Dunkles Verlangen
Er ist von animalischer Schönheit - doch er soll seine Ehefrau ermordet haben: Nicholas Bragg, der Earl of Dragmore, konnte diesen Verdacht nie ganz abschütteln. Da steht plötzlich die blutjunge Jane vor den Toren seines Schlosses - eine entfernte...
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Er ist von animalischer Schönheit - doch er soll seine Ehefrau ermordet haben: Nicholas Bragg, der Earl of Dragmore, konnte diesen Verdacht nie ganz abschütteln. Da steht plötzlich die blutjunge Jane vor den Toren seines Schlosses - eine entfernte Verwandte. Und genau sie scheint den Schlüssel zum Herzen des "Lord of Darkness" gefunden zu haben.
Doch dann droht ein weiteres dunkles Geheimnis aus seiner Vergangenheit, alles zu zerstören.
Dunkles Verlangen von Brenda Joyce
LESEPROBE
1
Er war mal wieder schlecht gelaunt.
Allerdings war der Earl von Dragmorefür seine gute Laune ohnehin nicht bekannt.
Nicholas Bragg, aliasLord Shelton, stand vor der Terrassentür, die er aufWunsch seiner Frau hatte einbauen lassen, und blickte hinaus. In der Hand hielter einen Brief. Draußen bot sich ihm ein spektakulärer Ausblick: endlosesorgfältig manikürte smaragdgrüne Rasenflächen, mit pinkfarbenen Rosen dichtbestückte Beete, die gelb leuchtende Kiesstraße, die das Anwesen in weitenSchwüngen durchzog, und dahinter endlose grüne Hügel, die von Eichen - in derletzten Pracht des Sommers - gesäumt wurden. Der Earl war ungehalten. Seinharter Mund war nur mehr ein dünner Strich. Seine kräftige braune Hand spanntesich an, bis die Sehnen hervortraten. Er zerknüllte das Schreiben, das ergerade gelesen hatte. »Verdammt!
Das Wort klang wie ein Peitschenhieb. Zugleichschleuderte er den Brief wütend zu Boden.
Er wanderte unruhig in dem Raum umher.
Der Earl trug die übliche enge Reithose, hoheschwarze Stiefel, ein achtlos in den Hosenbund geschobenes Baumwollhemd, das -viktorianische Anstandsregeln hin oder her oben aufgeknöpft war. Er schritt mitder Eleganz, mit der Spannkraft eines Panthers in dem Raum hin und her. Dannblieb er stehen und starrte auf den Brief, der direkt vor ihm am Boden lag.Fast hätte er dem kindischen Impuls nachgegeben, das Schreiben mit demStiefelabsatz zu zertreten. Aber auch das hätte den Brief nicht ungeschehengemacht. Und das Mädchen hätte es ihm ebenso wenig vom Hals geschafft.
Eine Vormundschaft. Ohne einen Anflug von Reueverfluchte er seine verstorbene Frau.
Der Earl trat an die breite Fensterfront undfuhr sich mit der Hand durch sein unglaublich dichtes, unglaublich schwarzesHaar - so schwarz, dass es im Sonnenlicht blau schimmerte. Er war zubeschäftigt, um für ein hergelaufenes Mündel das Kindermädchen zu spielen,verdammt noch mal.
Für solchen Firlefanz gab es in seinemsorgfältig geregelten Alltag keinen Platz. Die Ernte stand vor der Tür, unddann wollte er sich in den kommenden Tagen noch in Newmarketeinige Zuchtbullen anschauen. Außerdem war sein Hengst No Regretsam folgenden Sonntag für ein Rennen gemeldet, und er dachte gar nicht daran,dieses Ereignis zu versäumen. Für die Zeit nach dem Rennen hatte er zweiunterhaltsame Wochen in London eingeplant, falls es auf seinen Gütern nicht wiederirgendeinen Ärger geben sollte. Verdammt.
Wie alt war die Kleine überhaupt?
Der Earl klaubte den Brief wütend vom Boden aufund zerriss ihn beinahe, als er ihn auseinander faltete. Sein Gesicht war fastausdruckslos. Nur seine Wut war in seinen grauen Augen zu erkennen, die fastsilbrig erschienen, so hell waren sie. Der Kontrast mit seiner bronzefarbenenHaut ließ sie sogar noch an Strahlkraft gewinnen. Siebzehn Jahre alt war dasMädchen. Siebzehn, um Gottes willen, und dazu noch ein schwieriger Fall, wennman ihrer Tante Matilda glauben konnte. Genau deswegen wollte diese Matildaihre Nichte ja bei ihm abladen.
Der Earl schimpfte. »Soll sie doch bei Chad einziehen«, dachte er grimmig. »Vielleicht kann siesich ja im Kindertrakt nützlich machen.« Er ließ sichdie Idee nochmals durch den Kopf gehen - ein siebzehnjähriges Mädchen indenselben Räumen wie sein fünfjähriger Sohn. Ausgeschlossen.
Seine Frau war gerade siebzehn gewesen, als ersie damals kennen gelernt hatte. Er wurde immer wütender und frustrierter.Keinen Gedanken wollte er mehr an diese hinterhältige Hexe verschwenden, die -nach christlichen Maßstäben - in diesem Augenblick in der Hölle schmorenmusste. Er lachte kalt. Die Hölle - so ein Unsinn -, und an Gott glaubte erebenso wenig.
Sein Hengst war genauso dunkel, so stattlich undkraftvoll wie er. Natürlich kannten die Stallburschen ihren Herrn inzwischen.Keiner von ihnen verzog eine Miene, als Nick sich auf den breiten nacktenRücken des Hengstes schwang und im Galopp davonsprengte.Anfangs ließ er das Pferd auf der befestigten Kiesstraße galoppieren, die nochimmer täglich geharkt wurde. Wieder so eine Idee seiner Frau, aber auch vierJahre nach ihrem Tod wurde diese Anweisung weiterhin ausgeführt. Nick hatte denBefehl seiner Frau nie widerrufen - nicht der Mühe wert. Der herrschaftlicheZufahrtsweg führte in weiten Schwüngen vier Meilen über das Gebiet von Dragmore, bevor er die Landstraße nach Lessing erreichte,die von dort aus weiter nach London führte. Der Earl drängte den Hengst zumVerlassen des Weges und galoppierte auf einer sorgfältig gepflegten Rasenflächedahin. In den Augen seiner Gärtner war er ein Dummkopf, das wusste er nur zugut. Schließlich hatten sie alle Hände voll damit zu tun, die Locher, die dieHufe seines Pferdes in die Grasnarbe rissen, hinter ihm wieder zu sch1iefon: umihm - dem Earl - den Anblick der von ihm selbst verursachten Verwüstung zuersparen. Ja, sie schienen sogar zu glauben, dass er von alledem nichtsmitbekam. Nick lächelte. Der Rasen gehörte schließlich zu seinem Besitz. Gingkeinen Menschen etwas an, ob er ihn zerstörte - wenn ihm gerade danach zumutewar.
Pferd und Reiter flogen - zu einer Einheitverschmolzen mühelos über eine hohe breite Mauer hinweg. Fast tänzerisch. Aufder anderen Seite zügelte der Earl seinen Hengst und umrittim leichten Galopp eine Herde Schafe - seine Schafe. Als er eine angrenzendeKoppel erreichte, war er darauf bedacht, die Stuten nicht aufzustören, die dortmit ihren ausgelassenen Fohlen grasten. Einfach quer durch ein Getreidefeld zureiten, wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Nicht mal im Traum.
Nur der verdammte Rasen, dessen Pflege fünfzehnGärtner in Anspruch nahm, der war ihm völlig egal.
Er lenkte den schnaubenden Hengst zum Stallzurück. Das schweißgetränkte Hemd klebte an seinem Oberkörper. Ein paarStallburschen kamen ihm entgegengerannt, wollten dasPferd in Empfang nehmen. Doch der Earl wehrte sie mit einer Handbewegung ab. Erführte das Pferd eine halbe Stunde im Kreis herum, bis das Tier und er selbstabgekühlt und wieder getrocknet waren.
Der oberste Stallknecht, ein alter Mann namensWillard, beobachtete den Earl aus einiger Entfernung und kaute genüsslich aufeinem Priem. Auch sein zwölf Jahre alter Neffe Jimmy, der erst seit Kurzem in Dragmore war, bestaunte seinen neuen Herrn mit weitaufgerissenen Augen. »Stimmt das eigentlich?«,flüsterte er. »Ist er wirklich der Teufel?«
Willard spuckte seinen Priem aus. Er sah von Weitem zu, wie der Earl eine Hand auf die weichen Nüsterndes Hengstes legte und den Mund nahe an dessen Ohr brachte. Aus der Entfernungwar nicht zu erkennen, ob der Mann etwas zu dem Tier sagte. Doch seine ganzeHaltung ließ vermuten, dass er leise auf das Tier einredete. Eines wussteWillard wenigstens ganz genau: Der Hengst dort drüben war wirklich vom Teufelbesessen. »Kann schon sein«, murmelte er. »Möglich. Aber pass auf, dass niemandso etwas aus deinem Mund hört, mein Junge.
Schließlich überließ der Earl den Hengst einemStallburschen und ging rasch zum Haus. Ein mächtiges Gebäude mit vierzig oderfünfzig Zimmern, wenn auch bei Weitem nicht so groß wie das berühmte Herrenhausdes Herzogs von Marlborough. Das Haus war aus rohbehauenen dunkelgrauen Steinquadern erbaut und hatte mehrere Türmchen undPortale. Die zahlreichen Fenster waren mit Kristallscheiben bestückt. An denMauern rankten sich Rosen empor wieder so eine Idee seiner Frau. Ihm selbsthatte der Efeu viel besser gefallen, den sie vor Jahren hatte entfernen lassen.
Der südliche Flügel des Gebäudes war völligausgebrannt. Aus verkohlten Steinquadern und Balken ragten halb eingestürzteMauern empor. Das früher einmal mit Türmchen bewehrte Dach warzusammengekracht. Das Einzige, was noch stand, war ein Turm mit ausgebranntenFensteröffnungen. Inmitten der Trümmer ragte dieser Turm wie ein tragischerWächter auf. Der Earl würdigte die verkohlte Ruine keines einzigen Blickes.
Er trat durch die Terrassentür in dasArbeitszimmer. Er hatte Lust auf einen Whiskey, und dann wollte er noch denBrief lesen, den er von dem Pächter in Braddock erhalten hatte. Für Brandy hatte er noch nie etwas übrig gehabt. In der Türblieb er abrupt stehen und blickte gebannt auf ein stattliches weiblichesHinterteil. Das Dienstmädchen bückte sich gerade, um den Brief vom Bodenaufzuheben.
Auf seinen Lippen erschien der Anflug einesLächelns, und sein Gesicht, vor allem die Augenpartie, nahm einen fast weichenAusdruck an. Das war schon der höchste Ausdruck der Freude, dessen der Earlfähig war.
Er blieb einen Augenblick stehen und beobachtetesie.
Dann trat er lautlos direkt hinter sie, umfassteihre Hüften mit den Händen und drängte sich in jäh aufloderndem Begehren ansie. Als sie sich mit einem Ruck aufrichtete und erschrocken nach Luftschnappte, küsste er sie in den Nacken.
© Weltbild
Übersetzung:Christian Quatmann
- Autor: Brenda Joyce
- 2006, 1, 398 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Kartoniert (TB)
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 389897345X
- ISBN-13: 9783898973458
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