Ein unheimlicher Auftrag / Felix, Tobi und die Rote Bohne Bd.3

Wenn die Autorin ihrem Kinderkrimi "Träume, viel Mut und ein bisschen Glück schaffen Wunder" als Motto voranstellt, so kann ich dem nur zustimmen! Wobei für die Protagonistin der Geschichte, Fanny, und ihre beiden Freunde Hannah und Anton noch ein wenig mehr nötig ist, um diese Wunder zu vollbringen, nämlich die Vorsehung und - eine ganze Portion Magie!
Wie sonst könnte man die rätselhafte Verbindung erklären, die Ulla Hesseling zwischen Fanny, einem Mädchen unserer Tage, und den Brüdern Felix und Tobi durchscheinen lässt, die in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts lebten, vor dreißig Jahren also, als Kinder noch echte Abenteuer erlebten anstatt virtueller!

Aber von Anfang an, soweit das überhaupt möglich ist, denn "Ein unheimlicher Auftrag" ist bereits der dritte und möglicherweise, zumindest lässt der Schluss darauf schließen, letzte Band einer Buchreihe, die damit beginnt, dass Fanny mit ihren Eltern in die kleine Stadt Grohnheim zieht und ihr die Vorbesitzerin des Hauses eine Bücherkiste überlässt, die, wie sie sagt, für das Mädchen bestimmt ist.
Fanny beginnt also neugierig zu lesen und wird durch die ersten beiden Bücher in einen Strudel aufregender und nicht immer erklärbarer Ereignisse hineingezogen, die direkt zu tun zu haben scheinen mit den jeweiligen Handlungen der beiden Bücher.
In Band 3 öffnet das Mädchen voller Spannung, jedoch mit gemischten Gefühlen, das dritte Buch aus der Kiste - und ist flugs mittendrin in einer fesselnden Geschichte, in der die Brüder Felix und Tobi sowie ihre Freundin Johanna, genannt die Rote Bohne, was ihrem feuerroten Haar und bohnenstangenähnlichem Wuchs geschuldet ist, versuchen, rätselhafte Autodiebstähle in ihrem Heimatort aufzuklären, der heute auch der von Fanny ist, wobei sie nicht nur einmal in brandgefährliche Situationen geraten. Während Fanny das Buch mit wachsender Aufregung und gleichzeitig einem nagenden Gefühl des Unwirklichen liest, denn es geschieht Unerklärliches, das eine Verbindung haben muss zu den Jungen von vor dreißig Jahren, die lebende Vorbilder haben, denn sie wohnten mit ihren Eltern in Fannys unmittelbarer Nachbarschaft, wird ihr immer klarer, was sie bereits in den ersten beiden "Buch-im Buch"-Bänden ahnte - dass die Bücher nicht zufällig ihren Weg zu ihr gefunden haben, sondern dass damit ein Auftrag verknüpft ist, den, wie der Klappentext ganz richtig sagt, "nur sie erfüllen kann", und den sie nach langem Rätselraten und immer drängender werdenden Albträumen schließlich deutlich erkennt.
Und so begibt sie sich überstürzt mit Freundin Hannah auf eine wundersame Reise, auf der sie Überraschendes ans Tageslicht bringt - und damit ihren Auftrag erfüllt!

Die Autorin hat mit "Ein unheimlicher Auftrag" ein wahrhaft außergewöhnliches Buch geschrieben, das sowohl sprachlich als auch wegen der sehr komplexen und verwinkelten Handlung anspruchsvoll ist und sich schon alleine deshalb deutlich abhebt von der Mehrzahl der Jugendbücher auf dem heutigen Buchmarkt.
Als "altmodisches" Buch möchte ich es beschreiben, im ganz und gar positiven Sinne aber! Es stellt Ansprüche an den jungen Leser, erfordert Konzentration, gibt sich nicht mit einem simplen Plot zufrieden und verzichtet ganz auf Illustrationen jedweder Art, wodurch es den Lesern von heute, duch die elektronischen Medien an viele Bilder und schnelle Bildabfolgen gewöhnt, nicht leicht gemacht wird.
Ein Buch für echte Bücherratten ist der Jugendkrimi, für solche, die sich auch von 367 Seiten nicht abschrecken lassen, ein Buch, das ja eigentlich aus zwei Büchern besteht, was nicht immer einfach zu sortieren ist, ein Buch zum Mitdenken und Kombinieren, eines, das dem jungen Leser etwas zutraut! Und das ihm nebenbei noch einen gewiss interessanten Einblick verschafft in eine Zeit, die noch gar nicht so lange vorbei ist, von der die Kinder von heute aber Welten trennen, die ihren Eltern jedoch sehr vertraut sein dürfte.
So vieles ist dran an der Geschichte, die es hier zu besprechen gilt, zu viel, um mehr als einen kleinen Eindruck zu geben, Einblick zu gewähren. Es lohnt sich, es zur Hand zu nehmen, um in die erstaunliche, manchmal geradezu unglaubliche Geschichte um Felix, Tobi und Rote Bohne auf der einen und Fanny, Hannah und Anton auf der anderen Ebene einzutauchen und sich von ihr gefangennehmen zu lassen!

Inhalt:
Fanny liest den dritten Band aus der geheimnisvollen alten Kiste. Gespannt verfolgt sie, wie Felix, Tobi und die Rote Bohne einem Ring skrupelloser Autodiebe auf die Spur kommen. Gleichzeitig wird ihr mit jeder Seite, die sie liest, immer klarer: Mit den Büchern war von Anfang an ein Auftrag verknüpft, den nur sie erfüllen kann. Gemeinsam mit ihren Freunden Hannah und Anton tritt Fanny eine Reise an, die ihren ganzen Mut erfordert.
Meine Meinung:Das Cover hat mir sofort gut gefallen und mein Interesse geweckt. Auch der Klappentext hat mich neugierig gemacht, weshalb ich das Buch unbedingt lesen musste. Ich wurde nicht enttäuscht und bin sehr froh, es gelesen zu haben. Der Schreibstil ist flüssig, fehlerfrei, spannend und meist sehr bildhaft. Man kann sich alle Orte und Figuren von Anfang an ohne Probleme vorstellen. Alle Charaktere sind sympathisch und man baut schnell eine Beziehung zu ihnen auf. Besonders gefallen hat mir die Gestaltung der Kapitelüberschriften, sie sind einheitlich und mit einem schönen Symbol dargestellt. Ein toller Krimi für Kinder aber auch für ältere Leser und damit verdiente 5 Sterne.