Die Vermessung der Welt
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Produktinformationen zu „Die Vermessung der Welt “
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts machen sich zwei junge Deutsche an die Vermessung der Welt. Der eine, Alexander von Humboldt, kämpft sich durch Urwald und Steppe, befährt den Orinoko, kostet Gifte, zählt Kopfläuse, kriecht in Erdlöcher, besteigt Vulkane und begegnet Seeungeheuern und Menschenfressern.
Der andere, der Mathematiker und Astronom Carl Friedrich Gauß, der sein Leben nicht ohne Frauen verbringen kann und doch in der Hochzeitsnacht aus dem Bett springt um eine Formel zu notieren - er beweist auch im heimischen Göttingen, dass der Raum sich krümmt. Alt, berühmt und ein wenig sonderbar geworden, treffen sich die beiden 1828 in Berlin.
Klappentext zu „Die Vermessung der Welt “
"Eine literarische Sensation." (Guardian)Mit hintergründigem Humor schildert Daniel Kehlmann das Leben zweier Genies: Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. Er beschreibt ihre Sehnsüchte und Schwächen, ihre Gratwanderung zwischen Lächerlichkeit und Größe, Scheitern und Erfolg. Ein philosophischer Abenteuerroman von seltener Phantasie, Kraft und Brillanz.
"Ein großes Buch, ein genialer Streich." (Frankfurter Rundschau)
Lese-Probe zu „Die Vermessung der Welt “
Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann
LESEPROBE
Der Lehrer
Wer den Professor nach frühen Erinnerungen fragte, bekam zur Antwort, daß es so etwas nicht gebe. Erinnerungen seien, anders als Kupferstiche oder Postsendungen, undatiert. Man finde Dinge in seinem Gedächtnis vor, welche man manchmal durch Überlegung in die richtige Reihenfolge bringen könne.
Leblos und zweitklassig fühlte sich etwa die Erinnerung an den Nachmittag an, als er seinen Vater beim Abzählen des Lohnes korrigiert hatte. Vielleicht hatte er sie zu oft erzählen hören; sie schien ihm zurechtgebogen und unwirklich. Jede andere hatte mit seiner Mutter zu tun. Er war gefallen, sie tröstete ihn; er weinte, sie wischte die Tränen weg; er konnte nicht schlafen, sie sang ihm vor; ein Junge aus der Nachbarschaft wollte ihn prügeln, aber sie sah es, rannte ihm nach, bekam ihn zu fassen, klemmte ihn zwischen die Knie und schlug ihm ins Gesicht, bis er blutig und taub davontappte. Er liebte sie unsagbar. Er würde sterben, stieße ihr etwas zu. Das war keine Redensart. Er wußte, daß er es nicht überleben würde. So war es gewesen, als er drei Jahre alt war, und dreißig Jahre später war es nicht anders.
Sein Vater war Gärtner, hatte meist dreckige Hände, verdiente wenig, und wann immer er sprach, beklagte er sich oder gab Befehle. Ein Deutscher, sagte er immer wieder, während er müde die abendliche Kartoffelsuppe aß, sei jemand, der nie krumm sitze. Einmal fragte Gauß: Nur das? Reiche das denn schon, um ein Deutscher zu sein? Sein Vater überlegte so lange, daß man es kaum mehr glauben konnte. Dann nickte er.
Seine Mutter war mollig und melancholisch, und außer Kochen, Waschen, Träumen und Weinen sah er sie nie etwas tun. Schreiben oder lesen konnte sie nicht. Schon früh war ihm aufgefallen, daß sie alterte. Ihre Haut verlor an Spannung, ihr Körper seine Form, ihre Augen hatten immer weniger Glanz, und jedes Jahr waren auf ihrem Gesicht neue Falten. Er wußte, daß es sich mit allen Menschen so verhielt, aber in ihrem Fall war es nicht zu ertragen. Sie verging vor seinen Augen, und er konnte nichts dagegen machen.
Die meisten späteren Erinnerungen kreisten um die Trägheit. Lange hatte er gemeint, daß die Leute Theater spielten oder einem Ritual anhingen, das sie verpflichtete, immer erst nach einer kurzen Pause zu sprechen oder zu handeln. Manchmal konnte er sich anpassen, dann wieder war es nicht auszuhalten. Erst allmählich kam er dahinter, daß sie diese Pausen brauchten. Warum dachten sie so langsam, so schwer und mühevoll? Als würden Gedanken von einer Maschine hervorgebracht, die man zuvor anwerfen und in Gang kurbeln mußte, als wären sie nicht lebendig und bewegten sich von selbst. Ihm fiel auf, daß man sich ärgerte, wenn er die Pausen nicht einhielt. Er tat sein Bestes, aber oft gelang es ihm nicht.
Auch die schwarzen Zeichen in den Büchern, welche zu den meisten Erwachsenen sprachen, nicht aber zu seiner Mutter und zu ihm, störten ihn. An einem Sonntagnachmittag ließ er sich von seinem Vater, aber wie stehst du denn da, Junge, einige erklären: das mit dem großen Balken, das unten weit ausschwingende, den Halb- und den ganzen Kreis. Dann betrachtete er die Seite, bis sich die noch unbekannten ganz von allein ergänzten und da plötzlich Wörter standen. Er blätterte um, diesmal ging es schneller, ein paar Stunden später konnte er lesen, und noch am selben Abend war er mit dem Buch, das übrigens langweilig war und immerzu von Christi Tränen und der Liebesreue des Sünderherzens redete, fertig. Er brachte es seiner Mutter, um auch ihr die Zeichen zu erklären, aber sie schüttelte traurig lachend den Kopf. In diesem Moment begriff er, daß niemand den Verstand benutzen wollte. Menschen wollten Ruhe. Sie wollten essen und schlafen, und sie wollten, daß man nett zu ihnen war. Denken wollten sie nicht.
Der Lehrer in der Schule hieß Büttner und prügelte gern. Er tat, als wäre er streng und asketisch, und nur manchmal verriet sein Gesichtsausdruck, wieviel Spaß ihm das Zuschlagen machte. Am liebsten stellte er ihnen Aufgaben, an denen sie lange arbeiten mußten und die trotzdem kaum ohne Fehler zu lösen waren, so daß es zum Schluß einen Anlaß gab, den Stock hervorzuholen. Es war das ärmste Viertel Braunschweigs, keines der Kinder hier würde eine höhere Schule besuchen, niemand mit etwas anderem arbeiten als den Händen. Er wußte, daß Büttner ihn nicht leiden konnte. So stumm er sich auch verhielt und so sehr er versuchte, langsam wie alle zu antworten, spürte er doch Büttners Mißtrauen, und daß der Lehrer nur auf einen Grund wartete, ihn ein wenig fester zu schlagen als den Rest. (...)
© Rowohlt Verlag GmbH
Autoren-Porträt von Daniel Kehlmann
Autoren-Porträt von Daniel Kehlmann„Daniel Kehlmann ist einer der Coolsten, die der Literaturbetrieb zu bieten hat“, schrieb der Focus. Coolness war wohl angebracht bei dem großen Interesse an seiner Person nach dem weltweiten Erfolg des Romans „Die Vermessung der Welt.“ Die Geschichte um den Forscher Alexander von Humboldt und den Mathematiker Carl Friedrich Gauß wurde in über 40 Sprachen übersetzt, sogar ins Färöische, Katalanische und in Hindi.
Dabei ist der Autor kein so genannter Shootingstar: Er hatte bereits 1997 seinen ersten Roman „Beerholms Vorstellung“ veröffentlicht und 1999 „Mahlers Zeit“. International bekannt wurde er 2003 mit dem Werk „Ich und Kaminski“.
Daniel Kehlmann wurde 1975 in München geboren als Sohn des Regisseurs Michael Kehlmann und der Schauspielerin Dagmar Mettler. Seit dem sechsten Lebensjahr lebte er mit den Eltern in Wien, wo er nach dem Besuch einer Jesuitenschule Philosophie und Literaturwissenschaft studierte. Später lehrte er selbst als Gastdozent in Göttingen, Mainz und Wiesbaden Poetik. Die Göttinger Vorlesungen sind in dem Buch „Diese sehr ernsten Scherze“ zusammengefasst. Weitere Betrachtungen über Bücher und Schriftsteller finden sich in „Wo ist Carlos Montúfar?“. Rezensionen und Essays von Kehlmann erscheinen regelmäßig in Tageszeitungen und Literaturzeitschriften. Seit der Veröffentlichung des ersten Romans begleiten Auszeichnungen sein literarisches Schaffen, etwa der Per-Olov-Enquist-Preis sowie der Thomas-Mann-Preis.
Kehlmanns Romane zeichnen sich durch Protagonisten aus, die beileibe keine Durchschnittstypen sind, sondern alle zu Extremen neigen. Der Zauberkünstler Beerholm hält sich für einen großen Magier, und der Physiker Mahler verliert durch seine hohe Begabung die
„Ruhm“ schließlich ist eine Sammlung von neun Episoden in einer Geschichte. In einer von ihnen hadert zum Beispiel eine alte Dame kurz vor ihrem Tod mit dem Schriftsteller, der sie erfunden hat…
Rezension zu „Die Vermessung der Welt “
Ich lese wie ein Kind, ein kleiner Junge. Ich glaube, ich habe völlig den Boden unter den Füßen verloren. (Imre Kertész in seinem Tagebuch 'Letzte Einkehr' über die Lektüre von Die Vermessung der WeltProduktdetails
2008, 304 Seiten, Maße: 11,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch, Verlag: Rowohlt TB., ISBN-10: 3499241005, ISBN-13: 9783499241000
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Kommentare zu "Die Vermessung der Welt"
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mehr Kommentare15 von 22 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Marco B., 08.07.2010
Alexander von Humbold und Carl Friedrich Gauß gehören zu den brilliantesten Wissenschaftlern, die je gelebt haben. Wer abseits ihrer Forschungsarbeiten, die Personen als Mensch näher kennenlernen möchte, kann mehrere Wege einschlagen. Eine Möglichkeit stellt die von Daniel Kehlmann gewählte Form des Romans dar, in der Fiktion und Tatsachen miteinander verwoben werden. Der Leser muss die gewählte Form schon mögen bzw. sich hierauf einlassen, um das Buch in Gänze genießen zu können. Bei mir gelang das nur eingeschränkt. Positiv fand ich jedoch die vielen kleinen Hinweise über die Entdeckung neuer Ideen, die zwar nicht immer im Roman erklärt werden, die aber als Ausgangspunkt für eigene Recherchen anregen können.
"Die Vermessung der Welt" ist ein Werk, welches durchaus gelesen werden kann, um sich ein ein paar Lesestunden zu gönnen - mehr aber auch nicht.
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janein18 von 29 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Miriam, 09.10.2009
Ich fand das Buch ganz in Ordnung für zwischendurch. Es ist meiner Meinung nicht besonders spannend, aber recht informativ über das Leben von Gauß und Humbolt. Ich habe es mir langweiliger vorgestellt. Vor allem dachte ich, dass es in einer komplizierten Fachsprache geschrieben ist. Es lässt sich aber recht leicht lesen. Trotzdem empfehle ich es nur den Leuten, die sich für diese beiden Persönlichkeiten interressieren. Es ist zwar keine direkte Biografie aber auch kein richtiger Roman in der Hinsicht.
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janein13 von 33 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Kirschke, 27.11.2011
tolles Buch
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janein14 von 31 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Simon, 13.06.2009
Mir hat das Buch sehr gut gefallen nicht nur das es spannend geschrieben worden ist sondern auch zum weiter lesen verführt.
Ich kann es an alle Leser und Leserinnen nur mit allen besten Empfehlungen weiter empfehlen!
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janein10 von 21 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Gerteis Markus, 13.05.2010
Kehlmann schreibt in einer sehr knappen und prägnanten Sprache, die einen sofort packt. Die Figuren sind präzise gezeichnet und wirken sehr lebendig. Man kann sich gut mit den Gedanken der Protagonisten identifizieren oder mindestens werden vielfach eigene gedankengänge angeregt über Wissenschaft, Gesellschaft oder das Funktionieren der Welt. Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legt und auch Skeptiker, die aus Prinzip keine Bücher lesen, die weltweit einen so grossen Erfolg hatten, überzeugen wird. Unbedingt lesen und eintauchen in die Gedankenwelt zweier grosser Wissenschaftler!
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janein