Die Tote im Klosterbrunnen
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Anno Domini 666. In einer irischen Schwesternabtei findet man im Klosterbrunnen eine junge Frau, nackt und enthauptet. Man ruft Schwester Fidelma, eine Nonne königlichen Geblüts, um das Verbrechen aufzuklären. Fidelma, die unabhängige und selbstbewußte Heldin dieser Krimiserie, agiert in einer Welt des frühen Christentums, in der keltische Mythen und Bräuche noch starken Einfluß haben. Toleranz und Aufgeklärtheit der gebildeten Frau sichern ihr Macht und Einfluß.
Die Tote im Klosterbrunnen von Peter Tremayne
LESEPROBE
»SchwesterFidelma! Alles in Ordnung? « Ross' Gesicht näherte sich dem Fidelmas, als siedie Augen aufschlug. Sie blinzelte. Sie war nicht wirklich ohnmächtig geworden,bloß... sie blinzelte erneut und schalt sich insgeheim dafür, Schwäche gezeigtzu haben. Das war aber auch eine böse Überraschung! Was hatte dieses Buch, ihrAbschiedsgeschenk für Bruder Eadulf damals in Rom, jetzt in der Kajüte einesverlassenen gallischen Handelsschiffes vor der Küste von Muman zu suchen? Siewußte, daß Eadulf sich nicht so ohne weiteres davon trennen würde. Und wenn demso war, dann mußte er hier in der Kajüte gewesen sein, als Passagier auf diesemHandelsschiff.
»SchwesterFidelma!«
Ross'Stimme überschlug sich vor Aufregung.
»Es tut mirleid«, erwiderte Fidelma langsam und erhob sich vorsichtig. Ross beugte sichvor, um ihr zu helfen.
»Ist Euchschwindelig geworden?« erkundigte er sich.
Sieschüttelte den Kopf. Erneut schalt sie sich dafür, daß sie ihre Gefühle sodeutlich gezeigt hatte. Doch wäre es nicht ein noch größerer Selbstbetrug, siezu verleugnen? Seit ihrem Abschied von Eadulf von Seaxmund's Ham hatte sie ihreGefühle für ihn unterdrückt. Er blieb damals als Sekretär von Theodor von Tarsus,dem neu ernannten Erzbischof von Canterbury, in Rom, während sie in ihreHeimat zurückkehrte.
Doch dasvergangene Jahr war erfüllt gewesen von den Erinnerungen an ihn, vonEinsamkeit und von Sehnsucht, von einer Art Heimweh nach ihm. Sie war wieder zuHause, in ihrer Heimat, bei ihrem Volk, doch sie vermißte Eadulf. Sie vermißteihre Streitgespräche, die Art, wie sie ihn wegen ihrer gegensätzlichenAnsichten und Weltanschauungen necken konnte, die Art, wie er ihr in seinerGutmütigkeit immer wieder auf den Leim ging. Es gab zwischen ihnen heftige Meinungsverschiedenheiten,jedoch keinerlei Feindseligkeit.
Eadulf vonSeaxmund's Ham hatte in Irland studiert, in Durrow und später in Tuaim Brecain,bevor er sich in Glaubensfragen der Vorherrschaft Roms unterwarf und die Lehrendes Heiligen Columban ablehnte.
Er war dereinzige Mann in ihrem Alter, in dessen Gesellschaft sie sich wirklichwohlfühlte und sich ungezwungen verhalten konnte, ohne sich hinter ihrem Rangund dem Amt, das sie bekleidete, zu verstecken und ohne eine bestimmte Rollespielen zu müssen, wie eine Schauspielerin in einem Theaterstück.
Eines wurdeihr jetzt klar: ihre Gefühle für Eadulf waren nicht nur rein freundschaftlicherNatur.
IhrAbschiedsgeschenk an ihn nun herrenlos auf einem verlassenen Schiff vor derKüste Irlands zu entdecken löste in ihr heftigste Panik aus.
»Ross,dieses Schiff birgt ein Geheimnis.« Ross verzog das Gesicht.
»Ichdachte, darüber hätten wir uns bereits geeinigt.« Fidelma streckte ihm dasMeßbuch entgegen, das sie in der Hand hielt.
»Dasgehörte einem Freund von mir, den ich vor über einem Jahr in Rom zum letztenMal gesehen habe. Einem guten Freund.«
Ross betrachtetees verlegen und kratzte sich am Kopf. »Ein Zufall?« murmelte er undeutlich.
»EinZufall, in der Tat«, bestätigte Fidelma ernst. »Was mag mit den Leuten aufdiesem Schiff geschehen sein? Ich muß es herausfinden. Ich muß herausfinden,was mit meinem Freund geschehen ist.«
Rossblickte verlegen drein.
»Wir müssenzurück auf die barc, Schwester. Der Wind wird wieder stürmischer.«
»Ihr wolltdas Schiff zum Ufer schleppen?«
»Genau.«
»Dann werdeich es gründlicher durchsuchen, sobald wir in ruhigeren Gewässern sind. Wohinwollt Ihr es bringen?«
Ross riebsich das Kinn.
»Nun, dernächste Hafen liegt genau bei Euerm Reiseziel, Schwester. Vor der Abtei DerLachs aus den Drei Quellen.«
Fidelmaatmete leise aus. Ihre Entdeckung hatte sie vorübergehend vergessen lassen,warum sie eigentlich auf Ross' Schiff unterwegs war. Gestern morgen hatte derAbt von Ros Ailithir, bei dem sie sich gerade aufhielt, eine Nachricht von derÄbtissin dieser kleinen Gemeinschaft erhalten. Man hatte in der Abtei, die ander Spitze einer Halbinsel im äußersten Westen von Muman lag, eine unbekannteTote entdeckt und fürchtete, es könnte sich um eine Nonne handeln, auch wenn eskaum eine Möglichkeit der Identifizierung gab. Der Kopf der Leiche fehlte. DieÄbtissin bat um die Unterstützung eines Brehon, eines Beamten der irischenGerichtsbarkeit, der ihr helfen sollte, die Identität der Toten festzustellenund herauszufinden, wer für diesen Mord verantwortlich war.
DieGemeinschaft gehörte zum Gerichtsbezirk von Abt Brocc von Ros Ailithir, und derhatte Fidelma gebeten, die Untersuchung durchzuführen. Die Abtei Der Lachs ausden Drei Quellen lag nur eine Tagesreise mit dem Schiff entfernt, und so kames, daß Fidelma nun auf Ross' barc die zerklüftete Küste entlangfuhr.
DieEntdeckung des verlassenen gallischen Handelschiffes und der Büchertasche, dieihr Abschiedsgeschenk für Bruder Eadulf enthielt, hatte jeden Gedanken an denAnlaß ihrer Reise vorübergehend aus ihrem Gedächtnis verdrängt. (...)
© AufbauTaschenbuch Verlag GmbH, Berlin 2000
Übersetzung:Bela Wohl
- Autor: Peter Tremayne
- 13. Auflage, 439 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 11,6 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzer: Bela Wohl
- Verlag: Aufbau TB
- ISBN-10: 3746615259
- ISBN-13: 9783746615257
- Erscheinungsdatum: 01.05.2000
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