Elfenlicht
Ein Zeitalter lang haben sie die Geschicke der Welt bestimmt, doch nun beginnt das Licht der Elfen zu verblassen. Einzig die Königin Emerelle und ihr Schwertmeister Ollowein stellen sich den übermächtigen Trollen entgegen.
Doch als Emerelle für einen...
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Ein Zeitalter lang haben sie die Geschicke der Welt bestimmt, doch nun beginnt das Licht der Elfen zu verblassen. Einzig die Königin Emerelle und ihr Schwertmeister Ollowein stellen sich den übermächtigen Trollen entgegen.
Doch als Emerelle für einen letzten Sieg einen der goldenen Albenpfade zerstört, tritt etwas in die Elfen-Welt, was sie für immer zu zerstören droht.
Noch einmal kehrt Autor Bernhard Hennen (''Die Elfen'', ''Elfenwinter'') in die märchenhafte Elfenwelt zurück und lüftet ein großes Geheimnis.
''Bernhard Hennens Elfen-Romane gehören zum Besten, was die Fantasy je hervorgebracht hat.''
Wolfgang Hohlbein
"Bernhard Hennen erschafft eine bildgewaltige und fesselnde Welt, in die der Leser vollkommen eintaucht. Ein Fantasy-Großereignis!" -- Bild am Sonntag
Elfenlicht von Bernhard Hennen
LESEPROBE
DIE LETZTEGRENZE
In dieserNacht noch sollten die Trolle kommen, so hieß es. Der Schwertmeister derElfenkönigin beugte sich tief über die Mähne seines Hengstes und trieb ihnunbarmherzig voran. Es waren noch viele Meilen zur Burg.
Nichtshatte die Trolle in ihrem grausamen Wüten aufhalten können, seit sie nachAlbenmark zurückgekehrt waren. Drei blutige Siege hatten diese grobschlächtigenUngeheuer errungen, und Branbart, ihr König, hatte geschworen,Emerelle, die Herrscherin Albenmarks, zu erschlagen undaus ihrem Schädel eine Metschale für seine Festtafel fertigenzu lassen.
Verzweifelthing der Elf seinen Gedanken nach. Alle hatten Emerelleverlassen. Und die Königin hatte gewusst, dass es so kommen würde. DieHerrschaft der Elfen würde in dieser Nacht enden. Doch wenigstens er würde anihrer Seite sein! Dort, wo immer schon sein Platz gewesen war, wenn es galt,mit dem Schwerte für Albenmark einzutreten. Hoffentlich kam er nicht zu spät!
Ollowainblickte auf. Der Weg senkte sich in ein weites Tal und folgte dem silberngesprenkelten Band eines Baches. Düstere Kopfweiden säumten das Ufer; wie großePerlen schimmerten die weißen Knospen auf den pfeilgeraden, jungen Ästen imMondlicht.
Der Mondstand wie ein riesiger Schild aus gehämmertem Silber am Himmel. Sein lichtverlieh der lauen Nacht einen unheimlichen Zauber. Eine leichte Brise strichüber den Hang und trieb dem Elfenritter Blütenblätter ins Gesicht. Er blinzelteund trieb den Hengst weiter an, seinem Ziel entgegen. Inmitten des weiten Talserhob sich die Burg der Königin. Ihre schlanken Türme schienen fast bis zumMond hinaufzureichen, in dessen Schein die weißen Mauern silbern leuchteten.Der dunkle Fels, auf dem die Burg sich erhob, verschwamm mit dem samtigen Blauder Nacht, sodass es schien, als schwebe die Festung in der Finsternis.Jahrhunderte hatte das Volk der Elfen an dieser Burg gebaut. Trotz ihrer Türmeund Mauern hatte niemand geglaubt, dass sie jemals angegriffen würde, und siewar auch nicht errichtet worden, um einem Feind die Herrschaft über dasHerzland abzutrotzen. Sie sollte ein Sinnbild der Vollkommenheit sein.
Obwohl Ollowain die Burg schon hunderte Male gesehen hatte,berührte ihr Anblick ihn stets aufs Neue. Es war ein Gefühl, wie es sonst nurMusik in ihm erwecken konnte, das traurige Lied einer Flöte vielleicht odermelancholisches Harfenspiel. Ein Schmerz, der sich nicht in Worte fassen ließ,süß und durchdringend.
Kein Hornkündete von seiner Ankunft, und die Öllampen, die gewöhnlich den Weg hinauf zumBurgtor in goldenes licht tauchten, waren verloschen. Der hohle Hufklang unterdem Torbogen war der einzige Willkommensgruß, der den Schwertmeister empfing,als er in die Burg einritt. Die Wachen waren verschwunden. Ihre Speere lehnten entlangder Mauer, so als seien die Krieger eben erst gegangen. Auf einem Sims standein Falrach-Tisch.
Die Partie warvor dem Ende abgebrochen worden. Doch ein einziger Blick genügte, um zuerkennen, dass Schwarz auf verlorenem Posten stand. Die Königin war eingekreistin ihrer Burg, ihre Krieger standen auf dem ganzen Spielfeld verstreut.
Ollowaintrieb den Hengst über den weiten Hof und dann den Marmoraufgang hinauf. DerSchwertmeister glaubte förmlich spüren zu können, wie sich das Unheil über derBurg zusammenzog. Er preschte einen Säulengang entlang. Die schweren,eisenbeschlagenen Hufe seines Schlachtrosses ließen Steinchen aus den kostbarenBodenmosaiken splittern. Er musste Emerelle finden.Sie hatte die Burg nicht verlassen, da war er sich ganz sicher. Das schwereBronzetor am Ende des Ganges, das sich sonst stets wie von Geisterhand geöffnethatte, blieb verschlossen. Es war so groß, dass nicht einmal ein Riese seinHaupt hätte neigen müssen, wollte er in die Halle dahinter treten. Feinziselierte Bilder zeigten, wie die Alben den letztgeborenen, den Elfen, ihreWelt anvertrauten, bevor sie für immer verschwanden. Es war eine Mahnung an alle,die den Weg zum Thronsaal beschritten. Jeder sollte sehen, wem es bestimmt war,in Albenmark zu herrschen. Doch die Trolle würden sich einen Dreck darumscheren. Ollowain sprang aus dem Sattel. Ein Stoßgenügte, um einen der Torflügel aufschwingen zu lassen. Er schlug gegen dieWand, und dumpfes Dröhnen wie ein Gongschlag schallte durch die verlasseneBurg.
Der Hengstdes Schwertmeisters wieherte ängstlich. Mit tänzelnden Schritten wich er vorder Schwelle der Halle zurück.
Geisterhafteslicht erfüllte den Bannersaal. Es ließ die fernen Wände vor dem Auge desBetrachters verschwimmen und gab ihm das Gefühl, auf einem offenen Platz und nichtin einer Halle zu stehen.
Von denEmporen, die in kühnem Schwung aus dem licht hervorragten, hingen prächtigeSeidenbanner mit den Wappen der Fürsten Albenmarks: die Nixe Alvemers, der silberne Stern carandamons,die scharlachfarbene Rose auf schwarzem Grund, die Alathaiavon Langollion zu ihrem Feldzeichen erwählt hatte,und all die anderen stolzen Wappen jener, die heute nicht hier waren, um an Emerelles Seite zu stehen.
Mitfliegendem Schritt durchmaß Ollowain den Ban nersaal und stieß dasnächste Bronzetor auf. Die Halle, die vor ihm lag, wurde von einem großenBrunnen beherrscht. Zwischen Wasserfontänen fochten marmorne Kriegerverzweifelt gegen einen Sonnendrachen von Ischemon. Eineder Kriegerinnen in dem Gefecht war Emerelle; damalswar sie noch nicht Königin gewesen. Die Kampfszene zeigte den Augenblick, indem sich Falrach opferte, um den tödlichen Hiebabzufangen, der Emerelle zu zerschmettern drohte.
Wie stetsüberlief Ollowain ein Schaudern, wenn er den Brunnenbetrachtete. So lebensecht waren die Steinbilder, dass man erwartete, der Kampfwerde jeden Augenblick mit lautem Getöse fortgeführt. Wo waren die Helden von einstgeblieben?, fragte er sich bitter. Waren sie alle ins Mondlichtgegangen?
Er hattefast das Tor zum Thronsaal erreicht, als sich das licht in der weiten Hallewandelte. Es wurde blasser, und dann schien ein Zittern durch die Wände zulaufen. Einen Herzschlag lang wurden die Mauern der Halle sichtbar. Das hellePlätschern des Brunnens setzte aus. Der Schwertmeister stieß das letzte Torauf. Der Thronsaal war ein großer, kreisrunder Raum, dessen Wände hinter Kaskadensilbern schimmernden Wassers verborgen blieben. Anstelle einer Decke spanntesich der sternklare Nachthimmel über Ollowain.Gegenüber dem hohen Tor führten sieben Stufen hinauf zum Thron von Albenmark. Dort,neben dem schlichten Holzstuhl, dessen Intarsien aus Marmor und Onyx zweiuntrennbar ineinander verflochtene Schlangen zeigten, stand Emerelle,die Königin der Elfen. Sie war klein und von zierlicher Gestalt, doch strahltesie eine Kraft aus, vor der einst selbst Drachen zurückgeschreckt waren. Siehielt sich gerade, ohne steif zu wirken; das Kinn trotzig vorgereckt, war ihrBlick auf die Mitte des Thronsaals gerichtet. Mit einer knappen Geste bedeutetesie dem Schwertmeister, zum Thron zu kommen.
Der Bodendes Saals war mit einem weitläufigen Mosaik ausgelegt. Das Schmuckmotiv desThrons aufgreifend, zeigte es sieben Schlangen, die sich einander umschlingend bekämpften.Neben Marmor und Onyx hatten hier auch meerdunkle Jade, heller Türkis,purpurroter Porphyr, sonnengelber Bernstein und grausilberner Granit Verwendunggefunden. Obwohl in den Jahrhunderten, die der Palast bestand, ganzeHeerscharen von Gästen und Höflingen über das Mosaik geschritten waren, hattendie Steine nichts von ihrem Glanz verloren. Ja, sie schienen auf geradezumagische Weise von innen heraus zu leuchten und ließen die Schlangen lebendigerscheinen. Helles Vogelzwitschern ließ Ollowainaufblicken. Zwei Nachtigallen stießen einander umkreisend in den weiten Kreisdes Saals hinab und ließen sich auf dem Rand der Silberschüssel nieder, die aufeiner niedrigen Säule neben dem Thron stand. Ausgelassen begannen sie imflachen Wasser zu spielen.
Ein lächelnumspielte die schmalen Lippen der Königin. Sie strich sich eine Strähne ihressanft gewellten, dunkelblonden Haars aus der Stirn und sah Ollowainan. Ihre hellbraunen Augen wirkten traurig. »Ganz gleich, was in dieser Nachtgeschehen wird, auch morgen werden die Nachtigallen noch singen. Vielleicht istunser Volk zu selbstverliebt, zu alt geworden. Vielleicht ist nun unsere Stundegekommen, und wir müssen gehen, so wie vor uns die Alben und die Drachengegangen sind. Doch was immer auch geschieht, nicht einmal die Trolle könnendie Schönheit Albenmarks zerstören. Auch morgen werden die Nachtigallen nochsingen.«
Eineleichte Brise spielte mit dem Haar der Königin und ließ den Stoff ihresschulterfreien Kleides leise rascheln. Der zartblaue, mit Silberfädendurchwirkte Stoff betonte die edle Blässe Emerelles.Ihre milchweiße Haut schien von feinem, silbrigem licht umspielt zu sein, wiedie Mauern ihrer Burg. Sie hatte etwas Ätherisches, Unwirkliches. Allein derdünne Lederriemen um ihren Hals erschien wie ein eigentümlicher Stilbruch. Erwirkte zu plump. An ihm hing ein schlichter Stein mit einem einfachenRitzmuster. Jetzt war dieses Schmuckstück in EmerellesDekolleté verborgen. Der Schwertmeister hatte den Stein nur wenige Male zusehen bekommen. So schlicht er wirkte, war er doch der größte Schatz seinesVolkes. Die Alben hatten jedem ihrer Völker einen solchen Stein geschenkt,bevor sie die Welt verließen. Die Albensteine waren ein quell unvorstellbarer Macht,wenn man sie recht zu nutzen wusste. Es waren Kriege um diese Steine geführtworden.
Etwasbewegte sich unter Ollowains Füßen und schreckte ihnaus seinen Gedanken auf. Gleichzeitig erklang ein leises, schleifendesGeräusch, so als werde Stein auf Stein gerieben. Die Schlangen im Mosaikbegannen sich zu bewegen. Ein flacher, purpurner Kopf erhob sich unmittelbarvor ihm. Aus dem schmalen Maul schnellte eine feuchte Zunge. GeschlitztePupillen musterten ihn kalt. Der Schwertmeister trat einen Schritt zurück und straucheltefast. Alle Leiber waren in Bewegung geraten. Nun schnellte der schwarzeSchlangenkopf empor. Die steinernen Kiefer klappten auf, und die Kreatur stießein durchdringendes Zischen aus. Um sie herum verging das licht.
DasRauschen der Wasserwände erstarb. Die beiden Schlangenhäupter richteten sichimmer höher auf und neigten sich zueinander. Dunkelheit, schimmernd wie ein schwarzerSpiegel, wuchs zwischen ihnen empor. Ollowainvermochte den Blick nicht von dem Spektakel zu wenden. Schon oft war er Zeugegewesen, wie Kundige die Pforten zu den Albenpfaden geöffnet hatten. Doch diesmalwar es anders. Bedrohlicher. Der Schwertmeister gehörte zu den wenigen Elfen,denen sich die Kraft der Magie verschloss. Dennoch spürte er die dunkle Macht,die diesem Zauber innewohnte.
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© HeyneVerlag
Die Elfen von Bernhard Hennen
LESEPROBE
Inmitten der tief verschneiten Lichtung lag der Kadavereines Elchbullen. Das zerschundene Fleisch dampfte noch. Mandred und seinendrei Gefährten war klar, was das bedeutete: Sie mussten den Jäger aufgeschreckthaben. Der Kadaver war mit blutigen Striemen bedeckt, der schwere Schädel desElchs aufgebrochen. Mandred kannte kein Tier, das jagte, um dann nur das Hirnseiner Beute zu fressen. Ein dumpfes Geräusch ließ ihn herumfahren. Inwirbelnden Kaskaden fiel Schnee von den Ästen einer hohen Kiefer am Rand derLichtung. Die Luft war erfüllt mit feinen Eiskristallen. Misstrauisch spähteMandred ins Unterholz. Jetzt war der Wald wieder still. Weit über den Baumwipfelnzog das grüne Feenlicht tanzend über den Himmel. Das war keine Nacht, um indie Wälder zu gehen!
»Bloß ein Ast, der unter der Last des Schnees gebrochen ist«,sagte der blonde Gudleif und klopfte sich den Schnee von seinem schwerenUmhang. »Jetzt schau nicht drein wie ein tollwütiger Hund. Du wirst schon sehen,am Ende folgen wir doch nur einem Rudel Wölfe.«
Sorge hatte sich in die Herzen der vier Männer geschlichen. Jederdachte an die Worte des alten Mannes, der sie vor einer todbringenden Bestieaus den Bergen gewarnt hatte. Waren sie doch mehr als Hirngespinste, gesprochenim Fieberwahn? Mandred war der Jarl von Firnstayn, jenes kleinen Dorfes, das hinterdem Wald am Fjord lag. Es war seine Pflicht, jede Gefahr abzuwenden, die demDorf drohen mochte. Die Worte des Alten waren so eindringlich gewesen, er hatteihnen nachgehen müssen. Und doch ...
In Wintern wie diesem, die früh begannen, die zu viel Kälte brachtenund in denen das grüne Feenlicht am Himmel tanzte, kamen die Albenkinder in dieWelt der Menschen. Mandred wusste das, und seine Gefährten wussten es auch.
Asmund hatte einen Pfeil auf den Bogen gelegt und blinzeltenervös. Der schlaksige, rothaarige Mann machte nie viele Worte. Er war vor zweiJahren nach Firnstayn gekommen. Man erzählte sich, er sei im Süden einberühmter Viehdieb gewesen und König Horsa Starkschild habe ein Kopfgeld auf ihnausgesetzt. Mandred scherte sich nicht darum. Asmund war ein guter Jäger, derviel Fleisch ins Dorf brachte. Das zählte mehr als irgendwelche Gerüchte.
Gudleif und Ragnar kannte Mandred von Kindesbeinen an. Siebeide waren Fischer. Gudleif war ein stämmiger Kerl mit Bärenkräften; stetsgut gelaunt, zählte er viele Freunde, auch wenn er als etwas einfältig galt.Ragnar war klein und dunkelhaarig, er unterschied sich von den großen, meistblonden Bewohnern des Fjordlands. Manchmal wurde er dafür verspottet, undhinter vorgehaltener Hand nannten sie ihn ein Koboldkind. Das war närrischerUnsinn. Ragnar war ein Mann mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Einer, aufden man sich unbedingt verlassen konnte!
Wehmütig dachte Mandred an Freya, seine Frau. Sie saß jetztgewiss an der Feuergrube und lauschte hinaus in die Nacht. Er hatte einSignalhorn mitgenommen. Ein Hornstoß bedeutete Gefahr; blies er hingegenzweimal ins Horn, so wusste jeder im Dorf, dass keine Gefahr hier draußenlauerte und die Jäger sich auf dem Heimweg befanden.
Asmund hatte den Bogen gesenkt und legte warnend einen Fingeran die Lippen. Er hob den Kopf wie ein Jagdhund, der Witterung aufgenommenhatte. Jetzt roch Mandred es auch. Ein seltsamer Geruch zog über die Lichtung.Er erinnerte an den Gestank fauler Eier.
»Vielleicht ist es ja ein Troll«, flüsterte Gudleif. »Esheißt, in harten Wintern kommen sie aus den Bergen herab. Ein Troll könnteeinen Elch mit einem Fausthieb niederstrecken.«
Asmund blickte Gudleif finster an und bedeutete ihm mit einerGeste zu schweigen. Das Holz der Bäume knarrte leise in der Kälte. Mandredbeschlich das Gefühl, beobachtet zu werden. Etwas war hier. Ganz nah.
Plötzlich stob das Geäst eines Haselstrauchs auseinander,und zwei weiße Schemen stürmten mit lautem Flügelschlag über die Lichtunghinweg. Mandred riss unwillkürlich den Speer hoch, dann atmete er erleichtertaus. Es waren nur zwei Schneehühner gewesen!
Aber was hatte sie aufgescheucht? Ragnar zielte mit dem Bogenauf den Haselstrauch. Der Jarl senkte die Waffe. Er spürte, wie sich sein Magenzusammenzog. Lauerte das Ungeheuer dort im Gebüsch? Lautlos verharrten sie.
Eine Ewigkeit schien zu vergehen, doch nichts rührte sich. Dievier hatten einen weiten Halbkreis um das Dickicht gebildet. Die Spannung warkaum mehr zu ertragen. Mandred spürte, wie ihm kalter Schweiß den Rückenhinabrann und sich am Gürtel sammelte. Der Weg zurück zum Dorf war weit. Wennseine Kleidung durchgeschwitzt war und ihn nicht länger gegen die Kälteschützte, wären sie gezwungen, irgendwo ein Lager aufzuschlagen und Feuer zumachen.
Der dicke Gudleif kniete nieder und steckte den Speer in denBoden. Sodann grub er die Hände in den frischen Schnee und formte mit leisemKnirschen einen Ball. Gudleif blickte zu Mandred, und der Jarl nickte. Inweitem Bogen flog der Schneeball ins Gebüsch. Nichts rührte sich.
Mandred atmete erleichtert aus. Ihre Angst hatte die Schattender Nacht lebendig werden lassen. Sie selbst waren es gewesen, die dieSchneehühner aufgescheucht hatten!
Gudleif grinste erleichtert. »Da ist nichts. Das Mistvieh,das den Elch gerissen hat, ist längst über alle Berge.«
»Ein schöner Jagdtrupp sind wir«, spottete nun auch Ragnar. »Demnächstlaufen wir noch vor einem Hasenfurz davon.«
Gudleif stand auf und nahm seinen Speer. »Jetzt spieß ich dieSchatten auf!« Lachend stocherte er im Geäst des Buschwerks herum. (...)
© 2004 dieser Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München
- Autor: Bernhard Hennen
- 2006, 1, 926 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 13,4 x 21 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453522184
- ISBN-13: 9783453522183
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