Diesseits der Liebe
Roman
Libby Stone hat endlich ihren Traummann gefunden. Doch leider stammt der aus der Zukunft. Hat die Liebe der beiden eine Chance?
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Diesseits der Liebe “
Libby Stone hat endlich ihren Traummann gefunden. Doch leider stammt der aus der Zukunft. Hat die Liebe der beiden eine Chance?
Klappentext zu „Diesseits der Liebe “
Das ist mal wieder typisch, findet Libby Stone. Endlich verliebt sie sich Hals über Kopf in einen Mann, der faszinierend, charmant und sexy ist, und schon steht sie vor einem unlösbaren Problem. Denn Captain Cal Hornblower stammt aus einer anderen Zeitdimension! Durch einen Unfall ist sein Raumschiff vom Kurs abgekommen und im Hier und Jetzt gelandet. Und je länger Cal bei ihr in der einsamen Blockhütte in Oregon bleibt, desto unerträglicher kommt Libby das scheinbar Unvermeidliche vor: Wenn er sein Raumschiff repariert hat, wird er wieder in die Zukunft reisen und Libby nur mit der Erinnerung an seine leidenschaftlichen Küsse in der Gegenwart zurücklassen ...
Lese-Probe zu „Diesseits der Liebe “
Diesseits der Liebe von Nora Roberts 1. Kapitel
Er stürzte ab. Die Instrumententafel war ein wildes Durcheinander aufleuchtender Zahlen und heftig blinkender Lampen, und das Cockpit drehte sich wie ein verrückt gewordenes Karussell. Cal wusste auch ohne die gellende Alarmsirene, dass er sich in Schwierigkeiten befand. Er musste nicht erst auf das drohende Radarsignal auf dem Computerbildschirm schauen, um zu erkennen, dass diese Schwierigkeiten groß waren. Das hatte er schon bemerkt, als er die Leere gesehen hatte.
Er kämpfte gegen seine Panik an. Laut fluchend versuchte er die Steuerung in den Griff zu bekommen und drückte den Schubhebel nach vorn auf volle Kraft. Sein Fahrzeug bockte und bebte und stemmte sich gegen den Sog der Anziehung. Die um ein Vielfaches erhöhte Schwerkraft traf ihn wie ein Zusammenprall mit einer Mauer. Um ihn herum kreischte Metall.
"Bleib heil, Baby", stöhnte Cal. Die Wirkung der Schwerkraft verzerrte sein Gesicht. Der Boden gleich neben seinen Füßen knirschte, und ein gezackter, fingerlanger Riss wurde sichtbar. "Du sollst heil bleiben, verdammt noch mal!"
Er steuerte hart backbord und fluchte aufs Neue, als er merkte, dass sein Schiff nicht im Geringsten auf das Manöver reagierte, sondern unaufhaltsam in das Loch gezogen wurde.
... mehr
Im Cockpit fiel das Licht aus. Nur die Farben auf der Instrumententafel wirbelten wie ein buntes Kaleidoskop. Das Schiff drehte sich in einer Spirale um seine Längsachse und bewegte sich wie ein von einem Katapult abgeschossener Stein voran.
Das Licht war jetzt weiß und grell. Unwillkürlich hob er den Arm, um seine Augen zu schützen. Der plötzliche Druck auf seiner Brust machte ihn hilflos. Cal konnte nur noch mühsam um Atem ringen. Kurz bevor er das Bewusstsein verlor, dachte er noch daran, dass seine Mutter gewollt hatte, er solle Rechtsanwalt werden. Er jedoch hatte unbedingt fliegen wollen.
Als er wieder zu sich kam, beschrieb das Schiff keine Spirale mehr, sondern raste in freiem Fall auf den Planeten zu. Ein Blick auf die Instrumente ergab nur, dass diese beschädigt waren, die Zahlen liefen rückwärts. Eine neue Kraft drückte Cal gegen die Rückenlehne, doch er konnte die Krümmung der Erde sehen.
Er fühlte, dass er gleich wieder ohnmächtig werden würde. Deshalb zog er den Schubhebel zurück und überließ dem Autopiloten die Führung. Der würde nach einem unbewohnten Gebiet suchen, und wenn das Glück ein Einsehen hatte, würde die Crash-Kontrolle noch funktionieren.
Vielleicht sehe ich ja doch noch einmal die Sonne aufgehen, dachte Cal. Und war der Beruf eines Rechtsanwalts denn wirklich so schlimm?
Er sah die Erde auf sich zurasen – blau, grün und wunderschön. Zum Teufel mit der Anwaltspraxis, dachte er. Ein Schreibtisch war kein Ersatz fürs Fliegen.
Libby stand auf der Veranda der Blockhütte und blickte zum brodelnden Nachthimmel hoch. Die jagenden Blitze und der vom Sturm getriebene Regenvorhang waren ein fantastisches Schauspiel. Obwohl sie unter dem Dachüberhang stand, waren ihr Haar und ihr Gesicht nass.
Hinter ihr leuchtete warmes gelbes Licht aus dem Hüttenfenster. Glücklicherweise hatte sie rechtzeitig daran gedacht, Petroleumlampen und Kerzen bereitzustellen und anzuzünden. Das Licht und die Wärme lockten sie jedoch nicht ins Haus zurück. Heute Abend zog sie die Kälte und das Gewitter vor, das über den Bergen tobte.
Wieder zuckte ein Blitz über den Himmel. Wenn das Unwetter noch länger anhielt, würde es Wochen dauern, ehe man den Nordpass wieder befahren konnte. Und wenn schon, dachte Libby, ich habe wochenlang Zeit. Sie lächelte vor sich hin und legte die Arme um sich, weil sie fror. Ja, sie hatte so viel Zeit, wie sie wollte.
Der beste Einfall, den sie jemals gehabt hatte, war es gewesen, die Sachen zu packen und sich in der versteckten Berghütte ihrer Familie einzunisten. Libby hatte die Berge schon immer geliebt. Das Klamath-Gebirge im südwestlichen Oregon bot ihr alles, was sie begehrte: einen spektakulären Ausblick, hohe, zerklüftete Gipfel, saubere Luft und Einsamkeit. Falls es jetzt ein halbes Jahr dauern sollte, bis sie ihre Doktorarbeit über die Auswirkungen der Modernisierungseinflüsse auf die Kolbari-Insulaner fertig gestellt hatte – na und?
Fünf Jahre lang hatte Libby Kulturelle Anthropologie studiert, drei Jahre davon hatte sie mit ausgedehnten Feldstudien, wissenschaftlicher Arbeit vor Ort, verbracht. Seit ihrem achtzehnten Geburtstag hatte sie sich keine wirkliche Freizeit mehr gegönnt und schon gar keine Zeit mit sich ganz allein.
Die Dissertation war ihr wichtig, viel zu wichtig, wie sie sich manchmal eingestehen musste. Hierher zu kommen, wo sie allein sein, arbeiten und sich ein wenig Zeit lassen konnte, um sich mit sich selbst zu befassen, das war doch ein ausgezeichneter Kompromiss.
In der einstöckigen Hütte, vor der sie jetzt stand, war sie geboren worden, und die ersten fünf Jahre ihres Lebens hatte sie in dieser Umgebung verbracht. Sie war hier so frei wie die Tiere des Bergwaldes aufgewachsen.
Lächelnd erinnerte sie sich daran, wie sie und ihre jüngere Schwester barfuß herumgerannt waren und fest daran geglaubt hatten, dass die Welt mit ihnen und ihren Eltern begann und endete.
Ihre Eltern gehörten der damals so genannten Anti-Bewegung an, jenen jungen Leuten, deren Lebensweise im Gegensatz zum allgemein üblichen Kulturstil stand. Libby sah noch heute ihre Mutter am selbst gebauten Webstuhl vor sich und ihren Vater, der glücklich in seinem Garten werkelte. Abends wurde gemeinsam musiziert, und den Kindern wurden lange, spannende Geschichten erzählt. Die kleine Familie war glücklich und zufrieden gewesen, und anderen Menschen begegneten die vier nur auf ihren monatlichen Einkaufsfahrten nach Brookings.
Sie hätten für alle Zeiten so weiterleben können, aber aus den Sechzigerjahren wurden die Siebziger. Ein Kunsthändler hatte einen der selbst gewebten Wandbehänge von Libbys Mutter gesehen. Fast zur selben Zeit hatte ihr Vater festgestellt, dass eine ganz bestimmte Mischung seiner selbst gezogenen Gartenkräuter einen beruhigenden und köstlichen Tee ergab. Noch vor Libbys achtem Geburtstag waren ihre Mutter zu einer geachteten Künstlerin und ihr Vater zu einem erfolgreichen jungen Unternehmer geworden. Die Berghütte wurde zu einem Ferienversteck, nachdem die Familie sich in das Leben der Großstadt Portland eingefügt hatte.
Vielleicht hatte es an Libbys eigenem Kulturschock gelegen, dass sie sich später der Anthropologie verschrieben hatte. Diese Wissenschaft faszinierte sie, und ihr Interesse an Gesellschaftsstrukturen und äußeren Einflüssen hatte ihr Leben oft dominiert. Manchmal vergaß sie auf ihrer Suche nach Antworten alles andere. Wenn es wieder einmal soweit war, kehrte sie zu dieser Berghütte hier zurück oder verbrachte ein paar Tage zu Besuch bei ihren Eltern. Das brachte sie dann wieder auf den Boden der Gegenwart und der Tatsachen zurück.
Morgen wollte sie nun endlich anfangen. Dann war dieses Unwetter vorbei, sie würde ihren Computer einschalten und mit der Arbeit beginnen. Aber nur vier Stunden am Tag, nahm sie sich vor. In den vergangenen anderthalb Jahren hatte sie dreimal so lange gearbeitet.
Alles zu seiner Zeit, hatte ihre Mutter immer gesagt. Nun gut, diesmal wollte sich Libby die Zeit nehmen, sich ein wenig von der Freiheit zurückzuholen, die sie während ihrer ersten fünf Lebensjahre genossen hatte.
Wie friedlich es hier war! Sie ließ sich den Wind durchs Haar wehen und lauschte dem Prasseln des Regens auf Stein- und Sandboden. Trotz des Unwetters, trotz Blitz und Donner fühlte sie nichts als eine innere heitere Gelassenheit. In ihrem ganzen Leben hatte sie nie ein friedlicheres Fleckchen Erde kennen gelernt als dieses hier.
Libby sah das Licht über den Himmel rasen. Einen Augenblick lang dachte sie, es könnte sich um einen Kugelblitz oder vielleicht um einen Meteoriten handeln. Dann folgte der nächste Blitz, und in seiner grellen Helligkeit erkannte sie den vagen Umriss und den Widerschein von Metall. Sie trat unter dem Dachüberhang hervor in den Regen hinaus. Das fliegende Objekt raste näher heran. Unwillkürlich griff sie sich an die Kehle.
Ein Flugzeug? Jetzt berührte es schon die Wipfel der Fichten westlich der Hütte, im nächsten Moment hörte sie das Krachen. Eine Sekunde lang stand sie erstarrt da. Dann lief sie ins Haus und holte sich ihren Regenmantel und ihren Erste-Hilfe-Koffer.
Ein paar Augenblicke später kletterte sie in ihren Geländewagen. Von der Veranda aus hatte sie gesehen, wo das Flugzeug abgestürzt war, und jetzt hoffte sie nur, dass ihr gewöhnlich ausgezeichneter Orientierungssinn sie nicht verließ.
Eine halbe Stunde kämpfte sie sich durch den Sturm, über vom Regen ausgewaschene Fahrwege und von abgerissenen Ästen fast blockierte Pfade voran. Sie biss die Zähne zusammen, als der Geländewagen durch einen jetzt reißenden Bach fuhr. Die Gefahren von Überflutungen im Gebirge waren ihr durchaus bekannt, trotzdem behielt sie ihre Richtung und ihre Geschwindigkeit bei.
Und dann hätte sie den Mann beinahe überfahren.
Libby stieg hart in die Bremsen, als die Scheinwerfer über eine zusammengekauerte Gestalt strichen, die am Rande des schmalen Weges lag. Der Geländewagen rutschte, brach auf dem schlammigen Untergrund aus und kam dann endlich zum Stehen.
© Mira Taschenbuch
Übersetzung: Rita Langner
Das Licht war jetzt weiß und grell. Unwillkürlich hob er den Arm, um seine Augen zu schützen. Der plötzliche Druck auf seiner Brust machte ihn hilflos. Cal konnte nur noch mühsam um Atem ringen. Kurz bevor er das Bewusstsein verlor, dachte er noch daran, dass seine Mutter gewollt hatte, er solle Rechtsanwalt werden. Er jedoch hatte unbedingt fliegen wollen.
Als er wieder zu sich kam, beschrieb das Schiff keine Spirale mehr, sondern raste in freiem Fall auf den Planeten zu. Ein Blick auf die Instrumente ergab nur, dass diese beschädigt waren, die Zahlen liefen rückwärts. Eine neue Kraft drückte Cal gegen die Rückenlehne, doch er konnte die Krümmung der Erde sehen.
Er fühlte, dass er gleich wieder ohnmächtig werden würde. Deshalb zog er den Schubhebel zurück und überließ dem Autopiloten die Führung. Der würde nach einem unbewohnten Gebiet suchen, und wenn das Glück ein Einsehen hatte, würde die Crash-Kontrolle noch funktionieren.
Vielleicht sehe ich ja doch noch einmal die Sonne aufgehen, dachte Cal. Und war der Beruf eines Rechtsanwalts denn wirklich so schlimm?
Er sah die Erde auf sich zurasen – blau, grün und wunderschön. Zum Teufel mit der Anwaltspraxis, dachte er. Ein Schreibtisch war kein Ersatz fürs Fliegen.
Libby stand auf der Veranda der Blockhütte und blickte zum brodelnden Nachthimmel hoch. Die jagenden Blitze und der vom Sturm getriebene Regenvorhang waren ein fantastisches Schauspiel. Obwohl sie unter dem Dachüberhang stand, waren ihr Haar und ihr Gesicht nass.
Hinter ihr leuchtete warmes gelbes Licht aus dem Hüttenfenster. Glücklicherweise hatte sie rechtzeitig daran gedacht, Petroleumlampen und Kerzen bereitzustellen und anzuzünden. Das Licht und die Wärme lockten sie jedoch nicht ins Haus zurück. Heute Abend zog sie die Kälte und das Gewitter vor, das über den Bergen tobte.
Wieder zuckte ein Blitz über den Himmel. Wenn das Unwetter noch länger anhielt, würde es Wochen dauern, ehe man den Nordpass wieder befahren konnte. Und wenn schon, dachte Libby, ich habe wochenlang Zeit. Sie lächelte vor sich hin und legte die Arme um sich, weil sie fror. Ja, sie hatte so viel Zeit, wie sie wollte.
Der beste Einfall, den sie jemals gehabt hatte, war es gewesen, die Sachen zu packen und sich in der versteckten Berghütte ihrer Familie einzunisten. Libby hatte die Berge schon immer geliebt. Das Klamath-Gebirge im südwestlichen Oregon bot ihr alles, was sie begehrte: einen spektakulären Ausblick, hohe, zerklüftete Gipfel, saubere Luft und Einsamkeit. Falls es jetzt ein halbes Jahr dauern sollte, bis sie ihre Doktorarbeit über die Auswirkungen der Modernisierungseinflüsse auf die Kolbari-Insulaner fertig gestellt hatte – na und?
Fünf Jahre lang hatte Libby Kulturelle Anthropologie studiert, drei Jahre davon hatte sie mit ausgedehnten Feldstudien, wissenschaftlicher Arbeit vor Ort, verbracht. Seit ihrem achtzehnten Geburtstag hatte sie sich keine wirkliche Freizeit mehr gegönnt und schon gar keine Zeit mit sich ganz allein.
Die Dissertation war ihr wichtig, viel zu wichtig, wie sie sich manchmal eingestehen musste. Hierher zu kommen, wo sie allein sein, arbeiten und sich ein wenig Zeit lassen konnte, um sich mit sich selbst zu befassen, das war doch ein ausgezeichneter Kompromiss.
In der einstöckigen Hütte, vor der sie jetzt stand, war sie geboren worden, und die ersten fünf Jahre ihres Lebens hatte sie in dieser Umgebung verbracht. Sie war hier so frei wie die Tiere des Bergwaldes aufgewachsen.
Lächelnd erinnerte sie sich daran, wie sie und ihre jüngere Schwester barfuß herumgerannt waren und fest daran geglaubt hatten, dass die Welt mit ihnen und ihren Eltern begann und endete.
Ihre Eltern gehörten der damals so genannten Anti-Bewegung an, jenen jungen Leuten, deren Lebensweise im Gegensatz zum allgemein üblichen Kulturstil stand. Libby sah noch heute ihre Mutter am selbst gebauten Webstuhl vor sich und ihren Vater, der glücklich in seinem Garten werkelte. Abends wurde gemeinsam musiziert, und den Kindern wurden lange, spannende Geschichten erzählt. Die kleine Familie war glücklich und zufrieden gewesen, und anderen Menschen begegneten die vier nur auf ihren monatlichen Einkaufsfahrten nach Brookings.
Sie hätten für alle Zeiten so weiterleben können, aber aus den Sechzigerjahren wurden die Siebziger. Ein Kunsthändler hatte einen der selbst gewebten Wandbehänge von Libbys Mutter gesehen. Fast zur selben Zeit hatte ihr Vater festgestellt, dass eine ganz bestimmte Mischung seiner selbst gezogenen Gartenkräuter einen beruhigenden und köstlichen Tee ergab. Noch vor Libbys achtem Geburtstag waren ihre Mutter zu einer geachteten Künstlerin und ihr Vater zu einem erfolgreichen jungen Unternehmer geworden. Die Berghütte wurde zu einem Ferienversteck, nachdem die Familie sich in das Leben der Großstadt Portland eingefügt hatte.
Vielleicht hatte es an Libbys eigenem Kulturschock gelegen, dass sie sich später der Anthropologie verschrieben hatte. Diese Wissenschaft faszinierte sie, und ihr Interesse an Gesellschaftsstrukturen und äußeren Einflüssen hatte ihr Leben oft dominiert. Manchmal vergaß sie auf ihrer Suche nach Antworten alles andere. Wenn es wieder einmal soweit war, kehrte sie zu dieser Berghütte hier zurück oder verbrachte ein paar Tage zu Besuch bei ihren Eltern. Das brachte sie dann wieder auf den Boden der Gegenwart und der Tatsachen zurück.
Morgen wollte sie nun endlich anfangen. Dann war dieses Unwetter vorbei, sie würde ihren Computer einschalten und mit der Arbeit beginnen. Aber nur vier Stunden am Tag, nahm sie sich vor. In den vergangenen anderthalb Jahren hatte sie dreimal so lange gearbeitet.
Alles zu seiner Zeit, hatte ihre Mutter immer gesagt. Nun gut, diesmal wollte sich Libby die Zeit nehmen, sich ein wenig von der Freiheit zurückzuholen, die sie während ihrer ersten fünf Lebensjahre genossen hatte.
Wie friedlich es hier war! Sie ließ sich den Wind durchs Haar wehen und lauschte dem Prasseln des Regens auf Stein- und Sandboden. Trotz des Unwetters, trotz Blitz und Donner fühlte sie nichts als eine innere heitere Gelassenheit. In ihrem ganzen Leben hatte sie nie ein friedlicheres Fleckchen Erde kennen gelernt als dieses hier.
Libby sah das Licht über den Himmel rasen. Einen Augenblick lang dachte sie, es könnte sich um einen Kugelblitz oder vielleicht um einen Meteoriten handeln. Dann folgte der nächste Blitz, und in seiner grellen Helligkeit erkannte sie den vagen Umriss und den Widerschein von Metall. Sie trat unter dem Dachüberhang hervor in den Regen hinaus. Das fliegende Objekt raste näher heran. Unwillkürlich griff sie sich an die Kehle.
Ein Flugzeug? Jetzt berührte es schon die Wipfel der Fichten westlich der Hütte, im nächsten Moment hörte sie das Krachen. Eine Sekunde lang stand sie erstarrt da. Dann lief sie ins Haus und holte sich ihren Regenmantel und ihren Erste-Hilfe-Koffer.
Ein paar Augenblicke später kletterte sie in ihren Geländewagen. Von der Veranda aus hatte sie gesehen, wo das Flugzeug abgestürzt war, und jetzt hoffte sie nur, dass ihr gewöhnlich ausgezeichneter Orientierungssinn sie nicht verließ.
Eine halbe Stunde kämpfte sie sich durch den Sturm, über vom Regen ausgewaschene Fahrwege und von abgerissenen Ästen fast blockierte Pfade voran. Sie biss die Zähne zusammen, als der Geländewagen durch einen jetzt reißenden Bach fuhr. Die Gefahren von Überflutungen im Gebirge waren ihr durchaus bekannt, trotzdem behielt sie ihre Richtung und ihre Geschwindigkeit bei.
Und dann hätte sie den Mann beinahe überfahren.
Libby stieg hart in die Bremsen, als die Scheinwerfer über eine zusammengekauerte Gestalt strichen, die am Rande des schmalen Weges lag. Der Geländewagen rutschte, brach auf dem schlammigen Untergrund aus und kam dann endlich zum Stehen.
© Mira Taschenbuch
Übersetzung: Rita Langner
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Autoren-Porträt von Nora Roberts
Autoren-Porträt von Nora RobertsNora Roberts ist die derzeit wahrscheinlich erfolgreichste Liebesroman-Autorin – weltweit. Geboren wurde sie als jüngste von fünf Kindern in Silver Spring Maryland und besuchte zeitweise eine katholische Schule. Sie heiratete früh und arbeitete – nach eigenen Angaben eher erfolglos – einige Zeit als Sekretärin. Nach der Geburt ihrer zwei Söhne wurde sie Hausfrau. Der Legende nach brachte sie ein Schneesturm zum Schreiben: Sie war mit ihren Söhnen eingeschlossen, die Schokoladenvorräte gingen zu Ende und sie erfand, damit es nicht langweilig würde, kleine Geschichten, die sie später aufschrieb. Zwei Jahre später, 1981, erschien ihr erster Buch. Seitdem ging es steil bergauf. Roberts schrieb dutzende Liebesromane, die sich weltweit millionenfach verkaufen. Auf die Frage, weshalb sie gerade Beziehungsromane schreibe, sagt sie: „Für mich sind Beziehungen, Emotionen und der Sturm der Gefühle, wenn man sich verliebt, einfach faszinierend.“ Etwas pragmatischer meinte sie bei anderer Gelegenheit, dass sie immer Männer um sich herum hatte: die vier älteren Brüder, Ehemann, zwei Söhne. Sie hatte also nur die Wahl: versuchen, sie zu verstehen oder durchdrehen...
Inzwischen lebt Nora Roberts mit ihrem zweiten Mann auf einem malerischen Hügel im Westen von Maryland. Ihr Mann ist Tischler und sollte ursprünglich Bücherregale im Haus einbauen. „Er kam und ging einfach nicht mehr“, wie Nora Roberts es beschreibt. Er hat dafür gesorgt, dass das Haus nun auch ein drittes Geschoss und ein eigenes Schwimmbad hat.
Nora Roberts arbeitet 6-8 Stunden täglich an ihren Büchern, steht in E-Mail-Kontakt mit den vielen Fans und entspannt abends am liebsten mit einem guten Buch oder vor dem Fernseher. Manchmal bleibt ihr sogar etwas Zeit für den großen
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Garten. Hier hat sie, wie sie selbst sagt, „den vollkommenen Ort“ gefunden.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Nora Roberts
- 2009, 300 Seiten, Maße: 12,3 x 18,4 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus dem Amerikanischen von Rita Langner
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3899415671
- ISBN-13: 9783899415674
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