beide nachts auf die friesischen Inseln und warfen dort Postsäcke ab. So begann Antonies langjährige Verbindung mit der Firma Junkers. Antonie sagte, dass diese Flüge in ihr nicht nur die Freude am Fliegen wachriefen, sondern einen regelrechten Durst danach. "Einen Ballon kann man nicht kontrollieren, aber ein Flugzeug kann man beherrschen und dorthin steuern, wo man will." Im September 1927 schrieb sich Antonie zur Ausbildung an der Flugschule Bornemann in Staaken ein, ein paar Kilometer westlich von Berlin.
Zu jener Zeit spielte sie die Königin Hippolyta im Sommernachtstraum im Berliner Theater am Bülowplatz. Die Aufführung dauerte drei Stunden, und Antonie war nie vor Mitternacht daheim in der Schumannstraße. Jeden Morgen stand sie um fünf Uhr auf und fuhr nach Staaken, um dort für fünf Stunden Fluglektionen und theoretischen Unterricht zu nehmen. Am Rande des Staakener Flugplatzes stand neben einem schlichten Hangar ein kleines Backsteingebäude mit einem riesigen Schild: "Lernt Fliegen!" Im Inneren gab es einen Raum mit einem langen Tisch, auf dem sich Landkarten, Flugzeugmodelle und Instrumente befanden. In einem kleineren Raum daneben standen Etagenbetten, in denen sich die Piloten vor einem Alleinflug ausruhen oder bei Bedarf auch ausnüchtern konnten. Flugschüler lernten nicht nur die Theorie des Fliegens, sondern auch, wie man Motoren und mechanische Vorrichtungen auseinander nahm und wieder zusammensetzte. Nach 98 Flügen mit ihrem Fluglehrer absolvierte Antonie am 13. Oktober 1927 ihren ersten Alleinflug.
1930 wurde Ernst Udet Antonies neuer Liebhaber. "Erni" gab ihr auch einen von seinen warmen Pilotenoveralls, den Antonie viele Jahre lang trug. Ernst Udet (1896-1941) war ein herausragender Kunstflieger, der gern als fliegender Clown auftrat, mit Zylinder, Perücke und falschem Bart als "fliegender Professor" ausstaffiert. Udet war ein Flieger-Ass, der Pilot mit der höchsten Zahl von Abschüssen unter den überlebenden Piloten des Ersten Weltkriegs. Auf seinem Kriegskonto standen 62 Abschüsse; der im Krieg gefallene "Rote Baron", Manfred von Richthofen, hatte 80 gehabt. Udet war Deutschlands populärster Flieger, er lehrte Kunstflug und spielte an der Seite von Leni Riefenstahl in den Abenteuerfilmen von Arnold Fanck. Ernst Heinkel schrieb über ihn: "Udet war ein Freund jeder guten Flasche Wein und jeder guten Flasche Cognac. ... Und seine Anziehungskraft auf Frauen entsprach dem merkwürdigen Reiz seiner ganzen Persönlichkeit, wenngleich die Legenden, die darüber erzählt wurden, die Wirklichkeit weit übertrieben."
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Inhaltsverzeichnis zu „Die Strassmanns “
Vorwort von Jutta Lange-QuassowskiFamiliengeschichte und Aufarbeitung der Vergangenheit
1. Kapitel Einleitung
2. Kapitel Der Gelehrte gegen die Orthodoxie:Heiman in Rawicz
3. Kapitel Von der Revolution 1848 zu den Reformen in Berlin nach 1863:Wolfgang und Ferdinand
4. Kapitel Medizinische Erfolge und Enttäuschungen:Paul und seine Geschwister
5. Kapitel Die goldenen Jahre der Frauenklinik und der Gerichtsmedizin: 1909-1933
6. Kapitel Offiziere in mehreren Kriegen
7. Kapitel Die Bühne und der Himmel:Antonie - I
8. Kapitel Zenit in Heidelberg und bitteres Ende:Gisela und Max
9. Kapitel Verfolgung in der Schumannstraße:1933-1936
10. Kapitel Unzertrennlich trotz seiner Auswanderung:Erwin und Ilse
11. Kapitel Spannende Jahre in New York:Antonie - II
12. Kapitel Alte Bäume, umgepflanzt:Paul und Hedwig in Dahlem
13. Kapitel Neuanfang in Minnesota:Erwin und Familie
Autoren-Porträt von Wolfgang P. Strassmann
W. Paul Strassmann, Jahrgang 1926, emigrierte 1937 mit seinen Eltern und Schwestern in die USA. Er war Professor für Volkswirtschaft,an der Michigan State University. Vor zehn Jahren begab er sich auf die Suche nach den Spuren seiner Vorfahren in Deutschland.
Bibliographische Angaben
- Autor: Wolfgang P. Strassmann
- 2006, 375 Seiten, mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 23,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 359338034X
- ISBN-13: 9783593380346
Rezension zu „Die Strassmanns “
16.03.2006, Die Zeit, Brückenschläge: "Der Autor bleibt in seiner Darstellung stets unpathetisch - aber er schreibt spannend."22.05.2006, Der Tagesspiegel, Mediziner, Piloten, Patrioten: "Dieses Buch zeigt einmal mehr, wie bedeutsam der Beitrag der kleinen jüdischen Minderheit zu den Leistungen des deutschen Bürgertums vor den Verheerungen der Nazibarbarei war ... W. Paul Strassmann erzählt diese Familiengeschichte nüchtern und ohne Pathos, aber mit viel Wärme."
01.06.2006, General Anzeiger, Verfolgung, Leiden, Tod und - Lebensbejahung: "In diesem Werk erblickt man die Themen von 200 Jahren deutsch-jüdischer Geschichte wie in einem Brennglas (...). Kultur der Erinnerung, die über eine Familiengeschichte hinausgeht."
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