Ein Lord mit besten Absichten / Noble Bd.1
Roman
Nach einer leidvollen Ehe mit seiner ersten Frau ist Noble Britton entschlossen, nicht noch einmal denselben Fehler zu begehen. Er sucht nach einer ruhigen, sittsamen Frau, die keine Skandale verursacht. Zu der hübschen Halbamerikanerin Gillian Leigh...
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Produktinformationen zu „Ein Lord mit besten Absichten / Noble Bd.1 “
Nach einer leidvollen Ehe mit seiner ersten Frau ist Noble Britton entschlossen, nicht noch einmal denselben Fehler zu begehen. Er sucht nach einer ruhigen, sittsamen Frau, die keine Skandale verursacht. Zu der hübschen Halbamerikanerin Gillian Leigh fühlt er sich sofort hingezogen. Doch schon bald nach der Hochzeit muss er feststellen, dass diese außergewöhnlich oft vom Pech verfolgt wird und sein Haus gehörig auf den Kopf stellt.
Klappentext zu „Ein Lord mit besten Absichten / Noble Bd.1 “
Nach einer leidvollen Ehe mit seiner ersten Frau ist Noble Britton entschlossen, nicht noch einmal denselben Fehler zu begehen. Er sucht nach einer ruhigen, sittsamen Frau, die keine Skandale verursacht. Zu der hübschen Halbamerikanerin Gillian Leigh fühlt er sich sofort hingezogen. Doch schon bald nach der Hochzeit muss er feststellen, dass diese außergewöhnlich oft vom Pech verfolgt wird und sein Haus gehörig auf den Kopf stellt.
Lese-Probe zu „Ein Lord mit besten Absichten / Noble Bd.1 “
Ein Lord mit besten Absichten von Katie MacAlister 1
Gillian Leighs erstes gesellschaftliches Ereignis der Saison begann mit dem, was von der Londoner Gesellschaft später gemeinhin als Vorzeichen drohenden Unheils gewertet wurde.
»Heiliger Strohsack. Darüber wird die Herzogin alles andere als erfreut sein.«
Bestürzt beobachtete Gillian, wie die Flammen die goldfarbenen Samtvorhänge immer weiter eroberten, allen Versuchen zum Trotz, sie mit einem quastenverzierten Seidenkissen auszuschlagen. entsetzte schreie und schrilles Stimmengewirr zeigten an, dass man, entgegen ihrer leisen Hoffnung, ihre Bemühungen bemerkt hatte, noch ehe sie den Brand unter Kontrolle bringen konnte.
Zwei Lakaien stürzten mit wassergefüllten Eimern an ihr vorbei und hatten das Feuer bald gelöscht. Doch ein wenig zu spät ... der Schaden war unübersehbar. Der hochgelobte Goldene Salon der Herzogin würde nie wieder derselbe sein. Mit dem rußigen Kissen vor der Brust beobachtete Gillian betrübt, wie die geschwärzten Vorhänge hastig eingerollt und weggeschafft wurden. Überall standen kleine Grüppchen von Leuten, die sich angeregt unterhielten und dabei überallhin sahen, nur nicht zu ihr.
»Damit dürfte mein Schicksal als von der Gesellschaft ausgestoßene zweifellos besiegelt sein«, murmelte sie vor sich hin.
»Um wen geht's? Und was in aller Welt ist hier drinnen passiert? Lady Dell sagte, du würdest das Haus niederbrennen, aber du weißt ja, wie sehr sie immer über... ach du meine Güte!«
Gillian seufzte tief und drehte sich mit einem reumütigen lächeln zu ihrer Cousine und engsten Freundin um, die auf die von rauch und Löschwasser gezeichnete Wand starrte.
... mehr
»es ist leider wahr, Charlotte, auch wenn ich das Haus nicht niederbrennen wollte. Das war nur wieder eines meiner unseligen Missgeschicke.«
Charlotte betrachtete nachdenklich die einst goldgetäfelte Wand, schürzte die Lippen und richtete den Blick dann auf ihre Cousine. »Mm. Nun ja, auf alle Fälle hast du dafür gesorgt, dass dein Debüt in aller Munde ist. sieh dich nur an! Du bist voller ruß ... deine Handschuhe sind nicht mehr zu retten, aber der schmutz auf deiner Korsage wird sich wohl weitgehend entfernen lassen.«
Gillian ließ widerwillig zu, dass Charlotte sich der Beseitigung der Schäden an ihrem grünen Musselinkleid widmete. »Mein Debüt ... als ob ich darum gebeten hätte. ich bin doch nur hier, weil deine Mutter der festen Ansicht war, es mache einen schlechten Eindruck, wenn ich in deiner Saison zu Hause bliebe. ich bin fünfundzwanzig, Charlotte, also kein junges Mädchen mehr wie du. Und dass die Leute über mich reden - dessen bin ich mir sicher. Bestimmt bin ich für alle der toll- patsch aus den Kolonien, der nicht mal das Mauerblümchen spielen kann, ohne für ein Chaos zu sorgen.«
Charlotte verdrehte die Augen, während sie ihre Cousine am Handgelenk packte und durch die aufgeregt durcheinanderredende Menschenmenge nach draußen zog. »Du bist nur eine halbe Amerikanerin, und du bist kein Tollpatsch. Du bist nur... na ja, du bist einfach nur sehr ... lebhaft; und - wie soll ich sagen - anfällig für unglückliche Vorkommnisse. aber meine Mama sagt immer: ende gut, alles gut. Die Vorhänge kann man ersetzen, und ich bin sicher, die Herzogin wird zu dem Schluss kommen, dass dieses Feuer einfach nicht zu vermeiden war. Komm jetzt, du musst in den Ballsaal zurück. Es ist etwas sehr aufregendes passiert - der schwarze Earl ist da.«
»Der schwarze was?«
»Der schwarze Earl. Lord Weston. es geht das Gerücht, er will sich wieder eine Frau nehmen.«
»Ach, und das darf man auf gar keinen Fall verpassen? Will er sie denn gleich dort auf der Tanzfläche nehmen?«
»Gillian!« Charlotte blieb abrupt stehen. Ihre kobaltblauen Augen waren weit aufgerissen und funkelten vor gespieltem entsetzen. »so etwas sagt man doch nicht! Das ist empörend, einfach haarsträubend, und ich erlaube nicht, dass du meinen empfindlichen, unschuldigen Ohren derlei schmutzige Worte zumutest!«
Gillian grinste ihre Cousine an und munterte sie mit einem kleinen schubs zum Weitergehen auf. »Im ernst, Charlotte, ich begreife nicht, wie du es schaffst, so ungeniert zu lügen, ohne dabei rot zu werden.«
»Übung, Gilly, ich feile nämlich jeden Morgen eine Stunde lang gewissenhaft an der Vervollkommnung meines sittsamen, schüchternen Blickes. Du solltest dasselbe tun; für deine Persönlichkeit würde es Wunder wirken. Vielleicht bekommst du dann sogar einen Ehemann ab, was ganz gewiss nicht geschieht, wenn du weiterhin so ... so ...«
»... ehrlich bist?«
»Nein.«
»Offen?«
»Nein.«
Gillian kaute für einen kurzen Moment auf ihrer Unterlippe. »Bescheiden? Unprätentiös? aufrichtig?«
»Nein, nein, nein. Grün, das ist es. Durch und durch blauäugig und ohne den geringsten Sinn für angemessenes Benehmen in der feinen Gesellschaft. Du musst unbedingt damit aufhören zu sagen, was du denkst. so etwas ziemt sich nicht in vornehmen Kreisen.«
»Es gibt Leute, denen Ehrlichkeit gefällt.«
»Aber niemandem in diesen erlauchten Kreisen. Und jetzt hör auf, Zeit zu verschwenden, und mach ein freundliches Gesicht. «
Gillian seufzte leise und versuchte, die Maske der Sittsamkeit aufzusetzen, die man bei unverheirateten Frauen ihres Alters erwartete.
»Jetzt siehst du stur aus«, erklärte Charlotte mit einem Stirnrunzeln, ehe sie plötzlich schelmisch grinste. Sie hakte ihre Cousine unter und zog sie durch den Flur. »Wie dem auch sei, deine Miene ist völlig unwichtig. Komm, wir wollen Lord Weston doch nicht verpassen. Mama sagt, er sei ein verabscheuungswürdiger Lebemann und in vornehmen Kreisen nicht mehr gern gesehen. ich bin gespannt, ob er auch so verderbt aussieht.«
»Was hat er denn verbrochen, dass ihn die Xanthippen, Schurken und schufte, die sich in diesen Kreisen herumtreiben, nicht mehr in ihren Reihen haben wollen?«
Charlottes Augen sprühten vor Aufregung. »Lady Dell sagt, er hätte seine Frau ermordet, als er sie in den armen ihres Liebhabers überraschte. er wollte den Mann erschießen, verfehlte diesen aber und traf stattdessen sie.«
»Wirklich? Wie spannend! Er muss ein furchtbar emotionaler und unbeherrschter Mann sein, wenn er seiner Frau nicht einmal einen Liebhaber zugesteht. ich dachte, solch ein Betragen wäre in euren Kreisen geradezu ein Muss.«
Gillian und Charlotte schlängelten sich an Grüppchen elegant gekleideter Menschen vorbei und blieben vor der Doppeltür zum Ballsaal stehen. Die Luft in dem Raum war stickig und zum Schneiden dick.
Charlotte fächelte sich energisch Kühlung zu, während sie sich wieder daranmachte, Gillian alles zu berichten, was sie über diesen verabscheuungswürdigen Earl wusste. »Er ist immer in schwarz gekleidet - man wertet es als Zeichen seiner schuld, dass er noch immer Trauer trägt, obwohl es doch schon fünf Jahre her ist, dass er seine Frau umgebracht hat. Sie soll ihn verflucht haben. Und dann sind da noch die Gerüchte über ein Kind ...«
Charlotte senkte die Stimme zu einem vertraulichen Flüstern, sodass Gillian ihre liebe Not hatte, sie trotz des Geschnatters in der Nähe stehender älterer Damen zu verstehen.
»... und wurde außerehelich geboren.«
»Wer ist ein Bastard?«, fragte Gillian verwirrt.
»Gillian!«, schrie Charlotte auf und zog ihre Cousine dichter zur Tür des Ballsaals. »Um Himmels willen, du bist so zivilisiert wie ein Indianer. Deine unkonventionelle Art rührt bestimmt daher, dass du unter ihnen gelebt hast. Versuch bitte, deine Zunge zu hüten!«
Gillian murmelte eine unaufrichtige Entschuldigung und stieß ihre Cousine an. »Wer ist unehelich? Der Earl?«
»Also wirklich, Gilly! Was redest du für einen Unsinn! Wie kann er unehelich und ein Earl sein? Hör mir doch besser zu und ... ich habe gerade versucht, dir zu erzählen, wie Lord Weston seine erste Frau ermordet hat, weil sie ihm keinen Sohn schenken wollte und Trost bei ihrem Liebhaber suchte. Ist das nicht spannend? Sie soll ihn um die Scheidung angefleht haben, damit sie ihre wahre liebe heiraten kann, doch er soll nur geantwortet haben, wenn er sie schon nicht haben könnte, dann aber auch kein anderer. Und dann hat er sie vor den Augen ihres Geliebten erschossen.« Sie seufzte. »Das ist so romantisch. «
»Was Romantik betrifft, gehen unsere Vorstellungen eindeutig auseinander«, sagte Gillian, während sie den Blick schweifen ließ ... über die Stutzer, Modenarren und Gecken, über die betagten Herren in seidenen Hosen und die anderen ausersehenen Mitglieder dieses kleinen erlesenen Kreises, der über die richtige Mischung aus Reichtum, rang und ansehen verfügte, um sich zur Crème de la Crème der Londoner Gesellschaft zählen zu dürfen. »Und dieser Mann ist heute abend hier? Wo? sieht er abstoßend aus? Hat er einen Buckel? schielt und hinkt er? Hat er vor, den Damen schöne augen zu machen? «
Charlotte zog die Brauen zusammen. »sei nicht albern, Gilly. Der Earl ist kein Monster; zumindest nicht, was sein Äußeres anbelangt. er sieht sogar ziemlich gut aus, wenn man wie ich großen, nachdenklichen Männern den Vorrang gibt. Natürlich nur, wenn sie zudem Earl sind. Oder Viscount. aber nichts unter einem Viscount.« Um weiteren Fragen Gillians vorzubeugen, wandte Charlotte sich zur Tür. »Komm, wollen wir doch mal sehen, ob etwas an dem Gerücht dran ist.«
»An welchem Gerücht? Dass der Earl seine Frau umgebracht hat oder dass er auf der Suche nach einer neuen ist?«
»Letzteres. Falls das so sein sollte, werde ich es in Kürze wissen. so etwas können Männer nämlich nicht lange für sich behalten.«
»Mm, da hast du wohl recht. Und falls man ihre Absichten nicht gleich daran erkennt, wie sie jedes heiratsfähige weibliche Wesen in Augenschein nehmen, dann an der Art und Weise, wie sie die Zähne der zukünftigen Braut inspizieren. Und sich vergewissern, dass ihr Gang keine krankhaften Veränderungen zeigt.«
Charlotte bemühte sich, ein Kichern zu unterdrücken. »Mutter sagt, ich soll auf keinen Fall auf das hören, was du sagst, und dass du unverbesserlich und kein guter Umgang für mich bist.«
Arm in Arm betraten Gillian und ihre Cousine lachend den Ballsaal. »Wie gut, dass sie nicht weiß, dass ich das alles von dir habe, meine liebe Char. also, nachdem wir uns mit diesem Schurken erster Güte befasst haben, erzähl mir doch mal, für wen du dich interessierst. Wie ich bereits zu Tante Honoria sagte, bin ich der festen Überzeugung, dass du deine Saison mit einer fantastischen Partie beenden wirst. aber ich kann dir nicht auf den Gipfel der Glückseligkeit verhelfen, wenn du mir nicht verrätst, auf wen du ein Auge geworfen hast.«
»Ach, das ist ganz einfach«, antwortete Charlotte mit einer Unschuldsmiene, deren Glaubwürdigkeit nur von einem höchst schalkhaften lächeln getrübt wurde. »Lebemänner geben bekanntlich die besten Ehemänner ab. ich werde mir einfach den schlimmsten von allen herauspicken - einen Mann voller Laster, schlechter Gewohnheiten und mit einem ruf, der Mama in Ohnmacht und Papa aus allen Wolken fallen lässt -, um ihn dann zu läutern.«
»Hört sich nach furchtbar viel Arbeit an, und das nur, um einen passenden Ehemann zu finden.«
»Ist es aber eigentlich nicht.« Charlotte schlug schwungvoll ihren Fächer auf und setzte eine fast überzeugend wirkende schüchterne Miene auf. »Du weißt doch, wie es so schön heißt.«
»Nein, wie denn?«
»Not bringt die besten Absichten hervor.«
Gillian blieb stehen. »Macht erfinderisch, Charlotte.«
»Wie bitte?«
»Not macht erfinderisch.«
Charlotte starrte sie einen Moment lang an und klopfte ihrer Cousine dann mit dem Fächer aufs Handgelenk. »Sei nicht albern, wozu sollte ich wohl etwas erfinden? Ich spreche von Absichten, Heiratsabsichten, und das langt mir, vielen Dank. Und jetzt lass uns dieses herrliche Exemplar von einem Earl suchen. Wenn er so schlimm ist, wie Mama behauptet, könnte er genau der richtige sein.«
Gillian lachte ihre Cousine an, während die zwei sich ihren Weg durch den hell erleuchteten Ballsaal bahnten. Ihr fröhliches Lachen erregte die Aufmerksamkeit von drei in der Nähe stehenden Männern, die sich umdrehten und das hübsche Bild betrachteten, das sich ihnen bot.
»Was haben wir denn da?« Der Kleinste, ein mit lachsroter Hose und elfenbeinfarbener Weste modisch gekleideter Mann, hob sein Lorgnon und betrachtete die Frauen. »Ah, die kleine Collins. Und wer ist die große schlanke da bei ihr?«
Der Größte von den dreien zog fragend eine Augenbraue hoch. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, Tolly. Du bist doch der Experte, wenn es darum geht, wer dazugehört und wer nicht. sag du uns, wer sie ist.«
Sir Hugh Tolliver spielte mit seinem Lorgnon. »Wenn du öfter in der Stadt wärst, würdest du es ebenfalls wissen, Weston. stattdessen hast du in den letzten fünf Jahren nicht einmal die Parlamentssitzungen besucht! es tut dir nicht gut, dich auf dem Land zu vergraben, mein Freund. Ein Mann deines Ranges sollte in der Stadt leben und seinen rechtmäßigen Platz in der Gesellschaft einnehmen. Das bist du deinem Titel und deiner Familie schuldig.«
Der schwarze Earl sah den jungen Mann nachsichtig an. Schon immer hatte Tolly etwas von einem Romantiker gehabt, der von galantem Benehmen und den rechten des Hochadels schwätzte, solange ihn der Earl kannte.
»Du klingst wie meine Mutter, Tolly«, sagte er so freundlich wie nur eben möglich, ehe er wieder den prüfenden Blick auf die beiden Frauen richtete. »Jetzt bin ich ja hier; das muss genügen. «
Sir Hugh errötete ob der Zurechtweisung. »Und wie lange gedenkst du in der Stadt zu bleiben? Sieh mich nicht so komisch an, Mann. Wenn ich dir den Weg in die Gesellschaft ebnen soll, spielt das eine große Rolle.«
»Ich bleibe so lange, wie es eben dauert. Und was meinen Weg in die Gesellschaft betrifft - wie ich dir bereits sagte, ist es mir verdammt egal, was die Gesellschaft über mich denkt, Tolly. Mein Aufenthalt hier hat nur einen einzigen Grund, und sobald ich mein Ziel erreicht habe, kehre ich nach Nethercote zurück.«
»Geh und frag St. Clair, wer die Amazone ist, Tolly. Er kennt Collins gut und weiß es bestimmt.« Der Dritte im Bunde, der die beiden Frauen ebenfalls beobachtet hatte, nickte in Richtung der Tür zum Kartenspielzimmer. Als Sir Hugh sich bereitwillig zum Gehen wandte, um St. Clair zu suchen, hielt ihn eine leise Bemerkung Lord Westons auf.
»Stell mich bitte vor.«
Überrascht starrte Sir Hugh seinen Freund an, während die röte allmählich aus seinem Gesicht wich. »Dann ist es dir also ernst, Weston? Du willst dich tatsächlich binden, dir erneut die Fesseln der ehe anlegen lassen? ich hätte gedacht, dass du nach Elizabeth ...«
Er wurde immer leiser und verstummte schließlich ganz, als Lord Weston ihn mit einem Blick bedachte, den er lieber nicht näher erforschen wollte. »Äh ... ja. Welche?«
»Wie welche?«, fragte Weston gedehnt in einem Ton, der Sir Hughs Nervosität noch steigerte. Seine Hände wurden feucht. Wenn Weston einen gereizten Eindruck machte, war er am gefährlichsten.
»Welcher wolltest du doch gleich vorgestellt werden?«
Weston blickte beiläufig zu der Gruppe junger Frauen, der sich Charlotte und Gillian angeschlossen hatten. »Der rothaarigen. «
»Meinst du nicht, dass sie schon etwas zu alt ist? Eine alte Jungfer - sitzengeblieben und prüde.« Sir Hugh bedauerte seine Worte in der Sekunde, als sie ihm über die Lippen kamen. Niemand stellte Westons Handlungen infrage. Mochte sich sein Blick auch in der einen Sekunde noch mit offensichtlichem Desinteresse tarnen, konnte er, so wusste Sir Hugh, in der nächsten doch schon von durchdringender Härte sein. Sofort hörten seine Hände auf zu schwitzen und verwandelten sich in Eisklumpen.
»Tolly«, warnte der Dritte, indem er in die gewohnte Rolle des Streitschlichters schlüpfte, »stell ihn einfach vor. Jetzt hat Weston auch meine Neugier geweckt - die Amazone ist verflucht hübsch, obwohl sie einen Kopf größer ist als du.«
Während Sir Hugh bei dieser Bemerkung abermals errötete, nickte er dem Marquis kurz zu und eilte davon, um das Kennenlernen in die Wege zu leiten.
»Erzähl mir nicht, dass auch du auf Brautschau bist, Harry.«
Mit einem Grinsen rückte Lord rosse seine Brille zurecht und ließ den Blick über das Angebot der diesjährigen Debütantinnen schweifen. »Großer Gott, nein. aber man kann nie wissen, welches bezaubernde Ding vielleicht mit einer Carte blanche einverstanden ist.«
»Du suchst an der falschen Stelle, alter Freund. Dies hier sind die Jungfrauen. Wenn ich dich zum anderen Ende des Raumes bitten dürfte? Dort stehen die gelangweilten Ehefrauen und Witwen.«
Rosse ignorierte den Seitenhieb und fuhr mit seiner Musterung fort. »Hättest du mir nicht persönlich gesagt, dass du wieder Heiratspläne hegst, hätte ich es nicht geglaubt. Ich nehme an, du tust es für Nick?«
Weston nahm zwei Gläser mit Whiskey vom Tablett eines vorbeikommenden Lakaien und reichte seinem Freund eines. »Mein Sohn ist der eine Grund, ein legitimer erbe ein anderer. Ich möchte keine Zeit mehr damit verlieren.«
»Wirklich schade, dass du Nicks Mutter nicht geheiratet hast.«
Das Grau in Westons Augen erstarrte zu silbrigem Eis, aber rosse ließ sich nicht einschüchtern von den beinahe greifbaren Wellen der Feindseligkeit, die ihm von dem Mann neben ihm entgegenschlugen; zu viel hatten sie schon gemeinsam durchgestanden, um nicht offen miteinander zu reden, wenn sie unter vier Augen waren.
»Wie du dich vielleicht erinnerst«, sagte Weston leise, während sein Blick zu der Amazone zurückwanderte, »war ich zu dem Zeitpunkt bereits verheiratet.«
»Ach, ja. Die bezaubernde Elizabeth.«
Wie jedes Mal, wenn ihr Name fiel, schnürte sich Westons Magen zusammen und seine Lippen verzogen sich zur grausamen Parodie eines Lächelns, während er gegen einen schwall aus Verbitterung und tiefem schmerz ankämpfen musste. Es erstaunte ihn immer wieder, wie heftig der schmerz sein konnte, den er dabei empfand; das einzige Gefühl, das in den vergangenen fünf Jahren hin und wieder das Eis der Erstarrung zu durchdringen vermochte, das ihn seitdem gefangen hielt. Die »bezaubernde« Elizabeth. Bei Gott, seine zweite Frau würde auf jeden Fall ganz anders sein als jenes kaltherzige Miststück.
Zu seiner eigenen Überraschung hörte er sich seine Gedanken in Worte fassen. »Meine nächste Frau wird ruhig, bescheiden und fügsam sein, weder die Aufmerksamkeit auf sich ziehen noch Skandale heraufbeschwören. sie wird gern auf dem Land bleiben, sich um meinen Sohn kümmern und mir Erben schenken.«
Harry lächelte. »Mit anderen Worten, dieser Ausbund an Tugend wird all das verkörpern, was deine erste Frau nicht war.«
Das Lächeln, das Weston zur Antwort gab, eisig wie ein Fjord im Winter, spiegelte die Kälte in seinem Inneren wider. »Genau.« Unwillkürlich ging sein Blick zu der rothaarigen Frau zurück, die aus der Handvoll Stutzer herausragte, die um ihre blonde Begleiterin scharwenzelten.
»Rosse, schön, dich zu sehen«, ertönte eine tiefe Stimme hinter rosse und Weston. Die beiden drehten sich um und wollten den Duke of Sunderland begrüßen, doch der Gruß erstarb auf ihren Lippen, als der Duke in frostigem ton fortfuhr: »Was ich von deinem Begleiter nicht sagen kann. Du befindest dich in schlechter Gesellschaft, rosse, in sehr schlechter Gesellschaft. «
Rosse starrte dem weiterschlendernden Duke unglücklich und mit finsterer Miene hinterher. »Er hat dich unverhohlen geschnitten, Noble.«
Weston kippte seinen Whiskey hinunter und nickte.
»Hat er«, bestätigte er, während er sich umdrehte und den Blick durch den Ballsaal schweifen ließ.
»Aber verflucht, Mann, das kann er doch nicht machen! er ist dein Cousin! Soll ich nicht doch mit ihm darüber reden, was in jener Nacht ...«
Weston unterbrach ihn mit einer schroffen Geste. »Das ist nicht so wichtig, Harry. Sunderland ist ein Dummkopf. Ich gebe nicht viel auf das, was er denkt.«
»Aber ... Noble, die Sache wird immer schlimmer. Du bist gerade mal zwei Wochen in der Stadt und wirst sowohl auf der Straße als auch in deinen Clubs und jetzt auch noch hier geschnitten! Wenn du nicht bald etwas unternimmst, wird die Gesellschaft noch völlig den Respekt vor dir verlieren.«
Weston schnaubte, während er das angenehme Brennen genoss, das der Whiskey in seinem Magen hervorrief. Wenigstens das konnte er noch spüren. »Die feine Gesellschaft. Die Hölle wird eher zufrieren, als dass ich mir Gedanken darüber mache, was die feine Gesellschaft von mir denkt, Harry.«
Seine Brauen zogen sich zusammen, als er beobachtete, wie Sir Hugh und ein weiterer Mann auf der anderen Seite des Raumes zu der Frau traten, die ihm aufgefallen war. Tolly schenkte der rothaarigen eindeutig zu viel Aufmerksamkeit, als er in ihre Augen aufschaute, als gäbe es keine faszinierendere Frau auf Erden.
»Sieht so aus, als wäre Tolly so weit. Wollen wir?« Lord Rosse sah seinen Freund fragend an.
»Ja.« selbst erstaunt über das aufwallende, schon recht deutlich an Eifersucht erinnernde Gefühl, hüllte Weston sich in den Mantel der Gleichgültigkeit, den er oft zu tragen pflegte, und folgte seinem Freund.
Charlottes geübter, wachsamer Blick, mit dem sie stets nach adeligen Lebemännern Ausschau hielt, erfasste die beiden Männer, die quer durch den Saal auf sie zusteuerten. so, wie der schwarze Earl die ganze Zeit zu Gillian geschaut hatte, würde er darum bitten, sie miteinander bekannt zu machen, und Charlotte war jetzt hin- und hergerissen, was sie von der unerwarteten Wendung der Dinge halten sollte. Eine hastige Beurteilung der um sie herum versammelten Heiratskandidaten erforderte eine kleine Änderung ihres Vorhabens, den schwarzen Earl zu läutern. Und deshalb empfand sie weder Verdruss noch Groll, als sie sich nun darauf konzentrierte, Pläne für eine glückliche Zukunft ihrer Lieblingscousine zu schmieden. Ein kurzer Blick auf jene Cousine verriet, dass Gillians Äußeres sich mal wieder in Auflösung befand. Die Stulpen ihrer Handschuhe waren zu rußigen Wülsten aufgerollt, strähnen ihres widerspenstigen roten Haars kämpften sich unter ihrem einst ordentlichen Kopfputz hervor, und ihr Kleid ließ Zeichen der verlorenen Schlacht gegen das Feuer erkennen. Unglücklicherweise blieb keine Zeit mehr, sie in den Ruheraum für die Damen zu entführen und alles zu richten. Doch so leicht gab Charlotte nicht auf, nicht, wenn die Zukunft ihrer Cousine auf dem Spiel stand.
»Wären sie so liebenswürdig, uns ein Glas Punsch zu holen, Sir Hugh? Ich fürchte, die Wärme des Abends hat Miss Leigh durstig gemacht, doch sie ist zu schüchtern, um selbst darum zu bitten.«
Sie schenkte ihm ein überaus charmantes Lächeln, das Grübchen in ihre Wangen zauberte, als er flüchtig einen neugierigen Blick auf die nicht minder überraschte Gillian warf. Sobald er gegangen war, um ihrer Bitte nachzukommen, erstarb ihr lächeln. Und kaum dass er außer Hörweite war, wandte sich Charlotte zu ihrer Cousine und machte sich daran, die blassen Schmutzflecke von Gillians Korsage zu reiben. »Zwick dir in die Wangen, Cousinchen.«
»Wie bitte?«
Charlotte warf einen Blick über Gillians Schulter und sah, wie die beiden Männer herannahten. »Ach, vergiss es, sie sind schon fast da und können dich sehen. Beiß dir auf die Lippen.«
Gillian fragte sich, ob die stickige Luft des Ballsaals den Verstand ihrer Cousine verwirrte. »Macht dir die Hitze zu schaffen, Charlotte? Du wirkst so echauffiert. Bist du etwa krank? Soll ich deine Mutter rufen?«
»Um Himmels willen, nein! Du kennst sie doch - sie würde das Gespräch an sich reißen und nicht mehr aufhören zu plappern. « Charlotte fächelte sich hektisch Luft zu und verzog den Mund zu einem unnatürlich strahlenden Lächeln.
»Welches Gespräch denn?« allmählich machte Gillian sich sorgen; obwohl Charlotte von Natur aus eine lebhafte und außergewöhnlich eigensinnige Frau war, hatte sie sich angewöhnt, in der Öffentlichkeit die Rolle der schüchternen, furchtsamen Jungfer zu spielen, um - wie sie es nannte - ihre Chancen zu erhöhen, sich einen Ehemann zu angeln. Aber jetzt lächelte sie mit einer Wildheit, dass einem Angst und Bange werden konnte.
»Lächeln«, forderte Charlotte ihre Cousine auf, während sie ihre Grübchen noch vertiefte. »Mach ein freundliches Gesicht. Er beobachtet dich.Ich glaube, er hat Interesse an dir.«
Und auf einmal war Gillian alles klar. Davon hatte sie schon mal gehört. Offensichtlich litt ihre Cousine an einer vorübergehenden Geistesgestörtheit. Sie legte einen Arm um Charlottes Schulter und drückte sie sanft. »Ist ja gut, liebes. Mach dir keine Gedanken. Ich sorge schon dafür, dass du nach Hause kommst, ohne dass deine Mutter etwas von deiner ... deiner unglücklichen Verfassung erfährt.«
»Meiner was?«
Gillian übernahm die Führung, indem sie Charlotte sanft umdrehte und unauffällig verschwinden wollte, ehe jemand auf den bedauernswerten Zustand ihrer Cousine aufmerksam wurde, als sie sah, wie Sir Hugh mit zwei großen Männern zu ihnen trat. Ihre Augen weiteten sich, als sie den Blick des dunkelhaarigen Mannes auffing, der vor ihnen stehenblieb. Gütiger Gott, was für ein Mann!
»Lady Charlotte, Miss Gillian Leigh, darf ich sie mit dem Earl of Weston und mit Marquis Rosse bekannt machen?«
»ich habe gefragt, ob sie mir die ehre des nächsten Walzers erweisen.«
© 2013 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
»es ist leider wahr, Charlotte, auch wenn ich das Haus nicht niederbrennen wollte. Das war nur wieder eines meiner unseligen Missgeschicke.«
Charlotte betrachtete nachdenklich die einst goldgetäfelte Wand, schürzte die Lippen und richtete den Blick dann auf ihre Cousine. »Mm. Nun ja, auf alle Fälle hast du dafür gesorgt, dass dein Debüt in aller Munde ist. sieh dich nur an! Du bist voller ruß ... deine Handschuhe sind nicht mehr zu retten, aber der schmutz auf deiner Korsage wird sich wohl weitgehend entfernen lassen.«
Gillian ließ widerwillig zu, dass Charlotte sich der Beseitigung der Schäden an ihrem grünen Musselinkleid widmete. »Mein Debüt ... als ob ich darum gebeten hätte. ich bin doch nur hier, weil deine Mutter der festen Ansicht war, es mache einen schlechten Eindruck, wenn ich in deiner Saison zu Hause bliebe. ich bin fünfundzwanzig, Charlotte, also kein junges Mädchen mehr wie du. Und dass die Leute über mich reden - dessen bin ich mir sicher. Bestimmt bin ich für alle der toll- patsch aus den Kolonien, der nicht mal das Mauerblümchen spielen kann, ohne für ein Chaos zu sorgen.«
Charlotte verdrehte die Augen, während sie ihre Cousine am Handgelenk packte und durch die aufgeregt durcheinanderredende Menschenmenge nach draußen zog. »Du bist nur eine halbe Amerikanerin, und du bist kein Tollpatsch. Du bist nur... na ja, du bist einfach nur sehr ... lebhaft; und - wie soll ich sagen - anfällig für unglückliche Vorkommnisse. aber meine Mama sagt immer: ende gut, alles gut. Die Vorhänge kann man ersetzen, und ich bin sicher, die Herzogin wird zu dem Schluss kommen, dass dieses Feuer einfach nicht zu vermeiden war. Komm jetzt, du musst in den Ballsaal zurück. Es ist etwas sehr aufregendes passiert - der schwarze Earl ist da.«
»Der schwarze was?«
»Der schwarze Earl. Lord Weston. es geht das Gerücht, er will sich wieder eine Frau nehmen.«
»Ach, und das darf man auf gar keinen Fall verpassen? Will er sie denn gleich dort auf der Tanzfläche nehmen?«
»Gillian!« Charlotte blieb abrupt stehen. Ihre kobaltblauen Augen waren weit aufgerissen und funkelten vor gespieltem entsetzen. »so etwas sagt man doch nicht! Das ist empörend, einfach haarsträubend, und ich erlaube nicht, dass du meinen empfindlichen, unschuldigen Ohren derlei schmutzige Worte zumutest!«
Gillian grinste ihre Cousine an und munterte sie mit einem kleinen schubs zum Weitergehen auf. »Im ernst, Charlotte, ich begreife nicht, wie du es schaffst, so ungeniert zu lügen, ohne dabei rot zu werden.«
»Übung, Gilly, ich feile nämlich jeden Morgen eine Stunde lang gewissenhaft an der Vervollkommnung meines sittsamen, schüchternen Blickes. Du solltest dasselbe tun; für deine Persönlichkeit würde es Wunder wirken. Vielleicht bekommst du dann sogar einen Ehemann ab, was ganz gewiss nicht geschieht, wenn du weiterhin so ... so ...«
»... ehrlich bist?«
»Nein.«
»Offen?«
»Nein.«
Gillian kaute für einen kurzen Moment auf ihrer Unterlippe. »Bescheiden? Unprätentiös? aufrichtig?«
»Nein, nein, nein. Grün, das ist es. Durch und durch blauäugig und ohne den geringsten Sinn für angemessenes Benehmen in der feinen Gesellschaft. Du musst unbedingt damit aufhören zu sagen, was du denkst. so etwas ziemt sich nicht in vornehmen Kreisen.«
»Es gibt Leute, denen Ehrlichkeit gefällt.«
»Aber niemandem in diesen erlauchten Kreisen. Und jetzt hör auf, Zeit zu verschwenden, und mach ein freundliches Gesicht. «
Gillian seufzte leise und versuchte, die Maske der Sittsamkeit aufzusetzen, die man bei unverheirateten Frauen ihres Alters erwartete.
»Jetzt siehst du stur aus«, erklärte Charlotte mit einem Stirnrunzeln, ehe sie plötzlich schelmisch grinste. Sie hakte ihre Cousine unter und zog sie durch den Flur. »Wie dem auch sei, deine Miene ist völlig unwichtig. Komm, wir wollen Lord Weston doch nicht verpassen. Mama sagt, er sei ein verabscheuungswürdiger Lebemann und in vornehmen Kreisen nicht mehr gern gesehen. ich bin gespannt, ob er auch so verderbt aussieht.«
»Was hat er denn verbrochen, dass ihn die Xanthippen, Schurken und schufte, die sich in diesen Kreisen herumtreiben, nicht mehr in ihren Reihen haben wollen?«
Charlottes Augen sprühten vor Aufregung. »Lady Dell sagt, er hätte seine Frau ermordet, als er sie in den armen ihres Liebhabers überraschte. er wollte den Mann erschießen, verfehlte diesen aber und traf stattdessen sie.«
»Wirklich? Wie spannend! Er muss ein furchtbar emotionaler und unbeherrschter Mann sein, wenn er seiner Frau nicht einmal einen Liebhaber zugesteht. ich dachte, solch ein Betragen wäre in euren Kreisen geradezu ein Muss.«
Gillian und Charlotte schlängelten sich an Grüppchen elegant gekleideter Menschen vorbei und blieben vor der Doppeltür zum Ballsaal stehen. Die Luft in dem Raum war stickig und zum Schneiden dick.
Charlotte fächelte sich energisch Kühlung zu, während sie sich wieder daranmachte, Gillian alles zu berichten, was sie über diesen verabscheuungswürdigen Earl wusste. »Er ist immer in schwarz gekleidet - man wertet es als Zeichen seiner schuld, dass er noch immer Trauer trägt, obwohl es doch schon fünf Jahre her ist, dass er seine Frau umgebracht hat. Sie soll ihn verflucht haben. Und dann sind da noch die Gerüchte über ein Kind ...«
Charlotte senkte die Stimme zu einem vertraulichen Flüstern, sodass Gillian ihre liebe Not hatte, sie trotz des Geschnatters in der Nähe stehender älterer Damen zu verstehen.
»... und wurde außerehelich geboren.«
»Wer ist ein Bastard?«, fragte Gillian verwirrt.
»Gillian!«, schrie Charlotte auf und zog ihre Cousine dichter zur Tür des Ballsaals. »Um Himmels willen, du bist so zivilisiert wie ein Indianer. Deine unkonventionelle Art rührt bestimmt daher, dass du unter ihnen gelebt hast. Versuch bitte, deine Zunge zu hüten!«
Gillian murmelte eine unaufrichtige Entschuldigung und stieß ihre Cousine an. »Wer ist unehelich? Der Earl?«
»Also wirklich, Gilly! Was redest du für einen Unsinn! Wie kann er unehelich und ein Earl sein? Hör mir doch besser zu und ... ich habe gerade versucht, dir zu erzählen, wie Lord Weston seine erste Frau ermordet hat, weil sie ihm keinen Sohn schenken wollte und Trost bei ihrem Liebhaber suchte. Ist das nicht spannend? Sie soll ihn um die Scheidung angefleht haben, damit sie ihre wahre liebe heiraten kann, doch er soll nur geantwortet haben, wenn er sie schon nicht haben könnte, dann aber auch kein anderer. Und dann hat er sie vor den Augen ihres Geliebten erschossen.« Sie seufzte. »Das ist so romantisch. «
»Was Romantik betrifft, gehen unsere Vorstellungen eindeutig auseinander«, sagte Gillian, während sie den Blick schweifen ließ ... über die Stutzer, Modenarren und Gecken, über die betagten Herren in seidenen Hosen und die anderen ausersehenen Mitglieder dieses kleinen erlesenen Kreises, der über die richtige Mischung aus Reichtum, rang und ansehen verfügte, um sich zur Crème de la Crème der Londoner Gesellschaft zählen zu dürfen. »Und dieser Mann ist heute abend hier? Wo? sieht er abstoßend aus? Hat er einen Buckel? schielt und hinkt er? Hat er vor, den Damen schöne augen zu machen? «
Charlotte zog die Brauen zusammen. »sei nicht albern, Gilly. Der Earl ist kein Monster; zumindest nicht, was sein Äußeres anbelangt. er sieht sogar ziemlich gut aus, wenn man wie ich großen, nachdenklichen Männern den Vorrang gibt. Natürlich nur, wenn sie zudem Earl sind. Oder Viscount. aber nichts unter einem Viscount.« Um weiteren Fragen Gillians vorzubeugen, wandte Charlotte sich zur Tür. »Komm, wollen wir doch mal sehen, ob etwas an dem Gerücht dran ist.«
»An welchem Gerücht? Dass der Earl seine Frau umgebracht hat oder dass er auf der Suche nach einer neuen ist?«
»Letzteres. Falls das so sein sollte, werde ich es in Kürze wissen. so etwas können Männer nämlich nicht lange für sich behalten.«
»Mm, da hast du wohl recht. Und falls man ihre Absichten nicht gleich daran erkennt, wie sie jedes heiratsfähige weibliche Wesen in Augenschein nehmen, dann an der Art und Weise, wie sie die Zähne der zukünftigen Braut inspizieren. Und sich vergewissern, dass ihr Gang keine krankhaften Veränderungen zeigt.«
Charlotte bemühte sich, ein Kichern zu unterdrücken. »Mutter sagt, ich soll auf keinen Fall auf das hören, was du sagst, und dass du unverbesserlich und kein guter Umgang für mich bist.«
Arm in Arm betraten Gillian und ihre Cousine lachend den Ballsaal. »Wie gut, dass sie nicht weiß, dass ich das alles von dir habe, meine liebe Char. also, nachdem wir uns mit diesem Schurken erster Güte befasst haben, erzähl mir doch mal, für wen du dich interessierst. Wie ich bereits zu Tante Honoria sagte, bin ich der festen Überzeugung, dass du deine Saison mit einer fantastischen Partie beenden wirst. aber ich kann dir nicht auf den Gipfel der Glückseligkeit verhelfen, wenn du mir nicht verrätst, auf wen du ein Auge geworfen hast.«
»Ach, das ist ganz einfach«, antwortete Charlotte mit einer Unschuldsmiene, deren Glaubwürdigkeit nur von einem höchst schalkhaften lächeln getrübt wurde. »Lebemänner geben bekanntlich die besten Ehemänner ab. ich werde mir einfach den schlimmsten von allen herauspicken - einen Mann voller Laster, schlechter Gewohnheiten und mit einem ruf, der Mama in Ohnmacht und Papa aus allen Wolken fallen lässt -, um ihn dann zu läutern.«
»Hört sich nach furchtbar viel Arbeit an, und das nur, um einen passenden Ehemann zu finden.«
»Ist es aber eigentlich nicht.« Charlotte schlug schwungvoll ihren Fächer auf und setzte eine fast überzeugend wirkende schüchterne Miene auf. »Du weißt doch, wie es so schön heißt.«
»Nein, wie denn?«
»Not bringt die besten Absichten hervor.«
Gillian blieb stehen. »Macht erfinderisch, Charlotte.«
»Wie bitte?«
»Not macht erfinderisch.«
Charlotte starrte sie einen Moment lang an und klopfte ihrer Cousine dann mit dem Fächer aufs Handgelenk. »Sei nicht albern, wozu sollte ich wohl etwas erfinden? Ich spreche von Absichten, Heiratsabsichten, und das langt mir, vielen Dank. Und jetzt lass uns dieses herrliche Exemplar von einem Earl suchen. Wenn er so schlimm ist, wie Mama behauptet, könnte er genau der richtige sein.«
Gillian lachte ihre Cousine an, während die zwei sich ihren Weg durch den hell erleuchteten Ballsaal bahnten. Ihr fröhliches Lachen erregte die Aufmerksamkeit von drei in der Nähe stehenden Männern, die sich umdrehten und das hübsche Bild betrachteten, das sich ihnen bot.
»Was haben wir denn da?« Der Kleinste, ein mit lachsroter Hose und elfenbeinfarbener Weste modisch gekleideter Mann, hob sein Lorgnon und betrachtete die Frauen. »Ah, die kleine Collins. Und wer ist die große schlanke da bei ihr?«
Der Größte von den dreien zog fragend eine Augenbraue hoch. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, Tolly. Du bist doch der Experte, wenn es darum geht, wer dazugehört und wer nicht. sag du uns, wer sie ist.«
Sir Hugh Tolliver spielte mit seinem Lorgnon. »Wenn du öfter in der Stadt wärst, würdest du es ebenfalls wissen, Weston. stattdessen hast du in den letzten fünf Jahren nicht einmal die Parlamentssitzungen besucht! es tut dir nicht gut, dich auf dem Land zu vergraben, mein Freund. Ein Mann deines Ranges sollte in der Stadt leben und seinen rechtmäßigen Platz in der Gesellschaft einnehmen. Das bist du deinem Titel und deiner Familie schuldig.«
Der schwarze Earl sah den jungen Mann nachsichtig an. Schon immer hatte Tolly etwas von einem Romantiker gehabt, der von galantem Benehmen und den rechten des Hochadels schwätzte, solange ihn der Earl kannte.
»Du klingst wie meine Mutter, Tolly«, sagte er so freundlich wie nur eben möglich, ehe er wieder den prüfenden Blick auf die beiden Frauen richtete. »Jetzt bin ich ja hier; das muss genügen. «
Sir Hugh errötete ob der Zurechtweisung. »Und wie lange gedenkst du in der Stadt zu bleiben? Sieh mich nicht so komisch an, Mann. Wenn ich dir den Weg in die Gesellschaft ebnen soll, spielt das eine große Rolle.«
»Ich bleibe so lange, wie es eben dauert. Und was meinen Weg in die Gesellschaft betrifft - wie ich dir bereits sagte, ist es mir verdammt egal, was die Gesellschaft über mich denkt, Tolly. Mein Aufenthalt hier hat nur einen einzigen Grund, und sobald ich mein Ziel erreicht habe, kehre ich nach Nethercote zurück.«
»Geh und frag St. Clair, wer die Amazone ist, Tolly. Er kennt Collins gut und weiß es bestimmt.« Der Dritte im Bunde, der die beiden Frauen ebenfalls beobachtet hatte, nickte in Richtung der Tür zum Kartenspielzimmer. Als Sir Hugh sich bereitwillig zum Gehen wandte, um St. Clair zu suchen, hielt ihn eine leise Bemerkung Lord Westons auf.
»Stell mich bitte vor.«
Überrascht starrte Sir Hugh seinen Freund an, während die röte allmählich aus seinem Gesicht wich. »Dann ist es dir also ernst, Weston? Du willst dich tatsächlich binden, dir erneut die Fesseln der ehe anlegen lassen? ich hätte gedacht, dass du nach Elizabeth ...«
Er wurde immer leiser und verstummte schließlich ganz, als Lord Weston ihn mit einem Blick bedachte, den er lieber nicht näher erforschen wollte. »Äh ... ja. Welche?«
»Wie welche?«, fragte Weston gedehnt in einem Ton, der Sir Hughs Nervosität noch steigerte. Seine Hände wurden feucht. Wenn Weston einen gereizten Eindruck machte, war er am gefährlichsten.
»Welcher wolltest du doch gleich vorgestellt werden?«
Weston blickte beiläufig zu der Gruppe junger Frauen, der sich Charlotte und Gillian angeschlossen hatten. »Der rothaarigen. «
»Meinst du nicht, dass sie schon etwas zu alt ist? Eine alte Jungfer - sitzengeblieben und prüde.« Sir Hugh bedauerte seine Worte in der Sekunde, als sie ihm über die Lippen kamen. Niemand stellte Westons Handlungen infrage. Mochte sich sein Blick auch in der einen Sekunde noch mit offensichtlichem Desinteresse tarnen, konnte er, so wusste Sir Hugh, in der nächsten doch schon von durchdringender Härte sein. Sofort hörten seine Hände auf zu schwitzen und verwandelten sich in Eisklumpen.
»Tolly«, warnte der Dritte, indem er in die gewohnte Rolle des Streitschlichters schlüpfte, »stell ihn einfach vor. Jetzt hat Weston auch meine Neugier geweckt - die Amazone ist verflucht hübsch, obwohl sie einen Kopf größer ist als du.«
Während Sir Hugh bei dieser Bemerkung abermals errötete, nickte er dem Marquis kurz zu und eilte davon, um das Kennenlernen in die Wege zu leiten.
»Erzähl mir nicht, dass auch du auf Brautschau bist, Harry.«
Mit einem Grinsen rückte Lord rosse seine Brille zurecht und ließ den Blick über das Angebot der diesjährigen Debütantinnen schweifen. »Großer Gott, nein. aber man kann nie wissen, welches bezaubernde Ding vielleicht mit einer Carte blanche einverstanden ist.«
»Du suchst an der falschen Stelle, alter Freund. Dies hier sind die Jungfrauen. Wenn ich dich zum anderen Ende des Raumes bitten dürfte? Dort stehen die gelangweilten Ehefrauen und Witwen.«
Rosse ignorierte den Seitenhieb und fuhr mit seiner Musterung fort. »Hättest du mir nicht persönlich gesagt, dass du wieder Heiratspläne hegst, hätte ich es nicht geglaubt. Ich nehme an, du tust es für Nick?«
Weston nahm zwei Gläser mit Whiskey vom Tablett eines vorbeikommenden Lakaien und reichte seinem Freund eines. »Mein Sohn ist der eine Grund, ein legitimer erbe ein anderer. Ich möchte keine Zeit mehr damit verlieren.«
»Wirklich schade, dass du Nicks Mutter nicht geheiratet hast.«
Das Grau in Westons Augen erstarrte zu silbrigem Eis, aber rosse ließ sich nicht einschüchtern von den beinahe greifbaren Wellen der Feindseligkeit, die ihm von dem Mann neben ihm entgegenschlugen; zu viel hatten sie schon gemeinsam durchgestanden, um nicht offen miteinander zu reden, wenn sie unter vier Augen waren.
»Wie du dich vielleicht erinnerst«, sagte Weston leise, während sein Blick zu der Amazone zurückwanderte, »war ich zu dem Zeitpunkt bereits verheiratet.«
»Ach, ja. Die bezaubernde Elizabeth.«
Wie jedes Mal, wenn ihr Name fiel, schnürte sich Westons Magen zusammen und seine Lippen verzogen sich zur grausamen Parodie eines Lächelns, während er gegen einen schwall aus Verbitterung und tiefem schmerz ankämpfen musste. Es erstaunte ihn immer wieder, wie heftig der schmerz sein konnte, den er dabei empfand; das einzige Gefühl, das in den vergangenen fünf Jahren hin und wieder das Eis der Erstarrung zu durchdringen vermochte, das ihn seitdem gefangen hielt. Die »bezaubernde« Elizabeth. Bei Gott, seine zweite Frau würde auf jeden Fall ganz anders sein als jenes kaltherzige Miststück.
Zu seiner eigenen Überraschung hörte er sich seine Gedanken in Worte fassen. »Meine nächste Frau wird ruhig, bescheiden und fügsam sein, weder die Aufmerksamkeit auf sich ziehen noch Skandale heraufbeschwören. sie wird gern auf dem Land bleiben, sich um meinen Sohn kümmern und mir Erben schenken.«
Harry lächelte. »Mit anderen Worten, dieser Ausbund an Tugend wird all das verkörpern, was deine erste Frau nicht war.«
Das Lächeln, das Weston zur Antwort gab, eisig wie ein Fjord im Winter, spiegelte die Kälte in seinem Inneren wider. »Genau.« Unwillkürlich ging sein Blick zu der rothaarigen Frau zurück, die aus der Handvoll Stutzer herausragte, die um ihre blonde Begleiterin scharwenzelten.
»Rosse, schön, dich zu sehen«, ertönte eine tiefe Stimme hinter rosse und Weston. Die beiden drehten sich um und wollten den Duke of Sunderland begrüßen, doch der Gruß erstarb auf ihren Lippen, als der Duke in frostigem ton fortfuhr: »Was ich von deinem Begleiter nicht sagen kann. Du befindest dich in schlechter Gesellschaft, rosse, in sehr schlechter Gesellschaft. «
Rosse starrte dem weiterschlendernden Duke unglücklich und mit finsterer Miene hinterher. »Er hat dich unverhohlen geschnitten, Noble.«
Weston kippte seinen Whiskey hinunter und nickte.
»Hat er«, bestätigte er, während er sich umdrehte und den Blick durch den Ballsaal schweifen ließ.
»Aber verflucht, Mann, das kann er doch nicht machen! er ist dein Cousin! Soll ich nicht doch mit ihm darüber reden, was in jener Nacht ...«
Weston unterbrach ihn mit einer schroffen Geste. »Das ist nicht so wichtig, Harry. Sunderland ist ein Dummkopf. Ich gebe nicht viel auf das, was er denkt.«
»Aber ... Noble, die Sache wird immer schlimmer. Du bist gerade mal zwei Wochen in der Stadt und wirst sowohl auf der Straße als auch in deinen Clubs und jetzt auch noch hier geschnitten! Wenn du nicht bald etwas unternimmst, wird die Gesellschaft noch völlig den Respekt vor dir verlieren.«
Weston schnaubte, während er das angenehme Brennen genoss, das der Whiskey in seinem Magen hervorrief. Wenigstens das konnte er noch spüren. »Die feine Gesellschaft. Die Hölle wird eher zufrieren, als dass ich mir Gedanken darüber mache, was die feine Gesellschaft von mir denkt, Harry.«
Seine Brauen zogen sich zusammen, als er beobachtete, wie Sir Hugh und ein weiterer Mann auf der anderen Seite des Raumes zu der Frau traten, die ihm aufgefallen war. Tolly schenkte der rothaarigen eindeutig zu viel Aufmerksamkeit, als er in ihre Augen aufschaute, als gäbe es keine faszinierendere Frau auf Erden.
»Sieht so aus, als wäre Tolly so weit. Wollen wir?« Lord Rosse sah seinen Freund fragend an.
»Ja.« selbst erstaunt über das aufwallende, schon recht deutlich an Eifersucht erinnernde Gefühl, hüllte Weston sich in den Mantel der Gleichgültigkeit, den er oft zu tragen pflegte, und folgte seinem Freund.
Charlottes geübter, wachsamer Blick, mit dem sie stets nach adeligen Lebemännern Ausschau hielt, erfasste die beiden Männer, die quer durch den Saal auf sie zusteuerten. so, wie der schwarze Earl die ganze Zeit zu Gillian geschaut hatte, würde er darum bitten, sie miteinander bekannt zu machen, und Charlotte war jetzt hin- und hergerissen, was sie von der unerwarteten Wendung der Dinge halten sollte. Eine hastige Beurteilung der um sie herum versammelten Heiratskandidaten erforderte eine kleine Änderung ihres Vorhabens, den schwarzen Earl zu läutern. Und deshalb empfand sie weder Verdruss noch Groll, als sie sich nun darauf konzentrierte, Pläne für eine glückliche Zukunft ihrer Lieblingscousine zu schmieden. Ein kurzer Blick auf jene Cousine verriet, dass Gillians Äußeres sich mal wieder in Auflösung befand. Die Stulpen ihrer Handschuhe waren zu rußigen Wülsten aufgerollt, strähnen ihres widerspenstigen roten Haars kämpften sich unter ihrem einst ordentlichen Kopfputz hervor, und ihr Kleid ließ Zeichen der verlorenen Schlacht gegen das Feuer erkennen. Unglücklicherweise blieb keine Zeit mehr, sie in den Ruheraum für die Damen zu entführen und alles zu richten. Doch so leicht gab Charlotte nicht auf, nicht, wenn die Zukunft ihrer Cousine auf dem Spiel stand.
»Wären sie so liebenswürdig, uns ein Glas Punsch zu holen, Sir Hugh? Ich fürchte, die Wärme des Abends hat Miss Leigh durstig gemacht, doch sie ist zu schüchtern, um selbst darum zu bitten.«
Sie schenkte ihm ein überaus charmantes Lächeln, das Grübchen in ihre Wangen zauberte, als er flüchtig einen neugierigen Blick auf die nicht minder überraschte Gillian warf. Sobald er gegangen war, um ihrer Bitte nachzukommen, erstarb ihr lächeln. Und kaum dass er außer Hörweite war, wandte sich Charlotte zu ihrer Cousine und machte sich daran, die blassen Schmutzflecke von Gillians Korsage zu reiben. »Zwick dir in die Wangen, Cousinchen.«
»Wie bitte?«
Charlotte warf einen Blick über Gillians Schulter und sah, wie die beiden Männer herannahten. »Ach, vergiss es, sie sind schon fast da und können dich sehen. Beiß dir auf die Lippen.«
Gillian fragte sich, ob die stickige Luft des Ballsaals den Verstand ihrer Cousine verwirrte. »Macht dir die Hitze zu schaffen, Charlotte? Du wirkst so echauffiert. Bist du etwa krank? Soll ich deine Mutter rufen?«
»Um Himmels willen, nein! Du kennst sie doch - sie würde das Gespräch an sich reißen und nicht mehr aufhören zu plappern. « Charlotte fächelte sich hektisch Luft zu und verzog den Mund zu einem unnatürlich strahlenden Lächeln.
»Welches Gespräch denn?« allmählich machte Gillian sich sorgen; obwohl Charlotte von Natur aus eine lebhafte und außergewöhnlich eigensinnige Frau war, hatte sie sich angewöhnt, in der Öffentlichkeit die Rolle der schüchternen, furchtsamen Jungfer zu spielen, um - wie sie es nannte - ihre Chancen zu erhöhen, sich einen Ehemann zu angeln. Aber jetzt lächelte sie mit einer Wildheit, dass einem Angst und Bange werden konnte.
»Lächeln«, forderte Charlotte ihre Cousine auf, während sie ihre Grübchen noch vertiefte. »Mach ein freundliches Gesicht. Er beobachtet dich.Ich glaube, er hat Interesse an dir.«
Und auf einmal war Gillian alles klar. Davon hatte sie schon mal gehört. Offensichtlich litt ihre Cousine an einer vorübergehenden Geistesgestörtheit. Sie legte einen Arm um Charlottes Schulter und drückte sie sanft. »Ist ja gut, liebes. Mach dir keine Gedanken. Ich sorge schon dafür, dass du nach Hause kommst, ohne dass deine Mutter etwas von deiner ... deiner unglücklichen Verfassung erfährt.«
»Meiner was?«
Gillian übernahm die Führung, indem sie Charlotte sanft umdrehte und unauffällig verschwinden wollte, ehe jemand auf den bedauernswerten Zustand ihrer Cousine aufmerksam wurde, als sie sah, wie Sir Hugh mit zwei großen Männern zu ihnen trat. Ihre Augen weiteten sich, als sie den Blick des dunkelhaarigen Mannes auffing, der vor ihnen stehenblieb. Gütiger Gott, was für ein Mann!
»Lady Charlotte, Miss Gillian Leigh, darf ich sie mit dem Earl of Weston und mit Marquis Rosse bekannt machen?«
»ich habe gefragt, ob sie mir die ehre des nächsten Walzers erweisen.«
© 2013 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
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Autoren-Porträt von Katie MacAlister
Katie MacAlister begann ihre Karriere als Schriftstellerin mit einem Sachbuch über Software. Da sie darin jedoch weder witzige Dialoge noch romantische Szenen unterbringen durfte, beschloss sie, von nun an nur noch Liebesromane zu schreiben. Seither sind über 24 Romane aus ihrer Feder erschienen, die regelmäßig die amerikanischen Bestsellerlisten stürmen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Katie MacAlister
- 2013, 416 Seiten, Maße: 12,4 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Britta Lüdemann
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802592603
- ISBN-13: 9783802592607
- Erscheinungsdatum: 13.11.2013
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