Ein unerhörter Ehemann / Duchess Quartet Bd.1
Roman. Deutsche Erstausgabe
Um einen Skandal zu vermeiden, wurde die junge Gina bereits mit elf Jahren an ihren Cousin Camden Serrard verheiratet. Dieser flüchtete jedoch noch am Tag der Hochzeit außer Landes. Seither sind zwölf Jahre vergangen, und Gina hat sich zu...
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Produktinformationen zu „Ein unerhörter Ehemann / Duchess Quartet Bd.1 “
Um einen Skandal zu vermeiden, wurde die junge Gina bereits mit elf Jahren an ihren Cousin Camden Serrard verheiratet. Dieser flüchtete jedoch noch am Tag der Hochzeit außer Landes. Seither sind zwölf Jahre vergangen, und Gina hat sich zu einer der schönsten und begehrtesten Frauen Londons entwickelt. Als der Marquess Bonnington um ihre Hand anhält, bittet sie ihren Cousin um eine Scheidung. Doch dann begegnen Camden und Gina einander nach Jahren der Trennung wieder und entdecken unerwartete Gefühle füreinander.
"Erfrischend und humorvoll großartig erzählter Regency-Roman."
Publishers Weekly
"Erfrischend und humorvoll großartig erzählter Regency-Roman."
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Klappentext zu „Ein unerhörter Ehemann / Duchess Quartet Bd.1 “
Um einen Skandal zu vermeiden, wurde die junge Gina bereits mit elf Jahren an ihren Cousin Camden Serrard verheiratet. Dieser flüchtete jedoch noch am Tag der Hochzeit außer Landes. Seither sind zwölf Jahre vergangen, und Gina hat sich zu einer der schönsten und begehrtesten Frauen Londons entwickelt. Als der Marquess Bonnington um ihre Hand anhält, bittet sie ihren Cousin um eine Scheidung. Doch dann begegnen Camden und Gina einander nach Jahren der Trennung wieder und entdecken unerwartete Gefühle füreinander.
Lese-Probe zu „Ein unerhörter Ehemann / Duchess Quartet Bd.1 “
Ein unerhörter Ehemann von Eloisa James1
Eine kurze Unterhaltung im Schlafzimmer der Herzogin von Girton
Hausgesellschaft bei Lady Troubridge East Cliff
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»Nun, wie sieht er aus?«
Gina antwortete nicht sogleich. »Er hat schwarzes Haar. Daran kann ich mich noch erinnern«, erwiderte sie unsicher. Sie saß vor ihrer Frisierkommode und hielt ein Haarband in der Hand, in das sie einen kleinen Knoten nach dem anderen knüpfte. Ambrogina, die Herzogin von Girton, war selten so zappelig wie in diesem Moment. Eine Herzogin bewahrt stets Haltung, pflegte eine ihrer Gouvernanten immer zu sagen. Im Augenblick jedoch stand Gina kurz davor, in Panik auszubrechen. Das konnte selbst Herzoginnen passieren, unter gewissen Umständen.
Esme Rawlings brach in Gelächter aus. »Du weißt nicht einmal, wie dein eigener Ehemann aussieht?«
Gina bedachte sie mit einem finsteren Blick. »Du hast gut lachen. Dein Ehemann kehrt ja nicht vom Kontinent zurück und findet dich in einer prekären Lage vor. Ich will, dass Cam unsere Ehe annullieren lässt, damit ich Sebastian heiraten kann. Aber wenn er diese schrecklichen Verleumdungen im Tatler liest, wird er mich für ein liederliches Weibsbild halten.«
»Nicht, wenn er dich kennt«, gluckste Esme.
»Das ist es ja gerade! Er kennt mich eben nicht. Was ist, wenn er dem Gerede über Mr Wapping Glauben schenkt?«
»Wirf deinen Privatlehrer hinaus, und die ganze Sache ist in einer Woche vergessen.«
»Ich werde den armen Mr Wapping nicht hinauswerfen. Er ist den weiten Weg von Griechenland gekommen, um mein Lehrer zu sein. Wo soll er denn hin? Abgesehen davon hat er nichts Falsches getan, und ich auch nicht. Warum also sollte ich mich so verhalten, als hätte ich einen Fehler begangen?«
»Jedenfalls war es nicht besonders klug, sich von Willoughby Broke und seiner Frau um zwei Uhr morgens gemeinsam mit Mr Wapping sehen zu lassen.«
»Du weißt ganz genau, dass wir lediglich den Meteorschauer betrachtet haben. Auf jeden Fall hast du mir noch keine Antwort gegeben. Was ist, wenn ich meinen eigenen Mann nicht wiedererkenne?« Gina drehte sich auf dem Stuhl um und sah Esme an. »Das wird der demütigendste Augenblick meines Lebens!«
»Um Himmels willen, du klingst ja wie eine Schmierenkomödiantin in einem Trauerstück. Der Butler wird ihn doch ankündigen, nicht wahr? Somit gewinnst du Zeit, um dich zu sammeln. Oh, mein teuerster Gemahl,« sprach Esme mit verstellter Stimme und warf Gina einen schmachtenden Willkommensblick zu. »Wie unerträglich, dass du so lange fort warst!« Träge fächelte sie sich dabei Luft zu.
Gina schnitt ihr eine Grimasse. »Ich nehme an, dass du diesen Satz häufig benutzt?«
»Natürlich. Miles und ich sind immer sehr höflich zueinander, wenn wir uns sehen. Was zum Glück nicht oft der Fall ist.«
Gina legte das Haarband, das nun nicht weniger als fünfzig Knoten aufwies, auf ihre Frisierkommode. »Schau dir nur an, wie meine Hände zittern. Ich kenne niemanden, dem je eine so furchtbare Begegnung bevorstand.«
»Du übertreibst. Überleg doch mal, wie sich die arme Caroline Pratt gefühlt haben muss, als sie ihrem Gemahl gestand, dass sie schwanger war. Dabei hatte er doch während des vorangegangenen Jahres in den Niederlanden geweilt!«
»Das muss wirklich schwer gewesen sein.«
»Obschon sie ihm eigentlich einen Gefallen erwiesen hat. Was in Gottes Namen wäre nur aus dem Besitz geworden, wenn sie keinen Erben geboren hätte? Immerhin waren sie bereits zehn Jahre verheiratet. Pratt hätte sich im Grunde bei ihr bedanken müssen, obwohl er das ganz gewiss nicht getan hat. Männer sind solche Rüpel!«
»In meinem Fall ist allein die Begegnung mit Cam schon ungeheuer schwierig«, sagte Gina. »Ich kenne ihn doch überhaupt nicht.«
»Ich dachte immer, ihr hättet eure Kindheit miteinander verbracht.«
»Es ist aber etwas ganz anderes, ihm als Erwachsenem wiederzubegegnen. Als wir heirateten, war er noch ein Junge.«
»Es gibt viele Frauen, die sich glücklich schätzen würden, wenn ihre Männer auf den Kontinent gingen«, meinte Esme.
»Cam ist nicht wirklich mein Ehemann. Gütiger Himmel, von Kind an wurde mir beigebracht, dass er mein Cousin ersten Grades ist - bis zu dem Tag, als man uns miteinander verheiratete.«
»Ich wüsste nicht, was das an der Sachlage ändern sollte. Leider gibt es sehr viele Vettern und Cousinen ersten Grades, die miteinander verheiratet sind. Außerdem seid ihr in Wahrheit gar nicht so eng miteinander verwandt, da deine Mutter dich ja nicht geboren, sondern lediglich großgezogen hat.«
»Ganz genauso, wie mein Ehemann auch nicht wirklich mein Ehemann ist«, ergänzte Gina prompt. »Fünfzehn Minuten nachdem Cams Vater ihn dazu gezwungen hatte, mir das Jawort zu geben, ist er aus dem Fenster geflüchtet. Und dann hat er eben zwölf Jahre gebraucht, um zurückzukehren, damit wir unsere Ehe annullieren können.«
»Wenigstens ist mein Mann durch die Tür hinausgegangen und nicht durchs Fenster.«
»Cam konnte man damals wohl kaum als erwachsenen Mann bezeichnen. Wenige Tage zuvor hatte er seinen achtzehnten Geburtstag gefeiert.«
»Nun, jedenfalls siehst du in diesem rosefarbenen Kleid hinreißend aus.« Esme lächelte Gina zu. »Bei der Erinnerung, wie er aus deinem Schlafgemach geflohen ist, wird er weinen.«
»Unsinn. Ich bin nicht schön. Ich bin zu dünn, und meine Haarfarbe ähnelt allzu sehr einer Karotte.« Gina betrachtete sich kritisch im Spiegel. »Ich wünschte, ich hätte deine Augenfarbe, Esme. Meine Augen sehen aus wie Morast.«
»Deine Augen sind nicht morastfarben, sondern grün«, stellte Esme richtig. »Und was deine Behauptung, nicht schön zu sein, angeht ... Schau dich doch nur an! Du ähnelst heute mehr denn je einer Renaissancemadonna: schlank und ernsthaft und ein wenig traurig. Abgesehen natürlich von deinem Haar. Kann es sein, dass du dieses üppige rote Haar von deiner skandalumwitterten französischen maman geerbt hast?«
»Woher soll ich das wissen? Vater hat sich immer geweigert, mir von meiner wahren Mutter zu erzählen.«
»Nein wirklich, ›Madonna‹ ist eine zutreffende Beschreibung für dich«, fuhr Esme mit boshaftem Zwinkern fort. »Du Arme ... noch eine verheiratete Jungfrau!«
In diesem Augenblick klopfte es an der Tür, und Annie, die Zofe der Herzogin, öffnete sie. »Lady Perwinkle bittet darum, Euer Gnaden besuchen zu dürfen.«
»Bitte sie herein«, antwortete Gina.
Carola Perwinkle war eine kleine, dralle Person, deren herzförmiges Gesicht von lustig tanzenden Locken eingerahmt wurde. Als sie sah, dass auch Esme anwesend war, entfuhr ihr ein Aufschrei des Entzückens.
»Meine Lieben! Ich musste einfach kommen, obwohl es schon ein wenig spät ist, aber Lady Troubridge hat mir etwas so Unerhörtes von Ginas Ehemann berichtet ...«
»Es ist wahr«, fiel ihr Gina ins Wort. »Cam kehrt nach England zurück.«
Carola faltete andächtig ihre Hände. »Wie romantisch!«
»Wieso? Ich kann nichts Romantisches an der Tatsache erkennen, dass mein Mann unsere Ehe annullieren lässt.«
»Er kommt den ganzen Weg von Griechenland angereist, nur um dich von den Ehebanden zu befreien, damit du den Mann heiraten kannst, den du liebst? Ich zweifle nicht im Geringsten, dass sein Herz insgeheim bei dem bloßen Gedanken daran zerbrochen ist.«
Esme schaute ein wenig angewidert drein. »Manchmal weiß ich nicht, warum ich mit dir befreundet bin, Carola. Meiner Meinung nach ist Ginas Gemahl vermutlich froh, seine Frau loszuwerden. Unsere Ehemänner würden sich doch mit Freuden auf diese Möglichkeit stürzen, wenn sie ihnen offenstünde, meinst du nicht? Warum sollte Ginas Mann in dieser Hinsicht anders sein?«
»Ich ziehe es vor, die Dinge ein wenig anders zu betrachten«, entgegnete Carola und reckte ihre kleine Nase in die Höhe. »Mein Gemahl und ich mögen nicht immer einer Meinung sein, aber es würde ihm nie in den Sinn kommen, unsere Ehe annullieren zu lassen.«
»Nun, meinem schon«, bekannte Esme schlicht. »Er ist nur zu gutmütig, um es auszusprechen. Nachdem wir uns zum ersten Mal getrennt hatten, versuchte ich, ihn so wütend zu machen, dass er die Scheidung einreicht, aber vergebens: Er ist eben ein Gentleman. Wenn jedoch die entfernteste Möglichkeit einer Annullierung bestünde, so würde er diese Gelegenheit gewiss beim Schopfe packen.«
»Du bist wirklich eine Närrin«, sagte Gina und schaute ihre Freundin liebevoll an. »Du hast deinen guten Ruf zerstört, nur um Miles' Aufmerksamkeit zu erregen?«
Esme grinste reumütig. »So ungefähr. Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum du mit mir befreundet bist, du tugendhafte Herzogin.«
»Weil ich heiraten will. Wen sollte ich diesbezüglich um Rat fragen, wenn nicht dich?« Gina zwinkerte schelmisch.
»Da fragst du wirklich besser Esme als mich«, gestand Carola mit einem verlegenen Kichern. »Mein Mann und ich sind nach einem Monat Ehe getrennte Wege gegangen, wohingegen es bei Esme erst nach einem ganzen Jahr so weit war.«
»In Wahrheit bist du die Einzige, die uns Ratschläge erteilen könnte, Gina«, sagte Esme. »Carola und ich haben uns unserer Gatten entledigt und seitdem eine Menge Zeit damit verbracht, Skandale zu inszenieren. Du dagegen hast dich stets wie das Musterbeispiel einer verheirateten Herzogin verhalten.«
»Das klingt ja, als wäre ich eine tödlich langweilige Person!«, protestierte Gina.
»Nun, im Vergleich zu unserem schlechten Ruf ... «
»Sprich bitte nur für dich«, wandte Carola ein. »Mein Ruf mag getrübt sein, aber schlecht ist er noch nicht.«
»Schon gut, der meine ist so verdorben, dass es für uns alle reicht«, sagte Esme leichthin.
Carola war bereits an der Tür. »Ich sollte mich besser umziehen, wenn ich heute Abend nicht wie eine alte Hexe aussehen will.« Sie schlüpfte hinaus.
Esme sprang von ihrem Stuhl auf. »Ich sollte mich auch beeilen. Jeannie will mein Haar à la grecque frisieren, und ich möchte lieber nicht zu spät kommen. Bernie könnte sonst daran verzweifeln, auf meine Ankunft zu warten.«
»Bernie Burdett? Habe ich dich nicht sagen hören, dass er ein schrecklicher Langweiler sei?«, fragte Gina.
Esme lächelte spitzbübisch. »Es sind nicht seine Geisteskräfte, an denen ich interessiert bin, Liebes.«
»Du erinnerst dich noch an Lady Troubridges Ankündigung, dass dein Mann heute zurückkommt?«
Esmes Antwort bestand in einem Achselzucken. »Natürlich wird Miles da sein. Schließlich ist Lady Randolph Childe eingeladen, nicht wahr?«
Gina biss sich auf die Lippe. »Das ist doch nur ein Gerücht. Vielleicht möchte er dich sehen.«
Esmes Augen waren von einem leuchtenden Blau. Viele junge Männer hatten sie mit Saphiren verglichen, und oft genug waren sie auch so glänzend und hart wie die kostbaren Steine. Doch als sie nun ihren Blick auf Gina richtete, lag ein weicher Ausdruck darin. »Du bist wahrlich ein lieber Mensch, Gina.« Sie beugte sich herab und küsste die Freundin auf die Wange. »Ich muss nun gehen und mich in eine Femme fatale verwandeln lassen. Es wäre doch grässlich unpassend, wenn Lady Childe besser aussehen würde als ich.«
»Das ist nicht möglich«, verkündete Gina aus tiefster Überzeugung. »Du willst nur Komplimente von mir hören.«
Esmes seidige Locken, ihr aufreizender Mund und die köstlichen Kurven hatten seit ihrer ersten Ballsaison den Vergleich mit Londons schönsten Kurtisanen herausgefordert. Und dem allgemeinen Urteil zufolge ließ die junge Esme jegliche Konkurrenz weit hinter sich.
»Warst du etwa nicht auf Komplimente aus, als du dich über deine morastfarbenen Augen beschwert hast?«
Gina tat die Frage der Freundin mit einer Handbewegung ab.
»Das ist nicht dasselbe. Jeder Gentleman meines Bekanntenkreises würde auf Knien rutschen, um in dein Schlafzimmer zu gelangen. Wohingegen ich nur als prüde, dürre Herzogin gelte.«
Esme schnaubte verächtlich. »Du bist ja verrückt! Versuche nur einmal, Sebastian davon zu überzeugen, dass du unattraktiv bist! Er wird sich sogleich sehr eloquent über deine Alabasterstirn und Ähnliches auslassen ... Doch ich muss mich beeilen.« Sie warf Gina eine Kusshand zu und verließ raschen Schrittes das Zimmer.
Gina stieß einen tiefen Seufzer aus. Das war das Zeichen für ihre Zofe, eine Haarbürste zur Hand zu nehmen und ihre Herrin zu frisieren, wobei sie wie ein Wasserfall auf sie einredete. »Es ist einfach eine Schande, sage ich. Da ist Lady Rawlings, eine der schönsten Frauen von ganz London, und ihr Mann gibt sich gar keine Mühe, seine Affäre mit Lady Childe zu verheimlichen. Eine Schande ist das.«
Gina nickte stumm.
»Haben Sie schon gehört, dass ihr Mann um ein Zimmer gebeten hat, das neben dem von Lady Childe liegt?«, fuhr Annie fort.
Gina schaute ihre Zofe im Spiegel erschrocken an. »Tatsächlich?«
»Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Eher im Gegenteil. Weil ich doch jetzt zur höheren Dienerschaft gehöre, nimmt Mrs Massey vor mir kein Blatt mehr vor den Mund. Die vielen Scherereien, die sie und Lady Troubridge mit dieser Hausgesellschaft haben, diese ganzen Zimmertauschs ... Sie würden es nicht glauben!«
»Meine Güte«, sagte Gina matt. Zum Glück würden sie und Sebastian nicht diese Art Paar sein, wenn sie erst einmal verheiratet waren. Arme Esme!
...
© 2012 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
»Nun, wie sieht er aus?«
Gina antwortete nicht sogleich. »Er hat schwarzes Haar. Daran kann ich mich noch erinnern«, erwiderte sie unsicher. Sie saß vor ihrer Frisierkommode und hielt ein Haarband in der Hand, in das sie einen kleinen Knoten nach dem anderen knüpfte. Ambrogina, die Herzogin von Girton, war selten so zappelig wie in diesem Moment. Eine Herzogin bewahrt stets Haltung, pflegte eine ihrer Gouvernanten immer zu sagen. Im Augenblick jedoch stand Gina kurz davor, in Panik auszubrechen. Das konnte selbst Herzoginnen passieren, unter gewissen Umständen.
Esme Rawlings brach in Gelächter aus. »Du weißt nicht einmal, wie dein eigener Ehemann aussieht?«
Gina bedachte sie mit einem finsteren Blick. »Du hast gut lachen. Dein Ehemann kehrt ja nicht vom Kontinent zurück und findet dich in einer prekären Lage vor. Ich will, dass Cam unsere Ehe annullieren lässt, damit ich Sebastian heiraten kann. Aber wenn er diese schrecklichen Verleumdungen im Tatler liest, wird er mich für ein liederliches Weibsbild halten.«
»Nicht, wenn er dich kennt«, gluckste Esme.
»Das ist es ja gerade! Er kennt mich eben nicht. Was ist, wenn er dem Gerede über Mr Wapping Glauben schenkt?«
»Wirf deinen Privatlehrer hinaus, und die ganze Sache ist in einer Woche vergessen.«
»Ich werde den armen Mr Wapping nicht hinauswerfen. Er ist den weiten Weg von Griechenland gekommen, um mein Lehrer zu sein. Wo soll er denn hin? Abgesehen davon hat er nichts Falsches getan, und ich auch nicht. Warum also sollte ich mich so verhalten, als hätte ich einen Fehler begangen?«
»Jedenfalls war es nicht besonders klug, sich von Willoughby Broke und seiner Frau um zwei Uhr morgens gemeinsam mit Mr Wapping sehen zu lassen.«
»Du weißt ganz genau, dass wir lediglich den Meteorschauer betrachtet haben. Auf jeden Fall hast du mir noch keine Antwort gegeben. Was ist, wenn ich meinen eigenen Mann nicht wiedererkenne?« Gina drehte sich auf dem Stuhl um und sah Esme an. »Das wird der demütigendste Augenblick meines Lebens!«
»Um Himmels willen, du klingst ja wie eine Schmierenkomödiantin in einem Trauerstück. Der Butler wird ihn doch ankündigen, nicht wahr? Somit gewinnst du Zeit, um dich zu sammeln. Oh, mein teuerster Gemahl,« sprach Esme mit verstellter Stimme und warf Gina einen schmachtenden Willkommensblick zu. »Wie unerträglich, dass du so lange fort warst!« Träge fächelte sie sich dabei Luft zu.
Gina schnitt ihr eine Grimasse. »Ich nehme an, dass du diesen Satz häufig benutzt?«
»Natürlich. Miles und ich sind immer sehr höflich zueinander, wenn wir uns sehen. Was zum Glück nicht oft der Fall ist.«
Gina legte das Haarband, das nun nicht weniger als fünfzig Knoten aufwies, auf ihre Frisierkommode. »Schau dir nur an, wie meine Hände zittern. Ich kenne niemanden, dem je eine so furchtbare Begegnung bevorstand.«
»Du übertreibst. Überleg doch mal, wie sich die arme Caroline Pratt gefühlt haben muss, als sie ihrem Gemahl gestand, dass sie schwanger war. Dabei hatte er doch während des vorangegangenen Jahres in den Niederlanden geweilt!«
»Das muss wirklich schwer gewesen sein.«
»Obschon sie ihm eigentlich einen Gefallen erwiesen hat. Was in Gottes Namen wäre nur aus dem Besitz geworden, wenn sie keinen Erben geboren hätte? Immerhin waren sie bereits zehn Jahre verheiratet. Pratt hätte sich im Grunde bei ihr bedanken müssen, obwohl er das ganz gewiss nicht getan hat. Männer sind solche Rüpel!«
»In meinem Fall ist allein die Begegnung mit Cam schon ungeheuer schwierig«, sagte Gina. »Ich kenne ihn doch überhaupt nicht.«
»Ich dachte immer, ihr hättet eure Kindheit miteinander verbracht.«
»Es ist aber etwas ganz anderes, ihm als Erwachsenem wiederzubegegnen. Als wir heirateten, war er noch ein Junge.«
»Es gibt viele Frauen, die sich glücklich schätzen würden, wenn ihre Männer auf den Kontinent gingen«, meinte Esme.
»Cam ist nicht wirklich mein Ehemann. Gütiger Himmel, von Kind an wurde mir beigebracht, dass er mein Cousin ersten Grades ist - bis zu dem Tag, als man uns miteinander verheiratete.«
»Ich wüsste nicht, was das an der Sachlage ändern sollte. Leider gibt es sehr viele Vettern und Cousinen ersten Grades, die miteinander verheiratet sind. Außerdem seid ihr in Wahrheit gar nicht so eng miteinander verwandt, da deine Mutter dich ja nicht geboren, sondern lediglich großgezogen hat.«
»Ganz genauso, wie mein Ehemann auch nicht wirklich mein Ehemann ist«, ergänzte Gina prompt. »Fünfzehn Minuten nachdem Cams Vater ihn dazu gezwungen hatte, mir das Jawort zu geben, ist er aus dem Fenster geflüchtet. Und dann hat er eben zwölf Jahre gebraucht, um zurückzukehren, damit wir unsere Ehe annullieren können.«
»Wenigstens ist mein Mann durch die Tür hinausgegangen und nicht durchs Fenster.«
»Cam konnte man damals wohl kaum als erwachsenen Mann bezeichnen. Wenige Tage zuvor hatte er seinen achtzehnten Geburtstag gefeiert.«
»Nun, jedenfalls siehst du in diesem rosefarbenen Kleid hinreißend aus.« Esme lächelte Gina zu. »Bei der Erinnerung, wie er aus deinem Schlafgemach geflohen ist, wird er weinen.«
»Unsinn. Ich bin nicht schön. Ich bin zu dünn, und meine Haarfarbe ähnelt allzu sehr einer Karotte.« Gina betrachtete sich kritisch im Spiegel. »Ich wünschte, ich hätte deine Augenfarbe, Esme. Meine Augen sehen aus wie Morast.«
»Deine Augen sind nicht morastfarben, sondern grün«, stellte Esme richtig. »Und was deine Behauptung, nicht schön zu sein, angeht ... Schau dich doch nur an! Du ähnelst heute mehr denn je einer Renaissancemadonna: schlank und ernsthaft und ein wenig traurig. Abgesehen natürlich von deinem Haar. Kann es sein, dass du dieses üppige rote Haar von deiner skandalumwitterten französischen maman geerbt hast?«
»Woher soll ich das wissen? Vater hat sich immer geweigert, mir von meiner wahren Mutter zu erzählen.«
»Nein wirklich, ›Madonna‹ ist eine zutreffende Beschreibung für dich«, fuhr Esme mit boshaftem Zwinkern fort. »Du Arme ... noch eine verheiratete Jungfrau!«
In diesem Augenblick klopfte es an der Tür, und Annie, die Zofe der Herzogin, öffnete sie. »Lady Perwinkle bittet darum, Euer Gnaden besuchen zu dürfen.«
»Bitte sie herein«, antwortete Gina.
Carola Perwinkle war eine kleine, dralle Person, deren herzförmiges Gesicht von lustig tanzenden Locken eingerahmt wurde. Als sie sah, dass auch Esme anwesend war, entfuhr ihr ein Aufschrei des Entzückens.
»Meine Lieben! Ich musste einfach kommen, obwohl es schon ein wenig spät ist, aber Lady Troubridge hat mir etwas so Unerhörtes von Ginas Ehemann berichtet ...«
»Es ist wahr«, fiel ihr Gina ins Wort. »Cam kehrt nach England zurück.«
Carola faltete andächtig ihre Hände. »Wie romantisch!«
»Wieso? Ich kann nichts Romantisches an der Tatsache erkennen, dass mein Mann unsere Ehe annullieren lässt.«
»Er kommt den ganzen Weg von Griechenland angereist, nur um dich von den Ehebanden zu befreien, damit du den Mann heiraten kannst, den du liebst? Ich zweifle nicht im Geringsten, dass sein Herz insgeheim bei dem bloßen Gedanken daran zerbrochen ist.«
Esme schaute ein wenig angewidert drein. »Manchmal weiß ich nicht, warum ich mit dir befreundet bin, Carola. Meiner Meinung nach ist Ginas Gemahl vermutlich froh, seine Frau loszuwerden. Unsere Ehemänner würden sich doch mit Freuden auf diese Möglichkeit stürzen, wenn sie ihnen offenstünde, meinst du nicht? Warum sollte Ginas Mann in dieser Hinsicht anders sein?«
»Ich ziehe es vor, die Dinge ein wenig anders zu betrachten«, entgegnete Carola und reckte ihre kleine Nase in die Höhe. »Mein Gemahl und ich mögen nicht immer einer Meinung sein, aber es würde ihm nie in den Sinn kommen, unsere Ehe annullieren zu lassen.«
»Nun, meinem schon«, bekannte Esme schlicht. »Er ist nur zu gutmütig, um es auszusprechen. Nachdem wir uns zum ersten Mal getrennt hatten, versuchte ich, ihn so wütend zu machen, dass er die Scheidung einreicht, aber vergebens: Er ist eben ein Gentleman. Wenn jedoch die entfernteste Möglichkeit einer Annullierung bestünde, so würde er diese Gelegenheit gewiss beim Schopfe packen.«
»Du bist wirklich eine Närrin«, sagte Gina und schaute ihre Freundin liebevoll an. »Du hast deinen guten Ruf zerstört, nur um Miles' Aufmerksamkeit zu erregen?«
Esme grinste reumütig. »So ungefähr. Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum du mit mir befreundet bist, du tugendhafte Herzogin.«
»Weil ich heiraten will. Wen sollte ich diesbezüglich um Rat fragen, wenn nicht dich?« Gina zwinkerte schelmisch.
»Da fragst du wirklich besser Esme als mich«, gestand Carola mit einem verlegenen Kichern. »Mein Mann und ich sind nach einem Monat Ehe getrennte Wege gegangen, wohingegen es bei Esme erst nach einem ganzen Jahr so weit war.«
»In Wahrheit bist du die Einzige, die uns Ratschläge erteilen könnte, Gina«, sagte Esme. »Carola und ich haben uns unserer Gatten entledigt und seitdem eine Menge Zeit damit verbracht, Skandale zu inszenieren. Du dagegen hast dich stets wie das Musterbeispiel einer verheirateten Herzogin verhalten.«
»Das klingt ja, als wäre ich eine tödlich langweilige Person!«, protestierte Gina.
»Nun, im Vergleich zu unserem schlechten Ruf ... «
»Sprich bitte nur für dich«, wandte Carola ein. »Mein Ruf mag getrübt sein, aber schlecht ist er noch nicht.«
»Schon gut, der meine ist so verdorben, dass es für uns alle reicht«, sagte Esme leichthin.
Carola war bereits an der Tür. »Ich sollte mich besser umziehen, wenn ich heute Abend nicht wie eine alte Hexe aussehen will.« Sie schlüpfte hinaus.
Esme sprang von ihrem Stuhl auf. »Ich sollte mich auch beeilen. Jeannie will mein Haar à la grecque frisieren, und ich möchte lieber nicht zu spät kommen. Bernie könnte sonst daran verzweifeln, auf meine Ankunft zu warten.«
»Bernie Burdett? Habe ich dich nicht sagen hören, dass er ein schrecklicher Langweiler sei?«, fragte Gina.
Esme lächelte spitzbübisch. »Es sind nicht seine Geisteskräfte, an denen ich interessiert bin, Liebes.«
»Du erinnerst dich noch an Lady Troubridges Ankündigung, dass dein Mann heute zurückkommt?«
Esmes Antwort bestand in einem Achselzucken. »Natürlich wird Miles da sein. Schließlich ist Lady Randolph Childe eingeladen, nicht wahr?«
Gina biss sich auf die Lippe. »Das ist doch nur ein Gerücht. Vielleicht möchte er dich sehen.«
Esmes Augen waren von einem leuchtenden Blau. Viele junge Männer hatten sie mit Saphiren verglichen, und oft genug waren sie auch so glänzend und hart wie die kostbaren Steine. Doch als sie nun ihren Blick auf Gina richtete, lag ein weicher Ausdruck darin. »Du bist wahrlich ein lieber Mensch, Gina.« Sie beugte sich herab und küsste die Freundin auf die Wange. »Ich muss nun gehen und mich in eine Femme fatale verwandeln lassen. Es wäre doch grässlich unpassend, wenn Lady Childe besser aussehen würde als ich.«
»Das ist nicht möglich«, verkündete Gina aus tiefster Überzeugung. »Du willst nur Komplimente von mir hören.«
Esmes seidige Locken, ihr aufreizender Mund und die köstlichen Kurven hatten seit ihrer ersten Ballsaison den Vergleich mit Londons schönsten Kurtisanen herausgefordert. Und dem allgemeinen Urteil zufolge ließ die junge Esme jegliche Konkurrenz weit hinter sich.
»Warst du etwa nicht auf Komplimente aus, als du dich über deine morastfarbenen Augen beschwert hast?«
Gina tat die Frage der Freundin mit einer Handbewegung ab.
»Das ist nicht dasselbe. Jeder Gentleman meines Bekanntenkreises würde auf Knien rutschen, um in dein Schlafzimmer zu gelangen. Wohingegen ich nur als prüde, dürre Herzogin gelte.«
Esme schnaubte verächtlich. »Du bist ja verrückt! Versuche nur einmal, Sebastian davon zu überzeugen, dass du unattraktiv bist! Er wird sich sogleich sehr eloquent über deine Alabasterstirn und Ähnliches auslassen ... Doch ich muss mich beeilen.« Sie warf Gina eine Kusshand zu und verließ raschen Schrittes das Zimmer.
Gina stieß einen tiefen Seufzer aus. Das war das Zeichen für ihre Zofe, eine Haarbürste zur Hand zu nehmen und ihre Herrin zu frisieren, wobei sie wie ein Wasserfall auf sie einredete. »Es ist einfach eine Schande, sage ich. Da ist Lady Rawlings, eine der schönsten Frauen von ganz London, und ihr Mann gibt sich gar keine Mühe, seine Affäre mit Lady Childe zu verheimlichen. Eine Schande ist das.«
Gina nickte stumm.
»Haben Sie schon gehört, dass ihr Mann um ein Zimmer gebeten hat, das neben dem von Lady Childe liegt?«, fuhr Annie fort.
Gina schaute ihre Zofe im Spiegel erschrocken an. »Tatsächlich?«
»Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Eher im Gegenteil. Weil ich doch jetzt zur höheren Dienerschaft gehöre, nimmt Mrs Massey vor mir kein Blatt mehr vor den Mund. Die vielen Scherereien, die sie und Lady Troubridge mit dieser Hausgesellschaft haben, diese ganzen Zimmertauschs ... Sie würden es nicht glauben!«
»Meine Güte«, sagte Gina matt. Zum Glück würden sie und Sebastian nicht diese Art Paar sein, wenn sie erst einmal verheiratet waren. Arme Esme!
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Autoren-Porträt von Eloisa James
Eloisa James hat an mehreren renommierten Universitäten studiert und arbeitet als Professorin in New York. Mit ihren historischen Liebesromanen hat sie eine große Fangemeinde gewonnen, und ihre Romane gelangen regelmäßig auf die amerikanische Bestsellerliste.
Bibliographische Angaben
- Autor: Eloisa James
- 2012, 3. Aufl., 464 Seiten, Maße: 12,4 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Först, Barbara
- Übersetzer: Barbara Först
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802586700
- ISBN-13: 9783802586705
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