Du findest mich am Ende der Welt
Roman
Als der Galerist Jean-Luc Champollion eines Morgens den Liebesbrief einer Unbekannten in der Post findet, ahnt er noch nicht, daß sein wohltemperiertes Leben von jetzt an völlig auf den Kopf gestellt werden soll. Denn bald schon hat Jean-Luc nur noch ein...
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Produktinformationen zu „Du findest mich am Ende der Welt “
Klappentext zu „Du findest mich am Ende der Welt “
Als der Galerist Jean-Luc Champollion eines Morgens den Liebesbrief einer Unbekannten in der Post findet, ahnt er noch nicht, daß sein wohltemperiertes Leben von jetzt an völlig auf den Kopf gestellt werden soll. Denn bald schon hat Jean-Luc nur noch ein Ziel: Er will die kapriziöse Unbekannte finden, die sich »Principessa« nennt und die verführerischsten Briefe der Welt schreibt. Doch wer ist diese Frau, die ihn mit zarter Hand und spitzer Feder durch eine turbulente Liebesgeschichte lenkt?
Lese-Probe zu „Du findest mich am Ende der Welt “
Mein erster Liebesbrief endete in einer Katastrophe. Ich war damals fünfzehn und halb ohnmächtig vor Liebe, wenn ich Lucille nur sah. Sie kam kurz vor den Sommerferien an unsere Schule, ein Geschöpf von einem anderen Stern, und selbst heute, viele Jahre später, scheint es mir, daß es einen ganz eigenen Zauber hatte, wie sie dort zum ersten Mal vor unserer Klasse stand, in ihrem himmelblauen, duftigen, ärmellosen Kleid und den langen silbrig-blonden Haaren, die das feine herzförmige Gesichtchen einrahmten.
Sie stand ganz ruhig da, ganz aufrecht, lächelnd, das Licht fiel geradewegs durch sie hindurch, und unsere Lehrerin, Madame Dubois, ließ den Blick prüfend über die Klasse schweifen.
"Lucille, du kannst dich erst einmal neben Jean-Luc setzen, da ist noch ein Platz frei", sagte sie schließlich.
Meine Hände wurden feucht. Ein leises Raunen ging durch die Klasse, und ich starrte Madame Dubois an wie die gute Fee aus dem Märchen. Selten in meinem späteren Leben habe ichdieses Gefühl gehabt, das man nur dann empfinden kann, wenn das Glück so völlig unverdienterweise über einen hereinbricht.
Lucille nahm ihre Schultasche und schwebte zu meiner Bank, und ich dankte meinem Klassenkameraden Etienne aus tiefstem Herzen, daß er so vorausschauend gewesen war, sich gerade jetzt einen komplizierten Armbruch zuzulegen.
"Bonjour, Jean-Luc", sagte Lucille höflich, es waren die ersten Worte, die sie überhaupt sagte, und der offene Blick aus ihren hellen, wasserblauen Augen traf mich mit der Wucht eines Wolkengewichts.
Mit fünfzehn wußte ich nicht, daß Wolken tatsächlich viele Tonnen wiegen, und wie hätte ich das auch ahnen sollen, wo sie doch so weiß und duftig am Himmel entlangschweben wie Zuckerwatte.
Mit fünfzehn wußte ich vieles nicht.
Ich nickte, grinste und versuchte, nicht rot zu werden. Alle sahen zu uns herüber. Ich spürte, wie das Blut mir heiß in die Wangen schoß, und hörte die Jungen kichern. Lucille lächelte mir zu, als hätte sie es nicht bemerkt, wofür ich
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ihr sehr dankbar war. Dann setzte sie sich mit großer Selbstverständlichkeit auf den ihr zugewiesenen Platz und zog ihre Hefte heraus. Bereitwillig rückte ich ein Stück zur Seite, atemlos und stumm vor Glück.
Der Unterricht begann, und doch weiß ich von diesem Schultag nur noch eines: Das schönste Mädchen der Klasse saß neben mir, und wenn sie sich vorbeugte und die Arme aufstützte, konnte ich den zarten hellen Flaum in ihren Achselhöhlen sehen und ein winziges Stückchen verwirrend weicher, weißer Haut, das zu ihrer Brust führte, die unter dem Himmelskleid verborgen blieb.
Die nächsten Tage waren ein einziger glückstrunkener Taumel. Ich sprach mit keinem, ich ging am Strand von Hyères entlang, meiner kleinen Heimatstadt am südlichsten Zipfel Frankreichs, und schickte den Ansturm meiner Gefühle übers Meer, ich schloß mich in meinem Zimmer ein und hörte laut Musik, bis meine Mutter gegen die Tür hämmerte und rief, ob ich verrückt geworden sei.
Ja, ich war verrückt. Verrückt auf die schönste Weise, die man sich nur vorstellen kann. Verrückt im Sinne
von verrückt. Nichts mehr war an seinem alten Platz, ich selbst am wenigsten. Alles war neu, anders. Mit der Naivität und dem Pathos eines Fünfzehnjährigen stellte ich fest, daß ich kein Kind mehr war. Ich verbrachte Stunden vor dem Spiegel, reckte mich und musterte mich kritisch von allen Seiten, um zu sehen, ob man es sah.
Unentwegt spielte ich Tausende von Szenen durch, die mir meine fieberhafte Phantasie eingab und die immer auf die gleiche Weise endeten mit einem Kuß auf den roten Kirschmund von Lucille.
Mit einem Mal konnte ich es morgens kaum erwarten, in die Schule zu gehen. Ich war bereits eine Viertelstunde da, bevor der Hausmeister das große Eisentor aufschloß, in der unbegründeten Hoffnung, Lucille allein zu begegnen. Nicht ein einziges Mal kam sie zu früh.
Ich erinnere mich, daß ich an einem Tag in einer Mathematikstunde s
Der Unterricht begann, und doch weiß ich von diesem Schultag nur noch eines: Das schönste Mädchen der Klasse saß neben mir, und wenn sie sich vorbeugte und die Arme aufstützte, konnte ich den zarten hellen Flaum in ihren Achselhöhlen sehen und ein winziges Stückchen verwirrend weicher, weißer Haut, das zu ihrer Brust führte, die unter dem Himmelskleid verborgen blieb.
Die nächsten Tage waren ein einziger glückstrunkener Taumel. Ich sprach mit keinem, ich ging am Strand von Hyères entlang, meiner kleinen Heimatstadt am südlichsten Zipfel Frankreichs, und schickte den Ansturm meiner Gefühle übers Meer, ich schloß mich in meinem Zimmer ein und hörte laut Musik, bis meine Mutter gegen die Tür hämmerte und rief, ob ich verrückt geworden sei.
Ja, ich war verrückt. Verrückt auf die schönste Weise, die man sich nur vorstellen kann. Verrückt im Sinne
von verrückt. Nichts mehr war an seinem alten Platz, ich selbst am wenigsten. Alles war neu, anders. Mit der Naivität und dem Pathos eines Fünfzehnjährigen stellte ich fest, daß ich kein Kind mehr war. Ich verbrachte Stunden vor dem Spiegel, reckte mich und musterte mich kritisch von allen Seiten, um zu sehen, ob man es sah.
Unentwegt spielte ich Tausende von Szenen durch, die mir meine fieberhafte Phantasie eingab und die immer auf die gleiche Weise endeten mit einem Kuß auf den roten Kirschmund von Lucille.
Mit einem Mal konnte ich es morgens kaum erwarten, in die Schule zu gehen. Ich war bereits eine Viertelstunde da, bevor der Hausmeister das große Eisentor aufschloß, in der unbegründeten Hoffnung, Lucille allein zu begegnen. Nicht ein einziges Mal kam sie zu früh.
Ich erinnere mich, daß ich an einem Tag in einer Mathematikstunde s
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Bibliographische Angaben
- Autor: Nicolas Barreau
- 2010, 17. Aufl., 272 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung:Scherrer, Sophie
- Übersetzer: Sophie Scherrer
- Verlag: Piper
- ISBN-10: 3492257755
- ISBN-13: 9783492257756
- Erscheinungsdatum: 01.07.2010
Rezension zu „Du findest mich am Ende der Welt “
»Eine amüsant und locker erzählte Geschichte, mit welcher der junge französische Autor an seinen erfolgreichen ersten Roman anknüpft.« Schweizer Familie . »Ein schöner, mitreißender und unterhaltsamer Roman aus der Feder des noch jungen Autors.« literature.de
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