Mittwinternacht / Ein Merrily-Watkins-Mystery Bd.2
Kriminalroman
Als Merrily vom Bischof zur Beraterin in spirituellen Grenzfällen ernannt wird, ahnt sie nicht, was auf sie zukommt. Schon bald droht Unheil: In Merrilys Kirche wird eingebrochen, eine Leiche treibt im Fluss, Unbekannte schänden eine Kathedrale....
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Produktinformationen zu „Mittwinternacht / Ein Merrily-Watkins-Mystery Bd.2 “
Als Merrily vom Bischof zur Beraterin in spirituellen Grenzfällen ernannt wird, ahnt sie nicht, was auf sie zukommt. Schon bald droht Unheil: In Merrilys Kirche wird eingebrochen, eine Leiche treibt im Fluss, Unbekannte schänden eine Kathedrale. Dann erfährt Merrily von einer Verschwörung.
Klappentext zu „Mittwinternacht / Ein Merrily-Watkins-Mystery Bd.2 “
Und dann war der Teufel los.Als Merrily Watkins vom Bischof zur "Beraterin für spirituelle Grenzfragen" ernannt wird, ahnt sie nicht, was da auf sie zukommt. Hinter dem modern klingenden Titel verbirgt sich ein düsteres Amt: Exorzist. Schon bald droht Unheil: In Merrilys Kirche wird eingebrochen. Eine Leiche treibt im Fluss. Satanisten schänden die Kathedrale von Hereford. Haben die neuen Freunde ihrer Tochter etwas damit zu tun? Dann erfährt Merrily von einer Verschwörung, die die Kirche von England in ihrer Existenz bedroht. Und sie fragt sich, welche Rolle dabei ihr eigener Bischof spielt ...
"Merrily Watkins ist eine äußerst originelle Ermittlerin und Rickman ein exzellenter Schriftsteller." The Times
Lese-Probe zu „Mittwinternacht / Ein Merrily-Watkins-Mystery Bd.2 “
Mittnachtswinter von Phil Rickman
1 Es
Hier spukte es also . . .
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Merrily wusch sich die Hände. Mit einem Mal sah sie auf und hielt reglos inne. Sie war in diesem dämmrigen, schwebenden Moment davon überzeugt, den Abdruck zu sehen. Hinter ihrer linken Schulter erkannte sie in dem gesprungenen, altersfleckigen Spiegel der Damentoilette mit dem rohen Mauerwerk und dem gefliesten Boden einen verschwommenen Umriss an der Wand. Durch das Strukturglas in der Tür sickerte ein trüber ockerfarbener Schimmer von der Petroleumlampe im Gang herein, in dem es aus irgendeinem Grund kein elektrisches Licht gab. Hier hat es gespukt, hatte Huw mit seiner leisen, gleichförmigen Yorkshire-Stimme erklärt – David Hockney auf Tranquilizer. Es. Den Gerüchten zufolge war ‹ es › der Geist eines Priesters namens Griffith, der gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts die bedauernswerten Bergbauernfamilien aus der Gegend mit flammenden Predigten überzogen hatte. Es war aber auch als ‹Der Graue Mönch› bekannt, denn daran erinnerte es am meisten. Und hier ging es also um. Merrily konzentrierte sich auf ihr eigenes blasses Gesicht im Spiegel. Fing so der Wahnsinn an? «Müssen die eigentlich auch manchmal?», hatte der Ex-Armeekaplan Charlie Headland ein paar Minuten zuvor gefragt, als Merrily gerade dachte:Warum gehen sie immer um? Warum rennen sie nicht? Warum suchen sie keinen Ausweg aus diesem stumpfsinnigen Trott ? Der Kursleiter, Huw Owen, ein leicht schlampiger Althippie mit einem abgetragenen Priesterkragen, hatte Charlie Headland wortlos angestarrt. «Nein, im Ernst», beharrte Charlie. «Muss einer von denen auch mal pinkeln, oder haben die so was hinter sich?» «Charles . . .», sagte Huw gedehnt und ohne das kleinste Lächeln. Abends im Pub lachte Huw gern und viel, aber in dem Seminarraum mit den alten, unverputzten Steinmauern blieb er immer vollkommen konzentriert. Er wollte den anderen ein Vorbild sein. Außerhalb all dieser Dinge, sagte Huw, sollte man ein völlig normales, unbelastetes Leben führen, doch wenn es um spirituelle Grenzfragen ging, galt es, höchst aufmerksam und kritisch zu bleiben und bei etwas so Harmlosem wie einem Abdruck nicht überzureagieren. Die Sache mit dem Grauen Mönch war überhaupt nur aufgekommen, weil Huw ein Beispiel gebraucht hatte, an dem er zeigen konnte, was er mit Abdruck meinte. Im Unterschied zu Besuchern, üblicherweise Eltern oder enge Freunde, die meist nur ein einziges Mal an ihrem Todestag erschienen, um zu sagen: Es ist alles in Ordnung. Oder zu Entladungen – freien Energieströmen, die Teller und Tischlampen wandern ließen und für gewöhnlich, wenn auch manchmal unzutreffend, Poltergeister genannt wurden. Als dieser Raum noch eine Nonkonformistenkapelle war, hatte Huw ihnen erzählt, war die derzeitige Damentoilette als eine Art Sakristei genutzt worden. Und dort hatte sich Griffith, der Priester – der sich offenkundig in hoffnungsloser Begierde nach einer verheirateten Frau in Sennybridge verzehrte –, eines Abends schwer betrunken und war in der Morgendämmerung bleich und nackt auf dem Hügel gesehen und später in der nach Brandy stinkenden Sakristei gefunden worden, wo er mit einem Schädelbruch auf dem Fliesenboden gelegen hatte. Klar – solche Sachen passierten eben in abgelegenen Gemeinden. Merrily zog ein Papierhandtuch aus dem Spender und trocknete sich die Hände ab. Sie widerstand der Versuchung, unvermittelt herumzuwirbeln, um den nackten, verwirrten Griffith dabei zu erwischen, wie er sich aus dem feuchten Abdruck an der Wand her ausschälte. Sie würde sich verdammt nochmal nicht fürchten. Sie würde alles mit etwas Abstand beurteilen. Abdrücke waren ausnahmslos harmlos. Sie tauchten auf, verschwanden, mischten sich manchmal in die Atmosphäre, doch niemals belästigten sie jemanden. Sie nahmen Menschen genau genommen nicht einmal wahr, sie hatten nämlich keine Gefühle, kein Bewusstsein. Ihre Erscheinungsform änderte sich nur sehr selten. Sie tauchten auf wie ein geschnitzter Kuckuck aus der Uhr, bloß lautlos. Und, nein, sie mussten offenbar niemals pinkeln. Wenn ein Abdruck jemanden ansprach, dann war es vermutlich keiner, sondern ein Besucher oder, noch schlimmer, ein Ruheloser – und dann musste man sich genau überlegen, was man zu tun hatte. «Und woher wissen wir überhaupt, welcher was ist?», hatte der große, glatzköpfige Charlie Headland an dieser Stelle gefragt. Charlie war ein schlichtes, aber ziemlich kämpferisches Gemüt – Auf in den Kampf, ihr Söldner Christi! – und liebte Auseinandersetzungen. «Es gibt Tests», erklärte Huw. «Nach einer Weile glauben Sie wahrscheinlich, dass Sie die nicht mehr brauchen. Sie denken, Sie wüssten, was zu tun ist – so ungefähr: Klarer Fall, das kenne ich schon. Sie glauben, Sie hätten ein gewisses Gespür dafür entwickelt. Aber dieser Versuchung dürfen Sie nicht erliegen, weil . . .» «Meinen Sie damit übersinnliche Fähigkeiten, Huw?», unterbrach Clive Wells. Clive war ein Vertreter des Geldadels und der High Church, deshalb betrachtete er Huw mit seiner abgetragenen blauen Leinenjacke, seinem wilden grauen Haarschopf und seinen ewigen Bartstoppeln mit tiefer Skepsis. «Übersinnliche Fähigkeiten – meinen Sie das mit Gespür?» «Neii-iin.» Huw starrte auf die Löcher in seinen Turnschuhen. «Ehrlich gesagt, neige ich dazu, Leuten zu misstrauen, die ständig über ihre derartigen Fähigkeiten reden. Sie fangen nämlich an, sich auf das zu verlassen, was sie als ihre eigenen Fähigkeiten ansehen, und können dadurch – genauso wie jeder andere, der sich auf ihr Urteil verlässt – fehlgeleitet werden. Ich wollte sagen, dass es meiner Meinung nach gefährlich ist, sich zu sehr auf sein vermeintliches Gespür zu verlassen. Das Gefühl der gesteigerten Wahrnehmungsfähigkeit kann selbst eine Täuschung sein. Wir müssen uns immer ganz eng an ein eingeführtes Verfahren halten. Wir müssen Disziplin wahren, Clive; das ist eine der großen Stärken der Kirche.» Charlie, der Ex-Armeekaplan, nickte heftig, er war sehr für Disziplin und eingeführte Verfahren. «Stellen Sie immer Ihre Vernunft über Ihre Intuition», sagte Huw. «Hüten Sie sich vor Eingebungen.» «Schließt das göttliche Eingebungen mit ein?», wollte Clive wissen. Huw warf ihm einen kummervollen Blick zu. «Woher wissen Sie denn, ob sie göttlich ist?» Clive erstarrte. «Weil ich Geistlicher bin. Weil ich meinen Glauben habe.» «Ich rate Ihnen, sich die Sache nicht allzu einfach zu machen», bemerkte Huw kühl. Daraufhin herrschte erst einmal Schweigen. Die Dämmerung kroch durch das schmutzige, rautenförmige Fenster und ließ die Hügel draußen mit den tiefhängenden Wolken verschmelzen. Es war spät im Oktober, und die langen Winternächte standen vor der Tür. Merrily wünschte sich zurück vor das Kaminfeuer ihres Pfarrhauses.
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Autoren-Porträt von Phil Rickman
Rickman, PhilPhil Rickman, geboren in Lancashire, ist ein englischer Autor und Radiomoderator. Zu seinen Werken gehören auch bemerkenswert erfolgreiche Spannungsromane, die er unter dem Pseudonym Will Kingdom verfasst. Seit Ende der neunziger Jahre schreibt er an seiner Krimireihe um Merrily Watkins, die in England seit langem Kult-Status genießt. «Erstklassige Thriller mit dem besonderen Etwas», heißt es im «Guardian», und der «Spectator» urteilt knapp: «Eine der besten Krimiserien überhaupt».
Fell, Karolina
Karolina Fell hat schon viele große Autoren ins Deutsche übertragen, u.a. Jojo Moyes, Bernard Cornwell und Kristin Hannah.
Bibliographische Angaben
- Autor: Phil Rickman
- 2009, 604 Seiten, Maße: 12,4 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Fell, Karolina
- Übersetzer: Karolina Fell
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499249065
- ISBN-13: 9783499249068
- Erscheinungsdatum: 01.12.2009
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