Dieses schmale Stück Himmel über Paris

Marianne Achs neuen Roman "Dieses schmale Stück Himmel über Paris" habe ich sozusagen "in zwei Zügen" gelesen, begonnen zunächst in einem Café in der Stadt, dann weiter zu Hause im eigenen Garten.
Ein Buch, das mich fasziniert hat, wie schon die früheren Werke der Autorin, z.B. "Der Blechsoldat".
Wieder überzeugt die Sprache in ihrer Direktheit und Präzision, die hier der "reifen" Autorin Marianne Ach entspricht, und diese Reife zeigt sich auch inhaltlich. Ein schönes Buch, interessant, ehrlich, ambitioniert, ein wirkliches Leseerlebnis, das Lust macht auf das Leben.
Ein ungewöhnlicher Liebesroman dazu, aber besonders faszinierend finde ich auch die "Jorge-Figur", ihre Einfachheit und Zugewandtheit zum Leben, auch ihre Naturnähe, zum Garten, zum Selbstproduzierten, zum Handwerklichen. Dieses Kapitel "Auf dem Land" ergänzt wunderbar die Eindrücke des Lebens in Paris, die Wahrnehmung der Großstadt.
Das Leben ist so facettenreich, vielfältig, interessant, und dieser Roman drückt Vieles davon aus.
Leseempfehlung!

aktualisiert am 30.06.2019

„Eine nicht ganz alltägliche Liebesgeschichte“ – wie wahr! Marianne Ach brachte einen Roman zu Papier, der dem Leser unverblümt die Problematik und Kämpfe vor Augen führt, die sich aus der Beziehung der Protagonistin Hannah zu ihrem manisch-depressiven Ehemann Jan ergeben. Mit ihrer prägnanten Sprache malt die Autorin ein Bild, das tiefe Einblicke in Hannahs Seelenleben erlaubt. Man spürt sowohl die Angst und Verzweiflung, aber auch Liebe und Hoffnung. Und immer Zerrissenheit. Mann‘sche Schachtelsätze und wabernde Floskeln waren Marianne Achs Sache noch nie, für ihre sprachliche Klarheit ist sie bekannt. Gerade die Sachlichkeit, mit der einem die – von Anfang an – sehr schwierige Beziehung nahegebracht wird, passt hier, sie trifft genau und nimmt einen mit. Und was würde Jan Weiler dazu sagen, dass sie in diesem Buch die Anführungszeichen weglässt? „Auf Anhieb irritierend, aber nicht ohne Zauber.“ Mein Fazit: 100 Seiten, die sich lohnen.

aktualisiert am 25.09.2020

Dieses Buch erschien 2019 in der lichtung verlag GmbH und beinhaltet 108 Seiten.
Hannah setzt sich an den einzigen Bistrotisch, der noch frei ist, nachdem sie ihren Mantel ausgezogen hat. Die Handtasche presst sie an sich, als wäre sie von Dieben und Betrügern umgeben: Man weiß ja nie! Den ersten Satz, den sie sagt "Un café, síl vous plait, et une brioche" und der erste Schritt in etwas Neues, etwas Unbekanntes. Sie denkt an Jan und sein und ihr Schicksal - es ist ein und dasselbe. Dreißig gemeinsame Jahre, bis jetzt, mit Tiefschlägen und Höhenflügen. Sie hatten bisher zuverlässige Freunde, auch Therapeuten, die weiterhalfen, wenn etwas stockte und nichts mehr vorwärtsging. Hannah schneidet die Brioche auf, gibt Butter hinein und trinkt einen Kaffee ohne Zucker, wie immer.
Der Schreibstil der Autorin Marianne Ach ist außergewöhnlich und hat mich sehr fasziniert. Durch die Seiten dieses ach so dünnen Buches kann man nicht einfach so durchrauschen, man muss sie genießen. Hannah flieht nach dreißig Jahren ihrer Ehe nach Paris, um sich dort eine Auszeit zu nehmen, eine Auszeit von Jan, ihrem manisch-depressiven Ehemann. Und man merkt die Schwere, die auf ihr liegt. Immer wieder denkt sie an Jan und vielleicht auch ein Leben ohne ihn. Aber die Probleme kann man nicht einfach aus seinem Gedächtnis streichen. Sie sind allgegenwärtig, egal an welchem Ort man sich auch befindet. Die Sprache ist echt toll und dass sie keine Zeichen der wörtlichen Rede benutzt, macht es gerade interessant. Man muss sich sehr konzentrieren, um wirklich zu erfahren, wer gerade was sagt. Ich habe mit Hannah gelitten, bin aber auch gedanklich mit ihr nach Paris gereist. Dieses Buch macht klar, wie sehr ein Mensch darunter leidet, wenn gerade der geliebte Partner krank ist und man nicht helfen kann. Hannah ist eine tolle Frau, die vom Leben gekennzeichnet, teilweise hart zu sich und anderen ist, aber auch durchaus eine weiche, phantasievolle Seite besitzt. Diese Geschichte hat mich komplett mitgenommen auf eine Reise ins innere Ich Hannahs nach Paris. Ich finde es wunderbar, wie die Autorin Marianne Ach das umgesetzt hat. Toll, ein zauberhafter Umgang mit der deutschen Sprache und voller Poesie. Wie Hannah sich letztendlich entscheidet, erfahrt ihr, wenn ihr dieses Büchlein selbst zur Hand nehmt und lest. Ich empfehle es gern weiter, denn ich hatte wunderbare Lesestunden!