Ein Mann zum Stehlen
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»Mit der Liebe ist es ähnlich wie mit einer Topfpflanze. Man kann sie gießen, düngen, die Erde wechseln, die Wurzeln beschneiden oder ihr Mozart vorspielen. Am Ende ist es trotzdem purer Zufall, ob das gute Stück blüht und gedeiht oder ob es jämmerlich zugrunde geht.« Die Menschen, die Paul bewundern, stellen sich vor, dass er frei, reich und glücklich ist. Natürlich machen ihm die nächtlichen Ausflüge in die Behausungen der Schönen und Reichen Spaß, und es sind auch nicht die Arbeitszeiten oder das Gesundheitsrisiko, was ihm zu schaffen macht. Nein, das Problem ist: Paul fühlt sich verdammt einsam. Und daran ist einzig und allein sein Job schuld. Paul ist neunundzwanzig Jahre alt, und er hat einen Eid abgelegt: Er wird sich niemals an eine Frau binden, solange er sein Geld mit den Juwelen anderer Menschen verdient...
Nach dem Erfolgsdebüt Die Frau fürs Leben und der herrlich romantischen Geschichte von Max und Isabelle hat Daniel Bielenstein seine dritte Liebeskomödie geschrieben, und wieder glänzt er mit wunderbarem Tempo, Witz und Charme.
Nach dem Erfolgsdebüt Die Frau fürs Leben und der herrlich romantischen Geschichte von Max und Isabelle hat Daniel Bielenstein seine dritte Liebeskomödie geschrieben, und wieder glänzt er mit wunderbarem Tempo, Witz und Charme.
EinMann zum Stehlen von Daniel Bielenstein
LESEPROBE
1.Samstag
Esist ja nicht so, dass man sich heutzutage seinen Beruf noch aussuchen könnte.Im Gegenteil. Paul ist froh, dass er überhaupt einen Job hat. Er kennt genugLeute, die die übliche Karriere der Generation Golf durchlaufen haben: Schule, Uni,vielleicht noch ein unbezahltes Volontariat - und dann arbeitslos. Das muss mansich mal vorstellen! Noch keine dreißig Jahre alt, und man darf einfach nichtmehr mitspielen in der Welt der Erwachsenen.
Paulklettert auf die Mauer, die das Villengrundstück in Blankenese umgibt. Erhorcht in die Dunkelheit. Die Luft ist rein. Er springt lautlos in den Gartenhinab und huscht zur Hintertür hinüber.
Wenigstenssetzt sich Qualität immer noch durch - ein Trost. Er selbst ist das besteBeispiel. Paul legt mit professioneller Gelassenheit den Glasschneider an.Wenige Sekunden später ist er im Inneren des Gebäudes verschwunden. Und zwarohne die Alarmanlage auszulösen. So etwas kann eben nicht jeder.
Aberselbst in seinem krisensicheren Berufszweig macht ihm die zunehmende Konkurrenzzu schaffen. Die Globalisierung hat auch hier ihren Preis. Immer mehrBilliganbieter drängen in den hart umkämpften Markt. Neuerdings kommen auchnoch die Ich-AGs hinzu. Leute, die sich nicht an die guten Sitten halten undsich dabei vom Arbeitsamt unterstützen lassen.
Paulschleicht die Treppe in den oberen Stock hoch, orientiert sich kurz, geht dannins Arbeitszimmer und bleibt vor dem großen Ölgemälde hinter dem Schreibtischstehen. Glauben die Besitzer solcher Vorrichtungen wirklich, dass irgendjemanddarauf hereinfällt? Paul hebt das Bild von der Wand und blickt auf den Safe,der hinter den Gemälde zum Vorschein kommt.
Paulist, daran kann kein Zweifel bestehen, so etwas wie eine Berühmtheit in seinemBereich. Die Medien haben ihm sogar einen Spitznamen verpasst. Rubin. Dasklingt romantisch, ist aber kein Zufall: Die roten Edelsteine haben es ihm besondersangetan. Sie sind seine Spezialität Paul hat sogar Fans - Menschen, die Zeitungsausschnitteund Zeitschriftenartikel über seine größten Coups sammeln. Rubin schmälert WempesWampe (»Bild«). Oder: Über den Dächern von Hamburg - Rubinstiehlt Krone bei Königin-Silvia-Besuch (»Bunte«). Das klingt wie imFilm, und ein bisschen ist sein Leben wirklich so.
Aberdas ist nur die halbe Wahrheit. Die Menschen, die ihn bewundern, stellen sichvor, dass er frei, reich und glücklich ist. Niemand käme darauf, dass Paul inWahrheit unter seinem Beruf leidet. Natürlich machen ihm die nächtlichen Ausflügein die Behausungen der Schönen und Reichen Spaß. Es sind auch nicht dieArbeitszeiten oder das Gesundheitsrisiko, das ihm zu schaffen macht. Es istdie Tatsache, dass er einsam ist. Und daran ist einzig und allein sein Jobschuld.
Paul ist neunundzwanzig Jahre alt, und er hat einen Eidabgelegt - genau an dem Tag, an dem sein Vater zum vierten Mal verurteilt wurdeund seine Mutter wieder einmal allein ließ. Damals hatte Paul sich geschworen,es anders zu machen. Er würde sich niemals an eine Frau binden, solange er seinGeld mit den Juwelen anderer Menschen verdiente.
Paulschüttelt die schwermütigen Gedanken ab. Er legt das Stethoskop an das kühleMetall des Safes und schließt die Augen. Vorsichtig bewegt er das Zahlenradnach links. In seiner Vorstellung sieht er die feinen Metallhäkchen derSchließmechanik, die sich über die Nuten bewegen, bis sie, kaum hörbar,einrasten. Dreimal nach links, zweimal nach rechts, noch einmal nach links.Stopp auf der Neun. Lautlos schwingt die Tresortür auf. Paul sieht auf denschimmernden Glanz der Juwelen, die im Inneren des Safes liegen.
Mitschnellen Handbewegungen lässt er ein diamantenes Collier, saphierbesetzteOhrringe, ein rubinrot glitzerndes Diadem, dazu Ringe und Ketten aus Gold undPlatin in seinem Beutel verschwinden.
Erschließt den Safe und hängt das Gemälde zurück. Rubin hinterlässt keineSpuren. Nie.
Zeitfür den Rückzug. Paul verlässt das Zimmer und will gerade die Treppehinuntersteigen, als ihn wie aus dem Nichts ein heftiger Schlag ins Genicktrifft.
Ohnein! Nicht schon wieder! Pauls Kopf dröhnt wie eine Kirchenglocke. Dennoch ist ihm schlagartigklar, was hier vor sich geht. Sein mysteriöser Konkurrent, der ihm seit Monatendas Leben schwer macht und immer dort auftaucht, wo er gerade Hand anlegt,kommt ihm mal wieder ins Gehege. So macht das Einbrechen wirklich keinenSpaß!
Paultaumelt und fällt beinahe hin - und das rettet ihn vor dem zweiten Schlag, densein Angreifer ihm versetzen will. Da der andere aber ins Leere schlägt, geräter seinerseits aus dem Gleichgewicht, und Paul nutzt die Sekunde, in der er im Vorteilist. Er blockt geschickt den nächsten Handkantenschlag ab, vollführt eineblitzschnelle Drehung und verpasst dem anderen einen kräftigen Tritt gegen dieKniescheibe.
DerKampf, der folgt, ist faszinierend. Paul trägt, genau wie sein Angreifer,Schwarz - und zwar vom Scheitel bis zur Sohle, inklusive Handschuhe und Maske.Genau wie sein mysteriöser Angreifer versteht er die Kunst des Kämpfens. Diebeiden attackieren sich mit Tritten, Faustschlägen und Ellbogenstößen. Sierollen über den Boden ab, springen lautlos über Tische und Bänke undvollführen schwerelose Salti in der Luft.
Paulgewinnt allmählich die Oberhand. Seine Ausbildung - auch die im Kämpfen - isteben nicht von schlechten Eltern.
Umsich zu retten, packt der Angreifer nach einer chinesischen Vase, die aufeinem Sockel steht. Er schmeißt das kostbare Stück mit aller Kraft nach Paul.Der duckt sich, die Vase durchschlägt mit lautem Klirren die Fensterscheibe undfällt mit einem Platsch in den Pool unten im Garten.
Paulsteht für eine Sekunde wie versteinert da, genau wie sein Angreifer. Siestarren sich sogar durch die schmalen Augenschlitze ihrer Masken an. Ohne einWort zu sagen.
Danngeht die Welt unter. Jedenfalls hört es sich so an. Die Alarmanlage heult inohrenbetäubender Lautstärke. Hundegebell setzt ein, dazu die Trillerpfeife desNachtwächters.
Nagroßartig!Das ist genau die Sorte Ärger, die diese Emporkömmlinge verursachen.
Derandere nutzt Pauls Unaufmerksamkeit. Er versucht blitzschnell, ihm den Beutelmit den Juwelen zu entreißen. Und natürlich: Was schief gehen kann, geht auchschief. Der Stoff zerreißt, und die Edelsteine fallen klirrend auf den Teppich.
Dasist jetzt auch egal. Draußen ist schon Reifenquietschen zu hören. Dazu flackert das blaueLicht eines Einsatzwagens. Es ist höchste Zeit zu verschwinden!
DerAngreifer reißt die Balkontür auf und stürmt nach draußen. Paul siehtfasziniert zu, wie sein Konkurrent spinnengleich an der Regenrinnehinuntergleitet. Vielleicht doch kein Anfänger. Dann macht der andere dreigroße Sätze über den Rasen, und schon ist er im Gebüsch verschwunden.
Paultritt ebenfalls nach draußen. Aber von einem spinnengleichen Abgang kann keineRede sein. Er blickt hinunter und schüttelt den Kopf. Er ist Rubin - Deutschlandsmeistgesuchter Juwelendieb. Aber er hat trotzdem Höhenangst!
Vornewird schon das Tor geöffnet. Polizisten schreien herum. Dazu die Nachbarn, dieneugierig in ihre Gärten strömen. Taschenlampen, die in die Dunkelheitleuchten.
Paulgibt sich einen Ruck. Er steigt über das Geländer, greift nach der Regenrinne,rutscht, fällt - und plumpst auf den Rasen. Zum Glück war es nur der ersteStock. Trotzdem schmerzt es ungeheuer. Er rappelt sich hoch und reibt sich fluchendüber den Hintern. Vielleicht sollte er doch umschulen? Auf Webdesigner? Odervielleicht auf Werbekaufmann? Irgendetwas, bei dem er nicht allzu tief fallenkann. Aber so etwas gibt es ja eigentlich gar nicht mehr.
Jetztaber nichts wie weg. Schon rennen die Polizisten ums Haus herum. Pauls Hintern fühlt sichan, als hätte jemand daran Elfmeterschießen geübt. Mit schmerzverzerrtem Gesichthumpelt er zum Gebüsch hinüber und verschmilzt mit den Schatten der Nacht.
©Scherz Verlag
- Autor: Daniel Bielenstein
- 2005, 1, 319 Seiten, Maße: 13 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: FISCHER Scherz
- ISBN-10: 3502110026
- ISBN-13: 9783502110026
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